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Dresdner Journal : 29.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-29
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.11.1882
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Beilage zu ^277 des Dresdner Journals. Mittwoch, den 29. November 1882. Dresdner Nachrichten vom 28. November. —r. In oer unter Borsitz deS Hosrath» Acker mann gestern Abend ^8 Uhr abgehaltenen 25. öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten, welcher mehrere Rath-mitglieder beiwohnten, wurden nach Erledigung der Registrandeneingange die Vor schläge des Wahlausschusses für die infolge von Recla- mationen nö'.hig gewordene anderweite Wahl von Wahl- gehilfen für die bevorstehende Stadtverordnetenergän- zungSwahl einstimmig genehmigt (Ref. Biceoorsteher Damm). Rücksichtlich des Nachtrags zu dem Regulative vom 10. October 1871 betreffs Herstellung und Ver breiterung der öffentlichen Fußwege fand der Beschluß des StadtrachS Zustimmung und der Nachtrag selbst Genehmigung. Nächstdem erklärte sich das Collegium mit der Annahme des von dem verstorbenen Frl. Ka roline Amalie Laurin dem vereinigten Frauenhospitale gemachten bedeutenden Vermächtmß unter ehrender An erkennung für die Verewigte einverstanden (Ref. Stadtv. Henkler). Gleiche Zustimmung erhielt die vom Rathe beantragte Erhebung einer Klage gegen den Konkurs verwalter in dem Friedrich Wilhelm August Lud- wig'jchen Konkurse auf Anerkennung der Vorzugsrechts einer der Stadtgemeinde zustehenden Forderung von 681 M. BesitzveränderungSabgaben (Ref. Bicevorsteher Damm). Ebenso beschloß man den Eintritt in den von dem Grundstücksbesitzer Richter wider den Rath als Vertreter der städtischen Sparkasse auf Herausgabe von 300 M. SequestrationSellöS angestrengten Proceß. Auch mit Uebernahme der gräflich KönigSfelS'jchen Stiftung von 40000 M. in die städtische Verwal tung erklärte sich das Collegium einverstanden (Ref. Vicevorsteher Lehmann). Der Bericht des Finanzausschusses (Ref. Stadv. Lingke) behandelte den 1883er Voranschlag für das Straßenwesen. In der Specialdebatte vermißte Stadiv. Schönecker im Haushaltplane eine Auskunft über die Verwendung der kostbaren Pflastersteine und Trottoikplatten und bean tragte Zurückverweisung des betreffenden Antrags an den Ausschuß, „die für das Straßenwesen geforderten Ausgaben von 267 342 M. in den 1883er HauShalt- plan einzustellen, jedoch den Rath zu ersuchen, in Er wägung zu ziehen, ob sich der Aufwand für Rein haltung der gepflasterten Straßen und Plätze nicht durch ausgiebigere Ausnutzung von Maschinen noch weiter als bisher herabmindern lasse." Stadtv. Jacob stellte den Antrag, den Stadtrath zu ersuchen, die Basaltlieferung an hiesige Schiffseigner zu vergeben. Stadtv. Schaal verwendete sich für bessere Herstellung deS PoppihplatzeS und beantragte, den Rath zu er suchen, den über diesen Platz führenden Fußweg in guten passirbaren Zustand zu versetzen. Stadtrath Grabowski verwies m Bezug auf die genauen Aus künfte, welche Stadtv. Schönecker vermißte, auf die über da- Straßenwesen geführten Rechnungen, sowie wegen der Basaltlieferungen auf einen mit dem Schiffs eigner Fincke in Meißen abgeschlossenen 3 jährigen Lontract. Für den Fall der Herstellung de» Poppitz- platzrS würde es nach Annahme deS Redners eine besondern Postulats bedürfen. Stadtv. Gerth-Noritzsch wünschte Vergebung von Lieferungen an Fachleute und erklärte das bezügliche stadträthliche Verfahren in Widerspruch mit einem srühern diesseitigen Anträge, wie er auch dem Rathe das