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Dresdner Journal : 29.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820729
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-29
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.07.1882
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IM wässern bestimmt sind, höchstens 32 in die neue Flotte m»t hlnübergenommen werden könnten, die Namen der übrigen existirenden oder nicht existirenden dagegen aus der Liste zu streichen seien. Der Entwurf steht eine Zahl von 70 Lorvetten im Ganzen vor, so daß also ein Neubau von 38 noch vorzunehmen sein wird. Der Präsenzstand von 21 Panzerschiffen soll in seinem Umfange belasten werden, dagegen eine Rehabilitirung und Erhöhung deS GefechtSwerihe» einzelner derfelben durch Neupanzerung und Neuarmirung noch zu einer Forderung des neuen Programm- gemacht werden. Die Commission-Mitglieder hatten sich zu dem Be schlusse geeinigt, daß man angesichts der noch schwan kenden Panzerschlffsrage überhaupt von einem solchen Neubau schwerer (offensiver) Hochseepanzerschlffe vor der Hand Abstand nehmen wolle, zumal man bei dem Mangel geeigneter einheimischer Etablissement» auf daS Ausland angewiesen sein würde, und außerdem auch mit der beschlossenen außerordentlich großen Beschaffung de» leichtern, aber beweglichem Schlachtmaterials, wie dieser die 70 Lorvetten al» Kreuzerschiffe rrpräsenti- ren werden, ein werthvoller Ersatz gegeben sei. Einen höchst werthvollen Zuwachs wird die nordamerikanische Marine in 5 Widderrammschlffen erhalten, für deren Bau die Eommission in richtiger Erkenntniß deS gro ßen WertheS, der dem unlängst in PortSmuth vom Stapel gelassenen englischen Rammwidder „Polyphem" mit Recht nachgesagt wird, emgetreten ist. Sämmt- liche der vorgesührten Neubauten sollen aus reinem Stahl construirt werden, um sie so den Producten der fremdländischen Kriegsschiffsbaukunst gegenüber, wenn nicht besser, wenigstens ebenbürtig zu gestalten. Maß gebend für die Wahl dieses Baumaterial» ist der Eom mission der Gesichtspunkt gewesen, daß e» sür da» Ansehen und für den materiellen Bortheil der Ver einigten Staaten, wo jeder Industriezweig einen riesen haften Aufschwung nimmt, die dringendste Nothwen digkeit ist, einen entscheidenden Schritt zu thun, um von jenseit» de» Ocean» die frühere Berühmtheit der Amerikaner al» der ersten Schiffbauer wieder zurück zuerobern. Von der militärischen Wichtigkeit der Vermehrung der amerikanischen Kriegsmarine abgesehen, sind dieser Maßregel offenbar auch politische Beweggründe zu unterstellen. Die nordamerikanische Union strebt, wie wir bereits anläßlich der Panamacanalfrage erwähnten, ihren Einfluß auf die Weltpolitik geltend zu machen, und nicht vergebens ging vor einiger Zeit die Nach richt durch die Zeitungen, der Gesandte der Union in Konstantinopel, Wallace, habe dem Sultan in der ägyptischen Angelegenheit die Vermittelung der Vereinigten Staaten angeboten. Wenn dieses der Fall wäre, oder wenn die Vereinigten Staaten in Aegypten irgend welche Ziele verfolgen sollten, so kommen sie jedenfalls zu spät, und für jetzt kann von einer Ein- flußäußerung der Union aus die Angelegenheiten der alten Welt kaum die Rede sein. Mit der eigenthüm- lich hinterwäldlerisch biderben Krastsprache der ameri kanischen Blätter giebt auch die neueste „New-Aorker StaatS-Zeitung* dieser Ueberzeugung Ausdruck. DaS Blatt sagt: „ES steht zu hoffen, daß die an- Alexandrien gemeldete Nachricht, zufolge welcher der ameri kanische Admiral Nicholson die Aegypter gewarnt