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Dresdner Journal : 12.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-12
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1882
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W 264. ^vanuemeatsprelir I» L«ivd.:» dLbrlicl»- . lS A»rk. jLvrUeb - 4 U», lc «0 ?k. i Lim«ia« tluwworo: 10 k>k ) L»»»rdxld de» d«ut»cke» keicve» tritt ko»«- uod 8temp«l,u»cvl»^ vu»»u. 1»»«r»teoprel»«r kür de» R»uw «wer 8e»p»!t«Q«u ?e6t»oile 80 ?k. Unter „Lio8e»»nät" di« 2sils bO kk. Sei l'Kbellen- und 2iü«r»»»tr KO 1b ^ukeell»^. Lesedelaenr lissrliob mit ^usvxvws der 8onv- und keierte^a ödende kür den kolbenden Sonntag den 12 November. 1888. AreMtrIMrml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. L«lp^: F>. Lra»d»t«tter, Cowwi»»iouLr des lireedoer dournel«; I»»d»r» I,rU» - Vt»o - I^lpitU >»»»! Ir»,1»«-^r»»^ki>rt «. /kaaeenrtein <« ^vA^er, >«rUn-Vt»»-S»Mdoiik. kreU-l^tpii» kr»»Kki»rt e. N. Ntnel»»»: diuct S/o««, >»rit»: dnvakdendant, Ire««»: L' /8c-dotte, >r»^»a: /. L'tanAen i L^reau /kaixU^-, kr»»ttiu< » » , ^ar-er'eed« Luekk»odluux; VLrUri: ü. Lkütter; L»n»»rer: 6. §e^Ä«ier, ?»rt» L»rU» rr»»Ltarr ». » »tutt^ert: Dai-d« «t 6o., Lrundur^: ^1d. Lt«,>«r ll«r»u»x«derr Lvoigl. Expedition de» Vre,doer dourn»!», Dresden, Lvin^erstri»»« !io. 80. Amtlicher Theil. Dretdev, 10. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Premiertieutenant L l» »uit« de» Garde-Reiter-Regi- ment» von Fabrice dem Königlichen Militär-Bevoll mächtigten ,n Berlin und Bevollmächtigten zum Bun. deSrathr, Obersten Edlen von der Planitz, zur Dienst leistung altachirt werde. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgemeinde Grimma be treffend. Dem Etadtrathe zu Grimma ist zu der im Ein- verständniß mit den Stadtverordneten beschlossenen Anleihe im Betrage von Drei Hundert Tausend Mark (300,000 Mk.) gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden und planmäßig auSzuloosenden, bis dahin aber mit Bier (4) vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maßgabe des vorgelegten Anleiheplane», sowie der Schuldscheine nebst ZmSlristen und ZinSschrinen die Genehmigung ertheilt worden. Dresden, am 28. October 1882. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. ». Nostitz-Wallwitz. v. Köuueritz. Münckner. Bekanntmachung. Das Ministerium de» Innern hat auf Ansuchen dem Lentralcomitö für die vierte Deutsche Verband»- Kochkunft-AuSstellung in Leipzig Erlaubniß zum Ver triebe von Loosen zu der mit dieser Ausstellung zu verbindenden Berloosung ausgestellter Gegenstände im Bereiche det Königreich» Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Gewinn Nummern alsbald nach der, für ven 5. Februar 1883 in Aussicht genommenen LooSziehung im ,Dresdner Journale* und in der „Leipziger Zeitung* veröffentlicht werden. Dresden, den 27. October 1882. Ministerium des Innern. » Nostitz Wallwitz. Gebhardt. Bekanntmachung, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turnlehrer - Bildungs - Anstalt abzuhaltenden Lehrcursus zur Ausbildung von Turn lehrerinnen betreffend. An der Königlichen Turnlehrer-BildungS Anstalt beginnt am 8. Januar 1883 ein TursuS zur Aus bildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zu lassung zu demselben sind unter Beifügung des Geburt», oder Taufscheines, eines ärztlichen Zeugnisse», eine» amtlichen Zeugnisse- über die sittliche Füh rung, der Zeugnisse über die frühere Schulbildung be ziehentlich über genossene turnerische Vorbildung und eines selbstgefertigten Lebenslaufe» bei dem unterzeichneten Ministerium bi» zum 31. December ». e. einzureiche«. Dresden, den 9. November 1882. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Theil. u k l> e r 11 ch «: Telegraphisch« Nachrichten. ZeitungSschau. LagrSgrschichtr. Erueuuuuge», Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte». Zweite Beilage. Börsen»« chrichten. Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Sonnabend, 11. November. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der Nbeiu ist bei Mannheim seit grstrru 3 m bis auf 675 gestiegen und steigt heute fort. Der Neckar bei Heidelberg ist auf 41V gestiegen, fällt aber heute. Bei Mannheim ist der Neckar heute Morgen auf 723 gestiegen und steigt fort. Hochwasser wird auch von der Dreysam bei Freiburg, der Kinzig bei Kehl, der Murg bei Nastatt und der Nagold bei Pforzheim gemeldet. Hamburg, Kreirag, 1v. November, Abend». (W. T B.) Der Bericht der gemischten Commission zur Berathung de» SenatSantragS, betreffend den Anschluß Hamburg» an da» deutsche Zollgebiet, ist nunmehr festgrstellt. Derselbe hält an de« Zoll- caual fest, verwirft die Demolirung de» Kehr- wieder» und zieht nur die östliche Hälfte der Kehr- wirder-Jusel, also Wandrah«, holländische Reihe uud holländischer Brook in da» Kreihafengebiet rin. Statt 185VV Personen würden hierdurch nur 1V5VV Personen diSlocirt werden uud dir Kostrn sich statt auf 123 Millionen nur auf 1v3H Mil lionen stellen. Der Beschluß diese» Plane» er folgte mit 10 gegen 3 Stimmen. Wien, Freitag, 10. November, Abend». (Tel. d. Boh.) Die Ruhe blieb heute den ganzen Abend ungestört. Polizei und Militär, welche wie gestern zur Aufrechterhaltung der Ruhe au»rückten, brauch ten nirgend» rinzuschreitrn. Der Schauplatz der di»herigen Ercesse war zwar von vielen Neu- gierigen besucht, aber Alle» verhielt sich ruhig. (Vgl. die „TageSgkfchichte*.) London, Freitag, 1V. November, Nacht». (W TB) In der heutigen Sitzung de» Unter- bause» erfolgte zunächst die Beantwortung von Interpellationen. Der UnterstaatSsecretär des Auswärtigen, Sir Charles Dilke, antwortete auf eine Anfrage Bart lett'», das Gerücht, daß die Russen in jüngster Zeit bis SarakhS vorgerückt, scheine unbegründet, und er klärte auf eine Frage Churchill'-, obschon die ägyp tische Regierung einen Vorschlag bezüglich der Con- trole gemacht habe, so sei doch kein die Control« ab schaffender Decret erlassen worden. — Der Premier Gladstone erklärte Northcote gegenüber, er sei nicht geneigt, eine Unterbrechung der Berathung der Ge schäftsordnung eintreten zu lassen, um Northcote'S An trag über Aegypten zu diScutiren; er hoffe, dem Hause nächsten Dienstag einige Informationen geben zu können. Nach denselben werde Northcote im Stande sein, zu beurtheilen, welchen Weg er einschlagen solle. — Bourke kündigte für nächsten Montag eine An frage darüber an, ob ihm für seinen Antrag bezüglich der Auslieferung Arabi'S an die ägyptische Regierung Facilitäien bewilligt werden würden. — Der Secretär de- Schatzamts, Courtney, antwortete auf eine An frage Cochran-PatrickS, der Regierung sei nicht- davon bekannt, daß sich die preußische Regierung erboten " —»- habe, einen Theil der schottischen EtaatSschrifstücke aus der Hamilton'jchen Sammlung zu verkaufen. Wenn eine derartige Offerte erfolgen sollte, werde die Regie rung mit den Autoritäten de» britischen Museum» darüber in Berathung treten. Da» Unterhau» lehnte bei der fortgesetzten Berathung über die Geschäftsordnung mit 304 gegen 260 Stimmen den Antrag Northcote'» auf Verwerfung der ersten, den Debattenschlnß ein führenden Resolntiov ab und nahm diese Resolu tion an. Sofia, Freitag, 10. November, Abend». (Lorr.