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Dresdner Journal : 16.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-16
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 16.09.1882
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äS216 Sonnabend, den 16 September. 1882. ^Lbrllobr.... 18 LV kV. kkuwoisro: I0?k. L»—rk»Id ä«> cisut-ckeo N«ict»«» tritt ko»t- uv<1 8t»Mpv1«u»etll»^ i»io»ii. Ia8vr»1eapr»l>«: kür 6so k»uro eiosr ^e»p»It«oso ?stit«vil« SO kV. votsr „Lii>b«ioät' äio 2«il« KV kV. 8« V»b«U«o- uo<1 2iN«rü»otr KV H Lr»etivli>ei»: VL^Ucii mit XusoLbw» äsr 8ooo- uo6 ksisrts^a Xd«o<k» kür clso kolx«o<k«u 1'»^. Drcsdm Joumal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. kv»er»t«o»ao»l>wv »u»^Rrt»r Lran^tetter, ^üMloiniooLr äs» Oreixkovr ^ournkl«; N»o»d»rU Lsrlto Visa l^tpiiss L»—I Lr«»l»o rr»oUort ». //aa«enÄe,n kvAtrr, »srlm-Vt« »»wdor,- ?r»^ - rr»oktllrt ». N. Itüoed«»: Ssrllo: /nlaixisnciant, Srsmso: Kc^klitte, Vr,i1«o: k. .8tanA«m's Lursau , krioktort ». L ^aeAe^sode Uuotitr»o<Uuv8; VVrlltt: 6k. HkiU/sr; Ssooovsr: 6. Le/»t««ier, k»r1» Lsrlt» - rrooktort ». H - Stotl^ort: Da««be <7o., Nomdorx: ^<t. ll«r»u«8«d«rr Lüoisl. Lrpsäitioo äs» vrssäoer kourruU», Vrvsäeo, AviogsritrLE tlo LV. Äuitlicher Ldeil. Dretden, 15. September. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, Se. Kaiser liche und Königliche Hoheit der Kronprinz de» Deutschen Reiche» und von Preußen, Se. König liche Hoheit der Großherzog von Meckenburg- Schwerin, Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir von Rußland, Ihre Königlichen Hoheiten dir Prinzen Wilhelm, Friedrich Karl und Albrecht von Preußen, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg, Se.Hoheitder Erbprinz von Sachsen-Meiningen und Se. Hoheit der Her zog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwe- rjin sind gestern Nachmittag hier emgetroffen und im Königlichen Schlosse abgetreten. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Triest, Donnerstag, 14. September, Abend». (Lorr.-Bur.) Die Ausstellung deS orientalischen und deS österreichischen MuseumS wurde durch die heutige Bora (vgl. die Rubrik „Vermischtes* in der Beilage) unerheblich beschädigt. Die Wiederher stellung der theilweise zerstörten Bedachung deS eisernen Pavillons mit Holz wurde sofort be gonnen und wird in rin paar Tagen beendigt sein. Die Objecte deS Mittelschiffes, dessen Dach am meisten beschädigt ist, werden in anderen Gebäuden untrrgrbracht, daS Mittelschiff wird wahrscheinlich für die BlumevauSstellung verwendet werden. Loudon, Donnerstag, 14. September, AbendS. (W T. B.) Eine Depesche deS Generals Wol- seley vom gestrigen Tage sagt: Die Cavallerie wird heute mit Gewaltmärschen und indem sie den Weg durch die Wüste eiuschlägt, auf Kairo vor- rückeu. (Bergl. umstehend die Rubrik „Zur ägyp tischen Frage.) London, Freitag, 15. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Trll-el-Kebir wird ge meldet: Der Lerlust der englischen Truppen in dem vorgestrigen Kampfe beträgt 54 Todte, dar unter S Offiziere und 342 Verwundete, worunter 22 Offiziere. Der Verlust deS KeiudrS wird auf 150V Todte und Verwundete veranschlagt. Die „TimeS" melden auS JSmailia von gestern, die Garnison von Damiette habe die Uebergabe angeboten. Konstantinopel, Freitag, 15. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der englische Botschafter Lord Dufferiu wurde gestern Nachmittag «iuge- ladeu, zur Unterzeichnung der Militärcovvevtiou nach der Pforte zu kommen; er erschien aber nicht, sondern verlangt vor der Unterzeichnung die Abänderung zweier Stelle« in der Procla- matiou gegen Arabi Bey. Alexandrien, Donnerstag, 14. September, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) ButroS, Rruf, Ali und Rubi überreichteu heute dem Khedive nameuS der Einwohner von Kairo eine Adresse, in welcher sie ihre Treue und Ergebenheit an-- sprechen. ButroS theilte mit, die erste Nachricht, Feuilleton. Nedigiri von Otto Banck. Lon Tell-el-Kebir nach JSmailia. Reiseerinnerungen aus Aegypten.*) Tell-rl-Kebir am sogenannten Turat-el-J-mailiye (dem JSmailiacanal) ist augenblicklich in aller Mund gekommen. DaS hätte sich der schmutzige ägyptische Flecken vor Jahresfrist nicht träumen lassen, daß er eS in so kurzer Zeit zu einer internationalen Bedeu tung bringen würde. Auf einem historischen Boden ist er zwar erbaut, die Erde, auf der er steht, ist ge adelt durch Ereignisse, die in daS Bvch der Geschichte mit unvergänglichen Lettern eingetragen sind. Hier wandelte Abraham, al- er bei der Theurrung gen Aegypten zog und von Pharao Geschenke empfing, hier fuhr Josef auf dem königlichen Wagen, al» er auf den Stuhl der Herrschaft erhoben war und seinem Vater und seinem Hause da» Land Gosen gab. Hier suchten Herodot, Pythagoras und Plato in den mäch tigen Hallen der Isis- und Hathortempel, „im Schatten der königlichen Sykomoren de-Nils* die Lösung ewiger Räthsel und über diesen Sand auch irrte einst, der frommen Legende nach, der flüchtige Fuß der Gotte«, gebärerin, die daS heilige Kind vor HerodiS' Wüthen und Schnauben nach dem einsamen Garten von Helio- PoliS trug. Heute erinnert kein Stein mehr an diese hehre Vergangenheit. Auf den Sandhügeln wehen die sieg- *) Nachdruck nicht gestattet. welche über die Vorgänge vor Tell-rl-Kebir nach Kairo gelangt wäre, hätten einen großen Sie-der ägyptischen Truppen gemeldet. Gerüchtweise hätte verlautet, Arabi Bey würde nach Kairo kommen mit dem Haupte Lord Seymour-, welche» die Bevölkerung alS Oberbefehlshaber der euglischeu Truppen betrachtete. Als Arabi allein eiatraf, hab? ihn die Bevölkerung insultirt und mit Steinen geworfen. AlS die Delrgirten Kairo verließen, herrschte dort Ruhe. Die Eisenbahn zwischen Kairo und Kafr-ed-Dauar ist unversehrt. Port-Said, Donnerstag, 14. September, AbendS S Uhr 1v Minuten. (W. T B.) Die Avantgarde der englischen Truppen ist mittelst der Eisenbahn in Kairo emgetroffen und dort mit großem Enthusiasmus ausgenommen worden. Alle hervorragenden Persönlichkeiten, welche sich der Jnsurrection angeschlossen hatten, haben sich unter worfen. Dresden, 15. September. Der Sieg von Tell-el-Kebir nimmt unter den Tagesereignissen die erste Stelle ein. Die militärische Beleuchtung desselben wird zu den Ausgaben der Fach presse gehören. In Bezug auf das Terrain, auf wel chem die Schlacht sich abspielte, enthält unser heutige» Feuilleton unter dem Titel: „Von Tell-el-Kebir nach JSmailia* Schilderungen eines Augenzeugen. Wichtiger, als der militärische Verlauf der Schlacht ist für uns eine Abwägung ihrer politischen Folgen. Als die nächste Wirkung des englischen Sieges er scheint wohl die plötzliche Bereitwilligkeit der Pforte, die Militärconventton mit England zu unterzeichnen. Dadurch wäre das Einvernehmen zwischen England und der Türkei vollständig hergestellt. Die Türkei, deren Bundesgenossenschaft auch nach dem Siege von Tell-el-Kebir für England immer noch einen hohen Werth besitzt, leiht England ihren, in weit höherm Grade moralisch, als materiell wirksamen Beistand. ES steht außer Zweifel, daß die englische Armee ohne irgend ein in Betracht