Suche löschen...
Dresdner Journal : 28.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-28
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 28.10.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sitz in Genf. Jede französische Föderation entsendet einen Delegirten in dal Genfer Comitä, zu welchem auch Fürst Kropotkin gezogen wurde. (Vergl. die aus führlichen Mittheilungen unser» Pariser Lorrespon- denten unter „TagrSgtschichte".) Dem Lomitä ge hörte auch ein amnestirter Communist an, welcher sagte, Rußland sogar werde in Erstaunen versetzt wer« den durch den Ausbruch in Frankreich. Die Gefahr, welche so urplötzlich auftauchte, hat mit einem Male tief verstimmt; insbesondere findet die SuSvendirung det ProcesseS von ChLlon» in Kreisen Mißbilligung, wo man bisher der Regierung möglichst wenig Hinder nisse in den Weg zu legen bemühte. Die Börse zeigte sich über die von der Regierung bekundete Schwäche sehr verdrossen. Die gemäßigten Organe protestiren gegen da- System der radicalen Presse, die Regierung al» die moralische Urheberin und theilweise wohl direkt al» die Anstifterin der Dynamltatientate für dieselben verantwortlich zu machen, erkennen aber nichtsdestowe niger an, daß auch nach ihrer Auffassung der Justiz minister Fehler begangen hat und daß die College« desselben jeden Antheil an diesen Fehlern energisch zurückgewiesen haben. Sogar regierungsfreundliche Blätter, wie der „National-, greisen den Jnstiz- minister DeväS, welcher den Befehl zur SuSpen dirung des ProcesseS gegeben hat, in überaus hestiger Weise an und rufen auS: „Fort mit Euch!" — Auch das „Journal deS D^bat»", zu allen Zeiten da» Organ der gemäßigten Politiker, welches bisher die Vorgänge in Montceau-leS-MineS an leitender Stelle kaum erwähnte, wohl um einerseits nicht zu beunruhi gen, andererseits die Regierung nicht zu Maßregeln zu drängen, welche diese wohl so lange als möglich zu vermeiden suchte, macht heute den neuesten Befehl deS Justizministers zum Gegenstand einer Besprechung. „Nicht ohne tiefe Ueberraschung", sagt das Blatt, „wird man vernommen haben, daß der Assisenhof der Saüne-et-Loire, auf Verlangen deS öffentlichen Mini steriums, die Vertagung der Angelegenheit von Mont- ceau-leS-MineS, welcher bereits 5 Sitzungen gewidmet worden waren, auf die nächste Session beschlossen hat. Die beklagentwerthen Thatsachen, die an Geschworene und Zeugen gerichteten Todesdrohungen, daS Wieder aufleben der Attentate und der revolutionären Propa- ganda seit der Eröffnung der Debatten, welche sehr geeignet erschienen, die Haltung der Geschworenen zu beeinflussen, sind unS nicht unbekannt; allein, wenn wir auch den „entrüsteten Schmerz" des Herrn Gene- ralprocuratorS theilen, so ist eS uns doch unmöglich, in dieser unerwarteten Vertagung eine „von der öffent lichen Ordnung, ja selbst im Interesse der Unterdrück ung gebieterisch befohlene Maßregel" zu erblicken. In Wahrheit, die Umstände erheischten eine um so raschere Unterdrückung, je mehr Verwegenheit die lUbelthäter entwickelten. ES kann nicht zugegeben werden, daß in einem Lande, welches Durst nach Ordnung und Ruhe hat, der regelmäßige Gang der Crimmaljustiz plötzlich durch Unternehmungen unterbrochen werden kann, und war noch schlimmer ist, durch einfache Drohungen von Feinden der Gesellschaft, gerade in dem Augenblicke, wo diese am meisten daS Bedürfniß empfindet, ihre Kräfte zu concentriren; dadurch, daß sie zeigt, daß sie ausreichend gerüstet ist, um alle gegen ihren Bestand gerichteten Versuche abzulehnen und zu vereiteln; e- geht nicht, daß man in einem solchen Augenblicke