-Bur.) Ein Uka» de» Fürsten ordnet die Deputirtenwahlen für die Nationalversammlung an. Dir Wahlen de» ersten Grade» finden am 3. December, die definitiven Wahlen am 10. De- rember Statt. Kairo, Sonnabend, 11. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Aast 10 Procent der hier befind lichen englischen Truppen find erkrankt. Dresden, 11. November. In Frankreich, wo vorgestern die Parlaments session wieder eröffnet wurde, stehen sich gegenwärtig zwei Gewalten gegenüber: das Ministerium und die Deputirtenkammer. E» wirft sich die Frage auf, welche von beiden der andern weichen muß, ein durch die Di-cussionen der Pariser TageSpresse hindurch klingender sichtbar alle politischen Kreise bewegender Gedanke. In diesem Sinne sind verschiedene Aus lassungen der großen politischen Zeitungen zu deuten. „WaS wird die Kammer machen?* ist die von allen Blättern ventilirte Frage. Die „Rspublique fran- eaise* meint, „die Kammer werde DaS thun, was die Regierung sie thun heißt, wenn eine Regierung, d. h. ein leitender Gedankt und Wille da sei, wenn man werke, daß die Zeit der illusorischen Versprechungen, der unbestimmten Verschiebungen vorüber sei und end lich die Stunde der wessen und männlichen Entschließ ungen, der fruchtbaren und kräftigen Thaten geschlagen habe.* Da» Organ Gambetta'- ist nicht gewiß, ob die Mehrheit au» den Ferien da» ihr so nothwendige Ge fühl der Hohlheit ihre» Anspruchs, die Stelle der Regie rung rinzunehmen miigebracht hat, hofft aber, daß der längere Aufenthalt der Mandatare de» Lander bei ihren Wählern in resem Sinne gewirkt haben werde, denn über all habe Frankreich verlangt, „daß die Republik regiert werde, d. h. daß sie gegen ihre Feinde, von welcher Seite sie auch kommen mögen, vertheidigt werde, und endlich der Demokratie die verheißenen Reformen schenke... Da» Cabinet könne aut dieser verhältmß- mäßlg günstigen Lage Nutzen ziehen, indem e- sich al» den Führer und Antriebgeber der Kammer erweise, so lange e» deren Vertrauen besitzen werde. Dieses Vertrauen werbe ihm nicht versagt werden; aber das Ministerium zunächst müsse daran arbeiten, e» sich auch weiter zu erhalten, und da» werde ihm nur durch Festigkeit und Energie gelingen.* — Der „Rappel* räth im Gegentheil der Kammer, sich nicht auf daS Ministerium zu verlassen, sondern selbst zu arbeiten und wachsam zu sein, da man sie schon ein Mal habe erdrosseln wollen und den Versuch wiederholen werde. Der „Rappel* will nicht da» verfrühte Ende der Kammer, welche die zwei guten Eigenschaften habe, liberal und friedliebend zu fein. Um aber zu leben, müsse sie handeln, sich an die Reformen machen, mir den Fragen der GerichtSsorm, der Kirche, der Armee, mit allen dringlichen Fragen aufiäumen und sich na mentlich mit der großen, drohenden Frage, der socia len Frage, beschäftigen. Wenn sie da» nicht thue, so würden ihre Feinde sie nicht zu tödten brauchen, sie werde sich selbst umbringen.' Feuilleton. RiediglN von Otto Baack. K. Hoftheater. —Altstadt. — Am 10. November: „Die Verschwörung de- FieSco zu Genua*. Ein republikanische» Trauerspiel