Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-14
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
k». (»U» >» <»»» IllX <»„ »t» »I< N»X»I>. »>- «.»L, I v«x- » x»a» ^»«11 Mt« X, MI»»« r»L <»»» -». i»" t I^Ip« I Vor» > .»). 1,i> I7, »»r . I^Ipx Ikok». »««»<» l», <»oi 8»»». »>. rtor»'» ». <„« 8,7, , X!»». SXdXx - > XI»». t Vor». 8»«Ii». «XI—. >«r dl, >ur dt, >»- dir »OkE or». 11^»>> X <»» >, >.12.« v trvd, u, 8.» , ».»> ^d«»I, s. «de ^S240 ^doo»kiuiot8prvl»r I» <i,ot,«d,o L,iek,: iLkrlielir.... 18 Uxrll. ^)LürIieti: 4 Kxrk KO ?s. l/Uirelii« HuiowvrQ: 10 ks. L»»««rkxld de« 4eut«olisu Roied«, tritt kost- uod Ztompvlruiotili»^ dir»». lasvraleoprel,«» kür 6so Raum einer ^««pxltenen kstitrsil« 20 kk. Onter „Kin^enandt" die 2«ile bO ?k. Lei 1'xdeUeo- und ^idsrnsatr SO ^utsetil»^. ürsekelnen: iLxlieli mit ^usnrikms der 8ann- und koierta^s ^Vvnd« für den tollenden Tonnabend, de» II. Octeder. 1882. ZiW-nnImmal. I»»er»teo»on»kme »»»»«lti'l«! H Lrandstettev, t)owwi«iooLr de« Dresdner dournxl»; Lxmdnr^ v«rNo - Vi«u l.,tp,iU Sx»,I Lr„Ixi> rrxxktürt ». N.: //aa»en«ee,n et kvAtrv, »«rUL-VtovH^lldoiF- ?r»U-L,jp»iU-rr«ikkart X U. Aanrdon: /tuet / v«rUd: Znratidrndanl:, Lromou: 8c1dotte, vr«»l»».- /. LtanAen'» Lurrai« fLmU Lat»ath-, rrxnktar» ». N.: L. ^aeAer'sotis Luctilixndluv^; OSrUl«: S. LkÄter; N«noov«r: <7. SckMuiler, kxrt» v«riio - rrxnktnrt x ».- SluUsart: Sandris 6o., L»wdurx: ^1d. Ste»»»er. Verantwortli he Nedaction: Oberredacteur Nudolf Günther in Dresden. Nersusxvdsrr Löoiet. Lipedition de« vre,dner lourvxl», Dresden, Xvin^erstrx»« Ho. 20. Ämtlichcr Theil. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgemeinde Pulsnitz betreffend. Dem Stadtrathe zu PulSnitz ist ,',u der im Ein- verständniß mit den Stadtverordneten beschlossenen Anleihe im Betrage von Zwei Hundert Tausend Mart (200000 Mk.) gegen Ausgabe von, auf den Inhaber lautenden und planmäßig auszuloosenden, bis dahin aber mit Bier (4) vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maßgabe deS vorgeleqten AnleiheplaneS, sowie der Schuldscheine nebst ZmSleisten und Zinsscheinen die Genehmigung ertheilt worden. Dresden, am 4. October 1882. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Nostitz-Wallwitz. v. Könneritz. Münckner. Nichtamtlichkr Theil. Uebersich 1: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. LageSgeschichte. Dresdner Nachrichten Provinzialnachrichten. Berauschtes. Statistik und VolkSwirtbschaft. Feuilleton. Telegraphische Witterungsberichte. Kirchennachrichten. TagrSkalender. Beilage. Bvrsennachrichten. Lelegraphische Nachrichten. Köln, Freitag, 13. October, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der internationale Bimetal- listrncongreß nahm einstimmig folgende Resolu tion an: Um ein festes Werthverhältniß zwischen Gold- und Silber herzustellen, ist eS für England und Deutsch land wünschenSwerth: 1) Daß in beiden Ländern der Gebrauch deS Sil bers durch Prägung voUwerthiger Silbermünzen neben der Silberscheidemünze vergrößert werde. 2) Daß Deutschland alles Gold und Papier unter 10 Mark einziehe. 3) Daß Deutschland kein weiteres Silber ver kaufe. 