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M24» Mittwoch, den SS, Oktober, 1882. Lt»vooem«at»pr«ln ^Lkrliel»! .... ,8 ^Mbrlicb: 4 Ui»rlt bO kk. 1i!lu»«Iov Uumwsrv. lO?t Lo»»«rk»Id de, dsvtiebon keioks« tritt kost- und 8tolnpslru»ebl»^ Kin,». luseratellprelser kür deo k»uw einer ^eepaiteaev kstitreils LV ?s Ooter „Lio8««»u»ät" dis 2eils SV ?k Lei ^»bvUell- und 2iAvrrEtr SO Xukocbl»^. DreMtrÄunml. I»,«r»t«n»nai»tiwe »«„vkrter Lsixit,: ?>. Oimwi—iooLr äv, Dresdner ^ournLls; L»wdrrU Vi«» l.«ip«ixL»»«Ivr»»I»vrr«L>lea-r ». N : ^/aa»en^e«n ^vA/er, I,rU»-Vi«n S»indarU- kr»U - I.«ip»i^ - ^r»n>lknrt U. Ilüoetsn: Aud /Uo»e' 8«rUn: /nl njidendant, 8r«w«n: Lctdotte, >r»«!»u: ütanAes» s Lxrra« </!>,»,/ ^ab<U/»-, rr»»Iltart ». » ! L. darAerseke Luektnuldluv^! 8vrUU: tr. LLMer; »»nno„r: <7. , k»rt» Lirlln - ?r»»ktun ». ».- >t»U8»rt: Oo., Lundnrx i L'te»n«^ Lrsekelaell r l's^lieb mit ^u»n»tim« der 8ono- und keisrt»^« Abends kijx den tollenden I'»^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nvr»u,x«d«rr Lvnisl. Lipeditioo de, Dresdner dourmU^ Dreien, Lvin^erstrsE lio. 20. Ämtlicher Tluil. Dresden, 17. October. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor der Theologie an der Universität Leipzig und Pfarrer zu St. Petri da« selbst, Dr. ttwol. Gustav Adolf Fricke, den Titel und Rang al- Consistorialrath in der 4. Elaste der Hof rangordnung Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vormaligen Präsidenten der Handelskammer zu Zittau, Fabrikant Adolf Wauer in Herrnhut, Titel und Rang al- „Commerzienrath" zu verleihen. Anordnung, die in Umlauf befindlichen Reichsgoldmünzen, lLmthalerstücke, Reichssilbermünzen und Reichs kassenscheine betreffend. Uui ein Unheil über den Geldumlauf zu gewinnen, ergehl hierdurch auf Antrag des Reichsschatzamte- an: 1) alle dem Ministerium de- Innern unterstehenden Königlichen Behörden und Verwaltungsstellen, welche Kassen haben, 2) alle Sladträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Ehemnitz, sowie an 3) olle Sparkassenverwaltungen dir Anweisung, am 3V. laufenden MonatS Oktober bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung ») an ReichSgoldmünzeu, b) - Einthalerstücken, c) - Reichssilbermünzen und ä) - Reichtkastenschemen in den unter ihrer Verwaltung stehenden Kasten vor handen sind und da- Ergedmß, nach den bezeichneten Sorten getrennt, bis zum 4. November 1882 anher anzuzeigen. Dresden, am 20. Oktober 1882. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, DienStag, 24. Oktober, Nachmit tag-. (Te!. d. DreSdn. Journ.) Der Bunde-rath hat in seiner heutigen Plenarsitzung beschlossen, den kleinen Belagerungszustand in Hamburg um ein Jahr zu verlängern. Hamburg, DienStag, 24. Oktober. (Tel. d. DreSdn Journ.) Da- Expeditionsschiff „Ger mania", welches ,m Sommer von hier nach Kin- gawa im Cumberlandsuud abging, um daselbst die deutsche NordpolarbeobachtungSrrpedition zu landen, ist gestern glücklich wieder an der Elve eingetroffen. Die „Germania" langte am 18. August in Kingawa an und trat am 6 September die Rückreise an. Beim Abgang von der Be- obacktung-flation war diese vollständig eingerichtet, die Häuser frrtiggestellt und Alles in vorzüglichster Ordnung, so daß die Beobachtungen aufangen konnten. London, DienStag, 24. Oktober. (Tel. d DreSdn Journ.) Eine Depesche deS „Lloyd" be stätigt die auS Hongkong eingelaufene Meldung, daß rin Typhon die Insel Manila am 2st. Ok tober heimsuchtr und großen Schaden in der Stadt verursachte. 