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Dresdner Journal : 22.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820922
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-22
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1882
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Die Vertreter der Esasulate könne» den Sitzungen beiwohnen» haben aber bei Beschlüssen keine Stimme. Ein änderet Decket verfügt die Bil dung einer ähnlichen Eommisfion in Tantah unter dem Vorsitz von Mahmud Aalaki zur Untersuchung der in den übrigen Theilen Aegyptens während des Aufstandes verübten Verbrechen. Die Nachricht von der Erschießung des Be fehlshabers von Damiette, Abdallah, und der Be richt über Ruhestörungen im Eingeboreaenvirrtel zu Kairo find unbegründet. Die Abreise des Khebive nach Kairo ist auf Montag verschoben worden. Zu Damanhur find 3 Kopten ermordet worden. Eia englisches Regiment hält die Stadt besetzt; die Mörder find verhaftet. In Benha und Boveteffabt wurden einige Häuser, in Tomtoch sämmtltche europäische Wirtschaften geplündert. Port-Said, Donnerstag, 21. September. (Tel. d. Dretdn Journ.) Gestern wurde der Com- mavdaut des Korts Gamileh zur Uebrrgabe aufge fordert und die Panzerschiffe „Azincourt" und „Rorthumbrrlaud" dorthin abgesaudt. Neuerer Meldung zufolge hat sich das Kort Gamileh mit 8« Manu, welche verflossene Nacht nach Damritte abmarschirteu, ergeben. Dresden, 21. September. In Holeschowitz, einem Vororte PcagS, welcher hauptsächlich von deutschen Fabrikarbeitern bewohnt wird, ist eine vom »Deutschen Schulverein" mit Bewillig ung der Schulbehörde errichtete Schule geschlossen und versiegelt worden. Die Schulkinder wurden von Polizisten nach Hause geschickt. War eine Epi demie auSgebrochen, gegen welche die Kinder etwa zu schützen wären, eine ansteckende Krankheit, welcher man die Jugend des OrteS entreißen wollte? Die Ge meindebehörde, welche die Sperrung vornahm, schützt freilich SanitätSgründe vor; aber eS hat gar sehr den Anschein, als würde die einzige Gefahr, gegen welche man die Kinder schirmen wollte, die Berührung mit der deutschen Sprache sein. Das deutsche Wesen war die Epidemie, gegen welche das Gemeindeamt von Holeschowitz einschritt, und einer Ansteckung von dieser Seite sollte rasch entgegengetreten werden. Seit Wochen predigen die jungtschechischen Organe gegen den Besuch deutscher Schulen und klagen über die Schande, welche tschechische Aeltern der Nation be reiten, indem sie ihre Kinder dorthin senden, wo die selben am schnellsten und sichersten die deutsche Sprache erlernen können. Sie drohten sogar, die Namen solcher Abtrünnigen an den Pranger ihrer ZeitungS- spalten zu stellen. Dieser Agitation ungeachtet wächst in Böhmen die Anzahl der die deutschen Volksschulen frequeniirenden tschechischen Kinder. Die „Närodni Llsty" behaupten sogar, daß Heuer an deutschen Schulen mindestens 20 Procent tschechische Schüler mehr, als im vorigen Jahre, sich einschreiben ließen, welche Thatsache das jungtschechssche Blatt zu er neuten gröblichen Ausfällen gegen die deutschen Schulen und gegen die »verblendeten" tschechi schen Aeltern veranlaßt, welche ihre Kinder diesen Schulen anvertrauen. Die nationale Strömung, die ostentativ zur Schau getragene Geringschätzung der deutschen Sprache stellte den deutschen Unterricht in den böhmischen Mittelschulen derart in den Hintergrund, daß die tschechischen Aeltern sehr wohl voraussehen, ihre Kinder