Recht bestritt, ohne Genehmigung deS Collegiums so lange dauernde Contracte abzuschließen. Stadtv. Baumeister Kaiser trat für den Antrag de» Ausschusses ein gegen den Schönecker'schen Antrag, schloß sich aber dem Jacob'ichen Anträge wegen Vergebung deS Transpor te» der Anlieferung der Basaltsteine an. Stadtv. Wehrmann wünschte Pflasterung und Ueberwölbung der Canalgasse. Stadtv. Stein bekämpfte ebenfalls die Vergebung von Lieferungen an auswärtige Unter nehmer für längere Fristen und plaidirte für mög lichste Verminderung der chaussirten Straßen wegen de» großen Kostenaufwandes. Stadtv. vr. Rothe machte auf die großen Kosten aufmerksam, welche die Berück sichtigung der verschiedenen Anträge erfordern würde, und mahnte zur Vorsicht im Interesse des Steuersäckels. Nach einigen erläuternden Bemerkungen des stadträth- lichen CommissarS erfolgte die Abstimmung. Stadtv. Schönecker zog seinen Antrag zurück; der AuSschuß- antrag wurde mit den Anträgen Jacob, Schaal und Wehrmann angenommen. Für die Gräben, Schleusen und Pissoirs wurden 55100 M. vom Ausschuß zur Bewilligung empfohlen. Stadtv. vr. Wigard machte kurze Bemerkungen über die Reinhaltung und Unter haltung der Pissoirs und deren unzweckmäßige Ueber- dachung für nasse Witterung, sowie wegen der bessern Berthnlung dieser Anstalten in den verschiedenen Stadt bezirken. Stadtv. Schönecker fürchtete größere Aus gaben für Anschaffung von Schläuchen und wünschte das Feuerwehramt künftig mit der Angelegenheit be traut zu sehen. Stadtv. Seifert beantragte Ablehnung der Schlauchposition von 6000 M., Stadtv. Stein und Stadtv. Vr. Rothe waren dagegen für Beibehaltung derselben. Stadtrath Grabowski antwortete auf die Wigard'schen Ausstellungen, daß die disponibeln Mittel nicht für sofortige Aenderung der Dächer ausreichten, und erklärte ferner, daß die Schlauchposition vorüber gehend in^der Höhe eingestellt worden sei. Die AuS- ichußvorlage wurde angenommen. Die Kosten für theilweise Neupflasterung der Ferdinandstraße im Be trage von 19000 M. wollte der Ausschuß abgelehnt wissen, und trat das Collegium, nach Besürwortung der RathSvorlage seiten des RathSvertreterS dem Aus schüsse bei, welcher diese Arbeit für nicht dringlich hielt. Auch die geforderten 20 756 M. für Schleusenbau und theilweise Pflasterung auf dem Altmarkte wurden entgegen der stadträthlichen Befürwortung abgelehnt, da man der Meinung war, daß der Bau der Straßen bahn nicht behindert werde. Der Referent und Stadtv. Stein fanden die Straßenbahn zu Ungunsten der Stadt in Bezug auf die PflasterungSkosten außerordentlich bevorzugt, was diese Gesellschaft nach dem letzten Redner nicht verlangen könne. Schriftführer Bösenberg hoffte, daß der Unternehmer un eignen Interesse ohne Fest- halten an der Forderung vorgehen werd«. Ebenso wünschte der Ausschuß Ablehnung der Forderung von 16 490 M. für Schleusenumbau und Umpflasterung in der großen Meißnergasse, für welche Stadtv. vr. ChalybäuS und der RathSvertreter in Berücksichtigung des dortigen lebhaften Verkehrs eintraten. Die Ab lehnung wurde ausgesprochen und der Abschluß für das Straßenwesen mit emem Bedarfe von 493 123 M. ebenso, wie der Bedarf für das ältere Wasserleitung»- wesen und die Unterhaltung der öffentlichen Brunnen und Springbrunnen in BedarsShöhe von 39 835 M bewilligt. Die erfolgten Bewilligungen sollen aber, wie ausdrücklich hinzugesügt wurde, den frühern An trag deS Collegiums nicht präjudiciren, worin der Stadtrath ersucht wurde, bei Materialbeschaffung thun- lichst hiesige Gewerbtreibende zu berücksichtigen und