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Der erste dieselbe im der irischen zum Ankauf derselben mit schüsse binnen 63 Jahren zu — In Dublin ist ganz des vicelöniglichen Schlosses die Militärbehörde hat Rückzahlung dieser Nor met den. plötzlich die Schubwache verdoppelt worden, und andere Vorsichtsmaß ¬ regeln getroffen. So ist den Soldaten eingeschärft worden, niemals anders, als zu zweien auSzugehen. Auch wurde die Anordnung getroffen, daß mindesten» eine Hälfte der Truppen der Garnison stets in den Casernen consignirt sem soll. Ueber die Gründe sür diese verschärfte Wachsamkeit ist bis jetzt nichts in die nehmigte das Thing denn auch den Uebergang de» Finanzgesetze» zur zweiten Behandlung und wählte den Finanzausschuß. St. Petrrtburg, 13. October. Man schreibt der »Wien. Ztg.*: Die Nihilisten machen verschiedene Versuche, das Volk gegen die Gutsbesitzer auszuhetzen, Umtriebe, weiche aber an der Wachsamkeit der Regie rung scheitern. Die Emissäre, meist entlassene Mili tärschreiber, täuschen die Bauern, indem sie ihnen vor reden, der Kaiser habe eme neue Theilung des Grund besitzes zum Voriheile der Bauern anbefohlen, und wollten daher in manchen Kreisen die Bauern die be dungenen und zum Theile im Voraus bezahlten Ar beiten auf dem G und und Boden der Gutsbesitzer nicht leisten. Excesse sind noch nicht vorgekommen. Die Regierung bemüht stch, den nn Allgemeinen gut- müthigen Landmann auf freundlichem Wege zu über zeugen. Zu diesem Zwecke hat daS vom Grafen Jgnatiew gegründete Blatt „Der Dorfbole* Manches beigetragen. Da dies aber nicht genügt, so hat Graf Tolstoi ein zweite» Blatt gegründet, welches m Mos kau erscheinen und sür das ganze Jahr nur 1 Rubel kosten soll. Warschau, 15. Octoder (Schles. Z«g.) Die Frage über die Selbstverwaltung der Stadie im König reich Polen ist endlich, nach jahrelangem Harren, in eine weitere Phase getreten. Die darauf bezüglichen Vorschläge, die noch unter dem Generalgouverneur v. Kotzebue ausgearbeitet wurden und durch den gegen- wärligen Minister des Innern, Grasen Tolstoi, der Vecgtssenheft entrissen worden, sollen nächstens zur ent- giltigen Begutachtung einer besonder«, vom Minister eingesetzten Commission übergeben werden. Zum Mit glied« dieser CommissiLN ist unter lauter Russen auch der Pole, Senator Gudowski, ernannt worden, um die Interessen seiner Heimath der russischen Administration gegenüber vertreten zu können. Von besonderer Wich tigkeit wäre die Einführung der Selbstverwaltung sür Warschau, daS sich dann sicherlich in jeder Beziehung heben würde. — Einen bedauerlichen Anlaß zur Er regung der Leidenschaften bietet der Umstand, daß in diesen Tagen ein zum Christenthum übergetretenes jüdisches Mädchen, namens Marie Rottermann, plötzlich verschwunden ist und der Verdacht ausge taucht ist, sie sei von einigen fanatischen Juden ein- gesperrt oder sonst bei Seite geschafft worden. Die gerichtliche Untersuchung wird mit aller Energie ge führt, wie denn überhaupt feiten der Polizeibehörden Alles, wenn auch ohne Aufsehen zu erregen, gethan wird, um jegliche Ruhestörung zu verhüten. — Die seit lange bestehende polizeiliche Censur, die neben der Bücher- und Zettungscensur über alle Bekannt machungen selbst privater Natur wachte, sobald sie durch den Druck vervielfältigt wurden, z. B. Visiten karten, Todesanzeigen rc., wird durch Mintsterialbeschluß vom 1. Januar 1883 an aufgehoben werden. Bukarest, 18. October. (Tel.) Die großen Ma növer der rumänischen Armee haben gestern mit einer Revue bei Verlad in der Moldau abgeschlossen, bei welcher die Truppen vor dem König und der Königin defilrrten. Obgleich die Truppen während der letzten 5 Tage von dem Regenwetter zu leiden hatten und die meisten große Entfernungen bis