4) Daß die Bank von England von ihrem existi- rentnn Rechte Gebrauch mache, Silber als Theil ihre^. Reserve zu halten. Die auf dem bimetallistischen Congreß an wesenden Reichötagöabgeorduetrn beschlossen die Einbringung eines Gesetzentwurfes, betreffend die Umänderung deS MünzgesetzeS dahin, daß voll- wichtige Zweimarkstücke geprägt, die vorhandenen Thaler beibehalten werden und diese in allen Zahlungen als vollgiltig anzunehmen seien. Wien, Donnerstag, 12. October» LbendS. (Tel. d. Boh.) DaS SanirungSproject der Prag- Durer Bahn erhielt die Genehmigung de« Finanz- Ministers, sowie deS MiuisterrathS. Der Berwal- jUngSrath der Prag-Durer Bahn ist infolge dessen Feuilleton. Redigirt von Ltto Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) EL ließ sich vielleicht am andern Morgen nicht ganz verkennen, daß die Farbe auf Hermann'» Wan gen etwas matter denn gewöhnlich erschien, wie wenn sie durch eine geistige oder körperliche Anstrengung gebleicht worden wäre, sonst aber verrieth nichts in seinem Aeußern, was während der Stunden der Nacht in seinem Innern gewühlt, wie tief er die Sonde in dasselbe geführt und welche Erkenntniß er sich errun gen hatte Eine doppelte Klarheit war ihm gekommen: er wußte eS jetzt, daß das süßeste aller Gefühle, welche die Menschen kennen, in sein Herz eingezogen war, daß er nicht ein bloseS Wohlgefallen, daß er echte, tiefe Liebe für Birginie empfand, und zugleich, daß er gewaltsam gegen dieselbe Liebe verfahren mußte — er durste nie um ihren Besitz werben I Zwar, um sich dies fest und ruhig sagen zu kön nen, war seine ganze ManneSkrast nöthig gewesen, aber er hatte sie aufgeboten und sie hatte ihm geholfen, und er fühlte auch, daß sie ihn nicht wieder verlassen würde; — und al» Oskar in der Frühe de» Morgen- zu ihm kam, „um ein Plauderstündchen mit dem Pflegebruder zu halten/ wie er sagte, da zeigte Her mann ihm eine so klare Stirn, ein so ruhiges Auge wie immer. Der junge Mann war mit jener Phrase, die nur schriftlich verständigt worden, daß die Regierung beschlossen hat, die Concesfion für die Linie Klo- stergrab-Mulde auf Grund deS LocalbahngesetzeS zu erthrilen. Für den Kall der Betrieb-Übernahme oder der Verstaatlichung ist die parlamentarische Genehmigung erforderlich. Prag, Freitag, 13. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Sämmtliche deutsche Stadtverordnete haben ihre Mandate niedergelegt. (Bgl. die „TageS- geschichte".) London, Freitag, 13. Oktober, Mittags. (Tel. d Dresdn. Journ.) Der erste Lord der Admiralität, Earl Northbrook und der Generalpostmeister Faw cett waren gestern alS Ehrengäste beim Festmahl deS ReformclubS in Liverpool anwesend. Die Tischrede Nvithbrook'S behandelte die britische Politik in Aegypten. Der Sieg der britischen Waffen habe die vorher auSgedrückte Politik der Regierung nicht verändert, Englands Einschreiten in Aegypten verfolgte keine selbstsüchtigen Zwecke und würde nur durch das Umsichgreifen der Anarchie veranlaßt; die Regierung wolle Aegypten nicht annectiren oder regie ren, es aber auch nicht in Anarchie zurücksallen oder unter Controle anderer fremder Mächte gelangen lassen. England beanspruche nicht exclusive Gewalt über den Suezcanal, aber die freie Einfahrt der britischen Kriegsschiffe dürfe weder durch Kriege noch in Frie denszeiten gefährdet werden. An diesen Principien werde die Regierung festhalten. Ungeachtet ihrer großen Erfolge und dadurch gewonnene Stellung in Erreichung ihrer Ziele handle die Regierung im Ein vernehmen aller eurlpäischen Mächte, welche sie über zeugt habe, daß sie sich mit keinen anderen Absichten, als den auSgedrückten trage. Die Großmächte haben daher auch vollkommenes Vertrauen in die künftige Haltung Englands. Dresden, 13. October. In den parlamentarischen Körperschaften Oester- reich-UngarnS will die Judenfrage nicht zur Ruhe kommen, obgleich dieser Tage der niederösterreichische Landtag über einen Antrag des