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Dresdner Journal : 29.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-29
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1882
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O253 Sonntag, den 26. Oktober. ^K»NN' ment»pr«lsr I» ^»»»»o <i«ul,ek«>> L«l«d«: iL.rlicb Usrk. jäbrlieb: 4 U»rk KO ?s. Lioiolov dlummsrn: lO t's La,»vd»Id de» dovtscbeo keicbe» tritt koit- uod Ltempelruiebls^ biaia. tnsvratenprelser kür d«n N»um einer ^eepültenen Lotittvils 20 kf. Ovtor „Lio^essndt" die Xeils LO kk. Lei 1'»bellen- und ^ifferneLtr LO Itz ^uk»cbl»^. Sres-lltrZourna!. L882 Io»«r»t«n»nn»bms r«>p»E: F>. Lrandetetter, tiowmi—ionSr de» l>reed»«r dourusl»; L»md»r, -Merlin Vlen l-elpiiU Mneel-Ireelea-^rnnttvrt ». ».: //tckxenete,« F >«rU» Vteu «emdnr^ kr»ff - I.»>pGU - kreu^surt e. U. Aüneden: ^ud z/a««,' verlln: /iilakidendrrnt, vremeu: Lr,«l»a: F ötanA?^'» Lurrnu (Lmit /kadttt^I, krenkturt » » ! /ii. durAer'eeke Lucbtuindluox-, ÜLrMi: ü. A/ü//er; U»a»o,»r: l7. .^cLd«/er, ?»rt» Merlin ^rnnktuN e. M - Stottmert: DanL« <e Oo , Lemdurx: dd. Steiner. Lrsekslosur 1»Mlicb mit Xuinsbm» der 8onn- und keisrtn^e Xbeod» kür den kolbenden Verantwortliche Redaction: Vberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Amtlicher Tlieil. St. Majestät der König haben den Amt»haupt- mann Paul Freiherrn von Weißenbach und den Legation-secritär, Premierlieutenant d. R., Wilhelm Grafen von Hohenthal und Bergen zu Sammer- Herren Allergnädigst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungssU-au. Lagrsgesebichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Rachricktru. Statistik und VolkSwirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Agram, Freitag, 27. Oktober, Abends. (Corr.- Bur.) Der kroatische Landtag nahm in seiner hentigru Sitzung nach einer lebhaften Debatte mit 54 gegen tv Stimmen die Abänderung der Haus ordnung an. Paris, Sonnabend, 28. Oktober. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Die gestern Abend stattgefundenr und von 600 Möbrlfabrikinhabern besuchte Ver sammlung beschloß, den streikenden Arbeitern neue Vorschläge zu machen. Die Möbelfabrikanten werden am LienStag wieder zusammentretrn, um vom Erfolge derselben Keuntniß zu nehmen. (Vgl. die „TageSgeschicht?.*) London, Freitag, 27. Oktober, AbendS. (W T. B.) In der heutigen Sitzung drS Unterhauses . folgte die Brantwortvng mehrerer Interpella tionen. Der Unterstaattsecretär de- Auswärtigen, Sir Charles Dille, erwiderte auf eine Anfrage Holland'-, der Modn- zur Aufbrinaung der Gelder für die Schadenersatzleistung in Alexandrien sei längst er wogen, em Arrangement darüber sei aber noch nicht vereinbart. — Auf -ine Anfrage Fitz Patcik'S erklärte Dille, der englische Lonful in Siam habe im Oktober vorigen Jahre- angezeigt, daß em chinefifcher Beamter mit Vorschlägen zur Wiederherstellung der Beziehungen zwifchen Siam und China auf dem frühern Fuße an- gelommen sei, e» fcheme indeß, daß Siam diese Vor schläge abgelehnt habe. Darüber, daß Schwierigkeiten zwischen Frankreich und China zu befürchten seien, besitze er leine Inf rmation. In Anam sei eine kleine französische Streitmacht eingeiückt; davon, daß auch chinesische Truppen in Anam emgerückt seien, sei ihm nichts bekannt. — In Beantwortung mehrerer Anfragen Guest'S erklärte Düke, die französische Regierung habe wiederholt und noch m jüngster Zeit au-drürklich jeden Wunfch in Abrede gestellt, Vie durch den Vertrag mit Tunis vom Jahre 1875 England gesicherten mercan- tülfchen Vvrtheile zu berühren. Was die Errichtung von französischen Gerichtshöfen in Tunis anbelange, so sei die englische Regierung nicht abgeneigt, in die Aufhebung der ConsulatSgerichtSbarkeit zu willigen, indem sie sich alle übrigen Rechte, fowohl kommerzielle, wie andere England durch Verträge verbürgte R-chte Vorbehalte. Onslow gegenüber wies Düke nochmals -.