zum allgemeinen Sammelpunkte zurückzulegen hatten, so boten dieselben dennoch den Anblick einer tüchtig geschulten und gut befehligten Armee. Der König verlieh den fremden Offizieren, welche an den Manöver» theilgenommen haaen, das Commandeurkreuz des Sterns von Rumä nien. Gestern Abend kehrten der König und die Kö nigin nach Sinaja zurück. Konstantinopel, 18. October. (Tel.) Die gestern Lord Dufferm überreichte Note der Pforte hebt die Gleichförmigkeit der Anschauungen Englands und der Türkei, sowie deS Zweckes hervor, welchen beide Re gierungen verfolgen und der dadurch erreicht werden könnte, daß Aegypten ein Zustand gesichert werde, welcher auf dem Vertrage von 1841 und einem die Souveränetät des Sultans bekräftigenden und die Verwaltung Aegyptens seststellenden kaiserlichen Fer man basire. Diesem Jdeengange gemäß fordere die Pforte zu einer Entente zwischen England und der Türkei auf, welche durch eine unwandelbare Fr kund schaft verbunden seien. Die Note nimmt mit Befrie digung Act von der bezüglich der vollständigen Räu mung AegyplenS gegebenen Versicherung. Do die Ruhe in Aegypten wieder elngekehrt, hoffe die Pforte, daß die Räumung alsbald vor sich gehe. Diese Frage Posten als Schatzmeister der Landliga niederlrge; er bat, über die Summe von 31900 Psd. Sterl, al» Saido de» Llgafond», für welchen im Ganzen 244 800 Pfd. Sterl, emgegangen, Verfügung zu treffen. Die Cvnferenz nahm Parnell'S Vo» schlag zur Bildung der irischen Nationalliga auf der Basi» de» bekannten Pro gramm» an. Parnell erklärte, ohne ein irisches Parla ment sei eine endgiltige Lösung der Bodensrage un denkbar. Das gegenwärtige Regierungsjystem müsse hinwkggefegt und durch Repräsentativbehörden ersetzt werden; ebenso sei da« irische Statthalteramt al- mangelhaft und verderblich abzuschaffen. Parnell drückte die Hoffnung aus, eS werde ihm selbst unter den Orffentlichkeit gedrungen. Vielleicht steht Zusammenhang« mit dem Zusammentritt Cvnferenz. Kopenhagen, 17. October. (H. N.) Delegirten nur etwa 800 erschienen. Egan zeigte in Ministerium und Land»thirg verfassungsmäßig auf einem au» Pari» datinen Schreiben an, daß er seinen konservativem Boden stehen. Ohne Abstimmung ge- gegenwärligen Umständen gelingen, die Milgliederzahl seiner Partei auf 65 bis 70 zu erhöhen; behufs Sicherung der nationalen Selbstregierung würde eS aber norywendig fein, dieselbe auf 80 bi» 90 zu bringen. Dies könne nur durch ein ausgedehntere» Wahlrecht bewerkstelligt werden. Michael Davitt er klärte, er könne Parnell'S Landresormplan nicht an nehmen; so lange dem iriichen Volke nicht das dem selben gestohlen« Land zurückgegeben werde, könne von einer endgiltigen Lösung der Landfrage keine Rede sein. Er wolle jedoch, um keine Entzweiung herdei zuführe», mit Parnell in der allmählichen Abschaffung deS GutSherrenihums cooperiren. Parnell'S Land- refoimplan will den Landbebauern daS Recht sichern, Eigenthümer ihrer Pachtungen durch Staatsvorschüsse Act deS Dramas der diesjährigen Reichstagssession ist gestern mit dem Abschluß der ersten Finanzgesetz- behandlung im VolkSthing beendigt worden. Vor her kam eS noch zu einem ziemlich heftigen Zusammen stoß zwischen dem Conseilspräsidenten Estrup und dem Abg. Berg, welcher Letztere seiner Ungeduld und seinem Unmuth darüber, daß das Ministerium sich nicht er schüttern lassen will, in pathetischer Weise Lust machte. Die Regierung, sagte Berg, wolle ihren Kamps gegen das BolkSlhing nicht aufgeben, ehe dieses seine Forderung eine- BertraucnsverhältnisseS zwischen Regierung und BolkS- thing ausgegeben habe, es solle also unter da- Joch derselben gehen. Für die Ausgebung eines solchen Rechtes solle man dann von den Brocken leben, die von der Herren Tische fielen. Dafür solle man