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Dresdner Journal : 25.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-25
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1882
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——— 1NI8 und die Abneigung gegen die projectirien Neuerungen sich weithin geltend machen, und e» könnte sich ereignen, daß, nachdem der Friede mit der katholischen Kirche hergestrllt ist, wir in einen Culturkampf in der prote stantischen getrieben würden. * Lagesgeschichtr. Dresden, 24. Juli. Se. Majestät der König hat Sich heute Nachmittag für einige Tage nach Schandau begeben. * Berlin» 22. Juli. Der preußische Gesandte beim Batican, vr. v. Schlözer, ist bisher nicht zum Reichskanzler nach Barzin adgerelst. Gestern Nach mittag empfing Hr. v. Schlözer im „Hotel du Nord* wieder den längern Besuch de- CultuSministerS v. Goßler, mit dem er dort auch gemeinsam da» Diner einnahm. Ueber seine ferneren Reisedi-positiouen verlautet b>S heute Miltag Nähere- noch nicht. — Der russische Botschafter in Italien, Baron d'Uexküll- Gyllenband, hatte, wie die „ Nat.-Ztg. * erfährt, wieder- holt Besprechungen mit dem hiesigen russischen Botschafter v. Saburow, welcher von Potsdam nach Berlin ge kommen war. — Da» kriegsgerichtliche Urtheil über den deS Lande-verrathS angeklagten Obersteuermann Meiling, der zum hiesigen hydrographischen Amte commandirt war, ist am 13. d. gefällt worden. Ueber den Ausfall desselben verlautet natürlich bi- jetzt nicht»; doch dürfte e- ein Jrrthum verschiedener Blätter sein, wenn diese melden, daß auf Todesstrafe erkannt wor- den fei, da diefer Fall nur eintrelen könnte, wenn der LandeSvcrrath während Kriegszeiten begangen worden wäre; überhaupt ist der ganzen Angelegenheit von Anfang an in den Zeitungen eine Bedeutung beige legt worden, die sie, wie wir schon früher aussprachen, nicht verdiente. Da- Urtheil wird nach der kaiserl. Bestä tigung, wie die „N Pr. Ztg.* hört, von Seiten der kariert. Admiralität mit einem kurzen Bericht über die ganze llnrersuchung veröffentlicht werden. — Die eben auS- gegebene Nummer deS Reich-gefetzblatte- publicirt die internationale Reblausconvention vom 3. No vember 1881 (in deutscher Ueberietzung), sowie eine Bekanntmachung, betreffend den Beitritt Belgiens zu dieser Convention, vom 7. Juli 1882. — Infolge der fchon mitgetheilten Bunde-raih-brschlüsse über zoll amtliche Behandlung der vom AuSlande mit der Post eingehende» Waarensendungen hat der Staats sekretär deS Reichspostamtes die dadurch eintretenden Aenderungen den Postanstalten mitgetheilt. Danach muß unter Anderm eine jede Paketsendung aus Oester reich-Ungarn und den Zollau-schlüssen von 50 g und darüber fortan von einer Declaration begleitet, auch zur zollamtlichen Vor- bez. Schlußabsertigung gebracht werden. Auch Briefe von 50 g und mehr aus vor gedachten Gebieten, bei welchen sich die Vermuthung zollpflichtigen Inhalt» rechtfertigt, „sind der Zollbe hörde zu überweisen.* Dann heißt eS: »Bei Prüfung der in Betracht kommenden Sendungen haben die Postanstalten mit der größten Sorgfalt zu verfah ren, zugleich auch die Vorschriften über Wahrung de» Bries- geheimnisie» gewissenhaft zu beachten, insbesondere also jeoer Einsichtnahme von Briesen sich zu enthalten. Was die Mit wirkung der Zollbeamten bei Ermittlung etwaiger in den Brirfposten eingesührter zollpflichtiger Eegenftand« im Allge meinen betrifft, jo richtet sich bas bezügliche Verfahren nach dem durch den Bundesrath beschlossenen Zusatze