--u . ck„ > , Feuilleton. Redigier von Otto Banek. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 27. Oktober: „Emil la Galottl* Trauerspiel in fünf Acten von Lrffing. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen.) Der den weitesten Kreisen vermittelte Genuß dieser wunderbaren Dichtung von unerschöpflichem Reiz wurde durch ein zahlreich versammelte» Publicum anerkennend empfangen. Hat auch unfere Darstellung jene» klafsischen Werke», da» nicht nur den aufregenden Gemüthrsturm durch die dramatische Kraft in vollendeter, maßgebender Kunst form aus die Scene führt, fondern auch do» knappeste Gewand der Prosasprache dem weiten Faltenwürfe de» Jambu» siegreich gegenüber stellt — hat auch diese Darstellung den Glanzpunkt einer ältern Zeit noch nicht wieder erreichen können, so gehört sie doch den besten an, die gegenwärtig auf dem deutschen Theater geboten werden. Bon den Rollen Odoardo, dem Prinzen, Claudia und Orsina kann man sagen, sie hatten seit langer Zeit bei un» keine bessere Vertretung, al» gegenwärtig durch die Herren Porth, Matkowtky, Frau Bayer und Frl. Ulrich. Besonder» erfreulich ist die große Seltenheit, einen jungen Künstler gefunden zu haben, der ein charakte- riftisch natürliche» und die Regungen der Emilia er klärende» Gemälde de» Prinzen zu entwerfen, fchau- spielerifch und durch persönliche Mittel so befähigt ist, «>e Hl. Matkowtky. Er übertrifft hart« auf zwauzig darauf hin, daß er nicht gesagt habe, daß England in die Aushebungen der Capitulationen swilligen wolle, sondern vielmehr, daß r» nicht abgeneigt sei, in die Aufhebung der ConsulatSgerichtSbarkeit zu willigen. Parnell zeigte an, daß er demnächst die Auf- merksamkeit drS Hauset auf die Handhabung der Landacte und der ZwangSacte in Irland lenken und einen darauf bezüglichen Antrag stellen werde. Hierauf wurde die Berathung der Geschäftsord nung fortgcsetzt. London, Sonnabend, 28. Oktober. (Tel. d. DreSdn Journ.) Um Mitt»rvacht brach in Mar gate eine Feuertbruvst aut, die bereit» ein gan ze» Häuserviertel in Asche legte und sich bei hef tigem Winde immer weiter verbreitet. Tuni», Sonnabend, 28. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Bey von Tani» ist in der vergangenen Nacht gestorben, und hat der legitime Nachfolger Sidy Ali Ley dir Negierung-gemalt übernommen. Kairo, Freitag, 27. Oktober, Abend». (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten soll der falsche Prophet mit seinen Streitkräften nur noch 3 Tagereisen von Chartum entfernt sein. Dre»dea, 28. Oktober. Während in Kairo die Untersuchung gegen Arabi Bey ihren Fortgang nimmt, taucht in der Person de» falschen Propheten unerwartet eine neue Gefahr für Aegypten auf. Unter dem Vorsitze des Khedive fand vorgestern ein Mlnlsterrath Statt. In demselben wurde beschlossen, den Gouverneur von Sudan anzu weisen, Chaitum bi- zur Ankunft von Verstärkungen zu halten. Wie verlautet, ist der falsche Prophet mit großen Streitkräften in Kordofan eingeiroffen, von wo aus er Oberägypten bedrohen foll. Der Mlnlsterrath beschloß, so viel schwarz? Truppen