aufgeben, was man in der ganzen Welt sür Recht halte. Aber unter Eftrup's machtlosem Kampfe sei die Opposition stärker und tüchtiger geworden. Da- Volk werde sich nicht beugen, und Estrup könne nicht ewig leben. Könne er aber das Bott nicht beugen, so könne Keiner eS Der Eonseilspräsident Estrup antwortete: Nicht er persönlich wolle den Kamps sortsetzen sondern jeder Anhänger der conservativen Sache müsse eS, und selbst wenn er in seinem P rabe liege, werde die Politik, die er verfechte, kräftiger Wort führer nicht ermangeln. Berg stelle Alles aus den Kops, auch den abgedroschenen Begriff des Bölkes. DaS Bolksthing sei nicht das Volk, das Landsthing müsse mit gezählt werden. (Starke Hört! vom Zuschauerplätze.) Solange da- Bolksthing Uebergriffe mache, solange werde eS Kamps geben Berg habe lange, ehe diese Regierung ans Ruder gekommen, sür dieselben Ansichten gekämpft, ohne einen Schritt weiter gekommen zu jein, soweit eS die Anerkennung seiner BersassungSauslegung betreffe. (Protest und Gelächter von der Linken.) Berg replicirte unter starken .Hört", das Ministerium träume sich zmück in die Tage des Mittelalters mit der Macht der damaligen Gutsherren. (Starke Hörtl) DaS solle nie ge schehen. Kein Ministerium habe gewagt, was dieser, nämlich offenen Versaffungibruch, wie Redner es ungestraft genannt habe. Dadurch sei da- sittliche Bewußtsein des Boltes erschüttert wor den. Nun drohe da- Ministerium abermal-, aber die Zeit werde kommen, wo man einer solchen Drohung mit Lachen begegne. Der ConjeilSpräjident machte dann noch ein Mal geltend, daß die Bersassung sehr gut gebraucht werden könne, wenn der Reichstag bloS seine Pflicht ihue und jede Kammer sich mit ihrem Rechte begnüge Zuletzt erhob sich Monrad, der bemerkte, eine Regierung, die ihren Willen nicht durchsetzen könne, schwäche die Regie- rungigewalt überhaupt. Der ganze Sturm ist ein Sturm in einem Glafe Wasser, und die heftigsten demokratischen Reden fallen mcht ins Gewicht dcr Thatsache gegenüber, daß Krone, Prag, 18. October. (Reichend. Ztg.) Der Statt halter Baron Krau» erntete heute im Landtage aus der tschechischen Linken lebhaften Beifall, al» er mit- theilte, er habe gestern ,ofort die Interpellation de» 0r. Rieger wegen der Wahlreform, und Facel's wegen der Tran»versalbahn der Regierung übersandt, damit er noch im Laufe dieser Session beide Anfragen be stimmt beantworten könne. Bei dem Bericht über den Zustand der Volk»jchulen im Jahre 1882 vermißte der Abg. Duchek (tschechischer Realschutprofeffor) statistische Nachweise über da» moralische und religiöse Verhalten der Kinder und kritistrte scharf die moderne Schule, welche zu wenig Gewicht auf die religiöse Heranbil- düng der Kinder lege. I)r. Eduard Groqr betonte, die Grundlage aller Religion fei die Moral. Die Statistik über da» moralische Verhalten der Kinder sei in der modernen Volksschule unmöglich, oder wolle man vielleicht schon au» der Criminalstatistck die Un moralität der modernen Schule Nachweisen. Diese Klagen über zu wenig Moral seien ohnehin ein all gemeines, inhaltsloses Schlagwort der ultlamontanen Partei, die mit aller Gewalt die Schule wieder in ihre Hand bekommen wolle. Auch der Referent de« Lan- deSauSschusseS, 0r. Volkelt, hält die geforderte Morali- tätsstatistik für undurchführbar, doch werde der Lande»- auSschuß dieselbe trotzdem in Betracht ziehen, wenn der LandeSschulrath ihm die erforderlichen Behelfe liefert. Der Berichterstatter, vr. Schlesinger, consta- tirte den Fortschritt auf allen Gebieten der Schule. Hierauf wurde der ZustandSbrricht genehmigt. Pari-, 17. October. DaS Ministerium hat beschlossen, am Tage der Sessionseröffnung (5. November) vor den Kammern eine Erklärung mit seinem politischen Programm zu