Suche löschen...
Dresdner Journal : 29.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820729
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-29
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.07.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W174 Sonnabend, den 29. IM 1882, ^douaemeutoprel»: I» r»» «» t » ,ed«, » i«d« dttkrlicl»: . . . . l8 !t»rlr. ^Mrliek: 4 »l.rlr Ü0 ks. k»u»rv«ro: 10 K5 Lu—rd»Id do» deutuckeu klicke, tritt?o«t- ood 8t»wp«l,u»ckl»b luuou. lo»erateopr«l»«r ?Lr «i», Naum eiosr xe,p»It«uea kstitreil« iS kf. v»t«r „Lin^esundt" d>« 2eila bv ?k. N« 1»k«Ue»- und 2i8orll»»t» iO Lulickl»^. kroebolaenr 7^li»k »it Xuiuakm» der 8or>u- und keiert«^» Lkoud, kür den kol^sudeu Dres-nerIourml. luoeroteonnunNme »aa^Lrtür l.«lxitg: F>. Lrand«<etter, (.'omwi«iouLr de» Dresdner dournal»; Lumkurg -N«rllu -Vien - l.«tp»ig N»,«I Nr«,I»u rrunilkrt ». « : //<iM-en--lein <k ^OA/er, »«rUn-V>,n »«ndurx. Nr-n-l-etpiig-rrullllturt ». » -»iwed-n: dZud. N«rUn: /nrukder^dunL^ Sremen^ L Lcklott e,- Nre«i»u: /, LtanAen's ktureou (Lm>Z /rabatL-, ^r»»ilkurt » U r L. ^aeAe^sckv Uuckkandiun^; vöritt»: (/. A/ü/Zer,- S»»oov,r: 0. §c/nHsier, Nuri» Neriiu - rruQilturr » H- Ituttxart: Da«be 60 / kambur^: ^td. üt«n«r. Berantwörtliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llorounxodorr Lüoiol. k^rpedition de» Dre-duer dourv»!», Dresden, /«ln^erstr»»»» Klo. A). Hlachvestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a«S»ärtS bei den betreffenden Postanstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühren im Ankündigungs theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Albertplatz gegenüber dem Albert- theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Königs. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 27. Juli, Nachmittags. (W T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer theilte der Ministerpräsident de Frey- einet der Kammer mit, daß die Pforte sich bereit erklärt habe, unter den in der identischen Note vom IS. d. M. enthaltenen Bedingungen sofort Truppen nach Aegypten abzusenden, und fügte hinzu; er erwarte noch ausführlichere Mitthei- lungen, wünsche auch, sich mit England inS Ein vernehmen »u setzen, und beantrage daher, die Be- rathung üvrr die ägyptische Creditvorlage auf nächsten Sonnabend zu vertagen. Die Kammer beschloß dem Antrag« deS Ministerpräsidenten ge mäß. (Bgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TagrSgeschichte".) London, Donnerstag, 27. Juli, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses erklärte bei der Berathung über die zweite Lesung der PachtrückstandSbill der Marquis v. Salisbury, er billige zwar dir Bestimmungen über die Vor schüsse und die Auswanderung und sei nicht gegen die zweite Lesung der Bill; die Vorlage enthalte aber gefährliche Grundsätze, und daraus, daß er in die zweite Lesung derselben willige, dürfe nicht der Schluß gezogen werden, daß er der Bill zur Gesetzeskraft verhelfen wolle, wenn nicht jene ge fährlichen Grundsätze auS derselben beseitigt wür den. DaS Oberhaus nahm sodann die Pachtrück standSbill in zweiter Lesung ohne Abstimmung an. Im Untorbause sprach der Premier Gladstone sein Bedauern darüber auS, daß er die Wahl- brsteckungSbill aufgeben müsse. Lon Bourke wurde hierauf die Debatte über die Creditforde- rung fortgesetzt, welche