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Dresdner Journal : 15.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-15
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1882
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215 Freitag, den 15. September. 1882. Ldowi»em»»t»preli»r »» » L-uLeL»» . ZLbrlicbr ... 18 I1»rk ^M»rlieli: « 80 tV. Li»»v1o«-tuwworll: 10IV H»»»«rwUd 6«, üe»t««b»o ltoicb», tritt kort- uoü 8tvwpel»u,ekl»^ tiu»ra. Iu»er»t»»prsl8vr kür <i«o lttmm «io«r ^e,piüt«o«n ?stitrsils 20 kk. v»t»r „Li»8«o»ir6t" äi« 2«il« SO kV. ö« V»b«Uv»- uoä 2iS«r»,kt- »0 Fakiebl»^. Zres-nerIomml. I»»er»t«a»ui»»biuv »»»M-i-wr I-sixiiz: F>. Lrancirtetter, OomwEoaLr äv» k)r««kovr Zourn»!»; S»wd»r, N«rlt» - Vt«o - L«lprtU L»»«I ?r»»1lfllrt ». » : k/aarrn«tr>n F »«rllL-Vis» »»wdar, kiMff - I-rlpiis 5r»»kt»rt ». N - Mttoed»»: Zt«t<t Stu«e,' »«ril»: /nvattllenclvnt, Lrowsn: vriil»»! Z. LtunA<m » L«reau sZCmlt Z^abat^),' kr»okt»r1 ». ».r L ZakAc^»obs öucbbiwüluuje; NürMi: ü S»ru»ovr: t,'. LcZlu^Ier, k»i1, S«rlt» rr»»lltair ». ».- StL«s»rt - Z)««de F 6o., SL-ndarx: F«i. Lte»»«'. Lr»ek«ta«a t UtAlick wit XusaLtims üsr 8oan- un<j k'eisrt»^» XbsLlt» Klr ü«o kolbvoüsL Is^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U « r » u « x e d e r r LSoi«!. Lip^aitioo üs» vreiüoer Zourmü^ Drvxtso, Lvia^erstr»«« Ho. 2V. Amtlicher Ttieil. Dretden, 14. September. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ist gestern Abend 8 Uhr 15 Min., Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt heute Vor mittag 11 Uhr 34 Min. und Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. heute Nachmittag 2 Uhr 34 Min. hier angetommen und sind Höchstdie- selben im Königlichen Palais am Taschenberge abge treten. Se. Majestät der König haben dem Archivrath Dr. Otto Posse die Erlaubniß zu ertheilen geruht, das ihm von Sr. Majestät dem König von Schweden und Norwegen verliehene Ritterkreuz des Nordftern- ordenS anzunehmen und zu tragen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. rageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Kassel. Prag. Washington) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Bautzen.) Erste Beilage. Znr ägyptischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Donnerstag, 14. September, Vor mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser ist heute Vormittag- k 10 Uhr nach Dres den abgereist. London, Donnerstag, 14. September, früh. (Tel. d. DreSdn. Journ.) General Macpherson meldet auS Zagazig via JSmailia vom 13. d. Abends: Die indischen Truppen haben heute Nach mittag 4 Uhr 15 Min. nach einem forcirten Marsche Zagazig besetzt und 5 Eisenbahnzüge mit den dazu gehörigen Locomotivev genommen. Der Gouveraeur hat sich dec Bevölkerung, welche sich unterworfen hat, vorgestellt. (Vgl. die Rubrik „Zur ägyptischen Frage* in der ersten Beilage.) Die „TimeS" besprechen die politische Lage nach der Niederwerfung Arabi'S und sp'tchen die Mriuuug auS, nach der Auflösung der Rebellen- armre müsse daS Ansehen deS Ahedive in ganz Aegypten hrrgrstellt werden. Hierzu sei natürlich dir Unterstützung durch die englischen Waffen er forderlich. Die Herstellung deS Ansehen» deS Khedive und der socialen Ordnung dürfte Monate beanspruchen. DaS sei eine Aufgabe, wobei Eng- land den Beistand Anderer weder brauchen noch zulassea werde. Die Hand, welche gekämpft und gesiegt habe, müsse die KriedenSbedingungen dic- tirrn; die Ration, welche Blut und Geld an daS Werk gewendet, müsse dir