hätte, sein Schiff zu treffen, widrigenfalls er auch schießen würde, aus der Lust gegriffen war. Der amerikanische Admiral (ohne Flotte) hat sich wohlweislich au» Schußweite zurückgezogen, ehe e» zum Schießen kam, und wenn er die» nicht gethan hätte und sein Schiff getroffen worden wäre, so hatte er den Aegyptern nicht» vorzu- wersrn gehabt, denn als Neutraler hat er sich außer Gefechttweite zu begeben, sobald eS loSgeht. Der Ad miral ist übrigen» mit seinem alten Rumpelkasten durchau» nicht m der Lage, sich in Gefahr zu stürzen, und zudem hat er nicht darüber zu di-poniren, ob er die- thun will. Die Zeiten für derartige Excentrici- täten sind vorüber, seit Blaine da» Staatsdepartement verlasten hat. Hr. Frelinghuysen wird einem ameri kanischen Offizier keine muthwillige Eompromittirung unserer Flagge gestatten. Dafür bürgt auch der Wischer, den er dem Hrn. Wallace zugehen ließ, als Antwort auf die von demselben ausgesprengte Nach richt, daß er neuerding» der Berather deS Sultans betreffs der ägyptischen Difficultäten geworden sei. Hr. Frelinghuysen machte ihn darauf aufmerksam, daß er mit dieser Angelegenheit nichts zu schaffen habe. Wahr- scheinlich war an den Gerüchten über die Intimität deS Sultans mit Wallace nicht viel Wahres, doch ist eS immerhin möglich, daß Wallace sich von der einen oder andern Seite mehr brauchen ließ, al» sich für ihn schickte. Neben den Lehren, die den Vereinigten Richard Wagner'» „Parsifal". Da- Wesen deS „Parfifal" und da- vernichtende Dementi, welche- durch denselben der Dichtercomponist dem revolutionären Schriftsteller, speciell seinem im Jahre 1850 erschienenen Buche „Die Kunst und die Religion" gegen die „beklagenswerthe Einwirkung deS LhristenthumS" ertheilt hat, kennzeichnet Nicht- deut licher, al- der grimmige Hohn, mit welchem ein großer Theil der jüdischen Presse das Bühnenweihfestspiel begrüßt. So schreibt Max Kalbeck m der neuesten Nummer der „Wien. Allg. Ztg." u. A. Folgendes: „Mn ergeht eS beinahe wie Einem, dem eine Procession mit Kerzen, Fahnen, Bildern, Weihrauch und Gesang in den Weg läuft. Der Priester und die Chorjungen schwingen ihr Faß, halten ihr Kreuz und singen ihr Gebet. Wer hätte nicht Lust, der frommen Wallfahrt sich anzuschließen, sich mit gebenedeitem Wasser den düstern Erdentraum au- den Augen zu waschen und einem wunderthätigen Bilde seine geheimsten Wünsche anzuvertrauen? Doch wir, die keinen Wunderglauben besitzen, treten bei Seite an den WegeSrand und sind höflich oder klug genug, unsere Kopfbedeckung abzu- nehmen. Dann setzen wir den Hut wieder auf und geben unseren Gedanken Audienz, die wahrlich nicht die freundlichsten sind." Die Feigheit solcher Herren, welche ihr Haupt aus Furcht vor handgreiflichen An- stand-belehrungen, die 1876 in Bayreuth aller« dingS an der Tagesordnung waren, entblößen, wird nur von ihrer kecken Zudringlichkeit übertroffen, mit welcher sie sich bei Festlichkeiten einschmuggeln, von denen sie fern zu halten kein Mittel unversucht blieb. Staaten bei der Gelegenheit hinsichtlich der Reform unserer Flotte und unserer auswärtigen Vertretung erwachsen mögen, dürfte da» Schicksal de» Suezcanal» für uns besonder» beherzigenSwerth sein. Beim ersten Schuß in Aegypten war e» mit der Neutralität der Welt- handel-itraße zu Ende; England legte seine schwere Hand darauf. Die Nutzanwendung für einen Panama- oder sonstigen amerikanischen JsthmuScanal ergiebt sich von selbst. Die Beherrschung einer solchen Wasser straße ist lediglich Sache der Macht, und e» verlohnt sich nicht, „Buncombe'»" Erklärungeu