zum Post regulativ. Rach den mit dem ReiLSfinanzamt getroffenen Ver einbarungen soll der Eintritt der Mitwirkung der Zollbeamten von dem Borliegen von Verdachttgründen abhängig gemacht werden und die Mitwirkung selbst unter thunlichster Vermei dung jeder Störung de» PastbetriebS über das Maß des zur Sicherung der Zollgefälle Erforderlichen nicht hinausgehen. Die Postanftalten haben den genannten Beamten eintretenden falls bei Erfüllung ihrer Pflicht in willfähriger Weise zu be gegnen. Im Uebrißeu vertraue ich, daß die Postanstalten bei Ausführung der obige» Bestimmung mit Umsicht und gehöriger Unterscheidung der Fälle verfahren werden.' Al» zollpflichtig erkannte Waarenproben au» mehr erwähnten Gebieten sind der betreffenden Zollstelle, nicht dem Adressaten, zu überweisen. — Meiningen, 22. Juli. Gestern fand auf dem Friedhof zu Schweina der Weiheact deS auf Fried rich Fröbel'» Grabe errichteten Denkmal» Statt, zu welchem zahlreiche Verehrer und Verehrerinnen de» großen Pädagogen von nah und fern herbeigeeilt waren. Außer einer größern Anzahl thüringer Ort schaften waren die Städte Kiel, Altona, Hamburg, Ber lin, Dresden, Chemnitz, Kassel u.a.m. vertreten, und selbst au- dem fernen Brüssel und dem überseeischen Boston waren treue Anhänger erschienen. Dresden hatte dem Gefühle dankbarer Pietät durch besonders zahlreiche Betheiligung Ausdruck gegeben. Außer den Leiterinnen dasiger VolkSkindergärten und einigen Lehrerinnen wohnten auch Fröbel'- persönliche Schüler, Die Boß-Feier in Eutin. ES war ein glücklicher Gedanke, am 21. Juli den Tag in Erinnerung zu bringen, an welchem Johann Heinrich Voß vor 100Jahren in Eutin einzog, in der kleinen Stadt des gesegneten ostholsteinischen Ländchen», über welchem die blau-rothe Fahne de» Oldenburger Fürstenhäuser weht. Waren doch seine 20 Eutmer Rector jahre von 1782 bi» 1802 die produktivsten Jahre sei ne» Leben», der Kern- und Höhepunkt derselben. So spricht Direktor vr. Heußner in feiner Festschrift zur Erinnerung an diesen Gedenktag: Voß' Hauptverdienst und seine unvergängliche Größe ruht in seinen Ueber- setzungen. In der Eutiner Zeit trat 1793 der ge summte Homer an da» Licht, und schon einige Jahre zuvor (1789) die nächst jenem bedeutendste Uebersetzung von Virgil'» Georgika, die in metrischer Technik einen großen Fortschritt zeigt gegenüber der ersten Odyssee. Bekannt ist, wie er, in Geist und Wesen de» antiken Leben» eindringend, Philolog und Dichter zugleich, der erste und größte Uebrrsetzer der Alten wurde, jene Werke fast wie Origmaldichtungen unserm Volke an- geeignet, vorab der ganzen gebildeten Welt da» Ver- ständniß Homer'» erschlossen, ihn zu einem trauten Hau» und Volksbuch gemacht und mit ihm eine tiefere Erkenntniß der epifchen Poesie überhaupt eröffnet hat. Aber auch der griechische Homer wurde nun erst eigent lich in der Schule heimisch, denn durch Boß' Ueber- tragung, die selbst wie ein Commci tar ist, kam so wohl über die wissenschaftliche Exeg-se, w.7 über die Schulerklärung ein neuer Geist lebendig r Erkenntniß de» Alterthum». Daneben wirkte Boß mit leinen Uebrrsetzungen um- und neugcstaltend in Sprache und Director Marquart und Direktor Schröter der Feier bei. Seiten der meinmger.schen Behörden hatten sich die Herren Krei»schullnspector vr. Schmidt au» Mei ningen und Superintendent Hopf au» Salzungen ein» gefundrn. Die Weihrrde sprach der Prediger de» Ort», Pfarrer Wolf. Da» Denkmal linponirt durch seine Einfachheit wie durch seine tiefere Bedeutung: Würfel, Säule und Kugel, sie bilden, wie die Worte de» be gleitenden Gesanges e» aussprachen, das tiefsinnige Symbol der von Fröbel gelehrten Wahrheit. Sein Wahlspruch: „Kommt, laßt un-unseren Kindern lrbenl', als weithin leuchtende Inschrift am Socket angebracht, verkündet der Nachwelt da» Streben Defsen, der unter dem Grabe-Hügel ruht, und fordert zur Nachfolge auf. Wien, 22. Juli. Die heutige „Wien. Ztg.