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« Vieri» t» Art. »v- »"L'.Lr Mßner «A »ebenstrrit l» Haage, geb. ötzanna Rau- tetmor Hr »«den Frau ,b Schluß» >r. Profesi« l. Berthold, Hr Rentier Irohbauchlitz Ul hselstsdc L^> > hisst. ,,t« NM» >, . l N»u r »ll«»»- >»> 7. >>»a V. >. la»,». -> 4», >.; ,7.4^»—u »i„« l«l rte e in echt Beretn. idM" i Besten igen Jn- >, ergeht e, dem- »ustrüge dittou, Welt in d daher n Ori »tfio», nspeseu Blätter rtheilen, ttelleu- validen, »res», af für >aS Re» Mittwoch, den 20. September. W21S. 1882. Ldooneweat»pe«l» t I- r» » a <I.ui»«k.il Laietl« ^Ldrlicdr.... 18 blarL. ^Mdrücd- 4 Uurk bO ?t. kinrelo« biunnnsrn: 10 kk ^a»»»rd»Id «iss ä«ut»oken k«iod«a tritt?ost- nnü 8ternp«l»uiel,lu^ din»u. lasvrutenprelvvr kilr üsn k»uw eins» ^«pulten«» k'stitrsils 20 kk. tlntar „Kin^«»an6t" 6is 2eils SO kk. Lei Udatien- uoü 2iüvrn»ute SO H ^ukscdl»^. DreMerImmül. loserateoaooadme »nsrrürtirr 1-»ip»tg: H. LranakÄettee, DorniniaiivoLr 6«» Dre»6o«r Journal«; Laiadarg darlin Vj,a - l.«ip»i^ L»»«I Lr«»I»u krankNirl ». u : F VoA/er, S»rUo -Vi»n ttaindarx. ?r»^ l.»ip»jg ?r»nktart ». N -Näaedsn: ^tu<< ütttüee,» Larlia: /„l alitienciant, vr«m»n. Lcäivtte, Sr„l»u: F LtanAen's Lureau L'adath-,' kranktart »N: L ^aeAer'sek« liiiekkuntlluo^; OürUt«: tr. ^/ü/ier; S»ouov«r: <7. Kcäü««isr, kari» LarUa-rraailkurt ». N Slattgart: Daube <0 6o., Samdarg: ^<j. Steine»'. ür»ekei»e» r ILglicd mit Xuenitlimo äsr 8nnn unä k'eisrtu^s Xl>«nä» für äs» folAsnüen Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nvrauaxodvrr Nüninl Lrxeäition 6s» l)rs»äosr Journal», Dresden, ^viv^srstru»»« So. 20. Ämtlicher Llieil. Dresden, 19. September. Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin ist gestern Nachmittag 6 Uhr 20 Min. nach Potsdam abgereist. Nichtamtlicher Theil. Telegrsphische Nachrichten. Triest, DienStag, 19. September. (Tel. d. Dretdn. Journ.) Der in Ronchi (dicht an der ita lienischen Grenze) verhaftete und mit 2 Bomben betroffene Wilhelm Oberdank ist ein Triester Kiadelkiad. Derselbe hatte nach seiner Desertion im Jahre 1878 von dem in Bosnien stehenden Regiment „Weber" seitdem im Rom als Techniker sich aufgehalten und größtrvtheilS von der Unter stützung des JrredeatacomitSS gelebt. Der „Boh." telegraphirt man au« Triest noch folgende Details: Den polizeilichen Erhebungen zufolge kamen die Attentäter am Freitag Abend in Udine an, übernachteten dort und nahmen einen Wagen nach Ronchi. In Butno, dem letzten italienischen Dorf an dieser Straße, verließen sie den Wagen, ließen sich zu einem bekannten Schmuggler führen, der sie aus Schleichwegen über die Grenze nach Versa geleitete, wo sie die Hauptstraße betraten. Hier begegneten sie einer Triestinerin, deren Verwandte der „Jrredenta" angehören und die schon ein Mal wegen Vorschub leistung zur Flucht eines politischen Verbrecher« in Untersuchung war. Diese befragten sie über die Zustände in Triest. Dem Kutscher, welchen sie gemiethet, fiel e« auf, daß beide Passagiere aus Schmugglerwegen über die Grenze gingen. Er äußerte diesen Verdacht einem »hm begegnenden Kameraden au« Bissone. Al« beide Pasiagiere in Ronchi ankamen, nahm der ältere sosort einen Wagen zur Fahrt nach Triest, während der jüngere sich aus ein Zimmer begab, um die Absahrt de« Görzer Zuge« nach Triest abzuwarten. ES war nämlich verabredet, daß der ältere als Quartiermacher vorausfahren und den jüngern, welcher mit dem Abend zug ankommen wollte, erwarten sollte. Die Bomben sollten erst in Triest gefüllt werden. Am