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Dresdner Journal : 07.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-07
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 07.11.1882
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^donuemeotopeeli« l» 8»»»» <i«»r»cd«v ».»cd«: IStirl.Li».- .... 18 Uarlc. jtlirliol,: 4 Zl»rlc b0 ?f. Liaoelo, tluiamsrn: 10 ?k. Ln»»ord»ld6«»äeut«<?keu ksieds» tritt?o»t- und 8tsmpel,u»edl»8 ltlooi». losvratovprelssr k'ür äen k»uw eivor ^«spslt^a«» ?etitrsiis 20 kk. Ovtvr „Lu>^e«^n6t" äiv 2«ilo LO kk. 2« unci 2iL«rnimtr so Xusicici»^. rr,cdvli>ell r l^lioii mit Xunintim» äsr 8c>nn- unä k'eisrt»^» Xt-vo6» für ü«o fol^svüsv 1^. Dres-nerIomMl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. I»»«r»tea»no»dm« »n»i»Lrt»i I^ipotg: ^r. Lran«t«tetter, tiommimiouLr 6s» Hrssüner 6ournsl»; N^wkarx NirNü-Visa L»»»I Lr«,I»u RrTLklürt ». //aa«en«tei»» F ^»Afer, v»rUa -Vt«u n,mdar^- kr»nkturt ». N. >üo«d«n: Ako«e,- L«rUo: /»»vuiiclencfant/ Lrsm«» .Lc/i/otte, vr»,I»a: F ütanAen» Lureuu ,' kr»n>ctLrt ». ». r ^aeAer'seks Luokdunüluo^; 8»rNt,: ü. A/üUer; 8-umov«r: 6. 8e/»ü»»ier, ?»ri« S«rltn - ^r^nkturr ». M.- Stuttxart: ^aube F 6o, L»mdur^! ^16. §t«n«r. Herausgeber: LSoiel. ^rpeäition 6e» vresäoer Journal», Dresciso, ^vio^ersirL»»« k^o. 20. Ämtlicher Tliti!. Dre-den, 6. November. Se. Majestät der König haben Allergnädlgst geruht, dem außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Minister am Hose zu Wien, Kammerherrn von Helldorff, die Erlaubniß zur Ar nähme und zum Tragen de» ihm von de» König» von Serbien Majestät verliehenen Großkreuze» de» Takowo Orden» zu ertheilen. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht: Lrlegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Weser-Zeitung.) Tagetgeschichte. (Berlin. Mainz. Wien. Prag. Pari». Brüssel. London. Chnsttania. St. Petrr»- burg. Belgrad. Konstantinopel. Kairo. Peking.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Eingesandte». Feuilleton. Lageskalender. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentl. Dienste. Provinzialvachrichten. (Chemnitz. Bad Elster. Plauen. Wilsdruff. Roßwein. Pirna. Kamenz.) Lermischte». Statistik und BoMwirtbschaft. Lotteriegewinvliste vom 4. November. relegraphische Witterungsberichte. Inserate. Börsennachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Montag, 6. November, früh. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Budgetautschu- der österreichischen Delegation hat sämmtliche Litel de» Ordinarium» de» HeereSbudget» unverändert nach der Regierungsvorlage genehmigt. Im verlause der Debatte richtete der Del. Sturm an die Regierung die Anfrage, ob trotz der nationalen Verschiedenheit der ArmeecorpSbezirke ein einheitliche» deutsche» Commando und deutsche Dienstsprache auch zukünftig sicher gestellt sei. Der ReichSkrieg-minister Graf Bylandt- Rheidt antwortete, bei der Reorganisation der Armee könnten weder Parteistandpunkte, noch natio nale Gesichtspunkte berücksichtigt werden; der Schlag, sertigkelt der Armee müßten sich Bedenken natio naler Art unterordnen. Einheitliche» Commando und eben solche Dienstspracht seien da» unerläßlichste Bindemittel für die Armee, welche» ohne Gefährdung der Einheit der gemeinsamen Armee nicht aufgegeben werden könne. Für die territoriale Eintheilung Böh men» fei die möglichst rasche Mobilisirung mit mög- lichster Ausnutzung des Eisenbahnnetze» in erster Linie maßgebend