schließlich vom Uuterhause mit 275 gegen 1S Stimmen angenommen wurde. Im Laufe der Debatte wie- der Premier Glad stone die Vorwürfe zurück, daß er eine schwankende Politik getrieben habe. Gladstone erinnerte daran, daß der Pariser Vertrag, so weit er durch den Ber liner Vertrag nicht aufgehoben sei, fortbestehe; eine Einmischung in die Angelegenheiten de» ottomamschen Reichs sei daher eine Sache von europäischem Inter esse. Hätte man zur Zeit deS Bombardements eine JnvasionSarmee ausgestellt, so wäre der Vertrag ver letzt worden. „Unser Bestreben war, zu verhindern, daß die locale Schwierigkeit eine europäische oder gar ein europäischer Krieg werde. Durch unser Verhalten haben wir die nationale Eifersucht entwaffnet und Europa überzeugt, daß England unselbstsüchtig handelt. England und Europa sind der Ansicht, daß der Sul tan eine Proclamation erlassen und darin seine Stel lung zu Arabi Bey klar definiren muß. Die Regie rung glaubt, daß die ganze britische Nation da« Unternehmen billigt, daS sie mit aller Energie durch- zusühren beabsichtigt, um die Interessen de» Reich» und die Wohlfahrt deS ägyptischen Volke» zu fördern und ein ehrliches Werk zur Herstellung deS Frieden» zu vollbringen." London, Freitag, 28. Juli. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Wie die „Daily News" erfahren, wird der Entschluß deS Sultans, Truppen nach Aegyp- teu zu entsenden, das Vorgehen der britischen Truppen nicht im Mindesten beeinflussen. Der Herzog v. Teck ist dem Stabe deS Gene rals Wolseley beigegeben worden. St. Petersburg, Freitag, 28. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. P^terS- bourg" meint, wenn dir Türkei sich vrr übernom menen Aufgabe mit Eifer und Aufrichtigkeit uu- terzirhe, sei die Lösung der ägyptischen Frage möglich, ohne daß irgend eine Macht au» dem ge meinsam festgestrllten Programm herauvtrete. Diese Annahme lasse sich auf den Wunsch der Regie- rungen stützen, die Ordnung in Aegypten durch daS europäische Concert wirderherzustellen, ohne sich dabei die Schwierigkeiten zu verhehlen, welche auS der Lage Großbritanniens erwachsen. Der Artikel der „Timet", welcher zu verstehen gab, daß England bei isolirtem Vorgehen frei sei von den gegenüber Europa übernommenen Verpflich tungen, sei wohl nur als Einladung an die Mächte aufzufaffeu, sich an dem Unternehmen zu betheili- gen. Eine beunruhigende Bedeutung könne ihm nicht deigelrgt werden. (Vergl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage".) Eine Drahtnachricht deS „Golos" auS Kuku- jew meldet: Die durch daS Moskau - KurSker Eisenbahnunglück veranlaßten Ausgrabungen find beendet; «S wurden noch 42 Leichen ausgegraben. Konstantinopel, Freitag, 28. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, äußerte Lord Dufferin, es sei nunmehr zu spät für eine Inter- ventiov der Türkei allein, aber rin Bedenken gegen ein gemeinsame» militärische» Vorgehen mit der Türkei nicht vorhanden. Lord Dufferin soll jedoch die vorgängige öffentliche Erklärung Arabi'» zum Rebellen al» wesentliche Vorbedingung für die Theilnahme der Türkei an einem ägyptischen Feldzuge bezeichnet haben. Wie die „Agence Hava»" meldet, hat Lord Dufferin nunmehr in der Mittwochssitzung der Conferevz den Antrag gestellt, der Sultan möge eine Proclamation erlassen, durch welche Arabi Bey zum Rebellen erklärt wird. Said Pascha nahm diesen Antrag im Principe an und bemerkte nur, e» sei wünschenSwrrth, die Proclamation erst zn erlassen, wenn die türkischen Truppen in Aegyp ten gelandet wären. Alexandrien, Freitag, 28. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) „Reuter'S Office" meldet: Wie eS heißt, beabsichtigen die Engländer, die Be- festigungen von Abukir zu beschießen, weil die Besatzung sich weigert, nach Alexandrien zurück- zukrhren. Arabi Bey soll mit dem größten Theile seiner Truppen auf Damanhur zurückgegangen sein und nur Vorposten in Kafr ed Aur zurückgelassen haben. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage".) Dresden, 28. Juli. Eine gewaltige Vermehrung und Umbildung hat m den letzten Jahrzehnten das gepanzerte Flotten- material der verschiedenen Staaten erfahren. Seit der Stapellegung der ältesten Panzerschiffe „Glmre", „Normandie", „Jnvincible" und „Eouronne" sind nicht nur eine Reihe namhafter Veränderungen im Bau, sondern auch Verstärkungen der Panzer, sowie Erhöhungen der Fahrgeschwindigkeit bewerkstelligt wor den. Während man bei der Begründung der gegen wärtigen Panzerflotten einen Panzer von 114 mm für au»re,chend ansah, wurde bei dem von Reed con- strulrten SchiffrtypuS „AudaciouS", welchem auch die vor Alexandrien ankernde „Inflexible" angehört, ein Panzer von 203 mm Stärke angewandt. Heute hält man für unerläßlich, Platten von 230 mm Stärke anmwenden; allein auch diese durchbohrt der 600- Pfänder auf 2200 m. Neue Gattungen von Geschützen, womit Frankreich 1864 begann, wurden zur Arnnrung der Panzerschiffe benutzt. Die SchlffSformen haben die mannichfachsten Veränderungen erfahren, theil» zum Zwecke der Bertheidlgung der Küsten, theil» zu dem Zwecke, den Krieg an die Küsten de» Gegners zu tragen. Die schwimmenden Batterien, Thurm und Torpedoschiffe haben eine außerordentliche Ver mehrung erfahren, während andererseits gewaltige Eisenkolosse, Hochseethurmichiffe, gepanzerte Fregatten und Linienschiffe construirt wurden, welche allen Denen, die über keine ähnlichen AngrlffSmittel gebieten, Gefahr zu drohen scheinen. Namentlich die französische Flotte gebietet über eine gewaltige Zahl von Kreuzern ver schiedener Gattung. Die nordamerlkanische Marine ist in dieser Beziehung zurückgeblieben, wie überhaupt daS gesammte Flottenmaterial der Vereinigten Staaten sich aus einem veralteten Standpunkt befindet. Im Jahre 1870 hatte der Eongreß der Union im Princip al» Flottenstand 10 Scbiffe erster Klasse angenommen, sowie 20 Schiffe zweiter Klasse. Allein eS waren nicht die nöthigen Fond» bewilligt worden, und daS Marinedepartement war gezwungen, um die Unzulänglichkeit der vom Eongreß bewilligten Mittel auszugleichen, etwa 30 Monltore, sowie einige Fregatten zu verkaufen. Dieses System hat vielfach Bedenken in den Vereinigten Staaten erregt. Wir erinnern an Admiral Porter, eine anerkannt erste Marineautorität, der sich einmal (1877) energisch mit den charakteristischen, aber trotz dem damals resultatlo» bleibenden Worten an den Eongreß wandte: „Im Falle eine» Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und England könnte die eng lische Flotte sich leicht rn unsere Häfen Bahn brechen und furchtbare Zerstörungen anrichten. Jedes belie bige Schiff der britischen Marine mag irgend einen unserer Hafen blokiren, fo daß kein