würden um jenes Deutsch nicht zu be neiden sein, welches sie daselbst erlernen können. Wie dürfen sie von Jenen die eifrige Pflege der deutschen Sprache und einen sorgsamen Unterricht beanspruchen, welche aus dem Hasse gegen dieselbe ein Glaubens- bekenntniß machen? DaS Resultat kann nicht aus bleiben. Die Aeltern trachten ihre Kinder in deutschen Schulen unterzubringen, und die deutschen UnterrichtS- anst^lten sind überfüllter, als je. Die nationalen Ultras gerathen darüber in nicht geringe Aufregung, und die neueste tschechische Heldenthat ist die gewalt- thätige Schließung der deutschen Schule in Holeschowitz. Ueber diesen jüngsten Handstreich gegen das Deutjch- thum gehen un- von unserm Pragers- Correspondenten nachstehende Mittheilungen zu: Die deutsche Bevölke rung Prag- ist über das gewaltsame Vorgehen der Gemeindevertretung von Holeschowitz gegen die in diesem, auch von zahlreichen deutschen Arbeitern be wohnten Vororte Prags vom »Deutschen Schulverein" errichtete deutsche Schule in hohem Grade entrüstet. Die bezeichnete Gemeindevertretung, welche selbstver ständlich ganz tschechisch ist, hat die in meinem letzten Briefe signalisirte Drohung gegen die deutsche Schule zur Thatsache gemacht, indem sie am 19. September au» eigener Initiative die Sperrung dieser Schule durch einen Gemeinderath vornehmen ließ. Diese deutsche Schule ist in einem Hause untergebracht, welches die böhmische Hypothekenbank (Landetinstitut) zu diesem Zwecke pachtweise überlassen hat. Im Auftrag des Bezirks Hauptmann» von Karolinenthal, welcher den Vorsitz im bezüglichen Bezirksschulrats führt, waren die Schullocalitäten vom BeziikSarzte untersucht worden, ob sie vom sanitären Standpunkte au» für Schatzwerte geeignet seien. Das Gutachten de» BezirkSarzteS lautete sehr günstig, und der Lande»- fchulrath ertheilte hierauf die Ermächtigung zur Er öffnung der 5klassigen Volksschule. Trotz der lebhaf testen Gegenagitanon von tschechischer Sette betrug die Zahl der bei Beginn des heurigen Schuljahre» für diese Schule angemeldeten Kinder beinahe 250, von welchen 200 verblieben, nachdem die Pression, welche tschechischerseits auf eine Anzahl von Aeltern auSgeübt wurde, diese bewogen hatte, ihre für die deutsche Schule schon eingeschriebenen Kinder wieder streichen zu lassen. Um nun das Jn»tebentreten dieser Schule in Holeicho- witz zu verhindern, faßte die dortige Gemeindevertre tung den Beschluß, die Sperrung derselben au»»Rück sichten der öffentlichen Sicherheit" vorzunehmen, und ordnete an, daß dieser Beschluß in Gegenwart eine» Gemeinderaths und des GemeindekanzUsten von dem OrtSpollzeimann durchgesührt werde. AIS am 19. d. Morgens die Kinder zum Unterricht in der Schule ver sammelt waren, erschien der bezügliche Gemeinderath mit der angegebenen Begleitung in der Schule, über gab dem Dlrector Kultscher den in tschechischer Sprache abgefahren Auftrag und forderte den Dlrector auf, die Schüler zu entlassen. Der Director übernahm das Schriftstück mit den Worten: »In meinem eigenen Namen und im Namen des Deutschen Schulvereins lege ich feierlichst Protest ein gegen diese gesetzwidrige Handlung, gegen diesen unerhörten Gewaltact und mache die Gemeindevertretung für alle Folgen verant wortlich, die au» der heutigen Sperrung der Schule erwachsen." Hierauf forderte er die Kinder auf, ruhig nach Hause zu gehen, und bemerkte, daß sie bald wie der in die Schule würden kommen können, was den OrtSpolizisten zu dem