einzustellen, al» möglich, um dieselben gegen den falschen Propheten zu senden und zunächst J-maü Pascha Eyub den Befehl über diese Truppen zu übertragen. Die Annahme des CommandoS seiten J»maÜ Pascha Eyub'» soll indeß zu bezweifeln sein, wenn er mehr eine genügende Truppenmacht erhält. Die kaum wieder aufgerichtete Regierung des Vlcekönig» hat sich also aus» Neue eines mächtigen Gegners zu erwehren. Unter den Muhamedanern Aegypten- scheint eine ungewöhnliche Aufregung zu herrschen, und mit einer gew.sten Span nung erwartet man, seitdem die Zeitungen höchst sen sationelle Depeschen auS Oberägypten veröffentlichen, osficielle Kundgebungen der Regierung. Der oben er wähnte Beschluß de- ägyptischen Mmisterrath» bestä tigt, daß die Nachrichten, welche seither über den falschen Propheten umliefen, nicht unbegründet sind. Wer ist dieser falsche Prophet? Wie bei allen derartigen, unter den MoSlim» austauchenden Wunderthätern fehlt rS an Nachrichten über seine Vergangenheit. Ungefähr gleich zeitig mit dem Au-bruch der Militärrevolte Arabi'S tauchte der Mahdi Imam, der .letzte Prophet-, so nennt sich dieser neue Führer der Gläubigen, rm Sudan auf, und der VolkSmund umgab ihn rafch mit einem Nimbus vo» Legenden und Wunderthaten. Seitdem die OSmancndynastie ihrem Zerfall entgegrngeht, hoffen die gläubigen MoSlim» auf eine Wiederherstellung des KhalifatS, und wie in früheren Perioden deS Nieder gang» de» Islam tauchen da und dort „Pro- phelen-auf, die durch ihre Beredtsamkeit die Gläubigen begeistern und nach alter Weise ihren Anhängern mit dem Schwerte in der Hand voranziehen. Die Pro pheten treten stets unter großen Zeichen und Wun dern auf; der .letzte Prophet* aber wird, so lautet die Sage, auf weißem Rosse erscheinen, begleitet von seinen gleichsall» weiß berittenen Anhängern. Er wird den Islam wieder Herstellen, und Alle, auch der Jahre zurück alle seine Vorgänger. Hier ist sein Ta lent und fein HerzenSfeuer am Platze und macht den vergeblichen, wenn auch künstlerisch eifrigen Verfuch vergessen, sich schon in so jungen Jahren die Rolle des Hamlet erobern zu wollen, die überhaupt für seine jetzige Spielweise ganz und gar nicht paßt. Hr. Porth ist im Odoardo stets natürlicher ge worden und hat die Accentfärbung mehr und mehr bekämpft, die so leicht der Schauspieler in tragischen Partien au» der Schule de» Verse» in die der Prosa sprache hinübernimmt. Frl. Ulrichs Orsina ist längst al» eine bedeut same Leistung anerkannt. Die Rolle der Claudia, an den meisten Bühnen von Kräften zweiten, ja dritten Ranges .für Mütter rollen schlechtweg* gegeben, erfährt bei un» da- Glück, der berühmtesten der hiesigen Künstlerinnen die nö- lhige Vornehmheit und weibliche Würde und Wärme zu verdanken. Vielleicht gelingt e» Hrn. v. d. Osten, al» Appiani in Sprache und Spiel mehr zu mdwiduali- siren und eine gewiss? flache konventionelle Haltung gegen eine tirfere, poetische abzustreifen. O. B. Freitag, d. 27. Oktober, fand da» erste Symphonie- coneert der königl. Kapelle unter Direktion deS Hrn. Kapellmeister» l)r. Wüllner Statt, dem da» Publi cum feine warme Sympathie und Anerkennung durch lebhaftesten Empfang au»sproch. Al» Novität enthielt da» Programm 8e»ne» Postigas» von B. Godard (geb. 1849), einem talentvollen, der neuesten franzö- Sultan, müssen sich vor ihm beugen. Biele dieser Bewegungen find im Sande verlaufen Ein Aufstand, welcher beispiel»weife rm vergangenen Jahre unter den Arabern au-brach und welcher eine große