Fahrzeug ein oder au» kann, und ein englisches Schiff vermag Alle- zu vernichten, wa» wir ihm entgegenzustellen im Stande sind Es ist keine Uebertreibung, wenn ich sage, daß z. B. der „Inflexible" unsere ganze Marine in den Grund zu bohren vermöchte, während unsere Schiffe Tage lang auf ihn feuern können, ohne Schaden zu thun; seine Bemannung möchte ruhig zu Tische gehen und sich« wohl schmecken lassen, während wir unser Feuer unterhielten. Und für un» wäre e» unmöglich, zu entfliehen, denn da» englische Fahrzeug macht seine 11 bi» 12 Meilen pro Stunde, während unlere schnellsten Monitor» nur 8 Meilen in derselben Zeit zurücklegrn. Da» ist sicher lich ein trauriger Zustand, um so trauriger, weil wir bei Beendigung unseres Bürgerkrieges im Besitze einer gefürchteten Flotte waren und eS bei einiger Umsicht und Ehrlichkeit mit nicht allzu übertriebenen Kosten recht gut möglich gewesen wäre, eine respectable und für unsere Zwecke ausreichende Flotte dauernd zu er halten." DaS Letztere aber haben die Vereinigten Staaten eben in eigen thümlicher Kurzsichtigkeit, im hartnäckigen Unglauben an die Fortschritte der mari timen KriegStechnik der überseeischen Militärmächte versäumt; daher die Erbärmlichkeit ihre» gegenwärtigen Zustandes. Mochte sich auch allmählich rin stille» Mehr von Stimmen für die Vorschläge zu einer voll ständigen Reorganisation der Flotte gefunden haben, so war die» doch um so länger schwankend geblieben, je größer sich mit zunehmender Zeit der Kostenauf wand hierfür herausstellte. Man hielt sich lange be friedigt mit der Liste der Flotte, die auf den ersten Blick eine stattliche Reihe von Fahrzeugen, gepanzerten und ungepanzerten oufwieS, bei genauerem Studium sich indessen als ein Haufen veralteten Material» herauSstellte; eS figurirten Schiffe, welche nie wieder im Stande sein würden, ihren Bug dem Feinde zuzu- kehren, ihren einzigen Zweck vielmehr nur darin fan den, mit ihren Namen die Liste zu füllen, um so den kläglichen Zustand der Wirklichkeit zu verbergen. Für den Fall eine» Krieges — und mit der Möglichkeit eine» solchen werden die nordamerikanischen Freistaaten doch nicht weniger, als jedes andere politisch einfluß reiche Land stet» zu rechnen haben — bietet diese Situat on Gefahr genug. Schon die Erwägung, daß ihre auf allen Meeren in Taufenden von Masten sich bewegende Handelsflotte den wohlgeschulten Kreuzern einer feindlichen europäischen Macht gänzlich prei»- gegeben wäre, mußte dem nüchternen Beobachter da» Zaudern der Regierung unbegreiflich erscheinen lassen. Meinungen wie die, Nordamerika könne über Nacht eine gut zugerüstete Flotte Herstellen oder seine Küsten mit emem Torpedogürtel allen feindlichen Operationen gegenüber genügend schützen, und wie sie m weiten Kreisen herrschend sind, sind in daS Reich der Träume zu verweisen. DaS unausgesetzte rastlose Arbeiten Europa» an einem sich von Tag zu Tage unaufhörlich vervollkomm nenden Seekriegsmaterial mag endlich entscheidend in den Vereinigten Staaten für eine Schwenkung in den bisherigen Principlen de» Wehrsystems zur See ge wirkt und die jetzt vom Eongreß angebahnte vollstän dige Reorganisation des Flottrnmaterial» veranlaßt haben, mit welcher man diese- nunmehr innerhalb eines Zeiträume» von 8 Jahren unter Aufwand eine» La- pital» von 26 607 000 Dollar» auf den Bestand