insoweit von Ausführungen in eigner Regie abzusehen. Noch wurde ein Postulat für Winterfenster im Neu städter Leihhause mit dem Ersuchen bewilligt, die Her stellung aus dem Submissionswege durch hiesige Gewerb treibende bewirken zu lassen. Schluß ^11 Uhr Abends. — Mit Rücksicht darauf, daß im nächsten Jahre die Reconstruction der Pferdeeisenbahngleise auf der Pillnitzer Straße erfolgen soll, empfiehlt eS sich, gleichzeitig die gesammte Strecke der letztern von der Amalienstraße bis zur EliaSstraße neu obpflastern zu lassen. Der Ausschuß für das Tiefbauwesen deS Stadtraths schlägt deshalb vor, außer den im Vor anschläge deS nächstjährigen HauShaltplaneS bereit» eingestellten Kosten der Neupflasterung deS äußern TheileS der Pillnitzer Straße auch den Aufwand für den innern Theil zwischen der Amalienstraße und der Gerichtsstraße in den nächstjährigen Haushaltplan noch einzustelle». Dieser Kostenaufwand ist auf 30700 M. veranschlagt worden, wovon 7860 M. auf den Pferde bahnkörper entfallen, so daß die Stadt 22840 M. zu tragen hat. Damit jedoch der nächstjährige Etat deS StraßenwesenS nicht zu sehr belastet werde, ist gleich zeitig vorgeschlagen worden, daS Postulat von 16 490 M. sür den Umbau der Hauptjchleuse in der großen Meißner Straße und sür die Umpflasterung eines Theiler der letztern vorläufig in Wegfall zu stellen. Der Rath erhob diesen Vorschlag des Ausschusses zum Beschluß. proviMalnachrichttn. Leipzig, 27. November. (L. Tgbl.) Am heutigen Tage gelangte der bekannte, auf directe Veranlassung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck gegen zwei Dan ziger Ingenieure der kaiserl. Kriegsmarine ein geleitete DiSciplinarproceß vor dem in Leipzig seinen Sitz habenden kaiserl. Disciplinarhofe zur Ver handlung. Der aus 7 Mitgliedern bestehende DiS- ciplinarhof war gebildet aus den Herren ReichsgerichtS- präsident vr. Simson als Vorsitzender, Senatspräsident vr. Drechsler, Reichsgerichtsräthen Fleischauer und Kienitz, Generalmajor Verdy v. Bernois aus Berlin, hanseatischer Ministerresident vr. Krüger aus Berlin und, in Stellvertretung deS erkrankten geh Oberregie- rungSraiheS Hasselbach in Berlin, ReichSgerichtSrath Rüger. Der Sachverhalt des Protestes ist nach dem vom ReichSgerichtSrath Fleischauer erstatteten Vortrage au» den Acten solgender: Am 27. October 1881 wurde bei der ReichstagSwahl der bisherige Abgeordnete Rickert rn Danzig mit geringer Mehrheit wieder gewählt; der unterlegene Gegenkandidat, von den Con- servativen und Clericalen gemeinschaftlich aufgestellt, war Hr. v. Puttkamer-Piauth. Am 8. Februar 1882 erfolgte auf Einschreiten des Fürsten Reichskanzlers die Eröffnung der DiSciplmaruntersuchung wider den Oberingenieur Hoßfeld und den Unteringenieur Veith, Beide auS Danzig, wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt, der durch unstatthafte Einwirkung aus die ihnen unter stellten Arbeiter bei der ReichstagSwahl begangen sein sollte. Die beiden Angeklagten wurden gleichzeitig vom Amte suSpendirt. Am 13. Mai 1882 wurde der DiSciplinarproceß in erster Instanz vor der kaiserl. DiSciplinarkammer in Danzig verhandelt; das Ergeb- niß war, daß die beiden Angeklagten freigesprochen wurden, gegen welches Erkenntniß die Staatsbehörde bei dem DiSciplinarhof in Leipzig Einspruch erhob. Beiden Angeklagten stehen die Zeugnisse tüchtiger und eifriger Beamten von lobenSwerther Führung zur Seite, Hoßfeldt war Betriebsdirigent mehrerer Werk stätten und Vorgesetzter mehrerer Hundert Werftarbei ter, seine nächsten Vorgesetzten waren der interimistische