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O 203. Freitag, Len 1. September 1882. Xd»oQ«»ei»1»pret» r Im a ä«ul,«k»» L«1«»« ^Lkriictl! .... -l»rk. ^M»rUed: 4 U»rtl bO ?t. Lt»««1i!« HuLttvsrll : I0?k LsniLktld 6e» 6evt«ci>«o ksicds» tritt?o«t- uoä 8tswpelrllict»I»K Io»«r»teoprelser sür 4eo k«um einer sse«p»It«ovll ?stitr«ils SO kk. v»t«r ,kio^e»Ln<it" 6>s Lei!« L0 kt. n«i 1'»b«U«L- u»6 ÄT«rü»»t» SO Xnfectrl»^. Lrsekeiaeo: »it XuivLtims äsr 8oon- onä keiort«^« Xt>«o6i kür 6sa kol^soäeu 1s^. DnsdMIonmal. l»,er»tei»»i>»»dme »a«M»rt,r Ärarrekrtetter, Oowini»ionLr ä« l)re»clner ^oorv»Ii; K»»d«rA >«rU» -Vi«» l^tpetU >—l >r«»l»u rr*»kk«rt ». » : 7/acue^te»» <- ^oA/er, I«rU»-Vi«b S»mdar, kr»U l^ipitU kr»»1lkart ». N. Uiocd»»: Lk»«e,' »«rlts: Invattrienriant, Irem«»: L Lc^kott«, >r»»I»n- L <!>'ta«Aen , L-rea« <L'm,k Xakxtt^-, Ir»»^k»rl ». N : L ^ae-er'ici»« Nuckk»ll6Iun^; OürUU v ^FMer,- L»»»or«r: 0. äe^ü«ier, k«rt» I«rU» knmtckarr ». > - >t»NU»rt /><ritk>e lt 6o , S»mb»rA: ^4^. Lt«o»er Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U » r » u « x e k « r t Lüaisl. Lrpeüition 6s» Drenöosr 6ouro»I», Orvmieo, ^vin^erntr»»»« kto SV. diese» 4?b 3<» Ministerium» auch bei der Sächsischen Bank zu Dres den und deren Filialen, und bei Herrn Ed. Bauer meister in Zwickau statt. Dresden, den 1. September 1882. -er Lai-t«»»»,schst )> Verwett»»» »er S1a«ksch»t»e». Bönisch. Jahre» fälligen Kapitalien der in den Terminen Ostern und Neujahr 1882 au-gelosten und beziehent lich aufgekündigten 3 <L landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830 Nachbestellungen auf da» „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für «S»»rtS bei den betreffenden Postanstalten. In Dre-dt» - Nenstadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Alberiplatz gegenüber dem Albert- theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. rtöuigü Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) (Ziehungsliste vom 20. März 1882), StaatSschulden-Kassenscheine vom Jahre 1847 (Ziehungsliste vom 21. März 1882), Staatsschulden Kassenscheine vom Jahre 1855 (Ziehungsliste vom 22. März 1882) und 4H H PriorttätSobUqationen Löt. 6. der vormaligen AlbertSbahn-Aktiengesellschaft, (Ziehungsliste vom 17. Dezember 1881 und KüudigungSbekanntmachung vom 28. März 1882), sowie der zur gleichen Zeit fälligen Zinsen dieser EiaatSanleihen und auf den Staat übergegangenen Prioritätsschuld, ingleichen der Renten auf die StaatS- schuldverschreibungen vom Jahre 1878 und die in Rentenpapiere umgewandelten Gößnitz - Geraer Eisen- bahnaktien findet vom IS. September diese» Jahre» au gegen Rückgabe der betreffenden Kapital- und Zin»- scheme bei der StaatSschuldenkaffe hierselbst und der Lotterie-Darlehn-kasse ,n Leipzig, sowie zufolge der be züglichen Bekanntmachungen de» Königlichen Finonz- ^mllichtr Llml. Bekanntmachung, die Auslosung Königlich Sächsischer Staatspa piere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am ^1 Ä ^rtt i"r Rückzahlung gelangenden 3 H landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, 4 db StaatSschulden-Kassenschtine vom Jahre 1847 und 3 H StaatSfchulden-Kasfenjcheine vom Jahre 1855 soll dru 25. September diese» Jahre» und solgende Tage, Vormittag» von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause l. Etage stattfinden. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Vari», DonnerStag, 31. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der deutsche Turnverein konnte gestern sich in seinem gewöhnlichen Local in der Rue-St. Marc nicht versammeln, weil der Be sitzer die Hergabe de» Local» verweigerte und viel mehr die „patriotische Liga" zu einem Banket einlud, welche» gestern Abend daselbst stattfaub und ohne Zwischenfall verlief. (Unser Pariser Correjpondcnt schreibt unS in dieser Angelegenheit: Die deutschen Turner werden sich, da ihr Fest am vorigen Sonnabend wegen der eingetretenen Störung einem Tbeü der Mitglieder abgesagt und deshalb nur sehr schwach besucht war, am Mittwoch noch ein Mal zur Abschiedrfeier für die beiden Mitglieder Gaa» und Lohen versammeln. Mehrere Bläiter therlen da» be zügliche Einladungsschreiben deS Vorsitzenden Wolff in französilcher Uebersetzung an hervorragender Stelle mit, augencheinlich in der Absicht, die „Patrioten" auch auf diese neue „Herausforderung" aufmerksam zu machen.) London, DonnerStag, 31. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da» Befinden deS Prinzen Leopold, Herzog» v. Albany, bat sied etwa» gebessert. Die Königin reist infolge defsen heute nach Bal moral ab. Da» Arsenal von Woolwich bat die Ordre er halten, sofort 36 Brlageruug-grschütze verschiedenen Calibrr» uud 1136 Artilleristen nach Aegypten zu senden. Eine Depesche d»S General» Wolseley au» JSmailia meldet, da- sich der Keind unweit von Kaffasfin verschanzt. (Vgl. umstehend die ausführ lichen Mrtlheilungen über den Kampf bei Kassassin in dcr Rubrik „Zur ägyptischen Frage") Eine Depefche de» „Daily Chroaicle" au» Port-Said vom gestrigen Tage meldet: Arabi Bey suchte um einen ^tägigen Waffenstillstand nach. General Wolseley lehnte denselben ab uud bot eine 1 tägige Waffenruhe au. St. Petersburg, DonnerStag, 31. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Der „RegierungS-Anzeiger" schreibt: Während ein politischer Gefangener im Saratow'scheu Gefängaißgarten am 28. d. AbendS 6 Uhr prvmrnirtr, hielt an der Gefängnißmaurr ein Wagen mit 2 Passagieren, worauf der Ge- faugtne dem ihn begleitenden Aufseher Saud in die Augen warf. Ein Passagier verwundete den Aufseher mit Revolvrrschüssen tödtlich. Der Ge fangene entkam über die Mauer iu den Wagen, welcher eiligst davonfuhr. Eine Volksmenge ver folgte denselben und nahm dir Verbrecher fest, von welchen einer infolge der Mißhandlungen der Volksmenge gestorben ist. Die beiden Anderen wurden durch die Polizei und da» Militär ge schützt und verhaftet. Konstantinopel, Mittwoch, 30. August, Abend». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Berathungea im Palai» dauern fort. ES heißt, die entgiltige Unterzeichnung der Militärcovvention würde erst nach Regelung der Krage, betreffend die Pro- clamation Arabi'S zu» Rebellen, und nach Bei legung deS Zwischenfalles der bezüglich für Aegypten avgeworbeaen Arbeiter stattfiudea. Gegenüber . 