verlesen, nachdem vor den Ferien eine derartige Mittheilung nicht statt finden konnte, weil die Bildung des CabinetS unmit telbar mit dem Sessionrschluß zusammenfiel. Diese Erklärung wckd nicht nur die äußere und innere Politik darlegen, sondern auch die Tendenz der von ihm ein zubringenden Gesetzentwürfe auseinander setzen. — Der Minffterrath beschäftigte sich heute hauptsächlich mit der Arbeiterbewegung von Montceau-leS- Mlnes und dem ganzen Bergdistricte von Saüne-et- Loire. Obgleich morgen im Hauptorte deS Departe ments, m Chülon-sur-Saüne, der Proceß gegen die früheren 23, unter dem Namen der „schwarzen Bande* bekannt gewordenen Ruhestörer vor dem Schwurgericht beginnt — es sind dazu 120 Zeugen, darunter die Direktoren der Bergwerke von Blanzy und St. Berain, vorgeladen —, so zeigen sich doch die Unzufriedenen weder hierdurch, noch durch die bereits seit einigen Tagen vorsichtshalber stattgehabte Truppenzusammen ziehung eingeschüchtert. Zahlreiche Plakate mit Todes drohungen gegen die BergwerkSdir.ctoren waren gestern früh angeheftet; ebensolche Briefe wurden an Ober steiger und andere Beamte gerichtet, und mehrere Häuser der letzteren wurden mittelst Dynamit in die Luft zu sprengen versucht. Die Aufregung und Furcht der Besitzenden der ganzen Gegend ist unter diesen Umständen sehr groß. Täglich werden neue Verhaf tungen vorgenommen. Gestern Abend wurde der Vorsitzende der Krankenkasse der Bergleute von San- vigne«, namens Henry, verhaftet. Derselbe hatte sich in einen Verein für anarchistische Propaganda auf- nehmen lassen und ist beschuldigt, den Sprengversuch gegen das Nonnenkloster von SanvigneS ange- stistet zu haben. Man hat in seiner Woh nung zahlreiche Dynamitpatronen mit vorbereiteter Zündschnur gesunden. Ferner wurde ein gewisser Rancier verhaftet, der die Brandplacate und die socia- listischen Blätter „Ltsnäarä revolutionnair«" und „ievkrillo" (»Die Zange*) auStrug. Hinter Beiden steht ein gewisser Valadier, der zuerst in radicalen, dann in bonapart'stischen Blättern thätig war, hierauf ein klerikale» Blatt zu gründen versuchte und schließ lich sich der socialistischen Agitation widmete. Er war zuletzt Mitarbeiter von Bordas, dem (gleichfalls ver hafteten) Redakteur der „Revolutionären Fahne* und hat diesem die „rothesten* Artikel geliefert. Valadier ist bis jetzt nicht verhaftet. Nach den letzten Berichten hat daS energische Auftreten der Behörden einen gün stigen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht, und scheinen weitere Ruhestörungen vorerst nicht mehr zu besorgen zu sein Doch bleiben die um Montceau- leS-MineS concentrirten 5 Bataillone und 4 Schwa dronen vorerst noch in ihren Quartieren. Dublin, 18. Oktober. Ueber die gestern hier er öffnete „irische Nationalversammlung* meldet ein Privattelegramm der „Voss. Zig * Folgende»: Auf der Nationalversammlung sind von 1500 eingeladenen Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Forifetzung.) „Und Sie können mir die Nachricht, welche Sie mir brachten, ich meine die von dem Engagement meines Großneffen, wirklich verbürgen, lieber Strecker?* fragte daS all« Fräulein v. Dorfen mit großer Er regung in den Zügen wie in der Stimme. Der Angcredete zuckte die Achseln. „Einen Eid dürfen das gnädige Fräulein allerdings nicht von mir fordern, aber —* „Aber Sie zweifeln nicht, daß er fähig wäre, sich mit diesem Fräulein Manstedt zu verloben?* unter brach Sie ihn. „Gnädige» Fräulein werden sich erinnern,* er widerte er, „daß ich früher schon von seinen liberalen Ansichten, wie man da» so nennt, sprach; — da die Leute die Verlobung allgemein für nahezu geschlossen halten, so kann auch ich nicht ander», al» an sie glauben, oder sie doch wenigsten» für möglich halten. Daß der Name Manstedt viel Ansehen genießt, läßt sich ja auch allerdings nicht leugnen!