darüber zu er lassen." Lagesgeschichtr. * Berlin, 27. Juli. Der königl. preußische Ge sandte beim Vatican, Or. v. Echlözer, hat sich heute Vormittag zum Fürsten Reichskanzler nach Varzin begeben. Dem Vernehmen nach trifft der Herr Ge sandte am nächsten Montag wieder in Berlin ein. — Der wegen LandeSverrathS laut kriegsgerichtlichen Ei kennt- nisse» zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilteObersteuermann Meiling wurde gestern früh durch Transporteure deS 2. Garderegiments z. F. von hier nach Rendsburg abgeführt. — Vor mehreren Jahren erging eine scharfe Anordnung gegen die Zigeuner. Seitdem ist diese Verordnung zwar beobachtet, aber, wie eS scheint, nicht mit der gehörigen Strenge ausgeführt worden, zumal in neuester Zeit Ausschreitungen dieser Bande in ver schiedenen LandeStheilen zu beklagen waren. ES dürf ten danach wiederholt geschärfte Weisungen gegen dieses umherziehende Gesindel ergehen. Karlsruhe, 26. Juli. Heute Vormittag um 10 Uhr fand die Session der evangelischen General synode ihren feierlichen Abschluß durch einen Gottes dienst in der kleinen Kirche, wohin sich die Mitglieder vom StändehauS begaben. Die Predigt des Militär- oberpsarrerS Schmidt behandelte auf Grund von Epheser 4, 15 den „Weg zum Frieden". Ter „N. Preuß. Ztg." schreibt man: Die Einführung deS neuen Gesangbuches soll allmählich vor sich gehen, indem vorerst Lieder gesungen werden sollen, die auch im bisherigen Gesangbuche stehen, und bi- zur nächsten Generalsynode (1886), welche weiter da rüber beschließen wird, der ausschließliche Gebrauch de» neuen Gesangbuches nur durch Beschluß der Vertretung der Kirchengemeinde herbeigeführt wer den darf. Einige Vertreter der Linken traten den von dem weltlichen Vertreter der radicalen Diöcese Lörrach erhobenen Bedenken sehr scharf entgegen. ES steht zu fürchten, daß gerade feiten deS radicalen Oberlandes ein Gesangbuchsstreit hervorgerufen wer den wird. Man wird zwar von Seiten der liberalen Partei und de- OberkirchenrathS Alle- aufbieten, um denselben zu verhindern, wie ja auch die Einführungs- bestlmmungen (ganz anders als mit Beziehung auf den neuen Katechismus) schon darauf eingerichtet sind. Aber er kommt am Ende doch, denn die radicalen Oberländer lassen sich nicht so leicht beschwichtigen, als die conservativen kirchlichen Kreise. Jndirect hat diesen in Beziehung auf ihre Friedensliebe und Loya lität die Linke ein gutes Zeugniß ausstellt, indem der Prälat Doll erklärte, die hingen viel zu sehr an der Landeskirche, als daß man Auflehnung und Austritt wegen des Katechismus zu befürchten brauche. Wir sind begierig, ob trotz der großen Beunruhigung in den besten und treuesten kirchlichen Kreisen die schroffe und unbedingte Einführung deS neuen Katechismus sanctionirt werden wird. Lemberg, 27. Juli. (Tel.) Die Bertheidiger Du- lemba und LubinSkr haben heute ihre PlaidoyerS ,m ruthenischen HochverrathSproceß beendet. Von den Angeklagten sprachen kurz Dobrzanski und Mar kow. ?. Naumowicz ersuchte den Präsidenten, die Verhandlung bis Abends zu vertagen, da er eine längere VertheidigungSrede halten werde. Die übrigen Angeklagten verzichten auf ihr Recht, da» Wort zu ergreifen. Buda-Pest, 27. Juli. Man telegraphirt der „Pr.": Der Gericht-Hof in Nyiregyhaza wies den Untersuchungsrichter an, die Vorerhebungen in der Afsaire von Tisza-E-zlar bi» Sonnabend zu be enden und sodann die Specialuntersuchung unverzüg lich einzuleiten. Pari», 26. Juli. Der Premierminister und der Marineminister begründeten heute Vormittag vor dem mit der Frage betrauten