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Dresdner Journal : 15.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-15
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.10.1882
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IM steuerfreie Grenze ist um 20 Millionen überschritten, was vorher seit Bestehen der ReichSba»! nur einmal vorgekommen ist. Neben allen diesen Bedenklichkeiten der Goldwährung, wie sie sich aus dem Goldstande der Banken ergeben, »st aber die Valutaverschiebung, die infolge der Eniwerthung de» Silber» in Deutsch, land eingetreten ist, ein besonder» durchschlagende» Moment für die Erörterung der Frage, ob da» Phan tom der Goldwährung nicht auszugeben ist. Wir haben wiederholt dargethan, daß e» sich für den Grundbesitz und für den Realbesitz überhaupt hierbei geradezu um die Existenzfrage handelt. Die Schädigung, welche die Schuldner in diesen Kreisen erlitten haben, ist eine derartige, daß an ein Wiedereindringen dec Verluste gar nicht zu denken ist. Nur die Rehabilitirung d.S Silber» könnte da» Gleichgewicht wieder Herstellen. —v. Wien, 13. October. Der neuernannte rus sische Botschafter am hiesigen Hofe, Fürst Lobanow- RostowSky hat bereits die Geschäfte der Botschaft übernommen und auch schon wiederholt mit dem Mi nister de» Aeußern, Grafen Kalnoky, verkehrt. Fürst Lobanow, der al» ein Gegner der Panslawisten gilt und sich des besonder»» Vertrauens seines unmittel baren Chefs, deS Hrn. v. ÄierS, zu erfreuen hat, be gegnet hier allseitigen Sympathien, wofür m erster Linie die auSzeichnende Aufnahme, die ihm feiten Sr. Majestät deS Kaisers zu Theil wurde, Zeugniß ab legt. Die halbamtliche „Wien. Abendp." schreibt heute: „Die hohe sociale Stellung, die Fürst Loba- now-RostowSky als einer der ersten Cavaliere und hervorragendsten Staatsmänner Rußlands in seiner Heimath einnimmt, sichert ihm auch hier den ange nehmsten Verkehr mit den hiesigen gesellschaftlichen Kreisen. Den vortheilhaften Rui, den er als Diplo mat genießt, hat er auf den wichtigen Posten, die er als Botschafter in Konstantinopel und in London ein genommen, begründet, in welchen Stellungen er stets die Wahrung der Interessen seines Vaterlandes mit der Pflege freundschaftlicher Beziehungen derselben zu den Höst»», hei denen er accreditirt war, zu vereinen gewußt. Die Sympathien, deren er sich überall, wo er wirkte, erfreute, werden ihm auch hier entgegen- gebracht." — Die Angelegenheit des Donau-Kllia- armeS, welche bekanntlich zu Differenzen zwischen der europäischen Donaucommission und den russischen In genieuren Veranlassung geboten hat, ,st nunmehr in las Fahrwasser diplomatischer Verhandlungen gelangt, indem die rumänische Regierung diesbezüglich ein Rundschreiben an die Signatarmächte gerichtet hat, welches bereits im hiesigen auswärtigen Amte über geben worden ist. Man dürste jedoch fehlgehen, wenn man aus diesem Umstande auf einen ernstern Mei- nuugszwiespalt zwischen den in der Douaucommission vertretenen Mächten, sowie Rumänien einer- und der russischen Regierung andererseits schließen wollte, da man thatsächlich der ganzen Frage eine nur unter geordnete Bedeutung beimißt. — Anläßlich der am 25. d. Mts. beginnenden Delegationsverhand lungen werden sich die gemeinsamen Minister Graf Kalnoky, Graf Bylandt-Rheydt und v. Kallay nach Buda-Pest begeben, wo zu dieser Zeit auch der königl. Hof verweilen wird. Die Vorlagen der gemeinsamen Regierung befinden sich bereits im Drucke und werden gleich in der ersten Sitzung vertheilt werden. Betreffs deS Budgets für 1883 wird allseits bestätigt, daß das, selbe infolge des Wegfalls