Oberwerftdirector Corvettencapitän v. Hippel und SchiffSbaudirector Zeising. Den Angeklagten wird Folgendes zur Last gelegt: Am Wahltage, als die Arbeit wegen der Wahl um 3 Uhr Nachmittags ge schlossen war, stellten Hoßfeldt und Veith in Civil- kleidung in der Nähe der Werft am Olivathore sich auf und vertheilten an die vorbeigehenden Werftarbei ter Stimmzettel, die auf Rickert lauteten. Hoßfeldt hat 20—30, Veith 8—10 solcher Zettel vertheilt. AuS den verlesenen Aussagen der abgehört'n Zeugen erhellte, daß Hoßfeldt sowohl, als Veith auf Befragen mehrerer Arbeiter, warum sie den conservatw-cleri- calen Compromißcandidaten nicht, sondern Rickert wählen sollten, erklärten: Rickert habe von jeher großes Interesse für die Marine gezeigt I AuS dem Actenvortrag ging ferner hervor, daß zuerst von dem Oberwerftdirector v. Hippel die Ordre erlassen worden war, eS sollten in den Werkstätten der Werft keinerlei Agitationen, gleichviel für welche Partei, geduldet sein, daß er aber später dem Obrringenreur Dethe gestattet hatte, in den Werkstätten die Wahl des conservativen Candidaten den Arbeitern zu empfehlen. AlSGesammt- ergebniß derBeweisaufnahmejbezeichnete daSsreisprechende Unheil der DiSciplinarkammer zu Danzig, die beiden An geklagten seien lediglich durch Empfehlung und Vertheilung von Stimmzetteln für den liberalen Candidaten thätig gewesen, eS sei nicht erwiesen, daß sie sich hierbei deS Mißbrauchs ihrer Amtsgewalt schuldig gemacht, daß sie zu irgend einem der Arbeiter in befehlendem Tone gesprochen und daß sie mit irgend einem Worte ihre amtliche Stellung zur Geltung gebracht hätten. Der Oberwerftdirector v. Hippel hatte selbst erklärt, er könne nicht annehmen, daß die Angeklagten einen irgend nennenSwerthen Einfluß auf die Werftarbeiter auSgeübt hätten, da die Arbeiter, wie er sie kenne, sich außerhalb der Arbeitszeit nicht» befehlen ließen. Nach Alledem war die DiSciplinarkammer zu der Auffassung gelangt, daß in dem Verhalten der Angeschuldigten, wenn man eS zwar nicht sür passend erachten könne, daß kaiserl. Beamte Stimmzettel auf offener Straße vertheilen, doch nicht- Unehrenhafte» liege, wodurch der Achtung, die ihr Beiuf erfordere, Eintrag ge schehen sei und daß diesem ihrem Verhallen einmal die Hitze des Wahlkampfes, zum andern aber das Interesse, welche- der Landidat Rickert für die Marine an den Tag gelegt, einigermaßen zur Entschuldigung gereiche. In Rücksicht ferner darauf, daß die Vor gesetzten der Anges Huldigten denselben das Zeugniß ausgestellt, daß ihr Verhalten gegen die Arbeiter stet em angemessenes gewesen, sei auf Freisprechung beider Angeklagten von der gegen sie erhobenen Beschuldi gung zu erkennen gewesen. Nach Beendigung deS Actenvortrags ergriff zunächst der Vertreter der Staats anwaltschaft, OberregierungSrath Zimmermann aus Danzig das Wort. Auf Grund de» tz 10 des ReichS- beamtengesetzes, welcher folgendermaßen lautet: Jeder Reichsbeamte hat die Verpflichtung, daS ihm über tragene Amt der Bersassung und dem Besetz entsprechend gewissenhaft auszusüllen und durch sein Verhalten in und außer dem Amte der Achtung, die sein Berus erfordert, sich würoig zu zeigen, beantragte der Redner nach längerer Ausführung die Au t-e-'tsetzm.g beider Angeklagten wegen schweren Mißbrauchs ihrer Amtsgewalt. Eine diametral ent gegengesetzte Anschauung entwickelte in seinem Plaidoyer der Vertheidiger der Angefchuldigten, Rechtsanwalt Patzki. Er bezeichnete eS als eine staatsrechtlich sehr schwierige Frage, inwieweit man von dem Beamten, der doch gleichzeitig auch Staatsbürger sei