* publi cirt d»e Ernennung und Beeidigung de- l-iviladlatu» de- LandeSchefS für Bosnien, Baron Feodor Niko lics de Rudna zum Geh. Rathe. — Wie man der „Pr.* aus Sarajewo schreibt, werden nicht nur da» KreiSamt in Mostar, sondern auch jene in Sara jewo, TuSla, Banjaluka und BihacS neue Vorsteher erhalten. Diese Posten sollen durch die ConsulatL- beamten, welche den RelchSfinanzmlnister begleiten, besetzt werden. Ebenso dürste an die Stelle des bis herigen FinanzlandeSdirectorS Hofrath Christ eine andere Persönlichkeit treten. Ferner meldet man, daß allenthalben in den occupirten Provinzen von Seite der Bevölkerung Vorbereitungen zu einem feierlichen Empfange deS Ministers getroffen werden. Pari-, 22. Juli. Der Pariser Gemeinde- rath erörterte gestern lebhaft den Beschluß, mit welchem die Deputirtenlammer das Projekt einer Pariser Centralmairie verworfen hat, und den durch diesen Beschluß hervorgerufenen Rücktritt deS Selnepräfecten Floquet. Die Majorität war von vornherein darüber einig, daß der Rath gegen jenen Beschluß zu protestiren und zugleich Hrn. Floquet, der für die Pariser Cen tralmairie eingetreten war, em Vertrauensvotum zu geben habe; eine Meinungsverschiedenheit entstand jedoch darüber, ob in dem Protest auf das vor 2 Jahren gefaßte, von der Regierung damals als un gesetzlich annullirte Votum des RatheS zu Gunsten der Cent-almairle ausdrücklich Bezug zu nehmen sei. Der Vorsitzende Songeon, der da» Präsidium an Guyot abtrat, um an der Debatte theilnehmen zu können, sprach sich über die Frage in bejahendem Sinne aus und stellte einen bezüglichen Antrag, in welchem con- statirt wurde, „daß sich Hr. Floquet mit dem Projekt der Wiederherstellung der Mairie von Paris einver standen erklärt und daß mithin unter den gegebenen Umständen sein Verbleiben als Seinepräfect eine Bestätigung der Pariser Gemelndesorderungen sei*, und schließlich erklärt wurde, „daß der Rath an seinem Beschluß vom 6. November 1880 festhalte.* Ein Mitglied wandte ein, da jener Beschluß annullirt worden sei, so bilde die Erneuerung desselben einen Act der Auflehnung gegen bas Gesetz; allem Hovelacque erwiderte, die Kammermehrheit sei es vielmehr, die sich gegen das Gesetz vergangen, indem sie eine Vorlage in Bausch und Bogen ver worfen habe, die von ihr gar nicht in vorgeschnebener Form geprüft, ja noch nicht einmal officiell zur Kennt- niß genommen sei. Delabrousse bemerkte, das Annul- lirungSdecret sei kein Gesetz, da der Rath, wenn er gewollt hätte, gegen das'rlbe beim StaatSrath Recurs ergreifen konnte. Depasfe und Leven erklärten, sie möchten gern Hrn. Floquet ihre Sympathie auS- drücken, aber keinen Conflict mit der Regierung und Volksvertretung veranlassen und den Streitpunkt vor läufig auf sich beruhen lassen. Songeon und S. La croix bestanden jedoch darauf, daß der Nath die Pflicht habe, die Rechre der Stadt Paris zu vertheidlgen und für ferne Prlncipien emzutreten, und so wurde, nach Ablehnung anderer Tagesordnungen, die von Songeon vorgeschlagene mit 37 gegen 26 Stimmen angenom men. Wie zu erwarten stand, hat bereits heute früh im Minlsterrathe der Präsident