de- außerordentlichen Paci- ficationScreditS, sowie infolge der namhaften Steige rung der Zollerträgnisse sich wesentlich günstiger stellt, als der Voranschlag für das laufende Jahr. Dieser Umstand, sowie die Thatsache, daß in der österreichischen Delegation diesmal jene Partei die Majorität hat, welche auch über die Mehrheit im ReichSralhe gebietet, läßt die Erwartung berechtigt erscheinen, daß der Ver lauf der Session ein glatter sein wird und die Postu- late der Regierung auf keine ernstere Opposition stoßen werden. Prag, 13. October. Die gestern Nachmittags dem StadtrathSpräsidium angezeigte Resignation der bisher noch im Stadtverordnetencollegium be findlichen 5 Deutschen »st heute das vielbesprochene Ereigniß, zu welchem gewissermaßen die gestern Abend im deutschen LandeStheater stattgehabte, gegen den neuen Bürgermeister Vr. Cerny gerichtete Demonstration den Commentar bildet. ES brach nämlich ein lang anhal tender stürmischer Beifall aus, als in der Vorstellung deS „Faust" der eine vor dem Thor promenirende Bürger sagte: „Nein, er gefällt mir nicht, der neue Bürgermeister! Nun, da er'S »st, wird er nur täglich dreister." Die Resignation der vorerwähnte»» Stadt- vertretungSmitglieder erfolgte in gleichlautenden Schrei bet», aber ohne jede Motivirung. Trotzdem weiß jedoch seldstwrständlich Jedermann, warum nun der Austritt der 5 deutfchen Mitglieder erfolgt ist, die c» solange in der Prager Stadtvertretung au-gehalten haben. Zum Ueberfluß theilt übrigens der heutige „Pokrok" mit, die 5 Herren hätten diesen Schritt gethan, weil die JnstallationSrede deS Bürgermeister» 1>r. Cerny mit Ausnahme der wenigen DankeSworte nur in tschechischer Spracht gehalten war und weil darin Prag al» „slawisch" bezeichnet wurde. — Morgen werden sich also die Prag r Stadtverordneten bei der Wahl de» Bürgermeisterstellvertreters ganz untereinander befinden und brauchen nicht zu besorgen, daß gegen den Candldaten für diesen Posten, den Brauermeister Walisch, leere Stimmzettel abgegeben werden, wie die» feiten der deutschen Stadtverordneten bei der am 0. vor. MtS. erfolgten Wahl deS Or. Cerny zum Bürgermeister geschehen, welcher stumme Protest sich voraussichtlich bei der morgigen Wahl wiederholt hätte. — An der tschechischen Universität, und zwar an der juridischen Fakultät derselben, fand vorgestern das erste Rigorosum in Gegenwart eine» zahlreichen Studentenauditorium« Statt. Der Verein der tschechischen Rechlshörer beschloß an dem selben Tage die Erklärung, daß eS Pflicht aller tschechi schen RechtShörer sei, ihre Studien an der tschechischen Universität zu beenden und auch ihre Prüfungen an derselben abzulegen. „Wir sagen uns", heißt eS in der bezüglichen Erklärung weiter, „von aller collega- lischen Genossenschaft mit Denjenigen los, welche, die nationale Ehre und Mannhaftigkeit vergessend, geleitet durch, der idealen Bestrebungen der tschechischen Studen tenschaft unwürdigen Egoismus und Eigennutz, die Reihen der Hörer der deutschen Universität vermehren sollten." B>S zur Besetzung der Lehrkanzel des kano nischen Rechts an der tschechischen Universität, welche Lehrkanzel noch nicht errichtet ist, müßten aber immer hin auch die RechtShörer der tschechischen Universität daS kanonische Recht an der deutschen Universität hören, da dieser Gegenstand obligat ist. Mehrere derselben haben ihr Nationale dem Professor de« kanonischen Rechts an der deutschen Universität in tschechischer Sprache übergeben, was zur Folge hatte, daß dieser Professor die Annahme solcher Nationale velweigerte, was übrigens jetzt gar nicht auffollen kann, da man an der deutschen