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2. AeilM M AHmh-MuW Sonnabend, den 23. Januar 1999. 75. Jahrgang Nr. 9. «9099 Mark Eiazags-Nnkosten. Am 9. Februar d. I. treffen König Eduard und Königin Alerandra von England zum ersten gemeinsamen Besuch seit Antritt ihrer Regierung am 22 Januar 1901 in Berlin «in. Für die Empfangsfeierlichkeiten interessiert sich, wie mitgeleilt, unser Kaiser hervorragend, und der Berliner Magistrat hat zur Ausschmückung der Etnzugsstraße vom Brandenburger Tor bis zum Königlichen Schloß von den Stadtverordneten 60000 Mark gefordert. Es sollen jda- für unzählige Banner, Flaggen und Wimpel angebracht und die Straßensluchten mit Papier Blumcn-Guirlanden überspannt werden. Ein lebensfroher Anblick, der vergessen machen kann, bah im letzten Jahre in der Politik leider nicht Immer lebensfrohe Farbenpracht obwaltete. Es ist kein Zweifel, daß die Berliner Stadtväter diese Summe bewilligen werden, aber auch wohl sicher, daß sie nicht ausreichen wird. Die runden Hunderttausend werden wohl mit aller Bequemlichkeit voll werden. Berlin kommt dabei vielleicht auf seine Kosten, denn an einem starken Fremden zuzug wird es an den Tagen des Königsbesuchs nicht fehlen. Hosfentlich kommt aber auch das Deutsche Reich auf seine Kosten. König Eduard war wiederholt in Deutsch land aber nicht in Berlin; die Begegnungen mit seinem kaiserlichen Neffen erfolgten meist im Taunus oder in Kiel, während Kaiser Wilhelm ll. in dieser Zeit wiederholt in England und London war, auch von der Kaiserin be gleitet. Jetzt kommen König und Königin, und man hat die trotz ihrer 64 Jahre immer noch graziöse Königin Alerandra, die Schwester der Kaiserin-Witwe von Rügland und des Königs von Dänemark, nicht gerade eine be geisterte Deutschfreundin genannt, nach dem Sitze der offizi ellen deutschen Politik, und darin liegt ein, wenn auch spätes Zugeständnis, daß dieser Besuch etwas mehr sein soll, wie eine verwandtschaftliche Visite. Hoffentlich wird aus dem Wollen auch eine Tat, »sprießt aus der Einzugs- Farbenpracht auch ein wirklich prächtiges Verhältnis, wenn auch erst allmählich, zwischen Regierungen und Völkern. Der Berliner Magistrat begründet seine Forderung von 60000 Mark u. a. mit den vielen freundschaftlichen Be ziehungen, die zwischen dem englischen und dem deutschen Volke bestehen. Vielleicht ließ sich das in Anbetracht aller Verhältnisse nicht anders sagen, als daß man in England in den meisten dortigen Zeitungen von solchen freundschaft lichen Beziehungen nichts wissen wollte, daß alle Welt an deutsche Invasion und deutsche Spionage glaubte, das ist doch nun mal eine Tatsache, die nicht zu verdunkeln ist, Leider war es so, und eben deshalb wünschen wir das goldene Licht der Einsicht für die dumpfen Londoner Nebel der Voreingenommenheit, damit wir endlich einmal zu normalen Verhältnissen kommen. König Eduard ist der Vater der britischen Einkreisungs- Politik für Deutschland; er hat schwerlich Lust, uns mit Heeresmacht anzugreifen, er hat allerdings seine Trümpfe sehr zu mehren und anderen Staaten gegenüber gut aus zuspielen gewußt. Aber er ist ein viel zu weltersahrener Mann, als daß er glauben könnte, England würde es für immer allen seinen Freunden recht zu machen wissen und Deutschland ließe sich aus dem Rate der Mächte ausschalten Das Gefühl der Antipathie vieler Briten gegen uns ent stammt dem Brotneid; mit solchen kleinen Instinkten läßt sich aber dauernd keine große Politik machen. Der