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Dresdner Journal : 24.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820924
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-24
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1882
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' - HMWWWWW 12V4 darität der Cultur gegenüber der Barbarei de- Ver brechens zweifeln wir auch nicht, daß Italien dem auf es entfallenden Theile der Ausgabe vollkommen gerecht wird und uns da» Werk der Säuberung erleichtert. Es wird auf diese Weife feine eigenen Interessen ebenso schützen, als die unseren und sich um den all gemeinen Frieden verdient machen. * Wie unser Wiener ^-Lorrespondent schreibt, soll sich die italienische Regierung bestimmt gefunden haben, den Behörden eine strengere Ueberwachung deS Trei bens der Jrredenta einzuschärfen. Bestätigt sich diese Meldung, dann wäre damit der Beweis erbracht, daß man sich in Rom der Gefahren wohl be wußt ist, welche die Agitationen der irredentistischen Clique nicht dloS für die Fortdauer der öster reichisch - italienischen Freundschaft, sondern auch für Italien selber in sich bergen. Ein diplomatischer Mei nungsaustausch hat übrigens au» Anlaß des wieder holten Bombenschmuggels über die österreichische Grenze nicht stattgefunden; dloS die küstenländische Regierung hat sich dieserhald in der üblichen amtlichen Form mit der competentrn italienischen Provmzialbehörde ins Einvernehmen gesetzt, und letztere hat denn auch sosort die Sicherheitsorgane angewiesen, den österreichischen Behörden bei ihren Recherchen nach den Urhebern und Förderern deS Bombenschmuggels allen möglichen Vor schub zu leisten. Die bezügliche Action ,st noch im Zuge und verspricht, nicht ganz erfolglos zu bleiben. Der Italien überaus freundlich gesinnte „Pester Lloyd* sagt: „ES ist hier eine allgemein bekannte Thatsache, daß die Pläne zu den ruchlosen Verbrechen in Italien, zumeist in Udine und Venedig, entworfen, die zur Ausführung nöthigev Gelder dort beschafft, die Bomben dort gefertigt werden. Jedermann kennt die Kreise, welche sich die „Befreiung* österreichischer Gebiete und die Störung der Triester Feier zur be sonder» Aufgabe gemacht haben; nur die Regierung und die Polizei Italien- scheinen sie nicht kennen zu wollen. So lange die meisten italienischen Blätter die Versuche zur LoSreißung der Hasenstadt billigen, indem sie ein angebliches Recht Italiens auf die Stadt be tonen, fo lange ein großer Theil der italienischen Be völkerung der Sympathie, welche die Ungarn und die Deutsch-Liberalen zu Italien hegen, nur das Verlangen nach Verstümmelung der Monarchie entgegenbringen, kann von einem herzlichen Einvernehmen zwischen Italien und Mitteleuropa kerne Rede sein. Die Freundschaftsversiche rungen der officiellen Regierung Italiens bewerfen nur, daß sie der geheimen Macht gegenüber, die neben ihr einherschreitet, gänzlich machtlos fei und daß sie nicht einmal die italienischen Behörden an der mittel baren Theilnahme an den Treibereien der Jrredenta verhindern könne. Unter solchen Umständen drängt sich der Gedanke von selbst auf, daß der Kriegsminister von den am 15. October in Buda-Pest zusammen tretenden Delegationen einen Credit zur Ausführung der geplanten Befestigungen an der italienischen Grenze verlangen werde.