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Dresdner Journal : 17.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-17
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.11.1882
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Xdvouowvot-prvlir I» x»»»»» LrieL«: ^Lkrlivl»! .... 18 Llark. ^Mrliok: 4 Unk bl» Dk. L>li»«to« Kuwl^vrll: lv ks. ba,i«rd»Id de« deuttebev lisicke» tritt ko,t- und 8tomp«IrmcU»A bima. l»8vrLtv»pr»l>« r kbr 6« k»um einer ^e»p»Itvna» ?»titrsil» 80 ?k. Unter „Lir.^eeendt" dis 2vil« bl) ks. Lei 1'ebeUen- und Litksrnentt SO H Xukevld»^. Freitag, den 17. November. 1882. AreMerIommi. lneeretenenondwe »u«MÜrt»r : n. Lrandstetter, UomlliinionLr de» Dresdner donrnel»; Ssmdvr^ lerlln - Vien - l-etpsix V»»,I vreilnn-^ulkkNrt ». ii : //aasenstein F UnA/er, »«rUn-Vi,n S<m>dnr,- ?r»x-I-«>pii^-rr»nkkllrt ». »-Uüoeden: Äud. L/o«e; Lerli»: /ivakidendant, Lremen: D. Letitotte,' Sresien: F StanAe»,'« Lurea« <Dmrl Labath),' krenkknrt ». w.; L daeAer'sctis Luckditndluv^; SbrUt»: 6. Sennover: 6. 8e/>ü««ier, kert» LerUo - krenkknrt ». H »tottxert: Da«de F 6l>., Liundurx: Fd. Ltoner. Lreedvioenr Hibliok mit ^usvutims der 8onn- und keierte^e H-snds iur den rollenden Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. v e r l. v » x « d v r r Nöniel. Tipedition de» Dresdner dournel», Dresden, ^viozerstrssss Ho. 80. Ämtlichcr Tlikil. St. Majestät der König haben den Bräsen Friedrich von Vitzthum auf Lichtenwalde zum Kammerherrn Allergnädigst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Biebrich, Donnerstag, 16. November. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Das Rheinwasser hat den höch sten diesjährigen Stand überschritten und ist noch im Steigen begriffen. Die Schifffahrt ist eingestellt. Hamburg, Mittwoch, 15. November, Abends. (W. T. B.) DaS von dem Hamburger Dampfer „Westphalia" ausgesetzte, mit dem ersten Offizier und 5 Mann besetzte Boot zur RecognoScirung des Dampfers, mit welchem die Collifion stattge- fanden, ist von einem belgischen Lootsenkutter aus genommen worden. Die Besatzung ist wohlbehalten in Newhaven gelandet und nach Portsmouth be fördert worden. Rach Aussage der vermißt ge wesenen Mannschaft der „Westphalia" ist der Dampfer, mit welchem der Zusammenstoß erfolgte, mit der ganzen Mannschaft untergegangeo. Der Name des Dampfers ist noch nicht bekannt. Wien, Mittwoch, 15. November, Abends. (Tel. d. Boh.) In der heutigen Plenarversamm lung der deutschen Lesehalle an der Wiener tech nischen Hochschule kam eS zu stürmischen Scenru. Zwei Parteien unter der Studentenschaft standen einander gegenüber; die eine, die deutsch - nationale Partei, hatte Monath al» Präses aufgestellt, während die andere, die „germanische- Partei, welche sich zum antisemitischen Programm v. Schönerer'- bekennt, Jesser candidirte. In der heutigen Versammlung betonte nun Monath, daß er stet» für Deutsch« ihuui und Freiheit, zwei untrennbare Begriffe, ein treten, daß er aber niemals Jene als Deutsche aner kennen werde, welche die Tendenzen Schönerer'» ver folgen. Darauf erhob sich ein tumultuöser Lärm feiten der Mitglieder der „germanischen-Partei. Rufe: „Wir brauchen keinen Juden zum Präses, Juden hinaus!