Bedeutung erlangen zu »vollen schien, wurde dadurch beendigt, daß sich die türkische Regierung, wie diese» schon oft geschah, mit den Führern der Empörer ab)and. Da mals waren jedoch lediglich dre von den aufständischen Stämmen erhobenen Abgaben die Veranlassung der Empörung. Ander» im gegenwärtigen Falle, wo der Bewegung tiefe, religiöse Motive zu Grunde liegen. Allem Anscheine nach ist der falsche Prophet ein Bundt»genosse Arabi'S. Arad» soll mit ihm unter handelt haben, und nur da» energiiche Vorgehen der Engländer hinderte e», daß Beide ihre Streitkräfte mit einander vereinigten. Die Umstände sind ihm jetzt günstig. Der Sultan Abdul Hamid hat das Land de- Islam durch Ungläubige mit Krieg über ziehen lassen, hat selbst seinen getreuen Diener Arabi für einen Meuterer erklärt. Arabi ist den Ungläu bigen erlegen, hat also offenbar keine göttliche Sen dung; daher der Mahdi Imam, der letzte Prophet, zur rechten Zeit kommt, um die Religion Muhamed'S zu rette». B>» jetzt war da» Glück cem Mahdi Imam freundlich gesinnt. Nach Berichten de» deutschen Rei senden Schweinfurth wurden >m verflossenen Juni »m Sudan 8000 ägyptische Soldaten, die ohne LebenS- w.iltkl und ermüdet waren, von den Anhängern des Mahdi umzingelt und niedergemetzelt. Der Be fehlshaber im Sudan, Add el Kader, ist in Verzweif lung darüber, daß er nicht Berstärlungen erhält. Er bat in Kairo um Remingtongewehre und Schieß- dedars; .Chartum ist befestigt, allein die Soldaien sind durch wiederholte Niederlagen demorattsirt. Die Be völkerung ist im Geheimen dem Mahdi zugethan. Man nimmt an, daß 8000 Soldaten in den Kämpfen bi» zum lL September umgekommen seien. El Oveid, die Hauptstadt von Kordofan, wurde 40 Tage belagert. Die Einnahme deS Platz-S w:rd erwartet, und ein Angriff auf Chartum wird folgen. Die Verbindung mit Darfur hat ausgehört. Die Berbern und Don- gola verhalten sich ruhig, aber auf ihre Trtue ist nicht zu zählen. Der Prof. Schweinfurth ei klärt, daß der Ernst der Lage im Sudan Arabi'S Revolte völlig in den Schatten stelle. Wenn e» den feindlichen Stämmen gelingt, Chartum zu nehmen, dürfte ganz Oberägypten die Fahne der Empörung aufpflanzen und der falsche Prophet zum König proclamirt werden. Unter dem Volke herrscht der Glaube, am 12. November werde die Proclamirung deS Mahd, Imam zum Könige statt finden. Derselbe hat seine Armee mit Remington- gewehren bewaffnet, die man den Aegyptern abnahm, und die orientalische Phantasie vergrößert nunmehr seine Erfolge. Diefe religiöse Bewegung gewinnt da durch Bedeutung, daß »n diesem Jahre, und zwar im nächsten Monat, die Erscheinung des Mahdi Imam, deS letzten Propheten, erwartet wird, den Allah vor dem jüngsten Gericht auSsendet, um alle Welt zum wahren Glauben zu bekehren. Gewinnt der Wahn, daß der Empörer im Sudan der erwartete Mahdi Imam sei, an Boden im Volke, und einige Aeußer- lichkeiten, die in der Verheißung verkündet werden, könnten leicht erfüllt werden, um die Täuschung zu vervollständigen, so ist allerdings nicht abzusehen, wa» geschehen kann. Denn die Erscheinung des Mahdi Imam wird von den gläubigen MoSlim» so sicher erwartet, wie die Ankunft der Messias von den Juden. Angesichts der Tbatsache, daß die ägyptische Armee so gut wie ausgelöst ist, bildet der falsche Prophet einen Factor, mit welchem ernstlich gerechnet weiden muß. Er wäre im Stande, plötzlich eine völlige Wandlung der Dinge >n Aegypten zu schaffen, und England dürfte vielleicht nochmals in die Lage kom