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Dresdner Journal : 03.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-03
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 03.11.1882
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M2K? X l»»o uom« r I» »»»-» dsuticd,» ».i-do: dttürtivü; .... 18 jLbi-lioi,: 4 Llsrtl bv ?k. Lu»»<!lo« Ruwmsro: 10 ?k. La«»«rk»w 6s» deuttebea llsict»»» tritt?o»t- uad 8tviupel,o»ctd»^ lüu»u. !o»eratsoprsl»sr kür d«u k»um einer ^e8p»It«vvn ?«titrsils 20 ?f. Ovter „Liu^eisnüt" di« 2«ilv bO ?s Lei 1'»t>vllen- und 2i8'«ru»»tr SO ^utivblsg. krselivlaso t mit Xnsnnbms dsr 8onn- und keisrt»^» 4b«ud« kür den kolbvnds» ——^MiSS—MM—MMMM—MiMMM«— Freitag, dni S. Rovemker, 1882, DreMerIommI. Io»er»t«o»»ii»dms »usvLi't»» Lstpri»: H. Lra«ci«tetter, (iomwixivuLr de, > Dresdner dourmds; Lswdnr^ -I«rltn-V>«» - l-stxri^ L^sl Ür«,>»n-1'r»»^r1 ». N,: <k koA/^, L«rU»-Vi,u-L»wdnrU- kr»8 - krrnkkoi-t ». ». - »tModsn: kiitd Lko«e,' L«rUu: Ii rri/ldendant,- Lr»m«n L'. Lie^otte,- >r«U»o: urrax krsnktiu-t », »,: L ^aeAer'sei»« Ituotiknodtun^; StrM»: O. ükütter; Urnoovsr: t?. .^««isr, ksri, v»rU» rr»L^ülrt ». ».- »tuttxsrt: D»«be-s 6<i, Lu»dmU: ^4d. ütsiner. Verantwortliche Redaction: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. Her»u»xedvrr Löviel. krpedition de» Dresdner donrv»!», Dresden, iivin^erstrss»« k^o. 20. Nichtamtlicher Theil. n«»«rs>4«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungtsckau. Tagetgeschichte. Dresdner Nachrichten. Proviuzialuachrichten. Lermischtet. Ueberschwemmungtuachrichten. Eingesandte». Aeuillrtov. Beilage. Börsenuachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Innsbruck, Mittwoch, 1. November, Abend». (Corr.-Bur.) Au» Cavalese (Trient) wird gemeldet, daß Predazzo durch den Travignolobach sehr ge fährdet ist. Die provisorische Brückt wurde fortge- rissen. Die Commuvication ist unmöglich. Alle Brücken zwischen Cavalese und Molina find zerstört. Molina wurde vurdurchdasAufgebotallerKräftevor gänzlicher Vernichtung bewahrt. Der Verkehr zwischen Sillian und Lienz ist neuerdings gestört; die Postvrrbindung zwischen LonSthal und Lalsu- gaua ist hergestellt. (Bgl. umstehend die neuesten UeberschwemmungSnachrlchten.) Nom, Donnerstag, 2. November. (Tel.d. DreSdn. Journ.) Dem Journal „Stampa" zufolgt, falltu von den bisher bekannten Abgeordnetenwahlen (vgl. die „TageSgeschichle*) 99 auf die Rechte, 65 auf daS Centrum, welche letzteren sämmtlich Anhänger deS RegierungSprogrammeS find, ferner 258 auf die Linke, wovon 6 dem RegirrungSprogramm nicht zu stimmen; endlich wurden gewählt 27 Radikale und 2 Socialisten. London, Donnerstag, 2. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimeS" melden, daß die ägyptische Regierung England vorschlug, Arabi Bey zu verbannen, ohne denProceß fortzuführen, dir englische Regierung aber den Vorschlag nicht angenommen habe. Nach einer Meldung deS „Standard" auS Konstantinopel vom gestrigen Tage ist infolge der Entsendung deS LordS Dufftrin nach Kairo im türkischen Cabinrt davon dir Rrdr, auch rivru türkischen Cowmissar nach Kairo zu srndeu. St. Petersburg, Donnerstag, 2. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PüterSbourg" dementirt daS vorgestrige Berliner Börsrngerücht übrr ein Verbot der PferdeauSfuhr und sagt» e» sei überhaupt jetzt ein solches Ver bot nicht erlassen, sondern sogar auf Vorschlag de» Statthaltkr» de» KaukasnS auch daS bisherige Ausfuhrverbot aus dem Kaukasus aufgehoben worden. Kairo, Mittwoch, 1. November, Nachmittags. (W. T. B.) Der Gouverneur von Kavala, Tussun Bey, welcher auf drm Wege nach Kavala in Kau- dia eingetroffrn ist, theilte dem Khrdive heute tele graphisch mit, daß Hassan Mussa - el - Kalad und Suleiman Abdul, welche die Brandstiftungen in Alexandrien anorbneten, heute in Kandis von den türkischen Behörden verhaftet wurden. Man glaubt, dieselben seien mittelst eines Segelbootes von Da- miette nach Kandia entflohen. Dresden, 2. November. Eine eigenthümliche anticlericale Bewegung, w'sentlich verschieden von derjenigen in Frankreich, Feuilleton. Redigiri von^tto Banck. Mittwoch den 1. November gaben im Börsen« saal« Frl. Doris Böhme und die Herren Kammer musiker Emil Feiger! und F. Böckmann ihre erste Trio-Soiröe. Die geschätzten Spieler, deren künst lerisch tüchtige Leistungen sich die rege und gleichmäßige Theilnahme eine» engern Kreise» der Musikfreunde er worben haben, begannen mit einem Trio op. 37 von Gern-Heim, da» in nicht gewöhnlichem Grade durch geistig gehaltvolle Einzelnheiten in Erfindung und Durcharbeitung interesfirt, aber infolge einer zu kühlen, reflectirten und gedanklich unruhig geführten technischen Mache dennoch nicht unseMvolle Sympathie gewinnt. Am meisten fesselt der Lemosatz, durch warm empfun dene Motive, feinsinnige Haltung und stimmungsvolle» Eolont. Auch in dem die Soiröe beschließenden 8-äur- Trio Rubinstein'» tritt nächst dem geistvollen ersten Satz al» besonder» schön gelungen da» Adagio hervor: eigenthümlich in der Eonception, abgerundet in der Form und von poetischem Gehalt. Den reinsten Ge nuß unter den trefflichen im Zusammenspiel höchst sorgsam durchgearbeiteten Ausführungen bot die mit Hrn. Feiger! von Frl. Böhme mit musikalisch muster hafter Interpretation, brillant und geschmackvoll ge spielte Phantasie für Pianoforte und Violine von Fr. Schubert mit Variationen über da» Lied „Sei mir gegrüßt*. Für die Vorführung dieser reizenden, entzückenden Tomposition sei den genannten besonderer Daul ausgesprochen. Mit Rücksicht auf den großen tritt seit einiger Zeit in Rußland zu Tage. WLH- rend e» in Frankreich die Anhänger de» Atheismus und destruktiver Tendenzen sind, welche den ihnen un- bequemen geistigen Einfluß eines wohlgeschulten und eine gute Grundlage von allgemeiner Bildung besitzen den C'eru» zu beseitigen suchen, sind e» in Rußland wesentlich konservative und kirchlich gesinnte Elemente, die deu Einfluß der zu einem großen Theile unwissen den, sittlich gesunkenen Geistlichkeit beschränkt sehen möchten. Die klerikale Frage steht, wie die „Mos kauer Zeitung* bemerkt, für Rußland auf der Tagesordnung: „Leute* schreibt da» genannte Blatt, „die sich für Säulen des echten GlauoenS auSgeben, haben sich gemeinsam mit offenen Feinden der recht gläubigen Kirche und geschworenen Widersachern jeder Religion überhaupt auf die rechtgläubige Geistlichkeit gestürzt als die Verderberin Rußlands. Zu seinem großen Erstaunen mußte unser Vaterland dabei er fahren, daß eS an einer furchtbaren Krankheit leidet, an der „klerikalen*, d. h. also an dem Diener der russischen Kirche. Erstaunt vernimmt daS russische Publicum, das bisher Aehnliches nie gehört, Klagen über die Geistlichen; ist eS Zeuge, wie mannichsache unwahrscheinliche Anekdoten wieder hervorgeholt, er sonnen und verallgemeinert werde», und eS werden Philippiken hinzugefügt über die „Unentwickeltheit*, den „Rückschritt* der rechtgläubigen Geistlichkeit. Die Einen schreien, man müsse die Schule vor der Geist lichkeit retten; Andere behaupten, man müsse sie von der Armenpflege sernhalten; wieder Andere gar ver langen, daß sie auch auS den Kirchen selbst vertrieben werde (wahrscheinlich, um diese dann ganz zu schließen). ES fehlt nur noch, daß der Ruf erschallt: „Haut die Popen!