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Dresdner Journal : 12.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820912
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820912
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-12
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 12.09.1882
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^§212 Dienstag, den 12. September. ^doll»eweot,pr«I»r Iw ckmliod«» L«icd«: dUirliellr.... 18 ^^itbrlieb: 4 Ultrlc KO ?k. Liorslo« Humwsru: lü kk. La„«rk«Id «le« dsutscbeo keiobs» tritt kost- und LtsmpelruseNIitx kioru. I»»or»teoprvl8er kitr den L»uw einer xespitlteven Dstiksils 2S kk. Unter „Kin^esLndt" di« 2sils üO ks. Lei 1'^keIIen und 2iLsrnsntr SO H Auk»obl»K. DreMlerZoumal. Lrscdeiaen r Ht^Ucb wit Au«n»kms der 8onn- und keierte^s Absud» Mr den folgenden Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. InevreteoeaaeNine euevLrter I.«ip«ix: F>. Lrandstrtter, UoinwisiiooLr de« Dresdner dournnls; Nemdur^ LerNn Vien - I.«ip»i^ L»»«I Lr««I»u ^renktort ». Bl.: //aa«snLtnn ct koA/rr, M«rUo-V>»n L«wdnr^ kr»^ - triprlg Nrrullkurt ». H. Nüneden: /iud L«rlio: /«iraiidrndunit,' Lrimen: A. üc/t/ott«, vr«>I»u: /. ütanAen « Lureau A'abai/») / krsnkkari » M : L'. daeAe^-sbs ljuekbuudluo^; SdrUt«: ZtMer; N»»nov«r: tl. 8eiii««ier, rerti-ierUn-Irenkkrl ». N Stutt^ert: ^-aui»r <7o., SemdurU. Ad. §t«ner. Ilvreuexeder: Löoisl. Lrpedition de» Dresdner douroel», Dresden, 2«in^erstr»»»s Ao. 20. Amtlicher Mil. Dresden, 11. September. Ihre Majestäten der König und die Königin haben nach Aufhebung de- Hoflager» zu Pillnitz heute die Königliche Billa zu Strehlen bezogen. Nichtamtlicher Theil. «»«erlicht: leltarLMhische Nachrichten. Zeituvgtschau. (Post. Neue Preußische Zeitung.) ragesgeschichte. (Dresden. Berlin. Prag. Buda-Pest. Paris. St. Petersburg. Bukarest. Konstantinopel.) Zur ägyptischen Krage. Dresdner Nachrichten. Kenilleton. Lageskalender. Inserate. Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Pronivzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Auerbach. Zittau. Ostritz.) Vermischte». Statistik und BolkSwirthschaft. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Zweite Beilage. Börsennachrichtrn. Telegraphische Nachrichten. Breslau, Montag, 11. September, Vormit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kronprinz und dir Kronprinzessin von Oesterreich trafen gestern Abend ^10 Uhr hier ein und wurden auf dem Freiburger Bahnhof vom Kaiser Wilhelm, dem kronprinzlichru Paar und den übrigen Prinzen empfangen. Der Kaiser und die Prinzen trugen österreichische Uniformen, der Kronprinz Rudolf die Uniform des Franzregiments. Die Begrüßung war sehr herzlich. Der Kaiser umarmte und küßte den Kronprinzen Rudolf. Heute früh 0 Uhr begab sich der Kaiser mit dem Kronprinzen Rudolf zu den Manöver«. London, Montag, 11. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ueber den vorgestrigen Kampf vor Kassassin melden die heutigen Morgrnblätter: Der Feind» von Arabi Bey persönlich befehligt, war 15i»vv biS 20 000 Mann aller Waffengat tungen stark und focht mit unerwarteter Ent schlossenheit. Er handhabte die Artillerie vortreff lich und zog sich in guter Ordnung zurück, hart bedrängt von den englischen Truppen. Der Ver lust des KeiudeS wird auf 250 Todte und Brr wundete geschätzt. Der Verlust der Engländer be trägt höchstens 5 Todte und 54 Verwundete. (Bgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage*.) St. Petersburg, Montag, 11. September. (Tel. d. DreSd. Journ.) Dem „Grashdanin" zu folge ist der Entwurf eines neuen PreßgesetzeS, darunter die Ernennung einrS OberpreßauSschuffeS