sie (die Gesellschaft) aufsordert, unter ihr Zelt zurückzu- kehren uud den Verfechtern der Anarchie daS Feld zu überlassen. Diesen Augenblick erwählt man, um sich für „terrorifirt" zu erklären und um den gesetzlichen Hilstbeamten der Justiz, ja der Justiz selbst ein „Rette sich, wer kann!" zuzurufrn. Gott sei Dank, die Einrichtung deS Geschworenengerichts functionirt lange genug bei unS; sie ist genugsam mit Achtung umgeben, und flößt genug Vertrauen ein, so daß man zwei Mal sich besinnen sollte, ehe man ihr die Beleidigung anthitt, zu glauben, ihre Freiheit, ihre Billigkeit und ihr Bürgermuth sei von einem ano nymen Brief abhängig, und wäre er selbst mit „einem Dolche gestempelt". Die Ergebnisse dieser bedauerns- werthen Entschließung werden nicht auf sich warten lasten. Kaum hatte der Generalprocurator seine An träge vorgelegt, als die Vertheidigung andere, die Frei- gebung der Angeklagten bezweckende Anträge meder- legte. Die Angeklagten seien, wie die Vertheidigung meinte, „schon als freigesprochen anzusehen, weil die Anklage von selbst in ihrer Grundlosigkeit zerfallen würde." Sie wird nicht zerfallen, allein, man muß dieses zugeben, eS schien, als ob sie sich verstecken wollte, und wenn die intransigenten Zeitungen von „vollkommener Abdankung", von „kläglichem Einge- Literatur. Unter den neueren geographischen Er scheinungen, welche unbekannte Länder behandeln, nehmen einige Novitäten ein lebhaftes Interesse in Anspruch. Dahin gehört zunächst ein bei I. I. Weber in Leipzig erschienenes Werk von Johannes Falk, dem bekannten, eben so vielfach angefochtenen als viel fach anerkannten Vertreter einer neuen Erdbebentheorie. Nicht dieser, sondern wesentlich anthropologisch-ethno graphischen und philologischen Forschungen gilt da- neue Buch: „Im Lande der Inka". Es erfreut zugleich durch eine mustergiltige Ausstattung im Druck. Angefüllt mir geistreichen, ja tiefsinnigen Hypothesen kühnster Art, wie mit thatsächl'ch neuen Beobachtungen und Beweismitteln macht der überreiche Stoff eine so rasche Besprechung der eben ersch'enenen Novität unmöglich. Zunächst aber wollten wir nicht unter lassen, die gelehrte Welt auf dieses ForschungSobject aufmerksam zu machen, daS sich plötzlich vor ihren Augen und zwar in einer imposanten Massenwirkung darlegt. Ein andere-, ebenfalls sehr reich mit Karten, Farbendrucktafeln und Holzschnitten auSgestatteteS Buch erschien im Verlage von H. Costenoble in Jena. ES heißt: „Unter den Cannibalen auf Borneo". Eine Reise aus dieser Insel und auf Sumatra von Karl Bock. DaS Buch ist von Kirchhoff mit einem Vorwoit versehen und Kiepert hat demselben bereit» eine warm empfehlende Werthschätzung gewidmtt, die eine Zu stimmung und Reproduktion verdient Der Verfasser ist zoologischer Sammler und be reiste als solcher im Jahre 1878/9 Sumatra, speciell dieselben Gegenden, welche neuerdings durch die Ex- ständniß der Ohnmacht" sprechen, so übersetzen sie ur.S in ihrer Spracht den Eindruck, welchen der unbegreif liche Rückzug von ChLlonS-sur Savne im Allgemeinen hervorbrachte. In allen Fällen ist eine unerschütter liche Kaltblütigkeit erforderlich, um einer Lage gegenüber zu treten, welche, ohne daß sie den Ernst besäße, welchen man ihr infolge der Neuheit zu- schreiben möchte, doch energische Gegenmittel erheischt. Man darf nicht mrhr den Ursprung de» Uebel» ver kennen, und man darf Schlag auf Schlag in ver» fchiedenen Departements aufeinanderfolgende Ereignisse nicht mehr rein localen Ursachen zuschreiben wollen. ES ist überzeugend dargethan, daß die Verwirrungen von Montceau-ikS-Miue«, wie die