1v Schiff», darunter auch deutsche, wurden an- Land getrieben; 6 andere, darunter die deutschen „Komet" und „Präsident Simson", find stark beschädigt. Feuilleton. ^Redigirt von Otto Banck. Im Kunstverein. (Schlub zu Nr. 247.) Aug. Oeser in Dresden hat in leichter, etwas dekorativer Manier eine Landschaft: „In den Bastei felsen", gemalt. Leidet auch daS Bild an dem Mangel naturwahrer Ausführung in der Waldgrus pe, ja in der etwas sterilen Farbe überhaupt, so ist doch die Auffasfung gewandter und glücklicher, al- man sie bei einer Darstellung auS der sächsischen Schweiz gewöhn lich findet. Diese» reizende Berg- und Felsengebiet mit seiner wirklich blühenden Vegetation in Moo» und Wiesengrund, Strauch, Busch und Baum ersreut mit Recht Alle, die e- betreten, ja der Genuß an dem selben stumpst sich sogar nach vielen Reisen in die großartigsten Gegenden Europa- niemals ab. Hier ist Nicht», was den sinnvollen Beschauer zu Vergleichen herausfordert, Alle» erscheint zierlich, gemüthSinnig, allerliebst und anmuthig romantisch im Kleinen und dabei völlig in sich abgeschlossen. Da» ganze Bild jener Natur aber mit Winde-wehen und Vogelsang macht vielmehr eine poetische, al» eine malerische Wirkung Die Formen sind al- solche unschön und kleinlich und noch im Bilde verkleinert, gehen sie in den Eharakter de» Niedlichen über. Auf diesen Matten und Felsenkuppen kann man träumen und die idyllische Wirklichkeit genießen, doch selten nur findet sich eine Stelle, tue für den Künstler ein dank- Christiaaia, Montag, 23. Oktober. (Tel. d. Hamb. Nachr ) Die konstitutionelle Partei hat bei der WahlmannSwahl zu Christianis einen über raschend großen Tieg davongetragrn. Der erste Wahlmann der Liste der Reckten erhielt 23S8 Stimmen, derjenige der Linken 77S. St. Petersburg, DienStag, 24. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PöterSbourg" erklärt die Nachricht, daß der Kaiser von Rußland den Fürsten von Montrnigro mit einer Mission nach Rom beauftragt habe, alS pure Erfindung. DaS Feuer in den Gromow'schen Holznieder- lagen (vgl. die Rubrik „Vermischte-" in der Beilage) wurde in der verflossenen Nacht gegen 1 Uhr ge löscht. Der Schaden wird auf 2tz Millionen Rubel geschätzt. Belgrad, Montag, 23. Oktober, AbrndS. (Tel.d. Boh.) AlS der eben von seiner Reise zurück- gekehrte König Milan heute Vormittags die Kathe- dralkircke betrat, feuerte eine ältliche, elegant ge kleidete Dame, Frau Helene Markowie, Wittwe von Jevrem Markowie (welcher au» Anlaß der Topolje-Affaire zum Tode verurtheilt und hingerichtet wurde), auS nächster Nähe einen Revolverschuß auf den König ab, ohne ihn zu verletzen. Der Adju tant deS Königs verhinderte die Attentäterin, einen zweiten Schuß abzufeuern. Eine Frau auS dem Volke ist verwundet. DaS über den Attentats- versuch empörte Volk versuchte die Verbrecherin zu erwürgen. Die Polizei konnte sie nur mit größter Mühr auS den Händen der aufgeregten Menge befreien. In der Kammer brachte daS Attentat den peialicksten Eindruck hervor. In der Stadt herrscht vollkommene Ruhr. Dresden, 24. October. Am heutigen Tage wird da- englische Parla ment wieder eröffnet. Es endigt somit die bisherige größere politische Ruhepause, und wir haben sowohl Aussicht auf eine Reihe neuer politischer Entschließ ungen, wie auch auf Aufklärungen