kommende» Hmderniß nach Kairo gelangen und m einem großen Theile Aegyp tens die Autorität des Khedive wiederherstellen wird. Ob die vollständige Unterwerfung Arabi BeyS gelingt, oder ob nunmehr, wie Manche glauben, noch ern Guerrillakrieg sich an den der Hauptsache nach beendeten offenen Krieg anschließen wird, darüber läßt sich vor läufig noch kein Urtheil abgeben; soviel kann aber al- feststehend angenommen werden, daß die weitere Ent wickelung der politischen Situation durch derartige Möglichkeiten nicht beeinflußt zu werden vermag. Jedenfalls ist der Sieg von Tell-rl Kebir, im Verein mit dem Abschluß der türkisch-englischen Militärcon- vention, von weit tragenden Folgen und sichert heute, wo der Schwerpunkt der äußern Politik Europas in so auffälliger Weise nach Otten verlegt erscheint, Eng land im Orient ein Uebergewicht, wie r» dasselbe bis her nicht befaß. Wir kommen in dieser Beziehung auf unsern Artikel in Nr. 212 zurück, dessen Ausführungen bis her durch dre Ereignisse nur bestätigt wurden. Die Sprechweise der maßgebenden englischen Blätter läßt darauf schließen, daß die englische Diplomatie Con- cesfionen von der Türkei erlangt hat, welche die Ver- muthung rechtfertigen, England habe sich die völlige Abtretung Aegypten- gesichert. Die „Times*, welche bis dahin in Uebereinstimmung mit den Erklärungen Gladstone'» immer versichert hatten, daß England nach Niederwerfung Arabi'» die Ordnung der ägyptischen Angelegenheit dem europäischen Areopag unterbreiten werde, schlagen jetzt einen sehr herausfordernden Ton an, indem sie erklären, die Hand, welche gekämpft und reichen englischen Standarten, meilenweit dröhnte die letzten Tage der Donner der Geschütze, die wildesten Furien des Krieges waren entfesselt — und nur ein» schaute diesem blutigen Treiben unbeweglich zu, un verändert seit Jahrtausenden, da» alte Sinnbild der Ewigkeit — die Wüste. Bi» dicht am Tell-el-Kebir wogt da» Sandmeer heran, da» den in der Gegen wart so oft genannten Süßwassercanal nach JSmailia begleitet. Auf einer Eisenbahnfahrt, die ich von Zagazig nach Suez über JSmailia unternahm, berührte ich Tell-el-Kebir und blieb daselbst eine Nacht. Unser Dampfroß hatte einen Radreifenbruch erlitten, ein Vorfall übrigen», der auf ägyptischen Linien zu den Seltenheiten gehört. Alle ägyptischen Linien, und da» Nildelta ist thatsächlich mit einem förmlichen Eisenbahnnetz überspannen, sind in einem vorzüglichen Zustande, und trotzdem auf allen diesen Routen Eisenbahnwärter nicht fungiren, gehöre» Eisenbahnunfälle zu den größten Seltenheiten. In Zagazig münden 4 Linien ein, in Lantah 3, 3 auch m Kairo, 4 in Damanhur, und die innere Einrichtung der Waggon» ist in Anbetracht de» heißen Klima», der Sandwinde u. s. w. eine derartige, daß sie wenig zu wünschen übrig läßt. Die Beamten recrutirten sich bi» vor Kurzem zur Hälfte au» Europäern, zur Hälfte au» Arabern, aber durchweg au» Leuten, die 4, 5 und noch mehr Sprachen verstanden. Da» Terrain de» Nildelta» hat allerdings die Anlage von Eisenbahnen ungemein begünstigt; nirgend» ein Tunnel, nirgend» waren Sprengungen nothwendig gewesen; ein Umstand, der den Engländern gegenwärtig ungemein zu Statten kommt und ihnen da» Borrücken wesentlich erleichtert. Mit Au-nahme der Brücken hat man in Aegypten gesiegt habe, müsse die Friedensbedingungen dictiren. England brauche weder den Beistand Anderer, noch werde eS ihn zulassen. — Vorsichtiger äußert sich der „Standard*. Derselbe schließt seinen neuesten Artikel mit folgenden Sätzen: „Wir befreiten Aegypten von einem Abenteurer; jetzt müssen wir Aegypten beistehen, den in letzter Zeit verlorenen Grund wieder zu ge winnen. Wir retteten den Khedive au» großer Ge fahr; wir müssen ihn jetzt lehren, erfolgreicher zu re gieren.