Vorkommnisse in Lyon und Montpellier nur Episoden eine» großen, gegen die Gesellschaft gerichteten Feldzuges sind, welcher schon lange, sowohl in dem Schatten der geheimen Gesellschaften, sowie am Hellen Tage der anarchistischen Versammlungen vorbereitet wurde. Einer unserer Collegen kündigt sogar an, daß man Beweise von dem Vorhandensein einer internationalen Anarchistenvereinigung erlangt hat, welche, nach dem Beispiele der russischen Nihilisten, beschlossen hat, die sociale Frage mit Dynamit zu lösen. Gegen derartige Feinde muß sich der Staat aller Vertheldlgungtmittel dedienen, über welche er verfügt; sie sind ausreichend, um von AuLnahmemaßregeln Abstand nehmen zu kön nen, aber die Regierung soll sich die Waffen nicht in der Hand zerbrechen lassen." Eine andere Aeußerung entnehmen wir dem „Petit Journal". Dieses Blatt wendet sich an die Arbeiter und ruft: „Im Namen Frankreichs, im Na men deS Vaterlandes, das noch nicht von seinen grau samen Wunden geheilt rst, im Namen der Sache deS Volkes, die unS theuer und die durch solche Gewalt- thaten compromittirt ist, indem die Schwachen zum Zittern und die Tapfern zum Zögern bestimmt wer den, — im Namen der Frauen und Kinder, welche Brod verlangen, beschwören wir die Männer, welche wahre Franzosen sind, alle ungesunden Pläne zurück zuweisen und eine Kluft zwischen sich und die Hand- werkSmäßigen Agitatoren zu legen! Sobald diese Auf wiegler isolirt und ihre Umtriebe nicht mehr durch die allgemeine Bestürzung gedeckt fein werden, wird zur großen Befriedigung die Ruhe in Frankreich wieder einkehren." Man muß abwarten, ob dieser Appell des „Petit Journal" mehr helfen wird, als die Aufforderung, welche daS „Journal deS DsbatS" an die Regierung richtet. Frankreich steht augenscheinlich vor einer großen, in der konservativen deutschen Presse, darunter auch von unS schon vor Monaten erkannten großen Gefahr; vor einer Bedrohung durch eine wohlorgani- sirte anarchische Verschwörung, welche, von der regie rungsfreundlichen französischen Presse lange geläugnet und vertuicht, heute mit einem Male in ihrer ganzen Größe vor die bereits zum Theil eingeschüchterten Klassen der Besitzenden hintrttt. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Oktober. Ihre Majestät die Königin hat Sich gestern Nachmittag nach dem königl. Jagdschlösse Wermsdorf begeben * Berlin, 26. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nachmittag nach Ludwigslust abgereist, wo die Ankunft Ab nds U5 Uhr erfolgte. Se. Ma jestät wurde von der überaus zahlreich zugeströmten Bevölkerung mit großer Begeisterung empfangen. Um 6 Uhr findet Diner en kamiHs, fodann Tbeatervorstellung im Schlosse Statt. Später werden die Vereine einen Fackel zug, mehrere MusikcorpS eine Serenade darbringen. Mor gen stütz soll der Aufbruch zur Jagd nach Jaßnitz stattfinden. — In der Litzung des Bund eSrathS vom 16. d. Mts. theilte der Staatssekretär Burchard mit, daß die Ent würfe für den ReichShauShaltSetat, deren Ver- theilung im BundeSrathe begonnen habe, diesmal sich nicht nur auf daS nächste Etatsjahr (1883/84), son dern auch auf das darauf folgende (1884/85) erstrecken. Der Staatssekretär führte dann weiter aus: Hierfür sei die Erwägung maßgebend gewesen, daß die Ein führung 2jähriger Budgetperioden, welche durch *>en Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Art. r3, 24, 69, 72 der Reichsverfassung, ins Auge gefaßt war, bekanntlich auf dem finanztechnischen Gebiete haupt sächlich dem Einwande begegnete, daß es schwer aus führbar sei, den Haushalt über das nächstfolgende Jahr hinaus einigermaßen richtig zu