Abg. v. Schönerer, die Regierung aufzufordern, unverzüglich die zur Re gelung der Judensrage geeigneten Maßregeln zu er greifen, durch Uebergang zur Tagesordnung fast ein stimmig das „parlamentarische Standrecht" publicirte und an der eben angekündigten, noch nicht einmal ver lesenen Petition unverzüglich das erste abschreckende Beispiel statuirte. Mag die Schönerer'jche Bittschrift ihr Schicksal auch vollauf verdient haben, so wirft dieser Vorgang doch ein eigenthümlicheS Licht auf das parlamentarische Leben. Mit großem Lärme hat man in die sogenannten Staatsgrundgesetze auch den Artikel ausgenommen, daß das freie Petitionsrecht Jedermann gewährleistet sei. Nach diesem Artikel des StaatS- grundgesetzeS kann man um Alles ansuchen, um Proclamirung der Republik oder um die Abschaffung Gotte-; über die „Gleichberechtigung der Staatsbürger", eine der „Säulen des modernen StaatSlebenS", ist bei den Liberalen aber jede Meinungsäußerung streng verpönt. Daran, daß es je nothwendig werden würde, gegen den erwähnten Artikel deS Staatsgrund- gesetzeS das parlamentarische Standrecht zu publiciren, haben die Urheber jenes Artikels gewiß nicht gedacht. Und doch sind seit Beschließung jene- Artikels kaum erst 15 Jahre vergangen. Was wäre wohl der Staat, wenn er wirklich auf derartigen „StaatSgrundgesetzen" beruhte? Schwerlich ist mit dieser standrechtlichen Be handlung der Bittschrift der „antisemitischen Bewegung" ein jäheS Ende bereitet und die Behauptung gewisser Blätter, daß eS in der cisleithanischen Reich-Hälfte eine Judensrage überhaupt nicht gebe, erwiesen worden. Dem entschieden liberalen Berner „Bund" schreibt die Absicht auf eine oberflächliche Unterhaltung kund gab, eingetreten und hatte sich dabei selbst zu einer gewissen Unbefangenheit in Ton und Haltung gezwun gen, aber wie irgend ein Zwang, eine Verstellung überhaupt nicht zu seinem Wesen paßte, so ward es ihm rasch zu einer Unmöglichkeit, die Maske noch länger zu tragen, und schon nach einer Minute trat er mit gänzlich verändertem Ausdruck auf Hermann zu, ergriff seine Hand und rief auS: „Hermann, es muß klar werden zwischen uns — sage mir um GotteS Willen, wie stehst Du mit Vir ginien? — ich muß eS wissen, der Zweifel und die Angst tödten mich sonst I" Weder die Wimper, noch die Lippen des jungen Arztes zuckten, als er entgegnete: „Ich hoffe, daß Birginie mich ihren Freund nen nen wird, wie ich es ihr immer gewesen bin und wie ich eS im aufrichtigsten Sinne bleiben werde." „Nicht mehr, wirklich nicht mehr?" fragte OSkar und sah dem Pflegebruder forschend ins Gesicht. Hermann lächelte — daß dies Lächeln ein eigenthüm- lich schmerzhaftes war; entging dem Freunde — und sagte ruhig: „Ein Freund sein, kann im Leben viel bedeuten — wem eS nicht genug scheint, der muß selbst ein leidenschaftliches Gefühl nähren: eS bedarf Deiner Veisicherung nicht erst, daß Du Birginie liebst." „Ach, gottlob, so weißt Du e»!" rief Otkar au- erleichtertem Herzen und schlang seinen Arm um Her mann'- Schulter; „sieh, da- war mein Trost in diesen Tagen, alS ich fürchtete ach, e« ist zu thöricht, daß ich nahe daran war, einen Groll auf Dich zu werfen!" „Einen Groll? gegen mich?" fragte Hermann ver« wundert und halb vorwurfsvoll. man hierüb r auS Wien: Allerdings sind rohe Aus schreitungen L I» Preßburg vorerst in Wien oder überhaupt in unserer Provinz kaum zu besorgen. Daß aber eine judenseindliche Strömung in einem Theile der Bevölkerung vorhanden ist, das wird Niemand, der mit den hiesigen Verhältnissen bekannt ist und der Wahrheit