Universität nich» weniger, als an der tschechischen Universität den nationalen Charakter pein lich und streng zu wahren entschlossen ist. — Der Rector der tschechischen Universität, Prof. Tomek hat ^m Landtag seinen Sitz neben dem Rector der deut schen Universität eingenommen und vorgestern daS Ge- löbniß in die Hand des Oberstlandmarschalls geleistet. — Der akademische Senat der deutschen Univer sität hat beschlossen, für da» jetzt begonnene Studien jahr auf die Benutzung des großen Promotionssaale» gänzlich zu verzichten, nachdem für diese» Jahr die Instandhaltung der Aula mit dem großen Saale dem tschechischen Rector übertragen worden ist. Die Pro motionen der deutschen Doctorcandivaten sollen in dem sogenannten kleinen Saale stattfindev. Prag, 13. October. Man telegraphirt der „Reichend. Ztg.": Wie der Bürgermeister Ör. Cerny in der heutigen StadtratySsitzung berichtete, erklärte ihm gestern der Kaiser bei der Audienz, er hoffe, der selbe werde die Interessen der ihm so theuern Stadt Prag bestens wahren. Der Bürgermeister l)r. Cerny verlas hierauf die ResignatwnSzuschelften der deutschen Stadtverordneten und beantragte, denselben den Dank für ihr bisheriges ersprießliche» Wirken auszusprechen. Mehrere Stadträthe protestirten gegen diesen Antrag, weit in den betreffenden Zuschriften nicht die Ursache der Resignation angegeben sei. Nach einer länger» Debatte wurden schließlich die MandatSniederlegungen mit dem Ausdrucke des Bedauerns zur Kenntniß ge nommen. Morgen Nachmittags nach der Sitzung des Stadtverordnetencollegiums findet die Wahl zweier neuen Stadträthe an Stelle Brosche'- und Bendiener'S Statt. Buda-Pest, 13. October. Man telegraphirt der „Wien. Allg. Ztg.": Zum Schluffe der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses beantwortete der Minister präsident v. Tisza die Interpellation des Abq. Ro- honczy. Er führte in sehr ausführlich'! Rede die Haltlosigkeit der Anklagen deS Interpellanten gegen den Staatssecretär und die Organe des Communica- tionSministerium« aus und erklärte, daß die durch geführte Untersuchung nicht einmal den Schatten eines Verdachtes aus das CommunicationSministerium, noch auf dessen Beamte geworfen habe. mit gewissen nihilistischen Wühlern der russischen Hauptstadt in Zusammenhang stehe. Die genannte Zeitung knüpft an diese Nachricht folgende Betrach tungen über Nationalismus und Revolution: „Die Moskauer Nationalen gefallen sich bekanntlich darin, die westlichen Nachbarländer und namentlich Preußen al» die Quelle deS in die russische Gesellschaft einge- drungenen revolutionären Gifte» zu bezeichnen und den N»hili»mu» der „europäischen Cwilisatwn" und dem „faulen Westen" auf die Rechnung zu setzen. Bezüg lichen Anklagen begegnet man in der „vorgeschrittenen" Presse der russischen Hauptstadt ebenso häufig, wie dem unsinnigen Gerede, daß in den westlichen Pro vinzen eine preußisch-deutsche Propaganda im Gange sei, welche die ehemal» polnischen und die baltischen Grenzländer ihrem angestammten Herrscher zu entfremden trachte. Jetzt liegen Beweise dafür vor, daß da» um gekehrte Berhältniß obwaltet, und daß dieselbe revolu tionäre Wühlarbeit, welche in Irland, in Triest, in Galizien rc. von geschworenen Feinden der betreffenden Dynastien und Regierungen besorgt wird, jenseits der russischen Grenze in den Händen angeblicher Verthei- diger der nationalen Sache und der StaatSeinhelt liegt. Wir vermögen in dieser Thatsache kaum etwas Verwunderliche» zu erblicken. Nationalismus und Re volution sind eben nichts Andere», al» verschiedene Er scheinungsformen derselben Gedankens, der sich hier al» Auflehnung gegen geschichtlich gewordene ethnogra phische Verhältnisse, dort als Empörung gegen die bestehenden StaatS- und Gesellschaftsordnungen äußert, in beiden Fällen aber daS souveräne menschliche Be lieben an die Stelle organisch entwickelter Bildungen setzen und gottgewollte Schranken überspringen will." Tagesgeschichte. Dresden, 14. October. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für da- Königreich Sachsen ist daS 11. Stück deS Jahre- 1882 in der Au-gabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 68) Decret wegen Bestätigung der Genossenschaftsordnung der Genossen schaft für Berichtigung der Gösel bei Dechwitz, vom 23. September d. I.; Nr. 69) Verordnung vom 2. Oc tober d. I., die Abtretung von Gcundeigenthum be hufs Erweiterung de- Bahnhofs Mehltheuer nebst An- schtußstrecke der Mehltheuer - Weidaer Eisenbahn be treffend. * Berlin, 13. October. Ihre Majestäten der Kaiser und d»e Kaiserin empfingen vorgestern in Ba den-Baden den Bischof von Straßburg, vr. Raetz. — Wie die „Nat.-Ztg." vernimmt, hat Se. Majestät der Kaiser am 9. d. M. die Ernennung de» seitherigen Botschafters in Konstantinopel, des Grafen Hatzfeldt, zum StaatSfecretär des auswärtigen Amtes, sowie zum preußischen StaatSminister und Mitglied des StaatS- Ministeriums vollzogen. Damit nimmt ein Zwischen- zustand ein Ende, der seit dem am 20. Oktober 1879 erfolgte Tode des StaatSminister» v. Bülow gedauert hat. — Wenn die Auflösung der Berliner Stadt verordnetenversammlung nicht erfolgt, müssen im November die gewöhnlichen Ergänzungswahlen für ein Drittel der Stadtverordneten stattfinden. Dabei kommt auch ein Drittel der Stadtverordneten, welche vor 2 Jahren bei Erhöhung der Zahl der Stadtverordneten von 108 auf 126 hinzugetreten sind, zum Ausscheiden. Der Magistrat hat, laut der „Nat.-Ztg.", beschlossen, die Bezeichnung de» auSscheidenden Drittels, also der 6 von 18 Stadtverordneten, zu veranlassen und zu diesem Zwecke die AuSloosung derselben in der Stadt- verordnttenversammlung zu beantragen. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Der gegenwärtig zu Köln tagende Eongretz der Biwetallisten findet in dem Stande der europäischen Banken zur Zelt einen besonders gu ten Boden für seine Bestrebungen, daS Silber zu re- habiliren. Während im vorigen Jahre um diese Zeit der Goldbestand der englischen Bank noch 37 Millio nen Psd. St. betrug, ist er jetzt auf 20 Millionen gesunken. Bei der deutschen Reichsbank hat ein der artige» Zurückgehe» de» Metallbestandes allerdings nicht stattgefunden; eS ist aber wohl zu bedenken, daß hier ein Theil deS Metallbestandes überhaupt nicht in Gold, sondern in Silber besteht. Um so ungünstiger ist hier aber außerdem da- Berhältniß der ungedeckten Noten nebst den sonstigen täglichen Verbindlichkeiten der Bank und dem muthmaßlichen Goldvorrath. Jene belaufen sich nach dem letzten Bankausweis auf 987 Millionen Mark, während man den muthmaßlichen Goldvorrath bei einem Gesammtmetallbestande von 513 Millionen auf kaum mehr, als 350 Millionen schätzen darf. Noten sind 841 Millionen im Umlauf, die restante Dorfvandalen zu schildern, wie eS Auerbach oder Bitziu» lhaten. Johann hat eine Tochter, Jakob einen Sohn. Louise und Georg sind zu gegenseitigem Verfolgungs wahn erzogen und auch anfangs willig, sich ihm hin- zugeben. Doch die Liebe beschleicht ihr Herz, wir haben nun Romeo und Julia auf dem Lande (nach der Novelle „Ue« üsui fröre»" von Erckmann-Chairran) und jene L»ebe siegt endlich und e- siegt auch die mildere Anschauung der jüngern Generation über die der älter», indem Georg dem Herrn Vater und Onkel eine jener