veranschlagen. Da an dem Ziele einer durch Verlängerung der Etatsperioden herbeizuführenden Vereinfachung der parlamentarischen pedition der niederländischen geographischen Gesellschaft allgemeiner bekannt geworden sind; diese Touren schildert er im zweiten Abschnitte, während den ersten die Beschreibung der zeitlich spätern, zugleich wichti- gern Reise im südöstlichen Borneo einnimmt. Zweierlei zeichnet den Verfasser auS: eine gute Beobachtungs gabe, welche ihn befähigt, lebendige und offenbar natur- wahre Schilderungen der Eingeborenen und der sie umgebenden Natur zu entwerfen, und ein großes ma- lerijche» Talent, wie er eS soeben wieder im obern Siam bewiesen haben soll. Zeuge dessen die 30 vor züglichen Farbendruckbilder, welche uns begreiflicher Weise besser mit den DajakS, ihren Häusern, Booten, Waffen, Geräthen u. s. w. bekannt machen, al» die umständlichsten und ausführlichsten Beschreibungen e» vermögen. Der wichtigste Theil der Reise ist der jenige im Sultanat Kutei (Ostküste von Borneo), auf dem Mahakkam und seinen Zuflüssen, wo er mit einer Reihe von Dajakstämmen, auch einem menschensressen- den, in nahe Berührung kam. Der unter niederlän discher Oberhoheit stehende Sultan von Kutei, welcher den Verfasser auf seiner ganzen Reise bis Bandjer- mossing selbst begleitete, ist einer der intelligentesten Fürsten im malaischen Archipel; so hat er z. B. den Sklavenhandel abgeschafft und ist ein wirklich unter- richteter Mann; dabei aber ein Wucherer, schlechter Zahler und unzuverlässiger Geschäftsmann. Den noch ist er beim Volke beliebt, da» ohne weitere» Zu tritt zu ihm hat und ihm gern gehorcht. Leiden schaftlich liebt er Diamanten, von denen er eine Herr- liche Sammlung besitzt, dann den Hahnenkampf und seinen Harem von 42 Weibern. Da» Innere seine» aüd«»'— eigentlich erstreckt sich seine Macht nicht und administrativen Geschäfte festzuhalten sein werde, so empfehle e» sich, daß, unabhängig von der weitern Verfolgung jene» Gesetzentwurf», zunächst die Mög lichkeit der Aufstellung eine« zutreffenden Hau»halt»- etat« für da» Reich auf einen Zeitraum von 2 Jahren thatsächlich dargethan, und daß zu dem Ende dem Reichstage al»bald nicht blo» der Etat»entwurf ,ür da» nächste Rechnungsjahr, sondern zugleich auch der jenige für 1884/85 vorgelegt würde. Die EtalSvor- arbeiten seien demnach bei allen betheiligten Ressort» auf diese beiden Jahre ausgedehnt worden, und habe sich hierbei die Elwartung, daß eine ausreichend sichere Veranschlagung des ReichshauShalt» sich auch für einen 2jährigen Zeitraum bewirken lasse, soweit bisher zu übersehen, durchaus bestätigt. Für die bezügliche Be schlußfassung de» BundeSrath» werde die Eindringung der beiden Hauptetat» die entsprechende Unterlage bieten, nachdem inzwischen — ohne Präjudiz für diese schließliche Entscheidung — die Berathung der Spe- cialetatSentwürfe auch für daS Rechnungsjahr 1884/85 in den geschäftSoldnungSmäßig damit zu befassenden Ausschüssen und im Plenum m herkömmlicher Weise staltgefunden haben werde. — Der„ReichSa,iz."pudli- cirt eine Verordnung der preußischen Regierung uud deSHamburger Senats, durch welche der „kleine Be lagerungszustand über Hamburg-Altona und Um gebung auf ein weiteres Jahr verlängert wird. — Die „Nat. Zig." bringt folgende Zusammenstellung deS Resultates der Wahlen zum Abgeordnetenhaus«: DaS Gesammtergebniß dürfte sich dahin stellen, daß bre beiden konservativen Fraktionen 15 Mandate gewinnen, nämlich die deutsch-konservativen 10 und die freiconser- vatrven 5, wogegen die Liberalen zusammen etwa 12 Mandate verlieren, nämlich die