Regelung bewirken. Glücklicher Weise sei Grund zu der Annahme »orhandru, diese Anschauung werde sich der gesun den Vernunft Europas empfehlen und die Zu- stimmung aller Mächte finden. St. Petersburg, Donnerstag, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die RrichSrinnahmeu be- trugen bis Anfang Juli 28« Millionen, gegen daS Vorjahr 18,s Millionen mehr. Von dem Mehr ertrag entfallen 14k Millionen auf die Brannt weinsteuer. Dir ReichSauSgaden beliefrn sich bis Anfang Juli auf 303,« Millionrn, gegen daS Vor jahr 23,« Millionen weniger. Alexandrien, Donnerstag, 14. September. (Tel. d. Dresd. Journ.) Der in Kafr-ed-Dauar be- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 13. September: „Egmont*. Trauerspiel m 5 Acten von Goethe. Die Ouvertüre und übrige Musik von Ludwig van Beethoven. Die Aufführung dieser in Dresden stets so warm aufgenommeuen und in Jnscenirung und Ausstattung trefflich gepflegten Tragödie entbehrte diesmal viel von dem gewohnten Besuch durch die hohe sreudlge Er regung, die kurz vor dem Emzuge unser- allverehrten Kaisers daS Publicum in Anspruch nahm und die Lheilnahme und Stimmung von der Bühne ab und schon im Voraus der Bühne deS wirklichen Lebens zulenkte. Neu war bei dieser Vorstellung die Wiedergabe der Clärchenrolle, die zum ersten Male von Frl. Link auSgeführt wurde. Wie an alle ihre Ausgaben trat die junge Schau spielerin auch au diese mit der bei ihr gewohnten Leb haftigkeit und fleißigen Hingabe heran. Durch diese» gewissenhafte Lernen und temperamentvolle Sprechen — Qualitäten, die immer wohlthuend wirken — ebneten sich manche jener Behinderungen, welche sich immer geltend machen, wenn daS Naturell und die äußere Erscheinung einer Bühnenkrast dem Wesen einer Rolle nicht typisch entspricht. Der naive mädchenhafte Zauber, gepaart mit der lecken Romantik, der über Sinnen und Gebühren dieser Geliebten eine» Helden auS früher bewegten Zeit au»- gegossen ist, konnte von Frl. Link nicht wiedergegebcn fehligende Offizier richtete rin Schreiben an Scherif Pascha, in welchem er seine Ergebung anbietet. DrrSden, 14. September. In reichem Festschmuck und mit feierlichem Glocken geläut? begrüßt unsere Stadt heute den Einzug Sr. Majestät det Deutschen Kaiser». Kaiser Wilhelm, welcher nach Dresden als Galt Sr. Majestät de» Königs kommt, besucht Sachsen zwar zunächst, um sich von der Tüchtigkeit seiner Wehrkraft zu überzeugen; trotzdem geht die Bedeutung de« hohen Besuches weit über den militärischen Zweck desselben hinaus. Ge staltet sich doch die Anwesenheit des Kaisers in jeder deutschen Stadt stets zu einem wahrhaft voll»- thümlichen Feste. Kaiser Wilhelm, der, auf Grund freier Entschließung der Fürsten und freien Städte, die Schirmherrschaft über den deutschen Bundesstaat übernahm, erscheint als der lebendige Au»druck deS Einheitsbedürfnisses der deutschen Nation, des Gefühls der Zusammengehörigkeit eine- großen, vor Allem in der Liebe zu seinem Oberhaupte einigen Volks, welches in dem Segen der Jahre, der dem erlauchten Herrscher zu Theil wird, ein Walten der göttlichen Vorsehung erkennt, die, wie sie unter schweren Drangsalen da» Vaterland geeinigt, auch ferner über demselben die schützende Hand auSbreitete. E» ist .Gotte» sichtbare Fügung*, welche, seit an jenem weltgeschichtlichen Tage de» 2. September 1870 der Grundstein zu dem deutschen Reiche gelegt wurde, über der Person des erhabenen Herrschers und unserm Volke waltete. Deutschland ist zu seiner ursprünglich ihm