Sonnabend 2 Uhr Nachmittags kam auch wirklich einer der beiden Attentäter mit dem in Ronchi gemietheten Wagen an und lieh den Kutscher mitten auf der Straße halten und verschwand im Gebüsch. Er war ohne jedes Ge päck. Der Gendarmerieführer fand, nachdem der in Ronchi gebliebene Attentäter gebändigt war, in der ersten Schublade ein Flälchchen mit Nitroglycerin, eine Schachtel mit Kapseln und zwei faustgroße Bomben au« Guß eisen. Der Verbrecher nannte sich Gicvanni Rossi au« Rom Die Triester Polizei ermittelte jedoch den wah ren Namen Wilhelm Oderdank. Am 17. d. 9 Uhr kam er hier an unter starker EScorte und wurde noch im Lause der Nacht von einem Studlengenossen agno-cirt. Er ist ein 25jähriger Mann mit kastanienbraunem Haar und kleinem Schnurrbart, ist von mittlerer Größe und war sehr elegant gekleidet. Nach den ersten Stunden verließ ihn die Entschlossenheit, und er zeigte sich sehr feig. Sein Genosse «st brr Polizei bereits bekannt und dürfte nach Italien geflohen sein. Die italienischen Behörden in Udine zeigen sich zuvorkommend, und e« ging be reits am 17. d. von dort ein Commlsiär nach Butrio ab zur Recherchirung. Soeben verlautet, daß in Roman« nahe bei Ronchi 2 dringend der Mitschuld an dem Bombenattentatversuche Verdächtige, welche von allen Ortsbewohnern verfolgt wurden, aufgegriffen worden sind. Haag, Montag, 18. September, Nachmittags. (W. T. B.) Dir Kammern der Generalstaateu wurden heute durch den König mit einer Thron rede eröffnet, in welcher die Absicht kuvdgegebev wird, eine Untersuchung darüber eintreten »u lassen, welche Artikel der Verfassung revisionsbedürftig erscheinen. Die Thronrede kündigt ferner an: einen Gesetzent wurf zur Einleitung der Reform deS Steuersystem«, einen Gesetzentwurf, betreffend die Vermehrung der Staatseinnahmen, betreffend eine neue Organisation der Eommunalsteuern, betreffend do« Wahlrecht und bezüglich der Revision de« Gesetzt« für den Unterricht an den Mittelschulen. Die Thronrede giebt sodann der Hoffnung Ausdruck, daß alle Maßnahmen getroffen werden zur Einführung eine« neuen Strafgesetzbuches. Die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten seien die freundschaftlichsten. Die Lage der Colonien sei im Allgemeinen eine befriedigende, obschon der Zu stand der Dinge in Atchin noch zu wünschen übrig lasse. Der König rechnet darauf, daß e« der Verwal tung und den militärischen Streitkräften gelingen werde, die niederländische Herrschaft in Atchin mehr und mehr zu befestigen und die Sicherheit daselbst zu bestärken. Konstantinopel, Dienstag, 19. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lord Duffrrin theilte gestern der Pforte mündlich mit, daß, da der größere Theil der englischen Truppen Aegypten demnächst verlassen werde, die Militärconvention unnütz geworden sei. Dufferin fügte hinzu, Eng- land werde betreffs der Pacification Aegyptens keinerlei Intervention irgend einer Macht an nehmen. Man glaubt, die Pforte werde in dieser Angelegenheit ein Memorandum an die Mächte richten. Alexandrien, Montag, 18. September, Nach mittags. (W. T. B.) Die bisherige Besatzung von Abukir hatte in der vergangenen Nacht den Marsch nach Kafr-ed-Dauar angetreten, um dort die Waffen niederzulegen. Auf dem Marsche da hin entzog sich aber ein ganzes Regiment der Ge walt der Engländer und flüchtete ostwärts nach Damiette, nm sich Abdallah anzuschließra; auch viele einzelne Soldaten drsertirten. Bon der ganzen Besatzung trafen nur 5000 bis 6000 Mann in Kafr-ed-Dauar ein, wo dieselben entwaffnet