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Dresdner Journal : 19.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-19
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1882
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W 270. Xvouuewe»t»prel»r I» r»»»» L»icL«: ^tlkrlieb: .... 18 Slsrk. javrllek: 4 LV kk. Llll»«lo« Huwlo»rll 10 kk. L»»»«rk»Id 6e« 6eut«<:i>eo ltsicbs» tritt ko»t- uoä Li«wpeIru»ctU»^ tll»ru. lo»erateoprel8vr ^ür ä» Ii»uw «ioer ^e«p»Itvaen ?stitrsil« 20 ?5. Unter „Lin^siLnüt" üis 2«ils KO ?t. Lei r»d«Uen- unü 2i§«rn»»tr SO H Fut,ell»^. Lrsebeineu r l^llcl» wit Xoevsvms 6er 8onn- noä I'eivrttiK» FbenUi kür (iso 5oi^vo6sn Sonntag, den 19 November. Vres-ncrImnml. Berantwottliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. t»»«r»ten»on,kw« »a»WLr1»r n. LranUstetter, OvmmlieionLr 6e» Ilreeäaer Roumois; L»mdurx -8,rIIo-Vjen - I,«Ip»itz: L»,«l 8r,»1»u-rr»o2Nirt ». u : 7/aa«e»i»te«» F t'oF/er, NerUu-Vieo L»»dilrx- kr»8 r«ip»i^ rr»ollkllrt ». N. Nüoek»»: L/o««,' LerUo: /ivaNckentianit,' Nremea: D äc^/otte,- Lr»«l»o: /, LtanAen» <Dm>7 /tadat^): 7r*nirknre ». M.: D ^aeAer'ecde Liickk»näiun^; SvrM»: tt. Ltiitter; N»noov«r: 6. Lc/nrnier, ?Ld« Serli» - rreokkorr ». A StoN^err: Daube F 60., Lemdorx: F«1. ü'te»ner. N«r»u8xederr Lvuiel. Lipeäition 6s» 0re,6ner 6ourn»I», Drveäsn, ^vinzsrstro»»« Ho. 20. Äintlicher Theil. Dresden, 18. November. Le. Königliche Hoheit der Prinz Georg ist gestern Nachmittag 6 Uhr 20 Min. nach Berlin gereist. nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Jntransigeant. R^publique fran- yaise. Siecle. XlXöme Sidcle. Journal veS DLbat») TageSgeschichte. (Berlin. Metz. Würzburg. Wien. Buda Pest. Pari». Haag. Rom. Christiani«. Kairo) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Leipzig. Wurzen. Lunzenau. Meißen.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschait. Lotteriegewinnliste vom 17. November. Selegraphische Nachrichten. Danzig, Sonnabend, 18. November, Lor- mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der russische Minister deS Auswärtigen, Ged Nath v. GirrS, ist gestern Abend hier etngetroffen und im rusfi- scheu Generalkonsulat abgestiegen. Derselbe be- giebt sich von hier zum Fürsten BiSmarck nach Varzin und beabsichtigt, morgen früh seine Reise nach Italien fortzusrtzen. Biebrich, Sonnabend, 18.November,Mittags. (Tel. d. Dreidn. Journ.) DaS Wasser deS Rheins ist im schnellen Kallen begriffen; die Schifffahrt wird morgen wieder eröffnet werden. Lemberg, Freitag, 17. November, AbevdS. (W. T. B.) Die Polizei hat heute S Handwerks gesellen verhaftet, nachdem bei einer vorher vorge- uommenen Haussuchung rin bedeutender Vorrath verbotener socialistischer Schriften und mehrere mit einem noch zu prüfenden Stoffe gefüllte Kugeln mit Beschlag belegt worden waren. Buda-Pest, Freitag, 17. November, AbendS. (Corr.-Bur.) DaS Abgeordnetenhaus nahm in seiner heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, betreffend die Qualifikation der Beamten, in der Generaldebatte mit großer Majorität an. Dagegen stimmte nur ein Theil der äußersten Linken. Die Spectalbe- rathung findet morgen Statt. London, Freitag, 17. November, Abends. (W. TB) Das Unterhaus nahm iu seiner heutigen Sitzung mit 137 gegen 69 Stimmen die siebente Resolution zur Geschäftsordnung an. Die Königin hat dem Admiral Seymour und dem General Wolseley die Erlaubniß erthrilt, den ihnen vom Khedive mit Autorisation deS Sul tan» verliehenen OSmauiehorden anzunrhmrn und zu tragen. Heute Vormittag fand in der Dynamitfabrik bei Llanelly eine Explosion Statt» durch welche 3 Arbeiterinnen und 2 Arbeiter grtödtrt und 7 Personen verwundet wurden. Kairo, Freitag, 17. November, AbendS. (W. T.B.) Sultan Pascha stellt in Abrede, mit Su- lriman Daud am 12. Juli zusammeugrtroffen zu Feuilleton. Redigirt von Ott» Baue». Der erste ProductionSabend de» Tonkünstler- Verein» am 17. November im Saale de» Gewerbe- Hause» begann zur Erinnerung an I. Raff — Ehren» Mitglied de» Verein» — Mit dessen Oktett «p. 176 sür Streichinstrumente. An der schönen, durch treff» licheS Zusammenspiel aurgezeichneten AuSfühlung be- theiligien sich die Herren Lauterbach (dem da» Oktett dedicirt ist), F. Hüllwect, Medefind, Buck» witz, Göring, Wilhelm, Grützmacher und E. Hüll weck. Da» Oclett gehört zu den besten Tom- Positionen Raff'- m diesem Genre der Kammermusik, e» besitzt die Vorzüge spiritueller Frische, kunstreich combinirter formgewandter Durchsührung, de» Wohl klang» und interessanter geistreicher Einzelnheiten. Bor Allem tritt das Andante al» der bedeutendste, gehalt vollste Satz hervor. Hr. Grützmacher producirtedarauf rm Verein mit Hrn. Schmole io virtuo» musterhaft al» feinsinnig und waim empfunden im Vorträge, eine Sune sür Violoncell und Piano op. 29 von Ed. Napravnik, Kapellmeister in St. Peter-durg. Die beiden gelungeneren und anipnchend wirkenden Sätze derselben — da» Scherzo (Walzer) und hie Berceuse — tragen den Charakter melodiö» anmuthiger, wohl» klingender und geschmackvoller Ealonmusik. Der letzie Satz Tarantella — welcher von der Tarantella nur den Namen entlehnt — verwischt leider den gesälligen Eindruck jener Mittrlsätze. Eine besonder» genußreiche gnd fesselnde Vorführung war dir von Hrn. Kapell- fein, wie dieser vor der UntersuchungScommisfion am 15. d. auSgesagt hatte. GS wird eine Commission gebildet, um die Zahlung der Entschädigungssummen für die durch die Brandlegung und Plünderung in Alexandrien entstandenen Verluste zu beschleunigen, da das lauge Aufschirbeu der Zahlung den Handel ernst lich schädigt. Uetzer die Haltung der neuen Polizei werden zahlreiche Klagen laut, namentlich seitra der Tür ken und Albanesen. Dresden, 18. November. Die Berathung de» EultuSbudget» in der französischen Deputirtenkammer hat in den Sitzungen vom 13., 14. und 16. d. zu einer wahrhaft babylonischen Verwirrung geführt, welche große, der Republik bevorstehende Verlegenheiten vorauSsehen lassen. Versuchen wir, um der Bedeutung willen, welche die gegenwärtigen Pariser Kammerdebatten be» sitzen, die Angelegenheit in ihrem historischen Verlause zu entwickeln. Zunächst handelte e» sich in der Sitzung vom 13. d. besonder» um dasjenige Capitel de» EultuSbudget», welche» die staatlichen Besoldungen der Bischöfe und Erzbischöfe feststellt. Der radikale Deputirte Jule» Roche griff die» Capitel an und ver suchte e», da er auf die gänzliche Verwerfung de-feiben zur Zeit kaum Aussicht hat, mit Abstrichen. „ Um nun da» Folgende zu verstehen — oder vielmehr um zu verstehen, warum e» nicht zu verstehen ist", w>e ein Pariser Berichterstatter der „Köln. Ztg." sich ausdrückt, müssen die Zahlen genau in» Auge gesoßt werden. Dem Erzbischof von Pari» wird eine Zulage von 15000 Frc». gestrichen mit 238 gegen 226 Stimmen, wohingegen man dem Erzbischof von Algier eine solche von 20 000 Frc». mit 326 gegen l44 Stimmen bewilligt. We-Halb? Vielleicht weil der Erzbischof Lavigene beliebter ist, al» der Erzbifchof Guibert; vielleicht auch weil e» eine neue Lehrmeinung de» „Journal de» DöbatL* ist, wonach man die Geistlichkeit al» „Ausfuhrartikel" schützen und fördern soll, da man auf solche Weise einmal die Geistlichen au» Frank» reich lotwerde, sodann aber von ihnen im Auslände (wozu hier die Colonien zu rechnen) doch noch für die nationale Sache Voriheile ziehen könne. Aber weiter: Mit 69 Stimmen Mehrheit wird ein Credit von 50000 Frc». zur Ein'etzung von Bischöfen, mit 53 ein anderer von 24000 FrcS. für päpstliche Bullen verworfen, im Ganzen also da» Capital um 104 000 Frc». gekürzt, so daß e» nunmehr noch 1050000 FrcS. beträgt. Al» man nun so weit gekommen war, brach eine ganz unbeschreibliche Verwirrung au«, denn der Präsident Brisson erklärte, daß er nunmehr über da» ganze Capitel al» Einheit werde abstimmen lassen, und die» sand, als der Geschäftsordnung entsprechend, dir Zustimmung der meisten Redner, die Mit dem Prä sidenten dahin übereinkamen, daß über Annahme oder Ablehnung deS durch die Kürzung erlangten Gesammt- betrage» von 1050000 FrcS. abgestimmt werden solle. Hier aber zeigte sich eine ganz bedenkliche Meinungs verschiedenheit. Clömenceau vertrat die Ansicht, daß nach den eben von der Kammer gefaßten Beschlüssen die ursprüngliche, vom Ausschüsse beantragte Summe von 1 l 54 000 FrcS. überhaupt nicht mehr vorhanden lei und daß man auf diese in keiner Weise zurück kommen könne. Werde al o bei der Abstimmung der Credit von 1050000 FrcS. angenommen, so sel die Sache gut und einfach; werde aber abgelehnt, so be deute dies, daß daS ganze Capitel gestrichen fei und daß fürderhin Erzbischöfe und Bischöfe überhaupt gar kein Gehalt mehr zu beziehen hätten, wogegen Brisson erklärte, daß er sür den Fall der Ablehnung der 1050000 FrcS. den ursprünglichen CommissionSantrag auf Gewährung von 1 154 000 Frc«. zur Abstimmung meister Schuch dirigirte de» Concerti für Flöte und Harfe von Mozart. E» wurde von ihm — wie auf dem Programm weiter (auS Jahn) angegeben — in seinem 22. Jahre in Paris sür den Herzog de GuineS und seine Tochter componirt, die sich Beide auf jenen Instrumenten auSzelchneten. Jeder Satz hat eine Fülle schöner, m Einfachheit und Natürlichkeit echt Mozarttscher Melodik, die durch Harmon,fche Behand lung, den wechselnden Charakter der Begleitung und der Variation durch die Soloinstrumente gehoben wird, und die Form ist meisterhaft gegliedert und abgerun det. Und wie vollkommen hat Mozart die Grund bedingung für solche Jnstrumentalcompositionen er füllt, jedes concertirende Instrument seiner Natur gemäß mit geschickter Benutzung seiner speciellen Ton wirkung und AuSdruckSsählgkeit zu benutzen. Die» that er mit Liebe für Instrumente, die »hm nicht fympathifch waren. Hierfür hat man gegenwärtig an richtiger Einsicht verloren, damit aber an guter Musik nicht gewonnen. Sehr lobenSwerth und musikalisch correct sühne Frl. Melanie Ziech die schwierige Har- senpartie au», und Hr. Bauer bewährte sich al» au»- gezrichmter Flötist durch vollendeten Vortrag und schönen, vollen und weichen Ton. Der Beginn de» ProductionSabend» erschien einem großen Theil de» Publicum» sehr angenehm und hatte jedenfalls keine Minderung deS Besuche» veranlaßt, und e» wäre wohl der Erwägung werth, ob der übliche Conceclanfang um 7 Uhr wirklich einem oll- gemeinen Wunsche und Bedürfnih entspräche oder nur aus einer vorgefaßten Meinung und Gewohnheit»- praxi» beruhte L. Banck. stellen werde. Man sieht, die Sache ist heillo» ver wickelt und gar nicht leicht zu verstehen, so daß denn auch eine große Anzahl von Abgeordneten sich über den Sinn ihrer Abstimmung sehr im Unklaren waren. Zum ersten Male während seiner Geschäftsführung wurde Brisson, und zwar von Clämenceau heftig an gegriffen und sah sich veranlaßt ,n verhüllter Weise mit seinem Rücktritt zu drohen. Ei setzte seinen Willen durch und brachte inmitten eine» ohrenbetäubenden Lärmen» die 1050 000 FrcS. zur Abstimmung. Wenn man sich nun vergegenwärtigt, daß eine Stunde vorher die Abstriche mit zum Theil recht erheblichen Mrhr- heiten gemacht worden waren, so kann man sich die Bestürzung denken, al» jetzt verkündet wurde, daß nun mehr mit 244 gegen 240 Stimmen das ganze so her- gestellte Capitel — verworfen wurde. WaS nun folgte, ist überhaupt nicht mehr zu beschreiben; es war ein wüste» Durcheinander, in welchem ein Antrag den andern jagte, ohne daß man auch nur einen Schritt weiter gekommen wäre. Alle Leitung war verloren, und wer weiß, wa» die Deputaten schließlich beschlossen hätten, wenn nicht nach 6 Stunden verwirrter Ver handlungen endlich die Vertagung auf den folgenden Tag al» einzige« Lösungsmittel erschienen wäre. Sie wurde denn auch beliebt und die Kammer stellte am 14. d. dre Credlte für die hohe Geistlichkeit wieder her. Rochefort verhöhnt darob im „Jntransigeant" die Kammer und schreibt: „Die Mythologie hat uns die Geschichte einer gewissen Penelope überliefert, die sich Mit derfelben Art von Atbeit (wie die Kammer) beschäftigte. Wenn diese aber die bei Tage angeferttgte Webearbeiten bei Nacht wieder austrennte, so verband sie damit einen Zweck, während die Kammer gar keinen Plan hat, sondern au» reiner Verstörtheit handelt." Der Spott Rochesort'S wurde durch die abermals ergebnißlose Kammersitzung vom 16, d. nur allzusehr bestätigt. Als die Deputirtenkammer in der Berathung de» Cultu»budgetS sortfuhr, beantragte Jule» Roche die Streichung de» Cap. 7 über Pensionen für Geistliche und persönliche Unterstützungen und berief sich dabei auf die Thatsache, daß da» Ministerium Freycinet kraft dirfe» Capitel» dem Cardinal Lavigene für reli giöse Dienstleistungen in Tunesien 50000 FrcS. ver abreicht have. Ctömenceau beantragte die Streichung von 60000 Frc» für persönliche Unterstützungen, welche in Wirtlichkeit nur geheime Fonds seien. Der Minister deS Innern erklärte, er beti achte die Verwei gerung der 60000 Frc» als ein Mißtrauensvotum. Clemenceau verharrte dagegen aus Streichung ds Cre dit» von 60000 Frc«. Joliboi« (Bonapartist) er klärte, die Ausgabe der 50000 FrcS., die Freycinet bewilligt habe, sei ungesetzlich. Wilson, Präsident de» BudgetauSschusseS, suchte den Credit zu retten, weil sonst die Verantwortlichkeit für die 50000 FrcS. dem jetzigen Ministerium zugefchoben werken würde. Goblet, Minister deS Innern unter Freycinet, veriheidigte Freycinet, der nicht anwesend war, und bemerkte, daß die vom Ausschüsse oeilangten und von ihm verwei gerten Credite nicht die 50000 FrcS. seien, die, w'e Clemenceau behaupte, dem Cardinal Lavigerie gegeben worden, sondern der Credit sei sür die Organisirung der katholischen Anstalten in Tunesien verlangt wor den und die Regierung habe Raih schaffen müssen, zu mal noch andere Ausgaben im Voraus gemacht wor den, die hätten bezahlt werden müssen. Goblet erklärte, unter allieitiger Verwunderung, er wisse selbst von der ganzen Sach« nicht» und habe keine Antwort vom EultuSminister erlangen können. Roche beantragte eine Tagesordnung, welche da- Finanzverfahren bei Gelegenheit der dem Erzbischof von Algerien bewillig ten Summen tadelt, worauf der Consellrp, äsident Duclerc erklärt: „Die Kammer begeht eine Ungerech tigkeit, wenn sie diese Tagesordnung annimmt." Der ConseilSp,äsident verlangte hierauf die Vertagung der Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Forstetzung.) Sie fann über das Alles nach und dachte auch daran, wie harmonifch sich ihr eigenes Leben dem ihrer Geliebten anschließen würde, während sie gerade noch mit fleißiger Hand O-kar'S Zimmer ordneie und einige Zieralhen, von denen sie wußte, daß sie dem für Ele ganz und Schönheit empfänglichen Auge de« jungen Manne» wohlthun würden, in demselben anbrachte. Morgen, wußte sie, wollte Osrar kommen, und ein Lächeln umzog ihren Mund jede» Mal, wenn sie vor sich selbst dies „morgen" aussprach! In dem Eifer ihrer Beschäftigung hatte sie über hört, daß vor einigen Sekunden Schritte die große Treppe heraufgekommen waren, welche keinem der Diener angehören konnten, und fo überraschte eS sie, al» in diesem Augenblick plötzlich die Thür geöffnet wurde; noch mehr aber überraschte e» sie, al» sie den Eintretenden erkannte. „Oskar!" rief sie freudig auS, während ein Helles Roth in ihre Wangen stieg und sie ihm schnellen Schrittes entgegen ging: „daS nenne ich unerwartet! Hast Du uns getäuscht, al» Du schriebst, daß die Ge schäfte Dich nicht vor morgen loSlassen würden?" „Nein, Mama!" sagte er, indem er seinen Reise mantel in eine Ecke schleuderte und sich dann, von ihren Armen umfangen, niederbeugte, um einen hastigen Kuß auf ihre Lippen zu drücken; „aber ich mußte ab- brechen!" „Ach ja — Virginie!" sagte sie scherzend. „Virginie!" stieß er hervor; „weißt Du von ihr?" Angelegenheit bi» zur nächsten Sitzung, weil e» eine Un- mögrichkeit sei, daß in der Budgetdebatte über eine Tagesordnung abgestimmt werde. Die Verhandlung über die Jnterp.llalion wurde bi» heute (Sonnabend) vertagt. Clömencrau zog seinen Antrag aus Streichung der 60000fFrcS. sür persönliche Untelstützungen zurück. Die Baigänge in der Kammer erregen da» allge meinste Erstaunen. Die „Republique franyaise" weiß dieselben nur dadurch zu entschuldigen, daß sie anläßlich der Debatten vom 13 d. erklärt, die D.pu- tirten wüßten weder, was sie wollten, noch wat sie thäten. — DaS „Siöclr" bezeichnet die Kammer al» einen „Thurm von Babel". — Der „Figaro" nennt die Sitzung vom 13. November, in weicher die Debatte über das EultuSbudget begann, einen „parlamentari schen Suppentops" und schildert die Schluß'cene, wie folgt: „Nun begann da» ChaoS, die Tolloei», der Wahnwitz, die Verwirrung, da» Nicht», da» Dlttnum tremen». Man hatte für nicht» gealbt,tet. Man hat die Unterdrückung von Ccediten ausgesprochen, die man dann wieder bewilligt bat. Ob man Da» begrelsen wird, ist schwer, ja unmöglich. Niemand kann gezwun gen werden, DaS zu verstehen, ebenso wenig wie er Chinesisch, Sanskrit oder Bengalisch zu verstehen verpflichtet ist." — Die Blätter aller Parteien ha ben nur Ausrufe der Verwunderung; auch da» be- fonnene „XlXvme Siecle" berichtet: „Wir verlasfen daS gesitzgrbenfche Helligthum mehr verstölt, als nieder geschlagen! So sehr wir auch an alle Arten von Whnwitz gewöhnt sind, der heutige übersteigt alle Grenzen; denn die Kammer hat sich so verw ckelt und verrannt, daß man gezwungen war, von jeder Lölung abzusehen und die S tzung zu vertagen." DaS Blatt erklärt sich im Uebrigen außer Stande, irgend w-lche Deutung der verschiedenen Abstimmungen geben zu können, da sich derartiger Unsinn auf keine Weise er klären lasse. — Da» „Journal des Däbats" er klärt die Vorgänge aus „atten Culturkampfgewohn- heiten", welchen eine große Anzahl D putilten nicht zu widerstehen vermochte. (DaS Wort „Cuttuikampf" ist völlig in den französischen Sprachgebrauch üderge- gangen.) — Die meisten der gestern au-gegebenen Abendblätter mißbilligen jedoch enlschieden das Ver halten der Kammer, welche den ObstructionSoen,uchen der Linken keinen Widerstand zu leisten verstehe, und sind der Ansicht, e« sei Zeit, daß dieser Zustand ein Ende nehme. Es beginnt sich mehr und mehr die Ansicht Bahn zu brechen, daß diese „Culturkampsgewohnhrit", die so weit geht, daß der Semepräfect Oustiy auf den Fried höfen alle religiösen Inschriften an den C> ucifjxen und Denkmalen, an deren Stelle nur da« Wort „Erinne rung" treten foll, beseitigen läßt, der R publik ver- derdlich zu werden vermag. In der Kam nersitzung am Sonnabend constatirte Andneux, der frühere Pottzel- präfect von Paris, daß seit der Ausführung der März- decrete, bei welcher er selbst hervorragend betheiligt gewesen ist, ein Stillstand in der republikanischen Be wegung eingetreten sei und die Republik kerne weiteien Anhänger im Volke gewinne. Er fei deshalb gegen alle ferneren kirchenfeindlichen Maßnahmen, besonder» aber gegen die Abschaffung de» Lu tuSdudgets und Concordats, da er für eme nationale Politik sei, wel cher die ganze Nation zustimmen könne. Neben den wirklich Kirchlichgesinnten gebe e» eine große Anzahl Anderer, welche ebenfalls aus verschiedenen Glünden an der Beibehaltung der religiösen Einrichtungen fest hielten. Ein ähnliche» Geständniß machte in der Sitzung vom 13. d. Ranc, das frühere Mitglied der Commune. Nachdem er constatirt hatte, daß bei der Wahl der Richter in mehr alS 150 (von 430) Be zirken nur Llencale zu Richtern befördert worden feien, sagt er: „Wir dürfen unsere Macht nicht überschätzen; gegenwärtig bi sitzen wir kaum eine Majorität von „In diesen Tagen sah ich sie nicht," begann sie um aber dann gleich erschrocken hinzuzusetzen: „Aber mein Goit, Oskar — Du blickst ja ganz verstört! eS kann ihr doch nicht» zugestoßen sein, denn müßte ich da» nicht wissen?" „Nun, e» ist vielleicht auch nichts!" sagte er und fuhr sich mit der Hand durch das Haar — „sie schrieb mir nur — aber verlange nicht, daß ich davon rede; ich muß zuerst zu ihr!" „AVer mein Kind, so sag mir doch, wa» Dir selbst ist, wa» Du fürchtest", riet die erschrock ne Frau und suchte den Lohn, welcher sich schon zum Gehen ge wandt hatte, aufzuhalten. Er machte sich jedoch von «hr lo» und rief heftig „Nein, nein, Mama, erst muß ich Licht haben!" Und damit stürmte er die Treppe hinab, ohne ern weitere- Wort, einen beruhigenden Blick für die Ge- ängstigte zurückzulassen. — Virginie hatte erst am heutigen Tage dem Vater entdeckt, wa- sie gethan: daß sie Oskar einen Brief geschrieben und »hn gebeten habe, ihr das Wort, wel ches sie zu ihm gesprochen, zurückzugeden. S>e hatte eS ihm ruhig gesagt und war auch ruhig geblieben, al- dec Overst, dem der Schreck im ersten Augenblick fast dl« Sprache raubte, in heftigen Zorn au-brach, al- er ihr Worte zu hören gab, die sie im Lcben noch nicht von feinen Lippen vernommen hatte. „Ich begreife, daß Du mir böse fein mußt, daß ich O-kar schwer kränke, aber ich kann nicht anders!" — da- war da» Einzige gewesen, wa» sie oer Fluth feiner Vorwürfe entgegensetzte; und so wenig wie ihn dieje Erklärung zu beschwichtigen vermochte, so wenig
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