* Ein solcher Skandal läßt sich nur mit den Vorgängen in Frankreich vergleichen.* Die russische Zeitung zieht eine Parallele zwischen der „antiklerikalen* Bewegung in Frankreich und Rußland und weist auf den himmelweiten Unter schied hin, der zwischen beiden und den kirchlichen und staatlichen Verhältnissen hier und dort besteht. „UebrigenS*, fährt da» Blatt fort, „wenn man nach dem Beispiel der historischen Entwickelung anderer in der letzten Zeit erdachten und aufgebauschten„Fragen* urtheilt, so läßt sich erwarten, daß übrr kurz oder lang die Regierung selbst daran glauben wird, daß e» eine „klerikaleFrage* bei un» giebt, von der man ihr fort während vorerzählt, und sie wird wohl eine „Experten- conferenz* fusammenberufen, um biese Kopfschmerzen machende Frage zu entscheiden. Die „Moskauer Zei tung* sucht nunmehr in längeren Ausführungen die russische Geistlichkeit zu rechtfertigen, obwohl sie einge- steht, daß dieselbe rn Bezug aus Bildung,. Thätigkeit und Stellung in der Gesellschaft Vieles zu wünschen übrig lasse. Andere Blätter üben dagegen an der russischen Geistlichkeit eme herbe Kritik, und bemerkt in dieser Beziehung beispielsweise die russische „St. PeterS - burgkaja Gaseta* zu der angeregten Entfernung der Geistlichen aus der Schule Folgendes: „Wir lassen unS hinreißen zu allerlei frommen und guten Projek ten, wollen aber nicht zuschauen, in wie weit denn die Geistlichen fähig find, das gesteckte Ziel zu erreichen, obschon wir, um das zu erkennen, nur ihre Seelsorger- thätigkeit zu betrachten brauchten, bezüglich welcher sie sich doch besser gestellt wissen, als aus pädagogischem Gebiete. In der That — welche Fortschritte hat die Sittlichkeit dort gemacht, wo eS viele Kirchen giebt und daS Wort Gottes stet» gepredigt wird? Danach zu ur- theilen, wa» der Gesellschaft hierüber bekannt ist. giebt eS nichts zu loben. In den Dörfern nimmt die Trunksucht zu, ungeachtet vielfacher Beschlüsse über Schließung von Trinkanstalten; in den Städten wächst die Zahl der Ver brecher, und unter ihnen befinden sich Viele, die regel mäßig den Tempel besuchen. Wenn durch den Kirchen ¬ vollen Ton deS Ascherberg'fchen Flügels wird eS für daS Ensemblespiel rathsam sein, den Deckel desselben künftig geschlossen zu lassen, um ein richtiges Verhält- niß der Klangstärkt zwischen den Instrumenten herzu- stellen. E. B. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) ES half ihr nichts, darüber zu grübeln, was er in dieser halben Stunde vorgenommen haben mochte — sie hatte eS ja schon gelernt, daß Manches in seinem Thun und Lassen ihr mehr oder weniger räthselhaft blieb! Und sie lächelte fast bei dem Gedanken, daß er wohl keine Ahnung haben würde von der Unruhe, die er ihr bereitet hatte, daß er vielleicht in wenigen Minuten sanft und fest schlafen mochte, während sie hier wachte. — In der That fand sie erst gegen den Anbruch deS TageS hin einigen Schlaf; als sie dann aber am Mor gen zu dem Bruder in» Zimmer trat, um diesem da» Frühstück zu bereiten, mußte sie erfahren, daß auch ür ihn die Nacht einen keine»weg» angenehmen Ver- auf gehabt hatte, denn Philipp erklärte in höchst ver« timmtem Tone, eine auf sehr schmerzhafte Weise ver- tauchte Hand habe ihm kein Auge schließen lassen. „Ich sage e» Dir* fügte er mürrisch hinzu, „weil Du e» ja doch erfahren muhtest, denn ich bin süc die nächsten Tage vollkommen invalid, schreiben zum Bei- spiel kann ich durchaus nicht!