* Hatte dies Wort den Zweck, die Erregung der alten Dame noch mehr zu steigern, so war eS gut gewählt, denn entrüstet rief sie aus: „Schweigen Sie mir von dem Namen und dem Ansehen, Strecker! Daß die Manstedt's nicht von Adel sind, will rch noch gar nicht anführen, aber wissen Sie, was ich sonst noch gegen die Familie habe?* „Gnädige» Fräulein haben e» mir allerdings mit« geheilt,* entgegnete Philipp im Ton aufrichtigen Be ¬ dauerns, „daß Sie einmal von dem Vater deS jetzigen Obersten schwer gekränkt worden sind.* „OI* rief sie mit blitzenden Augen, „was er that, verdient noch heute keine Verzeihung! Weil ich ihn, der in stolzem Dünkel um eine Tochter des Hause» Dorsen zu werben gewagt, in gebührender Weise ab gewiesen hatte, rächte er sich später dadurch, daß er mich bei dem Grafen Teinach, mit dem ich mich vermählen sollte, verunglimpfte, daß er ihn bewog, noch in der elften Stunde von der Verbindung zurückzutreten! Noch jetzt kocht mein Blut, wenn ich an diesen Schimpf, der unserm ganzen Geschlecht zugesügt wurde, denke!* „Und ist jener Frevel nie gesühnt worden?* fragte Philipp, der den Hergang der Geschichte sehr wohl kannte, eS aber für zweckentsprcckend hielt, den Un wissenden zu spielen. Ward ja doch die alte Dame durch die Wiederholung der letzteren in ihrer Auf regung erhalten! „Nun* sagte sie, „meine Brüder schossen sich natürlich mit den Beiden, Manstedt und den Grafen meine ich, und eS ist auch auf jeder Seite einige» Blut geflossen, aber weiter war die Sache nicht zu führen — wir mußten unS daran genügen lassen, sie bei unS selbst nie zu vergessen! — Daß wir aber fortan Alles, was den Namen Manstedt trug, al» für un» verachten»werth ansahen, brauche ich Ihnen sicher nicht erst zu sagen!* „Gewiß nicht!* betheuerte der ergebene Sachwalter, indem er noch beifügte: „Ich kann mir denken, daß der Herr Doctor nicht gewagt hat, den Namen vor feiner gnädigen Tante zu nennen.* „Doch, Strecker*, rief sie lebhaft auS; er sprach von ihr und ihrem Vater, vor kurzer Zett noch, al» ich ibn nach den Verbindungen fragte, die er hier an geknüpft hab-, und eS war, al» gälte die ganze Ver gangenheit nicht» für ihn, denn er sagte mir in einem Athem, daß Virginie Manstedt ein liebenswürdige» Mädchen und ihr Vater ein jovialer alter Herr sei, gerade al» wenn nie etwas zwischen jener Familie und der unsrigen vorgesallen wäre, und ich mußte ihn sehr ernst an meine Gefühle erinnern und ihn bitten, sie zu schonen, bevor er schwieg!* „Eine unbegreifliche Rücksichtslosigkeit!* murmelte Philipp, gerade so laut jedoch, daß die alte Dame seine Worte vernehmen konnte. „Nicht wahr?* rief sie eifrig aus, „eineRücksichts losigkeit, die zu meiner Zeit, als man Gott sei Dank noch besser wußte, was da» Ansehen eines Hause» ver langte, nicht möglich gewesen wäre! Und sollte mein Neffe, der vr. v. Gerstein, noch weiter gehen, sollte er wirklich Ernst machen mit dieser — dieser Ver lobung, so — nun, ei jo, wir leben noch und haben unser letzte- Wort noch nicht gesprochen! ES ist auch sonst schon in unserer Familie vorgekommen, daß Testamente geändert worden sind!* Sie hatte die letzten W^rte, bei denen sie bedeu- tungSvoll mit dem Kopse nickte, mehr zu sich selbst, al» zu dem anwesenden Hörer gesprochen, dennoch griff Philipp dieselben auf uno sagte: „O ja, gewiß, die Chronik der Dorsen» hat solche Fälle aufzuweijen. Ein unverehelichter Drost v. Dor sen hat einmal — vor hundert Jahren war es — in seinen letzten Stunden den Kindern seiner Schwester, welche ihn beerben sollten, die sich aber durch, ich weih nicht war, vergangen hatten, all' sein Hab' und Gut entzogen und r» seinen Dienern und den Armen ge- werde übrigen» gleichsall» Gegenstand