die Ehre geben will, leugnen können. Man muß zwischen „Judenhetzen" und der „Judenfrage" unterscheiden. Jeder gebildete und wohldenkende Mensch wird die ersteren unbedingt verdammen und von der Staatsgewalt verlangen, daß sie mit allen ihr zu Ge bote stehenden Machtmitteln dagegen einschreite. Mehr noch: Juden sowohl als Christen müssen wünschen, daß eS zu gewaltthätigen Ausbrüchen de- Judenhasses gar nicht komme. Welche Maßregeln getroffen wer den müßten, um dem vorzubeugen und die Judenfrage selbst auS der Welt zu schaffen: das ist, wenn der Grundpfeiler des modernen Staate-, die staatsbürger liche Gleichberechtigung, nicht erschüttert werden soll, eine überaus schwierige Aufgabe. Je schwieriger aber die Frage ist, desto nothwendiger ist es, daß deren Erörterung in die Hände von Männern gelegt werde, welche wissen, was dabei aus dem Spiele steht, und leidenschaftslos darüber zu urtheilen vermögen. Wenn die Cholera oder irgend eine andere epidemische oder endemische Krankheit in einem Lande auftritt, so halten es die Behörden, denen in den Nachbar staaten die öffentliche Gesundheitspflege obliegt, für ihre Pflicht und Schuldigkeit, vorbeugende hygie nische Maßregeln zu treffen. Wäre eS besser, wenn sie so lange warteten, bis die Seuche die LandeSgrenze schon überschritten hat? Nein, das wäre ebenso klug, wie da- Verfahren deS Vogels Strauß, der bei nahen der Gefahr den Kopf in den Sand vergräbt. Warum sollte die Judenfrage nicht einen akademischen Gedanken austausch vertragen? Die Juden selbst können un möglich dieser Meinung sein; sie würden sonst ein räumen, daß sie in die Gerechtigkeit ihrer Sache wenig Vertiauen setzen. Er stellt sich bei der Besprechung des Gegenstandes durch berufene Männer vielleicht heraus, daß jede AuSnohmemaßregel zu Ungunsten der Juden mehr schaden, als nutzen würde. Wird diese Erkennt- niß allgemein, so ist der erste Schritt zur Hebung des gesellschaftlichen Uebel-,daS alleMenschenfreunde beklagen, gethan. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, ist es meines Erachtens nicht wohlgethan, der Erörterung der Judensrage so ängsttich oder so demonstrativ auS- zuweichen, wie die- der niederösterreichische Landtag gethan hat. Mit Fragen, wie die antisemitische, geht es wie mit Gespenstern: fest ins Auge gefaßt und unerschrocken darauf losgegangen, erweisen sie sich als Sinnestäuschungen oder Hirngespinnste. Unterläßt man es, die Sache aufzuklären, so kann leicht bei abergläubischen Menschen die Meinung zurückbleiben, es möge an dem Gespenst doch etwas gewesen fein. UeberauS lehrreich gerade für die stets größere Dimensionen annehmende antisemitische Bewegung ist die ausführliche Darstellung, welche der streng dy nastische und katholische Geschichtsschreiber Alexander Frhr. v. Helfert in seinem „Oesterreichischen Jahr buche" dem „Volke aus Palästina" seinem Geschicke vor 1848 und in dem Revolutionsjahre widmet. Nach emer Schilderung der den Charakter der Juden viel fach schädigenden Erniedrigungen im bürgerlichen und staatlichen Leben fährt er fort: „In Fabrikation und Handel führte der Jude einerseits knickensches, anderer seits unsolides Gebühren ein .... wo er im offenen Lande Raum gewann, begleitete nicht bloS vermögent- licher Niedergang des Bauernstandes, sondern auch mehrfache sittliche Verderbniß seine unheilvollen Schritte, weil sie das Landvolk mit allerhand Genüssen bekannt machten, die Weiber zu Auslagen auf Putz oder Lecker bissen verleiteten, bei dem Gesinde Stehler und Hehler groß zogen. Einen