bezüglich ver schiedener wichtiger Vorgänge der letzten Monate auf dem Gebiete der auswärtigen Politik. Der englische Premier insbesondere setzt große Hoffnung«« aus die heute beginnende Session. Der Erfolg Mr Glad stone'- in Aegypten hat fein Eabinet in breiten Schich ten populär gemacht, und für dasselbe handelt eS sich nun darum, im Parlament den Sieg am Nil auszu- nützen. Gestützt auf den Erfolg und auf ihre Popu larität, will die Regierung zunächst die Eloturebill durchbringen, um die Debatten im Unterhause abkürzen zu können, und zwar soll die Bill nicht nach dem Amendement Marriot'L (Zweidrittelmajorität), das zu berücksichtigen Gladstone versprochen hatte, sondern nach der ursprünglichen Regierungsvorlage, der zufolge die absolute Majorität den Schluß der Debatte beschließen, kann, zur Annahme empfohlen werden. Die Führer der Opposition beharren bei der Zweidrittelmajorität, doch Haden sie, wie Sir S. Northcote in Glasgow bedauernd erklärt hat, keine Aussicht, daß Gladstone ihren Wünschen Rechnung tragen werde. Diese Vor lage wird der Regierung der Opposition gegenüber eine werthvolle Waffe liefern. Die Opposition ihrer seits wird daher ihr Möglichstes thun, da» Durch kommen der Bill zu verhindern, beziehungsweise die Belathung derselben auf die lange Bank zu schieben. Eine Debatte über die große ägyptische TageSfrage ist für die nächsten Monate noch nicht zu erwarten. So lange die Verhandlungen zwifchen den Cabineten über die Neugestaltung der Dinge am Nil noch m bare» Motiv enthält. — In Bezug auf derartige peinliche Hindernisse hat Oeser recht geschickt ver mittelt. Bon Arthur Thielo in Dresden erfreut die Freunde der Jagd wieder ein ansprechendes Thierbild mit einigen Edelhirschen, die am WaldeSrand stehen. Esist„Wm- termorgen" und daS rosenrothe Licht der klaren, kalten Ostlust umschimmert die Bäume. Diesen poetischen Vorgang der Winternatur hat der Maler gut aufgefaßt und sich nicht damit begnügt, nur den Hirsch und die Thiere tüchtig zu zeichnen und zu malen. Wenn da» Bild oben und unten um einige Zoll kürzer (niedriger) wäre, würde der Raum «m Berhaltniß zur Gruppe angemessen concentrirter und die Wirkung größer sein. Eine zu große Bildfläche zu wählen, namentlich z. B. bei Portrait-, tst ein allgemeiner moderner Brauch, aber zugleich ein Jrrthum. Er führt zum Eindruck der L erheit, der ohne diese unnütze Au-dehnung nicht hervorgetreten wäre. Der solid arbeitende sinnige Genremaler Hugo Oehmichen in Düsseldorf schickte zwei Bilder „Pro- cessirende Bauern" und ein kleine- Cabinetstück, klar und fern durchgeführt, zum Theil naiv erfaßt: „Be schenkte Kinder nach der Ehnstbescheerunq". Diese» kleine Format pflegt dem genannten Künstler oft sehr günstig zu sein, während er bei größeren Darstellungen trotz de- belohnten technischen Fleiße- und der vr» ständnißvollen Charakteristik oft unfchön in der Eom- position, trocken und mager in der Erfindung wird. Da« erstgenannte Bild illustrirt bei all seinem Werthe diese Bemerkungen. Der Bildhauer Möller in Dre-den stellte sein Nein«- längstvollendete- Bübchen „Blindekuh" au». der Schwebe sich befinden, ja kaum über die Pourparler» hinan» gediehen sind, ist da» britische Ministerium gar nicht in der Lage, ausführlichere Mittheilungen zu machen. In der ersten Sitzung de» Unterhauses wird die Regierung erklären, daß eine Debatte über Aegypten im öffentlichen Interesse