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Dresdner Journal : 12.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820912
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-12
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 12.09.1882
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durch da» erwähnte Gesetz geschaffenen neuen Einrich tung mit der altehrwürdigen LLrolo-karäinnoä«,» bisher st IS mit aller Entschiedenheit aufrecht gehalten wurde: — In Reichenberg ist der vorgestrige Tag, für welchen man wegen de» beabsichtigten Massenbesuche» tsche chischer Turner nicht ohne Besorgnisse war, sehr fried lich verlaufen, nachdem dieser Besuch infolge de« in meinem vorletzten Briefe erwähnten Verbote» de» Masseneinzuge« unterblieben ist. Die an demfelben Tage nach Reichenberg gekommenen nordböhmischen deutschen Turner fanden die freundlichste Aufnahme feiten der Bevölkerung, welche an den au» Anlaß diefe» Besuche» stattgchabten Festlichkeiten sich in massenhaf ter Zahl betheiligte. — In der Frage der Einstel lung der Sonntag»« und FeiertagSarbeit haben nun endlich auch die „Nür. Listy" die entsprechende C ncession gemacht, indem sie die Herausgabe de» Montagisrühblatt« einstellen, und auch nach Feiertagen kein Frühdlatt herauigeben werden. Die anderen Prager Blätter, welche bisher MontagSfrühblätter Herausgaben, werden nun gleichfalls die Publication dieser Blätter einstellen, wovon sie bisher nur deshalb Abstand nahmen, weil die „Nür. Listy" sich dem be züglichen Cartel anzufchließen geweigert hatten. — Gegen das Project der österreichischen Localeisenbahn- g'sellfchaft, betreffend die Herstellung einer Verbindung der österreichischen Nordwestbahn von Aussig nach Kulm mit mehreren Abzweigungen, haben die Aufsig- Teplitzer und Dux-Bodenbacher Eisenbahngesellfchaft, sowie mehrere bedeutende Kohlenwerksbesitzer einen Protest beim Handelsministerium eingebracht. Buda-Pest, 9. September. Dem «Pester Lloyd" berichtet man auS Sarajewo: Uedermüdung in folge deS Empfanges und der Unterredung mit fehr zahlreichen Personen aus der jüngsten Reise nach Fotca und zurück habe den gemeinsamen Fmanzmmister v. Kallay in hohem Grade angegriffen. Zu diesen nervösen Zuständen treten die Wirkungen deS unge wohnten KlimaS und Wassers, so daß der Minister seit einigen Tagen genöthigt war, daS Bett zu hüten. Er befindet sich bereits entschieden aus dem Wege der Genesung und wird morgen oder übermorgen seine Thätigkrit wieder aufnehmen. Durch das Unwohlsein hat das Rtiseprogramm eine Aenderung erfahren. Der Besuch von Travnik unterbleibt. Dagegen soll v. Kallay in 5 bis 6 Tagen die Reise über Konica nach Mostar antreten. — Zur TiSza-ESzlarer Affaire bringt „Egye- terteS" em Telegramm, daS auS amtlicher Quelle ge schöpft sein und die Aussagen des Moritz Scharf wieder geben soll. Der Knabe erzählte Folgendes: Der Mord geschah Mittag- und nicht Abends. Die von O-Falu heimkehrende Esther Solymossy lockte der alte Scharf in seine Wohnung, indem er ihr auftrug, das Feuer auszulöschen. Al» sie wieder au» dem Tempelhofe trat, nahm sie ein jüdischer Bettler an die Hand, rief sie in die Synagoge, damit sie die Lichter auSblase. Im Gebethaufe waren viele Juden anwefend, darunter auch der kleine Moritz, den man forlichickte. Vor dem Tempel hielten zwei jüdifche Bettler Wache. Der kleine Scharf, durch die Vorkehrungen neugierig geworden, lugte au» einem Versteck durch das Schlüsselloch in daS Tempel- Hau» und gibt an, Alles gut gesehen zu haben. DaS Mädchen wurde