gewesen, Belgrad, Sonntag, L. Rovember, Nachmit tag». (W. T. B.) In eivemj gestern unter de» König» Vorsitz stattg«habten Ministerrath einigte man sich über da» Verbleiben der Mit glieder de» Eabiuet» Pirotschanatz auf ihren Posten. Kairo, Sonntag, S. November, Nachmittag». (W. T. B) Dir UntersuchungScommtsfion empfing neue Beweise für die Lheilnahme Arabi'S an den Brandstiftungen in Alexandrien. Feuilleton. Redtgirt von Ott» Banck. Wavdlvvgev. «ovellc von F. L. Reimar. (Sortscpuug.) „O nein, da» werden sie nicht glauben," stotterte er, — »ich selbst hätte so etwa» nie gedacht I — Höchsten» kann man sagen, wenn Sie wirtlich ihren Augen glauben durften und Frl. v Dorfen die Papiere nicht wieder vernichtet hat, da» Testament sei ge stohlen I" »Gestohlen! da» ist nichtanzunehmen," fiel Philipp rasch ein. »Da» Hau» war m,t Siegeln versehen — e» ist keinerlei Einbruch wahrgenommen — e» müßten noch andere Dinge fehlen! vielleicht aber, und warum nicht wahrscheinlich? ist r» verlegt, vou der Hand der Alten wohl noch in der letzten Stunde bei halbem Be wußtsein an einen andern Ort gethan. — Ich bin überzeugt und verlaßt Euch mit mir daraus: da« Testament wird sich wiederfindenl" Er hatte die letzten Worte mit einer solchen Sicher heit gesprochen, daß dieselben auf den Freund nicht ganz ohne Einwirkung blieben, und vielleicht schon um Anna zu beruhigen, griff dieser fie auf upd meinte nun auch seinerseits, dergleichen Zufälle kämen ja allerdings vor, und so könne man auch in diesem Falle hoffen, daß da« Blatt noch einmal wieder za Tage kommen würde, wenn auch nur zu dem Zwecke, daß Der Ministerrath beschloß, bei Führung de» Proceffe» gegen Arabi sich gleichfalls englischer Advocate« z« bedienen, und berief den Advocate» GroSjean in Alexandrien nach Kairo. Dresden, 6. November. Ueber den im Sudan erschienenen falschen Pro phetin, über welchen wir in Nr. 253 nach den da mal« in den Zeitungen auftauchenden spärlichen Nach richten berichteten, sind jetzt noch weitere, au»führ- lichere Mittheilungen eingelaufen. Wenn auch die politische Bedeutung de«srlben vorläufig alt eine geringe angesehen werden muß, so kann sie doch erheblich zu nehmen. Jedenfalls ist derselbe eine in kulturgeschicht licher Hinsicht hochinteressante Erscheinung und erinnert an manche jener früheren Gründer neuer Kalifate, die, ähnlich den Kometen, deren Schweif sich auSbreitet in dem Maße, al» sie der Sonne sich nähern, mit ihrem Vordringen immer zahlreichere Schaaren um sich sammelten. Längst erloschene islamitische Tradi tionen erwachen wieder und erlangen mit einem Male neue Kraft. Ein neuerliche» Schreiben Schweinfurth'S schildert die durch da» Vordringen de» Mahdi hervor- gerufenen Gefahren in den grellsten Farben. Er hält den ganzen Sudan, ja selbst Aegypten für verloren und verlangt sehr entschieden, England möge indische Regimenter zur Rettung de» Sudan entsenden. Jeden falls ist der Prophet im Sudan eine sehr merkwürdige Ueberraschung, und da man noch nicht viel von ihm gehört, ist wohl eine Mittheilung au» dem »Specta- tor" in seiner Nummer vom 28. October willkommen. Dieselbe bringt allerdings auch nur eine vorsichtige Vermuthung über diese Persönlichkeit; allein sie wird unterstützt durch einige Nachrichten, welche dieselbe Wochenschrift fchon im December vorigen Jahre» brachte, al» England noch nicht engagirt war und nur Frank reich in Tunis seinen afrikanischen Krieg führte. E» wird gut sein, die Nachrichten