jetzt nicht thunlich erscheine, und die „Times" fügen hinzu, daß dies nicht eine leere Ausflucht, sondern eine wohlbegründete An schauung sei, der sich auch Northcote nicht verschließen könne. Zudem überwiegt in Sachen der großen Politik da» nationale und patriotische Gefühl bei den Engländern stets den Parteigeist, und die gesammte Volksvertretung versteht in solchen Fällen mit einem insttnctiven Tactgefühle den jeweiligen Anforderungen der Lage sich anzubequemen. Wohl wird eS nicht an dieser und jener Interpellation über Vor kommnisse in Aegypten fehlen und dieselbe je nach dem momentanen Bedürfnisse, um Stimmung zu machen, von den Ministern beantwortet werden. Die große ägyp tische Debatte aber wird erst an die Reihe kommen, nachdem man im Eabinet selbst über die definitive Form der Reorganisation Aegyptens schlüssig gewor den ist. Um so bedeutungsvoller wird die irische An gelegenheit in den Vordergrund treten. Auch hier hat sich die Lage des CabinetS erheblich günstiger ge staltet. In der irischen Partei ist ein bedeutender Riß entstanden, der auf die gesammte Bewegung nicht ohne Einfluß bieiben kann. Im Anfänge dieses Monats kündigte die New-Aorker Zeitung „ Irish World " an, daß sie die Sammlungen sür die Landliga, welche seit 3 Jahren bei ihr einlirfen, abschließe. Diese Samm lungen hatten einen Betrag von 342 548 Dollars er« geben, und die Ursache der Einstellung derselben ist die Lossagung deS RedacteurS de- Blatte- von der irischen Partei und den Urhebern de- Vertrages von Kilmainham, welche er beschuldigt, die Bewegung mS Stocken gebracht, rückläufig gemacht, kurz die ZwangS- politik der englischen Regierung thatsächlich unterstützt zu haben. Seine weitere Anklage gegen die „irische Partei" im Unter Hause geht dahin, daß sie sogar jede Besprechung deS Planes einer Verstaatlichung des Grundeigenthums (wie Davitt solche empfiehlt) zu er sticken sich bemühe. Spöttisch werden die un vorigen Jahre einmal von John Dillon, dem „sürchterlichen Kinde" der Partei, geäußerten Worte wiederholt: „Seien wir entschlossen, in Zukunft keiner parlamen- »anschen Partei mehr zu trauen!" Fehlt den irischen Verschwörern daS amerikanische Geld, so hört der Widerstand von selbst auf, folgert man. Allein auch auf der grünen Insel zeigen sich die deutlichen Spuren einer Wandlung. Am I7.d. sand eine große nationale Conferen» zu Dublin Statt, auf der eS klar wurde, daß auch im Schooße der Landliga eine Spaltung besteht. Ungeachtet aller Bestrebungen, die Thatsache zu ver decken, gelangte sie doch schließlich an die Oberfläche in verschiedenen Zwischenfällen und besonder- in dem Streite, der sich zwischen dem Parlamentsmitgliede I. P. O'Connor und Michael Davitt erhob. Letzterer hatte vorgeschlagen, daß der VerwaltungSrath der neuen Liga auS Vertretern jeder Grafschaft bestehen sollte, und daß Parlamentsmitglieder dafür wählbar sein sollten. O'Connor warf Davitt vor, daß er die irischen Parlamentsmitglieder in den Hintergrund drängen wolle; er wolle dieselben bei ihren Lands leuten verdächtigen Parnell billigte diese Aeußerung durch ein „Hört, hört!" Davitt stellte die Behauptung in Abrede und zog zum Beweise seinen Antrag zu rück; das sei die Antwort, die er O'Connor gebe. Parnell erklärte, Davitt'S Verhalten ehre ihn. Schließ lich wurde beschlossen, den VerwaltungSrath auS 48 Mitgliedern bestehen zu lassen, von denen 32 von