Bußpredigten hält, wie sie leider nur auf der Bühne und niemals im Leben vorkommen. Man athmet auf, daß der schleppende Schrittgang dieser rohen Conflicte endlich an unS vorübergegangen ist, denn der starre gewaltthätige DorfgeschichtSbauer erträgt sich noch eher in der Lectüre, als auf der offenen Scene de» Theater». Und dennoch nimmt da» Stück, dessen Erfindung so einfach und gewöhnlich ist, durch die concise Aus führung der Actionen und Gestalten, durch einige er quickende Zwischenscenen und durch die natürliche Ent wickelung die volle Spannung de» Publicum» in An spruch. Wir sehen, und da» ist leider zu beherzigen, eine solidere Arbeit, al» sie von den meisten modernen Drameufabrikanten Deutschland» geliefert wird. Hr. Porth und Hr. Jaffä spielten den Johann und Iakob Rantzau mit energischer Kraft und blieben dabei sehr natürlich, ja oft echt genrebildlich im Dia log, wclchem ja die Unterstützung durch Dialket und heimischen Anklang fehlt. Da» Liebespaar wurde von Frl. Link und Hrn. MatlowSky gegeben. Beide fanden mit Recht all gemeinen Beifall wie auch Hr. Marcks, der seinen Schulmeister durch ein sorgsame- Detailstudiu n der Rolle beachtenSwerth hob und durch ein sehr glück liches Treffen die sanguinische Beweglichkeit eine» alten Manne- wiedergab, der beständig viel Herz, doch nur in der höchsten Noth eine Anwandlung von Courage bekommt oder eigentlich erleidet. Da- war treffend herausgearbeitet. Auch Frau Bayer, Frl. Berg, Frl. Diacono und Hr. Bauer waren in einigen Episodenpartien für da- Gelingen der Ausführung thätig. Otto Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Hermann nickte. „Wir hatten gerade auf dem Wege von Freundschaft und von Rathgeben gesprochen", sagte er. „Ja, sich, daS erklärt Alle-!" rief Oskar mit wiederauflebender Freudigkeit. „Virginien- Vertrauen zu Dir kann meiner Liebe zum Segen werden — willst Du mein Fürsprecher bei ihr sein, Hermann?" Er hatte bei den Worten beide Hände des Pflege- bruderS ergriffen und blickte ihn mit innigem und zu- gleich bittendem Ausdruck an. Einen Moment lang ward eS dem Letzter»» schwer, seine Gelassenheit zu be wahren, dann aber sagte er doch ruhig: „Ich glaube kaum, daß Virginie meine- Worte» zu ihier Entscheidung bedarf — sollte sie aber irgend ein» von mir begehren, so darfst Du mir vertrauen, daß Du dasselbe nicht schaden wird." „Ich danke, o, ich danke Dir für Deinen Bruder sinn!' entgegnete OSkar, indem er den Freund zärtlich umarmte, „und ich begreife nur mich selbst nicht, wes halb ich nicht längst offen jede Regung meines Her zens mit Dir besprochen Habel" „Du hättest eS vielleicht thun sollen", sagte Her mann: „indessen lag eS wohl auch an mir, daß ich zu blind war, um nicht vom ersten Augenblick an zu wissen, wie die Sachen waren." „Gewiß, Hermann, gewiß!" lachte OSkar beinahe fröhlich. „Du hast eben »och keinen Sinn für der artig» Dingel Deine eigenen Pulst schlagen zu ruhig, deshalb achtetest Du nicht auf die meinen, darum ent gingen Dir die Anzeichen, die Dir meine Neigung hätten verrathen können." „ES muß wohl so gewesen sein", entgegnete Her mann „Nun aber — verzeih, aber ich möchte an meine Kranken denken." „Du hast recht, ich darf Dich nicht länger stören!" rief Oskar aufspringend. „Nun, Hermann, sei allen ein so guter Arzt, wie Du mir gewesen bist; ich bin ein anderer Mensch geworden, seit ich mit Dir ge sprochen habe! Ich meine, jetzt muß ich mein Ziel erreichen!" „Ich denke da- auch — fast wie Du!" sagte Her mann nur und legte seine Hand in die, welche Oskar ihm reichte. Damit nickte er ihm Lebewohl zu. — Al» Hermann allein war, ließ er sich auf seinen