- wurden laut. Der Wortführer der ger manischen Partei Soyka hielt eine Rede voll heftiger antlsemitifcher Ausfälle. Der Tumult wurde so arg, daß der RegierungScommissar sich genöthigt sah, die Versammlung aufzulösen. Unter Hochrufen auf Schö nerer und Pereatrufen den antisemitischen Germanen leerte sich der Saal. Buda-Pest, Mittwoch, 15.November, Abend». (W. T. B.) Die Reichsrathödelkgation »erhan delte in ihrer heutigen Plenarsitzung das Budget des Ministerium» de» Aeußern. In der Generaldebatte hielt der Del. v Plener eine längere Rede, in welcher er unter Hinweis auf die den Frieden betreffenden Aeußerungen der Ministers de» Auswärtigen im Ausschüsse, welche durch die preußische Thronrede noch eine Verstärkung erhalten hätten, zugleich die friedliebenden, jeder Aggression abholden Gesinnungen der gejammten Bevölkerung der Monarchie gegen alle Nachbarstaaten hervorhob. ES sei zu hoffen, daß auch in den angrenzenden Staa ten, wo sich zuweilen chauvinistische Zeitung-stimmen in dem entgegengesetzten Sinne geltend machten, all mählich eine bessere Einsicht Platz greisen werde. Die gemeinsame Regierung befinde sich mit der Gesinnung der Bevölkerung in erfreulicher Uebereinstimmung. — Der Berichterstatter Baron Hübner constatirt die einmüthige Zustimmung der Delegation zu der aus wärtigen Politik der Regierung, worauf da» Budget für da» Ministerium de» Aeußern, da» Extraordiua- rium de» Kriegsbudget» und die Etat» des Finanz ministerium» und de» obersten Rechnungshöfe» geneh migt werden. Ebenso wurde ein Antrag angenommen, in welchem da» auswärtige Ministerium aufgefordert wird, auch fernerhin die Interessen der österreichischen Unterthanen in Aegypten hinsichtlich ihrer Entschädi gungsansprüche auf das Kräftigste zu schützen. Anläßlich der Generaldebatte über da» Extra- ordinarium de» Krieg»budget» sprach der Del. Treuter der Krieg-Verwaltung für die rasche und energische Hilfeleistung in Tirol und ebenso den thätig gewesenen Truppen seinen wärmsten Dank au». Die ungarische Delegation berieth in ihrer heutigen Sitzung den Occupation»credit. Der Reichsfinanzminister v. Kallay wider legte die Ausführungen Szilagyl'S und betonte, daß die Macht der Monarchie in Bosnien durchaus nicht so precär sei, wie Szilagyi meine. Die Abneigung gegen da» Fremde werde stetig abnehmen. Er, der Minister, habe seine Wirksamkeit mit der Tendenz be gonnen, der Monarchie größere Opfer für die occu- pirten Provinzen zu ersparen. Man dürfe übrigen- wichtige Interessen nicht rein materiellen Bedenken opfern. Er hoffe sicher auf Erfolg der von ihm schon vor Jahren al» einzig richtig erklärten Occupation-- politik. (Beifall.) — Graf Iuliu» Andrassy wider legte namentlich Szilagyl'S Bemerkung, die Occupation würde die Monarchie im Kriegsfälle an der Entwicke lung ihrer ganzen Kraft hindern. Ein Soldat, der solche Ansichten hegte, würde ebenso wenig ein Mili tär sein, wie Jener ern Politiker, der das Festhalten jener Provinzen nicht billige. (Zustimmung.) In der Specialdebatte wurde nach einer noch maligen Polemik zwischen Szilagyi und Andrassy der OccupationScredit unverändert genehmigt. Pari», Mittwoch, 15. November, Abend». (W T. B.) Der ConseilSpräfident Duclerc thrilte mehreren Deputirten auf Befragen mit, daß die Regierung nächsten» einen Gesetzentwurf brhuf» Ratification der von dem Reisenden Brazza im Kougolaude abgeschlossenen Verträge einbrivgen werde und daß inzwischen Maßregeln getroffen seien, um einer Besetzung des fraglichen Gebiet» durch andere Mächte vorzubeugen. Rom, Mittwoch, 15. November, Abend». (W. T. B.) Die königl. Familie ist heute hierher zu- rückgekehrt und von der Bevölkerung mit Kund gebungen der Sympathie begrüßt worden. London, Mittwoch, 15. November, Nachmit- tag». (W. T. B.) Da» Unterhaus nahm nach zweitägiger Debatte ohne Abstimmung die zweite Resolution zur Geschäftsordnung an, welche da» Recht der Abgeordneten, die Vertagung de» Hause» zu beantragen, einschränkt. Die Regie- rung willigte ein, einen LrrtagungSantrag zur DiScusfion zuzulasseu, wenn er von 40 Mitgliedern unterstützt wird; dagegen soll über die Zulassung durch Abstimmung entschieden werden, wenn ein Bertagungsantrag nur von 10 Mitgliedern unter stützt wird. DaS Hau» ging hierauf zur Be- rathung der dritten Resolution über, welche da» Recht der Abgeordneten, die Vertagung der De- batte zu beantragen, beschränkt. St. Peter»b«rg, Donnerstag, 16. Novem- her. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Minister deS Auswärtigen, Geh. Rath v. Gier», reist heute inS AuStaud ab. Konstantinopel, Mittwoch, 15. November, Abend». (W. T. B.) Die englische Regierung lehnte ihre Zustimmung zu dem neuen Vorschläge der Pforte, Server Pascha al» türkischen Com- miffar nach Aegypten zu senden, ab. Der österreichisch-ungarische Botschafter, Krhr. v. Calike, wird sich Ende diese» Monat» nach Wien begeben, um mit dem Minister deS Aeußern, Grafen Kälnoky, zu conferirrn. Alexandrien, Mittwoch, 15. November, Abend». (M T. B.) Der Ministerrath hat be schlossen, die Katastercommisfion aufzuheben und sie durch ein Specialdepartement zu ersetzen, welche» dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten unter stellt werden soll. Dresden, 16. November. Der englische Premier Gladstone hat unter der gebräuchlichen Benennung der Clötureresolutionen einen Gesetzentwurf in dem englischen Unterhause ein gebracht, welcher in seinen Folgen zu einer wesent lichen Aenderung in dem System deS britischen Parla mentarismus führen dürfte. „Die Redefreiheit soll fortan-, um mit Gladstone zu reden, „in dem Parla ment nicht mehr durch die Obstruction erdrosselt wer den.- Zunächst wurde am 10. November, nach 19>ägiger Debatte, die von dem Premier beantragte erste Clütureresolution angenommen. Noch dem Wort laute der Resolution sollen in Zukunft Anträge auf Vertagung, ehe in die Berathung der Tagesordnung eingetreten wurde, nur mit Zustimmung deS Hauses gestellt werden. Die Debatten über die Vertagungs anträge sollen stricte auf die betreffenden Anträge be schränkt bleiben; wiederholte Anträge dieser Art durch dasselbe Mitglied sollen nicht gestattet sein. Die zweite Tlütureresolution gelangte gestern zur Annahme. Die Regierung machte bei diesem Anlasse eine Con- cession und willigte ein, einen VertagungSanirag zur DiScusfion zuzulassen, wenn er von 40 Mitgliedern unterstützt wird; dagegen soll über die Zulassung durch Abstimmung entschieden werden, wenn e»n Vertagungs antrag nur von 10 Mitgliedern unterstützt wird. Durch die Resolutionen, deren Berathung noch fort dauert, wird jedenfalls den endlosen Parlamentsreden ein Ziel gesetzt Im Grunde genommen handelt eS sich jedoch um eine, in daS parlamentarische Leben England- tief einschneidende Maßregel, und mit Recht sagt man, daß, wäre dieselbe unter einem Torymini- sterium beantragt worden, Gladstone selbst der erste gewesen wäre, der seine ganze Beredtsamkeit dagegen aufgeboten haben würde. Die wesentliche, durch die Annahme der Resolu tionen bewirkte Veränderung besteht darin, daß den Minoritäten nicht mehr daS Maß von Freiheit einge räumt ist, welches ihnen die Verfassung bisher ge währte. Jede >m Lande vorhandene Strömung konnte, wenn eS ihr nur gelang, einen einzigen Fürsprecher ihrer Wünsche in daS Parlament zu schicken, bisher sicher sein, zu vollem Gehör zu kommen, soweit die Befähigung dieses ihres Vertreters ging. DaS Ge schäft-verfahren beider Häuser gestaltete Jedem, das Wort zu nehmen, so oft eS ihm gutdünkte, und die Regeln, welche diese Redefreiheit insofern beschränkten, als sie für gewisse Fälle