men, eine Expedition nach Aegypten auSzurüsten. fischen Schule (der Richtung von Bizet) zugehörigen Pariser Componisten, der übrigens außer Violin- und Clavierconcerten auch bereits zwei Symphonien (eine dramatische „Tasto* mit Soli und Chören) geschrieben Hot. Diese drei Piecen „äans Iss bars", „llans Iss osiamps", „au viUuße" zeichnen sich zwar nicht durch gedanklich poetisch? Vertiefung auS, aber sie sind höchst anmuthige chaiakterrstische Idyllen, geistreich, melodisch graziös und eigenthümlich, ohne gesucht zu erscheinen in E.findung und Behandlung, interessant in harmo nischer Combination, technisch sorgfältig mit feinen Detail» und einschmeichelndem pikanten, ausdrucks vollem Tonspiel in wohlklingender orchestraler Ge- staltung ouSgearbeitet. Der angenehme Eindruck dieser mit virtuoser und reizender Vollendung von der Ka pelle gespielten Stücke — denn letzteres wohl als ge- hal'vollste Schilderung zu bezeichnen ist — erhöht sich, w il sie sich ohne Prätension, ohne gewichtigen Nach druck und leer verschwendete» Tonmotenol darbietrn. Außerdem kamen Mozart'» große Ockur-Symphome, Beethoven'S ginkonia eroic» und Schumann'» Ouver türe zu »Manfred* mit intelligentester Sorgfamkeit studirt in vorzüglicher Weise zur Ausführung. Al» hervorragend meisterhaft in vollkommenster geistiger und tonbeseelter Wiedergabe möchte ich die Ouvertüre Schumann'» bezeichnen, diese» düstere, tiefsinnig, lei- denfchoftlich dämonisch bewegte Bild innerer Kampfe»- quäl, stürmischen Seelendranges und tragischen Er liegen». Es ,st Schumann'» genialste» und vollendet ste» Orchesterwrrk, und Wasielkwiki hat gewiß Recht in der Annahme, daß da» Gefühl einer gewisfen Wahl- Verwandtschaft Schumann zu solcher intimsten — aber frinem Heelenzuftand nicht günstigen — Hingabe mit ttsruusxederr trüni«!. krix-dition de» Dresdner doormrl», I)rs«deo, 2viou«r»tr»»»« üo. 20 Glücklicherweise ist Chartum in gerader Linie 1600 Icw von Ka ro entfernt, fo daß Baker Pascha hinreichend Zeit behält, sich für den Angriff vorzubereiten. Doch muß bei alle Diesem noch abgewartet werden, inwie weit die über den falschen Propheten umlaufenden Nachrichten die strenge historische Kritik vertragen. Auch )oll der Prophet Concurrenten bekommen haben, da angeblich bereit» mehrere „Heilige* auf den Beinen sind, um die Rolle eine» „Mahdi Imam* zu spielen. Hierdurch würde die Gefahr einigermaßen gemindert. Allein trotzdem bleibt doch der Ernst der Loge be stehen, denn nach dem Zeuqmß aller Kenner de» Orient» war daS islamitisch? Bewußtsein und das Be- dürsniß nach Wiederherstellung be» allen Glanze» der Religion Muhamed'», nameurlich in Nordafrika nie mals stärker, al» «m gegenwärtigen Augenblick. Die Niederlagen der Dynastie Osman haben dieses Gefühl erweckt, und sucht der J-lam in Asnka Da» wieder zugewinnen, wa- er in Europa verlor. Lagesgeschichte. Dresden, 28. October. Gestern erfolgte die Ueber- siedeluiig Sr. königl. Hoheit de- erkrankten Prinzen Albert von Hosternntz nach Dre-den mittelst der Plllnitzer Fähre. Die Fahrt ging auf diese Weise verhälinißmäßig gut von statten, obschon der hohe Krank? sehr erschöpft in Dresden anlangte. Der Krankheitszustand Sr. königl. Hoheit war in den letzten Wochen ganz unverändert. * Berlin, 28. Oktober. Da» ReichSamt de» In nern beschäftigt sich, den „B. P. N.