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«mar iteten P«I. rw 1. KeUM M Wchert? IMM Nr. 9. Sonnabend, den 23. Januar 1909. 75. Jahrgang Die deutsch-französischen Beziehungen. Die Hauptfrage für die politische Lage in Europa ist eigentlich nicht die Erhaltung des Friedens im Orient, sondern das Verhältnis Frankreichs zu Deutschland. Seit nun 37 Jahren suchen sich Deutschland und Frankreich gegenseitig in den Rüstungen zu überbieten, und diplo matisch und politisch matt zu setzen. Es sind dies Tat sachen^ die man durch die ganze Reihe der Jahre ver folgen kann, wo der große Bismarck noch deutscher Reichs kanzler war, und in den Zeiten seiner Nachfolger ist er nicht anders gewesen. Deutschland glaubt nicht an eine wirklich aufrichtige Friedensliebe Frankreich« und befürchtet, daß Frankreich bei einer sich darbietenden Gelegenheit den Krieg gegen Deutschland erklärt und Elsaß Lothringen wieder zu gewinnen sucht. Alle Wandlungen und Zwischenfälle auf dem politischen Gebiete haben an dieser Meinung Deutschlands auch nichts geändert und die jüngsten Borsälle bezüglich Marokkos können an dieser Gesinnung in Deutschland auch nichts ändern. Wir können Frankreich inbezug auf seine Friedensliebe nie ganz trauen, und einige Interpellationen in der französischen Depu tiertenkammer haben auch noch in den letzten Tagen ge zeigt, daß die Zeit noch nicht da ist, in der zwischen Deutschland und Frankreich ein aufrichtiger Friedensbund entstehen kann. So hat noch am Montag in der fran zösischen Deputiertenkqmmer der Deputierte James, der sonst kein Vertreter der französischen Revanche ist, die un glaubliche Äußerung getan, daß die versöhnliche Haltung und Uneigennützigkeit Frankreichs in Marokko nicht die erwünschte Annäherung zwischen Deutschland und Frank reich herbeigeführt habe, weil diese versöhnliche Haltung Frankreichs auf die feindliche Diplomatie der leitenden Kreise in Deutschland geflogen sei. Diese Äußerungen sind so echt französische Phrasen ohne jede ernste Bedeutung, weil es einfach nicht wahr ist, daß Deutschland die ver söhnliche Haltung Frankreichs in Marokko mit Feindselig keiten beantwortet hat. Aber worauf der Deputierte James in seinen Aeußerungen eigentlich hinzielt, das geht aus seiner weiteren Bemerkung hervor, daß ein deutsch- englischer Konflikt, der von vielen Seiten als unvermeid lich hingestellt werde, alle Friedenshoffnungen zu Schanden machen werde. Da möchte man doch fragen, welches die Rolle Frankreichs bei einem Konflikte Deutschlands mit England sein wird! Es ist ja möglich, daß Frankreich aus Furcht vor Deutschlands starkem Schwerte den Eng ländern nicht ohne weiteres in einem solchen Falle Hilfe leisten wird. Aber wozu besteht dann eine Art Bündnis zwischen England und Frankreich? Nun hat sich aller dings bei der Lösung der Orientwirren gezeigt, daß Deutschland und Frankreich für eine friedliche Lösung ge- meinsam in Wien und in der Türkei gewirkt haben, auch haben sich sonst alle Schwierigkeiten in Marokko und in Kleinasien allmälich im Sinne des Friedens gelöst. Da muß man also sagen, daß Frankreich immerhin eine friedliche Politik im allgemeinen treibt und jetzt keinen Krieg will, aber deshalb ist aus den vorerwähnten Gründen noch lange nicht die Zeit gekommen, daß zwischen Deutschland und Frankreich eine wirkliche Annäherung stattsinden kann. Der Deputierte Cochin hat dies auch jüngst in der französischen Deputiertenkammer mit den Worten ausgesprochen, daß bei der heutigen politischen Lage in Europa an eine Annäherung zwischen Deutsch land und Frankreich gar nicht zu denken sei. Da Deutsch land Frankreich nicht bedroht und überhaupt kein einziges Land Europas von Deutschland bedroht wird, so kann man die ganze Haltung Frankreichs und auch diejenige Englands gegenüber Deutschland nur dahin deuten, daß das Deutsche Reich in seiner Größe und Stärke den Fran zosen wie Engländern ein Hindernis für eigene ehrgeizige Pläne und Machtentfaltungen ist, und daß deshalb die leidigen Verhältnisse in diesem Punkte die alten bleiben werden, wenn auch die gegenwärtige Lage die allgemeine Friedensliebe verlangt und auch der Besuch des Königs von England in Berlin einen gewissen befestigenden Ein fluß auf die guten und korrekten Beziehungen nicht nur zwischen England und Deutschland, sondern auch zwischen Frankreich und Deutschland ausüben wird. Sächsisches. Leipzig- Unter der Anklage des Münzverbrechens stand der Rittergutsbesitzer Hermsdorf, Besitzer der Ritter guts Göltzschen bei Gaschwitz vor der 6. Strafkammer des Leipziger Landgerichts. Der in mißlichen Vermögensver hältnissen Lebende wurde beschuldigt, Doppelkronen mit Hilfe von geeigneten Säuren abgezogen und die auf diese Weise minderwertig gemachten Goldstücke in den Verkehr gebracht zu haben. Die Verhandlung, zu der eine größere Anzahl Sachverständiger geladen war, sand wegen Ge fährdung der öffentlichen Ordnung hinter verschlossenen Türen statt. Das Urteil lautete auf Grund der Beweis erhebung und der Gutachten der Sachverständigen auf Freisprechung. Wurzen, 20. Januar. Ein äußerst frecher Bettler, ein - Mechaniker, wurde gestern abend in einem hiesigen Geschäft festgenommen. Er hatte sich zum Schreck der Verkäuferinnen auf den Fußboden gesetzt und erklärt, nicht eher wieder fortgehen zu wollen, bis er etwas bekommen habe. Chemnitz. 40 Brauereien im Chemnitzer Bezirke sind wegen Verwendung von Süßholzmehl zum Brauen mit Strafe belegt worden. Annaberg. Der "seit dem I. Oktober v. I. in den Privatdiensten des Amtshauptmannes stehende Diener hat sich in Orten der Amishauptmannschaft als Sekretär der Amtshauptmannschaft ausgegeben und Kostenvorschüsse er hoben. In Wiesa trat er als Rechtsanwalt auf und nahm einem Bäckermeister in Sachen eines fingierten Beleidi- gungsprozesses einige Hundert Mark ab. Klingenthal. Um eine gleichmäßige Benutzung der Wasserkräfte des Rohlaugebietes zu ermöglichen, besonders aber, um den Wasserübe «schuß für trockene Zeiten zu sparen, welche fast jeden Sommer die an der Rohlau liegenden Industrien stören, wird in Hirschenstand eine Talsperre angelegt werden. Ferner plant man auch im Gebiete des Rotaubaches bei Hochgart die Errichtung eines Sammel beckens Die Vorarbeiten sind im vollen Gange. «LS ne«. Alle Arten verleiht und fertigt an MMWU. im Hause des Löwenbräu. — Katalog gegen 10 Pfennige. M Schuberts 2-Im-LteIkr "L" empfiehlt sich zur Anfertigung aller künstlichen Zahnerfatzftücke unter Garantie. 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