königliche Onkel und der kaiserliche Neffe haben sich nicht zu allen Zeiten, man kann das ruhig aussprechen, in harmonischer Uebereinkunft befunden. Das war kein Unglück, und wenn die Staaten nur um persönlicher Meinungsverschiedenheiten der Souveräne willen Krieg führen wollten, wären die Monarchen die ersten, welche «bwinkten. Aber beide Fürsten können auch den Boden vorbereiten helfen, auf dem Regierungen und Völker sich wieder vertragen. Und hoffentlich geschieht das vom 9. bis 12. Februar. Tagesgeschichte. — An dem hoffnungslosen Zustand des Reichstags abgeordneten Grafen Hompesch ist nach einer Mitteilung der „Germania" nicht mehr zu zw ifeln. — Zur Branntweinsteuer-Reform will das Zentrum im Reichstage einen eigenen Gesetzentwurf einbringen. — Prinz Ernst von Sachsen-Weimar, Kom mandeur der 21. Kavallerie-Brigade in Frankfurt a. M. ist in der Heilanstalt Neuwittelsbach in München nach mehrwöchiger Krankheit gestorben. Die Leiche des Prinzen wird nach Ulm zur Feuerbestattung überführt werden, der erste Fall, daß ein Mitglied eines fürstlichen Hauses durch Feuer bestattet wird. — Mehrere Blätter meldeten, daß der Rektor der Universität Straßburg eine Sympathiekundgebung des Vereins deutscher Studenten zugunsten der deutschen Stu denten in Prag vereitelt habe. Richtig ist, daß der Rektor dem Verein erklärte, er werde die Versammlung nicht ver bieten, rate aber von ihrer Einberufung als unzweckmäßig ab, da sie nach der Zusammensetzung der Straßburger Studentenschaft zu Gegendemonstrationen führen könne. Diese Auffassung, die von höheren Beamten und zahl reichen Professoren, denen sie der Rektor kundgab, geteilt wurde, entsprang selbstverständlich nicht Rücksichten auf die Tschechen oder französisch gesinnte Elsässer, sondern lediglich solchen auf die Wahrung von Ruhe und Frieden in der Studentenschaft. — In der württembergischen Zweiten Kammer er klärte der Ministerpräsident auf eine Anfrage, die Regierung sei von der Ueberzeugung durchdrungen, daß eine durch greifende Reichsfinanzreform sowohl im Interesse des Reiches wie auch der Einzelstaaten geboten sei. Die vielen Bedenken gegen die Gas- und Elekirizitätssteuer verkenne die Regierung nicht. Sie mußte sich aber überzeugen, daß dieser Vorschlag nicht abzulehnen sei ohne gleichzeitigen Ersatz. Einen solchen Ersatzvorschlag mit Aussicht auf Erfolg zu machen, sei di« Regierung nicht in der Lage ge wesen. Unter diesen Umständen sei die Regierung diesen beiden Steuern nicht grundsätzlich entgegengelrrten. Der Finanzminister begründete dann die Haltung der Regierung ausführlicher. Oesterreich. Wie die „Neue Freie Presse" erfährt, wird die Vorlage betresfend die Errichtung einer Rechts fakultät niit italienischer Vortragssprache von der Regie- rung in diesen Tagen im Abgeordelenhause eingebracht werden. Der Sitz der italienischen Rechtsfakultät soll Wien sein. Prag. Megen der hier herrschenden unerquicklichen politischen Lage kehren viele deutsche Professoren der hiesigen Universität den Rücken. Im Wintersemester folgten bereits drei Professoren einem Rufe nach Graz, bezw. nach Innsbruck. Italien. Im Erdbebengebiet sind etwa 20 009 Mann Truppen, in Lalabrien 8250 Mann, davon in Reggio 3500, in Villa San Giovanni 1800, auf Sizilien (Messina und Umgegend) 11500 Mann. Privatleute werden zu Ausgrabungsarbeiten nur gegen Legitimationspapiere zu- gelassen. Rußland Der politischen Geheimpolizei ist es ge lungen, eine Gruppe von Terroristen in Petersburg