30. September Die Auszahlung der am ° 1 Oktober der Nachricht, daß Abukir bereits al» Landungs ort festgesetzt sei, wird gemeldet, in dem während voriger Nacht versammelten Ministrrrathe seien Meinungsverschiedenheiten hervorgrtreteu, indem die Mehrheit der Minister, sowie Hobart Pascha gegen die Landung bei Abukir, Rosette und Da- miette sich auSspracheu uud die Landung der Truppen bei Alrraodrieu, sowie den Marsch zu Lande nach Abukir, Damiette und Rosette be fürworteten; die Landung solle in Alexandrien in 3 Abteilungen stattfinden, und hätte vor jeder Landung einer neuen Abtheilung die früher ge- landete den Marsch nach einem der 3 gruannteu Orte anzutretr«. Wir verlautet, stimmte die Pforte dem Anträge deS Lord» Dufferin zu, daß die Landung der türkischen Truppen in Abukir stattfinde, vorbehältlich der weitern Verständigung zwischen dem englischen und dem türkischen Gr- veralftab, fall» ungünstige Witterung die Landung erschweren sollte. Heute fiud Truppenabtheilungen von Talonichi nach der Grenze abgrgangen, um dort die Ruhe aufrechtzuerhalteu. Dresden, 31. August. Die deutschfeindlichen Demonstrationen in Frankreich scheinen keineswegs nachzulassen. Am 27. August wurde in Lon»-le-Saulmer die Bildsäule Rouget de l'J»le'S, de» Verfasser» der „Marseillaise", enthüllt, welche mit Rücksicht auf den frühern Straß, kurzer Aufenthalt des Dichter» abermals zu einer Demonstration im Sinne der Revanche einen willkom menen Anlaß bot. Man darf den Antrieb zu diesen Demonstrationen in der Thätigkeit Gambetta'» suchen, der die Mißerfolge Frankreichs in der ägyptischen Angelegenheit dazu benutzt, um die deutsche Po litik hierfür verantwortlich zu machen und auf» Neue den Haß gegen Deutschland zu nähren. Die falsche Posilion, in welcher sich die Gambettisten gegenüber England befinden, veranlaßt sie, sich durch einen Vor stoß gegen die Deutschen Luft zu machen. Ein Theil der Presse scheint auch diesen Zusammenhang zu ahnen. So schreibt die „Veritö" mit Bezugnahme auf die Verfolgung de» deutschen Turnvereins in Pari» unter dem Titel: »1,«» Oamkettmteo c'vst lL ßuerr«" Folgen de»: „ES wurde kürzlich in Pari» eine politische Ver bindung unter dem Titel „l^n ligue 6«» Patriot«»" gebildet. Diese Verbindung, die mehr al» 20 Mit glieder zählt, würde jedenfalls nicht geduldet werden, wenn sie ihre Mitglieder dem Arbeiterstande entnom men hätte. Aber sie hat al- Anstifter den ehemaligen Dic'ator von Tours, der sein doppelte» Ziel nicht au- den Augen verliert: die Listenabstimmung und den Krieg; sein vorgeschobener Agitator ist der mittelmäßige Gamdetta'sche Poet, der sich Paul Deroulede nennt; den Vorsitz in derselben führte jener Senator (Henri Martin), der jüngst noch in Laon die Vortheile einer Dictatur belobte. Man darf sich daher nicht wundern, wenn die „l-igne äe« Patriot«»" sofort auf die Unterstützung der Regierung zählen konnte. Der eingestandene Zweck dieser Verbindung ist, die Rachegefühle de» französischen Volkes gegen da» deutsche Volk zu unterhalten und den Patriotismus, von dem ein jeder Franzose beseelt ist, in Chauvinismus umzugestalten. Ohne Chauvinismus oder vielmehr ohne Ausbeutung de» Chauvinismus ist in der That keine Dictatur möglich. Wissen Die jenigen, welche aus diese Weise da» Spiel Gambetta'» spielen, nicht, daß sie zu gleicher Zeit da» Spiel de» Hrn. v. BiSmarck spielen? Wir sind von dem