Rufe in tschechischer Sprache veranlaßte: „Geht nur nach Hause, hier habt ihr nichts zu thun!" Dem gemeinderäthlichen Auftrage entsprechend, wurden nach Entfernung der Kinder die Thüren der einzelnen Schulklassen mit Schnüren ver bunden und auf dieselben das AmtSsiegel gedrückt. Selbstverständlich würden deutscherseits ungesäumt die erforderlichen Schritte gethan, Wn die demnächstige Aufhebung dieser Schulsperre zu erwirken. Von der Schuldirection wurde an die Aeltern der eingeschriebe nen Kinder folgende Erklärung gerichtet: »Heute, den 19. September l. I., wurde unsere deutsche Volksschule in Holeschowitz-Bubna von der hiesigen Gemeinde vertretung gesperrt und versiegelt Die Schuldirection hat gegen diesen Act seierlichft Protest erhoben, die löbliche Ge meindevertretung sür alle Folgen verantwortlich gemacht und im Verbände mit dem Wiener Sclulverein alle legalen Schritte eingeleitrt, welche die Sperrung der Anstalt in kür zester Frist beheben sollen. Die Schuldirection ersucht die p t. Aeltern, auszuharren, damit die schöne Schulschöpsung in Holeschowitz aus diesem Streite ungeschwüchi und ungeschädigt hervorgehe." Die amtlichen Erhebungen bezüglich der von der Holeschowitzer Gemeindevertretung vorgebrachten An stände sind bereits im Zuge. Was die tschechischen Gegner des deutschen SchulvereinS in letzter Zeit ins besondere aufregt, ist die Thatsache, daß trotz aller Gegenagitationen viele tschechische Aeltern in Erkennt- niß des praktischen Bedürfnisses ihre Kinder bei Be ginn des heurigen Schuljahres in deutsche Schulen geschickt haben. Auch die neuesten Wiener Journale sprechen das zuversichtliche Erwarten aus, daß der Holeschowitzer GemeindeukaS bald wieder beseitigt sein wird DaS „Fremdenblatt" sagt: „Den nationalen Krieg gegen die Schulen und die Schulkinder werden die staatlichen Behörden nicht ruhig hinnehmen können. DaS Ver siegeln einer Schule, die Austreibung von Kindern aus nationalen und politischen Motiven ist ein Vorfall, welcher an Barbarei, an Scenen aus den Religions kriegen vergangener Zeiten erinnert. Ausschreitungen solcher Art werden die Regierungsbehörden begegnen, welche den nationalen Paroxismus zu dämpfen und ähnliche, aller Humanität spottende Eingebungen natio naler Intoleranz hintanzuhalteu stark genug sind. Die Schule in Holeschowitz wttd übrigens größtentheils von den Kindern deutscher Arbeiter besucht. Kann diesen das Recht auf den Unterricht in ihrer Mutter sprache benommen werden? Von Rechts wegen kann verkündigen. Dieser jedoch, eine große, stattliche Er scheinung, stand bereits auf der Schwelle. »Laß nur die Vorstellung, Kind", sagte er, als Virginie den Mund öffnen wollte, „ich sehe schon selbst, wen ich vor mir habe. Hr. v. Gerstein — Hr. Doctor — sagen Sie mir nur, wie ich Sie nennen soll!" „Wenn ich Ihnen nicht zu fremd geworden bin, einfach Hermann, Hr. Oberst!" entgegnete der junge Arzt. „Ich darf mir dann vorstellcn, daß ich noch wie einst das Recht habe, mich in Ihrem Hause heimisch zu fühlen I" „Nun, das Recht haben Sie sich gestern gleich ge sichert", rief der Oberst lachend, indem er aber zu gleich seinem Gast herzlich die Hand schüttelte, „al» Sie Ihr Privathospital hier aufschlugenl Nein, nein, entschuldigen Sie sich nicht, war mir recht, sehr recht! Ich bedauerte nur, daß ich mich nicht sofort auch bei Ihnen in die Eur gegeben hatte: würde wohl sonst die Nacht besser zugebracht haben mit meinem Rheu matismus! Sie wissen doch