in fünf Acten von Schiller. (Zum Geburtstage des Dichters und bei ermäßigten Pressen.) Diese vom Publicum so dankbar durch reichen Be such entgegengensmmene Wiederholung der beliebten Jugendtragödie de» gewaltigen Dramatikers zeigte einen Kunstgewinn gegen die vorige Aufführung. Da die wichtigste Partie de» Werkes, die Titel rolle, bei uns von einem noch sehr jungen Künstler übernommen werden mußte, so muß man demselben billig Zeit lassen, in die große und schwierige Aus gabe, deren Held dem Darsteller an Jahren überlegen und endlich auch geistig unendlich gereist gedacht ist, mit seinen Kräften und seinem Können nach und nach hineinzuwachsen. Rach der ersten Vorführung machte sich die be kannte Theatererfahrung geltend, daß ein bi» dahin in jugendlichen Liebhaber, und Heldenrollen geübtes Ta lent den FieSco zwar mit Feuer und Schmelz der Rede, doch blS zu einem mehr oder minder störenden Grade schablonenhaft und geistig leer zu spielen pflegt. Die Srastscenen werden dann gewöhnlich mit decla- matorsschem Schwung hervorgehoben, doch in der ruhigen Rede fedlt die unendliche Vornehmheit, der souveräne Glanz, die diplomatiiche Feinheit, welche Schiller für fernen Grasen von Lavagna verlangt. Diese Eigenschaften geben demselben verschiedene Zun ¬ gen, verschiedene Gesichter; ein Gesicht hat er für Ber- rina und für die Verschwörer, ein anderes für Julia, ein drittes für Leonore, ein vierte- für die Doria, ein fünfte- für da- Volk, und dar wahre, daS sich in dem HerzoaSmantel verhüllt, zeigt er kaum seinem Spiegel. Sein hohe» Selbstbewußtsein klingt au- jedem Ton der Rede, er geht, al- ob sich Genua auf seinen Schultern wiegte. Wenn ein begabter Schauspieler auch Intelligenz genug hat, diese Qualitäten seines Helden nachzu fühlen, wie mühsam muß eS ihm sein, ehe er über eine äußerliche Wiedergabe derselben hinauskommt, ehe er sich den straffen Pappenheimer Offizierschritt de» Max, die emphatische Rede de» Don Carlo-, die flammende Geberde de- Mortimer abgewöhnt und für die Jnvividualität eines FirSco ganz neue Farben er schaffen lernt. In diesem Ringen befindet sich gegenwärtig Hr. Maikow Sky. Er möge dabei nicht «lahmen, um so weniger, da die zweite Ausführung in Sprache und Haltung schon ab und zu nachwie», daß er seinem Grafen v. Lavagna manchen Blutstropfen emgeflößt hat, der für den Charakter desselben kein fremder ist. Die Aufführung eine- Schiller'schen Stücke» zu de» Dichter» Gebu>t»tag, die jetzt m Deutschland so gebräuchlich ist, erinnert zugleich da» Publicum an da» Leben de» großen nationalen Poeten und nicht minder an da» dringend« Bedürf«,ß nach einem Weik« ersten Range» über die irdische Laufbahn und da» Wirken de» Dichter». Ein Mitarbeiter in der großen Echillerliteratur weist soeben in der „Allg. Ztg.* auf diesen Mangel hin. „Roch besitzen wir keine Biographie Schiller'», di« sich an Vorzügen Hermann Grimm'S Werk über Goethe zur Seite stellen könnte. TomascheckS vorzügliche Ar beit „Schiller in seinem Verhältnisse zur Wissenschaft* (Wien 1862) behandelt ihrem Plane gemäß nur eine Seite von Schiller'- Geiste-thätlgkeit; vom Künstler und Menschen kann dabei doch nur in Kürze die Rede sein. Nicht die Biographien von PalleSke und Vie hoff, wie verdienstvoll sie auch sein mögen, und noch weniger Johanne» Scherr'S „Schiller uud seine Zeit* (Leipzig 1859) sind Werke, die den Anforderungen gerecht würden, welche wir jetzt