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Dresdner Journal : 18.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-18
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1882
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W269 Sonnabend, den 18. November. 1882. 4d«»acme>»t»prel>r I» ,»!»«» ck«ot,ok«o L«Icv-: ^äkrliel»! .... 18 Llark. jUirUod: 4 »0 ?t. Livrstn» Huwwvru: Iv ks. Lll»»»rk»Id äe» äsutteds» ksieiesi tritt kort- uoä LtompvIrurekiL^ tiimo. lL8erut«»preiivr kür ä«» k»uw einer ^«»pnlteven kstitteils 20 kl. Unter ,,Lin8S»»nät" ä>« 2eils SO kl. Lei ^»dsUen- und 2iN«rn»»tr SO Xu5»cNI»^. Lreekeioeu: Hallet» mit Xnrnedme äsr 8onn- unä keisrts^e ^dsn<j» kür üsn kol^enäen VresdnerIournal. Io»er»1en»an»kw« »«»erRrter Leixttss: k>. Lran«i«tetter, OoinwirriooLr äe» Drerüner 6ouru»I»; L»indarU ->«rltn -V»«o- L»r»l >r,,1»a ^r»nllkvrt ». //aarenrtei», «0 k<-A/er, L«rit» -Vi,» S»mdurU- kr»x-I.«jprt^-kr»llkkurr ». H.-Nüv°d«n: /tu-i. A/ü«««,' LerUn: /-ivatietenäant,' Lrrmsn: i8c/«/otte, Lr»»l»o: F LtciNAr»»'» L»«reciu ^mii Labat/^,' krroiilurt » H : A ^aeAe^scb« 6uctitl»nä>un8 > Nürltt,: t-, Zkü/irr; Srnnovrr: O. §c?iü«»>ier, ?»rt, N«rim - krrnkkLrl ». H.- Ituu^ert: Daudr F (,'o., L»wdnr^: F<t. äteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nvr«u»xedvrt Lüvial. Lipe6ition 6s» Vrs»6oer 6ourn»I», Dre»6en, ^«in^errtrL»»« Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 17. November. Se. Majestät der König sind gestern Abend vom Jagdschlösse Wermsdorf nach Berlin gereist. Dresden, 11. November. Ge. Majestät der König haben dem Pfarrer Isidor Otkar Schultze in Nieder» schöna daS Ritterkreuz I. Classe vom AlbrechtSorden Allergnädigst zu verleihen geruht. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 17. November, Nachmittags k8 Uhr. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser ist mit Sr. Majestät dem Könige von Sachsen, welchen er im Schlosse adholte, sowie mit den Prinzen de- königlichen Hause- und dem Großfürsten Wladimir von Rußland Vormittag- ^12 Uhr nach dem Jagdschlösse Hubertuvstock ab- gereist. Dir telegraphische Verbindung mit Frankfurt a. M., Köln, Leipzig, Dretden, Pari-, Brüssel, London, St. Peter-durg und Riga ist infolge elektrischer Erdströme zeitweise gestört. Wien, Donnerstag, 18. November, AbendS. (Tel d Reichend. Ztg) Heute entschied der oberste Gerichtshof unter dem Vorsitze deS Präsidenten Ritter v. Schmerling über die Nichtigkeits beschwerde deS GeneralprocuratorS vr. Glaser zur Wahrung de- Gesetzes gegen da- Urtheil deS Bezirksgerichtes und det ApprllsrnatS, womit vr. Lueger wegen Beleidigung der Wiener Gemeinde- räthe Or. v. Gunesch und v. Goldschmidt freige- sprechen wurde. Glaser führt auS, die ersten Richter hätten Unrecht da Lueger in beleidigender Absicht Gunesch in einer offenen Verein-Versammlung ver dächtigte, Bestechungen von dem Ingenieur Fo gerty angenommen zu haben, nicht nur im In- trrrsse der Gemeinde, sondern dirrct in beleidigen der Absicht. Der Gerichtshof schloß sich in seinem Urtheile vollkommen den scharfsinnigen juristischen Ausführungen Glaser'- an und erkannte, durch die Freisprechung Lueger'- sei da» Gesetz im volleu Umfange verletzt worden. Wien, Freitag, 17. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Verordnung der Ministerien de» Handel- und der Finanzen, durch welche anläßlich der durch die Urberschwemmungen in Südtirol ringetretenen Ernteschäden die Zollsätze für Getreide und Hülsrnfrüchte bei der Einfuhr nach Tirol au- Jtalien zeitweilig und zwar auf ein Halbjahr su-prudirt werden. Paris, Donnerstag, 16. November, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer wurde die Berathung über daS Bud get deS Kultusministerium» fortgesetzt. Der Depuiirte Roche (radikal) beantragt die Streichung deS Kap. 7, betreffend die Pension der Geistlichen. Derselbe Deputate constatirte ferner, daß rm letzten Juli dem Erzbischof von Algier trotz der Ablehnung durch die Budgetcommijsion ein Kredit von 50000 FrcS. für die Propaganda in Tunis be willigt worden sei. — Clemenceau sorderte hierüber nähere Auskunft von der Regierung. — Roche brachte eine Tagesordnung ein, die in Bezug auf die finanziellen Manipulationen bei Gelegenheit der dem Erzbischof von Algier bewilligten Summe die Miß billigung de- HausiS ausspricht — Auf den Einwurf deS ConseilSpräsidenten Duclerc, daß die Angelegen heit das fiühere Labinet angche, wurde die weitere Feuilleton. Nedigirt von Ott» Banck. Permanente Kunstausstellung. Wie schon früher mehrere Male in Dresden von verschiedenen Unternehmern versucht ist, so hat auch gegenwärtig die Hoskunsthandlung von Einst Arnold eine solche permanente Kunstausstellung ins Leden gerufen. Dieselbe befindet sich in dem neu eingerich teten mit dem VerkausSladen durch eine Stiege ver bundenen Local in der Schloßstraße. Der elegante Ausstellungsraum ist vorzüglich eingerichtet und die Ausstellung der Bilder an Staffeleien, die gedreht werben können, ist sür den Beschauer überaus bequem. Wa» den Dresdner Kunstfreunden im Vergleich zu denen Düsseldorfs oder gar Münchens fehlt, ist ein frischerer Zustrom von auswärtigen Kunstobjectrn. E» Hot bisher noch nicht gelingen wollen, hierin dem Kunst- und Geschäftsverkehr jener Städte annähernd gleich zu kommen, und doch liegt in diesem AuSstellen und zu Marktebringen sremdrr Gemälde eine so heil same Anregung. Sie fördert und befruchtet nicht nur den innern Antrieb und Weiteifer der schaffenden Künstler, sondern orientirt auch die Kenntniß deS PublicumS über daS zeitgenössische Wirken. Bon den unverhältnißmäßig größern Weltstädten Berlin und Wien kann hier nicht vergleichsweise die Rede sein; dem Münchner Berkehr aber sollte der unsere ungefähr gewachsen sein können und von diesem noch nicht er reichten Standpunkte auS hat man Ursache, jede den Berathung darüber auf nächsten Sonnabend vertagt. DaS Cap 7 de» Budget», dessen Aufrechterhaltung der Minister formell beantragt hatte, sowie einige folgende Artikel wurden von der Kammer hierauf ge nehmigt. Madrid, Donnerstag, 18. November, Nach mittags. (W. T. B.) Die EorteS find zum 4. December elnberufen. London, Donnerstag, 16. November, NachtS. (W T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unter hauses antwortete der UnterstaatSsecretär deS Aus wärtigen, Sir Charles Dilke, auf eine Anfrage O'Kelly'», er wisse nicht» von einer Absicht de- Khedive, Baker Pascha zum Oberbefehlshaber der ägyptischen Truppen zu ernennen. Da» Hau» nahm hierauf die dritte Resolution zur Geschäfts ordnung, welche dat Recht, eine Vertagung der Debatte zu beantragen, beschränkt, mit einer un wesentlichen Abänderung ohne Abstimmung an und begann alSbald die Berathung der vierten Resolution, welche bestimmt, daß die namentliche Abstimmung wegfällt, wenn die Minorität die Zahl 20 nicht übersteigt. Die vierte Resolution wurde mit einigen mildernden Amendements an genommen. Ebenso wurde die fünfte Resolution angenommen, durch welche dem Sprecher daS Recht verliehen wird, einem Mitgliede daS Wort zu ent- ziehe« wegen Abschweifev» von der Sache oder wegen