* und dabei wie» er auf die Finger der rechten Hand hin, die allerding» stark angeschwollen waren. besuch allein die Sittlichkeit gefördert würde, so hätte Swiridow wohl schwerlich die Kiew'sche Bank beraubt, und die Seelenhirten selbst würden sich nicht durch Er pressungsversuche auSzeichnen, wie daS der Proceß deS Priester- Tarassow beweist. Um cin echter Gläubiger zu sein, genügt eS noch nicht, die religiösen Formeln und rituellen Gebräuche zu kennen und auszuüben. Nein, dazu muß man durchdrungen sein von der Lehre Christi, und daS hängt von der Beredtsamkeit des Geistlichen ab und noch mehr von seinem eigenen Wandel. Haben wir viele solcher die Glaubenssache fördernder Geistlichen auszuweisen? Sollte nicht die Eparchialobrigkeit endlich einmal der Unfähigkeit der Majorität der Geistlichen hinsichtlich der Kunst deS Predigen» gehörige Beachtung schenken und daS Recht zu predigen von verschiedenen Bedingungen abhängig machen wollen? Wenn die Kirche nicht genügend Priester hat, wo soll man solche denn auch noch für die Schule hernehmen? Eine Aufbesserung deS Ein kommens würde dem geistlichen Stande gewiß neue und mehr Männer zuführen; aber die Gefahr läge dann nahe, daß viele von ihnen nur um materieller Interessen willen den Beruf ergreifen würden, was natürlich dem geistlichen Stande und der Gemeinde nur Schaden bringen könnte. Endlich sehen wir aber auch nicht ein, warum denn eigentlich in den in Rede stehenden Schulen alle Unterrichtsgegenstände von Geistlichen gelehrt werden müssen: arithmetische Grund sätze und geographische Kenntnisse bleiben immer die selben, ob nun ein geistlicher oder ein weltlicher Lehrer sie unS vermittelt. Was aber die Religion betrifft, so wird sie ja schon so wie so von Priestern gelehrt." Die Vettheidiger des russischen CleruS machen die sen Vorwürfen gegenüber geltend, daß die ganze Agi tation gegen die rechtgläubige Kirche selbst gerichtet und daß eS die Feinde der Kirche überhaupt seien, die in Rußland, gerade so wie in Frankreich, ihre Angriffe gegen die Geistlichkeit richten. ES ist kaum zu be zweifeln, daß auch Leute dieser Art an der Agitation Theil nehmen, aber die Lage in Rußland dürste doch von derjenigen in Frankreich wesentlich verschieden sein. Die Reformbedürftigkeit des russischen CleruS wird in den verschiedensten Kreisen als eine Nothwendigkeit er kannt. Bereits vor langer Zeit haben unparteiische protestantische theologische Fachzeitschriften auf die Schäden, welche bei der russischen Geistlichkeit zu Tage traten, hingewiesen. Allerdings wird man sich auch in Rußland hinsichtlich der Beschränkung deS Einflusses deS CleruS vor Uebertreibungen zu hüten haben; aber die Nothwendigkeit einer Reform, insbesondere eines höhern Maßes von wissenschaftlicher Bildung, durch welchen allein fein moralischer Einfluß w'eder gehoben werden kann, dürfte von allen Unbefangenen zugegeben werden. Lagesgeschichte * Berlin, 1 November. Durch eine kaiserliche, im „ReichSanz.* veröffentlichte Verordnung vom 26. October ist bestimmt worden, daß der jedesmalige Vorsitzende deS Patentamtes den Titel „Präsident* zu führen hat. — In der gestern unter dem Vor sitze de» StaatSministerS v. Bötticher abgehaltenen Plenarsitzung de» BundeSrath» wurde die Vorlage, betreffend die Aushebung des kaiserl. Hauptzollamts rn Bremen, den zuständigen Ausschüssen zur Vocberathung überwiesen. Für die bei der kaiserl. DiSciplinarkammer in Arnsberg erledigten Stellen des Präsidenten und eine» Mitgliedes wurden die erforderlichen Wahlen vo^genommen. Für eine durch Havarie größtentbeils entwerthete Schiffsladung Getreide bewilligte die Ver sammlung in Berücksichtigung der vorliegenden beson- deren Umstände einen theilweisen Zollerlaß. Gemäß dem Anträge Preußens wurde beschlossen, für deu Sommer 1883 eine Wiederholung der Aufnahmen zur „Aber, mein Gott, wie konnte daS geschehen!