von 4 Ministern mit der Befugniß der ZeitungS- unterdrückung vom Mivisterrathe angenommen worden. Konstantinopel, Sonntag, 10. September, AbendS. (W T. B.) Said Pascha begab sich heute Abend nach Therapia und legte Lord Duf- ferin eine neue Redaction der Militärconvention uä rofvrouckum vor. Alexandrien, Sonntag, 10. September, Nach mittags. (W. T. B.) Heute trafen 4 auS Kafr- Feuilleton. Redigirl von Otto Banck. K. Hofthrater. — Altstadt. — Sonntag, den 10. September zum ersten Male: „Der Wider spenstigen Zähmung * Komische Oper in 4 Acten, nach Shakespeare'- gleichnamigem Lustspiele frei bear beitet von V. Widmann, Musik von Hermann Götz. Shakespeare'S so populäres und in der Wirkung sichere- Lustspiel mit seinen beiden im heftigen Streit begriffenen und endlich durch Liebe vereinigten Haupt personen, denen sich contrastirend rin empfindsames Liebespaar zugesellt, und mit seinen lebendig in die Handlung eingreifenden charakteristisch komischen Neben figuren mußte mit Recht al» dankbare- Sujet für eine komische Oper erscheinen. Hr. Widmann hat dasselbe in seiner Oper sehr gewandt und möglichst treu nach Shakespeare mit nothwendig scheinender Vereinsachung und Weglassung einiger Nebenpersonen bearbeitet, wenn auch nicht durchaus mit Geschmack und mit rechter Ausnutzung der sich für die Musik darbietenden Komik. Durch die Beachtung der üblichen Bühnenbe arbeitung de- Stückes würde er manche Rohheiten der Dichtung (z. B. Petrucchio'» Auftreten bei der Hoch zeit) vermieden haben, die durch den Vergleich mit jener verstimmend wirken. Petrucchio'» erste Arie und seine Rede an Katharine („Bei meinem Schritt er dröhnen* rc.) zeigen in dem Manne „von etwa» Geist* — wie er selbst sagt — weniger die starke unbeug same Willenskraft, als den Renommisten, den bramar- hasirenden Herkules, den Käthchen verlachen mußte. ed-Dauar geflüchtete Arabi'sche Offiziere bei den englischen Vorposten ein. Nach ihren Mitthei- lungen stehen in Kafr-ed-Dauar nur noch 0000 Mann meist auS älteren und schwächlichen Leuten bestehend; viele seien gewillt, sich dem Khedive zu unterwerfen, würden aber davon von Anderen mit Gewalt abgehalten. Dresden, 11. September. Die neueste „ Post * bringt einen bedeutsamen Artikel über den nunmehr erfolgten Abschluß der englisch, türkischen Militärconvention, sow^e über die Pro- clamirung Arabi'S zum Rebellen. In diesem Artikel ist der endlich erfolgte Abschluß der Convention als höchst beachtenSwerther Vorgang aufgefaßt, und zwar nicht in dem Sinne, al- gehe der Sultan, gleichsam an den Triumphwagen der Engländer geschmiedet, nach Aegypten. „Englands Vorgehen*, heißt eS m dem erwähnten Artikel, „war bisher ein unregelmäßige-, mit dem Völkerrecht nicht zu vereinbarende-. Jetzt aber tritt eS al- Bundesgenosse deS Suzeräns auf, der daS Recht und die Pflicht hat, über die Ordnung in Aegypten und über die Erfüllung der internatio nalen Verbindlichkeit diefer halb souveränen Provinz zu wachen. Aber auch der Bevölkerung Aegypten» gegenüber ist daS Eintreten deS legitimen Oberherrn und einer au» Muselmännern bestehenden Armee gegen den Usurpator der Gewalt im Lande sehr hoch anzuschlagen. Die Annahme scheint uns ausgeschlossen, daß der Sultan die Absicht haben könne, seine Truppen, wenn sie auf ägyptischem Boden angelangt, gemeinsame Sache mit Arabi Bey machen zu lassen. ES ist undenk bar, daß der Sultan so große Vortheile den Englän dern ohne Entgelt gewähren würde. In einer Zwangs lage befand er sich nicht; er würde bei einem Protest gegen Englands Vorgehen diplomatische und vielleicht noch wirksamere Unterstützung gesunden haben. Unter diesen Umständen muß