fortgesetzter uninteressanter Wiederholung ein und derselben Sache. Konstantinopel, Donnerstag, 16. November, AbendS. (W. T. B.) Trotz deS Einspruch- Eng lands besteht die Pforte noch immer darauf, einen türkischen Commiffar nach Aegypten zu senden. Dresden, 17. November. In der griechischen Deputirtenkammer ha^ die am 6. d. statigehadle Wahl deS Kammerpräsidenten eine erhebliche Abnahme der ministeriellen Majorität ergeben. ES erhielt der ministerielle Eandidat, Va- laoriti», 99 von 176 Stimmen, der Eandidat der Opposition, Mavromichalis, 63 Stimmen; 14 Depuiirte entdielteu sich der Abstimmung durch Abgabe weißer Stimmzettel, während 59 Abgeordnete in Athen noch nicht einqetroffrn waren. Da von letzteren mehr al» die Hälfte der Regierungspartei angehören, so erweist sich dieselbe al» im Besitze einer Majorität von nicht mehr als 22 Stimmen. Die oppositionelle Presse verzeichnet dieses Stimmenverhältmß mit Befriedigung und begrüßt es al» ein Sympton deS baldigen Falle» des Labin-t», indem sie daraus hinweist, daß die gegenwärtige Majorität kaum noch den dritten Theil derjenigen bilde, deren sich die Regierung in der ver flossenen Kammersession bet der Voiirung ihrer Gesetz entwürfe zu erfreuen hatte. Die Lage deS griechischen Ministerpräsidenten Tnkupi» hat sich in brr That, allen auS Athen einlaufenden Berichten zufolge, um Bieler ungünstiger gestaltet. Selbst der Umstand, daß er die Grenzsrage gelöst und daß er Hellas »n den ägyptischen Delegationen zu Sitz und Stimme ver halfen hat, vermag daS Schisma, daS in der Regie- rungSpartei herrscht, nicht zu beseitigen. Dazu kommt noch die Agrarfrage, die immer bedenklichere Dimen sionen annimmt. Ferner formulirt man ihm auS der islamitischen Emigration in Thessalien einen schweren Boiwurf. Das Schlimme an der gegenwärtigen Lage bleibt vor Allem daS Griechenland anhaftende Erbübel, die Sucht, in die Angelegenheiten dek Staate- hineinzu- reden, ohne selbst bei einem Fortschritt mit Hand an- zu legen und zunächst im eignen Wirkungskreise sein Bestes zu thun. Griechenland verfügt über eine zu Umsatz und daS Bekanntwerden von Kunstleistungen fördersame Bestrebung freundlich zu begrüßen. In München giebt e» eine große Zahl solcher Ausstellungen in Kunstläden und von deren B-sitzern besonder- ein gerichteten Localen. Nicht ideale Zwecke, sondern lediglich Geschäftsgewinn ist als Triebfeder solcher Unternehmungen anzusehen, es tritt aber dabei der Fall ein, in dem eS denkbar ist, daß bei ehrenhafter Führung der materielle Bortheil mit dem idealen Hand in Hand gehen kann. Den Künstlern selbst liegt eS wesentlich ob, die Art und Weste solcher Un ternehmungen zu controliren. Neben einigen Genrebildern von Hugo Kauf mann, F. Schlesinger, W. Amberg und Eonrod ze'chn t sich ein sehr liebenSwüldigeS, wenn auch nach moderner Manier ,m Umgebungsraum etwa» zu groß gemaltes Bild von I. F Engel auS. ES ist eine »Kirchgängerin- im Alpencostume, edel und fem im seelischen Ausdruck und sehr del>cat gemalt. Bon H. Gude ist ein „Seestück" vorhanden, in dem der schön gemalte Himmel mit der Ausführung deS Wassers versöhnt. Oswald Achenbach hat eine ansprechende kleine Landschast au» der „Gegend bei Sorrent" ausge stellt, durch seine größere Landschast „Billa bei Rom" aber als Lichteffectmaler ein hochinteressante» Meisterstück geliefert. Die Aufgabe, diesen abendlichen Beleuchtung-schimmer so intensiv und doch zugleich so wahr und Mild die Baumgipfel und die immergrüne dunkle Vegetation de» Parke» durchbrechen zu lassen ist mit einer wunderbaren