entkleidet. Die Frau des Scharf wusch Esther die Füße, während die fremden Schächter Ge bete verrichteten. Nach dem Gebete wurde da» Mädchen auf die Erde gebettet, dann auf den Tisch gelegt. Die Schächter Braun und Buxbaum hielten da» nackte Kind, der Schächter Salomon Schwarz fchnitt in die Kehle, Joseph Scharf fing das herabfließende Blut in einem Teller auf. (Die „Wien. Allg. Ztg." bemerkt hierzu: „EgyeterteS", welcher diese Nachrichten bringt, ist von Karl Eötvös, dem Bertheid'ger der TiSzla-ESzlarer Juden, redigirt, überhaupt ein so seriöse» Blatt, daß anzunehmen ist, daß diese Angaben den amtlichen Pro tokollen entstammen.) Pari», 10. September. Eine Frage, welche in der nächsten Session ihre Erledigung finden muß, ist die der Bischofrgehalte. Seit dem Budget pro 1880 beziehen die Erzbischöfe nur noch 15000 statt 20000 Frei , und die Bischöfe nur noch 10000 statt 15000 FrcS., die der Colonien 12000 FrcS. und außerdem, je nach der Größe der Dwcefen 1000 bis 3000 FrcS. Reifeentfchädigung. Hr. Roche hat nun mehr die Streichung der BifchofSgehalte und überhaupt aller CultuSauSgaben für die Colonien beantragt, weil zur Leistung derselben keine concordatSmäßige Ver pflichtung vorliegt. Desgleichen verlangt man radi- calerseits , daß die Ausnahmestellung der Erzbischöfe von Paris und Algier aufhöre, welche statt der ihnen nach dem Wortlaute deS Concordgt» zukommenden 15000 FrcS. 45 000 resp. 20000 FrcS. erhalten. Der vorige CultuSminister, I. Ferry, hatte die vorgeschlage nen Streichungen bekämpft; über die Ansicht de» jetzigen in derFra^e ist noch nicht» bekannt geworden. — Der StaatSraty Castagnary, früherer Rcdacteur de» „Sidcle" und Pariser Gemeinderath, al» Kunstkritiker und Verehrer derj,Courdet'fchen Malerei bekannt, sowie intimer Freund Courlet'», veröffentliche dieser Tage eine Broschüre, in welcher er an der Hand von Do cumenten nachweist, daß nicht Courbet für die Nieder werfung der Venbümesäule verantwortlich fei, sondern u. A. der jetzige Bautenminister Härisson. St. Petersburg, 10. September. (Tel.) Der „Reg.-Anz." meldet: Gestern Mittag Hl Uhr traf der Fürst von Montenegro in Peterhof ein, wurde om Hasen vom Kaiser empfangen und nach dem PalaiS zur Kaiferin geleitet. Der Fürst wohnte dem Diner bei und machte mehreren Großfürsten feinen Befuch; um 6 Uhr Nachmittags erfolgte die Rückkehr nach St. Petersburg. — Der Gouverneur von Archangel, Generalmajor Baranow, ist zum Gouverneur von Nifchni-Nowqorod ernannt worden. Bukarest, 10. September. (Tel.) Der neuernannte nordamenkanifche Ministerresident Schuyler hat dem König heute sein Beglaubigungsschreiben überreicht. — Da» amtliche Blatt veröffentlicht daS Gesetz, durch welches die Regierung ermächtigt wird, die rumänische Eisenbahnactiengesellschaft aufzulösen und alle gesetzlichen Mittel anzuwenden, um den Rest der Stammactien und Prioritäten zu liquidiren und zu rückzukaufen. Für die Herbstmanöver der Armee ist nunmehr tue Zeit vom 2. bi» 16. October festge stellt, dieselben werden zwischen Berlad und Fokjchani abgehalten werden. Konstantinopel, 9. September. (Tel.) Die Pforte hat gestern wiederum eine Note an Konburioti» ge richtet, in welcher auf die fortdauernden Rüstungen Griechenlands und die Agitationen hingewiesen wird, die bestimmt seien, die Bevölkerung aufzureizen. Die Pforte verlangt, die griechifche Regierung falle ener gische Maßregeln ergreifen, um der Gefahr drohenden Situation ein Ende zu machen. Zur ägyptischen Frage. «Reuter'» Office" meldet au» Konstantinopel vom 