* rief Anna erschrocken auS. „Gestern Abend war die Hand doch ganz unversehrt!* „Gestern Abend — nun ja*, brummte Philipp; „rin derartiger Schaden kann auch über Nacht kommen!* Die Erinnerung an das kleine nächtliche Ereigniß kehrte ihr zurück, und ohne daß sie vorher 'U dieser Mittheilung entschlossen gewesen wäre, rief sie auS: „Philipp, ich hörte Dich diese Nacht daS HauS verlassen — Du mußt in der Stunde etwas vorge nommen haben, was Dir d«e Verletzung zugezoqen hat!* Einen einzigen unruhigen und schnellen Blick warf er auf sie, dann aber hatte er sich schon gefaßt und sagte ziemlich ruhig: „Du hast eS gehört? nun, dann wirst Du wohl auch daS abscheuliche Coucert gehört haben, das die Kotzen hier oben auf unserm Dache machten! Mich ließen die Bestien nicht schlafen, darum setzte ich eine Leiter an, um sie zu verscheuchen — und da bin ich von einer der Sprossen heruntergestürzt — daS ist der einfache Zusammenhang!* Anna sah erstaunt auS. Es mochte ihr auffallend genug sein, daß die Katzen so arg geschrien haben sollten, ohne daß sie das Geringste von diesem Lärmen gehört hatte; aber sie schwieg und entgegnete nichts Weiteres auf diese Erklärung ihres Bruders, als daß sie ihn fragte, ob feine Hand auch die Hilfe eines Arzte» verlange. Die Erkundigung machte ihn geradezu ungeduldig. „Ein Arzt? Der fehlte noch!* rief er au». „Am Ende rufst Du gar noch diesen — diesen Doctor Ger stein selber! — Nein, nein, Anna, e» soll von meiner Hand überhaupt nicht mehr geredet werden, al» sich Anbaustatistik deS deutschen Reich» vorzunehmen. Auch fanden die zu diesem Zwecke von Preußen vorgefchla- genen Au»sührungSbest,mmungen und Formulare mit einigen, nicht erheblichen Abänderungen die Zustimmung der Versammlung. Schließlich wurde über die geschäft liche Behandlung mehrerer Eingaben, betreffend Zoll erlaß für Pfchlholz, Zollrückvergütung für auSzufüh- rende Tabaksabrikate au» eingeführtem Tabak und wegen Aenderung de» tz 12 de» Gesetze- vom 14. Mai 1879 über den Verkehr mit Nahrungsmitteln rc. Be- fchluß gefaßt. — Der Etat des Reichsamt» de» Innern für 1883/84 beziffert die Einnahmen, na- mentlich infolge fortwährenden Steigens der Einnahmen deS Patentamtes an Gebühren auf 26602 M. mehr als im Vorjahre, nämlich auf 1 151993 M., die fortdauernden Ausgaben auf 2 871588 M., 105166 M. mehr und die einmaligen Ausgaben auf 1120140 M., 8119 932 M. weniger als im Vorjahre. Diese Herabminderung erklärt sich vorzugsweise durch de» Wegfall von 7 775000 M., welche der vorige Etat zur Errichtung des ReichstagsgebäudeS enthielt. 115000 M. werben zur Erweiterung deS germanischen Museums in Nürnberg gefordert, davon 25 000 M. als erste Rate einer speciell für den sogenannten Süd bau bestimmten in 10 gleichen Jahresraten zahlbaren Subvention von 250000 M. Der Etat für 1884/85 setzt wiederum eine Steigerung der Einnahmen, und zwar 130000 M. voraus. Die fortdauernden Aus gaben sind nur um 200 M. erhöhe, die einmaligen Ausgaben, unter denen sich keine neue Forderung findet, abermals, und zwar um 946 165-M. ermäßigt. — Der Etat deS ReichSrnvalibenfond» für 1883/84 berechnet die Ausgaben auf 29 509162 M., nament lich infolge des fortdauernden Abganges durch Tod, Civilversorgung u. f. w 620405 M. weniger als im Vorjahre. Für die