Kammerausschuß die Creditforderung für die Beschützung deS Suez- canalS und wiederholten die bereit» gegebene Ver sicherung, daß mit diesem Act keinerlei Intervention Hocherfreulich ist eS, daß die ernsten Bedenken, welche namentlich gegen die „LiebeSmahlfeier" mit ihren unverkennbaren Anklängen an die heiligen Abendmahlsworte erhoben wurden, durch die Wirkung der öffentlichen Aufführung widerlegt worden zu sein scheinen. Der „N. Preuß. Ztg.", welche diesen Bedenken den entschiedensten Ausdruck verliehen hatte, telegraphirt man: „Da» LiebeSmahl deS ersten und die Salbung Parsifal'S de» dritten Acte» waren von tiefgehender Wirkung." Hiermit stimmt ein Privattelegramm der „Post" überem, in welchem eS heißt: „Den nachhal tigsten Eindruck hinterließ die herrliche AbendmahlS- feier in dem wunderbar wirkenden Kuppelsaale der Gralsburg. Die tiefste Rührung erfüllte manche» Ge- müth, und Thränen drangen in die Augen Vieler. Dem Glauben — dieser unvergleichlichen Scene dürfte sich keiner entzogen haben." In der „Wien.Abendp." wird der „Parsifal" al» „eingroßes, bedeutende» Werk" bezeichnet, „vielleicht keine That Wagner'» nach vor wärts, aber ein Werk auf der Bahn des Meister-, gewaltiger, al- die letzten und zugleich in reinere musikalische Sphären führend." Der Augsburger „Allg. Ztg." entnehmen wir fol gende allgemeine Charakteristik deS Werke-: Die erste Aufführung von Wagner'» „Parsifal" für die Mitglieder de» PatronatSvrrein», welche am 26. d. Nachmittag» um 4 Uhr ihren Anfang nahm, war Abend» um 10 Uhr beendet. Der Eindruck de» Werket war der einer mächtigen Ergriffenheit der Gemüther, einer staunenden Bewunderung der hohen Kunstvollendung. Der Meister selbst dämmte den im Verlaufe der Vorstellung her- vordrrchenden stürmischen Beifall zurück; am Schluffe derselben sprach er zugleich mit dem in gehobenster beabsichtigt werde und daß ohne die ausdrückliche Zu stimmung der Kammern kein französischer Soldat iu Aegypten landen werde Genauere Mittheilungen über die Diplomatischen Unterhandlungen und die auswär tigen Beziehungen Frankreich» zu machen, erklärte sich Hr. v. Freycinet mit Rücksicht auf die augenblickliche Lage außer Stande. Aus die Frage, ob er wegen der Cana'.schutzcredite die CadinetSfrage stellen werde, antwor tete der Premier, da» werde von den Umständen abhängen. Der Kammerausschuß trat heute Nachmittag während der Sitzung ein zweites Mal zusammen. Ein Mit glied beantragte, der Ausschuß solle sich im Princip für die Politik der Nichtmterventlon aussprechen. E» wurde entgegnet, der Ausschuß habe sein Gutachten über eine bestimmte Vorlage und nicht über ein Princip abzugeben, und der Antrag wurde mit 5 gegen 5 Stimmen (1 Mitglied enthielt sich) abge lehnt. Einige Mitglieder stellten den entgegengesetzten Antrag, im Bericht als nothwendig zu bezeichnen, daß Frankreich mit England gemeinsam in Aegypten vor- gehe, nicht bloS zum Schutze des Suezcanals, sondern auch zur Wiederherstellung der Ordnung und zum Schutze de» Leben» und der Interessen der französischen Staatsangehörigen. Dieser Antrag wurde mit 6 gegen 3 Stimmen und 2 Enthaltungen verworfen. Ein Mitglied schlug vor, zum Premierminister zu schicken und ihn fragen zu lassen, ob er aus der Bewilligung de» zweiten Credits eine CadinetSfrage mache. Dieser Vorschlag wurde mit 6 gegen 5 Stimmen verneint, ebenso mit 7 gegen 3 Stimmen ein weiterer Vor schlag, den Beschluß der Commission bis heute auS- zusetzen. ES wurde nun über die Creditsorderung für den Canalschutz abgestimmt, und 6 Mitglieder waren für die Verwerfung