9. September: Lord Dufferin erklärt, der Posfu» de» Entwurf» der Militärconvention, daß die otto- manischen Truppen sich nach Port-Said begeben wür- den, involvire nicht da» Recht, zu landen, sondern be stimme nur, daß die ottomanifchen Truppen in den Gewässern von Port-Said von dem englischen Befehls haber Instructionen erhalten würden, wohin sie sich wenden sollten. Die Pforte behauptet, e» fei klar ab gemacht gewesen, daß die Convention, deren Claufeln festgestellt gewesen seien, in demselben Augenblick unter zeichnet werden solle, wo die Proklamation wegen Acabi erfolge; deshalb verlange sie nunmehr sofortige Unterzeichnung der Convention. Lord Dufferin fordert außerdem gewisse Aenderungen in der Proclamation, worauf die Pforte entgegnet, England habe nur ver langt, Arabi zum Rebellen zu erklären, was die Pforte gethan habe. Es hängt jetzt Alles von den Instruc tionen des Earl Granville ab. Bis diese eintreffen, verschieben Derwisch Pascha und Baker Pascha ihre Abreise. Alle Nachrichten, welche neuerdings vom Kriegs schauplätze elngetroffen sind, stimmen darin überein, daß General Wolseley so weit in seinen Vorbereitungen und seiner Concentnrung g»kommen zu sein glaubt oder glauben machen will, daß man nunmehr der Er öffnung der Hauptoperationen gegen daS stark ver schanzte und vertheldlgie Tell-el-Kcbir entgegensetzen kann. Fortwährend werden alle nur disponibel» Ver stärkungen m die Frontstellung von Kassassin vorge schoben, allein auch auf ägyptischer Sette scheint man bereits so weit fertig zu sein, daß man den An griff der Engländer nicht in Tell-el-Kebir selbst ab warten will, sondern selber in verschiedenen größeren RecognoScirungen den Engländern evtgegenkommt und sie zum Angriff herausfordert. Am 8. d. Morgens um4 Uhr fand die angekündigte RecognoS- cirung unter Graham mit 1 Bataillon Infanterie, 2 Schwadronen bengalifcher Reiter und 4 Kanonen Statt, angeblich um ein Dorf, 2 Meilen westlich, von den Arabern zu säubern. Das Dorf war leer, der Feind erschien aber auf den Anhöhen in Hellen Haufen und griff keck an; in der Ferne erschien ein Elsenbahn- zug mit Truppen, ein Zeichen, daß die Araber gewillt sind, die Engländer Halbwegs von Tell-el-Kebir zu empfangen. Da Wolseley jeden Widerstand strengstens verboten hatte, wichen die Engländer zurück, ohne einen Verlust zu erleiden, trotz des anerkannt vortrefflichen Feuer» der Araber. Die RecognoScirung ergab eine gewaltige Ausdehnung der feindlichen Front, 6 Meilen lang von Dell «UKebir biSElkarain. Besondere Stärke besitzt die rechte Flanke, welche füdlich vom Caual 2 Meilen weit in die Wüste hineinreicht, um jeden Versuch einer Abschneidung der Verbindung mit Kairo zu erschweren. Doch scheint die Linie verschiedene schwache Punkte zu besitzen, weshalb der Berichterstatter der «Daily New»" von einem englischen OperationS- plane spricht, dessen Einzelheiten nicht mittheilbar seien. Arabi hat alle versügbaren Truppen au» Kairo nach Tell-el-Kebir gezogen; auch die gefürchleten schwarzen Soldaten au» Nubien und dem Ober-Nillande und die Kerntruppen des ägyptischen Heere«, welche bis jetzt in Damiette standen. Dit englilche Cavallerie schwärmt für einen solchen Vorstoß und hofft, den Aegyptrrn bei HeliopoliS den Rückzug abzuschneiden. In Kassassin hat General Willi» den Oberbefehl übernommen. Der Platz zum Hauptquartier ist abgesteckl, die Bagage schon angekommen, die telegraphische Verbindung mit J-mailia hergestellt, so daß Wolseley mit London direkt verkehren kann. Die Eisenbahn befördert täglich 