Verwaltung des Fonds sind 70 235 M. erforderlich, als Zuschuß zu den Kosten der Verwaltung deS ReichSheereS 56 303 M., an Jnvalidenpensionen infolge deS Kriege» von 1870/71 23 616 576 M., an Jnvalidenpensionen infolge der Kriege vor 1870 4076097 M., a!S Ehrenzulage an Inhaber des eisernen Kreuzes 41416 M., an Pensionen für ehemalige französische Militärper sonen 692 000 M. (112000 M. mehr als im Vorjahre); nachdem den Militärpensionäreu in Frank reich durch neuere Gesetze Pensionserhöhungen be willigt worden sind, «st von ehemaligen sranzösischen Militärpersonen in großer Zahl eine gleichmäßige Er höhung der auf Grund der Zusahconvention zum FriedenSvertrage mit Frankreich von Deutschland über- nommenen Pensionen nachgesucht worden, welchem Ge suche, wenn auch nicht aus Rechtsverbindlichkeit, wohl aber aus Billigkeit nschzukommen sein wird), zu Gnadenbewilligungen u. s. w. 350000 M., für die Jn- valideninstitute 514 159 M. Zur Deckung der Aus gaben stehen 22119 810 M. (361 247 M weniger als im Vorjahre) zur Verfügung, der erforderliche Capitalzuschuß beträgt demnach 7389352 M. 259158 M. weniger als im Vorjahre. Im Etat für 188^85 sind die Ausgaben aus 28 832111 M 677051 M. weniger als im Vorjahre veranschlagt, die Zinsen wer den betragen 21685276 M., 434 534 M. weniger, der nölhige Capitalzuschuß 7 146 835 M., 242 517 M. weniger als im Vorjahre. * Altona, 31. October. Vor der Straskammer des hiesigen Landgerichtes kam heute ein Nachspiel zur Astaire v. Bennigsen-Förder zur Verhand lung. Letzterer hatte im vorige» Jahre als damaliger Landrath deS HerzogthumS Lauenburg gegen den Land- tagSabgeordneten Kammerrath Berling in Büchen schwere Beschuldigungen erhoben, welche die Regierung u. A. veranlaßten, demselben den Zutritt zu dem von ihm bekleideten Ehrenamte als Mitglied deS Land- schaftscollkgiumS zu versagen. Berling strengte infolge durchaus nicht vermeiden läßt, hörst Du? Die Sache ist ja eine Bagatelle und sie ärger» mich nur, weil ich — nun ja, weil ich für die ersten Tage, wie ich schon sagte, keinen vernünftigen Zug mit der Feder thun kann. Lege mir nur kalte Umschläge, oder was Du sonst willst, auf, damit die Glieder wieder geschmeidig werden!* Von den Vettern, denen Hermann den Tod der alten Verwandten mitgetheilt hatte, traf schon m den nächsten Tagen Antwort ein. Ohne einer Übel ange brachten tiefen Trauer Raum zu geben, gönnten doch Beide der Empfindung über daS Hinfcheiden der letzten Dorfen, der sie immerhin durch Bande de- Blut» on- gehört hatten, ihr Recht. Dann aber bildeten gerade diese letzten Beziehungen den natürlichen Uebergang zu einem andern Thema, dem de» Erbe», zu dem jene Vettern sich neben Hermann auf Grund de» Verwandt schaftsgrades berechtigt halten durften, vorausgesetzt, daß der ausdrückliche Wille der Verstorbenen nicht an der» verfügt habe. Beide sprachen sich in durchaus angemessener und loyaler Art über diesen Punkt auS, wie e» denn Hermann nicht erst au» ihren Briesen zu erkennen brauchte, daß ihnen, den selber reich Be güterten, nicht sehr viel an dem Dorsen'schen Vermögen lag, sie an dasselbe vielmehr nur dachten, wer! S ihnen von Gesetz und Herkommen zugewiesen zu fein schien; und in diesem Sinne baten sie auch Hermann, für sie wie sür sich zu handeln, indem sie ihm zu gleich eine Vollmacht ertheilten, daß er in ihrem Namen nach seinem Gutdünken jeden Beschluß fassen, jede- Geschäft abmachen dürfe. E» war fehr natürlich, daß Hermann auf diefe Art plötzlich um sich ein Heer von ungewohnten Ob-
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