* Dir gesammte italienische Presse beobachtet den neuesten Vorgängen gegenüber große Zurückhaltung. Während die officiösen Organe erklären, daß die in Venedig auL Anlaß der von dort nach Triest versandten Bomben vorgenommenen Verhaftungen auf Grund richterlichen Beschlusses erfolgt seien, erheben die radi- calen Blätter lebhafte Proteste und fordern die Re gierung auf, jedes auf Auslieferung gerichtete Verlangen Oesterreichs abzulehnen, da eS sich ja notorisch um ein „politisches* Verbrechen handle. England und die nordameritanische Union, welche gewiß von Italien keinen Unterricht über den Schutz der bürgerlichen Freiheit bedürfen, verdammen und bestrafen jeden Versuch zur Verübung von Mordanschlägen >m Aus lande. Die italienischen PubUcisten scheinen dagegen ein ziemlich weite» Gewissen zu haben. Lagesgeschichte. Dresden, 23. September. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist daS 10. Stück deS Jahres 1882 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 66) Bekanntmachung vom 31. August d. I., die Aufstellung einer Taxordnung für ökonomische und sonstige Sachverständige in Expro- priationSangelegenheiten betreffend; Nr. 67) Verord nung vom 1. September d. I., die Einrichtung von Strafregistern und die wechfelseitige Mittheilung der Strafurtheile betreffend. * Berlin, 22. September. Wenn Se. Majestät der Kaiser von den Manöoern in Schlesien und Sachsen sich etwas ermüdet fühlte, wie der hohe Herr bei deS kleinen HauseS zum Uebergang benutzt wurde, wie sie denn durch eme Seitenthür direct auf ihn und an die Hinterfeite deS Hauptgebäudes gelangen konnten, während man den eigentlichen Eingang deS erstem jetzt an die Nelkengasse verlegt hatte. Der gegenwärtige Inhaber der kleinen Wohnung, Hr. Strecker, „unser Rechtsgelehrter* wie ihn viele Leute, namentlich aus den geringen Ständen, trotzdem er kein „Studirter* war, mit Stolz und Vertrauen nannten, war in diesem Augenblicke nicht daheim, da gegen befand sich seine Schwester in dem Gemach, welches zum gemeinschaftlichen Gebrauch der beiden Ge- fchwister diente. —Wer einen ersten Blick in da» Zim mer warf, der mochte, wenn er sonst un die harmonische Ausstattung seine- SalonS gewöhn« war, etwas ver ächtlich die Lippen verziehen und dabei, ein Wort von „schäbiger Eleganz* murmeln, denn genau genommen paßte hier kein Stück der Einrichtung zu dem daneben stehenden, das kleine, kattunbezogene Sofa in der Ecke so wenig zu den mit verblichenem Plüsch gepol sterten Stühlen, wie das einfache Nähtischchen zu dem großen Pfeilerspiegel mit vergoldetem, nur etwa-schad haft gewordenen Rahmen, so daß man annehmen durfte, «» sei Alle», was sich hier bei einander befand, direct au» der Bude de» Trödler» gekommen oder auf ein zelnen Auctwnen zusammengekaust worden. Und doch — fo geschmacklos einem diese Bereinigung der verschie densten Dinge erscheinen, so unharmonisch man sie nennen mochte: etwas lag doch über dem Ganzen, Ma die buntscheckigen Elemente mit einander zu verschmel zen schien, und hatte sich der Beschauer von jenem ersten Eindruck nicht ganz hinnehmen lassen und gönnte tt der Einrichtung etwa noch einen zweiten Blick, so seiner Ankunft auf Schloß Babelsberg selbst äußerte, so werden, wie zu hoffen steht, die nächsten Tage der Zurückgezogenheit aus Schloß Babel-derg und die da durch gewährte Ruhe die angestrengten Sörperkräfte wieder in ihr Gleichgewicht bringen. Der Tage auf Babel-berg, al- der gegenwärtigen Residenz der hohen Herrschaften, werden indeß nur noch wenige fein. Da baS Schloß kein geeigneter Herbstaufenthalt ist und Ihrer Majestät der Kaiserin, welche in den letzten Tagen regelmäßig auf dem Krankenstuhl in» Freie gerollt werden konnte, ärztlicherseits nunmehr die Ueber- südelung nach Baden-Baden zum Gebrauch der Bäder dringend empfohlen wird, so ist die Reise Ihrer Ma jestäten nach Baden-Baden beschlossen worden. Ihre Majestät die Kaiserin gedenkt dieselbe nächsten Montag Vormittag» 10 Uhr anzutreten. Se. Majestät der Kaiser wird, dem Vernehmen nach, am 28. d. nach folgen. — Wie der „Nal.