200 Tonnen Material nach der Front. Die Nächte sind kühler geworden. Da daS Wasser nn Canal beständig fällt, so bleibt da» Schleusenthor m Jsmailia ge- schlossen, und die Dampsbarkassen müssen aus dem Suezcanal über Land in den Canal geschafft werden. Ungeheure Vorräthe liegen auf der Werft von JS- mattia. Die «Hekla" schiffte einen 64-Pfänder mit 24 Mann zur Bedienung zum Schutze von Jsmailia auS. Die Zahl der täglichen Erkrankungen beträgt ungefähr 30. Ein am 9. d. unternommene» RecognoscirungS- gefecht hat, wie sich herausstellt, bedeutende Dimensionen angenommen. Ein beträchtlicher Theil der Streitkräfte Arabi'» — die Siärke derselben wird auf 13000 Mann mit 12 Geschützen geschätzt — war im Feuer und wurde nach längerm Gefechte in die befestigte Stellung bei Tell-el Kebir zurückgetrieben. Die Eng länder, welche 4 Kanonen erbeuteten und viele Ge fangene machten, sind bi» auf Kanonenfchußweite bi» zu diefem Schlüsselpunkte der ägyptischen Stellung vorgerückt, und e» wird wohl in diesen Tagen zu dem entscheidenden Schlage kommen. Den «Daily New»" telegraphirt man au» Kassassin vom 9. d. Morgen- 9 Uhr: Gegen 6 Uhr Morgens meldeten die den gälische Cavallerie und die Vorposten, daß der Feind an der Nordseite der Eisenbahn in großen Massen vorrücke. Unsere Truppen wurden sofort alarmirt, und um 7 Uhr begann da» Arttllerieduell. Die ägyp- tifchen Truppen aller drei Waffengattungen breiteten sich über die ganze Erhöhung und Meile mehr nordwärts aus. Man bemerkte einen Bahnzug mtt Truppen. In der Nähe meines Standpunktes sind unsere 40-Pfänder und die Kruppschen Geschütze postlrt. Dieselben beschießen den feindlichen rechten Flügel; weiter rechts beschießen unsere 25-Pfänder die nämliche feindliche Position. Wir ermittelten die genaue Schußweite, und ich sah unsere Granaten und Shrapnels gerade über den seindlichen Truppen ex- plodiren. Tie ägyptische Artillerie, welche ebenfalls sehr genau zielte, schleuderte fortwährend Bomben in unfere Mitte. Glücklicherweife explodirten nur wenige Bomben. Unfere reitende Artillerie steht 1^ Meile nördlich von der Eisenbahn und unterhält ein sehr rasches Feuer. Gegenwärtig ziehen sich die Araber langsam zurück. Bisher sind keine Verwundungen vor gekommen. Soeben treffen Verstärkungen aus Mahsame ein. Unsere Infanterie dringt langsam vor. — Ferner wird auS Kassassin von 10 Uhr Vormittags berichtet: Der Kampf dauert fori. Der Feind bringt fortwährend neue Truppen vorwärts. Da« ganze Gefecht findet auf der Nordseite des SüßwassercanalS Statt. Soeben erhielt die englische Cavallerie Befehl zum Angriffe, und das Signal zum schärfsten Trabe wird geblasen. Die feindliche Infanterie avancirt, einige Tausend Mann stark, durch den Sand der Nordseite des Canals ent lang, 2 Meilen von Kassassin. — General Wolseley telegraphirt aus Jsmailia: 3>4 Metten westlich der Kassassinschleuse, 12 Uhr Mittags. Der Feind recog- noScirte mit Tagesanbruch unfere Vorposten in be deutender Anzahl aller Waffengattungen. General Willi» rückte zum Angriff vor, schlug die Aegypter mit Verlusten zurück. Wir eroberlen 4 Kanonen. Unser Verlust ist sehr gering. Wir fanden den Leich nam de» Lieutenants Gribble» und begruben ihn. Der Feind zog sich in seine Befestigungen zurück, von wo er jetzt auf un» in einer Distanz von 5000 Schritten feuert. Ich will baldigst nach Kassassin in das Lager mit allen Truppen zurückkehren. Ich verlegte heute mein Hauptquartier dorthin, da die Eisen bahn und der Telegraph jetzt gut fungiren. Die Archäologie. In Pompeji