Nationalliberalen 13 und die Fortschrittspartei 2, während die Sec<ssionisten 3 gewinnen; daS Centrum dürfte 1 Sitz eindützen, die Polen 2. Die Fraktionen würden etwa m folgender Stärke im neuen Abgeordnetenhaufe erfcheinen, ver glichen mit ihrer in Klammer belgefügten bisherigen Stärke: Confervatwe 123 (statt 113), Freiconservatwe 59 (54), Centrum 98 (99), Nationalliberale 74 (87), Secessioniften 23 (20), Fortschrittspartei 35 (37), Po len 17 (18), Dänen 2. Die absolute Majorität deS 433 Mitglieder zählenden Ha tseS beträgt 217; Deutsch- konservative und Centrum würden mit zusammen 221 Stimmen dieselbe besitzen, einschließlich der Polen e» sogar auf 238 bringen. Dagegen haben die beiden konservativen Fraktionen zusammen nur 182 Stimmen, und zwar gegen 132 Stimmen der Liberalen. Bei dieser Berechnung sind ebenso wie bei der zur Verglei chung angegebenen bisherigen Partelstärke, überall die „Wilden" den verwandten Fraktionen zugezählt. Die neuen Provinzen, besonders Schleswig Holstein und Hannover, sind den Liberalen verblieben. Was die alten Landestheile betrifft, so hat die Fortschrittspartei allein in Ostpreußen 9Wahlkreise an die Conservativen verloren.— Die „Nat.-Zlg." berichtet, daß bei Errichtung deS neuen Wahltavleaux für die Stadtverordnetenver sammlung Berlin» der Magistrat seinen Widerspruch gegen diese Maßregel nochmals ausgesprochen habe, und fügt hinzu, daß eine Beschlußfassung deS StaatS- ministermms, dieselbe Sr. Majestät dem Könige vor zuschlagen, noch nicht vorliege. Die „ N. Pr. Ztg." bemerkt hierzu: Diese und ähnliche Notizen sind nur auf Verwirrung des Publikums berechnet. Die principielle Frage, ob die Stadtverordnetenver sammlung aufgelöst werden soll, ist unser» Wissen» mit Zustimmung des Staatsministeriums, wie an aller höchster Stelle bereits erledigt. Es kann sich nur noch um die formelle Seite der Sache handeln, und an der Entscheidung selbst wird auch ein erneuter Protest der städtischen Behörde voraussichtlich nichts ändern. Karlsruhe, 26. Oktober. Die „KarlSr. Ztg." ver öffentlicht eine Erklärung des StaatSminifteriumS, betreffend daS Urtheil des Landgerichts Mannheim in Sachen deS Heidelberger Bahnunfalles, m wel chem schwere Beschuldigungen der Eisenbahngene- raldirectivn ausgesprochen wurden. Die Erklärung des Staatsmlnistenums constatirt gegenüber der be züglichen vier Punkte der EnlscheidungSgründe des Landgerichts: 1) daß die Bahndirection vor dem Bahn unfall von keiner Seite und zu keiner Zeit um Er richtung eines Klingelwerks, im Urtheil lrrig Läute werk genannt, angegangen wurde; 2) daß vor dem Bahnunfall ein Antrag auf Errichtung eines zweiten Fahldienstdureous nicht gestellt worden, wohl aber von Seiten der Direktion eine Centralweichenstellung und die Errichtung zweier Filialfahrdienstbureaux in Vor bereitung waren; 3) daß eS nicht Uebung der badischen Bahn sei, einen abgehenden Zug vor Ankunft eines viel über die an den Ufern der größeren Flüsse be findlichen Ansiedelungen hinaus — ist von DajakS be wohnt, die wir eingehend kennen lernen. In morali scher Hinsicht stellt sie Bock ziemlich hoch: Raub und Diebstahl ist bei ihnen unbekannt; geistig stehen sie den Malaien gleich, sind aber reinlicher, fleißiger, offener wie diese, achten ihre Frauen — sie haben stet» nur eine —, denen sie Einfluß auf ihre Entschließungen einräumen, und lieben ihre Kinder, sowie ihre Fami lien-und StammeLgenossen sehr. Aber alle diese guten Eigenschaften, welche die Einführung wahrer Limlisa- tion befördern könnte, werden durch den barbarischen Gebrauch der Kopsjagd verdunkelt welchem alle