und als solcher gewisse Rechte habe, fordern könne, daß er nichts gegen die Intentionen der StaalSregierung thue; daS natürliche Tact- und Anstandsgefühl werde dem Beamten die Grenze bezeichnen müssen, wie «eit er zu gehen habe. Dem Verhalten der Angeklagten stellte Redner dasjenige deS Oberingenieurs Dethe gegenüber, cer in den Werkstätten der kaiserl. Werft selbst in voller Uniform für die Wahl des conservativ - ultra montanen Candidaten agitirte und nicht zur Verant wortung gezogen wurde. Der Vertheldiger beantragte hiernach in allen Stücken ein freisprechendeL Erkennt niß in Bezug auf beide Angeklagte. Nachdem der Vertreter der Staatsanwaltschaft mit kurzen Worten seinen Standpunkt nochmals erläutert, die Vertheidi- gung und die beiden Angeklagten aber, welche in ihrer Galadienstuniform persönlich erschienen waren, die Frage deS Präsidenten, ob sie noch zu sprechen wünsch ten, verneint hatten, zog der DiSciplinarhof sich zurück. Nach 1 stündiger Berathung wurde durch den Präsident vr. Simson folgendes Erkenntniß publicirt: Der Gerichtshof hat da- Urtheil der DiSciplinarkammer zu Danzig vom iS Mai deS lausenden Jahres ausgehoben und dahin abgeändert, daß der Schifsrbauingenieur Georg Paul Gotthels Hoßseldt zu einem Verweise und einhundert Mark Geldstrafe, Schiffsbauunteringenieur Rudols Beith zu einem Verweise verurtheilt wird, Beiden auch die baar-n Anslagen des Verfahrens in der Berufungsinstanz zur Last gelegt werden. Der DiSciplinarhof hält die thatsächlichen Fest stellungen deS ersten UrtheilS zuvörderst für durchaus sachgemäß und zutreffend. Dem unerachtet kann das Gebühren der Angefchuldigten nicht straflos bleiben. Es kann zwar nicht die Rede sein, auf Dienstentlassung oder die der Dienstentlassung zunächst stehende Strafe deS tz 74 des DiScchlinargesetzeS zu erkennen, wohl aber erachtet er, daß eine Agitation für eine Wahl, gleichviel ob des sogenannten RegierungScandidaten oder deS angeblichen Gegner- der Regierung auf offner Straße in der hier vorliegenden Art betrieben, ver bunden mit dem Versuch, dem Gcheimmß der Wahl gegenüber vorher zu erfahren, wem denn der Ange redete zu wählen im Sinne habe, schlechterdings darum einem Reichsbeamten in keiner Weise zusteht, weil ein solches Gebühren, richtig oder mißverständlich in dem Publicum, auf dessen Achtung der Beamte ebenso an gewiesen ist, wie auf die Achtung seiner Untergebenen, die Auffassung Hervorrufen kann, eS handle sich um eine kecke und herausfordernde Befehdung der Regie rung. Damit ist daS DiSciplinarvergehen der beiden Angefchuldigten gegen Beide constatirt, und wenn sie in der Straft nicht mit gleichem Maße gemessen werden durften, so liegt das daran, daß von einer vorgängigen Verabredung der beiden Angeschuldigten über das einzuleitende Verfahren, welche sie gleich strafbar machen würde, nicht die Rede ist. Als der eigentliche Urheber des ganzen Herganges ist der Schiffsbauingenieur Hoßfeldt anzusehen, während Veith als verhältnißmäßig zufälliger hinzutretend zu dem Hoßfeldt'schen Gebühren zu betrachten ist, wie denn auch der Umfang, in dem Hoßfeldt und Veith ihre Zettel an den Mann gebracht haben, ein ganz ver schiedener ist. Leipzig, 27. November. (L. Tgbl.) Infolge der betreffenden Notiz im „Tageblatt" wird uns mitgetheilt, daß d>e gewünschte Reproduction de« Testamente- Luther'S schon seit 1881 erschienen ist und durch die Buchhandlung von Julius Drescher in Leipzig be zogen weiden kann. DaS Merkchen ist betitelt: „Luther'S Testament. Besprochen von E. A. Dole schall, evang. Pfarrer in Buda-Pest. Mit