noch, wie ich mir den verwünschten Gast vor Jahren geholt habe!" „Aber, Papa, das ist heute langweilig!" warf Virginie mit einem gewissen Schmolle» und der Sou- veräuetät eine» verzogenen Kinde» ein. »Ei, für Hermann nicht!" fertigte sie aber der Oberst ab; »sprich Du unterdessen mit Oskar über Euern KrimSkram» und amüsirt Euch; Hermann muß es ja al» Arzt intcressinn, wenn ei erfährt, wie es sich mit meinem Krantwerden, da- mir zuletzt den Abschied einbrachte, eigentlich zugetrc.gen hat!" (Fortsetzung folgt.) Musikalische Literatur. E. Naumann'» „ Jllu- strirte Musikgeschichte" (bei Spemann in Stuttgart) ist bi» zur Ausgabe des 16. und 17. Heftes vorgerückt. DaS 16. Heft bringt die Fortsetzung der Geschichte der niederländischen Tonmeister von Okeghem bis auf Roland de Lattre (Orlando Lasso), und behandelt die rasch einander folgenden Fortbildungsperioden der Musik im 15. und 16. Jahrhundert von der über triebenen contrapunktisch-kanonlschen Künstlichkeit des TonsatzeS zu schöner und ausdrucksreicher Gestaltung, zum Wohlklang und zum Toncolorit durch geistesver wandte Zeitgenossen, Schüler und Nachfolger Okeghem'» (Hodrecht, JoSquln des Prä», Arcadelt, Willnert, Goudimel u. A. m.). Die Darstellung ist höchst über sichtlich, gedrängt, fesselnd und klar charakterisirend. Durch das Zusammensassen dieser niederländischen Meister zu einem in sich abgeschlossenen Bilde und in ihrer nationalen künstlerischen Verbindung und gleich artigen Richtung wird dem Leier eine richtige Auf- sassung der unvergleichlichen Bedeutung der Nieder länder für die gesammte Geschichte der Tonkunst ge boten. Denn die Jünger der niederländischen Ton schule, eine Schaar im Geiste eng verbundener Send boten ein und derselben Kunstlehre, wanderten nun in alle Welt hinaus und gerade ihr in diesem Sinne übereinstimmendes Wirken im AuSlande ist das am meisten Charakteristische und Folgereiche ihrer künst lerischen Thätigkeit. WaS aber war's, waS einen Wrllnert und hundert andere niederländische Meister trieb, ihre Heimath für immer zu verlassen, um ihre Kunst bei fremden Nationen einzubürgern? E. Nau mann'» Beantwortung dieser Frage sei hier vorzugs weise mitgetheilt. Die Niederländer gehörten schon jm 15. Jahrhundert zu den ersten seefahrenden Na dir» nicht geschehen, und die Eigenmacht kann ebenso wenig stark genug fein, ihnen dieses Recht zu entziehen. Wenn die Tschechen in so hochgradige Aufregung da durch versetzt werden, daß tschechische Kinder die deutschen Schulen aufsuchen, so giebl e» dagegen nur ein Gegen mittel — eine ernste und gründliche Pflege der deutschen Sprache in den tschechischen Mittelschulen, eine liebe volle Behandlung diese» Gegenstände». Denn die Be kehrung der tschechischen Aeltern zu dem thörichten Wahne, ihre Kinder bedürften de» Deutschen gar nicht, wird gewiß nicht gelingen. Den Luxu» solcher Igno ranz können sich wohl die Reichsten unter den natio nalen Ultras gönnen, deren Kinder nicht auf den Er werb durch eigenen Fleiß und eigene Kenntnisse an gewiesen sind, welche nicht dem Hunger ausgesetzt sind, falls sie durch Unkenntlich der deutschen Sprache kein Fortkommen finden. Der tschechische Mittelstand wird aber auf die Erlernung der deutschen Sprache nicht verzichten, und Aeltern werden nicht leicht so pflicht vergessen sein, ihre Kinder in Schulen zu senden, in denen sie die nothwendigsten Kenntnisse gar nicht oder nicht vollständig erlangen können. Dagegen nützen keine Siegel, und