Dajak- stämme huldigen; die Bahu TringS fressen aber oben drein ihre Opfer auf und schlachten die Gefangenen. Keine Geburt, keine Hochzeit und kein Begräbniß, um weniger wichtigere Ereignisse zu übrrgehen, kann in geeigneter Weise gefeiert werden, ohne daß eine größere oder kleinere Anzahl feindlicher Köpfe dazu beschafft werden muß. Die Holländer haben bereit- durch den Einfluß ihrer Waffen und ihre- Handel» viel gethan, diesen greulichen Gebrauch zu beseitigen, und auch der Sultan von Kutei hilft ihnen dabei; aber e» ist trotz dem möglich, daß, bevor die Sitte ganz abgeschafft werden kann, die Dajak» sich selbst vom Erdboden ver tilgt haben. WaS Bock über diese Kopfjagden, wie überhaupt über das Aussehen, den Charakter, d»e Be schäftigung, Geräthe, Waffen, Häuser rc. der Dajaken in Capitel 17 bis 22 mittheUt, erscheint al- da» Neueste in dem ansprechenden Buche. Wir fügen dieser Würdigung noch die Bemerkung hinzu, daß e» zwar nicht an einzelnen interessanten Schilderungen der Dajak» und ihrer Heimath fehlt, ei, fahrenden abzulaflen und daß die Vorschrift der Fahrdieastbeamten, nach Lage der Sache zu verfahren, geeignet sei, die Sicherheit de» Betriebe» zu wahren; 4) daß die Annahme unzutreffend sei, daß der betref fende Fahrdienstbeamte mit Geschäften überhäuft ge- wesen sei. Da» Staat»ministerium habe deshalb keine Veranlassung etwaige Maßnahmen gegen die Bahn direction zu ergreifen. -- Weimar, 26. October. Au» dem vom Kirchen- rathe der Synode erstatteten Bericht über den Zu stand der Landeskirche ergiebt sich ein im Ganzen befriedigendes Bild von dem kirchlichen Gemeindeleben. Der Besuch der Gotteshäuser nimmt vielfach zu, eben so an einzelnen Orten die Theilnahme am Abendmahl. Von den neugeborenen Kindern empfangen nur wenige nicht die Taufe. Die Angaben schwanken in den letzten Jahren -wischen 2 bi» 4 Procent, doch würde diese Zahl noch geringer sein, wenn genau nachgewiesen werden könnte, wie viel ungetauft gebliebene Kinder in der Zahl der vor 6 Wochen gestorbenen enthalten sind. Die Zahl der Eheschließungen ohne nachfolgende kirchliche Trauung nimmt von Jahr zu Jahr ab, im Durchschnitt de» Lande» betragen dieselben etwa 3 Procent. In Apolda beträgt ihre Zahl allerdings 26 Procent. In der heutigen Sitzung wurde ein Antrag emgebracht, die großherzogl. SiaatSregierung um Errichtung eines Lehrstuhl» an der Universität Jena zur Verbreitung der Kenntmß vom Wesen der Heidenmission und ihrer Erfolge zu ersuchen. — Heute hat hier eine Besichtigung de» Eisenbatzndam- me» an oem Vmduct über die Ilm an der Wei mar-Geraer Eisenbahn durch einenCommissar de» Reichseisenbahnamts, Reglerungsrath Emerich, stattge funden. Veranlaßt durch gefl ssentlich verbreitete Ge rüchte, denen zufolge oieser Damm sich in einem gefährlichen Zustande befinden solle, war von der Dlrection der Eisenbahn beim Relch-eisenbahnamt die Entsendung eines Commissar» zur Vornahme einer gründlichen Prüfung erbeten worden, damit endlich diesen Gerüchten in positivster Weise entgegengetreten werden könne. Zu der heutigen Besichtigung htten sich außer dem Director, Baurath Kohl, und einigen Beamten de» technischen Personals der Oberdaudirector Strelchau selten der welmarlschen Staatsbaubehörden, sonne die Spitzen des BerwaltungSrathS der Weimar- Geraer Eisenbahn aus Weimar und Gera eingefunden. Regierungsrath Emerich nahm nach dem Studium der Riste und Karten den Damm an Ort und Stelle ln Augenfchein; während dieser Zeit passirten ein Personen, zug, sowie ein Güterzug mit 2 Locomotwen die Strecke, auf der überdies 2 aneinander gekoppelte Locomotiven auf