derselben En- tente bilden können. Kairo, 18. October. Man telegraphirt „Reuter'» Office*: Die Verhandlungen, betreffend die Verthei- digung Arabi'», schreiten nur langsam fort, und e» ist zweifelhaft, ob der Zusammentritt des K'iegSge- richt» in 8 Tagen erfolgen kann. — Die ägyptischen Minister sind mit der Prüfung deS Armeereorgani- fation»entwurfe» Baker Pascha» beschäftigt, welcher, sobald er fertig gestellt ist, mit den Vorschlägen bezüglich der Finanzcontrole, de» Gericht-wesen» und anderer, die defin tive Regelung der Zukunft Aegyptens betreffenden Fragen den Großmächten feiten der englifchen Regierung unterbreitet werden foll. Mexico, 18. September. (Hamb. Corr.) Ter Präsident der Republik, General Manuel Gonzalez, hat die Session deS CongresseS am 16. vor. MtS. mtt einer Rede eröffnet. Nach einem kurzen Hin weis auf die Bahn deS Fortschrittes und Wohlstandes, auf der sich Mexico befindet, äußerte der Präsident: Die freundschaftlichen Beziehungen, welche wir mit einem großen Theil der Nationen Europa- unterhalten, sahren fort, sich zu kräftigen, Dank der Aufrichtigkeit, welche sie ans- zeichnet. Die Executive hat den Einladungen mehrerer dieser Nationen zur Thrilnahme an wiffcnichaftlichen Eongreffen Folge geleist t, indem sie sich aus denselben vertreten ließ Im Interesse beider Länder sei dem Senat die baldige Gutheißung des AuSlieserungsvertrageS mit Spanien empiohlen, welcher ihm im November de- vergangenen Jahre- vorgelegt wurde Südamerika hat Beweise gegeben, daß e» gesonnen ist. dem Mangel an politischen Verbindungen, welche unglücklicherweise seither zwischen ihm und Mexico bestanden haben, ein Ende zu machen. Ehile hat vor Kurzem einen außerordenilichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Mexico ernannt, welcher, zu augemeiner Besriedigung, den seiner hohen Stellung gebührenden Empfang gesunden hat. Bolivia und Uruguay haben kürzlich m Mexico General- consulate errichtet. Unsere Schwierigkeiten mit Guatemala sangen an, sich einer friedlichen Lösung zu nähern und ver sprechen einen vollständigen Ausgleich Der Präsident der Republik Guatemala, sowie der auswärtige Minister und der bevollmächtigte Gesandte von Guatemala in Mexico eiuerjeitS und der Gesandte dieser Republik (Mexico) in Washington andererseits haben am >2. August in New-Aork einen Präli minarvertrag unterschrieben, welcher als Basis zur defini tiven Regelung der Grenzsrage bienen soll und innerhalb der nächsten Monate in Mexico unterzeichnet werden soll. In diesem Präliminarvertrag verzichtet Guatemala, ohne irgend welche Entschädigung, aus die seither von ihm verfochtenen angeblichen Rechte aus LhiapaS und Soconusco. Damit ist das bedeutendste Hinderniß beseitigt, welche- dcr liegelung der Grenzsrage im Wege stand und es giebt Gründe, welche einen baldigen und zusrieden stellenden Ausgleich erwarten lassen Die mexicanische Gesandtschaft in Tentralamerika hat, nach den ihr gewordenen Instructionen, ihie Uebersiedelung nach Nicaragua bereit- vollzogen. Es ist die Absicht der mexicanischen Regierung, diese Gesandtschaft, der Reihe nach, in allen Staaten Centralamerita- residiren zu lassen, i m so ein Mittel in der Hand zu haben, unsere Beziehungen zu jenen Ländern enger und sreundschastlicher zu gestalten. Die Regierung der Bereinigten Staaten von Amerika, mit welchen uns noch andere Bande als die der Nachbarschaft verbinden, hat Beweise der ausrichtigsten Freundschaft gegeben und empfangen. Nachdem die amerikanische Regierung, seit Ende de« Jahre» 1880, die Erlaubniß erbeten hatte, ihre Trup pen, behuss zweckmäßiger Verfolgung der wilden India ner mexicanischeS Gebiet betreten zu lassen, und nachdem die Executive die nolhwendige Vollmacht nachträglich empfangen