der Kampf gegen die deutsche Schule ist nicht allein ein häßlicher Ausfluß der nationalen Intoleranz, fondern er ist auch vollständig aussichts los. Die staatlichen Behörden werden aber dem wider lichen Schulstreite mit Nachdruck entgegentreten, daS Recht und die Autorität der Gesetzes schützen." Die »Neue freie Preise" weist darauf hin, daß wie in Böhmen, auch in Mähren und Krain die deutsche Schule fanatisch bekämpft wird, und fährt dann fort: „In Brünn decntirt der LandeSschulralh die Errichtung einer zweiten tschechischen Schule, ob wohl die erste tschechische Gemeindeschule trotz der Agitation für dieselbe einen ziemlich spärlichen Besuch aufweist und die Stadtgemeinde Brünn mit Recht be streitet, daß die gesetzlichen Erfordernisse für die Er richtung einer zweiten Schule vorhanden seien. In Laibach hat endlich die slowenische Landtagsminorität eine Interpellation an den Landespräsidenten gerichtet, die von Denunciationen gegen den deutschen Schul verein, den krainischen Landesschulrath und einzelne Schul organe strotzt und nichts weniger als die Ausrottung der deutschen Schule in Krain anstrebt. Der Ton dieser Interpellation wird durch nichts schärfer charakterisirt, als daß diefelbe den deutschen Schulverein hochver- rätherischer Absichten verdächtigt und die Drohung aus- spricht, die Slowenen könnten sich in der Hitze der Aufregung übereilen und in unliebsame Colllsionen mit dem Strafgesetze gerathen." Man braucht mit der Art und Werse, in welcher der „Deutsche Schulverein" sür seine Bestrebungen Propa ganda macht, keineswegs völlig einverstanden zu sein; aber das Verhalten der slawischen Nationalen gegen die deutsche Schule kann die Sympathien, welche dem genannten Verein auch außerhalb Oesterreichs entgegengebracht werden, jedenfalls nur verstärken. Lagesgeschichk. *) Dresden, 20. September. Se. Majestät der Kaiser hat an Se. Majestät den König ein aller höchstes Handschreiben gerichtet, dessen Wortlaut wir nachstehend mitzutheilen ermächtigt sind: Durchlauchtigster Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Die am heutigen Tage beendigten diesjährigen großen Herbstübungen des XII (königlich sächsischen) ArmeecorpS haben rin in jeder Beziehung so sehr erfreuliches Resultat ergeben, daß ich Ew. Majestät Land und Truppen nicht verlassen kann, ohne meiner schon nach den einzelnen UebungStagen aus- gefprochenen lebhaften Befriedigung und Anerkennung nochmals gegen Ow. Majestät den wärmsten Aus druck zu geben. — Ew. Majestät ArmeecorpS be findet sich in der That nach jeder Richtung in einem besonders gulen AusbildungSzustande und läßt erkennen, daß das im Kriege und im Frieden bewährte Soldatenauge seines Königs diese Aus bildung auf das Sorgfältigste überwacht, und daß an derselben an allen Commandostellen mit großer Sachkenntniß und Hingabe gear beitet wird. Ich spreche Ew. Majestät meinen *) Wiederholt, weil wir das kaijerl. Handschreiben nicht in der Gejammiauslage der vor. Nr. unser« Blattes mittheilen konnten. D Ned. tionen und standen hierdurch schon mit ganz Europa in engster Verbindung, und da ihr Land da» Mün dungsgebiet großer Ströme war, auch nach der fest ländischen Seite hin. Die Folge ihrer beherrschenden Stellung zur See und ihrer glücklichen Landeslage, verbunden mit einem ebenso auf politische Unabhängig keit gerichteten als unternehmenden und beharrlichen Geiste, war eine ungemeine Steigerung des Wohl standes und ReichthumS. Dieser kam bei der