werden die Aus grabungen, die zur Zeit an der sogenannten Porta Stabiae stattfinden, mit großem Eifer fortgesetzt. Bis jetzt hat »an bereit« recht erfreuliche Resultate erzielt. Dahin gehören außer zahlreichen Vasen- und Bronze- sunden noch mehrere Statuen, von denen der «trunkene Faun" als ein artistisches Meisterwerk gelten darf. DaS lebensvolle Mienenspiel, daS der Künstler der Natur abgelauscht zu haben scheint, die ganze urkomische und doch so gefällige Attitüde . . . Alles verräth auf den ersten Blick die hellenische Meisterhand, denn die Römer haben eS in der Plastik zu so unvergleichlichen Leistungen thatjächlich nie gebracht! Auch unter den Basenfunden dominirt das hellenische Kunstproduct. Dafür spricht allein schon die anmuthige Form und die Ornamentik dieser Objecte. Bon ungleich hervor ragenderer Bedeutung ist aber ein Flschrumpf, der in einen antiken Mannskopf ausläuft. Letzterer scheint einen JsiSpriester darstellen zu sollen. Die Bartcom- pofition, wie überhaupt das ganze Gesicht ist von wun derbarer Vollendung Man sollte kaum meinen, daß sich in dem harten Marmor dergleichen Arbeiten auS- führen ließen. Endlich fand man noch eine antike Fruchtfchale, deren Boden in ein herrliches Relief aus- läuft. Dasselbe besteht auS einem Bruststück mit überaus gelungenem Kinderkopf und über der Brust gekreuzten Armen. Auch diesem Falle beobachtet man eine hohe Entwicklung der bildenden Kunst. Sämmt- liche Gegenstände rühren auS einem antiken Hause her, daS om Stabiaethor kürzlich mit großer Müh« dloSgelegt worden ist. Sie find bereit» an daS neapolitanische Nationalmuseum abgeliefert worden. Ausstellung im königl. Kupferstichcabinet. *,* Für die nächsten 14 Tage sind Aquarelle von neueren Meistern, und zwar von A. Achenbach, C. dell'Acquar, R Alt, A. Brumeau, Th. Choulant, B. Genelli, W. Georgy, A. Greil, G. Hahn, H. ten Kate, K. Köhler; I. Kriehuber, A. Menzel, P. Mohn, I. Vaireda, E. Werner ausgestellt worden. * Einem Artikel der «KarlSr. Ztg.", welcher sich mit dem Wagnertheater in Bayreuth beschäftigt, entnehmen wir Folgende»: Die Zett der diesjährigen „Parsifal "-Aufführungen ist zu Ende: am 29. August hat die letzte, die 16., stattgrsunden. Die anfangs ge fürchtete Verminderung der Zahl derselben ist, da stets 800 bis 1000 Billet» verkauft wurden, glück licher Weise nicht nöthig gewesen, ja die 3 letzten Vorstellungen waren fast ausverkauft. Die Theilnahme de» großen deutschen Publicum» an den Aufführungen kann einer doppelten Beurtheilung unterzogen werden: einerseits muß man staunen, daß ein einzelner Mann e» fertig gebracht Hal, iu der Vorführung eine» unbe kannten Werke» ungefähr 20000 Menschen nach Bayreuth gezogen zu baden. Würde irgend ein ande rer lebender oder auch gestorbener Componist etwa» Aehnliche» gewagt haben, da» ganze europäische Pu blicum, welche» auf seine Einladung hin in Bayreuth erschienen wäre, hätte er in einem vierfitzigen Wagen nach dem Theater können hinaufsahren lassen. Abge sehen von dem Werth der jüngsten Schöpfung Wag- ner'S, den festzustellen heute noch Keinem gelingen wird, ist die Vorführung de» Werke» eine derartig künst lerische gewesen, daß der Einfluß speciell der Auffüh rung auf jeden Künstler und Kunstfreund von un- berechmbarem Umfange sein wird, da gegen die Art, wie in Bayreuth künstlerisch gearbeitet wird, nicht» in Vergleich gezogen werden kann. Die kleinen persön lichen Rücksichten kommen dort fast gänzlich in Weg fall und werden gern von dem Einzelnen geopfert, da er sieht, daß alle» Kunstleben