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Dresdner Journal : 19.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-19
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1882
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Bon einer seindlicheu Südarmee, «eiche, au« Böhmen an- rückend, di» Linie WaidyeimFrohburg erreichte, ist »in schwache« Uimrecorp« (markirter Feind) gegen die Elbe detachirt worden; datsrld« ist am lb. September von Meisten her mit seinen Spitzen bi« zum Lommatzscher Wasser vorgerückt. Epecialidee für da« RordcorpS (XU. (königl sächsische«) Armeecorp».*) Da» Rordcorp« (XU. königl. sächsische Armeecorp«) hat in der Rächt vom 16/16 September bei Riesa dlvouakirt. Bor posten südlich und südwestlich vorgeschoben. Aus di» am 16 September srüh eingehenden Meldungen: „daß feindliche Truppen aller Waffen von Meisten her über Zehren im Anmarsch find', beschliestt der commandlrende General den Vormarsch bei Ar meecorp» in südlicher Richtung, um ein weitere« Bordringen de« Feinde« aus Riesa mit allen Kräften zu hindern, und er- lästt nachstehende Di«position: Ditposition für den 1». September. H.-Qu. Riesa, den 16./IX. früh .. Uhr. Nach soeben »ingegangenen Meldungen sind seindliche Truppen aller Waffen von Reisten her über Zehren im Anmarsch. Um durch energische Offensive ein w»iiere« Bordringen de» Feinde» aus Riesa zu hindern, bricht da» Armeecorp« in nachstehender Weise südwärt» aus: 1) Die Lavalleriedivision, der sich da» 2. Husarenregiment . Nr. 1« anschlieht, tritt, den bereit» gestern Abend erhal tenen Befehlen gemäst, sofort (.. . Uhr) an, um zunächst über Kobeln auszuklären. 2) Die beiden Infanteriedivisionen brechen, jede unter For- mirung einer Avantgarde, die l. Jnsanteriedivision Rr. 23 von Mergendors über Prausitz, die 2. Jnsanteriedivision Nr 24 von Poppitz über Heyda, um . .. Uhr (^ Stunde später wie die Lavalleriedivision) aus. 8) Die LorpSartillerie ist hinter die Divisionsartillerie in die Marschkolonne der 2 Jnsanteriedivision Nr. 24 ein- zusügen. 4) Meldungen treffen mich an der Töte des GroS der S. In- santeriedivision Nr. 24. Der commandirende General: Georg, H z S., General der Jnsanterie. Specialidee sür da» Südcorps. (Markirter Feind) Da» Südcorp» (markirter Feind) hat am 1b. September Abend» im Meisten solgenden Befehl erhalten: .Die Südarmee wird am 16. September den Vormarsch gegen die Linie Leipzig-Wurzen fortsctzen. Da» Südcorp» (markirter Feind) soll zur Deckung der rechten Flanke gegen die auf dem rechten Elb- user bei Elsterwerda gemeldeten feindlichen Kräfte, sich zunächst de» Riesaer Elbübergangs versichern ' Der commandirende General des Südcorp» ordnet infolge deffen für den 16. September srüh den Bormarsch aus Riesa an. Der Feind wird markirt durch: Schützen- (Füsilier-) Regiment Nr. 108, Pionnierbotaillon Nr. 12, Unterosfizier»schule, 1 E»cadron Earabinierregiment», 2 Ercadron» 1. Hujarenregiment» Nr. 18, 1 L»cadron 1. Ulanenregnnent» Nr. 17, 1.2. - - 18, E, 10. und 2. reit. Batt. 1. Feldartillerieregiment« Nr. 12, sormiren in Summa: 20 Bataillone, 20 EScadron», 12 Batterien. 