lchweren Vorwurf machte man in „Ja Hermann — vergieb es mir nur jetzt: ich gönnte Dir den Vorzug nicht, den Virginie Dir gab, noch gestern!" „ES wird eine ihrer neckischen Launen gewesen sein!" sagte Heimann. — Er sprach diese Woite in di-sem Augenblick auch zu sich selbst und kämpste mit ihnen eine neue, wenn auch ganz leise Regung in seinem Herzen nieder, Oskar aber rief lebhaft: „Du bezeichnest es gewiß recht! Ich selbst sagte eS mir schon, eS sei ihr vielleicht weniger darauf ange kommen, Dir eine Gunst zu erweisen, denn mir eine Neckerei zuzufügen, als sie auf Deine Begleitung drang, wie sie ja überhaupt gern nick«, und ich lallte die Sache leicht nehmen. Aber trotzdem brachte sie mich zuerst außer mir, und ich hatte Mühe, nur die nothdürftigste Haltung zu bewahren!" „Liebst Du Virginie schon lange?" fragte Her mann. Der junge Mann fuhr sich mit der Hand durch sein lockige- Haar „Wenn ich mich darauf besinnen will, so ist'- mir, als hätte ich sie schon atS Knabe geliebt, trotzdem eS mich damals oft reizte, unartig gegen sie zu sein, denn eS liegt ernmal in meiner Natur: ich brause nicht selten gegen Die am meisten aus, die mir eigentlich am liebsten sind. Doch darüber gehe ich weg, denn jedenfalls war meine Empfindung, wie sie heute ist, erst al- ich vor einem halben Jahre von der englischen Reise zurückkehrte und Birginie, die inzwischen ihie Pension verlassen hatte, hier als da» schöne und virlgeseirrte Mädchen wied-rsah. Bon dem Augenblick an reizte e» mich, ihre anderen Bewerber au» dem Felde zu schlagen, sie mir selbst zu erobern!" Böhmen den Juden; wo sie feien, da jei das Gesinde vom rechten Wege obgebracht, dort bringe der Dieb gestohlene Sachen leicht an u. s. w. Wenn man aber den Juden ihren Hang zum Hausiren, zum Handeln vorwarf und sie anklagte, daß sie niemals Schlosser, Schmiede u. s. w. würden, so ist da« sehr erklärlich; sie lieben eben keine Arbeit, bei der die geistige Be wegung sehr gering ist, und dürsten auch kaum die körperlichen Kräste für jene Beschästigungen besitzen. Wenn die Juden damals und jetzt über religiösen Fanatismus klagten, so verschoben sie bewußt oder unbewußt den Hauptpunkt der Frage; sie sind eben als Nation aufzusassen, „als Nationalität von unleug bar günstigen Anlagen urd GeisteSgaben", aber auch, wie Mommsen sagte, als wirksames Mittel zur Zersetzung der Völker. Entschieden aber auch als politisches Zer setzungsmittel. Als solches zeigten sie sich 1848 und seit dem bis auf den heutigen Tag. Denke man sich in Oesterreich die Juden anSgetrieben, so werden nicht bloS die Buch- und Kunsthändler den Ausfall spüren, nicht bloS die VorlesungS- und Concertsäle werden be denkliche Lücken aufweisen, sondern vor Allem die Macht der politischen Opposition wird ungemein ver mindert sein; denn der Jude hat nun einmal eine fortschrittliche Natur." Dieser „fortschrittliche" Geist, welcher e» liebt, mit dem politischen Martyrium sich zu brüsten, während Baron Helfert die Behauptung, in den Märztagen deS Jahres 1848 seien in Wien viele Juden für die Sache der Freiheit gefallen, widerlegt und nachweist, daß nur ein Techniker Heinrich Spitzer au- Bffenz in Mähren nicht wie ein hebräischer Winkelried, nicht al» Bor kämpfer und Redner der Freiheit, sondern als un schuldiges Opfer einer auf die sich drängende Men schenmenge abgegebenen Salve gefallen ist, hat die Macht deS JudenthumS im bürgerlichen und staatlichen Leben begründet und in demselben Maße gesteigert, als der aller Religion bare ScheinkatholiciSmu» immer weitere