derselben, während die anderen 5 sich enthielten. Sarrien wurde wieder zum Berichterstatter gewählt; er wollte zuerst diese Aufgabe nicht übernehmen; nachdem aber ein zweite» Votum abermals auf ihn gefallen, gab er nach und wird dem Ausschuß seinen Bericht morgen vor der Sitzung mittheilen. — Die meisten Blätter sind der Ansicht, daß die Regierung nicht den geringsten Anlaß habe, die Cabinetssrage zu stellen. Hr. v. Freycinet habe erklärt, er thue nicht- ohne die Zustimmung der Kammer, und die zu treffende Entscheidung sei nicht von ministerieller, sondern nationaler Bedeutung. Der Rücktritt deS Hrn. v. Freycinet würde alle Freunde des Frieden- in Verlegenheit stürzen und die Anhänger der Po litik der Abenteuer in Jubel versetzen. ES sei patriotische Pflicht für ihn, am Ruder zu bleiben, auch wenn die Creditsorderung abgelehnt würde, nachdem ihm die Kammer erst vor einigen Tagen ihr Vertrauen auS- gedrückt. Sehr scharf tadclt die Presse andererseits die kriegslustige Haltung, die der Senat gezeigt. Bacquerie vergleicht im „Rappel" diese Haltung mit der deS kaiserl. Senats, welcher 1870 ebenso leichtfertig Frankreich in ein blutiges Abenteuer gestürzt habe, aus dem eS mit dem Verlust von zwei Provinzen wieder hervorgegangen sei. Soweit sich die parlamentarische Lage übersehen läßt, ist die Verwerfung der Creditsorderung selten der Kammer gewiß, wenn die Regierung nicht die Ver trauensfrage stellt, und auch im Falle, daß sie die- thut, sehr wahrscheinlich, da alle 4 republikanischen Fractionen und die Rechte gegen die Landung von Truppen sind. Man weist insbesondere darauf hin, daß der Marineminister gestern vor der Commission, in offe nem Widerspruch mit den bezüglichen Erklärungen de» Premiers, eine Besetzung des Süßwassercanal» bl» Sasasig zur Versorgung von Port-Said mit Trink wasser al» unumgänglich bezeichnet hat. Der „Pro- grd» militaire" sagt: „Man beginnt mit 1 Jnfan- teriebrigade, man wird fortfahren mit 2 Brigaden, die man Tunesien entlehnt, und fchließlich wird man gezwungen sein, wie nach Mexico, 40000 Mann hin- zuschlcken. Die von deutscher Seite au uns verschwen deten Aufmunterungen müssen der Regierung zur heil samen Warnung dienen."— Der Pariser Gemeinde- rath genehmigte die Anträge von Amoureux und Genossen, nach welchen im Interesse der Arbeiter genossenschaften fortan bei der Vergebung städtischer Unternehmungen keine Caution mehr hinterlegt zu werden braucht, ausgenommen gewisse, vom Seine- präfecten und einer Gemeinderathscommission zu be stimmende große Unternehmungen. Der Collectivist Joffrin bekämpfte die Vorlage als ungenügend und verlangte, daß die Stadt alle ihre Bauten und son stigen Arbeiten direct und auSichließlich durch die hiesigen Arbeitersyndikate au-sühren lasse und ihnen dazu das nöthige Capital liefere. Joffrin unterstützte diese Forderung durch revolutionäre Schlagwörter und Drohungen, gegen welche seine Collegen energisch Pro- Stimmung befindlichen Hause den Darstellern seine Anerkennung au». Mit seinen früheren Werken hat Wagner'» „Parsifal" nur da» hier zu letzter Con sequenz und Reife durchgeführte Princip musikalisch- dramatischer Darstellung, sowie die Tiefe de» Ideen gehalte- gemeinsam. Die Idee selbst erhebt sich über die m den bisherigen Schöpfungen Wagner'S zum Au-druck gebrachten in die Sphäre de» reli giösen EthoS und Patho». Wie ihm in seinen reiferen späteren Werken immer der Au-druck, der Stil, aus der Idee quoll, so hat sich der Meister für seinen „Parsifal" einen Stil geschaffen, den er mit einer bewunderungswürdigen