Gegen theil überzeugt; aber wir sind ebenfalls sicher, daß nach solchen Zwischenfällen Niemand zu behaupten wagen wird, daß wir unrecht haben, wenn wir sagen und wiederholen: „„Der GambettiSmuS ist der Krieg!"" Aber was liegt den Gambettisten an dem Krieg und Feuilleton. Redigier von Otto Baue». Der Oheim. Rodelte von F. L- Reimar. (Fortsetzung.) Holm lachte kurz auf. „Gebrauche« Sie auch den Jargon, den sich die Tonvemenz zurecht gedrechselt Hal? Gegenwärtig befehle ich nicht» mehr: ich wünsche nur! Ich wünsche, daß eS Ihnen wohlgehe — Ihnen und meiner Nichte, dann meinetwegen auch der übri gen Welt." „Eie haben recht," sagte der junge Offizier, wel cher die Mühe zu verschmähen schien, auf die letzten Worte näher einzugehen: „ich bediente mich vorhin einer Phrase. Im Ernst kann ich e» mir nicht ein fallen lassen, meine Selbstständigkeit daran zu geben." Holm sah ihn scharf an. „Bedeutet da» soviel, daß Sie Ihre Unabhängigkeit von mir betonen wollen — Ihre Unabhängigkeit in jeder Beziehung? Bedenken Eie e» wohl: ich betrachie Ihre Frau so zu sagen al» mein Kind!" „Eoweit eS meine Pflicht gebietet, werd« ich dessen eingedenk bleiben, und sie auch wird da» Maß meiner Rücksichten bestimmen," sagte Hardeck nachdrücklich. Ein wenia biß Holm sich auf die Lippen, doch sammelte er sich schnell „Aus eine solche Auffassung unser» Verhältnisse» war ich nicht völlig vorbereitet, ich gestehe da». Ich unterließ e» deshalb, mich vorher nach der Art und Weise zu erkundigen, wie Sie sich für die Zukunft einzurichten denken." „Ich b»n im Besitz einigen Vermögen»," entgegnete Hardeck. „A—ah!" sagte Holm. Seine zur Schau gestellt! Verwunderung jagte ein flüchtiges Roth über Hardeck'» Wangen. „Seit Kurzem erst," setzte er schnell hinzu; „eine Schwester meiner Mutter hinterließ e» mir; und da ich den festen Willen habe, mit allen Umständen und Schwierigkeiten de» Leden» fertig zu werden, so hoffe ich, meinen Weg schon zu finden." „Soll mich freuen — werden aber sehen," sagte Holm, dessen aufsteigender Aerger sich in der kurz- abgebrochenen Weise verneth, mit der er sprach. „Ist nur mehr zum Leben nöthig, al» man e» sich denkt! Und dazu Ihr Stand!" „Mein Stand legt mir allerdings Verbindlichkeiten auf," entgegnete Hardeck kühl, „und ich werde dafür forgen, daß mir keine Verletzung derselben vorgr- »orfen wcrden kann. Persönliche Einschränkungen rechne ich nicht." „Und Dora?" fragte Holm. „Sie fassen da»LooS Ihrer Nichte spät inS Auge", sagte der junge Offizier mit einem leisen Anflug von Spott. „Ich selbst werde eS nicht vergessen, wa» ich durch ihre Hand erlangte Im Uebrigen hoffe ich von ihrer Fügsamkeit, daß ihr meine Beschlüsse in jeder Beziehung recht sind." „Soll ich darau« entnehmen, daß Sie daS Ber- hältniß zu mir als gelöst anseheu?" fragte Holm rasch und nicht ohne Erregung. „Ich dachte etwa» Derartiges nicht bei meinen Worten", entgegnete Hardeck; „da Sie indessen dieses Berhältniß erwähnen, so darf e» nicht ungesagt bleiben, daß dasselbe nicht blo» durch Dora'» Ver- heirathung berührt werden wird: ich hab: kürzlich um meine Versetzung nachgesucht und jetzt den Bescheid bekommen, daß ich nach dem 2monatigen Urlaub, den ich mir für die Hochzeitsreise