* zufolge, mit Vor arbeiten für die reichsgesetzlich? Ordnung deS AuS- wauderungSwesen» und hat die verbündeten Re gierungen, mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren in verschiedenen Gegenden Deutschlands hervorgeiretene starke Vermehrung der Auswanderung und die dadurch hervorgetretenen Klagen, insbesondere darüber, daß unter schwerer Schädigung der Interessen der arbeit gebenden Gutsbesitzer, bez. der OrtSarmenverbände, häufig von auiwandernden Personen Dienst- und ÄrbeitSverhältnisse vor dem Ablauf der betreffenden Contracte aufgegeben, oder verpflegungSbedürstige An gehörige ohne Sicherung ihrer Existenz zurückgelassen werden, ersucht, Erhebungen darüber anstellen zu wollen, ob und in welchem Umfange Uebelstände der gedachten A»t in den Hinzelstaaien vorgekvmmeu sind. — Wie die „Wes.-Ztg* erfährt, schließt der preußische EtatSentwur) sür das nächste Jahr mit einem Deficit zwischen 30 und 40 Millionen. Theilwersc ist dasselbe durch Erhöhung der Beamtengchalte veranlaßt. — Eine Zusammenstellung der „Nordd. Allg. Ztg.* über dre Resultate der Wahlen zum Adgeordnetenhause ergiebt 38 Mandate für den Fortschritt, 20 Secessio- insten, 68 Natronalliberale, 51 Freiconservattve, 136 Conservatlve, 1M Ulttamontane, 18 Polen, 2 Dänen, im Ganzen 433. Zu diesen Ziffern bemerkt da-Blatt, daß man eS hinsichtlich der Schätzungen der Partei verhältnisse mit den Nuancen zwischen den Conserva- tiven nicht allzugenau nehmen dürfe, da diese vielfach unsicher sind. Die Abgeordneten, die keiner der großen Parteien angehören, sind hierbei der nächstliegenden hinzugerechnet, fo z B. die Gruppe Löwe den National- liberalen, dre Welfen dem Centrum rc. Danach ergiebt sich, daß der Foitfchritt säst m seiner alten Stärke wie- derkehrt, mit 38 Mandaten incl. dem Abg. v Bockum- tolff», d. h. er hat 1 Mandat verloren. Dre Secession hat Verluste und Gewinne uuSgeglichen, wird allo wieder 20 Plätze einnehmen. Da» ist dre „LrnkSjchiebung*, welche noch gestern von allen Organen der Opposition vorauSgeiagt wurde. Verloren haben am meisten die Nattonaftideralen, nämlich 19 Plätze, so daß sie von 87 auf 68 zusammeng»schmolzen sind, und hat also die ganz? Lieke 20 Sitze verloren. Wenn dem Ten ¬ dern Aufwand all' seiner Kraft zu Byron'» Dichtung gezogen habe. C. Banck. Wandlungen. Novelle von F. L Reimar. (Fortsetzung.) „O, ich verstehe — der Herr Doctor war hier! zischle er dann ingrimmig und halb selbstvergessen heraus „Ja, Herr Strecker: mein N«ffe, der Herr vr. v. Gerstein, war bei mir, und sein Besuch war mir sehr — sehr angenehm!* sagte die alte Dame würdevoll. Philipp hatte sich begriffen — in einem Nu hatte er erkannt, daß er sich beherrschen müsse, um auch die veränderte Situation beherrschenzu können. „Nun ja, dann ist eS natürlich, daß daS gnädige Fräulein auf da» Vergnügen nicht gleich die trockenen Geschäfte folgen lasten wollen!* fagte er geschmeidig. „Ich würde mir auch gar nicht erlaubt haben, heute zu kommen — e» war mir sogar schwer, die eigenen Geschäfte aufzugeben — wenn e» nicht da- ausdrück liche Verlangen de» gnädigen Fräuleins gewesen wäre. Sagte ich doch noch im Hause zu meiner Schwester: „Wenn Fräulein v. Dorfen etwa» verlang, so geht »hr Wille natürlich allem Anderen vor, obgleich es einem fast komisch vorkommt, daß an ihr Ende gedacht werden foll, da sie auSsieht, al- oa sie noch auf unser aller Gräb r herabschauen wolle!* Philipp hatte sich nicht über die Wirkung feiner letzten Windung getäuscht: Fräulein v. Dorsen vergoß ihren Unmutls halb über dem Kompliment, wa» er ihrem guten Au-sehn zollte; sie lächelte.
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