und ab fuhren zur Belastungsprobe. Selbstverständlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß infolge heftiger andauernder Regengüsfe oder an derweitiger elementarer Ereignisse bedenkliche Rutschun gen an diesem Damm wie an jedem ähnlichen Bahn körper eintreten können. Der gegenwärtige Zustand des selben schließt aber die Gesährdung de» Betriebe» auf der Bahn au». Der Commissar de» Reichseljendahn- amte» billigte die von der Direktion auSgesührten Ar beiten zum Schutze de» Dammes und äußerte sich da hin, daß eine Gefahr für den Verkehr nicht ersichtlich sei. Hoffentlich werden sich nun die erregten Gemüther zufrieden geben. Bremerhaven, 25. October. (Wes.-Ztg.) Au» Wilhelmshaven wird bekannt, daß man dort einem Versuche des LandeSverrathe» auf die Spur ge- kommen ist. Der Thater oder doch einer der Bethei- ligten soll hier in Bremerhaven verhaftet worden sein. In der That war am Sonntag ein Auditeur au» Wilhelmshaven hier anwesend, um Untersuchungen vorzunehmen, worauf am Sonntag auch hier ein aif einem hiesigen Dock angestellter Zeichuer m Unter suchungshaft genommen wurde. Der Verhaftete war erst seit kurzer Zett hier und früher in Wilhelmshaven beschäftigt. Infolge der Beschlagnahme der Effecten desselben wurde die Vornahme verschiedener Haus suchungen auch in Wilhelm»haven telegraphisch ange ordnet. Wre weit der Verhaftete schuldig »st, ist nicht bekannt, da die Angelegenheit, wie leicht erklärlich, sehr verschwiegen behandelt wird. -5. Wien, 26. Oktober. Heute wurden in der Ofener Hofburg die beiden Delegationen durch Se. Majestät den Kaiser empfangen und damit die eigentliche Session dieser Körperschaften eingelettet. Ler Präsident der ReichSrath-delegatron, l)r. Smolka, be tonte in seiner Ansprache die Bereitwilligkeit, selbst die größten Opfer an Gut und Blut zuzugestehen, fall» solche als unabweiSlich erkannt und al« geeignet sich wohl aber fehlte e» bisher an einer so gegenständlichen und daher lebendig gemachten Darstellung. Astronomie. Entstehung mehrerer Kometen aus ur sprünglich einem Kometen, Trennung größerer oder kleinerer Kometensubstanz vom Kometenschweife, gänz liche Auflösung eine» Kometen zu Bildung der Me teoroiden (Benennung der keinen ko»mischen Körper, welche al» Sternschnuppen oder Feuerkugeln sich zei gen, wenn sie in die Erdatmosphäre gelangen), diese Vorkommnisse sind schon wiederholt beobachtet worden und haben sich, nach einem Circular der Wiener Aka demie, auch jetzt an dem Crul»'schen Kometen er kennen lasten. Neben dem Kometen, welchen Schmidt al» einen vom Trul»'schen Kometen abgelösten entdeckt hat, bemerke derselbe Beobachter eine kometarische Ne- delmaste, deren Gestalt sich veränderte und schon nach einigen Tagen nicht mehr mit Sicherheit erblickt wer den konnte. — Aehnliche Vorgänge haben sich am Biela'schen Kometen gezeigt. Derselbe erschien am 31. December 1845 in zwei Kometen getheilt, welche an Helligkeit, Gestalt uud Größe verschieden waren Der kleinere Komet vergrößerte sich, erreichte die Größe I de» andern, wurde hierauf wieder kleiner und ver! schwand gegen Ende März 1846, während der andere I bi» gegen Ende April sichtbar blieb. Mitte Januar! 1846 waren die Kerne dieser Kometen 38 700 Meilen,! Mitte Februar 42000 Meilen und Mitte März wie-! der nur 37000 Meilen von einander entfernt. Beil der Wiederkehr dieser Kometen im August 1852 (nochl 614 Jahren Umlauf»zett) betrug ihre Entfernung 325 5001 Meilen, und e» vergrößerte sich dieselbe im September! noch um 2600 Meileu. Obgleich zu den Zeiten ihm!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)