jedem Mttgliede nur ein Mal daS Wort über denselben Gegenstand gestatteten, sicherten gleichzeitig daS Recht eines Jeden, überhaupt zu Worte zu kommen, indem sie keinen Schluß der Debatte durch Mehrheitsbeschluß kannten. Gerade diese Einrichtung hat länger, als ein Jahrhundert hin durch für den besten Schutz der Freiheiten des eng lischen Volkes gegolten und den Grundstein für den englischen Parlamentarismus, nämlich das Uebergewicht des Einflüsse» deS Parlaments gelegt. Der sestlän- dische Parlamentarismus giebt dagegen der Mehrheit die Waffe in die Hand, durch Schluß der Debatte den ihr Unbequemen daS Wort abzuschneiden, ihnen sogar den Weg auf die Tribüne überhaupt unmöglich machen zu können. DaS englische Parlament war durch seine eigene GeschäsSordnung gezwungen, Jedermann anzu hören, dec ihm etwas sagen wollte, und wenn eme noch so große Mehrheit dem Redner gegenüberstand. Wenige entschlossene Männer waren dadurch in der Lage, selbst der ganzen Macht des Parlaments zu trotzen, wenn ihre Ueberzeugung sie dazu zwang. Der Beschluß vom 10. d., sowie der gestrige Beschluß bedeuten daher eine große, welttragende Verändrrung, und um die volle Bedeutung derselben seinen Lesern recht anschaulich vor Augen zu führen, bringt der „Glode- folgende „Anzeige-, welche durch einen Trauerrand noch besonders hervorgehoben wird: „8ie juovt (hier ruht) die Redefreiheit deS Parlam ntS, geboren im Mittelalter der britischen Unabhängigkeit deS Gedankens und der Gerechtigkeit-Inbe, gestorben /V. v. 1882 November 10 an Ovstructlon der Luft röhre, infolge einer Congestion der Ver< auungso>gane, beschleunigt und zu einem unseligen Ende durch die irrige Diagnose deS 1)r. Gladstone gebracht, der mit den allerbesten Absichten, indem er die böie» Wirkungen unbegrenzter R.dseligkeit an seiner eigenen Person beobachtet, nicht umhin konnte, die Symptome von anderer Leute Leiden derselben Krankheit zuzuschreiben, und daher eine verkehrte Behandlurgsweije anwandte, der nach vielen Kämpfen und Zuckungen der Patient erlag. Tief betrauert möge er wieder auferstehen. - Den Anstoß zu der Reform gaben die bekannten VertagunqSanträge der irisch n Abgeordneten, welche die Berathung des irischen Landgesetzes so unendlich erschwerten. Diejenige Partei in Irland, welche da- Losungswort: „Los von England!- aus ihre Fahne geschrieben hat, faßte den Entschluß, die jetzt bestehende Verbindung zwischen Irland und Großbritannien den Engländern unerträglich zu machen, und wählte als eines der Mittel dazu die Lahmlegung de» Parlaments durch Mißbrauch der parlamentarischen Formen. Sie benutzte die Redefreiheit, um durch endlose Ver schleppung der Debatten das Zustandekommen säst jeder positiven Gesetzgebung zu verhindern. Der Plan gelang. „Die Voraussetzung deS der Redefrei heit der Minorität gewährten Schutzes mar die An nahme-, sagt der „Hamburgiscye Correspon- deut-, „daß die Minderheit trotz aller Differenzen in einzelnen Dingen doch m dem Hauptziele, der För derung der Staatrwohles, mit den übrigen Parteien übereinstimme. Hier, bei den Irländern war diese VorauSfttzung nicht vorhanden; ihr Zweck war, da- Staatswesen, welchem sie nur widerwillig angehörten, nach Möglichkeit zu schädigen, und diesem Zwecke wachten sie die Formen der parlamentarischen Freiheit dienstbar. Eine Zeitlang zeigte das Parlament diesen Bestrebungen gegenüber eine mustergiltige Geduld; aber endlich, als es einsehen mußte, daß es mit diesem V'lfahten dem organisirten bösen Willen gegenüber nicht auSreichen werde, betrachtete eS sich al- im Stande der Nothwehr und suchte nach