de» ältern Artikel» kurz mitzutheilen, ehe wir die letzten Bermuthungen de» »Spectator" wiedergeben. Dem gegenwärtigen Sultan sagt man nach, daß er davon träume oder, je nachdem man die Sache an sieht, daß er den klugen Plan verfolge, seine sinkende Macht durch eine Belebung de» muhamedanischen Geiste» zu heben und durch Herstellung einer pan- islamitischen Herrschaft die Herrlichkeit vergangener Tage wieder yerbeizuführen. Diesem Plane kommt sehr zu Gute, daß alle muhamedanischen Secten die Hoffnung haben, in der schlimmsten Noth des Islam werde Gott den von Muhamed geweissagten Helfer, einen Mahdi (Lehrer), senden, der Hilfe bringe. Dieser Mahdi muß nach der Weissagung au» dem Stamme Koreisch und ein Nachkomme Muhamed'S sein. Diese MessiaSidee des Islam ist nun an ver schiedenen Orten in den verschiedenen Ländern sehr lebendig. Kenner behaupten, daß in Arabien nur Einer aufzutreten brauche, der sich El Mahdi nennt, und nach dem ersten kleinen Siege würde halb Arabien sich unter seiner Fahne sammeln, Emissäre desselben diese Idee benutzen, vielleicht auch erst wecken und in da» rechte Glei» zu bringen suchen. In Afrika ist aber diefe Erwartung besonder» lebhaft und schon in greifbarer Gestalt vorhanden. Die Weissagung wird in den Worten mitgetheilt: »Am ersten de» Monat- Muharram im Jahre 1300 (12. November 1882) wird El Mahdi erscheinen. Er wird gerade 40 Jahre alt sein und ein Mann von stolzer Haltung. Der eine Arm wird länger, al» der andere sein, seine» Vater» Name wird Muhamed, seiner Mutter Name Fatime sein, und eine Zeit lang vor seiner Erscheinung wird er verborgen bleiben." Nun ist aber auch schon ein Individuum da, welche» wenigsten» die Eigen - thümlichkeit besitzt, daß sein rechter Arm bi» zum dann Jedermann gewahr werde, e» ließe sich auch keine Semmel dafür kaufen. Ob Anna viel auf diese Beschwichtigung hörte, ließ sich nicht erkennen; sie hatte sich vor einer Weile schon abgekehrt und saß still in einer Ecke, bi» Karl Müller fortging, welchem sie bi» vor die Thür hinaus, wie sie dies in freundlicher Weise bisweilen that, da» Geleite gab. Da dieser sie jetzt ruhig sah, glaubte er auf da» frühere Gespräch, wenigstens auf einen Punkt desselben, zurückkommen zu dürfen und flüsterte ihr zu: »Sie haben e» wohl errathen, liebe Anna, weshalb ich so viel von dem Testament sprach? ES war um Philipp'» willen! Er hält zwar verzweifelt hinter dem Berge und will nicht recht mit dem Geständmß heraus, daß rr selbst da» Testament abgesaßt hat, aber er soll doch dahinter kommen, daß e» aus keinen Fall viel taugt — e» macht ihm das ja keine Unehre, denn er ist in solchen Geschäst»sachen noch nicht sehr lange geübt, bei Weitem nicht so lange wie ich zum Beispiel! — und dann soll er den geistlichen Herrn dahin stimmen, daß dieser den ganzen Handel ruhen läßt. In ein paar Tagen, dafür stehe ich Ihnen, ist die Sache dann vollständig au» der Welt, und kein Mensch denkt mehr daran, daß vielleicht auch da» Waisenhau» Da» hätte bekommen können, wa» nun Herr v. Gerstein und seine Vettern geerbt haben." »Au» der Welt — ja — ja!" murmelte Anna zerstreut; »ich danke Ihnen, Karl — Sie sind immer nur gut gewesen, auch gegen mich!" Dann gab sie dem Freunde die Hand und entließ ihn au» der Hau»thür; sie selbst aber kehrte darauf zunächst in ihrem Kämmerchen em und preßte tue Knie reicht, während allerdings da- Alter nicht so ganz stimmt. Es ist der algerische Scherif Senussi, der im