zukommenden, doch lang entbehrten Bedeutung im politischen Leben Europa» herangewachsen und macht in wohlthätiger Weise nach außen hin seinen Einfluß geltend. Seit dem Friedensschlüsse von Versailles sind oie großen Eulturländer unser- WelttheilS von Kriegen unter einander verschont geblieben; ein reger, allerwärt» sich entfaltender Wetteifer künstlei sicher und gewerblicher Thätigkeit ist die Frucht dieser friedlichen, zu einem großen Theile durch den Einfluß der deutschen Politik begründeten Zustände. Bewahrheitet hat sich, wa- der große Stra tege Deutschlands, Graf Moltke, in der Sitzung dr» Reichstag- deS norddeutschen Bundes vom 15. Juni 1868 als Ziel der militärischen Organisation diese- Bundes in Aussicht stellte: „un Herzen Europa» eine Macht zu bilden, die, ohne selbst eine erobernde zu sein, stark genug ist, ihren Nachbarn den Krieg zu verbieten.* Wie Deutschland die mächtigste Stütze des Frie den- der europäischen Culturstaaten unter sich ist, so ist e- auch der Hauptträger einer wahrhaft erhalten den Politik: einer Politik de» Frieden» nach innen. Während e» in anderen Staaten an mehr oder minder keck hervortretenden, auf die Unterwühlung deS Be stehenden gerichteten Verfuchen nicht mangelt, erscheint da- deutsche Reich immer noch als ein Sammelpunkt conservaliver Bestrebungen. Die Ruhe und der Friede, deren wir uns nach dieser Richtung erfreuen, beruht wesentlich darauf, daß die Reichs- und Landesbehörden nicht nur stark genug sind, verbrecherischen Regungen jeder Art mit Kraft rntgegenzutreten, sondern daß sie auch die Ursachen socialer Schäden zu heben suchen. Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm be folgt, unterstützt von den Regierungen sämmtlicher Bun desstaaten, keme Politik des „Ikusssr kair«, lais««- allsr", sondern sie sucht den Einfluß der staatlichen Gewalt zum Schutze de- Schwächer« geltend zu machen; sie strebt nach einer gesunden, die Ausbeu tung der Massen durch Mißbrauch der Macht deS Capua!» verhütenden WirthschastSreform; sie ist be müht, die Grundsätze der erhabenen Religion, zu der wir unS bekennen, namentlich in Bezug aus die Hilfe, die man dem Nächsten leistet, auf daS Mil werden und ihre versagende Begrenzung für diese» poetische Element zeigte sich am entschiedensten beim GesangSvortrag der berühmten kleinen Liederstrophe, die, wie oft auch die Betonung in den LlebeSscenen, durch einen reflectirenden Ausdruck gestört wurde. An sprechender und zutreffender zeigte sich die Darstellerin, wo eS der ruhigen, gut accentuirten Sprache oder einer allgemein bewegten, mehr dramatischen Deklama tion galt. DaS anwesende Publicum nahm diesen ersten Ver such nachsichtig und freundlich auf, eine Ermunterung, die dem weitern Studium der Partie zu Gute kommen möge. O. B. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Sie lachte. .Ei, Sie sprechen von unserer Jugend, in der wir doch, obschon Sie mehr Jahre zählten, eine Art Ge spielen waren! Nun, umsonst durfte man sich doch nicht in meinen Dienst gestellt haben, und wenn Sie Beide — Sie und Ihren Vetter Oskar meine ich — einmal nach meinem Willen fragten, mußten Eie ihm auch gehorchen!" Wirklich erheitert blickte er in daS schöne Gesicht, daS sich ihm voll zugekehrt hatte. „Sie rufen Erinnerungen in mir wach, welche die ganze Zeit zurückbringen, wo wir beiden Knaben, im Temperament so verschieden, kein größere» Vergnügen kannten, al» un» mit dem keinen Mädchen, da» B>r- ginlt Manstedt hieß, abzugrben, und wo da»selbr wohl gefühl, da» wir dem Schicksale der Greise und Ge brechlichen entgegenbringen, bei unseren heutigen Staat»einrichtungen zu verwirklichen. Während ander- wärt» anarchische Regungen der verschiedensten Art austauchen, wurde bei un» ein Reich aufgerichtet, wel che», den modernen Ansprüchen an ein versüssung-mäßige» Regiment entsprechend, zugleich ruht auf den alten ehr würdigen Grundsätzen der Monarchie und deS Christen- thum». In diesem Sinne ist das neue deutsche Reich zu den Ueberlirferungen des alten deutschen Reich» zurückgekehrt. Die Regierung deS Kaisers Wilhelm trägt daher, in Verbindung mit den persönlichen Eigenschaften des ehrwürdigen Monarchen, in hohem Grade einen Charakter, wie er dem Bilde entspricht, das sich die Phantasie de- Volkes von den deutschen Kaisern der Vergangenheit geschaffen. Stark in äußerer Macht, an der Spitze gewaltiger Schaaren Bewaffneter einherziehend, tapfer und gottesfürchtig, Gerechtigkeit übend, Recht und Frieden de» Vaterlande- schaffend, so leben die zahlreichen edlen Gestalten der deutschen Kaiser in dem Munde de« Volke-. In diesem Sinne sind mit dem erhabenen Kaiser alte ehrwürdige Er innerungen wieder ausgelebt; in diesem Sinne ist sein» Gestalt eine wahrhaft volk-thümliche, und jubelnd grüßt Ihn allerwärt- der Ruf: .Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Lagesgeschichte. Dresden, 14. September. Se. Majestät der König erschien zur Begrüßung Sr. Majestät de» Kaisers Wilhelm bereits 3 Uhr 20 Min. Nachmit tag- auf dem schlesischen Bahnhofe uni ließ Sich vor Ankunft de» kaiserl. Extrazuges unter Anderen die fremd herrlichen Offiziere (deren Verzeichniß wir weiter unten mittheilen) vorstellen. Se. Majestät der König trug die Uniform Seine- ostpreußischen Dragonrrregiment» und die Insignien des Schwarzen AdlerordenS. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg und Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich August waren gleichzeitig auf dem Bahnhofe emgetroffen, ferner die schon hier anwesen den fremden Fürstlichkeiten, Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen Weimar, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt und Se. Durch laucht der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. Pünktlich 3 Uhr 45 Min. fuhr der mit 2 Loco- motiven bespannte kaiserl. Extrazug, welchen von Gör litz au» selten der sächsischen StaatSbahnen der Trans- portoberinspector Winkler und der Maschinenober- inspector Pagenstecher geleitet hatten, in die Bahnhofs halle ein. Der 26 Achsen starke Zug hielt vor dem lasiert. Zelte. Ehe Se. Majestät der Kaiser, nach allen Seiten grüßend, den Salonwagen verließ, trat Se. Majestät der König zur Begrüßung Seine- aller höchsten Gaste- heran. Die beiden Majestäten um armten und küßten Sich auf das Herzlichste, worauf Se. Majestät der Kaiser Ihren königl. Hoheiten dem Prinzen Georg und dem Prinzen Friedrich August die Hand reichte. Zur Linken de- kaiserl. Zelte- hatten die im Ein gang erwähnten fremden Fürstlichkeiten, die fremdherr- lichen Offiziere, die Generalität, der königl. preußi sche Gesandte am königl. sächsischen Hose, Graf v. Dönhoff, die Spitzen der königl. Verwaltungs behörden und der Generaldirektor der sächsischen Staat-- bahnen, Geh. Rath v. Tschirschky, der kaiserl. Oder postdirector geh. Postrath Zsüchschner und Postrath Steinhardt Ausstellung genommen. Die Ehrenwache deS 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 hatte sich mit Fahne und Musik und den directen Vorgesetzten im Innern der Bahnhofshalle, rechts vom kasierl. Zelte, aufgestellt; ebenso hatte sich eine große Anzahl von Landwehr- und Reservc- biSweilen ein Grund zur Eifersucht zwischen unS wurde, da jeder eS am liebsten ganz für sich haben wollte. — Mich wundert jetzt nur eins: daß Sie damal» meisten- mir selbst zugewandt waren und nicht viel mehr mit Oskar Partei gegen mich malten!" „Warum?