man annehmen, daß der Sul tan, begreifend, daß er bei feindlicher Aufnahme de» englischen Vorgehens den guten Willen Rußlands nicht entbehren könne, m der Ueberzeugung, daß dieses Ver- hältmß in seinen Folgen daS gefährlichere für ihn sei, die Wahl zwischen Rußland und England zu Gunsten deS letzter« getroffen hat. Man muß an nehmen, daß das Verhältniß zwischen England und dem Sultan, wie eS sich bei dem Sturz des Ministe riums Beaconsfield gestaltet hatte, wiederhergestellt worden ist. Man muß sogar annehmen, daß dies in wirksamer und zuverlässiger Weise geschah, weil man ohne dies dem Sultan den Abschluß der Convention nicht zutrauen kann.* Die „Post* macht weiter darauf aufmerksam, daß eine Rückkehr zu dem Ver- hältniß zwischen England und der Türkei, wie eS sich unter Beaconsfield gestaltet habe, auch eme Wendung der englischen Politik voraussetze. „Auf den englischen Parlamentarismus fällt dabei ein Licht, welches ihn recht als Das erkennen läßt, wofür wir ihn immer gehalten haben, als eine große, bizarre und unnachahmliche Erscheinung. Dieselben Staats männer, welche daS Ministerium Beaconsfield durch eine Wahlagitation stürzten, in der sie die Mitglieder desselben LandeSverräther, Banditen u. s. w. titulirten, ergreifen genau dieselbe Politik, für die sie die Gegner mit jenen Ehrentiteln bedachten. Die Gegner aber stimmen weder ein Triumphgeschrei, noch ein Rache geschrei an, sondern schweigen still; unterstützen, höch stens mit einigen Vorbehalten, die rwalisirenden Staats männer, einfach darum, weil sie deren jetzige Politik dem Lande förderlich erachten und weil sie selbst sich noch nicht wieder in der Lage glauben, diese Vortheile dem Lande zuzuwenden, indem sie ihrerseits sich der Geschäfte bemäch'igen. Die- geschieht vielleicht eines TageS auf einen geringen Anlaß, der mit dem wahren Die komische Scene des hungernden Käthchen» mit Grumio hätte nicht fehlen follen, und die dadurch ent stehende Verlängerung konnte durch kürzere Fassung der geschickt angelegten Jntroduction der Oper ausge hoben werden. Der etwas walkürenmäßige Einfall, daß Grumio am Schluß deS 3. Act- mit zwei Pferden in den Hochzeitssaal sprengt, Petrucchio aus den Tisch springt und sammt Käthchen in den Sattel rc. war mit Geschmack und passender für die komische Oper in der Ausführung verändert. Die Musik offenbart uns em künstlerisch reif durchgebildetes, bedeutendes und in edler Richtung schöpferisches Talent, dessen frühzeitiger Verlust zu be- klagen bleibt. Die Schwächen der Musik bestehen weit weniger in ihrem Gehalt an sich, als in dessen Ver- hältniß und Charakter zu dem komischen Opernsujet. Sie gingen zum Theil au» Götz' besonderer Indivi dualität seine» Talents, zum Theil auS der Art und Technik seiner Schreibweise hervor. Seiner Musik fehlt zum rechten Lustspielton frische, leicht und rhyth misch mannichsach bewegte Melodik, graziöse Leichtig keit der Factur, heitere Sinnlichkeit, natürlicher, echter Humor. Letztere» ist erklärlich genug bei einem Lom- pomsten, der unter körperlichen Leiden dahinsiechte, und wir mögen vielmehr über die Energie seine» Gerste- staunen, mit welcher er seine bedrückte Stim mung oft fo glücklich zum Besten seine» Schaffen» bezwang, wa» gedanklich am bedeutendsten namentlich in ewigen lyrischen Sätzen von wahrem, tiefem Gefühl hervortrrtt. Aber rm Allgemeinen — natürlich in mehr oder minderm Grade — lastet die Gediegenheit seiner in modulatorisch überreifen und sorgsam künst lich durchgearbeiteten Musik zu schwer auf dem lustigen Grund nicht- zu thun hat, welcher in England immer darin besteht, daß die Partei, welche ans Ruder kom men will, ihre