Jahre 1850 eine große Gemeinschaft unter den Muhamedanern gründete und Hunderte von Klöstern nicht nur in Nordafrika, sondern auch in Arabien und Syrien veranlaßt hat. Sein Einfluß soll hinter den Unruhen der letzten Jahre in Tripolis wie in Tunis stecken. Dieser Senussi hat sich schon als El Mahdi proclamirt, verheißen, im November 1882 sich zu offenbaren und wohl auch zu dem Zwecke seit 4 Jahren sich in ein Kloster verborgen. Der »Spectator* fürchtete im December, daß die französischen Operationen in Tunis den Anlaß geben könnten zu einer Erhebung der El Mahdi, die bei dem vorhandenen Zündstoff von den gewaltigsten Folgen in der ganzen muhamedanischen Welt sein werde. Jetzt vermuthet er, der falsche Prophet im Sudan sei dieser Senussi und der stehe hinter der Bewegung, und der gegenwärtige Augenblick wäre in der That nicht übel gewählt. Der „Spectator" ver muthet, daß die englischen Minister in beiden Häusern in der ägyptischen Frage so zugeknöpft seien und auch gegen die Gewohnheit bei solchen Gelegenheiten in ihren Reden zur Motivirung der DankeSvoten von der politischen Bedeutung de» Sieges bei Tel-el-Kebir nicht» gesagt hätten, weil sie selbst noch nicht klar seien und bei den neuesten Nachrichten auS dem Sudan zunächst abwarten wollten, was dabei herauskommen werde. Nach dieser Vorbemerkung besagt der Artikel im Wesentlichen Folgende»: Diese Nachrichten können sich al» sehr wichtig er weisen, al» so wichtig, daß alle vorher gefaßten Pläne fast werthlo» werden. Den Correspondenten fehlen die Nachrichten , die ägyptischen Minister hüllen sich au» Schrecken in sorgfältige» Schweigen, da die tele graphische Verbindung mit Chartum unterbrochen ist und sie selbst so wenig unterrichtet sind, daß einer der besten von ihnen offenbar glaubt, El Mahdi sei der Name und nicht der Titel de» Propheten vom Sudan. Wir glauben jedoch, daß nach den Telegrammen und entsprechend einigen Nachrichten, die unmittelbar nach dem Au-bruche der Empörung bekannt wurden, fol gende Thatsachen annähernd richtig sind. Eine Person, die sehr verschieden geschildert wird, ist im Sudan er schienen mit dem Anspruch, der Mahdi zu sein, den Muha med grweifsagt und der von den Muselmännern, besonder» den maurischen, in diesem Jahre erwartet wurde, wobei ge wöhnlich der 12. November als Datum angegeben wurde. Er ist als Haupt anerkannt worden von den nubischen Muhamedanern, die auf 3 Millionen geschätzt werden. Diese Nubier sind Leute von hohem Wuchs, kohlschwarzer Haut, länglichem Gesicht, zuweilen mit dicken Lippen, aber auch zuweilen von saft europäischem Aussehen und von einem Muthe, der ganz verschieden ist von dem der Asiaten. Sie find geborene Krieger, die zuhauen, wie Europäer, und in Indien, aus den Dampfschiffen des rothen Meeres, in der Türkei und in der ägyptischen Armee hat man sie als ausnehmend frei von Panik kennen gelernt. Wenn ordentlich ge führt, werden sie Stand halten. Der angebliche Mahdi hat eine Armee von diesen Leuten aufgebracht, eine große, ihm entgegen gesandte ägyptischer Truppe ver nichtet, deren Wassen erbeutet und Chartum genommen oder belagert eS doch. Im Besitz dieses Platze» kann er ohne Zweifel maller Sicherheit nach Norden marschiren; zwischen ihm und Kairo — 900 Meilen — ist buchstäblich kein Soldat. Die alte Armee existirt nicht mehr, die einexercirten Nubier, etwa 3500, die zu ihr gehörten, werden ihm zusallen, und die zerstreuten Soldaten werden keinesfalls sich