einer Pho tolithographie der Originalurkunde." Der Preis be trägt M. 1.20. Chemnitz, 27. November. (Ehemn. Tgbl.) Am 17. November hatte eine an der MattheSstraße woh nende SchlosserSehefrau die Unvorsichtigkeit, einen Topf mit heißem Wasser auf den Bodenunterfatz zu stellen, sich aus kurze Zeit aus der Stube zu entfernen und ihr kleines 1 Jahr altes Töchterchen allein in der Stube zurückzulasien. Letzteres rutschte in der Stube umher und an den Topf heran und stieß ihn schließ lich von dem Untersatz herunter, so daß sich das heiße Wasser über daS Kind ergoß und dasselbe erheblich verletzte. DaS unglückliche Kind ist leider gestern an den Folgen der Verletzung gestorben. — Heute Abend zwischen k und H6 Uhr wurde der Barbirrlehr ling Wehrle von hier, welcher bei seinem, im Hause Brühl Nr. 2 wohnenden Bruder in der Lehre stand, mit einem Messer in die Brust gestochen und war nach einigen Minuten eine Leiche. Der Geködtete war, wie festgestellt wurde, aus der Lodenthür der Geschäft-local- auf die Straße getreten, um einen halben Apfel, welchen daS Kind feine- Bruder» auf die Straße geworfen hatte, hereinzuholen, trat angeblich nach kaum 2 Minuten durch die Hausflur in da« Zimmer zurück mir ungefähr den Worten: „Nun hat mich der auch noch gestochen!" und fiel röchelnd nieder, worauf er auch alsbald verschied. Kurz nachher wurde auch beim Suchen auf der Straße dort in der Nähe ein Messer gesunden, uno ist e- jedenfalls dasselbe, womit die That verübt worden ist. Das Messer, welches sich in den Händen der Behöide befindet, jedenfalls in Augenschein genommen werden kann und noch Blutspuren zeigt, ist mittelgroß, mit schwarzer Schale versehen, sehr spitz und ziemlich scharf. An demselben befindet sich noch eine abgebrochene Feder messerklinge. Von Seiten der Behörden wurden sofort die umfassendsten Recherchen zur Ermittelung de» bl» jetzt noch unbekannten ThäterS ins Werk gesetzt. Der Getödtete wird allseitig als ein guter, ruhiger und friedliebender junger Mensch geschildert. Zwickau, 27. November. (Zw. Wbl.) Am Sonn abend ist in der Fabrik deS Hrn. Fikentscher der 15 Jahre alte Karl Otto Walther auS Marienthal bei der Arbeit dadurch verunglückt, daß ihm, während er zum Fallen gekommen, eine TranSportlowry über daS Bein ging und ihm hierdurch der rechte Unter schenkel gebrochen wurde. Walther kam zur Cur m» Kreiskrankenstist. Zwickau, 27. Novemoer. (Erzgeb. VlkSfr.) In den Nachmittagstunden deS vergangenen Donner-tag verunglückte tödtlich beim Wilhelmschacht I zu Oberhohndorf der im Treibehause al» Abnehmer beschäftigte Tagearbeiter Johann August Freitag auS Reinsdorf. Derselbe hat sich vermuthlich dem bereit» im Niedergange begriffenen Fördergestell au» irgend einem Grunde zu weit genähert, so daß er von dem gleichzeitig niedergehenden als Schachtverschluß dienen den Gatter erfaßt und in die mit einem leeren Hunte besetzte obere Etage des Gestells gedrückt wurde, von hier aus aber zwischen das letztere und die Schacht mauerung gerieth. Freitag, welcher im 28. Lebens jahre steht, ist verwittwet und hinterläßt 5 Kinder. Sayda, 27. November. (Bogtl. Anz.) Ein am 24. d. M. Nachmittag» hierortt vorgekommener Un glücksfall lehrt recht deutlich, wie gerechtfertigt e» ist, ivenn in mehreren Zeitungen in jüngster Zeit die Un sitte, große Hunde frei umherlausen zu lassen, scharf gerügt wurde; ein solcher Hund sprang am bemerkten Tage auf der hiesigen Hauptstraße einer vor einen beladenen großen Handwagen gespannten Kuh bellend entgegen, so daß dieselbe scheu wurde und mit dem Wagen auf und