der Republik auch diesen Beschluß auf Antrag deS Ministers des In nern annullirt. Goblet machte in Beantwortung einer Anfrage des Abg. DreyfuS, eines Anhänger- Gambetta'-, der bei Beginn der heutigen Sitzung der Deputirtenlammer auf das Bedenkliche de- ge- memderäthlichen Beschlusse- hinwieS, Mittherlung von dem AnnullirungSdecret und erklärte unter dem Bei fall deS Hauses, er werde unerbittlich dem Gesetze Achtung verschaffen, obwohl er selbst nach wie vor für die Erweiterung der Gemeindefreiheiten, auch derjenigen der Stadt Paris, sei. Damit war auch dieser Zwischenfall erledigt, und die ägyptischen Angelegenheiten treten wieder in Poesie. Er lehrte erst wirklich den Hexameter bilden, den Klopstock nur eingeleitet hatte. Damit begründete er die strengeren Maße unserer neuern Dichtung, in dem er glänzend die Fähigkeit unserer Sprache für jene documentirte. Eine neue Gewandtheit unserer poetischen Sprache bei neuer Festigkeit, eine neue Ge fügigkeit bei strenger Gesetzmäßigkeit erwachte und er wuchs durch ihn. Von der Familie hatten sich fast alle lebenden Glieder derselben eingesunken; ebenso war eme Anzahl hervor ragender Pädagogen zu dem Feste erschienen, welche» zu Ehren jenes ManneS stattfand, der, wie der Münch ner Philolog Mich. Bernays sagt, die Welt und Kunst deS AlterthumS in deutschen Worten dem deutschen Sinne erschlossen und uns gezeigt hat, daß christlich- deutsche Bildung vor Allem im Bunde mit dem Genius de» classischen AlterthumS gedeiht. Die Aula de» Gym nasium», in welcher der Festactu» stattsand, schmückten 4 vom reichsten Guirlandenschmuck umgebene Bilder Voß' und seiner Frau Ernestine, von denen eins im Jahre 1797 von Schöner gemalt, der Eutiner groß- herzogi. Bibliothek entlehnt ist, dessen Pendant aber sich im Gleim'schen Freundestempel zu Halberstadt be findet. Die anderen sind Copien der 1817 gemalten Tischbein'schen Bilder. Nach mehreren ÄesangSvor- trägen und Rotationen bestieg der Direktor de- Euti ner Gymnasiums, l)r. Friedrich Heußner, daS Katheder, um die Festr.de zu halten, welche ein Bild der Thätig- keit deS unS „deutsch anredenden Homer* entfaltete. Der Redner wies zunächst darauf hin, daß es viel- laich' richtiger und verdienstvoller gewesen sein würde, ein B'ld von Johann Heinrich Voß in seinem Wirken als R'c'or de- Gymnasium- von Eutm zu entwerfen, den Vordergrund — Der Senat-au-schuß für die Flottencredite hörte heute Nachmittag die Herren de Frrycinet und Jauräguiberry und beschloß, dem Vorgänge deS KammerauSschuffe» folgend, die von den beiden Ministern empfangenen Mittheilungen ge heim zu halten. Sie wirb heute noch ihren Bericht erstatter ernennen und am Montag abermals die Minister hören. Die Debatte im Plenum wird am Dienstag stattfinden können, dürfte aber dadurch eme Verzögerung erleiden, daß die Regierung am Montag eine neue Credltforderung zur Ausführung deS bereits von Hrn. de Freycmet angekündigten Vertrags mit England über den Schutz des SuezcanalS einbringen wird; diese Vorlage würde natürlich an denselben Ausschuß verwiesen, der bereits die erste Credttsorde- rung prüft und über die neue gleich mit refenren könnte. Im Hinblick auf diese Möglichkeit sprach ein Mitglied deS Ausschusses, der Graf v. St. Vallier, in der heutigen SrnatSsitzung sein Bedauern darüber aus, daß m den Gelbbüchern nur ein so dürftiges diplo matisches Material zur Beurtheilung der ägyptischen Frage vorttege; viele unnöthige Details würden ge boten, aber gerade Wichtiges fehle und müsse au- den englischen