wurden. (Bgl. umstehend d»e Rubrik »Zur ägyp tischen Frage".) Durch neuere Nachrichten auS Mansurah wer den die Gerüchte von daselbst stattgehabten Ruhe störungen theilweise bestätigt. Eine Anzahl von Eingebornrn hat die Häuser der den Engländern freundlich gesinnten Einwohner angegriffen, die Fenster eingrworfen und die Häuser geplündert. Alexandrien, DienStag, 19. September. (Tel. d. DreSd. Journ.) Der Commandant von Damiette, Abdallah, verlangte, daß ihm ein Offizier geschickt würde, um ihn über die jüngsten Ereig nisse zu unterrichten. Man sieht darin ein An zeichen der bevorstehenden Uebergabe von Damiette. Der Admiral Dowell begab sich mit Matrosen und Marineinfanterie nach Abukir, um daS Kort zu besetzen. Der Postdienst zwischen Alexandrien und Kairo ist wieder eröffnet, die Censur der Depeschen auf gehoben. Der Khedive, seine Minister und der englische Generalkonsul Malet begeben sich nächsten Don- nerStag nach Kairo; einige Beamten reisen heute dahin. Dresden, 19. September. In der Schweiz regt sich Etwas, was man im liberalen Sprachgebrauche „Reaction" nennt. Der sogenannte „Referendumsbogen", durch welchen über den BundeSbeschluß, betreffend die Anstellung eine« ErziehungSsecretärS, die Volksabstimmung bean tragt wird, hat nicht weniger al« 180000 Unter schriften erlangt. Um wa» handelt eS sich bei diesem Bundesbeschluß? Bekanntlich ist nach der neuesten Umgestaltung der Bundesverfassung vom 17. Juli 1874 in der Schweiz das Volk »souverän", und in allen die Bundesverfassung berührenden Fragen kann an den Willen dieses „souveränen Volke«" appellirt werden. Die durch den Liberalismus eingeführte Neuerung hat sich im vorliegenden Falle gegen diesen selbst gewandt, und die eingeleitete Bewegung wird voraussichtlich nicht ohne nachhaltige Folgen bleiben. Die eidgenös sischen Behörden sind lediglich zu vorberathenden Col- legien umgewandelt worden und entbehren jeglichen entscheidenden Einflusses aus die Leitung deS StaateL. Infolge der Einführung der Volksabstimmung ist die Lage eine so völlig veränderte, daß bereits von conser- vativer Seite die Möglichkeit ins Auge gefaßt wird, der liberalen schweizerischen Bureaukratie werde durch die Einführung deS Referendum« die Herrschaft ent wunden werden. Zufolge Art. 27 der revidirten Bundesverfassung soll ein eidgenössischer Schulsecretär ernannt werden, in dessen Hände man die Oberaufsicht über daS Schul wesen zu legen gedenkt. Diese Bestimmung hat in Verbindung mit einem,^vom BundeSrath Schenk aus gestellten, die Einführung der confessionSlosen Schulen verlangenden Programm unter den Katholiken und den gläubigen Protestanten eine lebhafte Erregung ver ursacht. Die Erbitterung wuchs noch infolge der Sprache der Radikalen, welche, wie daS liberale Centralcomitä deS CantonS St. Gallen, offen erklärten, der entbren nende Kampf sei em Kampf zwischen Staat und Kirche. Die liberale schweizerische Bureaukratie ist nunmehr in dem ersten Sladmm deS Kampfes unterlegen, und die Mehrheit hat sich gegen den BundeSrathSbeschluß ausgesprochen; insbesondere in den katholischen Can- tonen traten Regierung und Volk einmüthig der Ver staatlichung deS Schulwesens, beziehungsweise derEm- Tfihrung der confessionSlosen Schule entgegen. Die Regierung des CantonS Schwyz erklärte in einem Cir cular an die Gemeinde- und Schulräthe des CantonS: »Der Bundesbeschluß, betreffend die Ausführung des Artikels 27 der Bundesverfassung, ist, sosern er in Kraft treten sollte, von bedeutender Tragweite für daS Schulwesen