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Dresdner Journal : 22.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-22
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.10.1882
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vsir Ld»anewe»1»prvl»r l» U»»,»» Lsot—d»» L«ie^,: ^kkrliodr. . . . !8 ^Mrliek: 4 ULrll »0 ?s. Liullo« kson»vsro: lOkk La»»«rtl»It> ä«» ä«u1x:i>«o tritt ko»t- «oä 8t«o>psl»aiell»^ lüuiu. Io8«r»1e>prvl,er kür 6«» kt»um «io«r ^«»pLltvoen ?«titrsils 20 kt. Ovt«r „Liv8s»tu>6t" äiv 2«iis SO kk. 8«i k»d«Ue»- uoä A«»rv»»t» LO db ^tlrk»oU»K. Nr»vli«lii«n r Dt^licl» mit Xoin»dm» äsr 8ovo- anä keisrt»^« Xd«o6» kür äsll kol^oväe» l'»^. Sonntag, de« 22. October. DrrMerÄmrnnl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. 1i»»«r«tro»no»kmp »»»rrtrt«: l^tpiiff: n. ^raicistrttrr, OorllwiniovLr 6«, DresNovr ^ourv»I»; Liwdurss N«rii» - Visa U»»«I Lr»»I»o kr»Lk1vrt ». » : 7/aa«e»u>/n> cd koA/rr, Lsrliu -Vi«» U»mdilrr- ?r»x-l.«lp»>,-kr»Lktiirt ». H. - HÜQ«d«L: Du-t L-rUa: /-ivalKt^nÄanl:, vr«w«»: Lcz/ott«,' Sr,,!»«: D. LtanA,^'» Luneau <Lm»i ^adat^),' kr»okk»rt ». D ^argkr sek« UucktiLoNIuo^; OürUt» t/. ^küNer; S»uoo»,r: 0. L^ü-r/er, k»r1, S»rN» - Vr»n^e<u1 » : Daud« lt Oo., S»mdar^: ^<1. H«r»»88«dvrr Löoizi. kipeäitioa äs» vr«,6osr ^ouru»I», Drveäso, Lvio^vrstr»»« Ho. 20. Beilage. Proviuzialuachrichteu. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Dresden, 21. October. ES gehört so zu sagen zu den Zeichen de- Fortschritt» der Tulturentw ckelung, daß man ein immer größere- Nichtamtlicher Theil liederlich«: telegraphische Nachrichten. ZeituvgSschau. LageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Proviuzialuachrichteu. Keuilletou. Lagetkalender. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Lemberg, Freitag, 20. October, AbeudS. (Torr -Bur.) Im galizischen Landtage beantwortete heute der RegierungSvertreter eine Interpellation, betreffend die Gründung einer mehrklasfigev ru- thruischen Volksschule in Lemberg, dahin, daß der LandeSschvlrath entsprechende Mittel avwenden werde, um im Sinne deS Erkenntnisses deS Reichs gericht- gerechten Ansprüchen zu entsprechen. So dann wurden in der GrundratlastungSfragr die Anträge der Commission, welche unter Wahrung deS bisherigen RechtSstaodpunkteS de- Landtags die Annahme der Regierungsvorlage mit einem Amendement empfehlen, wonaw der Staatsschatz jährlich außer dem fixen, nicht rückzahlbaren Bei trage von 2100000 Al. noch einen uvverziuS- lichen Vorschuß von 325000 Al. su gewähren habe, angenommen. Die anderweitigen Anträge worden abgelehnt. Der RegierungSvertreter hatte erklärt, er könne über daS in die Regierung-- vorlagt eivgefügte Amendement keine Arvßerung abgeben. Haag, Areitag, 20. Oktober, Abend-. (W. T. B.) Rach dem jetzt veröffentlichten Berichte über die Prüfung de- indischen Budget- in den Bureanr der Zweiten Sammer hat der Etat der indischen Ainanzverwaltung im Allgemeinen eine sehr «a- günstige Beurtheiluug gefunden. Gleichwohl ha- ven sich die Bureanr gegen eine Su-prnsion der öffentlichen Arbeiten in den indischen Besitzungen au-grsprochen. Anch dir Lage der Dinge in Atchin hat eine gewisse Beunruhigung erzeugt. Gegen die Verlängerung der Convention mit der nieder- lä dischen Handelsgesellschaft über den Tran-port der indischen Produkte wurde allgemein Wider spruch erhobeu. London, Sonnabend, 21. Oktober. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Einer Meldung der „Time-" aus Kairo zufolge bestehen die Hauptpunkte der Anklage gegen Arabi Bey darin, daß er unter Verletzung de- Völkerrecht- die weiße Alagge in Alexandrien aufgehißt, unter Deckung durch die- selbe sich mit den Truppen zurückgezogen, die Stadt dem Aeuer und der Plünderung prei-- gegeben, Argypter zur Bewaffnung gegen den Shrdive aufgewirgelt und zum Bürgerkrieg, zu Maffacre, Verheerung und Plünderung deS ägyp tischen Gebiete- aufgereizt habe. St. Petrr-burg, Areitag, 20. Oktober, Abend-. (W. T. B.) Au- Taschkent wird ge meldet, daß der Generalgouverneur von Turke stan, General Tschrrvajew, gestern daselbst ringe- troffen und feierlich empfangen worden ist. Maß von Zeit dem Vergnügen widmet. Diese- Opfer, welch«-wir der Zerstreuung bringen, erfolgt theil» aus Kosten der Arbeit, theil» auf Kosten unserer Ruhe. Immer später wurde im Laufe der Jahrhunderte die Tafelstunde gelegt, immer später fand der Abschluß der Tage-Vergnügungen Statt. In den letzten Jahrzehn ten unser» Jahrhundert» Haden die öffentlichen und privaten Festlichkeiten jedoch Verhältnisse angenommen, welche die ernstesten Bedenken zu erwecken geeignet find. Uosere Geselligkeit ruht auf keiner gesunden Grundlage mehr. Da» normale Verhältmß, wie e- zwischen Arbeit und Vergnügen bestehen sollte, ist empfindlich zum Nachtheilc de» Gemeinwohles geändert und die Lust am Vergnügen, von welcher die städtischen Kreise beseelt sind, sie überträgt sich nach und nach auf da» flache Land, die Vergnügungslust der Herr schaft auf die Dienstboten, die Irreligiosität und Ge nußsucht der Aeltern, besonder» am Sonntag, stören, wie der Bezirktschulinspector Stähle au» Löwenstein in Württemberg auf dem evangelischen Schulcongreß zu Frankfurt a. M. nachwie», da- Glück vieler Tau sende von Kindern. So droht durch den unseligen Bergnügung»taumel, welcher beim he alle Kreise unserer Gesellschaft ergriffen hat, unser gute» deutsche- Wesen, deutscher Fleiß und mit ihm deutsche Redlichkeit nach und nach zu Grunde zu gehen. E- ist nicht etwa reaktionäre Schwarzseherei, wenn wir über die allzu große Förderung der VergnügungS- sucht Klage führen. Vor nun bald 20 Jahren hat ein bedeutender demokratischer Agitator auf diesen HauptkrcbSschaden unser- öffentlichen Leben- hinge- wirsen, und c» fehlt auch heute nicht an Stimmen im liberalen Lager, welche ungescheut für den Unfug, dec mit Festen aller Art getrieben wird, ein strenge- Wort der Rüge finden. Einem solchen zeitgemäßen Worte begegnen wir au- der freien Schweiz in der „BaSler Handel-- Zeitung ", welche schreibt: „Geradezu Ekel erregt e- bei jedem Menschen, der auch nur einigermaßen noch sich einige- Denkvermögen bewahrt hat, wenn man nun schon seit Anfang Mai in ollen schweizerischen großen und kleinen Tage»- blättern von nicht» Anderm mehr liest, al» von Fest reden bei diesem oder jenem schweizerischen, cantonaleu, Bezirk» oder sonstigen Schützen-, Turner-, Sänger-, Musikanten-, Prediger-, Juristen- rc. Feste. Hat denn da» Schweizervolk nicht» Andere» zu thun, al» Feste zu seiern, in Form von Reden leere» Stroh zu dreschen und da- Geld zu vertrinken oder sonstwie zu verschleudern? Bedenkt da» Schweizervolk nicht, welch enormen wirthschaftlichen Schaden e» sich durch diesen Festschwindel zusügt, abgesehen von den sittlichen Nach- theilen? Man hat in den meisten Eantonen die kirch lichen Feiertage auf da» denkbar geringste Maß eingeschränkt, indem man au»rechnete, daß jeder solcher Feiertag so und so viel materiellen Schaden dringe, da an demselben keine Güter producirt, folglich auch nicht» verdient, wohl aber viel Geld au»- gegeben werde. Diese Berechnung war gewiß richtig; wir glauben aber, daß die Schadensumme, welche durch die kirchlichen