den Grafschaften gewählt und 16 von der irischen parla mentarischen Partei ernannt werden sollen. Auf den Ich habe seiner Zeit schon über die herzige Gesund- hiit und kecke Natürlichkeit deS Entwurfs meine Freude ausgesprochen. DeS Künstler- Talent weist ihn ganz entschieden auf derartige reizende Genrestückchen hin. Unter den größeren Londschasten sehen wir auch eine von Paul Förster aus Weimar Verrnui mit dem Cap de-Moine." AuS Weimar kam schon manches Gute, doch auch deS Manierirten genug. Der Maler dieser ganz und gar auS Deckgrün, hellgrünem Zinnober, und ich fürchte leider fogar Chromgelb, ge brochen mit etwas Weiß und Kobalt, hergestellten Landschaft hat alle Ursache, auf seinem papageigrünen Pfade schleunig umzukehren, denn dieser führt nicht zu den Zielen der Kunst, viel eher zu einer Augen- und Stimmungskrankheit. ES würde human sein, dergleichen Bilder niemals auszuhängen. ES ist nicht Brauch in der Kritik unseres BlatteS, schreckhafte Leistungen hervorzuziehen, um sie einer Polemik zu unterwerfen. Vielleicht nur zu sehr wird lediglich da» Erquickliche beachtet und da» Mißlungene, an dessen beleuchteten Fehlern mancher Kunstjünger lernen könnte, ignorirt. Da« geschieht weder, um da» Mißlungene völlig nutzlos zu machen, noch um der empfindsamen Eitelkeit kleiner Köpfe mit Schonung entgegenzukommen: einzig und allein wird diese rück sichtsvolle Methode von dem freudigen Gefühl geboten, dem Schönen, Tüchtigen zustimmen zu können, wäh rend dasselbe Gefühl davor warnt, sich mit der Fülle det Mittelmäßigen unr Halben einzulassen, eS müßte denn zur Abweisung einer bestimmten kunstschädlichen Abirrung und Manier nothwendig sein. O. B. Antrag Biggar'S wurde dann ein Ausschuß von 15 ernannt, der die Organisation leiten soll, bi» die Grafschaftsconventionen zusammentreten. Klar wurde auS den Verhandlungen, daß Davitt nur augenblicklich Hand in Hand mit Parnell geht, aber keineswegs un bedingtes Vertrauen in ihn setzt. ES wird also in Zukunft zwei Parteien in Irland geben: eine, welche den Kampf fortzusetzen versucht, und eine andere, welche sich aus einen Widerstand mit gesetzmäßigen Mitteln beschränkt. Diese Spaltung muß nothwendigerweise der Regierung zu Gute kom men. Schon jetzt wird, trotz einzelner immer noch vorkommenden Agrarverbrechen, eine Besserung der Zustände in Irland beobachtet, wie diese» auch Gibson in einer in Manchester vor Kurzem gehaltenen Rede bestätigte. Seiten der irischen Abgeordneten ist im Parlament zunächst eine Interpellation zu erwarten. Wie seiner Zeit berichtet wurde, ist da» Parlaments mitglied Grey vom Richter Lawson im August d. I. zu 3 Monaten Gesängniß und einer hohen Geldstrafe verurtheilt worden, weil er durch die in „Freeman'S Journal" ausgesprochene Behauptung, daß die zur Ab- urtheilung de- heute bereits Hingerichteten Mörders HyneS einberufenen Geschworenen beirunken gewesen seien, den Gerichtshof verächtlich gemacht habe. Nun hat eS sich herausgestellt, daß die Geschworenen in der That nicht nüchtern waren — daß demnach daS über Hynes ausgesprochene „schuldig" uud die Berurthei- lung Grey'S mit Fug und Recht angegriffen werden könne. Die Regierung sürchtet so sehr, über ^„Ver letzung der Privilegien der Parlament-Mitglieder" interpellirt zu werden, daß sie insgeheim den Richter Lawson veranlaßt hat, Grey au» dem Gefängnisse zu entlassen und ihm die Geldstrafe, zu we'cher