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Wrih-Mimg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Unüshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. «chelmwNkMoM«, * NmllDkentta^Loim«. tag und Sonnabend unb «krd anden oochergehen. benAbendenaurgegeben. Pr«I,vI«rteljSKrIich1M. W Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern iü Pfg. - Me Postan- ÜtEen, Postboten, iowl^ insereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate vWMZmt» M, solche-MW«« AmtshauptniatWWN mit 12Pfg.die >Ht0ÄWt oder deren Namir net. B:kanntmach«üeMW auf der ersten Seite WM von Behörden) diezrvW gespaltene Zeile 35 beW Z0 Psg. - Tabellarische" und komplizierteJnseratc mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg Mit achtseitige« „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Lage« wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 1. Sonnabend, den 2. Januar 1909. 75. Jahrgang. Uotale» and Sachslslye». Dippoldiswalde, I. Januar. Mit der vorliegenden Nummer ist die „Weißeritz-Zeitung" an einem bedeut samen Zeitabschnitte angekommen: sie beginnt ihren 75. Jahrgang. In den mannichfachen Kämpfen, die in der langen Zeit ihres Bestehens ausgefochten worden sind, und im Widerstreit der Meinungen ist sie stets ihrem alten Grundsätze treu geblieben: alle die Bestrebungen zu fördern und zu unterstützen, die dem großen und engeren Bater- lande, wie nicht minder der eigenen Heimat zum Wohl gereichen. Und diese Treue hat ihren Lohn gefunden. In kleinem, bescheidenen Gewände trat sie anfangs wöchent lich nur einmal unter dem Namen „Mitteilungen von und für Dippoldiswalde und Umgegend" vor ihre Leser. Doch der Leserkreis vermehrte sich im Laufe der Zeit, daß es möglich wurde, das Blatt zu vergrößern und es als „Weißeritz-Zeitung" erst zweimal und seit bald 25 Jahren wöchentlich dreimal erscheinen zu lassen. Für das große Wohlwollen, das bisher unserem Blatte entgegen gebracht worden ist, sprechen wir hiermit unseren wärmsten Dank aus. Zugleich geben wir die Versicherung, daß es auch fernerhin unser eifrigstes Bestreben sein wird, das uns in so reichem Maße bewiesene Vertrauen zu erhalten und auch weiter zu verdienen. Mit dieser aufrichtigen Ver sicherung treten wir in den 75. Jahrgang unseres Blattes ein und wünschen allen Lesern und Freunden desselben ein glückliches und gesegnetes neues Jahr! Dippoldiswalde. Unser Stadtverordnetenkollegium hielt im verflossenen Jahre 22 Sitzungen ab und erledigte in diesen nach Ausweis der Registrande 257 Tagesordnungs punkte. In sämtlichen 22 Sitzungen waren anwesend die St.-B. Dittrich, Heine, Klotz, Schiffner, Schwind und Vr. Voigt. Zum Teil wegen Krankheit fehlten die St.-B. Gietzolt in 2, Baumgarten und Schmidt in je 3, Hofmann in 9 und Böhme in 13 Sitzungen, während der St-V. Renger, der im Laufe de» Jahres auf sein Ansuchen von dem Amt« entbunden wurde, keiner Sitzung beiwohnte. — Di« Erkdigung der städtischen Angelegenheiten erforderte außerdem die Tätigkeit der Stadtverordneten noch in einigen „gemeinschaftlichen Sitzungen" (Rat und Stadtverordnete) und in einer großen Zahl von Ausschußsitzungen. — An Stelle des mit Jahresschluß vorzeitig aus seiner Stellung entlassenen Herrn Lommatzsch wurde in der Sitzung der Stadtverordneten am Mittwoch Herr vr. meck. Voigt als Stadtrat auf Zeit gewählt. — Nachdem die Wahl des Herrn Diakonatsvikars Großmann zum Diakonus für die hiesige Parochie vom ev.