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Dresdner Journal : 03.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-03
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 03.10.1882
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W 230 Dienstag, de« 3. Octobcr. 1882, «tdooo«we»t8prel»r Im äsatick«» L«i«k«: ^Ltlrlioti: . . . 18 ^jLtlrlictl: 4 >I»rtc 50 kk. Liar«lo» ^uwwvrv: lOl'k. Llr—«r>uOd de» deutickev kvicds» tritt?o»t- uud 8tewpelru»cl«1»^ diom. l»8«r»t»»prel8er kür den k»uw einer ^ksp»it«n«ll ?etitrsils 20 kk. Vvt«r „Lio^e»»iidt" di« 2eils 50 ?k. ö«i 1»d«Ueo- und ^iffsrn,!ttr 50 ^us,edI»K. Lrieketoeu r T^klicli mit XoinLiuns der 8ovo- und keiorts^» dtdend» Kr d«n sollenden 1»^. DreMerImmal. 1o»er»t«i»»»a»kme »u»«Lrt,r n. Lra^dÄrttrr, OomlUEvnLr de» l)re»doer dourn»!«; «»mdiuF >«rlt» Vj«o l^tp^U L—I >r„>»« rnu»tt»rt ». N.: //aa»en«triM et ^oA/rr, L«rU»-Vi»o U»«d»rx kr», - 1-»ip»tU kr»nil5i»rt ». N.-2lk»eL»»: d«u«e,- >»rlia: /«iräiidendanit, Lr«m«n: L' Lc^iotte, >r„I»a i /. Lta-Arn'i Li-r««« kr»»ktilr4 » A : L' ^aeAer^ioke öuetrluuulluo^; ObrUt»: ^tatter, U»»L«v»r: <7. ter, t»rt» L«rUn Lr»n^kar3 ». ».- »tntt^it: 7>a«t-e et 60., L»wd^. atet, Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N « r » » , x « d e r: Lünisl. Lipedition d«, vi«dner dourn»!», Dr«d«o, 2vin8«r»tr«u»s tko. 20. Äintlicher Theil. Dretdeu, 2. October. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Archivrathe Dr. Paul Hassel in Berlin die erledigte Stelle des Direktors de» HauplstaatSarchiv», unter Ernennung zum Geheimen RegierungSrathe, zu übertragen geruht. Dresden, 2. October. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den zeitherigen Directorial- assistenten am Königl. Antiquarium und Privatdocenten der Archäologie an der Universität zu Berlin, l)r. Georg Treu zum Professor der Kunstgeschichte und Mitgliede de» akaoemischen RatheS an der Königl. Akademie der bildenden Künste, zum ordentlichen Pro- sessor der Kunstgeschichte am Königl. Polytechnikum, sowie zum Director der Königl. Antikensammlung und des Museums der GypSabgüsse zu ernennen. Dresden, 2. October. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem königlich sächsischen Konsul Eduard Frege zu Hamburg da- Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Dresden, 2. October. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß von den Nachgenannten, inSgesammt zu Dresden, die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen denselben verliehenen Decorationen und zwar der rothe Adlerorden II. Elasse vom Polizeipräsident Schwauß, der rothe Adlerorden IV. Elasse vom Cri- minalrath Weller, der Kronenorden II. Classe von dem Oberbürgermeister vr. St übel und dem Stadtverord netenvorsteher Hofrath Ackermann, der Kronenorden III. Llasse von dem Polizeihauptmann Nehrhoff von Holderderg und dem Stadtralh Teucher, der Kronen orden IV. Classe von dem Lriminalpolizeicommissar Paul angenommen und getragen werden. Dresden, 29. September. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhestand tretenden HauSmann im Finanzkanzleigebäude, Karl Heinrich Eduard Bach mann, da- allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Die Kreishauptmannschaften, AmtShauptmannschaf- ten und Polizeibehörden werden hierdurch davon in Kenntnlß gesetzt, daß für die im Jahre 1883 au-zu- stellenden Paßkarten der hellblaue Unterdrück ge wählt worden ist. Nach der Verordnung vom 17. Juli 1870, den Vertrieb von Druckformularen für die Polizei- und Verwaltungsbehörden betreffend (Gesetz- und Verord nungsblatt vom Jahre 1870 Seite 269) haben die Obrigkeiten die Einsendung der bei ihnen etwa am Schluffe dieses Jahres noch vorhandenen ungebrauch ten Paßkartenformulare vom Jahre 1882, zum Be- hufe des bei dem Bezüge der für das 1884 bestimm ten Formulare zu bewirkenden Umtausch», gleichzeitig mit der spätestens am 1. October 1883 zu bewerk stelligenden Bestellung neuer Formulare au-zuführen und, dafern der Umtausch der zurückgegebenen unbe nutzten Paßkartenformulare vom Jahre 1882 nicht gewünscht wird, deren Bezugspreis an dem nach tz 3 der obangezogenen Verordnung mit der Bestellung einzusendenden Geldbeträge in Abzug zu bringen. Werden unverbrauchte Paßkaxtenformulare vom Jahre 1882 zu einer späteren Zeit, als der oben an gegebenen, «„gesendet, dann findet weder Umtausch, noch Vergütung de» Bezugspreises statt. Dresden, am 29. September 1882. Ministerium des Innern, zweite Abtheilung. Für den Abthe,lungSdirector. Häpe. Gebhardt. Feuilleton. Redigitt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Den 1. October wurde H. Marschner'» romantische Oper »Der Temp ler und die Jüdin" gegeben. In mehreren Partien neu besetzt, gut und sicher einstudirt unter Direction de» Hrn. Kapellmeister» Kriebel, war die Gesammt- Vorstellung derselben eine vortreffliche. Ist auch die Wirkung de» Werke» für unsere Gegenwart schon ab- geschwächt, so bewährt sie sich dennoch al» eine ganz entschiedene und regste Theilnahme erweckende durch die frische Melodik, den freien gedanklichen Fluß, durch die belebende mannichfache und schwungvolle Rhythmik und da» charakteristisch-dramatische Element der Musik. Hr. Degele gab im Spiel und GesangSau»druck eine künstlerisch-meisterhafte Gestaltung de» Templer» mit seiner stützenden, dämonisch gesteigerten sinnlichen Lei denschaft und zugleich doch mit jener ritterlichen Hal tung, ohne welche er da» Anrecht auf unsere Theil nahme verlieren würde. Die gesangschwierige Partie der „Rebekka" mit dem sympathischen Ausdruck ihre- Glauben», und WeibeSheroiSmu», dem heimliche Liebe sittliche Kraft verleiht, wurde von Frau ProchaSka sehr loben»werth, mit großer Energie und siegreich im Kampse mit der Ueberfülle de» Orchester« au»geführt. Am gelungensten al» Gesang»leistung erschienen mir indeß jene Stellen, die in ihren Affecten de» stärksten Tonaufwande» weniger bedurften, so z. B. da» Duett mit Jvanhoe (Act 1) Diesen sang Hr. Riese mit glänzender Kraft und Schönheit de» TonS und mit zündendem declamatvri- Nichtamtlicher Theil. liederlich«: Telegraphische Nachricht»«. Zeitung-schau. (Nemzet. Pester Lloyd. Westungarischer Grenzbote. Neues Pester Journal.) Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Prag. Budapest. Triest. Paris. Kopenhagen. Dublin. Lund. St. Petersburg. Konstantinopel. Kairo. New-Jork.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. DreS-aer Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Kirchberg.