sich nicht um seine Per son, auch nicht einmal um die Person Wagner'«, son dern einzig und allein um die Verwirklichung eine- Kunstwerke» handelt. Daß die» vorderhand noch immer ein Werk von Wagner sein muß, liegt eben an den ungünstigen materiellen Verhältnissen de» Bay reuther Fond». Je mehr der letztere sich erweitert, je größer wird da» Feld der dort vorzuführenden Kunstwerke werden. Daß Wagner zunächst nur seine Werke in Bayreuth aufführen läßt, wird ihm Keiner verargen, da ja da» dortige Kunstinstitut nur durch feine übermenschliche Energie in» Leden gerufen ist. E» steht aber fest, daß e» lein sehnlichster Wunsch ist, jene großen Werke, welche schon lange nach Erlösung schmachten, wie beispielsweise Mozart'- «Zauberflöte", Weber'» «Euryanthe", eine Reihe Gluck'jcher Opern in Bayreuth «stilgerecht" zur Auf führung zu bringen. Und selbst Mozart'» «Don Juan", Beethoven'» «Fidelio", Weber'» „Frei schütz", welch« sich verhältmßmäßig besserer Behand- Verluste der Engländer werden bi» jetzt auf 100 Mann an Todten und Verwundeten geschätzt. — Ein Extrablatt de» «Obferver" meldet au» Kassassin vom 10. d. früh: Außer den Truppen Arabi'» au» Tell el-Kebir, welche gestern gegen Kassassin vorgingen, machte auch eine Abthettnug von 1500 Mann Arabi scher Truppen, welche von Salahieh (an der alten Karawanenstraße nach Syrien am Ausgangspunkte der von Mansurah und von Zagazig kommenden und in Abu-Kebir sich vereinigenden Eisenbahnlinie gelegen) aus durch die Wüste marfchirt waren, einen Angriff auf die rechte Flanke der Engländer. Der Angriff derselben wurde abgeschlagen, die englische Cavallerie, welche dieselbe verfolgte und in die Flucht schlug er beutete dabei ein Geschütz und eine grüne Standarte. Die Verluste der Truppen Arabi'» sind sehr groß. DaS Geschützfeuer dauerte bi« 3 Uhr Nachmittag«; das eigentliche Gefecht war schon Vormittag« 9 Uhr zu Ende. Au» Alexandrien vom 9. September Abend« mel det der Telegraph: Eine große Anzahl Beduinen nähert sich Mex. Die Engländer gaben mehrere Kanonenschüsse auf dieselben ad; aber einigen Beduinen gelang e», in Mex einzudringen. Am Mittag griffen die englischen Truppen die Beduinen an und verjagten dieselben mit dem Bayonnet. Auch bei Ramleh zeigen sich die Beduinen sehr rührig; e» sind daher die Vor posten der Engländer verstärkt worden und zahlreiche PiquetS patrouilllren in der Umgegend von Ramleh. Die Hinrichtung Alti Hassan'S, des Mörders Richardson'» und Dobson'», ging bekanntlich ziemlich ruhig von Statten. Der Delinquent bewahrte eine stoische Gleichgiltigkeit und ließ sich noch unter dem Galgen ein Gla» Wasser reichen, al» Labetrunk und Wegzehrung für die Reise in da» ihm winkende Paro die» Muhamed's. Die Hinrichtung wurde von ein heimischen Polizisten besorgt, und da die» die erste Aufknüpfung eine» Araber» seit den Zeiten Mehemed Ali'» ist, fehlte natürlich die erforderliche Gewandtheit, wie sie englische Henker besitzen. Auch war der Strick etwas zu lang, oder der Galgen etwa» zu niedrig, denn die Füße deS Baumelnden berührten die Erde, und sein TodeSkamps wird daher etwa» länger ge dauert haben, als unter regelrechten Umständen. DaS englische Militär hatte um die Richtstätte einen Krei» gezogen; nur wenig Einheimische waren zugegen, und diese verriethen keinerlei Auflegung. Nur ein arabischer Knabe ließ sich zu dem Ausrufe verleiten: «Heute knüpfen die Christen die Muselmänner auf, morgen aber werden die Muselmänner die Christen ausknüpfen!" Später indessen scheint den Arabern Gewissensbisse