Sitz niedersinken und stützte den Kopf in die Hände. — Welchen Weg hatte er nun weiter zu nehmen? Einen Augenblick lang ging e» durch seinen Sinn, Abg Rohonczy erklärt sich mit der Antwort nicht w- friedcn. Er erörtert in mehr als einftündiger Rede, aus wel cher Basis seine Anklage geruht habe Für alle Anlchuldigungen mach» er Zeugen namhast und erklärt auch, kein Wort seiner Anklage zurückzuziehen. Unter Andern, erzählt er, Ingenieure hätten Ausnahmen bei der Untersuchung gefälscht; serner habe er, alt er sah, der Ministerpräsident wende der Angelegenheit nicht genug Aufmerksamkeit zu, bei dem Kaiser Audienz nehmen wollen Weinr erzählt Rohonczy, ein Grundbesitzer in Ungarn, der trotz wiederholter Mahnungen und Bitten eine Angelcgen- heit bei dem Eommunicationsministerium nicht zu Lude dringen konnte, habe dem Reichslagsadgeordneten Gabriel Barady (Schwiegervater deS StaalssccrelärS Hieronymi) ro» Ducaten gegeben, worauf die fragliche Angelegenheit fosort geordnet wurde. Dat sind vielleicht recht unglückliche Fannlilnverhalt- nisse! (Unruhe im Hause ) Die Erklärungen de» Minister präsidenten nennt Redner theilweije unrichtig Einmal sagt er: »Ich will nicht gerade sagen, daß der Minister die Un wahrheit gesprochen habe." Er theilt sodann mit, daß er bei dem Oberstaatsanwalt Kozma gewesen fei, demselben alle Falle mitgetheilt und sein Memorandum niedergelegt habe. Kozma versprach die sofortige Untersuchung, doch zwei Monate hin durch habe er (Rohonczh) vergebens gewartet, e« geschah nicht- Er forderte dann den Staatsanwalt aus, binnen 3 Tagen die Ui tersuchung eiuzuletten und da dies nicht ge schah, zog er daS Memorandum zurück Ec greift schließlich den Ministerpräsidenten an, den er übrigens hochschätze, und schließt mit den Worten: »Die Wahi heil wird erst bann klar- gestellt werden, wenn der Ministerpräsident nicht mehr aus seinem Platze sein wird." (kroße Sensation, stürmischer Bei- sall der Opposition) Der Ministerpräsident v. Ti-za antwortet, daß die Untermchung in Ordnung geführt worden sei Er erwidert aus die persönlichen Bemerkungen, daß er ruhig warte, dis Jemand an seinen Platz trete, bis dahin möge sich der Inter pellant gedulden. (HeiierkrU) Der Justizminifter Pauler will, entgegen der Haus ordnung, sprechen. (Großer Lärm ) Endlich läßt man ihn sprechen Er jagt, daß, wenn er auch in manchen Fragen von Anderen abweichen könnte (Panier spielt damit aus die Trsza- ESzlarer Affaire an), so werde er gewiß allzeit seine Pflicht thun. Die ganze Opposition nimmt die Antwort des Ministerpräsidenten nicht zur Kenntniß, doch wird die selbe schließlich mit Mehrheit angenommen. Preßburg, 12. October. (Pr.) Heute Nachmit tags elöffnete der Obergespan Graf Esztcrhazy die außeroldenttiche Generalversammlung deS Munt- clpatauSschusses. Er motivme die Einberufung dadurch, daß es sich um eine wichtige Angelegenheit handle, welche die Interessen Preßburgs lanigst berühre. ES sei der Wunsch der Regierung, ähnliche Excesje, wie die vorgefallenen, hintanzuhalten, die Urheber der selben und jene Organe die Strenge des Gesetz.» fühlen zu lassen, welche für die Ausrechthaltung der Ruhe in Stadt und Land verautwortl'ch sind. Er fordert schließlich die Anwesenden auf, siH auszusprechen, was im Interesse des Ansehens der Stadt und deS Vaterlandes geschehen solle. Der Repräsentant PlSztory bringt zwei Interpellationen ein: l) Bestand oder befiehl hier ein Antiscmitenverein; hält der Sladthauplmann di. Existenz «ine- solchen ohne die Mini- sterialsanclion sür erlaubt; hatte er Kenntniß von Sammlungen des.Grenzdoien" sür Zw.cke der Dresdner