erbat, meinen Posten in der Residenz erhalten werde." Zum zweiten Male preßte Holm in sichtlich un angenehmer Ueberraschung seine Lippen zusammen. „WaS sagt Dora dazu?" fragte er dann hastig. „Sie weiß von der Verfügung noch nicht»," sagte Hardeck ruhig. „Ich erhielt sie erst am heutigen Mor gen und dachte mir, ich behielte Zeit genug, um Dora mit ihr bekannt zu machen." Ehe noch Holm etwa» erwidern konnte, ward da» ganze Gespräch der beiden Männer abgeschnitten, doch hätte ein strenger Sinn dazu gehört, um dir Unter brechung ander» al» eine holde nennen zu mögen, denn sie selbst, die junge Frau, von der soeben die Rede gewesen war, erschien auf der Schwelle. „Ihr bliebt so lange fort," sagte sie, „und Alle» wartet auf die Tafel! Et wagte aber Niemand, Euch zu stören — da komme ich denn zu den beiden Lö wen in die Höhle, denn ich denke, mir wird Keiner von Euch ein Leid thun — heute wenigsten» nicht!" Sie war so zuversichtlich froh, daß sie e» gar nicht zu bemerken schien, welch sinstere Wolken auf den Stirnen der beiden Männer lagen, und daß ein Jeder von ihnen sich einige Gewalt anrhun mußte, um sei nem Gesicht den Ausdruck wiederzugrben, den die Stunde und die Situation verlangte; ja sie war im Moment sogar ein wenig übermüthig, denn als Hardeck ihr dem Ruin, vorausgesetzt, daß fie wieder an die Gewalt gelangen? ES sind immer die „kvu» kuri«ux" von 1871." Auch der „Radical" läßt sich ganz in ähnlichem Sinne wie die „Bäntö" vernehmen. Unter der Ueber- schrift „Gambettistische Hetzereien" stellt der „Ra- dical" die gegen den deutschen Turnverein und zu Gunsten der „Patriotenliga" in Scene gesetzte Agitation als daS persönliche Werk Gambetta» dar. DaS Blatt vergleicht die jetzige Stellung de» ExdictatorS mit der jenigen, welche Napoleon III. im Juli 1870 einnahm. „Wie dieser, habe auch er einen Krieg nöthig, um sein erschütterte» Ansehen wieder zu be festigen. Zuerst habe er sein Ziel mittelst der von seinem Freunde Paul Bert im Trocaderosaal dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen angelogenen Proclamation zu erreichen gesucht; nachdem dieser Coup mißlungen, habe er Bert durch seinen gewöhnlichen Barden, Hru. Deroulede, ersetzt (ein „Paul" mußte e», wie'» scheint, immer sein); e» sei ein wahre» Glück, daß Gambetta in der öffentlichen Meinung so tief unter Null gefallen sei; sonst hätte zu anderen Zeiten ein derartiger Streich gelingen können." UkbrigenS tritt der Nebenzweck de» Hrn. Deroul-de, für seine „Patriotenliga" etwa» Reklame zu machen, nach Ver eitelung der Ha^ptabsicht nur um so deutlicher hervor. Die Blätter verzeichnen bereit» die Zahl der neuen Mitglieder, die sich in die Liga haben aufnrhmen lassen. Jetzt hält aber auch der „Sidcle", da» Organ de» Kammerpräsidenten Brisson, den Deutschen die Verbren nung von Bazeille» und Chateaudun, die Beschießungen von Straßburg, Pari», Schlettstadt, Toul und Verdun, sowie die „barbarische Behandlung der französischen Gefangenen ' und den „ Raub von Elsaß-Lothringen " vor. „Wir haben nicht» von Alledem vergessen", sagt er, „und die Deutschen, welche kommen und unsere Gast freundschaft anflehen und unser Brod essen, könnten ein ebenso gute»Gedächtniß wie wir haben... Mögen sic in