-luth. Landeskonsistorium bestätigt worden ist, fand dessen feierliche Verpflichtung und Konfirmation am 30. Dezember in Gegenwart de» Herrn Amtshauptmann Dr. Mehnert, welcher die Vokation überreichte, und des Henn Bürgtrmeister» vr. Weißbach an Ephoralstelle durch den Ephoru« statt. Von einer besonderen kirchlichen Ein weisung wurde abgesehen und es hat sich der neue Herr Geistliche am Neujahrstage durch die Antritttpredigt selbst «ingrführt. Möge Gotte» Segen das Wirken unsers neuen Herrn Pastors reich segnen! — Am heutigen 2. Januar feiert Herr Lehrer Krüger sein 25 jährige» Ortrjubiläum und wurde er durch eine Beglückwünschung durch den Schulausschuß und da» Lehrer kollegium erfreut. Kipsdorf. Tiefer Frieden ruht auf der Natur. Eine herrlich« Wtnterlandschaft von seltener Schönheit. Vom Mondenscheine prall beleuchtet grüßt freundlich herab vom Bergeshange au» glitzernden, schneebedeckten Tannengrün da» traute Waldkirchlein. Weithin durch di« Abendstille rufen mit ehernem Munde die neuen Glocken feierlich da» erste Mal zum Siloestergotterdienste. Wahrlich schon da« stimmt zu frommer Andacht. Die scharenweise Hinauf- wandrrndrn Men bald da» von geschickter Hand durch llerzrnglanz hell erleuchtete Gotteshaus bi» auf den letzten Platz. Weihevoll ertönt die Orgel und Choralgesang. Ernst sind die Wort« de» Prediger»; sie fesseln Jeden. Schlichter Kindergesaug erfreut die Zuhörer. Zum Schlüsse braust durch den Raum das alte herrliche Kirchenlied: „Nun danket alle Gott". Schlicht war die ganze Feier, aber erhebend, angehaucht von Poesie. Alle sind ergriffen und verlassen das Gotteshaus, heimwärts wandernd. Frieden ist auch in die Herzen eingezogen. Altenberg. Nachdem die in der Stadtgemeinderats sitzung vom ll. v. Ä. mit 8 gegen 3 Stimmen erfolgte Wiederwahl des Herrn Bürgermeisters Herre auf weitere sechs Jahre infolge eines Protestes von der Aufsichts behörde wegen eines Formfehlers (verspätete Einladung zur Sitzung) beanstandet worden war, ist in der hierauf rinberufenen anderweitigen nichtöffentlichen Stadtgemeinde ratssitzung am Dienstag abend diese Wiederwahl noch mals und zwar mit 9 gegen 1 Stimme (bei l Stimm enthaltung). erfolgt. Die Gegner der Wiederwahl erklärten, daß sie gegen die Person und Amtsführung des Herrn Bürgermeisters durchaus nichts einzuwenden, sondern nur gewünscht hätten, daß die Wiederwahl erst im neuen Jahre erfolgt wäre. Rabenau. Von den sogenannten Pfarrwiesen nach der Stadt (Dresdner Straße) hinauf plant eine auswärtige Gesellschaft die Anlage einer Drahtseilbahn. Sie soll dem Personen- und Lastenverkehr dienen. Falls das Projekt Verwirklichung fände, würde besonders die höchst beschwerliche Güterabfuhr von der Eisenbahn nach der Stadt hinauf wesentlich erleichtert und beschleunigt. Dresden, 30. Dezember. Die Gesetzgebungsdepu tation der Ersten Kammer hat heute die erste Lesung des Wahlgesetzentwurfes beendet und zwar mit dem Er gebnis, daß das Wahlgesetz in der Fassung, wie es die Zweite Kammer zum Beschluß erhoben hat, abgelehnt worden ist. Dagegen sind sowohl der ursprüngliche Regie rungsentwurf (Dekret 12), als auch der Eoentualoorschlag der Regierung, beide in veränderter Gestalt, und außerdem zwei anderweite aus der Mitte der Ersten Kammer heroor- gegangene Anträge soweit durchberaten