1 rothe Flagge markirt 1 Bataillon, 1 weist» - - 1 EScadron, 1 Geschütz - 1 Batterie, In Ausführung des Obigen stand das Armee corp» früh 10 Uhr in folgenden Rendez-vouS zum Antreten bereit: Auf dem linken Flügel südlich Poppitz, östlich des Wege» Poppitz-Heyda, die Lavalleriedivision; daneben westlich diese» Wege» die 2. Infanteriedivision Nr. 24, hierauf südlich Mergendors an dem Wege Mergendors. Heyda die LorpSartillerie, und endlich auf dem rechten Flügel, L obvval der Straße Mergendorf.Prausitz die 1. Infanteriedivision Nr. 23. Die Infanteriedivisionen hatten Avantgarden au«geschieden. Bon Riesa kommend, langten Se. Majestät der Kaiser und Se. Majestät der König kurz vor 11 Uhr in Poppitz an, woselbst die Pferde bestiegen wurden. Nachdem Se. Majestät die Erlaubniß zum Beginn der Uebuog gegeben, ging um 11 Uhr auf die Mel- düng hin, daß feindliche Lavallerie nördlich Heyda de- bouchirt, aus Befehl de» commandirenden Generals, die Lavalleriedivision in 3 Treffen östlich des Wege- Poppitz-Heyda vor, attakirte die feindliche Lavallerie division und warf sie. Bon heftigem Feuer aus der Nord- und Ostlisidre von Heyda empfangen, sah sie sich jedoch genöthigt, ') Anmerkung: Da» XU. (känigl. sächsische) Armeecorp» tritt nach der Ordre äs batuille aus; doch scheiden au» derselben zum Markiren de» Feindes auS: Schützen- (Füsilier-) Regiment Nr. 108, Pionnierbataillon Nr. 12, 2 EScadron» 1. Hujarenregiment» Nr. 18, 1 » 1. UlanenregimentS Nr. 17. 1.2 . - 18, 1 » Earabinierregiment» »., 10. und 2. reit. Bat». 1. Feldartillerieregiments Nr. 12. Da» Armeecorp» tritt mithin aus in der Stärke von 29 Bataillonen, 26 EScadron«, 17 Batterien oberen Pforten deS SchlossiS thaten sich auf. Line schöne Gruppe zeigte sich, die sieben freien Künste. Sie stiegen langsam vom Portal hernieder, geführt von der Poesie. Frl. Ulrich stellte in blau und weißem antiken Gewände diese allegorische Gestalt dar und sprach vor dem KönigSzelte mit der ihr eigenthüm- lichen Sammlung und schwungvollen Würde: Erhabner Kaiser, Sachsen« edler König, Erlauchte Fürsten, glorreich hier versammelt, Im Feierreigen naht sich Poesie — Erscheint da» siebenfach erglänzende Gestirn der Schwesterkünste, die vereint Den Tag begrüßen, der sich, hoher Herr, Durch Dich zu heh rem Jubelseft gestaltet — In kindlichem Vertrauen sest geschmiegt An deutscher Fürstenthrone gold ne Stufen, Geschützt von Deine» Friedentsccpter» Wallen Kann sich allein de» Frieden» Blum' entfalten: Die Kunstl — Gefall e» unserm hohen Schutzherrn, Daß dir Beschwifterkünste Hand in Hand Die Feier dieser Stunde sestlich weihen. Laß Deinem milden Äug' ein Bild entrollen Der alte« Zeit, von Künstlern neu belebt: Vergangener Jahrhunderte Steig' auf in slücht'ger Dauer Deinem Blick. Ihr Schwkstern kommt, laßt auf die Stufen un» Den Lorbeer u»d de» «ehrenselde» Blumen In huldigender Ehrfurcht niederlegen. Rust Heil dem SchutzherrnI Heil dem Heldenkaiserl Die Künste stimmten, die Kränze niederlegend, in den Ruf: »Heil! Htill" ein, und die Poesie schloß mit den Worten: Erschließt Euch, stolze Hallen, unsrer Macht! Herbei, ihr Schaaren! steht auf, erwacht Dieser Zanberruf, dem sich bald die süßen Me lodien auS der , Faubeiflöte" anschlossen, belebte nun plötzlich die öde Stille im alten Bau de» Schlöffe«. Ui>8 von weiterer Verfolgung der feindlichen Lavallerie ab zusehen und ging in nördlicher Richlung zurück. Die zur Lavalleriedivision gehörige 1. reitende Batterie war unterdeß etwa 1500 m nördlich Heyda, östlich de» Wege- Poppltz-Heyda, aufgesahren und er öffnete da» Feuer gegen die Lisiäre de» vom Feinde besetzten Dorfe». Auf dem rechten Flügel de» Armeecorp» war das gleichzeitig mit der Lavalleriedivision vorgegangene, zur 1. Infanteriedivision Nr. 23 gehörige 1. Husaren» regiment Nr. 18 bei den Gehölzen östlich Gostewitz durch feindliches Jnfanterieseuer am weitern Vor gehen verhindert worden. Auf die hierüber erfolgten Meldungen