unsere Fabriken eintreten, um un» unsere Ver fahren und Zeichnungen zu stehlen, uno nach Rhein preußen oder Sachsen zurückkehren, um unseren Hand werkern und Industriellen eine mehr oder weniger ehrliche Concurrenz zu machen, auch darüber wollen wir die Augen zudrücken. Aber daß sie, nachdem sie un» geplündert, gebrandschatzt, auSgezogen, nachdem sie unsere Gefangenen mit Hunger und Kälte getödtet, unsere Städte zerstört und unsere Grenzen verstümmelt haben, auch noch kommen und in demselben Pari», da» sie bombardirt haben, die „Wacht am Rhein" singen und un» mit ihren Schildwachen bedrohen (aic), da- geht über da» Maß hinaus, und die französische Höflichkeit erstreckt sich nicht so weit, derartige Herau-- forderungen zu ertragen. Dre empfangene Gastfreund schaft erlegt Pflichten auf, und der Fremde, der seinen Wirth verletzt, ist ein Lümmel oder ein Barbar, der keine Achtung verdient." Der „XU Siecle" mahnt die Patrioten zur Klugheit — eine allerdings gar nicht überflüssige Mahnung — und räth ihnen, an den Tag zu denken, an welchem die Sänger der „Marseillaise" mit denen der „Wacht am Rhein" irgendwo ander» zusammen stoßen würden, al» in einem Pariser Bierlocal, hin gegen solche Zwischenfälle, wie den der Rue-St -Marc, al- eine von der erfahrenen Hand de» Fürsten Bis marck gelegte Falle anzusehen. Nicht weniger thöricht, benutzt die sonst antigambetti- stische „France" den doch offenbar eher von Gambetta, al» vom deutschen Reichskanzler provocitten Vorfall, um ebenfalls in das Geschimpf auf die Deutschen und die wieder epidemisch gewordene Spionenriecherei mit einzustimmen. Der „Tälögraphe", vernünftiger, als seine Collegen, zeigt, wie unwahrscheinlich eS fei, daß man deutscher. seinen Arm bieten wollte, schlüpfte sie an ihm vorbei und rief lächelnd: „Rein, Edmund, Dir gehöre ich hernach, aber so lange ich unter seinem Dache bin, lasse ,ch mich von dem Onkel führen!" Holm jedoch wies sie, wenn auch nicht gerade in unfreundlicher Weife, zurück „Nicht doch," sagte er, „geht nur voran — einen Augenblick noch bleibe ich zur Stelle; groß soll der Vorsprung, den ich Hardeck lasse, jedoch nicht werden!" Dora war mit dieser Antwort zufrieden, vielmehr: e- machte sie doch glücklich, daß eS ihres Manne- Arm war, an den sie sich hängen durfte, und wenn e» auch nur für die kurze Zeit war, biS fie mit ihm wieder in die Gesellschaft trat. — Holm dagegen hatte da» junge Paar nicht umsonst fortgesandt, er bedurfte einiger Minuten de» Allein- sein«. Sein Gesicht verrieth, daß er über den Fehler nachdachte, den er in seiner Rechnung entdeckt hatte. „E» ist klar — er wendet sich von mir," sagte er in sich hinein; „mag sein denn — ich kann ihn ent- kehren! Aber er nimmt mir auch Dora, und da» allein kümmert mich: da» Kind eben sollte glücklich werden und ich wollte da» vor Augen haben!" Er ging ern paar Mal mit gesenktem Kopfe da» Zimmer auf und ab. „Ich hätte nicht jeden Faden au» der Hand geben fallen, an dem ich ihn lenkte! Aber ich war arglo», ein Dummkopf! Zum ersten Male vielleicht traute ich einem Menschen! — Sollte aber nicht doch — halt'." Ec blieb stehen und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Gott Lob, daß ich an eine» nicht dachte — -ch