h-tte, wurde am 28. Juli diese- Jahres zu Washington eine Eonvention unterzeichnet, welche die Ueberschreitung der bei derseitigen Grenzen durch amerikanische, beziehungsweise mexi canische Truppen regelt, auf Grund der vom mexicanischen Se nat sestgestellten Regeln. Schon vor der Unterzeichnung dieser Convention haben die mexikanischen Truppen die Versolgung der wilden Indianer aus energische und wirksame Weise betrie ben und damit die Anerkennung hervorragender militärischer Autoritäten der Nechbarrepublik erworben. Auf der andern Seite ist die amerikanische Regierung mit der größten Bereitwilligkeit aus eine Conventton eingegangen, welche die Ernennung einer gemischten internationalen Commission zum Zweck hat, behus- Wiederausrichtung der jenigen Grenzmarken und Grenzzrichen längs »er mexi- canisch - amerikanischen Grenze, welche von den Wilden oder durch andere Ursachen zerstört worden sind. Diese Eenvemion ist am 29. Juli diese» Jahres zu Washington unterzeichnet und vom Senat der Bereinigten S'aaten von Amerika am 8. August ratificirt worden und wird der Gutheißung de» mexicanischen Senat- unverzüglich unterbreitet werben. Unter den Reclamationen, welche die durch die Con vention vom 4. Juli lbSb geschaffene gemischte Com mission zu Washington gegen Mexico entschieden hat, be finden sich 2, welche einer nochmaligen Revision bedürftig sind. Nach 6 Jahren angestrengter und seither anscheinend aussichts loser Bemühungen ist neulich eine Eonvention zwischen beiden Regierungen zu Staude gekommen. welche am 13. Juli dieses Jahres unterzeichnet wurde. Diese Eonvention, welche in den Bereinigten Staaten günstig commentirt wird, wird ohne Ver zug an den Senat gelangen Wenn unsere Erwartungen daß bei der bevorstehenden Revision uns Gerechtigkeit zu Theil wird, sich erfüllen, so werden dem Budget dec Republik beträchtliche Summen ers art bleib»n und ein nützlich.! Präcedcnzsall sür die Zukunft geschaffen. Lie guten Beziehungen zu den Bereinigten Staaten haben auch darin einen Ausdruck gesunden, daß, nach zuverlässigen Berichten, die Regierung der Bereinigten Staaten die Mmhei- lung an die Regierung von Guatemala gela igen ließ, daß sic fchenkt, so daß fein Name nachher un ganzen Laude von Allen — bis auf jene Neffen uno Nichten — gepriesen worden ist.* Die alte Dame nickte dem Erzähler beifällig zu und wollte noch etwas äußern, als von der alten Dienerin der Besuch des Geistlichen, welcher vor einiger Zeit schon einmal hier gewesen war, gemeldet wurde. Ihre Weisung, daß er eintreten dürfe, nahm Philipp für ein Zeichen, daß er selbst jetzt seinen Ab schied zu nehmen habe, und so zog er sich rasch zurück, nachdem ihm noch die zufrieden lächelnde Miene der alten Dame gesagt hatte, daß sein Gönner — al» solchen betrachtete er bereits den Prediger — jetzt eine andere Aufnahme bei ihr finden würde, als dar erste Mal. AIS er draußen auf den Letzter» traf, hielt ihn derselbe noch einen Augenblick zurück, um ihm mit warmen Worten dafür zu danken, daß er seinen Ein- fluß auf Fräulein v. Dorsen so wohl angewandt habe, unter dem Hinzusügen, daß ihm kürzlich ein eben so unerwarteter wie erfreulicher Beweis ihrer plötzlich rege gewordenen Freigebigkeit zu Theil geworden sei. „Und ich hoffe, Herr Pastor* sagte Philipp in vorsichtig leisem Ton, während er sich ehrfurchtsvoll verneigte, „Sie werden noch mehr Proben von dem veränderten Sinn meine» Fräulein- erhalten! — Wa ich thun kann, geschieht gewiß für Sie und die gute Sache! Nur bitte ich Sie, auch fernere Rücksicht auf die — die Besonderheiten der würdigen Dame zu nehmen in der Weise, wie ich e» ihnen neulich bereit» andeutete!* Der Geistliche lächelte. „Ei, nun ja*, sagte ec, „er ist ja wohl keine Sünde, wenn wir die kleinen