an solche Arbeiten zu stellen gewohnt sind. Von älteren Werken gilt das selbe natürlich in veistärktem Maße. H. Düntzer er hebt mit seinem „Leben Schiller'»* (Leipzig 1881) nicht den Anspruch, eine wissenschaftlich erschöpfende Biographie zu liefern. Die illustrirten Ausgaben sind ja stet» auf da« große Publicum berechnet. Und doch erscheint eine umfassende Darstellung von Schiller's Leben und Werken nachgerade an der Zeit. Mögen auch noch jo viele einzelne Briese oder auch ein oder der andere ganze Briefwechsel sogar noch ungedruckt sein, wesentlich Neues sür unsere Kenntniß Schiller'» wird kaum mehr ausgefunden werden. Da» reiche neue Material aber, welche» die große kritisch-historische Aus gabe (1876 vollendet) und der Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta, mit Vollmer'S reichen Anmerkungen auSgestattel (1876), geliefert haben, ist noch durchaus nicht nach Gebühr auSqedeutet. Zu beiden angeführten Werken tritt die von Gödeke vermehrte Ausgabe de» Brief- wechsel» mit Körner, der Briefwechsel mit dem Herzog Friedrich Christian von SchleSwig-Holstein-Augusten- burg (Berlin 1875), die Briefe über ästhetische Er- zirhung von Michelsen (Berlin 1876), in ihrer ur- Man sieht au» diesen Auslassungen, wie m»beson- dere da» Blatt Gambetta'» die seit Jahren von der Kammer erhobenen maßlosen Ansprüche zu steigern und den vorhandenen, die Staattmaschine lahmlegenden Zwiespalt zwischen Regierung und Volk»vertretung zu vertiefen sucht. DaS Ministerium soll daran arbeiten, sich daS Vertrauen der Kammer zu erhalten, heißt so viel, als, dasselbe soll um die Gunst derselben, bezie hungsweise um diejenige des Führer-der Opportunisten buhlen. Im Gegensatz hierzu räth der „Rappel* der Kammer zu einer klugen, maßvollen, auf positive Ziele gerichteten Politik. Die Situation in Frankreich ist allerdings schwieriger und unbehaglicher, als je. Der Pariser Correspondent der „Bossischeu Zeitung* schildert sie triffend in folgender Weife: Fast alle Insti tutionen und Personen haben sich in den letzten Mo naten mit einer erschreckenden Raschheit und Vollstän digkeit abgenutzt. Die Regierung entbehit jeder morali schen Autorität, und die ernsten wie die satirischen Par- teiorgane haben so lange über den schreibe- und redselige» guten alten Hin. Duclerc und seine Tollegen gewitzelt, bi» sich jeder Leser des „Petit Journal* berechtigt geglaubt hat, über diese ganze Gesellschaft, die sich zu regieren anmaßt, verächtlich und überlegen dre Achsel zu zucken, rie Kammer steht im Gerüche absoluter Unfähigkeit, der Senat gilt für eine Todtenkammer voll reactionärer Mumien, die Parteien Mit ihrem endlosen Gezänk um Kleinigkeiten werden al» Con- sortlen zur Förderung der eigenen Interessen ange sehen, und die Abgeordneten hält man für fähig, rn erster Linie an die Befriedigung ihre» persönlichen Ehrgeizes und an die materielle Versorgung ihrer Angehörigen und Freunde, und erst dann an die ihnen anverlrauten Angelegenheiten der Gefammtheit zu denken. Hr. Grövy erfreut sich wohl noch der allge meinen Achtung, doch ist die Ueberzeugung weit ver- breitet, er habe e» herzlich satt, im Mittelpunkte der unerquicklichen Parlament-mtriguen zu stehen, und werde nicht zögern, seine Demission zu geben, w«nn die Dinge sich nicht zum Bessern wenden. Gambetta ist gründlich diScreditirt, seine zahlreichen Femde de- nunclren ihn al» einen leeren oder verworrenen Kopf, die Gleichgilngen