Einheit und Rein heit zur Durchführung gebracht hat. Mit genialer Benutzung der musikalischen und symbolischen Gebilde, der poetischen Gestaltungen, in denen der tiefreligiöse Geist de» Mittelalters die Idee sittlicher Heilung und Verjüngung, die treibende Macht deS Menschheit»- gewissen- in sinnbildliche Form zu fassen gerungen hat, unter Anwendung aller Mittel der weit fortge- schrittenen modernen Instrumentation, der gerade von ihm zur höchsten Entwickelung gebrachten Tonsprache, hat Wagner in seinem „Parsifal" ein Kunstwerk ge schaffen, das in der eigenartigen Mischung deS Reli giösen und künstlerisch Dramatischen mit den mittel alterlichen Mysterien, den Auto» Calderon'S, der griechischen Tragödie Verwandtschaft Hot, in den Bocalcompositionen der au» dem Gregorianischen Ge sang Hervorgewachstnen kirchlichen Lomposition»weise sich nähert, zugleich aber in der Bereinigung aller dieser Factoren in ihrer Unterordnung unter den drama tischen Zweck ganz einzigartig dasteht. Der Ausstat tung und Jnscenirung ward die höchste SorgfaU zu- testirten. Sein Gegenantrag würbe mit allen gegen seine Stimme zurückgewiesen. Pari», 27. Juli. (Tel.) Im Befinden de» er- krantten russischen Botschafter», Fürsten Orlow, ist eine wesentliche Besserung eingetreten, derselbe beab sichtigt demnächst nach Vichy abzureisen. — Die Abendblätter »ollen wissen, daß der Ministerpräsident de Freycinet in Bezug auf die ägyptische Lreditvorlage die Ladinet»frage stellen werde. Christianis, 24. Juli. Der König O»kar hielt am Sonnabend in Oestersund bei der Einweihung der schwedisch-norwegischen Nordbahn eine so- wohl von den versammelten Norwegern wie Schweden mit großem Beifall aufgenommrne Rede. Die mit kräftiger Stimme vorgetragene Rede schloß wie folgt: .Langsamer, al- die Arbeit selbst au»gefährt worden ist, werden die Folgen derselben bemerkbar werden; sie dürsten in diesem Augenblick unberechenbar sein, aber sie werden nicht au-bleibcn. Diese Berbindung-bahn wird sich ganz gewiß al» ein Werk erweisen, welche» geeignet ist, zu erleichtern, zu nähern und zu vereinen, ein Werk, welche» brsähigt ist, sr« zu machen; ja, freier Berkehr, freier Waarenauttausch, freie» Zusemmenlebrn zwischen srüher getrennten Brüdern, da» wird der große Segen dieser Bahn werden. Selbst dir Dämonen de» Streite» und der Zwietracht sollen durch diese Stahl bänder gesegelt und unter den mächtigen Rädern de» Damps- wagen» zermalmt werden.' Bukarest, 27. Juli. (Tel) Der „Romanul" er klärt die Nachricht auswärtiger Blätter, daß die Kammern demnächst aufgelöst würden nnd daß eine constituirende Versammlung einberufen werden solle, für unbegründet. — Au» Bukarest meldet ein Telegramm de» „Frdbl.": In Odessa wurde der Sohn de» russischen Con- sul» RomaneScu in Galacz unter dem Verdachte von Dynamitlieferungen für die Nihilisten verhaftet. Zur ägyptischen Frage. Der bekannte Berliner Correspsndent der „Köln. Ztg." telegraphirt unterm 26. d.: „Man wird schwer lich irren, wenn man annimmt, daß der telegraphisch signalisirte Artikel der „Time-" vom heutigen Tage bezüglich de» Vorgehen» England» in Aegypten keineswegs einer autorisirten staatsmännischen Feder zugeschrieben werden darf. Er ist in der That kaum denkbar, daß ein praktischer Staats mann Conjecturalpolitik treiben könnte, wie der Verfasser jene- Artikels eS thut. ES steht noch keineswegs fest, daß „England allein, aus eigene Ver antwortung die Aufgabe übernehmen werde, Aegypten von der Anarchie zu befreien." ES ist im Gegentheil nach der gestrigen Erklärung der Türkei in