* — Die „Daily News* ziehen auS dem Siege besonders folgende Moral: England müsse in Aegypten irgend welche repräsentative Einrichtungen schaffen, angemessen den heutigen ägyptischen Verhält nissen. Um jeden Preis jedoch müsse absolut daS Eindringen der Türken »n Aegypten verhindert werden. Kein Resultat der englischen Intervention wäre unerträglicher für England, als die Wieder herstellung der Autorität des Sultan», dort wo sie einst so tödtlich wirkte. — Selbst die conservativen Journale gestehen den großen Sieg zu, welchen da» Gladstone'sche Cabinet und die liberale Partei in Eng land durch den türkischen Feldzug errungen haben. Die vorstehend erwähnten Auslassungen der „Times* und der „Daily New»* stehen in völligem Widerspruch mit dem bisherigen Verhalten dieser Organe. Es scheinen wirklich einflußreiche Kreise in England vor handen zu sein, welche die Absicht hegen, in Aegypten ohne Rücksicht auf daS übrige Europa eine neue eng lische Lolouie zu begründen. „Als die Russen, welche doch auch gekämpft und gesiegt halten*, bemerkt die „National-Zeitung> „vor Konstantinopel standen und die Präliminarien von St. Stefano vereinbart hatten, war das Cabinet von S. James und mit ihm das Cityblatt anderer Meinung. Am Ende wird Eng land doch vielleicht die gleiche Erfahrung machen, wie 1878 Rußland, daß daS europäische Concert nur bi» zu einem gewissen Grade seinen Mitgliedern eine Solopartie überläßt.* Es muß abgewartet werden, ob die Erfahrung, auf welche da» Berliner Blatt hinwerst, sich auch dieses Mal bestätigt. Vorläufig läßt sich über das Verhalten der europäischen Diplomatie angesichts der neuesten Wendung der Dinge nur schwer ein Piognostikon stellen. Die maßgebenden Organe halten noch mit ihrer Meinungsäußerung zurück. In Wien scheint ma» durch die jüngsten Vorgänge in Aegypten einiger maßen überrascht worden zu sein uud diese Empfin dung läßt sich unschwer aus folgendem Briefe unserS Wiener ^-Correspondenten vom 14. d. herauslesen. Derselbe schreibt: Der große Sieg der Engländer bei Tell-el-Kebir bildet in unseren diplomatischen und po litischen Kreisen das allgemeine Tagesgespräch. Konnte auch von vornherein kein Zweifel darüber bestehen, daß das an Ressourcen für die KriegSführung so reich auSgestattete Großbritannien über die undlsciplinirten, ungeschulten und durch kriegerische Tugenden nicht eben sonderlich hervorragenden Schaaren Ärabt's den Sieg davon tragen werde, so hatte man doch an ein so jäheS Ende von Arabi'» Herrlichkeit nicht geglaubt. Man hält nun, nicht mit Unrecht, den eigentlichen Feldzug in Aegypten, trotz der allenfalls noch zu er wartenden Kämpfe vor und um Kairo, für beendet und beschäftigt sich deshalb mit der Frage, was wohl nun geschehen werde, um an Stelle der Anarchie im Pharaonenlande feste, Dauer verheißende Zustände zu schaffen. Man erinnert hierbei an die wiederholten Zusicherungen Englands, keine egoistischen Zwecke in Aegypten verfolgen, sondern nur solche Verhältnisse dort herbeiführen zu wollen, welche der Cwilifation im Allgemeinen und den gesammteuropälschen Interessen insbesondere zu Statten kommen. Der Umstand, daß England, trotzdem die Hauptarbeit in Aegypten bereits gethan ist, die Militärconvenlion mit der Pforte dennoch abgeschlossen hat, also offenbar aus die Mitwirkung die Schwellen und Schienen nur einfach auf den Erd boden hinzulegen