Gegenmaßregeln. Mancherlei Vor schriften, welche dem Sprecher des Unterhäuser größere Machtvollkommenheiten verleihen, um absichtlichen Ver schleppungen der Debatte ein Ziel zu setzen, scwie da» Hau- ermächtigen, Mitglieder, welche sich den Anord nungen des Vorsitzenden und den Beschlüssen des Hauses nicht fügen wollen, auf längere oder kürzere Zett von den Sitzungen auszuschließen, sind erlassen, aber ohne nennenswerthen Erfolg, und jetzt ist man dazu gelangt, die so lange festgehaltene und hochge schätzte Redefreiheit der Minorität aufzugeben und das festländische System, wonach jeder Zeit durch die Mehrheit der Schluß der Debatte verfügt werden kann, zu adoptiren. Damtt ist eine der kräftigsten Wurzeln Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 1b. November: „Amy Robsart-, Trauerspiel in 5 Acten von R. Gottschall. (Zum 1. Male.) Die romantisch schwärmische Amy, diese Perle der Weiblichkeit in der Walther Scott'schen Dichtung, ist von Varney, dem Stallmeister und Vertrauten deS Grafen Leicester, für diesen ihrem Vater entführt wor den. Der Graf hat sich heimlich mit der treu hw- gebenden Geliebten trauen lassen und hält sie auf Lumnorplace in sichrem Gewahrsam. Sie gilt da draußen im bösen und guten Leumund der Welt für Barney'» Geliebte oder Gattin und Leicester ver tröstet ihre gerechte Forderung nach der Bekanntmachung ihrer legitimen Ehe auf baldige Zukunft. Doch gerade jetzt ist der Glücksstern de» ehrgeizigen Grafen bei der Königin Elisabeth in seinen Zenith getreten. Aufge stachelt von Barney, der als roher treuloser Dienst mann seinen unreinen Blick auf den Besitz der schönen Amy geworfen hat und diese au» dem bevorstehenden Schiffbruch ihre» Glücke» für sich selbst erretten möchte, buhlt Leicester heißer und scheinheiliger denn je um die Gunst der verliebten Autokratin. Er steht nahe am Ziel, mit ihrer unsympathischen Person zugleich die Theilnahme an der Krone zu gewinnen und er läßt nun m»t Erfolg jene widerwärtigen Scenen halb erheuchelter, halb in Selbsttäuschung herausbrschworner Leidenschaft spielen, die im Leben der Günstlinge Elisa beth'» so überau» häßlich wirkten und dennoch da» leicht ¬ entzündliche Blut der „reinen jungfräulichen- Herr scherin so oft in Wallung brachten. Der ruhmeStrunkene Politiker Leicester hat sich mit einem bedrohlichen Gewebe eigener Nichtswürdigkeiten umgeben, da» er nicht ohne ein furchtbares Verbrechen zerreißen kann: Nachdem er aus ehrbarem Hause ein durch Vertrauen zu ihm alle Herze.i rührendes Weib genommen und zwar auf dem Wege der Gewalt ge nommen, die ihn doppelt für dir Garantie ihre» Glückes veranwortlich macht, bereitet er fich vor, der Gatte der von seinen persönlichen Reizen berauschten Königin zu werden! Leicester hat bei seiner Agitation einen starken Bundesgenossen. Es ist jener grausame Leichtsinn deS Egoismus, der in blutgetränkter Zett bei diplo matischen und politischen Strebern als ein erblicher Jnstinct erscheint und sich trefflich mit ihrem christ lichen Gewissen verträgt. Doch das Sündengewebe zieht sich noch enger zu sammen. Durch eine Anklage Glencarne'S, de» edeln Jugendfreunde- und frühern Verlobten Amy'S, wird Leicester'- Geheimniß der Königin verrathen. Aber die aufzischende Wuth der Elisabeth, welche historisch geworden ist, sobald ihre Verliebtheit eine Neben buhlerin witterte, bricht sich an der frechen Lüge Var ney'-, daß Amy sein Weib und nicht da-Leicester'» sei. Dieser ladet nach der Versöhnung die Königin zu dem bekannten Feste nach Kenilworth ein. Sie befiehlt, daß ihr dort Amy vorgestellt werde. Dieser Triumph kann von den