Kräfte hinlänglich gesammelt hat, um sich eine Zeit lang zu behaupten. In solchem Falle werden die Sieger auch von den Gegnern eine hin längliche Zeit gar nicht gestört. Ein solcher Parla mentarismus ist nur möglich, wo die Politik das Ge- heimniß weniger Personen ist, welche die Parteien führen, wohin sie wollen, und wo die Parteien nicht au- „unabhängigen* Charakteren mit so viel Sinnen, al- Köpfen bestehen, dre mühsam unter einen Hut ge bracht werden müssen, sondern au- zuverlässigen Stimm soldaten, auS Knoblochianern, wie man im heutigen deutschen Sprachgebrauch sagen würde.* — Unverhüllt giebt die „Neue Preußische Zeitung* ihren Ver druß über die zwischen England und der Türkei ab geschlossene Mllitärconventwn zu erkennen. Dieselbe schreibt unter der Ueberschrist: „Ein feine- Geschäft* Folgende-: „Der Sultan hat sich endlich darin ergeben, zu Gunsten England- in Aegypten dieselbe Rolle al- Suzerän zu spielen, welche Tewfik Pascha als Regent spielt. Er ist zur Marionette geworden; und der eng lische Puppenspieler, der sie tanzen läßt, rechnet wohl auch darauf, ein Parterre von Kindern vorzufinden, welche ihm die Possen glauben werden. Der Sultan hat denn auch nunmehr eine Proclamation zu erlassen, in welcher Arabi Bey, für welchen in allen Moscheen gebetet wird, als Rebell vcrfehmt wird, und er wird sich auch herbeilassen, so viel, oder besser gesagt, so wenig Truppen, als zur Bedeckung einer türkischen Fahne gehören, nach Aegypten zu schicken — die Eng länder verlangen nicht mehr, als daß die türkische Fahne sich neben der englischen dort zeigt. . . . Fürs Erste wird man sich in England sehr vergnügt d»e Hände reiben in dem Gedanken, nach zwei Rich tungen hin ein feines Geschäft gemacht und mit der Besitzergreifung des Bindeglieder zwischen England und Indien zugleich der Finanzspeculation ein unge heures Operationsfeld eröffnet zu haben. Die Ver wüstung Alexandriens, von welcher Sir Seymour trotz der Gesammtvorstellung der dort domicilirten Consuln sich nicht abhalten ließ, hat ungeheure Opfer gekostet und allerwärtS Reclamationen der Beschädigten hervor gerufen, welche, wenn der Sultan seinen damaligen Protest gegen die angedrohte Gewaltthat aufrecht er halten hätte, den Engländern sehr unbequem werden konnten. Da jetzt der Sultan erklärt: die Engländer hätten nicht anders handeln können — werden die Be schädigten mit ihren Ansprüchen sich an die Regierung deS Landes halten müssen, wie eben dieses unglückliche Land den Engländern selbst eine Kriegsentschädigung wird leisten müssen, nachdem der Sultan anerkannt hat, daß Arabi die fremde Intervention herbeigeführt habe. Woher soll Aegypten das Geld nehmen; es wird ge- nöthigt sein, eS dort zu suchen, wo Capital im Ueber- fluß vorhanden ist und wo man die ungeheuer« Profite, welche bei der Negocirrung ägyptischer Anlehen zu machen sind, hinlänglich schätzen gelernt hat — m England. Denn nachweisbar waren die acht Anleihen, welche Said Pascha und Ismael Pascha mit europäi schen Bankhäusern, speciell mit dem Bankhause Göschen in London abgeschlossen, abgesehen von dem hohen Zinsfüße, mit einem Capitalverlust von etwa 20 Millio nen Pfd. Sterl., welche in die Tasche der Consortien fielen, abgeschlossen worden. Wenn die Engländer sich jetzt im Stillen überschlagen, welche kolossalen Summen erforderlich fein werden, um die Kosten der englischen Invasion und den dabei angerichteten Schaden zu decken, und in welcher zerrütteten Lage die Finanzen der Türkei und Aegypten- sich befinden; so wird man sich unge fähr eine Vorstellung davon machen können, welche Opfer an Capital zu Gunsten der englischen Börse