Harmonie gelöst. Sie macht nicht, wie da» zuweilen bei Achenbach geschieht, den Eindruck einer virtuosen Spielerei, sondern diese» rosige große Zahl von nicht ausreichend beschäftigten, sämmt- lich sich da» Gebiet der Politik al» Wirkungskreis au»- wählenden Intelligenzen. Alle die vielen jungen, in Deutschland und Frankreich ihre Studien in Juris prudenz und Staatswissenschaften machenden Griechen kehren nach Hause zurück, um sich sofort in daS öffent liche Leben zu stürzen und mit jugendlichem Feuer dem Portrileben sich anzuschließen. Durch diese, schon seit Jahrzehnten sich forterb nde Sucht, Politik zu treiben, wird eine Befestigung deS Ansehen- der Regierung, die Anbahnung geordneter Zustände zur Unmöglichkeit, während in allen Zwngen der Verwaltung eine all gemeine Verlotterung um sich greift. Reformen auf den verschiedensten Gebieten, die—weil ihrer zu viele auf ein Mal — nie zur Durchführung gelangen, sollen nunmehr die Ordnung wieder Herstellen und dienen doch nur dazu, die allgemeine Eonfusion zu vermehren, lieber diese Resormen wird dem „Hamburgischen Eorrespondenten" von seinem Ocientberichterstatter Folgendes geschrieben: „Thatsache ist, daß alle Par teien eine vierfache Reform beanspruchen. In erster Linie da- Gleichgewicht de» Staatsbudget-, da- be kanntlich seit Jahr und Tag an einem Kolossaldeficit kränkelt. Um das Manco von etwa 20 Millionen auf 7 Millionen zu reduciren, hat Hr. Kalllga» ein prächtige» Programm in pstto, be, welchem der Tabak, der Alkohol rc. stark in Mitleidenschaft gezogen werden sollen. Auf dieser Basi» soll dann die zweite große Reform: die Abschaffung de» ZwangtcourseS, angebahnt werden. Bekanntlich empfing der Staat von der Nationalbank so enorme Vorschüsse, daß er al- Entschädigung die Papiervaluta verpfänden mußte. Nun wird e» sich aber darum handeln, ob er jene kolossalen Summen aufzubringen vermag, um von der Bank da» fatale Emissionsprivilegium zurückzukaufen. DaS ist aber — wie die Sachen nun einmal liegen — mehr al» problematisch. Darum wird dieser Re- sormpunkt wohl vorläufig noch ein frommer Wunsch bleiben. Ferner sollen die Militär kräfte zu Wasser und zu Lande reorganisirt werden. Da» ist aber nach der inzwischen eingrrissenen Verlotterung eine wahre TantaluSarbeit, bet welcher eS eben am Nöthigsten — nämlich an Geld — fehlt. Wie e» mlt dem Armee etat steht, da- beweist eine neue Enthüllung de» „Phare de l'Olymp", der dabei bleibt, daß da» 6. Liuienbataillon nur aus 13 Mann bestehe, und daß das ganze Corps notorisch nicht einmal eine Trompete besitze. Da- Verdienst, diese- Chaos herbeigeführt zu haben, gebührt entschieden Hrn. TrikupiS, der — ob wohl er nie einen Degen in der Hand gehabt — sich dennoch al- ein zweiter Moltke dünkt. Endlich aber handelt e» sich um eine gründliche Reorganisirung des VerwaltungSapparateS, der bekanntlich biS in- Mark verlottert und corrumpirt ist. In keinem Lande ist die Justiz so „wohlfeil", wie in Hella», wo man um Geld jeden RechtSjpruch provociren kann. Deputirte, welche den Codex verletzen, Staatsanwälte, welche vor dem Ministerium im Staube liegen, Richter, die mit Verbrechern pactiren — sind hier an der Tagesord nung. Das wurde erst im Frühjahr durch den De- putrrten PalamideS von der parlamentarischen Redner- dühne herab constatirt. Dieser Augiasstall soll nun endlich au-geräumt werden. Auch daS ist eine Tan- taluSarbeit, über welche noch mancher Tropfen Wasser in- ägäische Meer rollen dürste." Die Stellung deS Königs angesichts dieser zer fahrenen Zustände, wird als eine rein passive bezeich net. Schon seit dem Jahre 1875 läßt sich auf Georg I. daS ThierS'sche Wort anwenden: 1^« lioi rdguo n« Louverne pa«. Hellas wird durch die verantwortlichen Minister, die sich blutwenig um ihren Souverän lümmern, nach ihrem Ermessen verwaltet. Der König, welcher längere Zett außerhalb deS Lande» weilte und wäh rend dessen Abwesenheit TrikupiS die Regentschaft Licht trifft unser Auge natürlich, wohlthuend und mit der liefathmenden Anmuth des Südens. OB. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fonfetzung.) Auf» Neue stieg ein schnelle» schwache» Roth in ihre Wangen. „Emen Wunsch," sagte sie leise — „ach ja, ich habe wohl einen Wunich, einen recht großen, aber e» ist noch zu früh von ihm zu reden; später erst!" „Nun gut," entgegnete Hermann, so denken Sie nur jetzt nichts Andere», als daß er erfüllt werden wird!" Er ging dann zu den Fragen nach ihrem B-finden über, horchte auch auf den Schlag ihre« Herzen», ihrer Pulse, immer aber, indem er dazwischen freundliche und ermuthigende Worte sprach, und wandle sich wohl auch an die Pflegerin, Karl Müller'- Schwester, die mitt lerweile hereingekommen und bescheiden an da» Lager der Kranken getreten war, um ihr zu sagen, daß sie jede Störung von der Letzter« fern halten, ihr alle Sorgfalt angedeiheu lassen solle, damit sie um so eher genese. „Verlassen Sie sich darauf, Herr Doctor," war die Antwort der guten Frau; „sie toll hier ausgehoben bleiben, wie in Abraham'» Schooß! Ich würde ja schon mit meinem Bruder nie wieder gut Freund wer den, wenn ich seinem Abgott unter meinem Dache nur von einem Luftzuge berühren ließe!" Kail Müller selbst hörte die Rede seiner Schwester nicht; er war schon vor einer Weile hmautgkgungen, führte, scheint auch trotz der oben geschilderten Zu stände von der Art, wie der Conseilöpräsident während seiner Abwesenheit die Regentschaft führte, sehr befriedigt zu sein. Er hat mmdesttn» dem LonseilS« Präsidenten bei Gelegenheit eine» Festdiner» eigen händig da» Großkreuz de» Orden» vom E.löser über geben, um ihm wegen feiner Dienste „sür die Nation und den Thron" zu danken. Trikupl- zeigte sich über diesen Act königl. Huld höchst gerührt, lehnte aber später die hohe Auszeichnung ab. TrikupiS ahmte hier offenbar die Politiker englischer Schule nach, denen es widerstrebt, Decrete zu unterzeichnen, durch welche ihnen eine persönliche Ehre zu Theil wird. Die Handlungs weise TrikupiS' hat große Sensation hervorgeiufen. Die Blätter der neutralen Richtung schließen aus der dem CabmetSpräsidenten zugedachten Auszeichnung auf die vollkommene Anerkennung der Politik de- Cabmet» durch den König, wat für den Moment, wo TrikupiS über die Majorität verfügt, keine mittelbaren Folgen habe, aber schwer in die Wagschale fallen würde, wenn, wie nunmehr bevorsttht, das Ministerium seinen Einfluß in der Kammer einbüßen sollte. Doch glaubt man, daß die betreffenden Blätter hierin rm Jrrlhum sind. Die neueste Geschichte Griechenlands scheint vielmehr zu lehren, daß der König Georg I. sich bisher nie durch persönliche Sympathien zu Gunsten eine» seiner Minister beein flussen ließ, sondern, mit ängstlicher Sorgfalt con- stitutionelle Formen wahrend, seine Entschließungen »n allen prlnciplell wlchllgen Fällen im Sinne der parlamentarischen Majorität getroffen hat. Der Par- lamentari-muS ist eS, welcher in Griechenland die Früchte, die wir heute sehen, gezeitigt hat, und gerade daS kleine Land bietet rin lehrreiche- Beispiel für die Folgen, welche die Anwendung des oben erwähnten Thier-'jchen