Feiertage der Nation erwuchs, verschwin dend klein war gegenüber jener, welche der Nation durch die BereinSfeiertage gegenwärtig erwächst. Würde sich überhaupt eine Berechnung anstellen lassen über den Werth der durch solche Vereinsfeste versäumten Arbeit und versäumten Verdienste», über die Summen unnütz au-gegebenen Gelbe», so würde, dessen sind wir fest überzeugt, nur für Einen solchen Festsommer eine Summe herauskommen, welche mehr, al» hinreichen würde, nicht nur einen, sondern etliche Lantone für da» betreffende Jahr von aller Steuer zu befreien. Ja, wir gehen noch einen Schritt weiter und sagen: die ganze moderne Vereinsmeierei ist überhaupt ein Krebsübel; sie absorbirt auch außer den großen Fest anlässen eine Mosse von Zeit und Geld, welche besser sür nützlichere Zwecke verwendet werden könnte; sie untergräbt die Sittlichkeit, das Familienleben, den Sinn für Arbeitsamkeit und Sparsamkeit und — nützt blutwenig. Denn sollte die schweizerische Freiheit in Zeiten der Gefahr durch die SangeSvereine z. B. ge rettet werden, dann wäre sie verloren. Zum Turnen braucht e» keine VereinSkneipereien, bei welchen ein größere»Quantum moralischer und physischer Gesundheit untergraben wird, als auf dem Turnplätze je müh sam conservirt ward. Zum Schießen ist da« Mili tär da, und hat man so viel freie Zeit, um an Schützenfesten tagelang herumzulungern, fo hat man auch die Zeit, diefe Kunst im regelmäßigen Militärdienst zu üben, wobei dann für da» Vaterland jedenfalls mehr herausschaut, al» bei den Schützenfesten, bei welchen da» Schießen bei der Mehrzahl der Schützen Neben- fache, da» Saufen aber die Hauptsache ist. Und sollte sich Mutter Helvetia einmal ,m Falle befinden, ihre Schützensöhne zum Beistand herbeizurufen, so würde die Handvoll ProfessionSschützen ihr nicht viel helfen, wenn dieselben überhaupt kämen, wa» wir noch sehr bezweifeln, da es dann keine Becher und Schützenthaler zu empfangen gäbe, wohl aber blaue Bohnen. Und welch ein Licht fällt mitunter auf folch ein Fest! So hat der Tanton Aargau eben rin mehrtägige» cantona- le- Schützenfest beendigt, bei dem e» hoch herging und welches direkt und indirekt viel, viel Geld kostete. Und doch ist dies derselbe Canton, dem die bekannten Na- ttonalbahnstädte angehören, die ihre eingegangenen Ver pflichtungen nicht erfüllen „können", deren Bewohner aber für Schützen- und andere Feste Geld übrig haben. Im gewöhnlichen Leben wird Einer, der seine Schul den nicht bezahlt, aber bei Vergnügungen nicht fehlt und für solche Geld auSgiebt, mit einer Bezeichnung belegt, die wir hier nicht wiedergeben wollen. Wir wissen nun zwar wohl, daß wir mit diesen unseren Ansichten in ein Wespennest stechen, das kümmert un» ober nicht; recht haben wir deshalb doch. Und wir sind überzeugt, daß Jeder, der ruhig über die Sache nachdenkt, der sich die nun schon seit Jah ren anhaltenden Klagen über die Verminderung de- Volkswohlstände», über schlechte Ernten, Verdienst- lofigkeit, die stet» wachsende Auswanderung u.s. s. ver gegenwärtigt, mit un» übereinstimmt, wenn wir sagen: diesk Festschwindel ist ein mit allen erlaubten Mitteln zu bekämpfende» wirthschaftUche» und sittliche» KrebS- übel, dessen Fortbestand und Ausdehnung die Schweiz an ven Abgrund de» Verderbens zu bringen vermag. Im vielgepriesenen Amerika fällt e» Niemandem ein, alle Sonntage Feste zu feiern, und werden solche dort doch gefeiert, so geschieht e- eben wiederum selten der Schweizer uud Deutschen; der praktische Danker lacht dazu. Freilich ist so schnell keine Abhilfe gegen diese Fest- und Vereinsmeierei zu gewärtigen; aber