freiwillig stellen, um den er matteten Messias zu bekämpfen, wenn nicht eine Niederlage zuvor seine Ansprüche vernichtet hat DaS ägyptische Ministerium beabsichtigt, wie gemeldet wird, sofort eine Truppe gegen den Mahdi zu senden, die hauptsächlich Hände mehrere Minuten lang an die brennende Stirn und die pochenden Schläfe, bevor sie wieder zu ihrem Bruder gehen konnte — und als sie eS dann verließ, warf sie noch einen Blick hinüber zu dem großen Hause in der Nachbarschaft, au» dessen hohen Zim mern bereit» Heller Lichtschein strahlte, der durch da» abendliche Dunkel zu ihr hernieder drang. Sie wußte eS: die Lichter waren angezündet worden, um Jemanden da» Suchen zu erleichtern, da» angestrengte verzweifelte Suchen nach einem Stück Papier! — Sie dachte sich in die Seele jene- Manne- hinein und sagte sich, daß er um die» Papier gewiß gern mehr al» da» Erbe hingeben würde, da» ihm jetzt zugefallen war, während eS doch, wenn e» gefunden war und Karl Müller mit seiner Meinung recht halt-, den Werth eine» Heller» nicht überstieg! — Philipp saß noch an seinem Platze, al» seine Schwester zurückkehrte; er sah in finsterm Brüten vor sich hin und nagte an seiner Unterlippe, darum be merkte er e» auch kaum, daß sie eintrqt und näher kam. — Al» sie dicht an seiner Seite stand, holte sie noch ein Mal tief Athem, dann sagte sie plötzlich mit beb-nder Stimme: »Philipp, da» Testament — Du hast eS genommen!" Er starrte sie an, al» kämpfe er mit einer Be täubung, al» habe ihn in diesem Augenblicke der Schlag getroffen. „Bist Du von Sinnen, Mädchen?" stieß er end lich hervor. Sie war todtenblaß — kein Glied an ihrem gan zen Körper, da» nicht zitterte! E» war nicht» Feste» an ihr, al» der Blick ihre» Auge», und diesen hielt fie unverwandt auf den Bruder gerichtet. aut Schwarzen bestehen soll. Sie wird aber nur wenig organisirt und zugleich muthlo» sein und wohl wie die erste Armee zerdrückt werden. Kommt e» so, dann muß die ägyptische Armee den Prätendenten be siegen, oder sie muß sich darein ergeben, ihre ganze Arbeit weggefegt zu sehen, indem Aegypten von schwar zen Nubiern erobert wird, die sich weder um Aegypten, noch Europa, noch die Civilisation irgend wie kümmern. Die Schwierigkeit, den Mahdi richtig zu behandeln, bemerkt die „Weser-Zeitung* zu den Ausführungen de» „Spectator* hängt fast ganz von der Frage ab, auf die wir noch keine Antwort haben. Wer ist der Mahdi? In Alexandrien erklärt man, er sei ein Neger mit Namen Abu Khelat, der 1879 gefangen gesetzt wurde und jetzt frei ist. Ist dem so, so mag die Re volte nicht sehr gefährlich werden. Man kann kaum erwarten, daß ein Nubier von großem militärischen Genie an der Spitze steht, und ist eS nur ein „Führer*, so kann er auch von einer ägpptischen Armee mit Hilfe englischer Artillerie geschlagen werden; vielleicht ist er dann zufrieden, in Chartum zu regieren, oder ist so gar bereit, von Aegypten seine Stellung anzunehmen. Aber alle Nachrichten von allen Seiten erklären ohne Ausnahme, daß der Prätendent sich al- Mahdi pro clamirt, und kein Neger könnte den Titel beanspruchen, auch nicht unter Negern. Alle Muselmänner wissen, daß der Mahdi dem Stamme Koreisch und Muha med'S eigenem Hause angehören muß und also nicht schwarz sein kann. Das Vorurtheil de» Farbenunter- schiedeS ist sonst völlig erstorben in der muhamedani schen Welt; kohlschwarze Männer sind Heerführer gewesen und Herrscher geworden, aber hier handelt e» sich um eine Weissagung, und die bestimmt, daß der Mahdi ein Araber von höchster Herkunft sein soll. Ein schwarzer Mahdi ist so unmöglich, wie ein schwar zer Hohrnzoller. Ist der Prätendent nicht der Maddi, so werden auch die Muselmänner gegen ihn kämpfen. Allein alle Nachrichten legen eine andere Erklärung nahe, wenn sie dieselbe auch nicht völlig beweisen. Abu Khelat kämpft vielleicht nur für eine höhere Persön lichkeit der maurischen Araber, der die Seniussia oder die Klostergemeinschaft der tripolitanischen Wüste beherrscht und vor 4 Jahren sich in das Innere de» östlichen Afrika» zurückzog, indem er Proklamationen hinterlassen, er werde am 12. November 1882 zur Befreiung der muhameda- schen Welt wieder erscheinen. Ist dieser Mann im Sudan oder steht er, wie wir eher glauben möchten, irgend wie hinter dieser Bewegung, so wird der Ab zug der Briten aus Aegypten auf unabsehbare Zeit verschoben werden. DaS Haupt der Seniussia wird, wenn eS als Mahdi erscheint und Aegypten bedroht, über jeden maurischen Reiter von Barca bi» Tangico Einfluß haben und kann den Franzosen, wenn nicht auch den Briten, einen sehr ernstlichen Feldzug auf- nöthigen Wenn diese Vermuthung nicht ganz unbe gründet ist, so würden wir vor einem zweiten Acte des DramaS stehen, in welchem wichtige Entscheidungen für die muhamedanische Welt herbeigeführt werden. Denn die 200 Millionen Muhamedaner haben viel mehr Fühlung mit einander, als man gewöhnlich an nimmt; eine große Niederlage oder ein großer Sieg im Sudan würde sich nicht nur über ganz Afrika, sondern auch in Europa an mancher Stelle und in Asien bis nach holländisch Ostindien hin fühlbar machen. Im Interesse des CullurfortschrittS ist sicherlich kein Sieg eines Mahdi zu wünschen, aber auch eine Niederlage würde schwerlich ohne gefährliche Folgen bleiben. Lagesgeschichte. * Berlin, 4. November. Bei der gestrigen Hubertusjagd erschien zur großen Freude der Jagd- gesellichaft Se. königl. Hoheit der Prinz Karl in einem „Leugne eS nur nicht,* sagte sie — „die Papiere sind in Deiner Handl* Er hatte sich schon etwas wieder gesammelt und hielt jetzt selbst ihren Blick aus. „Da- Testament,* rief er aus, »da» jetzt der Doctor herausgeben soll, das hätte ich in meinen Besitz gebracht? Und wenn, denkst Du etwa, hätte ich daS möglich gemacht?* „In der Nacht,* sagte sie langsam, „als Du draußen warst und Dir die Hand verletztest.* Er lachte grell und unangenehm auf. »Aha, in der Nacht, al» ich die Katzen verjagte, da, meinst Du, sollte ich in fremde Häuser eingedrungen sein! Noch ein Mal, Anna, soll ich glauben, daß Dir da» H.rn verwirrt geworden ist?* (Fortsetzung folgt.) Bildliche Darstellung der UniformirungSepocheu der sächsischen Armee. Wie bereits im vergangenen Winter sind auch jetzt abermals die bildlichen Darstellungen der Umformirung»- epochen der sächsischen Armee in dem dazu bestimmten Raume der 2. Etage de» Wachtgebäude» zwischen der östlichen und westlichen Caserne der Albertstadt — Grenadiercaserne — ausgestellt und nicht nur für Militärpersonen, sondern auch für da» übrige sich da für interessirende Publicum zugänglich. Die Sammlung ist jedenfalls die vollzähligste und reichhaltigste ihrer Art, unk wird ihr Entstehen bi» auf da» Jahr 1859 zurüchgeführt, in welchem der damalige Oberlieutenant und Adjutant v. Wurmb — z Z. Oberst z D. — vorhandene Abbildungen für feinen Privatbefitz erwarb. Die mancherlei Lücken,
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