hohem Grade wahrscheinlich, daß zum wenigsten diese, wenn nicht auch Frankreich und andere Mächte, sich an der Wiederherstellung geordneter Zustände m Aegypten be theiligen werden. Jedenfalls schweben noch Unter- Handlungen, die zu diesem Ergebmß führen können. Zunächst wird also obzuwarten sein, welche Beschlüsse in Konstantinopel gefaßt werden, sodann, in welcher Weise England sich an der Ausführung dieser Be schlüsse zu betheiligen gedenkt. Schließlich würde die Frage, welche der Artikel der „Time»" so leicht be antwortet, indem er sagt: „England werde da» Recht erwerben, in Zukunft eine controlirende Gewalt über Aegypten, da» e» gerettet, au»zuüben, und werde diese» Recht geltend machen", doch wohl noch der Zustim mung seiten anderer Mächte bedürfen, um für erledigt gelten zu können. England hat bl»her bei jeder Ge legenheit die Absicht zu erkennen gegeben, womöglich in Uebereinstimmung mit Europa, in keinem Fall gegen den Willen Europa» zur Lösung der ägyptischen Frage zu schreiten, und e» liegt augenblicklich noch keine authentische Nachricht vor, worau» e» erlaubt wäre zu schließen, daß die englische Regierung diesen Standpunkt aufzugeben auch nur beabsichtige." Die halbamtliche „Wien. Abendp." constatirt ausdrücklich, daß diese Ausfassung über ein englische» Protek torat „mit den Anschauungen der Wiener poli tischen Kreise ganz im Einklänge" steht. Da- Cny- blatt kommt in seiner Nummer vom 27. d. auf sein Project bezüglich der Herstellung eine» britischen Pro tektorat» in Aegypten zurück, welche», wie e» sagt, die politische Wett wie ein Sturzbad überrascht habe. Die „Times" bemerken dann, die Wiedereinsetzung deS Khedivr müsse durch etwas Stabileres unterstützt wer den, al» durch die schattenhafte Autorität de» Sultan- öder da» unnütze europäische Concert. Wir haben, schreiben sie, hinlänglich Grund zu der Annahme, daß Aegypten unter einer solchen Regierung, wie sie Eng land Indien gegeben, in eine Aera de- Gedeihen», der Ordnung und der Civilisation eintreten werde. Wenn gewendet; sie ward unter dem inspirirenden Einfluß de» Meister» selbst zu einer solchen künstlerischen Höhe emporgeführt, daß sie der wichtigen Stellung, welche sie gerade im „Parsifal" einnimmt, gewachsen ist und an sich bezaubernd wirkt. Die vom Meister selbst mit Dank anerkannte Gesammtdarstellung trug da» Ge präge einer nur durch da» sorgfältigste und hin- gebendste Studium unter der Direktion einer in» Ein zelne gehenden Leitung de» Schöpfer» möglichen Voll endung. R Gthr. Unter den Araukanern. (Fortsetzung zu Nr. 17».) Nachdem ich alle diese Schätze in Augenschein ge nommen und bewundert hatte, begann da« Essen und da» Trinkgelage. Während da»selbe in bestem Gange war, ertönte ein Trompetensignal, und e» wurde Pailialef angezeigt, daß soeben ein Trupp Indianer über den Fluß geschwommen sei und den Berg herauf- jage. Wenige Minuten nachher erschienen diese vor un», wurden eingeladen abzusteigen, und e» begannen nun die gegenseitigen Begrüßung-ceremonien. E» waren sechs sehr wild aussehende bemalte Indianer, Abgesandte eines im Norden deS AraukanergebietS mit der chilenischen Regierung im Krieg lebenden Kaziken, welcher erst kürzlich wieder einen Einfall in christliches Gebiet gemacht, die Männer ermordet und die Frauen und Mädchen geraubt hatte. Diese Gäste kamen, um diesen Stamm auszufordern, an dem Kriege gegen die Regierung Theil zu nehmen. Da diese Indianer denselben Nachmittag noch andere Stämme besuchen mußten, so ließ PaiUales sofort
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