über ihre Gleichgiltigkeit gekommen zu sein; denn der Leichnam, der am Galgen hängen geblieben, wurde trotz de» Widerstandes, den 20 einheimische Polizisten leisteten, von einer Volksmasse fammt dem Strick weg genommen. Wie Theilnehmer eingestehen, soll ter Gerichtete einbalsamirt und einem Heiligen gleich be stattet werden, während seine Kleider und der Strick al» Reliquien in der Moschee aufbewahrt werden. ES giebt dieser Vorfall, schreibt man der «Köln.Ztg." auS London, nach der Meinung der Engländer den Maß stab ab für die Gesinnungen der Araber. In der That können dieselben unmöglich die freundlichsten sein; was aber den vorliegenden Fall betrifft, so haben die Engländer wahrscheinlich nicht gewußt, daß Nicht- dem muhamedanischen Sinne mehr widerstrebt, al- wenn die Morgenfonne da- Gesicht eines gehenkten Gläu bigen bescheint. Al« im Jahre 1876 die türkische Com mission in Philippopel unter dem Druck der Consuln genöthigt war, einen Türken zum Strange zu verdam men, knüpfte man ihn auf und nahm ihn vom Galgen ab, noch ehe die Sonne aufgegangen. Daher hätte man Alti Hassan dieselbe Berücksichtigung zu Theil werden lassen sollen. Dresdner Nachrichten vom 11. September. * Im Anschluß an die Bekanntmachung der königl. Generaldirection der sächsischen StaatSeisenbah- nen vom 9. September über die anläßlich der großen Manöver getroffenen außerordentlichen Verkehrs einrichtungen, welche unserer heutigen Nummer bei- liegt, sei noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Benutzung de» Freitag, den 15. September dieses Jahre-, 8 Uhr 25 Min. Vorm, auf hiesigem Leipziger Bahnhof nach Leipzig abgehenden Personen- zugS Nr. 302 auch für diejenigen Passagiere ausge schlossen ist, welche mit dem Anschlußzuge 7 Uhr 50 Min. von der Görlitzer, 7 Uhr 57 Min. von der Chemnitzer und 7 Uhr 50 Mm. Borm, von der Bodenbacher Linie zur Weiterfahrt nach Riesa eintceffen sollten. (Fortsetzung in der ersten Beilage.) lung an den Theatern zu erfreuen haben, fallen über die Bayreuther Breter gehen. Ohne Frage würden sie dort noch in einem andern Lichte, als irgendwo anders erscheinen? Man hat diese Projekte, welche schon vor mehreren Jahren von Wagner selbst in den «Bayreuther Blättern" bei Gelegenheit deS Aufruf» zur Gründung einer Bayreuther StilbildungSschule ent wickelt wurden, vielfach al» Anmaßung auSgelegt und Wagner den ungerechten Vorwurf der Selbstüber schätzung zu machen versucht. Wer Gelegenheit gehabt hat, in diesem Jahre einer„Parsifal" Aufführung bei zuwohnen, wird sich davon überzeugt haben, daß die Art, em Bühnenwerk dort dem Publicum vorzuführen, wenig oder gar nicht» mit dem gewöhnlichen Theater spiel gemein hat, und daß Wagner wohl die Berechti gung für sich in Anspruch nehmen kann, al» voll- gütiger und unvergleichlicher Bühnendirector betrachtet zu werden. Daß er ein ebenso großer Orchesterdirector ist, hat er überall bewiesen, wo ihm Gelegenheit ge boten war, eine Beethoven',che Symphonie zu dirigiren. Selbst seine größten Gegner haben sich der Ansicht nicht verschlossen, daß Beethoven augenblicklich keinen Keffern Interpreten aufzuweisen hat. Wie hoch Wagner sowohl den Symphoniker wie den Dramatiker Beethoven stellt, hat er in seiner Broschüre „Beethoven" gezeigt: ein Werk, welch,» zum 100jähngen Geburt»seste Beet hoven'» 1870 erschien, welches aber von Dene» un beachtet gelassen wurde, die dem Verfasser desselben stet» den Borwurf der Nichtachtung anderer Cmn- ponistrn zu machen belieben.
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