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Aeuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Listen der im MichaeliStermiue d. I. ausge- loosten königl. sächsischen Staatsschuldenkaffen, scheine. Börsennachrichtev. Telegraphische WitterungSderichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Preßburg, Montag, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Auch gestern haben keine Ruhe- störungen stattgefunden. Ein strenger Erlaß deS Ministers des Innern, v. TiSza, fordert die städtischen Behörden auf, den entsendeten Regie- rungScommiffar auf daS Wirksamste zu unter, stützen und die Durchführung der Anordnung»« drSstlbe« ohne Verzug zu bewerkstellige«. Marseille, Sonntag, 1. Octobrr, AbevdS. (W. T. B.) Der Marivrminister hat den Com- Mandanten d»S LevantegrschwaderS, Admiral Con- rad, angewiesen, auf der „Galissonnidre" sofort eine Besichtigung der HäfeasSyrienS vorzunehmen und sodann im PiräuS Station zu wachen. London, Montag, 2. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der deutsche Botschafter, Graf zu Münster, welcher direkt vou Dover zum Earl Granville nach Schloß Walmer sich degtbev hatte, ist hier eingetroffe«. Konstantia opel, Sonntag, 1. Oktober, AbeadS, (W. T. B.) Bezüglich der mit dem russischen Paketboot „Odessa" auS Aegypten znrückgekehrten Arbeiter, die sich weigerten, daS Schiff ohne SicherheitSgarantie von Seiten Englands zu ver- lasse« (vergl. die „TageSgeschichte"), ist de« Be- mühungen deS LordS Dufferiv eia« Bermittelang gelange«, Die Arbeiter fiad heate Abead im Bei- sein eines Beamten der englische« Botschaft auS- geschifft uad unter Gewährung jeder Bequemlich- feit im Polizeiministerium uatergebracht Word»«. Die Arbeiter solle« morgen früh nach Feststellung ihrer Identität in Freiheit gesetzt werde«. fchen Schwünge. Vorzüglich auch gelang Hrn. De- carli die Ausführung deS lebenslustigen Bruder „Tuck", voll natürlichem, derbem Humor ohne rohe Färbung Hrn. A. Erl die de- Narren mit feinen muntern Lie dern. Die übrigen Mltwirkenden, die Herren Fischer (Großmeister), Eichberger (schwarzer Ritter), Frl. Sig- ler (Rowena) — letztere durch Indisposition sehr be hindert — rc., fügten sich dem Ensemble ia befriedi genden Leistungen an. Für die Figur deS „Isaak" (Hr. Neumann) fehlte eS an zeitgemäßer Charakteristik. Die Darstellung der Oper wurde vom Publicum mit lebhaftem, warmem Beifall ausgenommen und die Ver treter der Hauptpartien wurden durch mehrfachen Her vorruf ausgezeichnet. C. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 30. Sep tember: „Die Versucherin", einactigeS Lustspiel von G. o. Moser. „Mackart", Schwank in 1 Act von E. Engelhardt (zum 1. Male). „Der Zigeuner", Genrebild von AtoiS Berla. Es handelt sich bei dieser Theateraufführung um die Prüfung einer kleinen Novität, die sich als ein harmloser, ab und zu verwendbarer Lückenbüßer er wies. Der wenig zeitraubende Schwank sand eine, seinem Charakter und seiner Geschmacksrichtung ange messene Aufführung, bei der Frau Wolff und Hr. Schubert am meisten Gelegenheit hatten, sich der derben Holzschnittkomik ihrer Rollenzeichnung hinzu- geben und die Zuschauer ein Wenig zu erheitern. DaS Abtreten deS Hrn. Engelhardt, der em talentvoller, in vielen Leistungen erquicklicher Komiker war, ist als Verlust für die Bühne vielfach anerkannt — sein diesmalige» Wirken al» Theaterschriftsteller kann leider Kairo, Montag, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Baker Pascha ist gestern auSjKonstautiuopel hier augrkommen und von dem Khedive in Audienz empfangen worden. Der General Adye kehrt nach England zurück, um der englischen Regierung bei Regelung der Details der zeitweisen Okkupation Aegypten» alS