unser« CantonS, welches dadurch unter eid genössische Aufsicht und Reglementirung gestellt und den Händen unserer Behörden mehr und mehr ent rückt wird. ES »st daher die allseitige Meinung im Canton und in den Behörden von oben bis unten, daß die Bürger unserS Landes in geschlossenen Reihen Stellung gegen diesen Versuch eidgenössischer Schulmeisterei nehmen und sich an der Aufnahme von Unterschriften zur Anbegehrung deS eidgenössischen Referendums lebhaft mit betheiligen." In der General versammlung deS katholischen schweizerischen Erzieh- ungSvereinS hat dessen Director Baumgarten erklärt: „Die confessionelose Schule beeinträchtigt die Kirche. Raubt man der Kirche die Schule, so raubt man ihr die Existenz; denn auS der Schule muß sie ihre An hänger recrutiren." Auch scheint man mit der bisherigen Verwaltung deS eidgenössischen Schulwesens wenig zufrieden zu sein, da beispielsweise der „Bund" eingesteht, daß viele, „auch sonst freisinnige Männer" den Referen- dumSbogen unterzeichneten. Kostbare Schulpaläste sind nicht erfreulich für den Steuerzahler, und ein allzu starkes Jn-die-Höhe-schrauben der Aufgaben der Schule will gleichfalls nicht Jedem zusagen. Der Secundär- lehrer Huber in Basel erstattete im demokratischen Verein daselbst ein Referat, auS welchem sehr deutlich zu erkennen ist, wie sehr auch in der Schweiz die liberale Strömung rückläufig zu werden droht. „ Leider", heißt eS daselbst, „haben die Gegner auch unter einem Theile der liberalen Partei Verwirrung angerichtet, und darum ist eS hohe Zeit, die Schweizerbürger über die vorliegende Frage aufzuklären und ihnen die Ueberzeugung beizubringen, daß e« sich in erster Linie nicht um einen Kampf um die Schulfrage, sondern um große Principien handelt; dem Volke muß klar gemacht werden, daß die tiefen Gegensätze von Freiheit und Autorität mit einander im Kampfe liegen, e« muß wissen, daß eS heute die gleichen Gegner mit denselben Bestrebungen vor sich hat, wie in den Jahren 1872 und 1874. Dann wird dieselbe Be geisterung wieder ausflammen, welche in jenen er hebenden Tagen die freisinnige Partei der Schweiz beseelt hat." Die Eiwarlungen deS Hrn. Secundärlehrer« Huber haben sich, wie man auS der Zahl der Unterschriften, welche der ReferendumSbogen trägt, ersteht, nicht ver wirklicht; weit richtiger scheint Professor Hilty, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete deS schweize rischen BundeSstaatSrechtS, die Lage erkannt zu haben, welcher sich ungescheut dahin ausspricht, „der Sieg deS Referendums in der Angelegenheit der Schulfrage werde dem autoritären Liberalismus den Todesstoß versetzen." Lagcsgeschichk. Dresden, 19. September. Im königl Hoftheater fand gestern eine Vorstellung von Donizettl'S komischer Oper „Marie oder die RegimentStochter" Statt. Während des ZwischenacteS fuhren Se. Majestät der Kaiser, Se.Majestät der König und Ihre Majestät die Königin vor dem Portal vor und begaben Sich in die königl. Loge, in welcher auch Se. kaiserl. und königl Hoheit der Kronprinz de« deutschen Reiche« und von Preußen, Höchstwelcher wie die übrigen fürstlichen Herrschaften bereits der Aufführung deS ersten ActeS beigewohnt hatte, Platz nahm. Se. Majestät der Kaiser wurde abermals mit dreifachen Hochrufen empfangen. In der ausgezeichneten Ausführung der Oper trat vor Allen Frau Schuch in der Titelrolle hervor. Sie gab daS jugendlich kecke, muntere Soldatenkind mit voll kommener ungeiwungener Einigung kunstfertigen reizen den Gesanges und anmuthigster, temperamentvoller