von 21 Panzerschiffen, 70 au-gepanzerten Kreuzern, 5 Widderfahrzeugen, 5 Torpevokanonenbooten und 20 Torpedobooten bringen will. Diese Stärke ist aller dings eine gewaltig impornrende, um so imponirender, je kläglicher sich der bisherige Etat dagegen auSnimmt. Die Lommission, welche von dem Congreß mit dem Entwürfe der Arbeiten betraut worden ist, hat sich durch eine sorgfältige Untersuchung deS gegenwärtigen Zustandes des Flottenmatenal» zunächst die Ueber- zeugung von einer Brauchbarkeit deS Vorhandenen für die Ausführung deS neuen Plane» verschafft, und e» hatte sich dabei zunächst das Resultat ergeben, daß, abgesehen von den Panzerschiffen, von den in der Flottenliste sigurirenden 61 Lorvetten, die für den Staatsdienst »n heimischen und außerheimischen Ge- FeuiUeton. Kedigirt von Otto Bonek. Mr. Timsen der Speculant. Nomon »on Lonrad Fischer-Eollstrin. (Fortsetzung.) Er näherte sich ihrem Gesichte — er will etwa» von ihrem Athem trinken — eS ist ihm jetzt, al» ob sie sich rege, er fährt zurück, doch nein, sie wird wieder st'lle. Lerse legte er alle Rosen in ihren Schooß, die er für sie gepflückt; sie schläft ja so fest und doch, jetzt zuckt wieder ihre Hand, um ihre herabgrsenkten Augenlider vibnrte e» wieder — er hält den Athem an, und will sich so an'» Fenster znrückschleichen. Eine Biene summt jetzt zum offenen Fenster herein und macht einen Höllenlärm. Der Frührothschein, den die Gardinen nicht mehr zurückhalten können, zeigt ihr den Weg zu den Rosen auf ihren Schooß; der verrätherische Morgenstrahl küßt ihr jetzt die Stirn, die Wangen — o, wie entzückend schön, wie himmlisch schön sie ist! Sie erhebt sich jetzt, sie will erwachen. Er schleicht an'» Fenster und gleitet wie ein Schatten hinan» in den Karten, dabei fühlte er einen Schmerz auf der Brust. Der Verband mußte sich gelöst haben, aber wa» kümmert'» ihnl In dem Schlafzimmer ertönt jetzt ein leiser Schrei. Die Biene, welche an den Rosen in ihrem Schooße naschen wollte, flüchtet sich wieder in den Garten hin- au», al« habe sie mit der Hand nach ihr geschlagen. Franziska war in der That erwacht; mit einem AuSruf des Erstaunen- entdeckte sie die Morgensonne im Zimmer, fand sie die Rosen auf ihrem Schooße, als seien sie von ihrem Traume übrig geblieben. — E« kann aber doch nicht sein; der Blick gleitet jetzt hinübec nach dem Bette und will Franz suchen; er ist verschwunden. — Mit einem Aufschrei fährt sie au» dem Sessel empor. Die Rosen fallen von ihrem Schooß herab auf den Teppich. „Franz, Franzl" ruft sie auf einmal mit unsagbarer Angst, „großer Gott, Franzl" Eine Weile taumelte sie im Zimmer umher, als wisse sie nicht, ob nicht doch noch Alle« ein Traum fei. Aber nein, et war kein Traum, da« Fenster stand offen; dabei fielen ihr die Worte de« Ar;te« ein, daß er unruhig werden könnte heute Nacht. Rasch eilte sie an« Fenster; mit einem kecken Sprunge ist sie draußen, um sich angstvoll nach Franz umzusehen. Gott stehe ihr bei; Franz sitzt auf der Mauer und will hinausspringen, hinaus auf die Straße! Wie bleich er ist, wie er zittert! Im Nu ist sie an der Mauer. Franz ist nicht flink genug, denn sie erhascht jetzt mit beiden Händen feine Hand und hält ihn fest. „Mein guter, guter Franz", jammert sie, „der Arzt sagte eS voraus, daß e« so kommen müsse; o Gott, und daran bin ich schuld, ich habe zu fest geschlafen. Komm herab, Franz, komm zu mir herab, komm nur noch ein Mol zu mir." „Laß mich, ich bin ja nicht Dein Bruder!