er verur- theilt worden, zu schenken. So wird Grey am Tage der ParlamentSeröffnung sein Abgeordnetrnmandat wahrnehmen können. Doch ist dieser Zwischenfall von keiner allzu großen Bedeutung Im Ganzen tritt da» Cabinet Gladstone die neue Parlamentssession unter günstigen Auspicien an, wenn freilich auch zugestanden werden muß, daß mit der Eloturebill und parlamen tarischen Beschlüssen nicht Alles gethan erscheint. Für daS Cabinet handelt eS sich zunächst darum, die krankhaften Zustände in Irland zu beseitigen. „Es klingt daher", sagt die Wiener (alte) „Presse", „wenn auch die Angaben über die förmliche Wieder erneuerung des KilmainhamvertrageS aus der Luft gegriffen lein mögen, doch nicht so unwahrscheinlich, daß in Betreff gewisser Fragen eine Fühlung zwischen der Fraction Parnell und dem Cabinet besteht, und daß der Premier zu einem neuen und radicalern Ver suche einer Lösung der irischen Frage entschossen ist. Sein Cabinet und jedes andere, welches gegenwärtig an d.ssen Stelle treten würde, befindet sich nun ein Mal in der Zwangslage, vor Allem und m erster Linie mit der Opposition jenseits deS GeorgScanals rechnen zu müssen, sobald eS mehr leisten will, als nothdürftig die laufenden Geschäfte erledigen. Bevor eS die Stagnation beseitigen kann, in welche die ge sammte innere Entwickelung Großbritanniens durch die irischen Wirren, durch die latente Revolution in einem der drei vereinigten Königreiche gerathen ist, muß eS vorerst mit dieser Revolution selbst fertig werden." Lagesgeschichte. * Berlin, 23. October. Der StaatSfecretär deS auswärtigen Amte», StaatSminister Graf v. Hatzfeldt- Wildenburg, ist vom Urlaub hier eingerroffen und hat die Leitung deS auswärtigen Amtes übernommen. — Die „N. Pr. Ztg." bestätigt, daß der General der Infanterie v. Fransecky, Gouverneur von Berlin, aus Gesundheitsrücksichten um seinen Abschied nach- gesucht hat. — Der Bundesrath wird morgen Nach- Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Sie war mitunter schon roth darüber geworden, daß sie nach ihm au-schaute, und hatte sich dann wohl vor- genommen, gar nicht daran zu denken, daß sie einen Brief bekommen könne, aber daS verhinderte doch nicht, daß sich zu den betreffenden Stunden manchmal eine gewisse Spannung ihrer bemächtigte und daß sich dann ein Gefühl der B.friedigung oder der Enttäuschung an den Empfang oder das Ausbleiben eines Schreibens knüpfte. Heute nun — heute war eS besonders unfreund lich in ihrer Umgebung gewesen und sie durste sich daher nach irgend einer Erheiterung sehnen, gleichwie auch Niemand etwa» Auffällige- dann zu finden brauchte, daß sie unwillkürlich von ihrem Sitz ans sprang, als sich jetzt wii klich da- wohlbekannte Sümpfen auf dem Fußwege vernehmen ließ und gleich darauf de» bewußie rothe Kragen sichtbar wurde. Sie wehrte eö sich sogar nicht, biS auf den Flur hinau-zueilen, um dort von dem Briefträger die Worte zu vernehmen: „An daS fremde Fräulein hier im Hause!" und daun da» fein couvertirte Schreiben aus seiner Hand zu empfangen. Sie brauchte die Handschrift nicht erst zu prüfen, um zu wissen, daß der Brief von Oskar kam; war er doch nicht der erste, den sie seit ihrer Abwesenheit von ihm empfing! und darum auch war ihr sein Stil, seine Au» rucksweise so wenig fremd, wie da» geradezu an genehme Behoa«n, das beim Lesen seiner Zeilen in ihr aufstieg. Ja, O-kar verstand, gut zu schreiben; er