Darstellung, deren Glanzpunkt die Scene am Clavier (Act II) war. Ihr schlossen sich mit vortrefflichen Leistungen Hr. A. Erl (Tonio), Hr. Eichberger (Sul- pice), Frl Nanitz (Marchesa) und Hr. Marchion (Haus hofmeister) an. Außerordentlich reizvoll im Ton- colont wurde die JntroductionSmusik zum zweiten Act gespielt. Der lebhafte Beifall, den die Auesührung der Oper im vollen Maße verdiente, verstummte indeß in der erregten Erwartung der Sr. Majestät dem Kaiser gewidmeten Huldigung, die sich vor dem Theater unterdessen vorbereitete. Wie vorigen Sonnabend durch die große Serenade und den Zapf-nstreich der Mllitärmusikcorp« von militärischer Seite dem obersten Kriegsherrn ein äußer liche« ZeicheS der Verehrung und Ergebenheit darge bracht worden war, so hatten sich gestern alle Kreise der Bürgerschaft vereinigt, um dem kaiserlichen Gaste eine glänzende Ovation durch einen Lampionzug zu bereiten. Bereits ^8 Uhr zogen die Theilnehmer an dem Aufzuge — Vertreter der städtischen Körperschaften, Innungen und Corporationen, Männergesangvereine, die Zöglinge aller oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen — in 3 Abteilungen, von ihren Sam melplätzen kommend, dem Theaterplatze zu, um zunächst Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortfetzung.) Hermann sah sinnend vor sich hin. »Wenn ich hin und wieder an sie dachte, so sah ich da« kleine wilde Mädchen vor mir, mit dem wir spielten und da« ich bisweilen halbväterlich erzog, be vor ich zur Universität ging. Al« ich hernach wieder kam, war sie in der Pension, und so habe ich sie bi« heute nicht wieder gesehen. — Fast wundert e« mich, daß ich sie, daß sie mich erkannte I" „Ja, ja, au- Kindern werden Leute I" fiel die Mutter, nach einem Gemeinplatz greifend, aber etwa« beflissen ein. E« war wirklich, als wolle sie da« Ge spräch ablenk^n; Oskar jedoch schien sie darin nicht unterstützen zu wollen, denn in unverkennbarer Er regung kam jetzt die Frage über seine Lippen: »Nicht wahr, Virginie ist schön?" Hermann wandte ihm seinen vollen Blick zu. „Ich glaube, daß ich ja sagen muß, obgleich ich — Du wirst da« seltsam finden und ich selbst wun dere mich jetzt darüber! — bi« zu diesem Augenblick da« eigentlich nicht gewußt habe." „Wie kühl!" lachte der junge Mann. „Tieser ver mochte fie Dein Empfinden nicht anzuregen?" „Run, da« ist etwa« Andere«", entgegnete Her- Mann in einer Ari Vettheidigung, „ich empfand viel ¬ leicht ihre Schönheit gerade so gut wie ihre Frische und Anmuth — nur zum Nachdenken darüber ließ mich der Moment, der ja Andere« von mir verlangte, nicht kommen. Wußte ich doch dafür, daß ich sie Wie dersehen würde!" „Ja Wiedersehen wirst Du Virginie gewiß", fiel die Commerzienräthin ein, „denn die Höflichkeit ver langt ja schon, daß Du dem alten Obersten, ihrem Vater, einen Besuch machst, da Du doch als Knabe viel in seinem Hause warst. Außerdem sind die Be ziehungen zwischen uns recht nahe geblieben." „In der That, sie sagte mir auch schon", ent gegnete Hermann, „daß sie Dich manchmal sähe, Oskar." Wieder flog ein Erröthen über Oskar'« hübsches Gesicht, als wenn seine Wangen die eine- jungen Mädchen- gewesen wären. „Wirklich, sie sagte Dir daS gleich?" fragte O«kar, offenbar angenehm berührt. „Nun ja, ich bin nicht selten bei Manstedt'-, da mir schon die Jugendfreund- schast daS Recht giebt, mich ander» zu Virginien zu stellen, al- eS den übrigen Herren ihrer Bekanntschaft erlaubt ist! Wenn eS Dir recht ist, so sühre ich Dich selbst bei Virginien ein, vorausgesetzt nämlich", fügte er hastig hinzu, „daß Du diese Förmlichkeit nicht al« durch die stattgefundene Begegnung bereit» erledigt ansiehft!" „Bewahre und ich unterwerfe mich ihr um so viel lieber," sagte Hermann, „da sie mit einer wirklichen Pflicht zusammensällt: ich muß ja in Virginien» Haule nach meiner Kranken sehen oder nach ihrem Verbleib forschen! AuS diesem Grund« aber wünsche ich Deine Begleitung schon morgen, O-kar!" „Fordere sie zu jeder Stunde!" rief der junge Mann eifrig. Und damit war denn dies Gespräch für heute abgeschlossen, denn die weitere Unterhaltung drehte sich um die eigensten Angelegenheiten deS Zu rückgekehrten, der nun den Wohnort seiner Verwandten vorläufig zu dem eigenen machen wollte. „Natürlich ziehst Du bei unS ein!" sagte Oskar, und auch die Commerzienräthin erklärte, eS sei ihr ein lieber Gedanke, daß er wieder wie früher ihr Dach als sein älterlicheS ansehen würde, dagegen aber erhob Hermann, wenn auch in der sreundlichsten Welse, Wlderipruch. „Ich vergesse e» nie," sagte er, „daß ich bei Euch ein Heim fand — denn aus Dich, Oskar, geht der Dank über, den ich Deinem Vater schulde —, daß Ihr mich rüstetet, um in» Leben treten zu können; nun aber muß ich den Weg selbstständig fortführen! Wenn Ihr mich lieb habt, so lasset mein Bestreben gelten, mir nach allen Selten hin Unabhängigkeit zu schaffen, laßt mich mein e»gene« Zelt ausschlagen!" Trotzdem war die Sache nicht so bald erledigt; weder die Commerzienräthin, noch ihr Sohn konnten sich dareinfinden, daß Hermann sich von ihnen trennen wollte, und e« gelang diesem erst, die Seinigen einiger maßen mit seinem Vorhaben auSzusöhnen, al» er zu den inneren Gründen noch äußere geltend machte und ihnen darthat, daß schon die Lage de» Wallburg'schen Hause», da» sich in vornehmer Entsernung von dem Verkehr der belebteren Straßen hielt, wie e» sich auch von dem eigenen Comptoir getrennt hatte, da»srlbe für die Wohnung eine» praktischen Arzte» nicht geeignet erscheinen ließ, gar nicht einmal zu reden davon, daß die durch seinen Berus bedingte Unruhe sich schlecht mit dem Frieden seiner Verwandten vertragen würde. „Nun, so mag eS denn in Gotte» Namen werden wie Du willst", entschied die Commerzienräthin end lich, „zu einer Fessel darf Dir unsere Liebe nicht werden." Den leisen Vorwurf, der noch in ihren Worten lag, sowie Oskar'« etwa« unmuthige«: „Ich hätte nicht gedacht, daß wir Dich nur halb wieder unser nennen sollten!" beantwortete Hermann nur mit einem Blick und einem Händedruck, in beiden aber lag soviel Wärme, daß seine Gegner sich entwaffnet fühlten und e« nun bei der von Hermann getroffenen Bestimmung blieb. Die Stunde war mittlerweile eine sehr späte ge worden und gebot den endlichen Aufbruch. Eine Wohnung, wie Hermann sie wünschte und wie sie seinen Zwecken entsprach, war am andern Mor gen rasch gefunden, und sobald diese Sorge erledigt war, erinnerte er sich der Pflichten, die ihm am gestrigen Abend zugefallen waren, indem sie gleichsam den Beginn seiner ärztlichen Laufbahn bezeichneten. Er vergaß nicht, O«kar, wie e« verabredet worden war, zu diesem Gange abzuholen, hatte aber dabei doch ein leise« Unbehagen niedcrzukämpfen, daß er sich die Begleitung, welche einer Art Protection gleichkam, ge fallen lassen mußte, und fragte sich, werhalb e« ihm nicht in den Sinn gekommen sei, dieselbe sofort abzu lehnen: jetzt freilich mußte er sich darein schicken, daß da« Wiedersehen am heutigen Tage jrdensall« einen andern Charakter tragen würde, al« da« gestrige! (Fortfetzung folgt.)