Beirath zur Seite zu steheu. DreSdeu, 2. Oktober. ES ist schon mehrere Jahre her, daß der hervor ragendste conservative magyarische Staatsmann, Baron Sennyey, von den „asiatischen Zuständen" in Ungarn gesprochen hat. Inzwischen ist so gut wie nicht- zur Verbesserung derselben geschehen. Dennoch liebt e- be- kanntlich der Ungar, vor der öffentlichen Meinung sein HeimathSland als konstitutionellen Musterstaat in Pa rade vorzusühren, und ein Theil der liberalen öster reichischen Presse blickte bisher mit einem gewissen Ge fühle de- Neide- auf die politischen Freiheiten der Länder der ungarischen Krone. Seit dem Proceß von TiSza-E-zlar und nach den Enthüllungen über angeb liche Barbareien der ungarischen Justiz, welche aller dings geeignet wären, die Zeugenaussagen, al- durch Folter und Drangsale verschiedenster Art erpreßt, ziem lich unglaubwürdig erscheinen zu lassen, sowie nament lich auch unter dem unmittelbaren Eindruck der gegen die Juden in Preßburg verübten Excesse ist die- plötzlich ander- geworden. Man bekreuzigt sich plötzlich vor der „asiatischen Barbarei" der Magyaren und ist sogar ehrlich genug, de« seit Jahren gepredigten liberalen Grundsatz endlich einmal zu verleugnen, daß bei jedem Volke Bildung und Wohlstand sich genau in demselben Grade ent wickeln, als sich die politische und bürgerliche Freiheit und die Macht de- Parlament- au-dehnt. ES ist unmöglich, Worte zu finden, die scharf genug wären, um daS Verwerfliche der Preßburger Ausschreitungen richtig zu bezeichnen. Allem Anscheine nach lag zu den Crawallen nicht einmal irgendwelcher concreter Anlaß vor. In den Berichten sämmtlicher Blätter ist Nrcht» zu finden, waS als Anlaß zu den Massenan sammlungen und den nicht« weniger wie heldenhaften, nm Plünderung und Brandstiftung verknüpften Ge waltakten gedeutet werden könnte. Kein concreter Act der Provocation, kern Streit, keine Beleidigung, auch rein übel verstandener Scherz, überhaupt kein bestimm ter Vorfall, der die Gemüther hätte aufregen können, und dennoch Auflauf und Gewalt! Die Untersuchung wrrd e- hoffentlich an den Tag bringen, wer die Ur heber dieser ebenso widersinnigen al» frevelhaften Vor gänge sind, und sie der wohlverdienten strengsten Be strafung zuführen. Leider legen die liberalen Organe auch bei diesem Anlasse wieder eine bedauerliche Ver blendung an den Tag. Sie erheben ihre Anklage direct gegen einzelne Personen, ohne wirkliche Beweise für die unmittelbare Schuld derselben beizubringen, und sprechen dadurch, daß sie das Thema auf daS allgemein politische Gebiet hinüberspielen, den Crawallen eine viel größere Bedeutung zu, al» ihnen möglicher weise zukommt. Schwerlich kann man geneigt sein, die in Preßburg verübten Brutalitäten auf den Racenhaß zurückzusühren. Die Juden in Ungarn haben, iw scharfen Gegensätze zu ihren Glaubensgenossen in Böhmen, welche mit wenigen Ausnahmen bi» zu dieser Stunde im Kampfe der Deutschen mit den Tschechen auf Seiten der ersteren stehen, alle» Erdenkliche gethan, um im Magyaren- thume aufzugehen. Sie sind mit Extase für die un garische Selbstständigkeit eingetreten, allen Anforde rungen der extremen nationalen Richtung mit aller- uicht al» ein Gewinn und Ersatz für dieselbe betrachtet werden. Thalia ist dem wackern Künstler vielleicht bei einem nächsten Versuch günstiger gestimmt, und der Umstand, daß solche Arbeiten wenig Mühe und geistigen Aufwand erfordern, rückt diese Hoffnung ja allen seinen Verehrern näher. Die anderen hauptsächlichsten Darbietungen diese» Abend», der den angenehmen Anblick eine» vollbesetzten Hause» bot, sind bereit» bekannt. Sie concentrirten sich in den Partien von Frl. Ulrich al» Versucherin Konstanze und von Hrn. Swoboda als Zigeuner. O. B. Wandlung»«. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Er war writ »ntfrrnt, ungeduldig zu werden, und begnügte sich, ihr gelassen zu erwidern, daß e» von jeher auch viele Aerzte adeligen Standes gegeben habe, sowie ihr einige Namen anzuführen, gegen deren guten Klang selbst sie nicht» einzuwenden finden konnte. Sie schien wirklich durch seine Bemerkungen um ein Ge ringere- milder gestimmt zu werden, einen nahezu zu friedenen Blick aber gewann sie erst, al- er noch hinzu fügte: „Glauben Sie mir übrigen-, daß ich keineswegs stumpf bin gegen die Ehre, einem alten, an Ehren reichen Geschlechte anzugehören!" „Ja, ja", nickte sie, „die Gerstein- sind vom rein sten Blut und fast so alt, al- die Dorsen» selber. Die Geschichte de- Hause- kennt kaum Erne«, der ihrem Geschlechte Unehre machte." „Und hoffentlich wird auch die Zukunft Seinen, größter Bereitwilligkeit nachgekommen und haben so- aar, um da- Gehör ihrer ungarischen Brüder zu schonen, ihre Namen meistentheil- geopfert. Die Juden waren und sind in gewissen Gegenden die Träger de» MagyarenthumS. Sie haben wett eher durch ein Uebermaß an nationaler Gesinnung, al- durch Lauheit gesündigt. Die ungarischen Osficiösen haben deun auch mit ihrem überfeinen, in der Deutsch enhetze längst erprobten Spürsinn bereit- die wirklichen Urheber der Preßburger Scenen entdeckt und die Ordre au»- gegeben, daß nur die Deutschen dieselben inscenirten. Da- Regierung-organ „Nemzet" führt auS, daß der Antisemitismus au- Deutschland importirt wurde und daß die Judenhetze in Preßburg blo» von den Deutschen betrieben werde. Wo da» ungarische Element vor herrsche, seien derartige Au»schreitungen unmöglich, und deshalb könne Derartige» weder in Szegedin, noch in Debreczin oder Buda-Pest, selbst in TiSza-E»zlar nicht vorkommen. Zum Schlüsse constatirt „Nemzet", daß jene Vorgänge eine Schmach für Ungarn bedeuten. — Der „Pester Lloyd" bringt einen Artikel, in welchem feierlich Prolest dagegen eingelegt wird, daß der Preß burger Pöbel ungarisch oder daß Ungarn überhaupt mit diesem Experiment in Verbindung fei, und die Blicke der Crawallirenden auf die Besitzungen der „Grundherren und Klöster" gelenkt werden. DaS ist doch wahrlich nicht der Weg, um einer erregten Menge Sinn für Ordnung und Gesetzlichkeit beizubringen. — In ähnlich aufreizenden Erörterungen ergeht sich leider auch da- Organ Simonyi'», welcher al» der moralisch« Urheber der Crawalle proscribirt wird. Der „West ungarische Grenzbote" erörtert bereit» die Mög- lichkeit einer Revolution. Diese werde sich vor Allem gegen die Juden kehren. „Allein e» ist möglich, daß sich diese Revolution auch gegen tue höheren Klaffen kehren wird, wenn diese höheren Klaffen eS mit den Juden halten werden, wenn sie sich vor der Verjudung nicht zu bewahren wissen." An Offenheit und LyniS- mu» läßt diese Sprache nicht» zu wünschen. — Da- „Neue Pester Journal" bringt die Judenexcesse in Preßburg mit dem TiSza ESzlarer Fall in Verbindung, indem eS schreibt: „Es läßt sich über Ausschreitungen und Excesse, die von