worden, daß die endgültige Entscheidung in einer zweiten Lesung in der ersten Hälfte des Januar erwartet werden darf. — In das Jahr 1909 treten elf ehemalige Offiziere der König!. Sächsischen Armee ein, deren Brust das Eiserne Kreuz 1. Klasse ziert, und ist es erfreulich, daß diese Zahl im Laufe des Jahres nicht zurückgegangen ist und man den meisten von ihnen täglich im öffentlichen Straßenverkehr unserer Residenzstadt vielfach begegnen kann. An Jahren weit voraus ist der General der In fanterie z. D. v. Montde, geb. 6. März I82l, in die Armee getreten am 31. Oktober 1839 und verabschiedet am II. März 1885 unter Stellung ö 1a suite des 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen". Sodann folgen die Generäle der Infanterie z. D. o. Reyher, geb. 1832, zuletzt Kommandeur der I. Division Nr. 23, verabschiedet am 7. April 1894 und L la suite des 3. Infanterieregiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Boyern gestellt; Wilhelm v. Minckwitz, geb. 1837, Generaladjutant weiland des Königs Albert; Hans Erwin v. Minckwitz, geb. 1838, bis 27. Mai 1897 Kom mandeur der 3. Division Nr. 32; v. Treitschke, geb 1840, zuletzt Kommandierender General des 19. (2. Kgl. Sächs.) Armeekorps und Generaladjutant weiland des Königs Georg, L la suite des Schützenregiments „Prinz Georg" Nr. 108, ausgeschieden 22. April 1904; General der Kavallerie z. D. v. Kirchbach, geb. 1835, zuletzt Kom mandeur der 3. Division Nr. 32, ausgrschieden am 9. April 1896. Hieran reihen sich Generalleutnant z. D. Eduard Karl Georg Friedrich Kirchhoff, geb. 1846, zuletzt Kommandeur der 4. Jnfanteriebrigadr Nr. 48, ausge schieden 17. April 1900; die Generalmajore Ernst Georg Moritz Frhr. v. Friesen, geb. 1836, bi» 23. Mai 1891 Kommandeur der 1. Jnfanteriehrigade Nr. 45; Bartcky, geb. 1823, am 25. März 1876 als Kommandeur des 4. Infanterieregiments Nr. 103 verabschiedet, ferner Oberst v. Engel, geb. 1843, desgl. als Kommandeur des 10. Infanterieregiments Nr. 134 am 18. September 1885 und schließlich Oberstleutnant z. D. v. Wurmb, geb. 1846, Kommandeur des 1. Bataillons 2. Grenadierregimentr Nr. 101, verabschiedet am 20. November 1888. Bon den vorgenannten Herren leben nur Oberst v. Engel in Eisenach, Oberstleutnant v. Wurmb in Laußnitz bei Neu stadt a O., 9 haben dauernd ihren Wohnsitz in Dresden oder dessen Umgebung genommen. — Eine Erhöhung des Schulgeldes beantragen in Pirna Rat und Squlausschuß, um durch diese Mehrein nahmen wenigstens einen kleinen Ersatz für die durch die Erhöhung der Lehrergehälter erfolgte große Mehrbelastung der Schulklasse zu schaffen. — In Reichenau bei Zittau hat ein tollwütiger Hund 5 Personen, und zwar Apotheker Büttner, dessen Ehefrau, Kind, wie auch das Dienstmädchen und den Fabrikanten Pedretti gebissen. Alle fünf Personen haben sich nach dem Institut für Infektionskrankheiten nach Berlin begeben. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde der Dach deckergehilfe Ernst Robert Lipfert in Dippoldiswalde, ge boren in Schurzbuch, wegen schwerer Urkundenfälschung in 2 Fällen, davon in einem Falle in Tateinheit mit Be trug, zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt. Rathen. Am Dienstag nachmittag ging durch unsern Ort der Ruf: Die Fähre ist mitten im Lise steckengeblieben! Der Fährmeister war mit seinem Gehilfen gegen 2>/2 Uhr nachmittags noch einmal durch das langsam rreibende Eis über den Strom gefahren. Als nach angestrengter Arbeit das Boot in die Mitte des Flußbettes kam, blieb das Lis stehen. Im Fährkahn befand sich der Briefträger aus Wehlen. Es war den Männern unmöglich, sich durchzu arbeiten. Vom rechten Elbuser wurde ein zweiter Kahn flottaemacht und mit 12 Schiffern besetzt, aber auch dieses Fahrzeug blieb stecken. Inzwischen setzte sich das Lis wieder langsam in Bewegung, wodurch die Rettung sehr erschwert wurde. Da die Boote dem diesseitigen Ufer nähergekommen waren, versuchte man, den Insassen Leinen zuzuwerfen, was auch gelang. Hilfreiche Hände waren am Ufer und man zog aus Leibeskräften, doch es war zu viel: das Seil riß. Erst eine zweite Leine hielt, und nach 1 l/2stündiger Arbeit konnten die beiden Kähne an Land gebracht und die Insassen aus ihrer gefährlichen Lage be freit werden. Döbeln, 30. Dezember. Als Nachfolger des ver storbenen Abgeordneten vr. Rühlmann wurde in der heutigen Ersatzwahl für den 9. städtischen Wahlkreis der Fabrikbesitzer Konrad Niethammer in Waldheim, natio nalliberal, mit 53 von 75 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Stadtverordnete Mehnert (Sozialdemokrat) erhielt 22 Stimmen. Oschatz. Die Gewerbekammer Leipzig hat in diesem Winterhalbjahr erstmalig hier Meisterkurse eingerichtet, in denen den Teilnehmern Unterricht über die Haupt bestimmungen der Reichsgewerbeordnung, der Wechselord nung, der Kranken-, Gewerbeunfall- und Jnvalidenver- sicherungsgesetzgebung, über Buch- und Rechnungsführung, den Zweck und die Bedeutung der für das Handwerk in Betracht kommenden Genossenschaften und über den schrift lichen Verkehr mit Behörden und Privatpersonen gegeben werden soll Es haben sich 52 Personen zur Teilnahme an diesen Kursen gemeldet. Mit Rücksicht auf die erfreu licherweise zahlreiche Beteiligung sind zwei solcher Kurse gebildet worden. Nerchau. Die Einführung des Acht-Uhr-Laden schlusses ist hier von 60 von 68 vorhandenen Inhabern offener Verkaufsstellen vorläufig für das Winterhalbjahr beantragt worden. Böhlitz-Ehrenberg. Mit Zustimmung des Gemeinde rates ist im hiesigen Orte ein Polizeiregulativ er- assen worden, das zur Bekämpfung der Mückenplage be- timmt, daß die Vernichtung der in den Häusern, Kellern, Ställen usw. überwinternden Mückenweibchen Sache der Hauseiqentümer ist. Die Bekämpfung hat nach den Grundsätzen zu erfolgen, die in dem von der königlichen MDie Ort»behörden de» Bezirks werden auf die 25,i, 46,n und 57,r der Deutschen Wrhrordnung hierdurch aufmerksam gemacht. Darnach haben sie zu Anfang de» Monat» Januar Aufforderung wegen Anmeldung der Militärpflichtigen zur Militär stammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis I. Februar zu erlassen, tunlich vis 2. Februar aber die Stammrollen nebst den Geburtslisten de» jüngsten militärpflichtigen Jahrganges, Losungsscheinen, Geburtsscheinen und sonstigen Belegen hier einzureichen. Gleichzeitig wird noch darauf hingewiesen, daß alle xsrlvdtUodon llsbttallwgm» der Militärpflichtigen zu den betreffenden Stammrolleneinträgen zu vermerken, sowie die Rufnamen zu unterstreichen sind. Die Aufnahme der in den Strafregistern nicht geführten Polizeistrafen hat künftig zu unterbleiben. Dippoldiswalde, amr28.sDezember 1908. Der Zivilvorsitzende der Königlichen Ersatzkommisfion des Aushebungsbezirks Z II33 e k. Dippoldiswalde.