-Ztg.* geschrieben wird, steht die Feststellung des Termin» für die Wiederauf nahme der BundeSrathSarbeiten nach der Rück kehr de» StaatSsecretär» de» Innern, v. Bötticher, zu erwarten. Man vermuthet, daß die Arbeiten in der zweiten Octoberwoche wieder ausgenommen werden. Der ReichShauShaltSetat für 1883/84 wird alsbald den BundeSrath beschäftigen, denn derselbe soll dem Reichstage womöglich sofort bei seinem Zusammen tritt zugehen. Es scheint, daß die ReichSreglerung desondern Werth darauf legt, daß der Reichstag den Etat noch vor Ablauf deS Jahres feststellt. — DaS gestern von der Strafkammer deS kaiserl. Landgerichts zu Straßburg im Proceß gegen den Kafsirer der dortigen Tabakmanufactur, Regie- rungssecretär Georg Strtckert, gefällte Urtheil lautet auf Freisprechung und Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse. DaS Urtheil besagt, laut der „Straßb. Post*, in seinen ErwägungSgründen, daß die Sach verständigen trotz der eingehendsten Prüfung der Bücher und Beläge nicht mit Bestimmtheit hätten fest stellen können, ob überhaupt ein Defect vorhanden sei, daß, falls ein solcher aber vorhanden wäre, die Mög lichkeit sehr nahe liege, daß er durch Jrrthümer in der Buchführung entstanden, und daß durch die Ver handlungen, insbesondere durch die Aussagen der Sach verständigen festgestellt sei, daß die Buchführung der Tabakmanufactur in der größten Unordnung sich be finde, daß einestheils erwiesen sei, daß Strecken bei seiner Geschäftsführung m verwerflicher Weife mani- pulirt habe, daß aber andermheils auch dargethan sei, daß ihm die für einen Kafsirer erforderlichen Eigen schaften absolut mangelten; daß ferner auch dafür, daß Strecken Ausgaben gemacht, die ihm seine Mittel nicht erlaubt hätten, gleichfalls nn Beweis nicht er bracht sei, sonach die Erbringung eines Schuldbeweises, sowohl objecliv wie subjeNw, als nicht gelungen er achtet werden müsse. Der Freigesprochene wurde auf unmittelbar darauf gefaßten Beschluß des Gerichtshofes sosort in Freiheit gesetzt. —5. Wien, 22. September. Heute haben sich die Mitglieder der gemeinsamen Regierung nach Buda- Pest begeben, um an dem dort statlfindenden gemein samen Ministerrathe, m welchem die Vorlagen sür die Delegationen festgesteUt werden sollen, theilzunehmen. Der Umstand, daß von den Mitgliedern der dies seitigen Regierung auch der LandesvertheidigungS- mlNlster Graf WelserSheimb an den bezüglichen Con- ferenzen sich betheiligen wird, läßt darauf schließen, daß auch die Angelegenheit der Armeereorganisation bei diesem Anlasse zur Sprache kommen wird. Außer dem Grafen WelserSheimb gehen auch der Minister präsident Graf Taaffe und der Finanzminister Ritter v. Dunajrwskl zu den Conferenzen nach Ofen. — Die Reform der Verwaltung in den occuprrten Ländern wird binnen Kurzem zur Thatsache werden. Schon in den nächsten Tagen dürften die betreffenden Erlasse zur PubUcation gelangen. Die Basis dieser Reform bildet die möglichst weitgehende Unabhängig keit und Selbstständigkeit der Civlladministration von der Militärverwaltung, ferner eme solche Gliederung der einzelnen Instanzen, welche der Bevölkerung eine möglichst rasche, wohlfeile und dem nationalen Geiste entsprechende