Anlljemitencomiiö-; hält er sür erlaubt, daß solche Sammlungen staltfinden welche weder mit den K.rundjätzen der Nächstenliebe und Humanität, noch mit den Pnncipien der bürgerliche,. Gleichberechtigung zu vereinbaren sind? Die s. Int rpellation, welche an den Bürgermeister gerichtet ist, fragt, ob es wahr sei, daß gegen den Repräsen tanten Eisenstädier wegen dessen in der vorigen Versamm lung gesprochenen Wone durch den Staatsanwalt das Straf verfahren ringelcitet wurde und ob der Bürgermeister es sür zulässig halte, daß die Repräsentanten sür DaS, was sie in der Sitzung sprechen, durch deu Staatsanwalt zur Verantwortung gezogen werden? Der Bürgermeister antwortet, daß er nicht der Meinung sei, daß ein Repräsentant wegen seiner Aeußerungen zur Verantwortung gezogen werden könne. Der Stadthauptmann antwortete, daß in ganz Ungarn kein antisemitischer Verein mit Genehmigung des Ministeriums bestehe; dagegen wisse die ganze Welt, daß eine antisemitische Bewegung exfftirt, einem Verein aber, dessen Statuten ministeriell nicht genehmigt sind, werde er stets energisch entgegcntreten uno fernere Sammlungen nicht dulden. Schließt ch wird der Militärbehörde der Dank ausgesprochen für deren energisches Eintrelen bei Bewältigung der Wirren, und eine 5gUedrige Specialcommijsion exmütirt, welche über alle Geschehnisse und auch darüber, inwiefern die amtlichen Organe ihre Schuldigkeit erfüllt haben oder nicht, einen detaillirten Bericht zu erstatten hat. Bern, 13. October. (Tel.) Die im Gange befind lichen Werbungen für Aegypten sind vom Bun- deSrathe verboten worden. Sämmtliche CantonSregie- rungen wurden eingeladen, dieser Verfügung sofort mit allen gesetzlichen Mitteln Vollzug zu verschaffen. — Wie man der „Z. P." mittheilt, hat der m Genf für Aegypten thätlge Werbeoffizier sich von den Schweizern, welche bei ihm ihre Anmeldung zum Ein tritt in den Dienst deS Khedive vorbrachten, ihre Dienst daß er fort von hier, jede Verbindung mit Virginien auf ein Mal abschneiden wolle, gleich wie Oskar'S Mutter daS Mittel der eigenen Entfernung gebraucht hatte, aber er verwarf den Gedanken bald wieder: seine Kranken rechneten auf ihn — er durfte sie nicht ver lassen, er mußte hier bleiben! Aber eS war natürlich, daß er Virginie nicht wiedersah, daß er jeder fernern Begegnung auSwich, nur so konnte er den Verzicht auf sie ertragen, und dann — er mußte noch einen andern Gedanken ins Auge fassen, obwohl er zuerst scheu vor ihm zurückgewichen war: es blieb möglich, daß ihr eine Ahnung von seinem Empfinden gekommen war und daß dieselbe eine verwandte Regung in ihrer eigenen Brust wach ge rufen hatte — er mußte alle Kraft und allen Ernst aufbieten, daß diese Regung sich nicht weiter ent- falliete, daß Virginie zu ihrer ursprünglichen Neigung zurückkehrte. Hielt er sich aber fern von ihr, so war dies Ziel bald erreicht. Oskar täuschte sich gewiß nicht in seiner Zuversicht, Laß er nicht lange vergeben» um sie werben würde, denn wie Vieles sprach nicht zu Gunsten d S reichbegabten und liebenswürdigen jungen Mannes! Es konnte kaum ander» sein, al» daß sie ihn nur um einer neckischen Laune willen einen Mo ment lang einem Andern nachgestellt hatte! E» lag klar vor seinen Blicken, wie e» werden mußte! O»kar und Virginie wurden glücklich; und er — nun es konnte ja sein, daß ein Mal die Zeit kam, wo er wirklich so ruhig war, w»e er jetzt vor jedem fremden Auge zu erscheinen hatte! O-kar hatte e» richtig bezeichnet, al» er sagte, seine Werbung habe über Virglnie Bestürzung gebracht; nur besaß er selbst keine Ahnung von dem Umfang unh
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