davon raste; unglücklicher Weise wurde dabei eine in der Nähe befindlich gewesene ältere Frau von der Kuh umgerissen und durch die Räder deS hart an ibr vorübersausenden Wagens am Kopfe arg beschädigt. Der Führer deS Geschirres war übrigens ein 9jähriger Knabe, welchem eS natürlicher Weise nicht möglich war, die Kuh aufzuhalten; eS dürfte also auch ein Rügen der in dem eben geschil derten Falle mit zu Tage getretenen Unsitte, Kindern, wie eS so häufig geschieht, die Leitung eine» Gefähr tes allein anzuvertrauen, gleich gerechtfertigt erscheinen. — Vorgestern Nachmittag in der 3. Stunde sind im benachbarten Neuhausen die Gebäude des Wirth- schastSbesitzerS Karl Gottlieb Schneider daselbst durch eine im Wohnhause ausgebrochene Feuersbrunst vollständig eingeäschert worden; leider hat der schon ohnehin bedauernSwerthe Brandcalamitose seine Habe, insbesondere auch die eingeernteten Früchte nicht ver sichert gehabt. Die Entstehungsursache deS Feuer- ist noch unbekannt. Falkenstein, 26 November. (Chemn. Tgbl.) Gestern Abend ging das Wohnhaus deS Waldarbeiter- Friedrich Böhm in Hammerbrück in Flammen auf und brannte biS auf die Umfassungsmauern nieder. Die 35 Jahre alte blödsinnige Tochter Böhm's, welche im obern Stock schlief, wurde heute Mittag in dem Schutt gänz lich verkohlt aufgefunden. Freiberg, 27. November. (Freib. Anz.) Gewiß ist schon Mancher dem von einem Knaben gezoge nen Wägelchen begegnet, in welchem ein Mann Platz genommen. Wenige werden aber unterrichtet sein, was eS mit dieser rührenden Erscheinung für ein Bewandtniß habe. Dieser Mann ist ein Berginvalid, welcher im Gnadengelde steht; da aber dasselbe nicht hinreicht, sich und seine zahlreiche Familie nothdürftig zu erhalten, so sucht er sich durch die sogenannten Gnadenschichtcn wöchentlich noch einige Mark zu er werben. Nun leidet der beklagenSwerthe W. aber dermaßen an Kurzathmigkeit, daß er den Weg aus dem Fürstenthale, wo er wohnt, bis zur „Himmelfahrt" zu Fuß nicht zurückiegen kann, sondern von seinem 12jährigen Sohne mittelst Wagens dahin gebracht werden muß, wo er natürlich nur leichte Arbeiten zu verrichten hat. Es ist eine derartige Hilfeleistung eines Kinde» seinem kranken Vater gegenüber eine so seltene, daß sich die ältesten Bergleute nicht erinnern können, dergleichen schon beobachtet zu haben. Hier wäre Ge- legenheit zu einer WeihnaäuSfreude — besonder» auch, »eil der Knabe jetzt ebenfalls krank geworden ist. Kamenz» 26. November. (K. W.) Gestern Vor mittag wurde dem seit 40 Jahren in Diensten de» Rittergutsbesitzersv.Lippe in Cunnersdorf stehenden Arbeiter Gottfried Pofandt, welcher sich in diesem lan gen Zeitraum durch musterhafte Treue, Fleiß und Recht lichkeit unausgesetzt ausgezeichnet, die ihm vom kömgl. Ministerium des Innern verliehene große silberne Me- daille „Für Treue in der Arbeit" durch AmtS- hauptmann v. Zezschwitz feierlichst überreicht. Dem Acte wohnte die Gutsherrschaft, der Gemeinderath und das Arbeiterpersonal bei. Löbau, 26. November. (S. P.) Der vorgestrige Tag vereinigte 9 Herren der Lausitz, um in engerm Kreise die Frage wegen Errichtung einer Zucker fabrik zu erörtern. Al« Resultat der Besprechung ergab sich, daß man der Frage selbst durch eingehende Erörterungen näher treten will und alle Interessenten der Zuckerrübenbaues schon jetzt darauf aufmerksam macht, daß die Realisirung eines solchen Projekte» am meisten dadurch leidet, wenn längere Lieftruna«- contracte von Zuckerrüben mit auswärtigen Fabriken eingegangen werden,
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