und welche Opfer an Macht zu Gunsten der Bürgschaft leistenden englischen Regierung zu bringen sein werden — in Gaukelspiel Shakespeare'S. Scherz und Laune sprechen sich zu gemessen und ernst au», heftige aber doch nur äußerlich oder in flüchtiger Leidenschaft erregte Affecte nehmen mit großem harmonischen Aufwand eine musi kalische, ja fast ans Tragische streifende Physiognomie an; selbst einige Chöre vermehren die düsteren Moll- klänge. Und dazu kommt, daß Götz den musikalischen Gedankengehalt und den charakterlichen Ausdruck der Stimmung und Situation viel weniger dem Gesang, al- vmwiegend dem Orchester zutheilt. Dies führt in den meisten Sätzen ein Motiv, eine Figur in poly phoner, imitirender, mehr akademisch geschulter, als opernmäßig behandelter Ausführung durch; die Stimmen fügen sich großentheil» mehr declamatorisch, bisweilen steif und wenig flüssig ein, statt sich in freier, natür licher eigen bewegter Melodik leitend und dominirend über dem Orchester zu erheben, von diesem nur in Lolorit und scharfer Zeichnung unterstützt: eine Manier, welche sich für die komische Oper, auch als Specialität, unfruchtbar erweisen muß. Aber diese der vom fröhlichsten Leben erfüllten Handlung oft fühlbar widerstrebenden Eigenschaften vermögen doch unser warmes Interesse für den Com- ponisten und sein Werk nicht zu mindern. Denn Götz giebt immer gute, dem Geschmacklosen und Trivialen fernbleibende Musik, voll Noblesse der Empfindung, gewählt und im Einzelnen geistreich im Ausdruck, formell klar und bestimmt gestaltet, außerordentlich fem und künstlerisch fertig in der technischen Durcharbeitung, besonder- auch in der maßvoll behandelten Jnstrumen tation. Und Götz dielet uns mehr. Reizend, von süßer Empfindung erfüllt und eigenartig in der Er findung ist der L-äur-Satz mi Duett Bianca'- und Summa: welche- feine Geschäft England gemacht haben wird, wenn — wenn die Dinge bis anS Ende so glück lich verlaufen, wie sie in ihrer geschickten und zugleich rücksichtslosen Einfädelung bisher verlaufen find. Ein feines Geschäft — freilich nicht für die missr» plsb« eontribuens in Aegypten, welche in Gefahr steht, zu einem afrikanischen Irland gestempelt zu werden.* Zwischen beiden Artikeln besteht, soweit wir die selben mitgetheilt haben, insofern Uebereinstimmung, als beide mehr oder weniger unverhüllt Unzufrieden heit mit dem Abschluß der englisch-türkiscken Militär convention zu erkennen geben. Der Unterschied zwischen beiden besteht nur darin, daß der Verfasser de- Artikel» der „Post* welchen die „Schlesische Zeitung* als in- spirirt bezeichnet, ohne jedoch die Quelle der Inspira tion anzudeuten, vorzugsweise ausführt, die Türkei habe ein gute- Geschäft gemacht, während die „Neue Preu- ßifche Zeitung* darthut, England habe anfcheinend ein gute», in der That aber ein sehr schlechtes Geschäft gemacht. Beide Zeitungen behaupten also offenbar ein und dasselbe; denn wenn von zwei Contrahenten der eine ein schlechtes Geschäft macht, muß der andere offenbar ein gute» machen. Lie Türkei hätte also aus dem Handel Gewinn gezogen; nur stellt die „Post* diesen Gewi« in nähere und die „N. Pr. Ztg.* den Schaden, welchen England zu erleiden haben dürfte, in entferntere Aussicht. BemerkenSwerth zum Ver- ständnlß der beiden Artikel scheint unS insbesondere die Aeußerung der „Post* zu sein, wonach der Sultan, „begreifend, daß er bei feindlicher Aufnahme deS eng lischen Vorschlags den guten Willen Rußland- nicht entbehren könne, in der Ueberzeugung, daß diese- Ver- hältnrß in seinen Folgen das gefährlichere für ihn sei, die Wahl zwischen Rußland und England -u Gunsten deS letzter» getroffen habe.