— hörst Du, ein Betrüger bin ich! — Schlag mir in'« Ge sicht, süße« Mädchen, hasse mich, verachte mich!" ,O, mein Gott, er redet irre! Johanne, Johanne! Franz, guter Franz, komm nur noch ein Mal herun ter; sieh, ich habe Dich so lieb, ich könnte sterben für Dich, mein guter, theurer Franzl — Franz, Franz, fo thue eS doch; eS wüide mich wahnsinnig machen, wenn Dir ein Unglück geschähe. Komm an mein Herz, wie ich Dir gut bin, wie ich Dich liebel Die Mama wird sterben und ich hätte Alles verschuldet, Allesl" „Um Gotteswillen, laß mich loS, ich ersticke." Aber Franziska hielt ihn um so fester, bis er sie zärtlich wieder beim Schwesternamen nannte und die Mauer herabglitt, um sich aufs Neue in diese Höllen - quäl zu versenken. Und als er wieder glücklich am Boden angekom- men, floa sie chm an die Brust, hielt ihn fest und innig umschlungen und jetzt erst weinte sie. Berauscht küßte er ihr die Thränen weg und fühlte, wie er sich damit vergiftete, wie ihm diese Thränen heiß durch die Seele rannen, bi« er sich auf einmal von ihn loSriß, beinahe rauh, so daß sie er schrocken zu ihm aufbUckte, dann eilte er anS Fenster und schwang sich wieder in da» Schlafzimmer hinein, mit einer Behendigkeit, über die Or. Volksnagel in Erstaunen gerathen wäre, und warf sich angekleidet auf« Bett. Im nächsten Augenblick erschien die Johanne im Unterrock und mit zerzaustem Haar im Garten. Sie war jäh au» dem Morgenschlummer aufgefahren, al» sie die Hilferufe von Franz,«ka hörte. „O, es ist nicht», Johanne", weinte und lachte Franzi»ka, ,e« ist gar nicht«, lege Dich nur wieder schlafen, Johanne." „Ich meinte doch, Sie hätten mich gerufen? Sie sind so aufgeregt und fo roth im Gesichte." „Du möchtest eine Wassersuppe für ihn kochen, wie der Arzt eS wünscht. Ich bitte Dich schön, sage nicht der Mama, daß ich Dich gerufen." „Ich werde nicht» sagen", erwiderte Johanne etwa» mürrisch und ging inS Hau» zurück, um in die Küche zu gehen, damit sie ihm die Wassersuppe koche. Einen Blick der Bewrgniß auf das immer noch offenstehende Fenster richtend, rang Franzi-ka mit sich, wa» sie nun thun sollte; wenn eS die Johanne sähe, wie sie durch» Fenster wieder hineinsteige, nein, da» darf sie nicht wagen. Dann fragte sie sich, ob sie das der Mama mtttheilen dürfe? Guter Gott, sie würde sich zu sehr ausregen. Aber dem Arzt darf sie'S doch nicht verschweigen, daß er auf der Mauer saß und irre redete — sie willS ihm heimlich sagen. Al» sie jetzt durchs Hau» gehend, zu Franz m» Zimmer kam, war die Mama schon bei ihm und bettelte »yn an, sich doch zu entkleiden, und so, wie e- der Arzt wünscht, sich mL Bett zu legen. Aber Franz weigerte sich. „Mein Sohn", klagte die Mutter, „Du bist immer noch so unbeugsam wie früher, thue e» mir, thue e« Deiner Schwester zu Liebe. Wie kannst Du jcmal» Dein Majorat verwalten, wenn Du Dich so unt Ge walt ruinirst? Du gehörst nicht Dir allein an, Franz, Du gehörst auch ein Wenig uns." Er saß auf dem Rande feine« Bette» und blickte in da» Angesicht de» flehenden Weibe«. Er meinte e» selber nicht, daß e« Jemand geben könnte, dem e« möglich sei, diesen Bitten zu widerstreben — und doch that er e«. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite