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M 258. Lonntaq, de« S. November. I» x»ni«» ck,otitt»s» L«i,d«: ^«brlttb: . . . . l» jLtirliek: 4 U»rlr 50 ?s. Limsla« Kumnisr»: lv?f B»»»«riuUd ä«i äeuttekea üsiodv« tritt kost- uoä 8tvwp«rttu,eltt>^ t>io»u. laioralevprel»«« kür äav k»um sin«r ^»>«p»It«n«v pstittsil« SV ?k. Onter „Kin^esiwüt" äi« L«il« 50 kk. Lei 1'»b«Ue»- unä 2»K»ru»»tr 5V ^us»edl»^. HrivLelnea r I^IieL mit Fumstiwe der 8ona- vn6 keiert»K» Fd«olt» kür eien kolxeväeu DresdnerÄMMal. Berantworlliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. la»«r»ten»nn»dm« »U8virt«r l-ttpilx: />. /iranei-tetter, Oomwi»»iovLr äe« Vre-äner.Ionen»!»; N»mdar» v«rlin - Vi«n - B»»«l vr„I»o vr»Ltl1vtt ». ».: //eia^enotnn et VvAter, LerUo-Vi,» S»md»iA kri^-I.»i^«1ss-^r»aUllrt ». N. -Nünckrv: /tuet. Ato«e Lerlin: tivalxten^ank,- Lr«w«n L Lc^/ott«,- Brett»»: F Lta«A-»>'» Lttreai» <^m>I Lavals,- Br»oltt»rt ». >.r 1k. Luc!>k»n6Iun>;; SSrUt»: t?. LIM«'; S»»»or»r: C. Lcküwl«', k»rt, L»rlt» - ?r»»kt»rt ». >t»U8»rt: Da»ti>e «e 6o., Siodorx: Fci. Lteiner. llvranuxvdvrr LSvial. Lipeäition äs» vre,6oer ^onrnel», I)rv»6eo, ^vinzerstr»»»« !^o. 20 Ämtlicher Theil. Dresden, 3. November. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Maria Pia von Parma am Königlichen Hose die Trauer auf tine Woche vom 5. bis mit 11. d. M. angelegt. Dresden» 4. November. Se. Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee Allergnädigst zu genehmigen geruht: Erneummgr,, -esördernnge», Verseht»-». Die Ernennung de- Major- und etat-mäßigen Stab-offizierS Küstner im 5. Jnsanterie - Regiment „Prinz Friedrich August" Nr. 104 zum Bataillons- Kommandeur im 8. Infanterie-Regiment „Prinz Jo hann Georg" Nr. 107; die deS überzähligen Major» Frege im 6. Infanterie-Regiment Nr. 106 zum etat»- mäßigen Stabsoffizier; tue der überzähligen Major- Fränzel im 3. Infanterie - Regiment Nr. 102 zum etat-mäßigen Stabsoffizier im 5. Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich August" Nr. 104; die Versetzung de« Majors und Kompagnie - Chef» Bucher im 4. Infanterie - Regiment Nr. 103 — kommandirt zum 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 — al- überzähliger Major zum letztgedachten Regiment; die Ernennung de- Majors und Kompagnie-Ehefi Steindorf im 3. Jnsamerie - Regiment Nr. 102 zum überzähligen Major; die der char. Hauptleute von Thielau im 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100, von Hake im Schützen- (Füsilier-) Regiment „Prinz Georg" Nr. 108 und Ziller im 7. Infanterie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106, letzteren unter Versetzung zum 4. Jnjaiiterie-Regiment Nr. 103, zu etat-mäßigen Hauptleuten und Kompagnie Chef» mit einem Patente vom Tage der Eharalterisirung; die Beförderung der Sekondelieutenant» Gehe im 1. (Leib-) Grenadier- Regiment Nr. 100 — vorläufig ohne Patent — und Kürzel im 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 zu Premier- UeutenantS; die Ernennung de- char. Premierlieutenant» von Zehmen im Karabinier-Regiment zum etat-mäßigen Premlerlieutenant mit einem Patente vom Tage der Eha ralterisirung; da- Ausscheiden de- Sekondelieutenant» Wodarg im 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 au» dem aktiven Dienste unter Uebertritt zu den Offizieren der Reserve seine- Regiment-; die Beförderung der SekondelieutenantS der Reserve Schaarschmidt, Opitz und Bouch« de- 1. (Leib )Grenadier-Regi ment« Nr. 100, sowie l)r. Winzer de- 5. Infanterie- Regiment- „Prinz Friedrich August" Nr. 104 zu Premlerlieutenant- der Reserve, die der Sekondelieutr- nantS der Landwehr - Jnsanterie Vogel und Siede de- 1. Bataillon- (Plauen) 5. Landwehr-Regiment- Nr. 104, sowie Delitzsch de« 1. Bataillon- (Leipzig) 7. Landwehr-Regiment- Nr. 106 zu Premierlieute nant- der Landwehr-Infanterie; die Ernennung de« Hauptmann- z. D. Hofmann zum Bezirks-Adjutanten deS 1. Bataillons (Freiberg) 1. Landwehr-Regiment- Nr. 100. 8. Mchitdt-)tMlti-»»g». Die Stellung deS Rittmeister- und E»kadron-Eh<f« von dem BuSsche-Jppenburg im 1. Ulanen-Regi ment Nr. 17 in Genehmigung feine« Abschiedsgesuche» zur Disposition mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regiment-uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die nachgefuchte Ver abschiedung folgender Offiziere de» Beurlaubten stände» aus Allerhöchsten Kriegsdiensten, al»: der Sekonde- lieutrnantS der Rejerve Gurlitt und 0r. Scheicher de- 1. (Leib) Grenadier-Regiment» Nr. 100, de» PremierUeutenantS der Rejerve Frese und de» Se- kondelieutenant» der Reserve vr. Tändler de» 8. In fanterieregiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107, der Premierlieutenant« der Reserve Neidhardt, Ein- enckel, Lommatzsch, Biehn, von Schwarze und de» Sekondelieutenant» der Reserve vr. Tharandt de» Schützen- (Füsilier-) Regiment» „Prinz Georg" Nr. 108, de» Premierlieutenant» der Reserve Frei- Herrn von Wöhrmann und de« Sekondelieutenant« der Reserve von Khaw de« Garde-Reiter-Regiment», de» Premierlieutenant» der Reserve Aufschläger de» Pionier - Bataillon» Nr. 12, de» Premierlieutenant» der Reserve Aulhorn de» Train-Bataillon» Nr. 12, de» Premierlieutenant» der Reserve Freiherrn von Friesen de» Schützen- (Füsilier-) Regiment» „Prinz Georg" Nr. 108 — letzteren mit der Erlaubniß zum Trogen der Landwehr-Armee-Unisorm—, derSekonde- lieutenant» der Landwehr-Infanterie Richter de» 2. Bataillon» (Annaderg) 1. Landwehr-Regiment» Nr. 100, Frommhold deS 1. Bataillon» (Chemnitz) 2. Land wehr-Regiment- Nr. 101, de» Premierlieutenant» der Landwehr-Infanterie Schütz de» 2. Bataillon» (Zittau) 3. Landwehr-Regiment» Nr. 102, de» Sekondelieute- nant» der Landwehr-Infanterie Paul de» 1. Bataillon» (Plauen) 5. Landwehr-Regiment» Nr. 104, de» Pre mierlieutenant- der Landwehr-Infanterie Riedig, der Sekondelieutenant» der Landwehr-Infanterie Lossow und Götze de» 2. Bataillon» (Glauchau) 6. Land wehr Regiment» Nr. 105, der Premierlieutenant- der Landwehr-Infanterie Wolf II., Fritzsche, der Sekon- drlieutenant- der Landwehr - Jnsanterie Pierstorff, Kahler, Lindner und Or Müller I. de- 1.Bataillon» (Leipzig) 7. Landwehr-Regierment- Nr. 106, der Sekondelieutenant- der Landwehr-Infanterie Krüger de» 1. Bataillons (Borna) 8. Landwehr-Regiment» Nr. 107 und Frommhold de- Reserve-Landwehr- Bataillon- (Dresden) Nr. 108, de» PremierlientenantS der Landwehr-Kavallerie von Ferber de» 1. Bataillon» (Freiberg) 1. Landwehr-Regiment» Nr. 100, der Sekondelieutenant» der Landwehr-Kavallerie von Ar nim de» 1. Bataillon» (Zwickau) 6. Landwehr-Regi ment» Nr. 105, Freiherr von Münchhaufen de- 1. Bataillon» (Leipzig) 7. Landwehr-Regiment» Nr. 106 und Gensel de» Reserve Landwehr-Bataillon» (Dres den) Nr. 108, der Sekondelieutenant» der Landwehr- Feld-Artillerie Wille de» 1. Bataillon» (Zwickau) 6. Landwehr Regiment» Nr. 105, sowie Wil-dorf und Hempel de» Reserve-Landwehr-Bataillon» (Dresden) Nr. 108. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bezirkrsteuerinspector Steuerrath Carl Iuliu» Brückner in Bautzen da» Ritterkreuz 11^ Clasie vom Verdienstorden und dem penfionirten Bermeffung»- ingenieur Carl August Seidel in Zittau da» Ber- dienstkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher TheU. Uedersichl: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Opinione.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Gotha. Triest. Paris. Brüssel. Haag. Rom. London. Bukarest. Athen Kairo.) Ernennungen, Versetzungen re. iw öffeutl. Dienste. LreSduer Nachrichten. Provinzialaachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. All dem Echönburgischen. Annaberg. Frankenberg. Pausa- Zittau.) Kevilletou. TageSkalender. Inserate. Beilage. Prvvinzialnachrichteu. (Leisnig. Roßwein.) Vermischte». Statistik und VolkSwirthschaft. Lotteriegewinnliste vom 3. November. Telegraphische WitteruugSberichte. Inserate. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. London, Freitag, 3. November, Abend». (W. T. B.) In der heatigen Sitzung de» Unterhauses erfolgte zunächst dir Beantwortung mehrerer Interpellationen. In Beantwortung einer Anfrage Bartlett'S erklärte der UnterstaatSsrcretär de» Auswärtigen, Sir Charle- Dil ke, bezüglich der Mission des Lord- Dafferin nach Aegypten seien von keiner der Großmächte Vor stellungen erhoben worden; wohl aber habe die Pforte infolge eine» Mißverständnisse- Vorstellungen gemacht. Die Pforte habe geglaubt, daß die Mission de» Lord» Dufferin einen veränderten Charakter der diplomatischen Beziehungen England» zu der Pforte involvire, und sei auch von der Annahme au-gegangen, daß keinerlei Präcedenzfall vorliege. Die englische Regierung habe der Pforte dargelegt, daß e- sich um keinerlei Ver änderung in den diplomatischen Beziehungen Englands zur Psorte handle und daß zwei Präcedenzsälle vor handen seien. Von einer türkischen Speclalnussion nach Aegypten sel der Regierung nicht- bekannt. Auf eine Anfrage Churchill'« erwiderte Dille, die Instruc tionen de- Lord- Dufferin könne er nicht milthellen; dieselben würden wahrscheinlich noch im Lause de» heutigen Tage- an Lord Dufferin abgehen. Lom Hause wurde hierauf die Berathuug der Veschist-orduung fortgesetzt. * DreSdeu, 4. November. Die mit so vieler Spannung erwarteten Wahlen für da» italienische Parlament lassen sich nun in ihrem Gefammlergebintz übersehen. Im Ganzen kam die Einsührung de» Listenscrutinium- den demokra tischen Elementen zu Gute. Die Parteien kehren, ab gesehen von einer bedeutenden Vermehrung der Radi kalen, mit einer zahlreichen Verstärkung der Gegner der Regierung in die Kammer zurück. Die von der „Opinione" kurz vor den Wahlen geäußerte Hoffnung, e» werde au» der Kammer eme große Majorität her vorgehen, fähig der Regierung die Autorität zu ver leihen, deren sie auch für ihre äußere Politik bedarf, hat sich nicht verwirklicht, und damit dürfte auch die für un» zunächst wichtige äußere Politik Italien» ihre Signatur bereit» erhalten haben. Dieselbe wird, unter dem Einfluß de» parlamentarischen System», nach wie vor da- Gepräge der Unsicherheit und Ungewißheit tragen, welche» ihr bisher anhastete, und wir müssen Feuilleton. Rrdigirt von Vtt» Bau«-. K. Hoftheater. — A.tstadt. — Am 3. Novem ber: „König Richard II", Trauerspiel in 5 Acten von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel'» Ueber- setzung von Emil Devrient bearbeitet. (Neu einstudlrt.) Der Plan, die Shakespeare'schen Dramen au» der englischen Historie, noch und nach zu geben, ist schon insofern beachten-werth, al» er in da» Winterrepertoire den Gewinn einer tragenden Idee und den rothen Faden eine» literarischen JnteresfeS hineinwebt. Diesen Lyklu» in stetiger mehr oder minder enggeschlofsener Folge vorzusühren, würde unpraktisch sein und hat sich stet- al- ein gewagtes Experiment erwiesen. DiePer- sonalfrage kann keinen gewichtigen Anstoß in Bezug auf die dramatischen Historien geben. Kein Theater der Welt besitzt die geeigneten Kräfte, um die schau spielerischen Aufgaben dieser Werke überall befriedigend zu decken. An Eines aber sei nachdrücklich erinnert: an die Nothwrndigkeit, mit aller Sorgfalt und einer großen Anzahl von Proben einzustudiren. Die» steht aller Ausstattung voran, denn r» ist da- Geistige, Mit- telpunktliche, während die Au-stattung nur da» Ma terielle, angenehm Beiläufige ist und immer bleiben wird. Gerade die geschichtlichen, auf England» Erde spielenden Stücke enthalten eine sehr große Anzahl Personen und darunter viele kleine Nebenrollen, die doch plötzlich ein bedeutsame» Wort zu sprechen, eine für die Scene einflußreiche Figur zu repräsentiren haben. Viel mehr al» die etwa fehlende Pracht eine» Costumstücke», einer Couliffe stört e» nun und reißt au» der Illusion, wenn in solchen Momenten — die m der Aufführung von Richard II. nicht selten waren — die Unbehilslichkeit de» steifleinenen Statistenton», die „Angst im Harnisch", bei irgend einem Gewappneten schlotternd hei vorbricht. Den so nützlichen kleinen Kräften, die sich zum Besten des Ganzen gar schwer um da- tägliche Brod plagen und e» dulden lernen müssen, daß der Größere für sich und für sie Alle die Ehrenkreuze deS Beifalls einheimst, — diesen kleinen Kräfte kann man freilich kein Talent einflößen; aber sichere» Lernen und vielfältige» Probiren auf mannichfachen Generalproben macht jeden Hrn. N. N. zungenglatt, vertrauensvoll und kniefest für Wort und Halrung. Zu diesen Dingen gehört freilich, wenn die Anstrengung nicht übermäßig werden soll, wehr Zeit, al« sie unserer Bühne bei ihrer bedenklich weit aus- gedehnten Bethätigung in Novitäten und Neuein- studirungen zu Gebote stehen kann. E« liegt aber außer Zweifel, daß eine ganz fertige, olle vorhandenen Möglichkeiten au«nützrnde Wiedergabe eine» Drama«, auch eine« der minder populären Shakespeare'fchen Stücke, am rentabelsten wirkt, indem sie die meisten Wiederholungen erträgt. Mit dieser Rechnung«art rechnen die Franzosen und sie hat auch den Meiningern Vorschub geleistet: Alle« völlig Fertige, in sich Ab gerundete wirkt auf die Welt anziehend und mit der Dämonie beruhigender Sicherheit, selbst dann noch, wenn sein Kern geistig mittelmäßig ist. Im Ganzen gewann unsere Darstellung einen ziem lich achtbaren Erfolg, in Einzelheiten erhob sie sich ^um wirklich Tüchtigen. Bolingbroke (König Heinrich IV.), diesen straff und zugleich gleitznerisch feinem Ziele zufchrertenden, in seinen Sohne»- und Menschenrechten von Richard allerdings tief gekränkten Rebellen, Kronenräuber und KönigSmörder tonnte Shakespeare hier im Zenith seiner Thatkrast darstellen. Diese erscheint um so größer neben der Schwäche Richard'», der al» Herrscher ein Dilettant, als Vergnügling und üppiger Träumer ein Virtuose, ein gewissenloser Rechtsverletzer und Zeitver schwender ist, die Wirklichkeit nicht wie der gemein- praktische Bolingbroke versteht, seinen geringen Fono von Energie durch träumerische Selbstbespiegelungen zersetzt und endlich in seinem passivem Schmerz und hohlem Majestätsgefühl von seinem activen Gegner zum Schattenkönig, zum Gefangenen, ja zum tobten Mann gemacht wird. Noch vorher muß er die bittere alte Wahrheit der Weltgeschichte kennen lernen, daß Throne eS ebenso bereitwillig wie Berberschimmel ertragen, wenn sie ein Ungeweihter mit dem rohen Rechte der Macht besteigt und daß Volk-gunst von allen Gütern daS unbeständigste ist. Aber indem der Dichter diesen Königssturz al» eine große furchtbare Ceremonie gerechter Heimsuchung an un» vorüberführt, läßt er doch den Gefallenen seinen Sünden und Pflichtversäumnisfen gegenüber vollkommen unbefangen bleiben. Shakespeare ver- schmäht hier da» Lied von der Reue mit guter Logik: paßte auch der egoistisch weichliche schöne Landver- prasser Richard nicht dazu, um der Reibung zu wider stehen zwischen aufrührerischen Baronen und Partei führern, denen Allen gelegentlich da» Prätendentenblut abtrünniger Heuchler und Streber in den Adern tobte, so hatte er doch in der Geschichte viel Gelegenheit ge ben bestimmenden Einfluß der Ereignisse abwarten, der in dieser Beziehung allein eine Aenderung hervorbrin- gen kann. Die Regierung wird in Italien nach wie vor auf der Suche nach einer parlamentarischen Majorität bleiben müssen. Trotz der lebhaften Agitation war die Betheiligung an den Wahlen eine sehr geringe. Zu Rom bethei- ligten sich von 26893 Eingeschriebenen nur 10277. Da die Jtalianissimi aller Parteien: Gemäßigte, Fort schrittler und Radikale, sich stark am Wahlkampfe in der Hauptstadt betheiligten, so npräjenttren die 16616 Wahlenthaltungen zum größten Theil die Stimmen der römischen Katholiken, welche, dem Rathe de» Papste» folgend, sich wohl in die Wahllisten einzeich- neten, aber sich bei dem häuslichen Streit der Jlalia- nissimi der Stimmenabgabe enthielten. Infolge Vieser Stimmenthaltung der Llericalen erlangte der radicale Candidat Coccapieller ein Mandat, da- ihm au« der Untersuchungshaft, in welcher er sich wegen der Re- volveraffaire mit Tognetti befindet, befreite. An Ra- dicalen, Conservauven und dem Ministerium nur wenig Ergebenen sind im Ganzen 184 neue Männer gewählt worden. Unter den Neugewählten befinden sich einige entschiedene Socialisten aus der Romagna, wie Costa. Von den hervorragenderen Politikern wur den wiedergewählt: Peruzzi, Cairoli, Ln-pi, Tajani, Nlcotera, Bonghi, Minghetti, Brin, Seirmit Doda, Luzzatti, V'Sconn, sowie alle Minister. Die Wahl LeS radicalen Coccapieller in der Haupt stadt war für die Regierung eine empfindliche Nieder lage. Der rabiate Volksführer hat unerwartet eine ungeheure Popularität erlangt und gebietet über einen starken, unternehmenden Anhang, und diesen, seinen Erfolg, hat er politischen Fehlern der Gegner zu danken. In der Verehrung, welche das Volk Rom» für Coccapieller, der offenbar nur ein abenteuerliche» Werkzeug verborgener Hände ist, hegt, liegt übrigen» em gewisser Zug von RechtSgesühl, den man achten muß. Seitdem eS erwiesen ist, daß Coccapieller bei der Revolveraffaire in der Vla-Vittorra der Angegriffene war und, indem er auf Tognetti fchoß, nur vom Rechte der Nvlhwehr Gebrauch machte, murrte da» Volk laut darüber, daß man den Mann unter allerlei lächerlichen Vorwän en — die sich schließlich in die Besorgniß vor seinem Einfluß bei den Wahlen zusammenfassen ließen — in Hast behielt, während man die Auftrag geber, welche Tognetti mit der Ermordung Cocca- pieller'S betrauten, frer umhergehen läßt, obgleich alle Welt mit Fingern auf sie zeigt. Diese unkluge Ver längerung der Hast hat auS dem Manne einen Mär tyrer gemacht und ihm die Pforten de» Parlament- geöffnet. Wie während deS Wahlkampfe», so tritt auch jetzt nach Beendigung de-seben, eine gewisse Zweideutigkeit zu Tage. Aus ministerieller Seite sucht man glauben zu machen, daß da» radicale Element in den Kammern nicht bedeutend verstärkt worden sei. Unter 500 Ab geordneten zählt man jedoch, wie oben bemerkt wurde, 184 neue Gegner der Regierung, die, wenn auch vielleicht nur 70 eigentliche Radicale sich darunter befinden, doch stark genug sind, um ter Regierung Niederlagen zu bereiten. „Ebensowenig", bemerkt ein Blatt Mit Recht, „hängt in einem von der Revolution geschaffenen und so unterwühlten Lande die Bedeutung der Partei von der Zahl ihrer Mittel ab. Die späteren Erfolge der kleinen Opposition unter der Jullmonaichie und unter Napoleon III. liefern beherzigenSwerlhe Fingerzeige für diese Wahrheit. Dazu kommt, daß die ganze bisherige Politik DepretiS' in TranSactionen und Compromissen mit den Radicalen bestand. Haben doch selbst, trotz der Depreti-'jchen Kriegserklärung an die Männer de« Umsturzes, feine College« im Cadinet mit erklärten Republikanern sich auf ein und dieselbe Liste fetzen lasfen! Diese Zweideutigkeit zeigt, daß daS fortschritt habt, tief unter ihm stehende Fürsten kennen zu lernen, die in Lüsten und Schwäche ungestört ihr glänzendes Loo» bi» zu Ende genießen durften. Dazu ist eS ein feiner bedeutsamer Zug de» Dichter-, daß er diesem großen Sünder ein treues Weib gegeben hat, da» ihn liebt und verehrt und an ihn glaubt bl» zum Ende. Diese Königin ist eine rührende Gestalt. Ihr Heller, ahnungsvoller Sinn taucht unter in oer dunklen Kraft ihre- hingebenden Herzen«. Frl. Ulrich spielte diese Rolle mit ergreifender Wahrheit und bildete darin eine unvergleichliche Erscheinung. Die Rolle Richard'» gab Hr. v. d. Osten mit einem ersichtlich großen Aufgebot von Streben und lebhafter Einbildungskraft. Die Scenen nach der kurzen Epoche seiner Macht gelangen am besten, die Verblassung der gesunden LebenSfarbe wurde hier im ganzen Wesen wirksam au-gedrückt. Weniger ent- sprechend war der rednerische Vortrag bei jenen zahl reichen Stellen, welche mit Zuhilfenahme des Reim» so zu sagen eine blitzende Rhetorik der Begriffe wieder spiegeln. Solche Stellen ziehen sich durch viele Rollen de- Glücke» und erschweren die sprachliche Behandlung. Den Bolingbroke gab Hr. Porth und zwar ganz im Sinne de» Charakter». Es war eine vollkommen fertige, ganz durchgebildete Leistung. Dieser Vorzüglichkeit schließt sich Hrn. Jaffö» Johann v. Gaunt an. Die ergreifende Sterbescene de» echt englischen Patrioten war ernst und würdevoll. Eine sehr wichtige Partie ist die d«S Kork. Hr. Koberstein hatte ihr vielen Fleiß geopfert. Der be deutende Lohn davon kann sich noch steigern, wenn die