* ES hätte sich also in Konstantinopel eine Wendung zu Ungunsten Rußlands, beziehungsweise der Ostmächte vollzogen. Der Sultan scheint England abgesunden zu haben, um sich dessen Beistand gegen Rußland für künftige Fälle zu sichern. Hieraus würde sich die Haltung der oben citmen Blätter, sowie folgender Schlußsatz deS Artikel» der „Post*: „ES scheint sich in der europäischen Politik eine Constellation zu vollziehen von einer Wirksamkeit und Dauer, wie sie lange vermißt worden ist,* hin reichend erklären, wenn un» nicht daS Wörtchen „ver mißt* einigermaßen irre machte, denn die neuerdings in Konstantinopel vollzogene Wandlung kann schwerlich „vermißt* worben sein, wenn, wie angeblich behauptet und auch von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung* erwähnt wird, bei dem zwischen der Türkei und Eng land abgeschlossenen geheimen Vertrag eS sich um eine Abtretung Aegyptens an England unter gleichen Be dingungen, wie dies mit der Insel Cypern der Fall gewesen, etwa handeln sollte. Der „Rvpublique fran- yaise* zufolge hätte England die bezügliche Offerte deS Sultans unter diesen Bedingungen aber nicht einmal angenommen. Vieles ist in der Sache noch dunkel; allein ein diplomatischer Erfolg Englands, durch den aller dings der endliche AuSgang der ägyptischen Wirren noch nicht gesichert, durch welchen aber eine neue wich tige Wendung derselben herbeigeführt wurde, ergiebt sich jetzt bereits mit Sicherheit. Tagesgerichte. Dresden, 11. September. Se. Majestät der König hat heute dem zwischen Riesa und Lommatzsch stattgefundenen Manöver der I. Infanteriedivision Nr. 23 angewohnt und hierauf im königl. Residenz- schlosse die Vorträge der Herren StaatSminister ent gegen genommen. Dresden, 11. September. AuS Hosterwitz vom gestrigen Tage wird uns geschrieben: Im Befinden Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Albert ist leider Lucentio'S und außer manchen zerstreuten geistvolleu Stellen nach Petrucchio'- zu heroischer Arie der Schluß de- ersten ActS. Die zweite Scene (Baptista mit den Freiern) und dessen folgende mit Petrucchio treffen am vollkommensten den leichten Lustspielton und gehören zu den besten Nummern der Oper. Die folgende ist dem Componisten außerordentlich gelungen, lebens voll und unwiderstehlich wirkend. Katharinen's Zwischen monologe, ihr Gesang „ich möcht' ihn fassen*, der zum Schluß der Oper wieder (mit Petrucchio) ausgenommen und zuerst die aufkeimende Liebe verkündet, sind wahr haft schön, warm und tief empfunden; diesen lyrischen Höhenpunkten der Musik, welche die Begabung de» Componisten nach ernster Seite hin in vollem Maße entfalten, schließt sich im 4. Act Katharinen's gefühls inniger, den Sieg der Liebe aussprechender Gesang (6es-äur) an. Im 3. Act sei außer dem belebten und wirksamen Finale besonders die Scene Bianca'S mit ihren Lehrern als überaus reifend und graziö» in Erfindung und Behandlung hervorgehoben. Die Ausführung der namentlich als Spielaufgabe schwierigen Oper unter Direction de- Hin. Kapell meister- Schuch, von ihm mit außerordentlicher Sorg falt einstudirt, von Hrn. Regisseur Ueberhorst ge schmackvoll und reich inscenirt, war eine ganz vorzüg lich gelungene seiten der Sänger wie des äußeist fein und di-cret executlrenden Orchester». Vor Allem gab Frau Schuch als Käthchen eine ganz hervorragende Leistung nicht allein im Gesänge und feinem charakte ristischen Ausdruck, sondern auch im Spiel; sie blieb al» zänkische», trotziges und wildes Käthchen stet- graziö», fein und liebenswürdig auch in Situa tionen, die bedeuklich zum Gegentheil drängen. Hr.
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