und die Eisenbahnlinie ist fix und sertig. . . . Da» Stationsgebäude von Tell-el-Kebir ist nicht sonderlich einladend und der Ort selber liegt ziemlich weit ab. Parallel mit der Linie läuft der Süßwasser- canal, der bei der gegenwärtigen Expedition schon so oft genannt worden ist. Dieser Süßwassercanal besteht eigentlich aus zwei Armen, von denen der eine von Kairo, der andere von Zagazig kommt. Kurz vor Tell-el-Kebir vereinigen sich beide zu einem gemein samen Laufe, der nunmehr unter dem Namen: „JSmai- liacanal* an dieser Stadt vorüberströmt und bei Suez in daS rothe Meer fällt. Obwohl in erster Linie den Zwecken der Bewässerung und Trinkwasserzusuhr die nend, leistet er doch auch der Schifffahrt ersprießliche Dienste. Seine Breite beträgt am Wasserspiegel 17m, an der Sohle 8 m, seine Tiefe allerdings wenig über 2 m. Der Canal bez. die beiden Canäle zweigen sich unterhalb Kairo und bei Zagazig vom Nilstrom ab. Nur da, wo Eisenbahn und Canal ihren Lauf nehmen, ist rechts und link- flache- Fruchtland, an das sich unmittelbar zu beiden Seiten das wellenförmige Wüstenplateau anschließt. Das biblische Land Gosen erstreckte sich von Zagazig in der Richtung nach Tell- el-Kebir und der Wadi-Tumilat, jener schmale frucht bare Landstrich rechts der Eisenbahnlinie, ist gewisser maßen der letzte Ausläufer diese» Paradiese», der sich je näher J»mailia desto mehr verengert. Mein Aufenthalt in Tell-el-Kebir war übrigen» ein lohnender und bereicherte meine Kenntnisse über die Gesinnung»weise der ägyptischen Bevölkerung nach verschiedenen Seiten hin. Anläßlich der gegenwärtigen der Pforte bei der Pacification des Lande» ceflectirt, wird allgemein al» ein Symptom dafür angesehen, daß England gewillt sei, seine Zusagen einzuhalten und die definitive Regelung der ägyptischen Zustände nicht ohne Mitwirkung des Sultan» und der continen- talen Großmächte durchzuführen. Vorläufig ist aller dings die ganze Angelegenheit noch nicht in jenem Stadium, welche» eine diplomatische Action nothwendig oder ersprießlich erscheinen ließe; e» ist de»halb auch verfrüht, wenn heute ein Blatt bereit» zu melden weiß, die Botschafterconferenz in Konstanrinopel werde nun mehr ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Noch ist Arabi nicht vollständig besiegt, und noch ist Kairo nicht von englischen Truppen besetzt. Ist aber einmal der Auf stand vollständig niedergeworfen, dann wird wohl am grünen Tische darüber entschieden werden müssen, ob und unter welchen Cautelen Tewfik wieder die Regie rung über Aegypten anvertraut werden soll. Selbst verständlich wird England hierbei willig jene Priorität eingeräumt werden, auf die e» vermöge der von ihm gebrachten Opfer gerechten Anspruch hat. Lagesgeschichte. Dresden» 15. September. Da» königl. Hoftheater der Altstadt, in welchem I. Brüll'» Oper „DaS goldene Kreuz* gegeben wurde, bot gestern Abend einen überaus festlichen Anblick. In der Mitte de» ersten Acte» erschien Se. Majestät der Kaiser in der Uniform feine» sächsischen Greuadierregiment», empfangen vom freudigsten Applaus und jubelnden Hochrufen de» sich von seinen Sitzen erhebenden Publicum» und vom Tusch de» Orchesters, nebst den übrigen fürstlichen Gästen. Se. Majestät der Kaiser und Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz de» deutschen Reiche» und von Preußen nahmen mit Ihren Majestäten dem König und der Königin in der linken ProsceniumSloge Platz. In der gegenüdei liegenden Loge Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg, welcher mit Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg und Ihren königl. Hoheiten der Prinzessin Mathilde und dem Prinzen Friedrich August der Vorstellung beiwohnte, werlte auch Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen. Die übrigen fürstlichen Persönlichkeiten befanden sich in der großen Mittelloge des ersten Ranges. Außerdem waren da» Gefolge der allerhöchsten und höchsten Herrschaften, die Generalität und zahlreiche sremdherrliche Offi ziere im Hoftheater erschienen. Bei der Ausführung der liebenswürdig ansprechenden Oper zeichnete sich Frl. Malten durch eine meisterhafte Wiedergabe der Christine au», und nicht minder boten Frl. Reuther und die Herren A. Erl, Fischer und Jensen vortreff liche Leistungen. Alle Mitwirkenden trugen mit wärm ster Hingabe ihrer Mittel und ihre» guten Können» zum vorzüglichen Gelingen der Aufführung bei. Se. Majestät der Kaiser verweilte bis zum Ende der Vor stellung im Theater und fuhr sodann unter Hochrusen de» Publicums nach dem königl. Schlosse zurück. Unter den fürstlichen Gästen, welche gestern Nach mittag mit Sr. Majestät dem Kaiser eintrasen, befand sich, wie wir zur Ergänzung der Mittheilungen iu vor. Nr. nachtragen, auch Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Wladimir von Rußland. Im Gefolge HöchstdeLselben befinden sich die Adjutanten Rittmeister Graf v. Stackelberg und Rittmeister Fürst Obolensky. Der sächsische Ehrendienst ist dem Generallieutenant v. Rudorfs, General L la suit« Sr. Majestät de» König», übertragen. Zu der heule Vormittag bei Mergendorf südlich von Riesa stattfindenden Kaiserparade de» XU. (königl. sächsischen) Armeecorp» war sür die fremd- herrlichen Offiziere und sonstige geladene Gäste auf dem Leipziger Bahnhofe ein Extrazug bereit gestellt worden, welcher 9 Uhr 10 Min. Vormittag» abging englischen Expedition ist nämlich meiner Ansicht nach stet» ein Factor unberücksichtigt geblieben und da» ist der Einfluß, den eine in Europa fast unbekannte Spc- cie» der arabischen Presse auf die eingeborene Bevölke rung ausübt. Ich spreche hier nicht von den großen arabischen TageS- und Wochenblättern in Alexandrien und Kairo, die wie „Wad el Nil*, „Rodat Akbar*, „Wakai MaSr>e*, „El Ahram* rc. im Dienste der Regierung stehen, regelmäßig ihre Telegramme bringen und deren Redacteure wissen, daß Berlin nicht an der Newa liegt — sondern vielmehr von jenen kleinen Flugschriften, die vielleicht nur aller 14 Tage einmal erscheinen, von denen Niemand weiß, wo sie gedruckt sind, wer sie redigilt, die keine Post, kein Colporleur verbreitet, und die doch in Aller Hände sich befinden, von den RegierungSbeamten eigentlich confiScirt wer den sollten, aber von diesen Beamten gerade am meisten gelesen werden. DaS bedeutendste dieser kleinen Blätter heißt zu Deutsch: „Unter dem Tische*, soll 8000 Abonnenten haben und in Tell-el-Kebir wurde mir von dem dortigen Gefängnißaufseher, einem arabischen Beamten, der Inhalt einiger Nummern davon übersetzt. Aegyptische Gefängnisse sind äußerst sehenSwerthe Localitälen, die leider nie von europäischen Touristen srequentirt werden. Besonders Mittags und Abends kann man hier seltsame Studien machen. Die ein- gelieferten Gesangenen werden nie von der Gesängniß- veiwaltung verköstigt, sondern von ihren Angehörigen, Bekannten u. s. w. verpflegt. Letztere erscheinen zwei Mal deS TageS und dann entwickelt sich aus dem engen Gesängnißhofe ein gar seltsames Leben und Treiben. Alle Zellen münden auf diesen Hof, von dem sie nur durch hölzerne Gitterthürcn getrennt si. d,
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