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Texte der Gesänge Richard Wagner Am stillen Herd aus Die Meistersinger von Nürnberg Am stillen Herd in Winterszeit, Wenn Burg und Hof mir eingescbneit, Wie einst der Lenz so lieblich lacht’, Und wie er bald wohl neu erwacht, Ein altes Buch, vom Ahn vermacht, Gab das mir oft zu lesen: Herr Walther von der Vogelweid’, Der ist mein Meister gewesen. Wenn dann die Flur vom Frost befreit Und wiederkehrt die Sommerszeit, Was einst in langer Winternacht Das alte Buch mir kund gemacht, Das schallte laut in Waldespracht, Das hört’ ich hell erklingen: Im Wald dort auf der Vogelweid’, Da lernt’ ich auch das Singen. Was Winternacht, Was Waldes Pracht, Was Buch und Hain mich wiesen; Was Dichtersanges Wundermacht Mir heimlich wollt’ erschließen; Was Rosses Schritt Beim Waffenritt, Was Reihentanz Bei heitrem Schanz Mir sinnend gab zu lauschen: Gilt es des Lebens höchsten Preis Um Sang mir einzutauschen, Zu eignem Wort und eigner Weis’ Will einig mir es fließen Als Meistersang, ob ich den weiß, Euch Meistern sich ergießen. Grals-Erzählung In fernem Land, unnahbar euren Schritten, Liegt eine Burg, die Monsalvat genannt; Ein lichter Tempel stehet dort inmitten, So kostbar, als auf Erden nichts bekannt; Drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen Wird dort als höchstes Heiligtum bewacht. Es ward, das sein der Menschen reinste pflegen, Herab von einer Engelschar gebracht; Alljährlich naht vom Himmel eine Taube, Um neu zu stärken seine Wunderkraft: Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube Erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft. Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren, Den rüstet er mit überirdischer Macht, aus Lohengrin An dem ist jedes Bösen Trug verloren, Wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht. Selbst wer von ihm in ferne Land’ entsendet, Zum Streiter für der Tugend Recht ernannt, Dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet, Bleibt als sein Ritter dort er unerkannt; So hehrer Art doch ist des Grales Segen, Enthüllt muß er des Laien Auge fliehn: Des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen, Erkennt ihr ihn, dann muß er von euch ziehn. Nun hört, wie ich verbot’ner Frage lohne! Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: Mein Vater Parzival trägt seine Krone, Sein Ritter ich bin Lohengrin genannt.