Administration und Rechtspflege sichert. Auch das Steuer- und Rechnungswesen wird gründlich umgestaltet, sowie eine geregelte Sanitätspflege neu emgesührt. Prag, 22. September. So groß und einstimmig unter der deutschen Bevölkerung Prags der Unwille über das gewaltsame Vorgehen der Holeschowitzer Gemeindevertretung gewesen, so allgemein ist nun auch ihre Befriedigung über die schnelle und entschiedene regte sich in ihm gewiß ein Anflug von Behagen, der ihn sprechen ließ: „Es waltet hier doch eine Hand, welche die Un ebenheiten auszugleichen m d die schroffen Contraste zu mildern versteht.* Wem aber die Hand angehörte, wer hier waltete und ordnete, das sagte sich jeder leicht selbst, wenn er auf die junge Herrin des Zimmers blickte, an deren Anzug, so schlicht derselbe war, auch das schärfste Auge keinen Makel hätte wahrnehmen können, an dem jede Falte mit peinlicher Genauigkeit geordnet war, unter so glücklicher Wahl von Farbe und Schnitt, daß er trotz seiner Anspruchslosigkeit an eine Eleganz er innern konnte. Anna saß in einer Ecke deS Zimmer» auf einem Stuhle, von dem aus sie das Zifferblatt einer Uhr, die auf der Commode stand, überblicken konnte. Um die Stirn trug sie eine Binde, und diese, sowie die bleiche Farbe der Wangen, sprach noch von der Ver wundung, welche sie am Tage zuvor davon getragen halte und die auch wohl die Ursache war, daß ihre sonst so fleißigen Hände sich nicht regten, sondern ge faltet in ihren Schooße lagen; zu einer Beschäftigung schien sie noch zu schwach zu sein, und Alle-, was sie that, war, daß sie nach den fortschreitenden Zeigern der Uhr blickte und wohl auch auf die Pendelschläge derselben horchte. Fast war eS, als knüpfe sie irgend eine Hoffnung oder Erwartung an das Vorrücken der Zeit, denn mitunter trat ein Ausdruck von Spannung in die etwa» matten Züge, und dann ließ sie auch wohl die Augen durch das Zimmer gleiten, al» spähe sie, ob auch irgend ein Stäubchen auf dem blank ge putzten Holz der Möbel oder den weiß gescheuerten Zurückweisung de- Uebergriffe» der Gemeindevertretung von Holeschowitz und die durchgreifende Abhilfe gegen über der Sperrmaßregel. E» galt im vorliegenden Falle ein Beispiel zu statuirrn, und daß die» so prompt geschehen, wird jedenfalls von bester Wirkung sein und ähnlichen UebergrtffSversuchen einen kräftigen Riegel vorschieben. Die deutsche Volksschule in Holescho witz ist nun säst vollzählig von allen eingefchriebenen Kindern besucht, die im Stillen und offen betriebene Agitation hat ihren Zweck nicht erreicht, und das ist eS vor Allem, was die tschechischen Gegner ^-„Deut schen Schulvereins*, des Gründers dieser Schule, er bittert. Die „NLrodni Listy* wenden heute Hohn und Drohungen an, um die Aeltern, welche ihre Kinder in diese Schule schicken, in ihrem Entschlusse wankend zu machen und zur Zurücknahme der Kinder zu be wegen. DaS jungtschechische Organ will die Aeltern auch dadurch in Angst versetzen, daß eS sagt, die Ge meindevertretung von Holeschowitz-Bubna könne keine Verantwortung treffen, wenn das Gebäude, m dem die deutsche Schule untergebracht ist, zusammenstürzen und die Kinder unter den Trümmern begraben werden sollten. Auch verspottet dieses Blatt den Unterricht in dieser Schule, indem eS behauptet, daß die Kinder nicht deutsch sprechen können und auch nicht deutsch verstehen, daß daher der Unterricht, welchen dieselben erhalten, dem „Dressiren von Pudeln* gleichkommt. Der Schluß der heutigen Auslassungen der „När. L * spitzt sich zu einer recht drastischen