Kreise ergriff und leichtfertige Verneinung die Quellen deS religiösen Bewußtsein- verschüttete. Wie wenig dieser „fortschrittliche" Geist geneigt ist, in eigenen Angelegenheiten Ordnung zu schaffen und dringend nothwendige Verbesserungen einzuführen, ha ben dieser Tage die Verhandlungen deS galizischen Landtags zur Genüge erwiese». Derselbe erörterte Klagen über die Verwaltung der Judenschaft und faßte einen Beschluß, welcher von der Regierung eine durchgreifende Reform der confessionellen Verhältnisse der jüdischen Bevölkerung verlangt, durch welche auS dem Wirkungskreise dieser Gemeinden und ihrer Vor stände Alles auSgeschieden werde, was die Sphäre der bürgerlichen und VerwaltungSgesetze berührt. DaS Wiener „Fremdenblatt", welches in diplomatischen Dingen die Anschauungen des auswärtigen Amtes mit Geist und beredtsamer Eleganz zum Ausdruck bringt, in jüdischen Angelegenheiten aber seinen Begründer, den Baron Gustav Heine-Geldern, dem allerdings die feine UrtheilSbegabung seines Bruder« Heinrich fehlt, mit leidenschaftlichen Erörterungen zu Worte kommen läßt, bemerkt zu diesem B schlußantrag, „welcher in der Eigenart der galizischen Verhältnisse wurzele", Fol- gendeS: „Den LultuSgemeinden soll jede die allge meinen politischen Verhältnisse oder die Rechtspflege berührende Besugniß entzogen werden. Wenn einzel nen Judengemeinden, welche ihrer Aufgabe nicht ge wachsen sind, die Führung der StandeLregister entzogen, wenn dem Treiben wie der Willkür fanatischer Rabbiner gesteuert und der Obskurantismus, weicher in mancher Ecke deS Landes noch sein mumienhaftes Dasein zu fristen bimüht ist, gebrochen werden kann, so wird damit dem staatlichen Bedürfnisse und dem Fortschritte der Zeit die Bahn eröffnet. ES giebt auch hier noch manches Werk der Befreiung des Geistes zu vollenden und manche F-sseln zu sprengen. Der galizische „Und sie selbst — nahm sie Deine Huldigungen an?" fragte Hermann eindringend. „BlS zu einem gewissen Grade — ja!" entgegnete der junge Mann. „Du hast selbst gesehen, wie sie mit mir verkehrte. Ich durfte mir bald sagen, daß ich ihr am meisten gatt von allen Denen, die sie um schwärmten, nur — lache mich nicht au-, Hermann! — etwas fehlt mir noch an ihr, etwas hielt mich noch immer zurück, offen um ihre Hand zu werben." „Nun?" fragte Hermann gespannt. Oskar war roth geworden und lachte doch zugleich. „Nenne eS meinetwegen meine Eitelkeit, daß ich nach etwas Anderm verlangte al- ihre Unbefangenheit; sie sollte selbst erst daS Hangen und Bangen gelernt ha ben, bevor sie mein Geständmß empfing; nicht bloS neckisch auch feucht schimmernd wollte ich ihr Auge sehen, darum drängte ich die Erklärung immer wieder zurück. — Sprich nicht!" setzte er hastig hinzu, „ich weiß nun, daß ich thöricht war und ick> will jetzt ihre Liebe nur, wie sie mir sie geben will! Ich sagte ihr daS gestern auf dem Balle, al- die Leidenschaft mich plötz'ich Hinriß und ich chr Alle- gestehen mußte!" „Und sie — wie nahm sie Deine Werbung auf?" sagte Hermann nach einem momentanen Stillschweigen, das er gebraucht hatte, um Herr über jeden Ton seiner Stimme zu bleiben. „Wie Du daS so ruhig fragen kannst!" rief O-kar fast vorwurfsvoll — „Du hast keine Ahnung von d m Fieber, da- mich tert jener Minute verzehrt! — Sieh', Hermann, ich hatte wohl recht, wenn mir Vir ginie immer vor kam wie eine KnoSpe, die sich noch gar nicht der heißen Sonne geöffnet hatte: mein Wort erschreckte sie, al- ob e» etwa- Betäubende- für sie
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite