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Dresdner Journal : 11.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-11
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 11.11.1882
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M2«3 ^d»uu< m»vt»pr«l»l I» x»»««» Ä«vt,cksi> Reick»: ILtirliebr.... 18 Zckarll. (4 jLlirlick: 4 >l»rll KV ?k. Li»r«1os ^uluwsri». 10 ?5 AiuiseluUd äs» dsvtickeo tisicüs, tritt?o»t- und 8tempeIru,Ltüs^ bimu. Invvratvoprel»«: kür der» k»uw einer ^«»peltenen ketitreil« LV?t. Onter „kXn^e»»n6t" di« 2eil« LO kk. Lei I'edeUen- und 2iL«rn»»tr 40 Xükicbl»^. Lrsekeloeu r I^Ullcb mit Xninunin« der 8onn- und keiertuK» ^tiend» kür den kolbenden Ssmabend, den 11 November. 1882. DresdntrIMnml. I»e»r»1eu»na»kwe »aevLrte« I^ipii^: F>. L^andstettee, Oowwi»»ionLr de» Vreedovr dournul»; Lewdurx - >«rUu -Vi,u l^iprix L»»»I-Lr»»1»u Vrenkliirt ». ».: k/aa«en^ei8 <S kvAter, I»rU»-Vi«n S»wdurff Rr»ss-l^ip»i>-?r»»>ltart e. >.-IIÜu-d«L: ktud. Lko«e,' S»rU»: knraiidendunt, Lremen: Lc/dott«,- Lr«»I»u. /. LtanAen'» Lureau <L',nd Ludat)«)» rrnktaet » » : L dacAe^setiv ljncktnrndlun^; VSrUe»: t/. LkÄier; L»»»ov«r: 0. <8e)iü««1er, r»rt» L»rU»-Ir»nktur1 ». N.- »tottUert: Kaude Co.,' Lewdurx: Fd. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ner,u«xed«r: Lüoiel. Expedition de» Dresdner dourn»!», Dresden, ^viozerstrse»« Ho. 20. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wie», Donnerttag, 9. November, NachtS. (W I. B.) Nach 10 Uhr AbendS fand in dem Bezirke Mariahilf eine Ansammlung von einigen Hundert Arbeitern Statt, welche durch MilitLrab- »Heilungen versprengt wurden, wobei 16 Personen verhaftet wurden. Um 11 Uhr rückte daß Militär wieder in die Caseraeu ab. Paris, Kreitag, 1V. November, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dir Pariser Journale sprechen sich im Allgemeinen günstig über die gestern bei Eröffnung der Kammern verlesene (unter .TageSgeschichte* mitgetheilte) ministerielle Erklärung auS. Nur die Organe der extremen Partei be mängeln dieselbe. Marseiile, Kreitag, 10. November (Tel. d. DreSdn. Journ^) Lus dem algerischen Eisenbahn- »weige ratblkiste am 8. November unweit Bordj- bouarrrridi ein Lastzug mit 50 Arbeitern. Der Zug stieß bei größter Geschwindigkeit während deS PasfirenS eine» Kreuzweges auf starke Eisenbahn- stücke und stürzte über die Böschung. Sämmt- licht Wagen wurden übrreinandergeworfen, 11 Personen getödtet und 39 schwer verwundet. London, Donnerstag, 9. November, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unter hauses erfolgte zunächst dir Beantwortung, resp. die Ankündigung von Interpellationen. Arnold kündigt an, er werde den Antrag North- cote's betreff« der Verwendung der englischen Truppen in Aegypten durch das Amendement bekämpfen, daß daS Hau« der Ansicht sei, daß die jetzige Verwendung der englischen Truppen in Aegypten zur Ausrechthal tung deS Friedens und der Ordnung in Aegypten und zur Sicherung der Selbstverwaltung der Aegypter noth wendig sei. — Bourke zeigt an, er werde demnächst den Antrag stellen, daß daS Haus seinem Bedauern darüber Ausdruck gebe, daß Arabi, nachdem er sich England bedingungslos ergeben habe, auSgeliefert wor den sei, um vor ein ägyptisches Gericht gestellt zu werden. Der UnterstaatSsecretär deS Auswärtigen, Sir EharleS Dilke, antwortete aus eine Anfrage Thurchill'S. biS zum Empfange des BerichiS über die in Gibraltar stattfindende Untcrfuchung bezüglich der au-gelieferten cubanifchen Flüchtlinge seien officielle Schritte Eng land- in Madrid unmöglich. Auf eine Anfrage Pease'S erwiderre Dilke, der englische Gesandte zu Peking, Wade, fei nach England zurückgekehrt, um mit der Regierung über dre Chesooconventlon zu berathen, eine Entscheidung in dieser Frage sei aber noch nicht ge troffen. Campbell gegenüber bemerkt Dilke, der Zeit raum für die Dauer der internationalen Gerichtshöfe in Aegypten sei mittelst eine» UebereinkommenS bi« zum 1. Februar 1883 verlängert worden. Die zur Prüfung derjenigen Abänderungen niedergesetzte Com mission, welche in der Organisation und in dem Ver- fahren der Gerichtshöfe, sowie in den von ihnen gehand- Habten Gesetzen eingeführt werden könnten, haben ihre Arbeit noch nicht beendet; eine weitere Verlängerung de» festgesetzten Zeitraumes fei daher wahrfcheinlich. — Der Staatssekretär de» Krieges, ChilderS, theilt auf eine Frage Salt'S mit, es seien jetzt 2 Eavallerie- regimenter, 6 Batterien und 11^ Jnfantenebataillone in Aegypten. — Wolff gegenüber erklärte der Pre mier Gladstone, der Zweck der Sendung des Lords Dufferin nach Aegypten bestehe darin, dem General konsul Malet in seinen Verhandlungen mit dem Khe- dive, betreff« de» zukünftigen Arrangements für die Sicherheit Aegypten-, deizustehen. Der Premier be merkt weiter, er kenne kein Mittel, um den ägyptischen BolkSwillen zu Rathe zu ziehen; der Khedive habe sich feit feiner Thronbesteigung bestrebt, die von ihm eingegangenen Engagements zu halten. ES fehle an jeder BorauSfetzung dafür, daß zwischen ihm und den Wünschen des ägyptischen Volke» ein Conflict ent stehe. — Lawson fragt an, ob die Nachricht von der Aufhebung der zweifachen Controle in Aegypten wahr fei. — Gladstone erklärt: »Ich bin für da» betref fende Telegramm nicht verantwortlich und kann nicht sagen, daß da»selbe autorisirt ist. Sobald die Arran gement» so weit gediehen sind, daß dieselben dem Par lament mitgethrilt werden können, wird die Mit- theilung derselben erfolgen. Die» ist aber jetzt noch unmöglich.* Tandon setzte sodann dir Debatte über die Geschäftsordnung fort. London, Freitag, 10. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Beim gestrigen Lordmayors- banket in Guildhall constatirte der Premier Glad stone die Abnahme der Agrarverbrechen in Irland, deren Zahl von 531 auf 111 pro Monat zurück- gegangen sei. Redner glaubt, daß die gegenwär tigen Einrichtungen nicht länger in Irland gefährdet seien; wenn daS irische Volk auf dem Wege der Legalität fortschreitr, werde e» dir Abstellung aller seiner Beschwerden vom englischen Parlament er langen. Redner beglückwünschte schließlich die Armee zu deu Erfolgen in Aegypten. St. Petersburg, Freitag, 10. November, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Nach richt von dem bevorstehenden Rücktritt deS Mi nisters deS Innern, Grafen Tolstoi, wird iu unterrichteten Kreisen für unbegründet erklärt. Graf Tolstoi war leidend, ist aber jetzt wieder- hergestellt; er wurde nach seiner Genesung vom Kaiser empfangen und zur Tafel gezogen. Kairo, Freitag, 10.November. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Lord Dufferin hatte am Donnerstag eine vierstündige Unterredung mit Scherif Pascha. New Uork, Freitag, 10. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Weitere Wahlberichte bestä tigen, daß die Demokrat»« in der neuen Repräsen- tantrnkammer um 50 Stimm»« stärker find, alS die Republikaner. Auch in Arizona fiegtrv die Demokraten. DreSdeu, 10. November. Die Wiener Blätter, welche erst vor Kurzem die Preßburger Behörden schmähten und sich über die selben lustig machten, daß dieselben die bekannten Judenveisolgungen mcht zu verhindern im Stande ge- wesen, sind feit fast einer Woche in der unangenehmen Lage, täglich über Pöbelprocesse zu berichten, deren Schauplatz ein Theil der westlichen Vororte der Kai- serstadt an der Donau, der Lrrchenfelder Gürtel zwischen der Westbahnlinie und der Lerchenfelder Linie, ist. Die AuSschr.itungen der revoltirenden Masse, denen gegen über die großen SicherheitSapparate Wien» sich unzu reichend erwiesen, sind von einer Beschaffenheit, daß e» leider nicht mehr möglich ist, diese traurigen localen Vorgänge unter den bisherigen Namen .Crawall* oder .Unwesen* zu regiftriren. DaS, was in den letzten Tagen sich an den Grenzen Wiens und seiner westlichen Vororte abfpielte, war eine sehr ernsthafte Arbeiteremeute, und eS dürfte hoch an der Zeit ge wesen sein, daß den Ereignissen an maßgebender Stelle diejenige Bedeutung beigelegt wird, die sie wirklich verdienen. Denn er scheint in der That, als ob die Voraussetzung, von der da» Wiener Polizeipräsidium bei diesen Unruhen von Anbeginn an ausgegangen ist, eine vollständig irrige war. Man war nämlich bi» vorgestern Mittag- der Ansicht, daß diesen Unruhen kein planmäßige-, systematisches Vorgehen selten der Arbeiter zu Grunde liege, daß von einer Art Organi sation keine Rede sein könne, und daß da» Ganze auf eine .Hetz* hinau»laufe. Al» zur Räumung der Straßen die gewöhnliche und berittene Polizei nicht mehr au»reichte, mußte Infanterie und Cavallerie anS- rücken, und vorgestern — e» waren 3 Bataillone Infanterie und 6 Schwadronen Cavallerie aufge- boten — kam e» zu wirklichen Kämpfen zwischen Volk und Soldaten. Die verwilderten Elemente bom- dardirten die Wache und da» Militär mit Steinen, und die Folge davon war, daß man mit gefälltem Bayonnet und blankem Säbel gegen sie vorrückte. Es ist nur der beispiellosen Geduld und der überaus großen Vorsicht der commandirenden Beamten und Offiziere zu verdanken, daß nicht von vielen und bedeutenderen Verletzungen zu berichten ist; denn wenn die Mann schaft, erbittert über die wahnsinnigen Provokationen der Arbeiter, gegen diese eindrang, so verstanden e» doch die Vorgesetzten noch im letzten Augenblick, durch strenge Befehle und gütige Ermahnungen Schonung für die Widerspenstigen zu erwirken, von denen sonst eine große Zahl nicht mehr heimgekommen wäre. Die Zahl der bei den vorgestrigen wiederholten Rencontre- Verwundeten zu bestimmen, ist unmöglich, da die meisten au- Furcht, in Untersuchung gezogen zu wer den, sofort den Schauplatz verließen, ohne ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. DaS Gerücht, welches von Todten zu erzählen wußte, ist unwahr. Ein schw.rverletzter Wachmann und ein Ulane, der einen Beinbruch erlitt, wurden in daS Garnisonspital ge bracht. Im Ganzen wurden 87 Verhaftungen vorge nommen, und zwar 23 in Ottakring, 27 am Neubau, 24 in Mariahilf, 8 im LommisfaliatSrayon SechShauS und 5 in der Jofefstadt. Hiervon mußten 2 Verhaftete wegen nicht unbedenklicher Verletzungen, dre sie bei dem Exceffe erlitten haben, in das Jnquisitenspltal de» LandeSgerrchtS gebracht werden. En Theil der Verhafteten wurde wieder in Freiheit gefetzt, ein anderer, der da» 13. Lebensjahr noch mcht zurückgelegt hatte, der häuslichen Züchtigung zugeführt. Den äußerlichen Anstoß zu den Unruhen bot be kanntlich die polizeiliche Auflösung des GewerkoereinS der Schuhmacher. Derselbe habe, so erklärt die Statt halterei, durch Verbreitung socialistischer Flugschriften seinen gesetzlichen Wirkungskreis überschritten. DaS VrreinSlocal wurde gesperrt und die Kasse der Gewerk schaft, iu welcher sich 700 Fl. befanden, mit Beschlag belegt. Der Fall, daß in Wien ein Arbeiterverein aufgelöst wurde, hat sich seit 10 Jahren sehr oft zu- getragen; wahrscheinlich, ja sogar gewiß, ist mit den vorhandenen Vereinsgeldern immer in derselben, vom Gesetze streng vorgezeichneten Weise vorgegangen wor- den, und gerade diese- Mal sollte eine solche Maß regel derartige Folgen mit sich führen müssen? .Unsere Ersparnissei* rufen jedoch heute die sich zusammen- rottenden Arbeiter. .Allerdings, aber ein Fond für die focialistische Propaganda!* so antwortet dle Sicher- heitSbehörde. Mit welchem Raffinement die Tumul tuanten zu Werke gehen, ergiebt sich daraus, daß bei der Westbahnlinie ein Drahtgewinde gefunden wurde, welche» zweifellos dazu bestimmt war, über die Straße gespannt zu werden und dadurch die Pferde der Ulanen zum Stürzen zu bringen. Der Bürgermeister Uhl begab sich gestern Mittag zum Ministerpräsidenten Grafen Taaffe und zum Polizeipräsidenten Krticzka v. Jaden, um mit ihnen über die Arbeiterunruhen zu conferiren, die die Stadt in die lebhafteste Aufregung versetzen, selbst wenn sie vor den Thoren Wiens sich abspielen. Der Bürger meister hält den Standpunkt fest, daß eS nicht ein heimische Arbeiter sind, welche diese Exceffe provo- ciren, sondern zumeist fremde Elemente, welche durch Agitatoren gereizt werden, die öffentliche Ruhe zu be drohen. Der Bürgermeister traf den Polizeipräsidenten Feuilleton. Siedigirt von Otto Bankt. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 9. Novem ber: .Der FiscuL*, Lustspiel in vier Acten von Iuliu» Wolff. (Zum ersten Male.) E»n ziemlich besetzte» HauS und die Bereitwillig keit zu freundlich r Theilnahme kamen dem Brrfasfer entgegen, und wenn die letztere nicht zum vollen AuS- klang kommen konnte, lag die» weder am Publicum, noch an der fleißigen Darstellung. Unsere Bühne hat seit geraumer Zeit viel verdien te» Glück für ihre regen Bemühungen nach Novitäten geerntet. Konnte ihr dasselbe auch im vorliegenden Falle nicht getreu bleiben, so hat man doch »rotz des unvortheilhaften Erfolges, den .die Junggesellensteuer* von Iuliu» Wolff erwies, in der Annahme dieses neuen Stückes nur ein gefällige» Entgegenkommen gegen literarische Bestrebungen zu erkennen. Diese Bestrebungen erwiesen sich allerdings nicht so weithvoll, als man vorauSsetzen mochte. Wir haben keine Production von Geist und leichtblütiger, froh und heiter fesfelnder Laune vor un», fondern vielmehr ganz ersichtlich eine professionSmäßige .Bühnenarbeit*, die den Eindruck deS .Gemachten*, .Unberufenen* peinlich genug hrrvorbringt. Es ist nirgend« ersichtlich, welche« innere Interesse den Autor für den Inhalt seine« Stücke« erwärmt haben konnte, nur die Absicht, um jeden Preis em Stück zu schreiben, schimmert überall durch daS wesenlose Ganze Die Benennung Lustspiel ist für diefen Versuch sehr hoch gegriffen, denn mit Ausnahme eines müh sam herbeigezogenen Schluffe-, der sich stellenweise in die seriöse Stimmung, in Herzlichkeit der Empfindung versteigt, ohne doch jemals voll und warm unser Herz zu berühren, wird durchweg jener Ton eine- seichten, oberflächlichen Schwanke» angeschlagen, welcher mit dem Ton der v. Moser'ichen Muse rivalistren möchte. Doch thut er die- ohne Glück, denn Moser ist imm?r noch reicher an gesunden Einfällen und bühnenwirk samer derber Komik. Die Handlung zu erzählen, würde beim großen Publicum da» noch vorhandene stoffliche Interesse nur schädigen. Die sogenannte komische Art, wie der Verfasser von dem Gut-personal eine» Frl. v. Turnau den Be- griff .FiScu»* auffassen läßt und daran eine Anzahl von Scenen plumper Drollerie knüpft, gehört in die Zeit eine» Raupach'fchen Lustspiel» und ist für heute mit Haaren herbeigezogen. Auch die Actuare, die Schupphase heißen und sich ihrem Namen gemäß durchaus lächerlich betragen, gehören dem alten Theater- recept an, welche» schon Benedix zu lange benutzt hat. Diese Rolle wurde von Hrn. Schubert recht lustig gespielt, wenngleich der Darsteller dabei de» Guten zu viel that. Eine allerliebste Verwirklichung fand durch Frl. Diacono auch Sabine, sozusagen ein weiblicher Naturbursche, an die stehenden, drollig neckischen und ganz carikirten Figuren früherer Singspiele erinnernd und unklar in der Stellung zur Umgebung de» Frl. Elisabeth v. Turnau. Diese selbst ,st der Mittel- und Au»gang«punkt der kleinen Handlung. Elisabeth hat ehemals eine Neigung zum RegierungSrath HerSfeld gehabt, die zwar erwidert, aber doch durch ein Zurückziehen des Geliebten zu einer einseitigen gemacht wurde. Der Grund von HerSseld'S Handlungsweise erklärt sich nicht, wohl aber führt uns im Verlause der Action der Verfasser HerSseld'S Liebe vor, die endlich mit einer Verlobung schließt und zwar wird diese Verlobung in einer nicht für jede- weibliche Grmüih paffenden und leider auch wenig geschmackvoll eingekleideten Art von dem verliebten Mädchen provocirt. ES gehörte alle Kunst von Frl. Ulrich dazu, diese schwierige Rolle mit Zuhilfenahme von viel graziösem Humor haltbar zu Ende zu führen. Der RegierungSrath, der feinem Herzen felbst keinen Rath weiß, wird uns nicht dadurch zu einer auf der Bühne sympathischen Gestalt gemacht, daß er ein gewlsfenStreuer Beamter ist. Für feine Resfort- behörde, doch nicht für die Poesie mag jene brave Eigenschaft genügend fein, sie wird ihm ein Avance ment, ober in LiebeSangelegenheiten nicht die Theil nahme deS Publicum- sichern. Statt feine Leiden schaft und seinen GewlssenSkampf offen einzuqestehen, überläßt er e» dem Mutterwitz und der doch selbst verständlichen Hochherzigkeit der Geliebten, feinen Con flict zwischen Pflicht und Neigung hinwegzuräumen. Hr. v. d. Osten fand sich mit dieser kühl und stramm hingestellten Rolle mit Geschicklichkeit und eif rigem Bemühen ab. Ferner wurde die Aufführung noch durch die Herren Bauer, Richelfen und Frau Wolff und Frl. Guinand (ein Feldmesser, ein Baumeister, eine Gesellschast-dame und eine Freundin Elisabeth'-) nach besten Kräften und mit gutem Humor unterstütz». O. B. nicht in feinem Bureau, weil sich derfelbe zu Minister präsidenten Grafen Taaffe begeben hatte. Er begab sich daher gleichfalls zum Ministerpräsidenten, welcher erklärte, daß die energifchstrn Mittel ergriffen werden würden, um den Excesfen ein Ende zu machen. Der Bürgermeister conferirte fodann mit den beiden Bürger- meisterstellvertretrrn über die eventuell von der Ge meinde zu ergreifenden Maßregeln zur Beruhigung der einheimischen Bevölkerung und ließ telegraphisch die Vorsteher de- 6., 7., und 8. Bezirk- mS Prä sidium entbieten, um ihre Mitwirkung zur Einfluß nahme auf die Bevölkerung zu erzielen. Die BezirkS- vorsteher werden in den einzelnen Häufern auf amt lichem Wege an die Bewohner die Mahnung richten, in den Abendstunden die Häuier nicht zu verlassen. Im Laufe deS gestrigen Nachmittag- wurde von Seiten der k. k. Polizeidirection in den westlichen Vororten und Bezirken folgende Kundmachung an- geheftet: »Nachdem die gestern in wohlmeinendster Absicht erfolgte behördliche Abmahnung vor Wiederholung unstatthafter, mit Störung der öffentlichen Ru,e und Ordnung verbundener Strabenansammlungen den erwarteten Erfolg nicht gehabt hat, vielmehr gestern Abend neuerlich solche Ansammlungen, und zwar in größerer Menge und in weiterm Umfange al» bisher vorgelommen sind, wird nochmal- vor Wiederholung solcher Zusammenläusr mit dem Bemerken ernstlichst gewarnt, daß gegen dieselben weiterhin mit aller Macht und -lrenge vorgegangen werden wird und daß Jeder, welcher sich einer solchen Ansammlung anschließt und der im Sinne des Straf gesetze» eriolgenden Aufforderung der Beamten oder Wachen zum Auseinaosergehen und Berlasfen deS Platze- nicht all- fogleich Folge leistet oder den sonst hierbei eine Schuld trifft, sich die Folgen de- Einschreiten- der bewaffneten Macht nur selbst zuzufchreiben haben wird. — Wien, S. November 1882.' Da« .Frdbl.* constatirt, daß bei den Verhafteten Zettel vorgesunden wurden, die nut aniijemitlschen Hetz- wvrten bedruck» waren; damit sei aber keineswegs gesagt, daß die Bewegung antisemliischer Natur ,st. Ferner wurden gestern Vormittags auf der Landstraße anusemi- tische Placate ausgefunden und von der Polizei con- fiScirt. Der Schauplatz der vorgestrigen Exceffe glich gestern einem militärischen Feldlager; zahlretche Trup pen standen in Bereitschaft, jeden Exceß niederzu- halten. Ueber den Verlauf deS gestrigen Tage- meldet ein Wieffer Telegramm der .Reichend. Zlg.*: Gegen Abend ging ein heftiger Regen nieder, infolge besten der Auflauf heute weit weniger beoenklich war, als gestern. Massenhaft war Militär und Sicherheits wache an den Linien aufgestellt; nur in der Brunn- gaste fand ein heiliges Gejohle Statt. DaS Militär rückie sofort mit gefälltem Bayonnet vor, die Ansammlungen wurden nach einer halben Stunde zerstreut. Indessen war die Anzahl der Angesammelten noch immer eine sehr große. Bezeichnend ist der Umstand, daß allen Militärablheilungen Militärärzte altachirt waren. Die Menge beschimpfte auch heute die Polizei und ries: .Nieder mt den Juden!* Selbstverständlich ist die Stadt Wien von tief gehender Aufregung über d,e Vorgänge deS vorgestrigen AbendS beherrscht. Die Beängstigung ist um so inten siver, als über die Ziele und Zwecke der ganzen Be wegung keine Anhaltspunkte vorliegen und die Absich ten, welche den Zusammenrottungen zu Grunde liegen, vollständig unbekannt sind. ES sind ganz anarchistische Demonstrationen, mit denen die Sicherheitsbehörde zu kämpfen hat. Die Volkshaufen, die sich bei den west lichen Linien zusammenfinden, bestehen aus arbeitslosen und arbeitSicheuen Individuen, die Nicht» zu verlieren und Alles zu gewinnen haben. Heute glaubt Niemand mehr, daß die wegen der Auslösung ihre» Verein» un- zuflledenen Schuhmacherqesellen eS sind, welche die Be wegung provociren. Die halbamtliche .Wiener Abendpost* schreibt: .DaS Eine ist klar, daß man es hier nicht mehr, wie in den früheren Tagen, mit einem blojen Schusterrummel zu thun hat. Da» sind Excesse von Elementen, die gegen jede Autorität mit Dresden, 7. November. In der am gestrigen Tage stattgehabten Sitzung deS königl. sächsischen AlterthumSverein», m welcher Se. königl. Hoheit der Prinz Georg den Vorsitz führte, begrüßte General- lieutenant v. Carlowitz als erster Director die Ver sammlung, gedachte in warmen Worten der im Laufe deS Sommers verstorbenen Mitglieder (geh. Hofrath l)r. Hettner, Director Clauß, StaatSarchivar a. D. vr. Erbstein, OderappellationSrath vr. Heydenreich und G H Rath v. Witzleben) und berichtete über einen Ausflug, den der Verein am 6. Mai d. I. nach Alt- zelle und Nossen unternommen hat, sowie über die anderweitige Thätigkeil deS Verein» während de» ver flossenen Halbjahres. Sodann sprach Prof. vr. Steche über die Versammlung deS Gesammlverein» deutscher GeschlchtS- und AlterthumSvereine in Kassel, welcher derselbe im Auftrage des Verein- beigewohnt hatte, und über den Stand der Arbeiten zur Inventarisation der Alteithümer und Kunstd.nkmäler des Königreich- Sachsen. Im Laufe des Sommer- ist da» erste Heft der .Beschreibenden Darstellung der alten Bau- und Kunstdenkmäler im Königreich Sachsen*, welche- die Amtshauptmannschaft Pirna behandelt, erschienen und hat allgemein eine günstige Aufnahme gefunden; ins besondere haben sich eine Anzahl hervorragender Fach gelehrter de» In- und Auslandes, denen der Verein daS Heft mit der Bitte um ein gutachtliches Urlhetl zusandte, b S auf wenige Ausstellungen, die fast nur die Illustrationen betrafen, über Anlage und Ausführung der Arbeit beifällig ouSgeip ochen. Prof. Steche be- r chtete eingehend über Herstellung und Vertrieb dieser Heftes und über die Vorarbeiten für da» zweite, »el che» nach einem durch den Verein genehmigte«
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