Drohung zu. „Wie es den Feudalherren nicht zustand*, heißt eS daselbst, „die Leute zu einem andern Glauben zu zwingen, so steht auch den modernen Feudalen: den Fabrikanten und Finanzbaronen, nicht das Recht zu, die Arbeiterbevölkerung in eine fremdsprachige Schule zu jagen. Die Schule soll nicht der Werbeplatz für fremde Nationalitäten, nicht das Werkzeug politischer und nationaler Agitation sein, und wenn es kein Ge setz giebt, das uns Tschechen vor den Angriffen und Umtrieben des „Deutschen Schulvereins* schützt, so müssen wir unS selbst wehren und schützen. DaS ist unsere Pflicht, und je mehr die deutschen Zeitungen schreien, desto entschiedener und gewissenhafter werden wir diese Pflicht erfüllen.* Allzu tragisch braucht wohl diese Erklärung nicht genommen zu werden, aber notiren muß man sie jedenfalls. Wenn übrigens die „Nür. L.* sagen, daß die Schule nicht das Werkzeug politischer und nationaler Agitation sein soll, so haben sie gewiß vollkommen Recht; aber wer hat denn in den letzten 2 Jahrzehnten gegen diesen Grundsatz mehr gesündigt, als gerade der tschechische Lehrcrstand? Der selbe ist ja bisher immer m allererster Reihe bei jeder politischen und nationalen Agitation marschirt, und daß er sich beim Unterricht zum großen Theil auf den gleichen Standpunkt stellt, ist offencS Geheimniß — Der vorgestern in Teplitz an Stelle des vor Kurzem verstorbenen Uherr zum Bürgermeister dieser Badestadt gewählte bisherige Stadtrath Karl Stöhr genießt daS vollste Vertrauen seiner Mitbürger sowohl in Ge meindeangelegenheiten, als in nationaler und politischer Beziehung. Als Landtagsabgeordneter gehört er mit zu den entschiedensten Mitgliedern der Verfassungs partei. In persönlichem Umgang zeichnet er sich durch besonderes gefälliges Entgegenkommen aus. * Pari», 22. September. Der „Petit MarseillaiS*, ein Gambettistisches Journal, daS sich von seither durch chauvinistischen Eifer ausgezeichnet hat, veröffentlichte dieser Tage einen Artikel über den russischen General lieutenant Leer (Beamter zu besonderen Aufträgen bei der Oberverwaltung der kaiserl. Militärlehranstalten, Professor enwritus der Nckolaiakademie des großen Generalstabes und Mitglied deS gelehrten Mllttär- comiteS derselben Behörde), der sich durch Franzosen« freundlichkeit und Verehrung für Gambetta'S mrlrtäri- scheS Genie besonders hervorgethan und über die Leistungen der „wiederaufgerichteten* französischen Armee mit wahrer Bewunderung ausgesprochen habe. In einem zu Orange mit dem Berichterstatter deS„P. M.* geführten längern Gespräche sei von dem gedachten Herrn Gambetta als unvergleichlicher Organisator, Administrator, „einziger* Staatsmann Frankreichs u.s.w. bezeichnet und angedeulet worden, daß man für den Mann, „der allein im Stande war, den republikanischen Institutionen eine dauernde Form zu geben*, auch in Rußland die höchste Bewunderung hege. Wie der Telegraph meldet, besagt eine von der „Agence HavaS* veröffentlichte Note Folgendes: Wir sind ermächtigt, zu versichern, daß die Mittheilung deS Correspondenten deS „Petit MarseillaiS* über seine Unterredung mit dem russischen General Leer vollkommen genau und richtig ist, soweit sie den militärischen Theil betrifft, Dielen des Fußbodens läge, das den Blick eines GasteS, wenn etwa ein solcher über die Schwelle treten sollte, beleidigen könnte. ES war aber selbst für sie Nichts zu entdecken, was einer ordnenden Hand bedurft hätte — sie konnte ihre Blicke wieder den alten Weg nach der Uhr nehmen lassen. Mit einem Male indessen