* fragte sie mit einer eigenthümlichen Raschheit deS Tone-. „Nun,* entgegnete er, „meine Erklärung liegt in unserer Persönlichkeit, wie sie schon damals sich zu entwickeln begann: die Bezeichnung trocken und ernst paßte so genau auf den Einen, wie die Worte lebhaft, beweglich und poetisch aus den Andern! Und dazu hatte Oskar den Vortheil der Schönheit vor mir voraus.* Virginie wiegte da» Köpfchen; die Antwort aber blieb au». Vielleicht war Da», wa- sie sagen wollte, zurückgehalten worden durch ein leichtes Aechzen, daS sich in dem nächsten Augenblick aus dem Munde der Kranken hören ließ, wenigsten- beugte sie sich zu der selben nieder und suchte auch ihrem Kopf eine be- quemere Lage zu verschaffen. Die kurze Unterhaltung knüpfte sich nun auch nicht wieder an, denn eS war jetzt da- Ziel der Fahrt er reicht und die erste Sorge blieb, die sremde Leidende in- Hau- zu schaffen. — Virginie hatte rasch ein Zimmer bezeichnet, in welche- man dieselbe tragen solle, und al» da» Mädchen hier sanft gebettet war, ging der junge Arzt an seine Untersuchung. Schon nach kurzer Zeit konnte er Virginien, die, von einer Dienerin unterstützt, Wasch- und Berband- geräth herzugetragen hatte, verkünden, daß sich seine Hoffnung bestätigt und er keine weitere Verletzung, al» an der Stirn, gefunden habe; und selbst diese Wunde, welche wahrscheinlich von dem Au-gleiten der Ver- offizieren eingefunden. Nachdem Se. Majestät der König die gleichzeitig mit Sr. Majestät dem Kaiser eingetroffenen fürstlichen Gäste begrüßt und mit Sr. Majestät dem Kaiser die Ehrencompagnie abgeschritten hatte, verließen beide Majestäten die Perronhalle, traten auf da» auf dem Freiperron errichtete Zelt hinau» und nahmen in dem unterdessen vorgefahrenen Galawagen Platz. Unter den forttönenden Hochrufen, welche sich über den Leipziger Platz nach der Anton- straße zu sortpflanzten, setzte sich nunmehr der glän zende Zug in Bewegung. Den Zug eröffnete eine zweispännige Equipage mit dem Kreishauptmann v. Einsiedel und dem Polizei präsidenten Schwauß. Hierauf folgten Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Majestät dem König; sodann Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz deS deutschen Reiche» und von Preußen mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg, Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen, Se. königl. Hoheit der Groß- Herzog von Mecklenburg-Schwerin, Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen, Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Se. Hoheit der Herzog von Altenburg, Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, Se. Durch laucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Mei ningen, Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich August, Se. Durchlaucht der Fürst Heinrich XIV. Reuß j. L. Dem fürstlichen Wagenzuge folgten der General- leldmarschall Graf v. Moltke, der königl. preußische Krieg-Minister General der Infanterie v. Kameke nebst den übrigen weiter unten genannten preußischen Geue- rälen, ein Theil des Gefolge» der allerhöchsten und höchsten Herrschaften, sowie die fremdherrlichen