politischen Grundsätze» nach sich zieht. Tagesgeschichte. Dresden, 17. November. Ihre Majestät die Königin ist gestern Nachmittag, Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg gestern Abend vom Jagdschlösse Wermsdorf hierher zurückgekehrt. * Berlin, 16. November. Se. Majestät der König von Sachsen ist heute, einer Einladung Sr. Majestät des Kaiser- zur Theilnahme an den Jagden in der Schorshaide und bei Schloß HabertuSstock fol gend, Abends erst nach 10 Uhr hier eingetlvffen. Der Zug, welcher bereits um H10 Uhr auf dem anhalier Bahnhose einlaufen sollte, hatte wegen des starken Schneefall- eine Verspätung von fast Stunde. Von hier auS waren dem hohen Gaste deS Kaiser» der königl. sächsische Gesandte wirkt. Geh. Rath v. Rostitz- Wallwitz, der Militärbevollmächtigte Oberst Ealer v. d. Planitz und der diesem attachirte Premierlieutenant v. Fabrice vom sächsischen Gardereiterregiment bi» Röderau entgegengesayren. Se. Majestät der Kaiser, welcher Se. Majestät den König persönlich begrüßen wollte, hatte sich schon um ^10 Uhr nach dem Bahn- Hose begeben und erfuhr erst hier die Verspätung deS Zuges, die inzwischen nach dem PalaiS und dem «schlosse telegraphisch gemeldet woiden war. Die Begrüßung zwischen beiden Monarchen war eine über aus herzliche. Kaiser Wilhelm, in der Uniform de» sächsischen GrenadierreqimentS Nr. 101 (Kaiser Wil helm, König von Preußen), eilte aus seinen erlauchten Gast, sobald derselbe im Begriff war, das Coup- zu verlassen, rüstigen Schritte- zu; König Albert, welcher die Un,fo,m seines ostpreußlschen Dragoner regiment» Nr. 10 trug, umarmte den Kaiser mehr mals herzlichst, worauf beide Monarchen, nachdem auch Se. laiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz, in der Uniform semeS sächsischen Husarenregiment-, sich mit Sr. Majestät dem Könige begrüßt hatte, in die WaitejalonS traten, von wo auS die an der Rampe während der Doctor zu der Kranken sprach. Al» aber Herrmann der Letztem gesagt hatte, daß er bald wie derkommen würde und daß er hoffe, sie dann schon viel kräftiger zu finden, al» heule, und al» er ihr darauf zum Lebewohl noch einmal die Hand geboten, in die sie schüchtern ihre blass n Finger gelegt hatte und nun herauStrat, stand auch der kleine Schreiber wieder vor ihm, und e» konnte scheinen, al» ob ihn nur seine B-w gung au» dem Zimmer getrirben habe, denn daß er unterdessen geweint hatte, ließ sich kaum verkennen; die Ränder seiner Augen waren geiöthet. Dennoch zwang er sich zu einem ziemlich zuver sichtlichen Tone, als er jetzt zu sprachen begann: „Nicht wahr, Herr Doclor, der Ansall wird rasch vorüdergehen", sagte er, „und eS kommt wohl einmal vor, daß sich ein B'utgesäß öffnet, ohne daß man gleich Sorge zu haben braucht, nicht wähl?" „ES sieht nicht gut auS!" war Hermann'- ernste Antwort. „Anna ist sehr schwach, uno sie werden eS wohl selbst wissen: e.n Licht erlischt oft nicht fchnrüer, al» der Athem einer kranken Brust." Der kleine Schreiber seufzte lief auf, aber er tagte kein weitere» Wort. Er sprach nicht einm-l, a!S Beide bi» zu dem harrenden Boote gekommen waren und Heimann ihm die Hand reichte, um dem Zurückbleiben den Lebewohl zu sagen. D-nnoch mußte et dem jungen Arzt sein, al» habe er gesprochen, denn noch einem Blick in da» traurige Gesicht sagte er: „Verlassen Sie sich darauf: e» kann Niemand be sorgter um da» Mädchen sein, al» Sie mich finden werden! Vielleicht gelingt e» unserer vereinten Pflege, da» bedrohte Leben noch eine Weile zu erhalten."
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