aus zuheben, welche Anschläge gegen hochstehende Beamte vor- bereiteten. In der Wohnung eines Uhrmachers Leontjew versammelten sich seit einiger Zeit gegen 30 Personen. Bon diesen wurden, als die Polizei dort eindrang, 11 sofort und 17 noch im Laufe des Tages verhaftet. Unter den Verhafteten befinden sich drei Studentinnen. In dem Quartier des Verschwörers wurde eine umfangreiche, kompromittierende Korrespondenz und eine Reihe von Bildern verschiedener im Auslande wohnender Revolutionäre aufgefunden. Vermischtes. * Ein entschiedener Freund des Alkohols. Aus Halle wird der „Franks. Ztg." folgendes nette Geschichtchen be- richtet: Im benachbarten Freyburg a. U. wurde im Stadt verordnetenkollegium unlängst der Plan erörtert, die Namen der fünf Magistratsmitglieder, sowie der 12 Stadt verordneten an dem Wasserbecken eines neu errichteten Zierbrunnens zu verewigen. Einer aber, der Stadtver ordnete Brückner, erklärte kategorisch, er sei ein Freund des Alkohols und lasse nicht zu, daß man seinen Namen an einem Wasserbecken verewige. Trotzdem ließ der Magistrat auch Herrn Brückners Namen an jenem Wasserauslauf anbringen, mußte aber jetzt im neuen Jahre es sich ge fallen lassen, daß Herr Brückner sich weigerte, bei der Kostenrepartierung unter den Mitgliedern der städtischen Behörden, die zur Entlastung des Sladlsäckels diese Gelder aus der eigenen Tasche zu zahlen beschlossen hatten, mit zumachen. So konsequente Anhänger mag der Alkohol, ob seine Freunde auch nach Millionen zählen, nicht viele besitzen. Obst-, Allee- und Schatten bäume, sowie sämtliche Baumschulen artikel in bester Ware billigst bei K. Kolkst, Baumschule Spiveel in bekannt größter Auswahl kauft man tatsächlich am allerbilligften nur bei psul Vevkvn, Dippoldiswalde, Obertorplatz. sich oder seine Auüsu Heiserkeit, Wer Kinder von MW, Katarrh, Verschleimung, Rachenkatarrh, Kramps- und M Keuchhusten befreien will, kaufe die M M ärztlich erprobt und empfohlenen (feinschmeckrndes Malz-Ertrakt) notariell beglaubigte Zeugnisse hier- 6k)vv über. Paket 25 Pfg Dose 50 Pfg Kaisers Brust-Ertrakt, Fl. 90 Pfg. Zu haben bei: l. I Umlnm« in OWMnttlb, in ÜWsiinM. In kalkst du »«cd« öiclch. H» UcUch. Warenhaus i Leon Leidner H Grahn 3MM-AMrlUs Herr Groß frug die Frau Klein bescheiden, Als ob es ihm ein Rätsel wär: Bestellung nach Waß zu billigen Ireistn. Dippoldiswalde, am Bismarckplatz, — neben der „alten Pforte". — „Du kannst so nett die Jungen kleiden, Wo hast Du denn die Mittel her?" Da sprach Frau Klein zu ihm mit Lachen: „Bei Leon Leibner gibts für wenig Geld Die allerschön sten Knaben fachen Von bestem Stoff, der ewig hält!" Jetzt zu herabgesetzten spottbilligen Wreisen empfehle: Herren-Rock- und Sacco-Anzüge, Winter-Ueberzieher, Pelerinen- Mäntel, Winter- und Herbst-Joppen, Kaisermäntel, Schlafröcke, Herren- Stoff- und Zeug-Jacketts, Stoff-Hosen und -Westen, Ballwesten, weiße Turner- und Beamten-Hosen, englisch Leder-Hosen, Arbeitsuchen, Molton- Jacken, Düffel-Jacken, Herbst-Paletots, Burschen-Anzüge, Knaben-An- züge, Zeug- und Stoss Leibchen, auch Herren-Unterhosen. Erklärung. Laut eines Gesprächs in Hirschbaa- sollte ich Kartoffeln oder anderes gestohlen haben. Sollte jemand etwas fehlen, wäre ich jeder zeit bereit, womöglich vor Gericht Auskunft zu geben Mar Grübner, Hirschbach. Für Ostern dieses Jahres suchen wir mehrere Lehrlinge, welche Lust und Liebe zur Erlernung der LleUlnolvvknilr haben. 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