kam ihr ein Gedanke, der sie ordentlich lebhaft machte: von einer Freundin hatte sie einst ein Körbchen mit künstlichen Blumen geschenkt bekommen, daS sie an Feiertagen auf den Tisch zu stellen pflegte, um da» Zimmerchen zu schmücken — wie hatte sie nur vergessen können, e» heute hervorzunehmen l Mit einer Hast, als handle eS sich darum, ein Vergehen gut zu machen, trat sie an den Schrank, wo sie ihren kleinen Schatz vor Sonne und Staub ver- wahrt hielt, und befriedigt lächelte sie in der nächsten Minute, denn konnten nicht die papiernen Rosen, die so bunt aus dem gefärbten Moose hervorschauten, für wirkliche gelten, und gaben sie nicht dem ganzen Raume em festliches Ansehen? In dem Eifer, mit welchem sie ihr kleines Werk vollbracht hatte, war eS unbemerkt von ihr geblieben, daß die HauSthüre sich mittlerweile geöffnet hatte, und darum wohl schrak sie heftig zusammen, als plötzlich mit raschem, wenn auch nicht gerade hartem Ton an daS Zimmer gepocht wurde; dem Fremden aber, der in der nächsten Secunde auf der Schwelle erschien, blickte sie zuerst verwirrt und fragend entgegen. E» währte aber nur einen Augenblick, so mußte sie sein Gesicht erkannt haben, denn eine dunkle Röth« färbte rasch ihre bleichen Wangen, doch wagte sie noch kein Wort der Anrede. daß sie aber nicht in gleicher Weis« genau und richtig ist in Bezug aus den politischen Theil, da General Leer ganz besonder» darauf gehalten hat, die gedachte Unterredung jede» politischen Charakter» zu entkleiden. Rom, 22. September. (Tel.) Der „Osftrvatore Romano* veröffentlicht eine an den gesammten katho lischen Episkopat gerlchtete Encytlika de» Papstes vom 17. d., worin die Verbreitung de» dritten Or den» de» heiligen FranciScuS in der ganzen Welt anempfohlen wird, al» da» wirksamste Mittel, die Reichen mildthätig und die Armen ergeben zu machen, Reiche und Arme m«t einander zu versöhnen und auf diefe Weise daS sociale Problem zu lösen. Florenz, 22. September. (Tel.) Der König ist zur Besichtigung der überschwemmten Ortschaften nach Verona abgereist und hat zur Unterstützung der von der Ueberschwemmung Betroffenen 100000 Frc». ge spendet. London, 22. September. (Tel.) Der permanente Unterstaat-secretär im Departement de» AuSnmrtigen, Lord Tenterden, ist heute Morgen gestorben. St. Petersburg, 22. September. Man trle- graphirt der„Nat.-Ztg.*: DaS Helsingforser „Dag- dlad* meldet, daß der wegen staatSverbrecherischer Thätig- keit verhaftete Gymnasiallehrer SckorSki Freitag unter GendarmerieeScorte mit den Uedligen nach St. Petersburg expedirt worden ist. Zwischen den Sta tionen Rawol und Mustjanski gelang eS einem Arre stanten, während der Fahrt aus dem Zuge zu ent springen. Mitreisende glaubten SckorSki zu erkennen. Ein Gendarm setzte sofort nach, ebenso die StationS- osfizlere. Gerüchtweise verlautet, daß der Flüchtling nachher in Rawol m einem Bauernhause verhaftet worden sei. Der verhaftete Gymnasiallehrer Leontiew wurde auf Befehl deS Gendarmeriegenerak» Tobiesen noch am Sonntag als unverdächtig entlassen. Leon- trew's Bruder protestlrte de« dem fianländischen Senat wegen der compromittirenden unbegründeten Verhaftung. Moskau, 22. September. (Tel.) Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute Mittag aber mals nach dem AusstellungSgedäude und setzten die Besichtigung der Ausstellungsgegenstände fort. Die Majestäten unternahmen auch mehrere Fahrten auf der elektrischen Eisenbahn und verließen daS Ausstel lungSgebäude erst Abends ^7 Uhr. Zu Ehren deS Kaisers und der Kaiserin ist die Stad« heute Abend festl'ch illuminirt. Konstantinopel, 22. September. (Tel.) In einer am vorigen Dienstag auf der Pforte stattgehabten Berathung der Vertreter Griechenlands und der Türkei über die griechisch-türkische Grenzfrage brachte Mukhtar Pascha ein Memorandum zur Verlesung, welches einen angeblichen Jrrthum bei den Arbeiten der DUimlnationScommission hervorhebt und die Noth- wend:gke,t nachzuweisen sucht, daß NezeroS ohne eine Schädigung der Interessen Griechenlands bei der Türkei verbleibe. Said Pascha ersuchte den griechischen Ge sandten, KonduriotiS, daS Memorandum nach Athen zu senden; von diesem wurde aber daS Verlangen mit der Erklärung adgelehnt, daß seine Instructionen for melle seien, da Griechenland lediglich die vollständige Ausführung der internationalen Convention vom 24. Mai 1881 verlange. Die Pforte hat infolge dessen den Bericht Mukhtar Paschas gestern dem türkischen Gesandten in Athen übersandt, um denselben dem griechischen Ministerpräsidenten Trikupi» zu überreichen. Nrw-Dork, 20. September. (Tel.) Der Verband der Eisen- und Hüttenwerksarbeiter (^mal^ama- teä ^ssvoiLtiou) hat nun den Umständen sich gefügt und osficiell die Arbeitseinstellung für beendet erklärt, da die Leute sich nicht mehr zurückhalten ließen, die Arbeit wiederaufzunehmen. Die Einstellung hat 16 Wochen gedauert und den Arbeitern an nicht erhal tenem Lohne 10 bis 12 Millionen Dollars gekostet. Dresdner Nachrichten vom 23. September. 7. Der Bezirksausschuß der königl. Amt-Haupt- Mannschaft DreSden-Altstaot hielt heute öffentliche Sitzung ab und beschloß, die feierliche Einweihung der am 1. October d. I. zu eröffnenden BezirkSanstalt in Saalhaufen am 7. October vorzunehmen und hierzu die Herren BezirkSvertreter und Gemeindevorstände ein- zuladen. Eine vom Bezirksausschuß zu vergebende vocante Freistelle im Siechenhause „BetheSda" zu Niederlößnitz wurde der Gemeinde Cotta für Johann Christian Dinger daselbst überlassen. Ein RecurS „Guten MorgenI" sagte Hermann freundlich. „Meine Kranke von gestern Abend wird doch erlauben, daß der Doctor noch ein Mal nach ihr sieht?* „O, Herr Doctor* sagte sie schüchtern, „daS gnädige Fräulein sagte mir schon, daß Sie sicher auch hierher kommen würden, aber ich mußte mich doch immer fragen, ob eS nicht zu unbescheiden sei, wenn ich selbst das auch dächte — ich wollte Ihnen doch so gern danken!* fügte sie leiser hinzu. „Ach, lassen Sie das, mein Kindl* wehrte er ab. „ES war wahrscheinlich nicht viel, war ich für Sie thun konnte — hat Jemand irgend einen Dank um Sie verdient, so ist eS Fräulein Manstedt, die sich Ihrer Pflege annahm. Ich im Gegentheil habe eigent lich Ihnen zu danken, daß Sie dem Arzt die Sache so leicht machten: nicht alle Kranke legen sich ihm in den Weg, wenn sie seine Hufe nöthig haben!* Er hatte durch seinen scherzenden Ton ein Lächeln auf ihrem Gesicht hervorgerufen, und da sich hiermit auch ihre Befangenheit verlor, so knüpfte sie jetzt an seine Worte an und begann von dem Unfall zu sprechen, der ihr am gestrigen Abend zugestoßen war. (Fortsetzung folgt.) Maschinka Schubert -f-. Diese vorzügliche Sängerin, Mitglied de- königl. Hostheater» neben der Schröder-Devrient, Tichatscheck und Mltterwurzer in einer Glanzperiode seiner Lei stungen, starb am 20. d M. in Pillnitz. Sie war die Tochter de» königl. Kapellmeister» G. A. Schneider in Berlin (geb. 1815 zu Reval) und empfing die Grund lage ihrer gesanglichen Ausbildung durch den Pro-
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