halbgebildetem und ungebildtem Pöbel gegen die Juden in Ungarn gerichtet sind, nicht schreiben, ohne daß man genöthigt wäre, auch der Ti»za- ESzlaer Affaire zu gedenken. Für die rohe Menge ist dieser Gerichtsfall und Alle-, waS drum und dran hängt, noch immer da» wirksamste Aufreizung-mittel. Der au» den von dort kommenden antiseunti- schen Berichten strömende Blutgeruch muh zuletzt be rauschen und verthieren. Leider ist noch immer kerne Aussicht vorhanden, daß endlich die Quelle tausend- sältiger Erregungen verstopft werde. Der Justizminister Pauler wird gewiß große Augen machen, wenn der Vorwurf gegen ihn erhoben wird, er sei mitschuldig an den Preßburger E, ressen. Aber hätte e» in Preß burg so wett kommen können, wenn man nicht auS Nyiregyhaza Monate lang die brutalsten Leidenschaften aufgestachelt hätte, ohne daß die oberste Justizverwal tung dazu sah, daß die TiSza - ESzlarer Affaire nicht bloS al» Hetzobject diene, sondern daß in derselben auch Recht gesprochen werde? Zwischen den Preß burger Excesfen und der TiSza-E-zlarer Affaire herrscht ein engerer Zusamm.nhang, als sich die Professoren- weiShett deS Hrn. Pauler träumen läßt. Hr. Pauler ließ Hrn. Onody so lange schalten und walten, bis der Preßburger Janhagel die ganze Angelegenheit in daS Ressort de» Minister» de» Innern hin überspielte. Nunmehr hat der MinisterpräsidentTiSza da» Wort." Allerdings scheinen im ersten Augenblicke die Localbe hörden dem in Preßburg sein Unwesen treibenden Ge sindel gegenüber nicht mit allen Kräften ihre Schuldig keit gethan zu haben. Der Obergespan, wird gemeldet, war verreist, der Commandant der dort garnisonirenden nennen!" entgegnete er freundlich, indem er ausstaud, um sich von der alten Danie zu verabschieden, die ihn allerdings nicht sonderlich herzlich, aber doch nicht mit der vollen Zurückhaltung, die sie zuerst in ihr Beneh men gelegt hatte, entließ. Als Hermann kaum den Hausflur überschritten hatte, öffnete sich die Thür de» Zimmer», welche» an da- Wohngemach stieß, und Philipp Strecker trat so ge räuschlos heraus, wie er sich vor einer halben Stunde hineingestohlen hatte. Sein Gesicht war vielleicht noch um eine Schatttrung bleicher geworden, als e» gewöhn lich erschien, zeigte aber sonst nichts mehr von der Ver zerrung, welche ein Dritter auf ihm wahrgenommen haben würde, wenn er ihn vorhin in seinem Versteck gesehen hätte, al» er, sein Ohr dicht an die Thür ge- drückt, den an der andern Seite der Thür geführten Reden lauschte. Nur al» er den murmelnden Au-ruf that: „Ist er fort?" hatte sein Auge noch eiuen Bl'ck deS Hasses. Al» er dann aber werter zu sich sprach: „Ich muß gleich zu ihr, um zu wissen, ob etwa» von dem Gespräch hängen geblieben ist!" glätteten sich seine Züge wie durch Zauberschlag zu dem Ausdruck, an welchen seine Gönnerin bei ihm gewöhnt war. , Hatte dieser Ausdruck indessen anfangs nur die Be- sorgniß über die Aufnahme, welche er jetzt finden würde, versteckt, so durste er in der nächsten Minute ruhig sein, denn Fräulein v. Dorsen empfing ihn völlig wie sonst und ihre Weise konnte ihm zeigen, daß sie ihre Freunde nicht so leicht fallen ließ, wie Andere die» von ihr verlangten. E» war übrigen» nicht sogleich von den Gästen, welche sie gehabt hatte, die Rede, indem erst einige ge- schäftliche Angelegenheiten, die Philipp zum Vorwande
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