falschen Spielern nicht gewagt werden, weil die Eoeurdame nicht auf ihrer Seite ist. Obgleich Leicester an Amy den grausamen frechen Befehl er gehen läßt, sich bei dem Feste al- de- Stallmeister- Weib vorstellen zu lassen, weist die Unglückliche diese Ehrenschändung zurück, noch entrüsteter aber Varney'» zudringliche Erklärung, daß er sie liebe und zum Weibe begehre, da ihre Ehe mit Leicester doch dessen Berhältniß oder Heirath mit der Königin zum Opfer fallen müsse. Der Stallmeister beschließt, sie von Kenilworth fern zu halten, sie soll ein krankmachcndeS Pulver bekommen, das ,hr indeß durch daS Dazwischen- treten einer treuen Person nicht verabreicht wird. Da gegen entkommt sie aus dem streng bewachten Cumnor- place und geht nach Kenilworth, um Aufklärung zu finden und ihren Gatten zu sprechen, an den sie bereit- Barney'» verrätherischeS Verhalten brieflich gemeldet. In Kenilworthpark findet sie ihren treuen Jugend freund Glencarne, der seine Anklage bei der Königin erneuern w>ll. Da die Fanfaren tönen und Elisabeth kommt, zieht sich Amy in eine Felsengrotte zurück. Hier belauscht sie eine ihr zertretenes Herz und alle Sittlichkeit empörende LlebeSscene, die ihr treuloser Gatte der galanten, so gern gerührten Königin spielt. Leicester muß auf Befehl der stolzen Elisabeth diese Scene abbrechen und auf die Seite treten, da sie sich besinnen will, ob sie ganz zerschmelzen oder den Sturm deS kühnen Werbers auf Hand und Thron abschlagen soll, um eS bei der Freundschaft bewenden zu lassen. Da erblickt die Glückliche die Unglückliche in der FelSgrotte. Amy muß hervortreten und verwirrt, überrasch», in ihrem Stolze angesachl gesteht sie Alles. Leicester und der Hofstaat werden gerufen und bei dem Hervortreten der in solchen Fällen üblichen Wuth und tyrannischen Rachsucht der Elisabeth widerruft Amy zur Rettung für ihren Gatten ihr Geständniß und Barney krönt seine Frechheit, indem er sie für wahnsinnig au»giedt und damit ihre Entfernung vom Feste entschuldigt. So darf Elisabeth abermals in ihrem Rausch für Leicester verbleiben. Das Jntriguenspiel eilt nun rasch seinem Ende zu. Varney verdächtigt Amy der Untreue mit Glencarne, Leicester giebt dem Schändlichen jede Macht über da schuldlose Schlachtopfer und dieser überfällt Amy, um sie auf ein einsames Schloß zu führen. Inzwischen trifft der Graf mit Glencarne zusammen und ver wundet denselben tödtlich, da naht der Bote, der wilde Parteigänger und Raufbold Harvey und über bringt verspätet da- erwähnte Schreiben Amy'S an ihren Gemahl. Dieser erkennt da- Bubenstück deS Stallmeister-, beauftragt den Raufbold, denselben ein- zuholen und gesteht der wieder auf die Sc« ne getre tenen Königin seine Ehe. Harvey hat den Stall meister getödtet und bringt Amy zurück, doch diese, an der Leiche ihre- Jugendgenossen Glencarne'S klagend, verschmäht Anerkennung und ein glänzende- Leben und stirbt, nachdem sie ein Giftfläschchen getrunken. Hierin faßt sich, mit Weglassung aller kleinen Epi soden, Zwischenglieder und Nebeng.'stalten der Inhalt dieses Trauerspiels zusammen. Ich habe ihn ohne Beimischung von Kritik erzählt, um den Lesern Gelegenheit zu geben, diese Action mit der allen Gebildeten bekannten in dem weltbnühmten Roman „Kenilworth- zu geben. Der Verfasser deS DramaS hat wenig Wesentliche- geändert, denn die neue Fassung vom Tode Amy'S war eine nothwendige Wahl, um ihr selbst einen tragi schen Impuls und jene freie Begrenzung ihre- Schick sal- zu geben, welche auf den schuldigen The,l einen um so dunklern Schlagschatten wirft.
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