der Lavallerie entwickelten sich die Avantgarden beider Divisionen, die kurz nach 1l Uhr aus Befehl deS commandirenden Generals ihren Vormarsch in der ihnen durch den Be fehl gegebenen Richtung angetreten hatten, gegen die vom Femve befehlen Oertlichkeilen. Bon der 24. Infanteriedivision war eS zunächst die Avantgardcnbatterie, welche, neben ver 1. reitenden Batterie in Position gehend, das Feuer gegen Heyda eröffnete, worauf die 47. Jnfantenebrigade, a otwvul der Straße Poppitz-Heyda gegen letztgenannten Ort vorging. Nachvem noch die gesammte Artillerie der 24. Infanteriedivision neben den bereits in Kampf befind lichen beiden Batterien in Action getreten, gelang es der 47. Brigade um 11 Uhr 45 Min., sich der Nord- lisitzre des Dorfes Heyda zu bemächtigen, und hierauf den Feind, welcher in südlicher Richtung auf Kobeln abzog, gänzlich aus Heyda zu verdrängen. Die Südlisiäre von Heyda erreichend, sah sich die 24. Infanteriedivision einer sehr starken feindlichen Stellung auf den Kobelner Höhen gegenüber, gegen welche ein frontales isolirte- Borgehen der Division nicht thunlich erschien. Es trat infolge dessen jetzt bei der 2. Infanteriedivision Nr. 24 eine Ruhepause ein, welche zum Massiren der noch im Marsch befindlichen 48. Jnfanteriebrigade nördlich Heyda, sowie zum Bor ziehen der Divisionsartillerie benutzt wurde. Auch die 23. Infanteriedivision hatte sich indessen den Weg zum weitern Vormarsch durch Vertreibung des Feindes aus den nur schwach vertheidigten Ge hölzen östlich Gostewitz geöffnet. Dieser war in einer Stellung, welche sich von den Gehölzen bei Kobeln bis gegen Prausitz ausdehnt, zurückgewichen, und er hielt die 23. Division nunmehr den Befehl, zunächst diesen vorgenommenen linken feindlichen Flügel anzu- greifen. Gleichzeitig wurde die gesammte LorpSartillerie auf die Höhe nördlich deS Weges Heyda-Gostewitz vorgezogen und hier aus 8 Batterien das Feuer gegen die feindliche Artillerie in der Stellung bei Kobeln eröffnet. In Ausführung ihre- Auftrages ließ die 23. In fanteriedivision ihre Artillerie auf der Höhe nördlich der oftgenannten Gostewitzer Gehölze in Position gehen, entwickelte sich in dem tief eingeschnittenen Keppritz grunde und überschritt hierauf, die 45. Jnfanterle- brigade auf dem linken, die 46. Jnfanteriebrigade auf d^n rechten Flügel, den Höhenrücken östlich Prausitz, auf welchem sie sosort in ein heftiges Feuergesecht mit dem feindlichen linken Flügel trat. Vor dem staffelweisen Vorgehen der 23. Infanterie division zog der Feind seinen vorgenommenen linken Flügel zurück und beschränkte sich nunmehr auf die Verteidigung der im Terrain scharf abgegrenzten Hauptstellung vor Kobeln. Um den Feind auch von hier zu vertreiben, befahl der commandlrende General um 12 Uhr der CorpS- artillerie, auf den Höhen südlich deS Weges Gostewitz- Heyda in Position zu gehen. Schon zuvor hatte auch die Artillerie der beiden Infanteriedivisionen den Kampf mit der feindlichen Artillerie in der Hauptstellung aus genommen. Die Artillerie der 24. Division von der Windmühle bei Heyda au«, die der 23. von der Wind mühle zwischen Gostewitz und Prausitz. Nachdem der Feind durch das concentrische Feuer auS 17 Batterien hinlänglich erschüttert schien, gab der commandirende General um 12 Uhr 25 Min. beiden Divisionen den Befehl, zum Sturme gegen die Kobelner Stellung vorzugehen. Den inneren Flügeln beider Divisionen wurde die Kobelner Windmühle al» point äs vu« angegeben. Seiten der 23. Division erfolgte auch dieses Vor gehen wieder staffelweise