freien Verfassung des Volkes nicht blos einem Hofe und einer mit Prärogativen ausgerüsteten Aristokratie, sondern in weit höherm Maße dem Bürgerstande zu Gute und erzeugte für die gesammte Bevölkerung einen hohen Grad äußern Wohlbefinden» und wahren LebenSbehagenS, umsomehr, da Alle», waS hierzu bei trug, durch eigene Kraft erworben war. Die großen niederländischen Seehäfen Amsterdam und Antwerpen waren damals daS Genua und Venedig, die belgischen Städte Brüssel und Brügge das Mailand und Verona deS Nordens und entfalteten, gleich den genannten italienischen Freistaaten und herzoglichen Residenzen, einen fast unglaublichen Luxus. Als sich die Königin Johanna von Frankreich 1250 zu einem ihr zu Brügge gegebenen Feste einfand, verdunkelte der Schmuck der dortigen Bürgerfrauen den ihrigen fo sehr, daß sie voll Erstaunen auSrief: „Ich glaubte allein eine Kö nig,» zu sein, hier erblicke ich ihrer sechshundert! — Ueber die Pracht und den Geschmack, welche die Bür ger von Antwerpen bei dem Einluge de» jungen Karl V. entfalteten, berichtet un» Albrecht Dürer; herrliche, mächtige Bauten legen noch heute Zeugniß für den Prachtsinn und die Freude am Großartigen und Stilvollen ab, welche damal» alle Stände in den herzlichen Glückwunsch zu solchem Resultat au» und empfinde eine aufrichtige Freude darüber, mich immer wieder zu überzeugen, wie frhr unsere An sichten über die hohe und weitgrrifeude Wichtigkeit de» krieg-tüchtigen Zustande» der Truppen überein- stlmmen. Ew. Majestät bitte ich, auch Ihren Truppen und insbesondere auch ihren Führern — vor Allen aber dem commandirenden General, Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen — Kenntniß von meiner lebhaften Aner kennung ihrer Leistungen geben zu wollen und bitte ich zugleich auch meinen wärmsten Dank für die überaus freundliche und meinem Herzen sehr wohlthuende Aufnahme entgegen zu nehmen, die mir in Ew. Majestät Haufe und in Ihrem Lande zu Theil geworden ist. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freund schaft verbleibe ich Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder gez. Wilhelm. Dresden, den 20. September 1882. An deS König» von Sachsen Majestät. Dresden, 21. September. Se. Majestät der Kaiser hat den Hrn. Staat-mmsster de» Krieges und deS Auswärtigen, General der Cavallene v. Fabrice Exc., wie wir vernehmen, durch das Geschenk Allerhöchst seiner, m Marmor auSgesührten Büste ausgezeichnet. Dresden, 21. September. Heute besuchte Se. Excellenz der Hr. Finanzminlster Frhr. v Könneritz das königl. Sreinkohlenwerk zu Zauteroda, um die dortige, von Siemens und HalSke in Berlin ein gerichtete, seit etwa 14 Tagen im Gange befindliche elektrische Grubeneisenbahn zu besichtigen. Die selbe befindet sich 220 Meter unter Tage, auf einem etwa 700 Meter langen, bisher zur Pserdeförderung eingerichtet gewesenen Hauptquerschlage. Diese Strecke wurde mit dem aus der Locomouve und 10 gefüllten Kohlenwagen bestehenden Zuge m knapp 4 Minuten durchfahren. Ueberhaupt Hut sich die ganze, auf der elektrischen Transmission beruhende Förderung schon jetzt in jeder Beziehung bewährt. Dresden, 21. September. Ueber die vorgestern und gestern abgehaltenen Feldmanöver beider Di visionen gegen einander ist un» folgender Bericht zugegangen: Der 19. September bildete die Fortsetzung d-r am Tage vorher begonnenen Feldmanöoer beider Divi sionen gegen einander. Nachdem um 10 Uhr 19 Min. Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Majestät dem Könige und den übrigen allerhöchsten und höchsten Herr>chasten auf Bahnhof Prausitz eingetroffen waren, traten beide Par teien um 10 Uhr 30 Mm. die in der Disposition angegebenen Bewegungen an. Von Paltzschen über Dörschnitz in der Richtung auf Mehltheuer vorgehend, war e» die 1. Cavallerie- brigade Nr. 23, welche um 10 Uhr 36 M>n. zuerst rn Eontact mit dem Feinde trat. Sie warf da» ihr vom Vorwerke Großholz aus entgegentretende, zum rechten Flankendetachement der 24 Infanteriedivision gehörige 2. Husarenregiment Nr. 19, mußte sich aber vor der südlich Pahrenz entwickelten Infanterie und Artillerie dieses Detachement» um 10 Uhr 45 Mm. wieder auf Dörschnitz und jenseit» de» Keppritzdache» zurückziehen. Den Vormarsch auf Klappendorf fortsetzend, traf das Flankendetachement auf die den Keppritzabschnitt besetzt haltenden Vorposten der 23. Infanteriedivision, welche, nachdem das in Reserve gehaltene 9. Infan terieregiment Nr. 133 nebst der Artillerie des Detache ments vorgezogen worden waren, m der Richtung auf die Sieglitzer Windmühle zurückgingen. Durch die hier ihr entgegentretenden Theile der 45. Jnfanteriebrigade und der, in der fortlficatorisch vorbereiteten Stellung auf den Z'cheilitzbergen placir- ten Artillerie der 23. Infanteriedivision fah sich das Detachement im wettern Vormarsch ausgehalten und zum Führen eines hinhaltenden Gefechts genöthigt. Nachdem sodann um 11 Uhr 53 Mm. die über Gostewitz vorgegangene Cavalleriebrigade der 24. In fanteriedivision nördlich Wölkisch auf die 45. Jnfan- teriebrigade gestoßen war und vor dieser in nordwest licher Richtung hatte auSweichen müssm, gelangte gegen 12 Uhr da» über Kobeln dirigrrte Gros der West- Niederlanden ergriffen hatte. Wo sich aber eine Nation eine so festgefügte und breite materielle Grundlage ihrer Existenz geschaffen, pflegten zu allen Zeiten, namentlich bei begabten Völkern, auch Kunst und Wissenschaft zu erblühen; so bei den Niederländern während deS Zeitalter- ihrer höchsten Kraftentwicke lung. Denn wie daS allgemeine Wohlbefinden uno die dadurch verliehene innere Freiheit damals bei ihnen in den Wissenschaften im Laufe der Zelten einen Boerhave, Spinoza, Thoma» von Kempi», EraSmu» von Rotterdam, Hugo Grotiu», Scaliger rc. rc. hervor- rief, und wie bei ihnen kurz vorher die Oelmalerei erblüht und die Gothik (namentlich in Belgien) zu einem Profanstil gelangt war, wie er kaum in einem zweiten Lande Europa» in gleicher Pracht sich ent faltet, jo stieg auch die Tonkunst in jener Glanzperiode der politischen Existenz der Niederlande dort zu einer Höhe empor, wie sie noch kein andere» Volk in Europa erreicht hatte. Große geistige Errungenschaften, die ein Volk oder eine Genossenschaft vor anderen gewann, treiben beide noch immer dazu, diese durch Mittheilung werter zu verbreiten, Da», wa» ihnen selbst eine Sache de» Glauben», der Ueberzeugung, ein nach langen Kämpfen errungener GelsteSgewinn geworden war, auch ihren Mitbrüdern oder benachbarten Völkern zu verkündigen und lehrend zu überliefern. So sandten denn auch die auf dem Gipfel ihrer Eulturblüthe an gelangten Niederländer ihre Söhne au», nicht blos um m fernen Zonen neue Erfahrungen und materielle Schätze für die Heimath zu fammeln, sondern auch damit sie unter fremden Rationen Missionäre ihrer geistigen Errungenschaften würden. Jm 15. und noch mehr im 16. Jahrhundert aber Ware» e» vorzüglich
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