daß früher oder später, vielleicht erst, nachdem noch größerer Schaden angerichtet sein wird, die Axt an diese Miß stände gelegt werden muß, wenn der Niedergang unser- Volksleben» ausgehalten werden soll, steht bei un» und wohl bei jedem aufmerksamen Beobachter fest." Möge diese» freie Schweizerwort auch bei uns in Deutschland Beherzigung finden; denn auch der un» fehlt e» durch Fahnenweihen und andere Vergnügun gen der zahllosen Vereine nicht an Gelegenheit, das Geld >m Geschwindschritt aus der Tasche wandern zu lassen. Angesicht» aller der Klagen über uner schwingliche Steuerlast wäre eS eine der wichtig sten, auf Rechnung unser» Nationalwohlstandes ab zielenden Reformen, wenn dem Vergnügungsteufel, der unserm Volke nicht nur den Geldbeutel leert, sondern ihm auch den Glauben an Gott und die christliche Religion nimmt, der Garaus gemacht würde. Hier zu beizutragen gehört zu den wichtigsten Aufgaben derjenigen ZeitungSorgane, die e- mit ihrem Berufe ernst nehmen. Speciell die Lokalpresse sollte keine Ge- Ftuilkton. Redigir« »an Otto Bauek. Dre-deu. Die seiner Zeit vom akademischen Rathe erlassene Aufforderung zur Bewerbung um die Au»- führung einer Figurengruppe für Elster i. B„ dessen Bedeutung al» Badeort sie Ausdruck verleihen soll, hat erfreulicher Weise den Erfolg gehabt, daß nicht weniger al-29 Modellskizzen dazuringegangen sind, welche nach einer Bekanntmachung im Jnseraten- theile 8 Tage lang, von Sonntag den 22. dieses Mo nat» an, im AuSstellung-gebäude auf der Brühl'schen Terrasse, Thür Nr. b., unentgeltlich ausgestellt fein werden. Im Kuustverein. Interessant für die verständnißvollen Befucher Nürnberg» und lehrreich für Jünger der Aquarell malerei, die gegenwärtig immer mehr Ausdehnung ge winnt, sind dir „Ansichten" aus jener altdeutschen Stadt von Robert Stieler in Nürnberg. Nicht fer- tige Bilder, sondern rasch ausgenommen? Studienblätter hat mcn m ihnen vor sich und wie schon im Allge meinen fast alle Aquarellbilder nehmen sich, besonder» derartige Skizzen, am besten in der Sammelmappe au». Doch gerade solche Vorführungen sind danken»» werth, wenn sie von der festen Hand eine» geübten Techniker» herrühreu und mit dem Reiz unmittelbarer Auffassung auSgestattet find. Allerdings entbehren sie einen andern Reiz, den der Farbe und de- Duste-, welchen die Atmosphäre und die Perspectiv« der Er ¬ scheinungen der Natur, überhaupt der realen Wirklich keit und ihrem künstlerischen Spiegelbilve verleihen. An diesem Mangel leiden auch ou-grführte Blätter Stieler ». Breit und treffend aber sür die plastische Form und für die Localtöne der Nähe und de» Mittel gründe» ist seine kräftige Handhabung de» Pinsel». Diese treuherzige Bravour, die fern von Manier und Effekthascherei ist, lohnt sich vorzüglich bei architekto nischen Gegenständen. Da» Stemmaterial begünstigt auch eine gewisse trockene und harte Farbe, wie sie dem Künstler eigen ist. Er hat au» dem mittelalterlichen Nürnberg überaus fesselnde Motive gewählt; ihr Au»- druck hat einen Kern und eine Klarheit, wie sie sich selbst in der Oelmalerei nur schwierig errrichen läßt. E» sind Abbilder ohne Schmeichelei und ohne Ueber- treibung. Unter den au-gestellten Portrait» findet sich ein „Männlicher Kopf" — und die Bezeichnung paßt in doppelter Beziehung — von Stegmann in Dresden, der sich in Treue, Intention und technischer Aus führung vor vielen bisherigen Leistungen de» fleißigen Maler» au»zeichnet. Auch da- „Kinderköpfchrn" von Rödig in Dres den ist eine sehr liebevolle Arbeit, die den Gewinn strenger Jndividualisirung zeigt. Vorzüglich liegt daS in der Behandlung der Augen. Noch sei eine Portraitzeichnung, „Männerkopf" von Leon Pohle, dem Meister der Bildnißkunst, er- wähnt, der hier ein Birtuosenstückchen zeigt. Die Ekizzirung präsentirt sich in dieser Methode mit wenigen Mitteln sehr vortheilhaft, störend und auS der Harmonie fallend find dabei nur die Lichtauf« Höhungen mit dem bläulichweißen Kremserweiß, die überall, wo sie auch in Zeichnungen (ob durch den Pinsel oder durch schwarze Kreide rc. hergestellten) angebracht werden, die Stimmung beeinträchtigen. Karl Ludwig in Berlin hat ein Bild vom Ufer de» Bodensee» „Stürmische Mondnacht" in der Luft- und Wolkenbildung sehr fein durchgesührt. DaS Motiv könnte an jedem See gesunden sein und hat keinen Localcharakter. Den Eindruck von zu rascher Arbeit, welche auS Mangel an Zeit und Detailstudium auf Naturtreue, ja überhaupt auf malerische Wahrheit im Großen und Ganzen verzichtet, machen schon seit Langem die zahl reichen Darstellungen von Försterling in Dresden. Der Künstler ist reich mit Phantasie begabt, noch reicher mit dem Drange, in Nähe und Ferne viel seitig um sich zu greifen und mit den größten Themen rasch fertig zu werden. Da» gereicht jedem Künstler zum Schaden, am meisten dem bildenden, der eS mit einer widerspenstigen Materie, mit einer schwierigen, doch unbedingtnothwendigen Verklärung der technischen Mittel zu thun hat und nur die Wirkung der Farbe zeigen darf, nicht die Farbe selbst, wie sie auf der Palette liegt. Der bildende Künstler würde sehr un recht thun, mit dem flüchtigen Novellenschreiber in die Schranken zu treten, der übrigen» auch in seiner Sphäre niemals über die Fabrikarbeit hinauskommen kann. Vor einem ähnlichen Jrrthum warnen Bilder wie „Der Nemisee", „Im WaldeSgrund" und manche frühere Schnellarbeiten deS Maler». Außerdem be schädigt dieselben noch ein grelle», manierirte» Lolorit, da» nicht einmal die Entschuldigung für sich hat, eine leidige Au»nahmeerscheinung der Wirklichkeit natura» legenheit verfäumen, den Klagen über eine rohe und lärmende, da» Volk verthierende Vergnügungssucht Ausdruck zu verleihen. Eine solche mahnende und warnendes Stimme, welche sich direkt an die noch einigermaßen empfänglichen Herzen junger Leute bei derlei Geschlechts wendlt, finden wir in dem „Allgemeinen Anzeiger" für Roda, ein an Thü ringen grenzende» Städtchen de» HerzogthumS Sachsen- Altenburg. Diese» Blatt schreibt: „E» ,st Mitternacht. Ruhig liegt der Mondschein über den stillen Straßen, zutraulich glitzern die Sterne hernieder. Horch! Da ertönt von der Straße her wüste» Geschrei und Toben, al» wäre da» wüthende Heer loSgelassen. Siehe! Die Tänze sind beendet, die Tanzsäle entleeren sich, und die Tänzer und Tänzerinnen sind e», welche brüllend, johlend und kreischend nach Hause ziehen. Auch Tänzerinnen mit? Ja, hörst du, wie in dieses wüste Lärmen sich auch Mädchenstimmen mischen? Sind das die am Tage fein ehrbar daherschreitenden sitt samen Mädchen, die jetzt am Arme eine» betrunkenen Burschen daherschlendern? O du gute Mutter zu Hause, die du für dein Töchterlein betest, sähest du dasselbe in diesem Augenblicke hier auf der Straße! Und du, Mütterlein, da» da droben ruht im stillen Käm merlein auf dem Gottesacker, daS du dein Kind erzogen und angehalten hast zu allem Guten, könntest du sehen, wie dein Kind sich nächtlicher Weile jetzt von betrunkenen Burschen herumzerren läßt — du würdest dich im Grabe herumdrehen! ES ist gut, daß ihr schlaft, ihr armen Mütter, daß eure Augen und Ohren nicht wahrnehmen, was euch sehr betrüben würde. Vielleicht, wenn ihr dies leset, ihr Mädchen, steigt euch noch die Schamröthe in die Wangen, und ihr schleicht in euer Kämmerlein und erschreckt über euch selbst bei dem Gedanken: wa» sollen au» euch einmal für Frauen und Mütter werden? Und ihr, ihr jungen Bursche, waS bezweckt ihr mit eurem rohen Thun und Treiben? Bedenkt ihr nicht, daß aus euch doch auch einmal brave und ordentliche Männer werden sollen? Muß erst die Polizei gegen euch einschreiten, ehe ihr Maß und Ziel in euren Vergnügungen haltet? Welche Schande für euch, bestraft zu werden al» Ruhestörer! Und wenn nun gar auch die euch begleitenden Mäd- chen mit angezeigt werden? Habt ihr so wenig Ehr gefühl noch in eurer Brust, um diese Schande gering zu achten? Möchte dieser Appell an euer Ehrgefüht doch einen Widerhall finden in euerm Herzen!" Wer Augen zum Sehen und Ohren zum Hören hat, der wird bekennen müssen, daß diese Worte leider auf viele Gegenden unser» deutschen Vaterlandes passen. Daß nicht wenige der von Vereinen und Gesellschaften an Sonn- und Feiertagen veranstalteten Au-flüge bereit» während deS Vormittagsgottesdienstes beginnen und daß man dabei an daS Gebot der SonnlagSheiligung kaum noch denkt, ist ebenfalls ein traurige» Zeichen unserer Zeit. Lagesgcschichtt. * Berlin, 20. Oktober. Die Abreise Er. Ma jestät deS Kaisers von Baden-Baden nach Berlin ist auf den 24. d. festgesetzt. — Anläßlich de» Ergeb nisses der Wahlmännerwahlen schreibt die „N. Preuß. Ztg ": „DieLberalen gießen bere tS Wasser in ihren Wein Hr. Parisiu», der im Vorstände de» fortschrittlichen Wahlburcaus sitzt, muß'e schon gestern Abend in einer fortschrittlichen Wahlmännerverjamm- lung constatiren, daß der Wahlausfall außerhalb Berlins sich nicht so günstig zu gestalten scheine, al» man eS gedacht habe. Und die» trotzdem, daß zuerst immer die Wahlergebnisse aus den größeren Städten, die vorwiegend fortschrittlich oder liberal wählen, be kannt werden. Er müssen also im fortschrittlichen Wahlbureau wohl verschiedene unerfreuliche Nachrichten listisch abgeschrieben zu haben. Solche Himmel- und Bergsalben ereignen sich eben niemals. Wenn sich der talentvolle Künstler zu ruhigem Wirken sammeln und auf jährlich 4 bi- 5 Bilder concentriren wollte, fo würde gewiß ein echtes Schaf fen von dauerndem Werth die Folge davon sein. O. B. (Schluß folgt) Freitag, den 20. Oktober, fand im Saale de- Hotel de Saxe da- Concert der königl. Kammervir»uosin Frl. Mary Krebs Statt. Die glänzenden virtuo» vollendeten Leistungen, durch welche die beliebte Künstlerin wieder die lebhafteste Theilnahme der Hörer fesselte, sind in ihien vorzüglichen Eigenschaften hier zu ost mit wärmster Schätzung besprochen, um darauf wiederholt eingehen zu dürfen. Betont fei nur von Neuem die außerordentliche, musikalisch musterhafte Klarheit ihre» Spiel», und daß der wohlthuende Ein druck ihrer meisterhaften Ausführungen nie durch ge suchte Effecte und willkürliche Manieren gestört wird, ihr Vortrag vielmehr und in vielseitigsten Ausgaben auf eine möglichst bestinterpretirende, mit eingehendem V rständniß fertig und geschmackvoll durchgebildete Ge staltung der dem Werke eigenen Musik gerichtet bleibt. Unter den gleich ausgezeichneten Ausführungen de» etwa» überreichen Programms sei nur hervorgehoben die charakteristische lonvolle Orgeltoccata von Back», die in Einfachheit und zugleich in feiner Tonnüan- cirung und Delikatesse der Behandlung vollendete de» Mozart'jchen Rondo, der so bravourvolle al» warm empfundene Vortrag der Chopin'schrn U-naoIl Sonate, die durch Leichtigkeit, Anmuth und zarte Tonschatttrung
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