vom rechten Flügel, Seiten der 24. Infanteriedivision wurde hierzu, mit dem rechten Flügel an dem Wege Heyda-Kobeln, die 48. Jnfanteriebrigade vorgezogen. Die 47. Jnfantenebrigade wurde in Heyda gesam ¬ melt und drhnelt den Befehl, al« allgemeine Reserve der 48. Jnfanteriebrigade läng» der Straße Heyda- Kobeln zu folgen. Bon den Höhen östlich Prausitz dehnte sich auf diese Weise die Stellung de» kämpfenden Armeecorp», den Feind bereit» recht« umfassend, bi» gegen den Heydeberg, wohin die Lavalleriedivision der 24. Jn santeriedivision mittlerweile al» verhaltene linke Flügel staffel gefolgt war, auS. Getragen von dem Feuer der 17 Batterien ging die Infanterie jetzt sprungweise vor, das Feuer wurde auf beiden Seilen immer heftiger, die ersten Linien wurden beiderseits immer mehr verstärkt, bis endlich kurz vor 1 Uhr die ersten Treffen beider Divisionen gleichzeitig zum Sturm vorgingen und sich unter Hurrah in den Besitz der Kobelner Höhen setzten. Die Lavalleriedivision, welche dem Vorgehen der 24. Infanteriedivision gefolgt war, benutzte den Mo ment deS Abzugs der feindlichen Infanterie, um sich auf diese zu werfen, mußte jedoch zuvor die ihr ent gegentretende feindliche Lavalleriedivision attakiren. Während die Jnsanterie deS Armeecorp- au» der nunmehr eingenommenen feindlichen Haupistellung, und die rasch m dieselbe vorgeeilte Dlvlsionsarttllerle ihr Schnellfeuer dem nach Wölkisch abziehenden Feinde nachfandten, erfolgte um 1 Uhr 10 Min. das Signal „Das Ganze Halt-, welches das Manöver beendete. Die Majestäten und die übrigen allerhöchsten Herr schaften fuhren um 1 Uhr 40 Min. vom Bahnhöfe Prausitz nach Dresden zurück. Dresden, 18. September. Die Rückkehr der aller höchsten und höchsten Herrschaften vom Manöverplatz bei Riesa erfolgte vergangenen Sonnabend nach 3 Uhr Nachmittags. Auch bei der Rückfahrt nach dem königl. Schlosse war die Feststraße wie am Vormittag von einer nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge, unter diesen vorwiegend eine große Anzahl von aus wärts bereits elngetroffenen Mitgliedern der Militär- Vereine, dicht besetzt, und wurden die hohen Fürstlich keiten, Generalfeldmarschall Gras v. Moltke u. s. w. aus dem ganzen Wege mit stürmischen Hochrufen be grüßt. Für die Abendstunden war der Besuch deS königl. Hoftheaters in Aussicht genommen und „Der Barbier von Sevilla" aus das Repertoire gefetzt. Einige Mi nuten nach 7 Uhr nahm die Vorstellung ihren An fang; von der Ouvertüre war für diese» Mal abge sehen worden. Der Anblick des HauseS war ein pracht voller, die Logen des ersten Ranges namentlich von Dame» der Aristokratie in reicher Toilette eingenom men, während die Logen neben der großen Königs loge den sremdherrlichen Osfizieren zugewiesen waren. Bon den Fürstlichkeiten erschien zuerst Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen, später Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen. Kurz nach 8 Uhr fuhren die allerhöchsten Herrschaften vor dem Portale vor. Se. Majestät der Kaiser, in der Uniform Seines sächsischen Grenadierregiments, geleitete Ihre Majestät die Königin in die große KönigSloge. Se. Majestät der König erschien, gefolgt von den Oberhofchargen, in der Uniform Seines ostpreußischen DragonecregimentS. Nunmehr brachte Oberbürgermeister vr. Stübel ein Hoch auf Sc. Majestät den Kaiser auS, welches von den Anwesenden drei Mal begeistert wiederholt wurde. Die Musik intonirte hierauf die Nationalhymne, welche die Anwesenden stehend anhörten. Se. Majestät der Kaiser dankte nach allen Seiten mit freund lichem Neigen deS Hauptes, und fand sodann die Vorstellung, zu welcher später auch Se. königl. Hoheit der Prinz Georg in der Uniform Seiner altmärkischen Ulanenregiments in der KönigSloge ein trat, ihre Fortsetzung. Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg wohnte nebst Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde und Sr. kaiserl. Hoheit dem Großfürsten Wladimir von Rußland in der prmzlichen Loge der Vorstellung bei. Se. Majestät der Kaiser verweilte mit sichtbarem Interesse biS zum Schluffe der vom Hofkapellmeister Hofrath Schuch dirigirten Oper und gab hierbei nach der Einlage von Proch der Frau Kammersängerin Schuch als Rosine Seine besondere Zufriedenheit zu eikennen. Die Aufführung der Oper war eine ganz ausgezeichnete feiten aller Mitwirkenden, erfüllt von Leben und Lust und dabei ohne possenhafte Ausschreitungen, meisterhaft in der Leistung der königl. Kapelle. Frau Schuch war eine Rosine voll schalk hafter Heiterkeit, Esprit und liebenswürdiger Loquetterie in der Darstellung, künstlerisch virtuos, vollendet fein und graziös in der Ausführung der eingelegten Proch'jchen Variationen. Hr. Bulß sang und spielte Unter den einfallenden Klängen deS Marsches aus „Oberon" trat rin großer Zug deutscher Landsknechte aus dem untern Portale hervor, sich hufeisenförmig in zwei Gruppen ausstellend. Ein Krieger- und Jäger zug, Musikbanden aus dem Mittelalter, geharnischte Ritter, Edelleute, Bürger und Edelfrauen folgten und machten das schöne romantische Bild der farbenreichen Vorzeit immer reicher und prächtiger. Hatte doch unser historisches Museum den ritter lichen Gestalten der alten Zeit seine Schätze geöffnet, und die kostbarsten in der Kunstgeschichte gepriesenen Harn'jche und geschichtlich interessantesten Waffenstücke waren als echte Originale bei diesem Feste zur Ver wendung gekommen. Die Illusion, in welche ersichtlich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften und der gesammte Kreis der Zuschauer versetzt wurden, steigerte sich noch dadurch, daß dem stummen Bilde, welches das Auge ergötzte, sich nun auch plötzlich das geistig belelende, durch Be griffe und Ideen orirntirende Wort hinzugesellte. An der Spitze einer Reihe mittelalterlicher Gestalten von echt historischem Lharakter erschien eine den Freunden der alten Kunstgeschichte wohlbekannte Gestalt, em echter Sachse, von dem Scheitel biS zur Sohle, eine Bezeichnung, die sowohl sür da» Urbild, Luka» Cra nach, wie sür seinen Repräsentanten in diesem Fest spiel, dem rühmlich bekannten Schlachtenmaler Oderst- lieutenant v. Götz Geltung hat. Entblößten Haupte» sprach Meister Luka» vor dem König-zelt: In Ehrfurcht beugt, o kaiserlicher Herr, , - ^ein graue» Haupt vor Eurer Majestät Der Malerzunst-Altmeifter Luka» Lranach, Dreihundert Jahre find'» wohl, und darüber, Daß ich im schönen Sachsen!ande treulich Gedient dem hohen Ahnen unser» Herrscher», Der siegumkränzt an Deiner Seite steht, Deß königlich Gemahl die schönste Krone Au« Frauenhuld und reichster HerzenSgüte Ums Haupt sich wand, darin wie Himmelssterne Drei Perlen glänzen, köstlich reinster Art: De» Volke» Liebe, Treu' und Dankbarkeit. Entschwundner Zeiten wandelnde Gestaltung Erweckt zu neuem Leben durch der Künste Gewalt'ge Zaubermacht, fuhr ich, Gebieter, In sarb'gem Bilde Deinem Äug' vorüber — Die Mannen dreier Säculorum seiern Durch Dich, o Herr, heut' ihre Renaissance I Blickt her, Jahrhunderte! Was ihr erhofft, Ersehnt, erstrebt, — e» ist kein Traumbiid mehr — Lebendig, lebensschaffend ist's geworden! Des Bölkersrühling« goldne Morzensonne Stieg aus! Deutschland! Alldeutschland! Vaterland! In lichter Ruhmesglorie schau' ich Dich! Geeinigt, sest gegründet wie ein Felsen, Ein Markstein in der Weltgeschichte steht's Durch Dich, o Heldenkaiser, Friedensfürst! DeS kühnsten Hoffens herrlichste Erfüllung Schaut hier, ihr Völker! Deutschlands Stämme seht DeS Deutschen Kaisers hohe Majestät, Um ihn geschaart die edlen deutschen Fürsten, Mit ihm vereint im HerzensfrcundschastSbunde Des SachsenlandeS königlichen Helden - Welch' hehreS Bild! — DeS Volker Herz erglühet In unaussprechlich heißem Dankgesühle! O, woll e» Gott, dem Herrn der Herrn, gesallen, Daß seiner FriedenSsonne milde Strahlen DeS hochehrwürd'gen Kaiser» Lebensabend Aus immerdar vergolde I — Doch drruht ein Feind — gewappnet und gerüstet Erscheinen wir um Dein Panier geschaart, Die Hand, dir Meißel und Palette sührt, Ist kampfbereit, wenn'« gilt, da» Schwert zu schwingen! Verhüte Gott so schwerer Zeiten Prüfung — Wög unter'm Segln seiner Friedenlhaud dcn Figaro vorzüglich. Hr. Anton Erk zWhnete sich al« Almaviva durch geschmackvolle Gefang«bravour, Hr. Decarli namentlich im Bortrage der VerleumdungS- arie au», Hr. Eichberger al» Bartolo. Unterdessen waren aus dem Theaterplatze die Vor bereitungen zum Zapfenstreich von sämmtlichen Musikcorps des Xlk. Armeecorp- beendet worden. Die große Anzahl mächtiger GaScandrlaber und durch Mannschaften getragener Lampion» verbreitete Tage«, helle über die weite Fläche, und Helb g'S Etablissement, durch Lampions auf da» Reichste geschmückt, ließ zeit weilig die das Ganze einschließenden Gebäude in ben galischem Lichte erscheinen. Die Luft war herrlich, und al» die allerhöchsten und höchsten Herrschaften auf der Exedra und an den Fenstern der Foyer» erschienen waren, breitete sich über den von Tausenden umstellten Platz eine feierliche Stille au». Auf ein gegebene» Zeichen eröffneten 300 Tamboure, welche mit nahe 800 Musikern von der Augustu-brücke her herangerückl und zu einem riesigen Carre zusammengetreten waren, da» ergreifende milttärifche Loncert. Unter der Leitung de» Musikdirektor» Trenkler intönirten sämmtUche Musit- corp- die sächsische Nationalhymne, an welche sich mit einer wundersamen Gesammlwftkuna der Krönung«- marsch auS Kretschmer'S Oper „Die Folkuttget" schloß. Sodann brachte Musikdirector Ehrlich die Oumrture zu „Rienzi", Musikdirektor Werner da» „Gebet" von Kücken, Musikdirektor Walther den „Torgauer Marsch" mit gleich wirkungsvollem Eindruck zum Vortrag. Den Schluß bildete der sächsische Zapfenstreich, auS- geführt unter der präcifen Leitung de» Musikdirector- Trenkler. Nach dem großen Crescendo- und Deere«- cendowirbel von sämmtlichen Tambouren erfolgte der Abmarsch mit dem preußischen Zapfenstreich, von allen Corps und Tambouren auSgeführt, nach Neustadt und von hier aus 11 Uhr 30 Min. mittelst Extrazuge» die Heimkehr der sämmtlichen Milttärmusiker nach Riesa und in die benachbarten CantonnementSorte. Dresden, 18. September. Gestern (Sonntag) Bormiltag beehrten Se. Majestät der Kaiser und Se. Majestät der König zunächst da» Atelier deS Prof. Vr. Johannes Schilling mit Ihrem Besuch«, um da selbst da- Modell und die letzten Reliefarbeiten zum Ritderwalddenkmal zu besichtigen. Bon da begaben Sich Ihre Majestäten nach der von der Direction de« Militärbauwesen» unter Mitwirkung der Architekten Hänel und Adam erbauten, an der Albertbrücke ge legenen Jägercaserne. Auch Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz de» deutschen Reiche« und von Preußen, welcher zuvor dem Gottetdienste in der evangelischen Hofkirche beiwohnte, hattc Sich daselbst eingefunden. Der nächste Besuch galt der Albert stadt, speciell dem 2. Grenavierregimenl Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen." Kurz vor 12 Uhr fuhr die glänzende Reihe der königl. Wagen durch da» Löwenthor der Jnfanteriecaserne über den Exercirhof, wo da» den Namen de- kaiserlichen Gastes führende Grenadierregimrnt in ButaillonS- front und in der Nähe deS rechten Flügels de» Re giment» neben dessen Commandeur, Obersten Frhrn. ü Byrn, der DlvisionScommandeur Generallieutenant Frhr. v. Hausen Exc., Brigadecommandeur General major v. d. Decken, Oberst v. Cerrini di Monte Varchi, Oberst v. Minckwitz, Oberst v. Nostitz-Drze- wieck, und Oberst v. Schweingel Aufstellung genommen hatten, empfangen von den Klängen der Regiment»- kapelle vor dem Exercirhause vor. Se. Majestät der Kaiser, geleitet von Sr Majestät dem Könige und Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg, sowie die an deren Fürstlichkeiten, Generalfeldmarschall G:af Moltke, Staat-minister v. Kamele und die fremdherrlichen Offiziere nahm zunächst die in der Exercirhalle an gebrachten Gedenktafeln in Augenschein und wandte Sich sodann, von dreifachem Hurrah der Mannschaften begrüßt, zur Besichtigung de» Regiment». Das selbe formirte sich nach Compagnien und defilirte hierauf, während die Regimentskapelle den Parade marsch spielte, vor Ihren Majestäten vorüber. Nach abgenommener Parade begaben Sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften nach dem Garten de» Offizierskorps de» 2. Grenadierregiments in das da selbst errichtete Kaiserzelt, wo da» Dejeuner einge nommen wurde, bei welchem Generalfeldmarschall Graf Moltke, der königl. preußische Staat», und Kriegs minister v. Kamele und der königl. sächsische Staat»- und Kriegsminister v. Fabrice zur fürstlichen Tafel gezogen waren. Für das Gefolge der allerhöchsten und höchsten Herrschaften, sowie die einheimischen und fremd herrlichen Offiziere war unter einer in der Nähe be findlichen Veranda ein Büffet aufgeschlagen. Nach der Erblühen, erstarken deutsche« Vaterland I DaS walte Gott — Des Frieden» sanften Flügelschlage» Rauschen Durchbebl die Lust wie Sphärenharmonie — Er naht au» Himmclshöh'n, bringt Segen»knnde Dem deutschen Volk — dem deutschen Fürstenbunde! An die Bedeutung dieser letzten Worte knüpfte sich eine schöne Bersinnlichung derselben. Indem sich unter sanften Accorden die Nische deS Schlosse» öffnete, er blickte man den Genin» de» Frieden-, von Hrn. v. d. Osten dargestrllt. Weihevoll erklangen die fol genden Verse: Friede umschwebe Freude umwebe Feierlich diesen Ort, Der durch de» Reiche» Hort Heute geweiht. Friedenssaat sprieße, Segen ergieße Sich aus da» Kaiserhaus In reichster Fülle au» Für alle Zeit Ruset mit JubelschallI Heil Deutschland» Fürsten all, Heil Sachsen« Königsthron, Heil Deutschlands Kaiserkron' Dem Kaiser Hoch! Ergriffen von dem Eindruck diese« Friedensgruße» hatte Sich Se. Majestät der Kaiser erhoben, und die festlich aufgestellten Schaaren bildeten eine feierliche, den schönen Augenblick verherrlichend« Beriammlung. Der Vorstand der Dresdner Kunstgenoffenschaft, Oberst lieutenant v. Götz, wurde später zu Sr. Majestät de- schieden und nahm au« dem Munde de« hohen Herrn Worte der höchsten Anerkennung für den Verein ent gegen. Auch Ihre Majestäten der König und die Kö,
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