Offiziere. Der schlesische Bahnhof hat zum Empfange der hohen Gäste reichen Festschmuck angelegt. In der Mitte der mit grünem Tannenreisig au-gelegten An kunftshalle ist ein Baldachin über dem Steinperron in einer Breite von 3 Fenstern errichtet worden, umgeben von üppigem Pflanzen- und Blumenschmuck, Fächer palmen u. s. w., ern grüner Wollteppich über den Fußboden auSgebreitet. AuS dem Innern der Halle sührt der Weg nach einem auf dem Perron der Frei treppe errichteten Zelt mit dreiseitiger Auslage auf Lanzen ruhend, reich mit Purpursammt und Gold draprrt. Ueber dem Zelt ist da- königl. sächsische Wappen mit Krone angebracht, Pflanzen- und Blu- mendecoratlonen umfassen dasselbe, ebenso die neu her- gestellte Freitreppe, welche herab nach dem Parade platze führte. Dem Zelt gegenüber ist an der Ein friedigung zwischen Paradeplatz und dem Güterboden ein mannichfaltige- Fahnenmastenbouqet angebracht, inmitten da- königl. sächsische Hermelinwappen mit Krone, zur Seite Wappenschilder aus Fahnenbouquett und Sternen, sämmtliche 5 Maste verbunden mit Guirlanden und Verzweigungen. Zu beiden Seiten dieses Bouquets läng» der Einfriedigung und an dem Hauptgebäude ragen 13 Stück höchst sinnreich decorirte Fahnenmasten mit Schildern und Sternen empor, welche sämmtlich auf mit Blumen überdeckten Postamenten ruhen. Außerdem ist die Einfriedigung durch Mar schallstäbe, Kränze und Fahnenwimpel höchst belebt. Je näher die Stunde des Einzug» Sr. Majestät de» Kaiser» rückte, um so dichter wurden die Volks mengen in den Straßen. Der Vin triuwpÜLlis ent lang, welche sich vom schlesischen Bahnhofe durch die Antonstraße über den Albertplatz, durch die Haupt straße und über die AugustuSblücke bis zum königl. Schlosse erstreckt, sammelten sich die Massen um die mit den Emblemen de» deutschen Reichs, Sachsen» und unglückten aus dem beeisten Pflaster und dem damit verbundenen Aufschlagen de» Kopfe» auf einen Prell stein herrührte, sei nicht sehr tief und keine»wegs ge- sährlich. Schon während er den Verband anlegte, gab die Kranke denn auch Zeichen de» zurücktehrenden Be- wußlsein»; sie schlug die Augen auf und blickte um sich, und al» sie nur unbekannte Gesichter, eine gänz lich fremde Umgebung »hrnahm, stieß sie einen er schrockenen Laut au» und wollte sich hastig asirichten. Gerstein jedoch legte seine Haud auf ihren Scheitel, von dem sich die dicken dunklen Flechten gelöst hatten, und fagte mit jenem freundlichen aber festbestimmten Ton, der, au» dem Mund eine» Arzte» kommend, oft eine fo wunderbare Beruhigung übt: „Rühren Sic sich noch nicht, mein Kind; lassen Sie sich vorläufig genug daran sein, daß Sie auf der Straße gefallen sind und sich eine leichte Beschädigung zugezogen haben! Darum aber hat man Sie in da» Hau» einer gütigen Dame gebracht, die sür Sie sorgen wird, bi» Sie heimkehren können.* Die Kranke musterte ihn mit großen Augen, aber die Frage, wer er selbst sei, kam nicht über ihre Lippen. Mit leichter Hand schlang der Arzt jetzt die letzte Binde um ihre Stirn und bettete ihr Haupt da mit sanft aus die Kissen; dann bat er Birguue, ihm ein Gla» Wasser zu reichen. Al» er e» empsangen hatte, H elt er e» an den Mund der Kranken. „Trinken Sir jetzt*, sagte »r in dem frührrn freundlichen Tone. „Sie müssen Durst haben!* Sie that, wie er ihr geheißen, und die Befrie digung, welche sich dabei in ihrem Gesicht kundgab. sagte thm, wie gut er ihre Bedüifasisc rrrathen Hail«
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