betrachten ihn al- eine Gefahr für den Frieden und al- einen Streber nach cäsarlftischer Diktatur; selbst seine Freunde wagen nicht, für-Erste an ferne Rückkehr zur Macht zu denken, und bereiten die selbe nur in der Stille durch unterirdische- Wühlen für da« Lsstenscrutinium, die Kammerauflösung und durch Organisation der provinzialen Anhängerschaft vor. Jule- Ferry steht in derselben Schattenzone, die Gam betta umgiedt, de Freycinet hat nie ein sehr große» Prestige besessen, Brssson ist der großen Masse der französischen Nation wenig bekannt, und an den Ge danken der Regierung-sähigkert Clemenceau'» müßte sich die öffentliche Meinung erst gewöhnen. Die Dynamitattentate von Montceau-le»-Mme» und Lyon Haven die reiche Bourgeoisie der großen Slädte erschreckt und dem zahlreichen Typu» Prudhomme'» die billige Prophezeiung inspirirt, eine neue Lommunerevolution nahe mit Riesenschritten heran. Selbst diejenigen Besitzenden, welche diese Furcht nicht thulen, sind doch mißmuthig darüber, daß ihre Rente von 86 auf 80 zurückgegangen ist und schon seit geraumer Zeit keine Neigung zum Steigen bekundet. Sie machen dasür die schlechte Finanzgebahrung der Republik und die Schwäche der Regierung gegenüber der socialistsschen Agitation verantwortlich. Umgekehrt werfen die Massen der Besitzlosen, auch derjenigen, die sich in keiner Weise für die infernalischen Anschauungen der Anarchisten begeistern, der Republik vor, daß sie für sie noch nicht» gethan, ihre Lage nicht verbessert habe. Die Ultra montanen zetern über Verfolgung, die Freisinnigen beklagen sich darüber, daß die Republik noch keine» ihrer freiheitlichen Ideale verwirklicht hat. Die Chau- sprünqlichen Fassung herau-gegeben, Urlich'» „Briefe an Schiller* (Stuttgart 1877) und so manche» An dere. Erst durch die historisch-kritische Ausgabe Haden wir die Fruchtbarkeit Schiller'» im Entwelfen von tra gischen Plänen kennen gelernt; und was noch wichtiger ist, erst durch sie haben wir klaren Einblick in Schiller'» Arbeitsweise erlangt. E» ist vielleicht einer der Haupt vorzüge von Gödekr'S Ausgabe, daß sie un- in daS Innere der dichterischen Thätigkeit einen Einblick ge währt. Der Druck all' der Skizzen und BrouillonS, sn vielfach durchstrichen und verbessert, gestattet e» unS gleichsam, dem Dichter an seinem Schreibtische über die Schulter aus die entstehende Arbeit zu spähe». Aber auch die Wandlungen, welche Dramen und Ge dichte, der Geisterseher und philosophische Arbeiten er lebt, sind nun erst übersichtlich geworden. Und wa» in der großen Ausgabe noch mangelhaft geblieben, da» hat W. Vollmer durch seine treffliche Ausgabe deS „Wallenstein* und deS „Don Carlos* nachgeholt. Nach all' diesen Vorarbeiten haben wir nun an eine Biographie ganz andere Anforderungen zu stellen, al» sie bisher erfüllt worden sind und erfüllt werden konn ten. Eine Biographie, den Grundfätzen kritisch-histo rischer Literaturbehandlung entsprechend, muß nochwen- dig der kritisch-historischen Ausgabe noch solgen. In der That ist uns eine wiche auch bereit» feit längerer Zelt von R. Weltlich in Aussicht gestellt. Möchte sie, bevor Schiller'» GedurtSiag wiedelkehrt, auch an» Licht gekommen fein.* E» war wohl hier eine passende Gelegenheit und der richtige Ort, um dem im Bo»stehenden au»gesproche- nen Wunsche eine zustimmende Verbreitung zu geben. „ vl O. B. .. ,0 »kl änu
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