Blaubüchern entlehnt werden. Auf die Frage des Grafen v. St. Vallier kündigte Hr. de Frey- cmet an, daß daS am nächsten Dienstag erscheinende Gelbbuch Depeschen bis zum 2. Juni und el» bald darauf folgendes solche b>S zum 15. Juli enthalten werde. Arbeit-Überhäufung habe ihn verhindert, die Veröffentlichung rajcher vorzunehmen. — In parlamentarischen Kreisen herrscht neue Aufregung wegen der ägyptischen Frage, s-lt man heute Nachmit tag erfahren hat, daß der für den Schutz deS Suez canals von den Kammern zu verlangende Credit 40 Millionen betragen soll, was schon einen ganzen Feldzug voraussetzen lassen würde. Zudem weiß man, daß der Finanzmlnlster im Conseil die Aufbringung dieser Summe ohne Anleihe als unmöglich bezeichnet hat. Auch wegen der Organisirung deS ExpedittonS- corps herrsch: Meinungsverschiedenheit im Mmlsterrath, der bereits seit drei Tagen über die Angelegenheit be- räth. Der Kriegsmimster bezifferte nämlich die noth- wendrge Stärke des CorpS auf 40000 Mann; er will aber nicht mehr, wie dies bei der tunesischen Expedition geschah, aus allen Garnisonen Frankreichs je em paar Mann nehmen und so alle Armeecorps desorgamsiren, sondern schlägt vor, durch ein Decret die Beurlaub ten, die Reserven und die Mannschaften de- 2. Con- tingentS einzuberusen; die meisten übrigen Minister sträuben sich jedoch gegen diesen, allerdings etwas krie gerisch auSjehenden Schritt. Nach der neuesten Lage der Dmge dürste der Zwiespalt durch den Umstand von selbst aufhören, daß Frankreich von der Conferenz nicht mit der Wiederherstellung der Ordnung in Aegyp ten beauftragt wird. Nur für den Fall der letztern Mission hat der KriegSmmister em CorpS von 40000 Mann nöthig gefunden, während für den blosen Zwick der Sicherung des SuezcanalS die ur sprünglich in Aussicht genommenen 15000 Mann genügend erscheinen. Hr. de Freycmet hat übrigens heute im Senatsausschutz, wie wrr vernehmen, noch mals versichert, daß er ohne ein ausdrückliche» Man dat der Conserenz nicht mit England m Aegypten interveniren werde; die blose Neutralität Europas ge nüge ihm dazu nicht. Die Regierung werde also Eng land allein gegen den Ausstand vorgehen lassen und sich darauf beschränken, den Suezcanal zu beschützen, was eine von der Wiederherstellung der Ordnung in Aegypten ganz getrennte Frage sei. Die Frage eines Ausschußmitglieds, ob die französischen Truppen even tuell bi- nach Kairo gehen würden, um sich die Ver sorgung mit süßem Wasser zu sichern, beantwortete Hr. de Freycmenl verneinend. D»e wettere Frage, ob die Regierung während der Kammerferien auf eigene Verantwortung handeln werde, beantwortete der Pre mier dahin, daß bei wichtigen Zwischenfällen, die ernste Entschließungen erheischten, die Kammern einbc- rufen würden. Paris, 23. Juli. (Tel.) Heute Vormittag hat ein Ministerrath stattgefunden, welcher sich mtt der Berathung der zum Schuye des SuezcanalS zu er greifenden Maßregeln befaßte. Die Credttvorlage wird voraussichtlich morgen eingebracht werden. — Bei der heute staltgehabten Einweihung der Statue Rouget de Lisle's, deS Autors der „Marseillaise*, hielt der Ministerpräsident de Freycmet eine Rede, in welcher er das Andenken Rouget's und seiner Genossen feierte und unter Anderm sagte, die Franzosen wie die An gehörigen der fremden Nationen wüßten, daß das heutige Frankreich nicht die blutige Standarte, sondern allein die Versuchung, den deutschen Nachdichter des Homer in seiner Werkstatt zu belauschen, sei zu mächtig an ihn herange^reten, als daß er ihr habe widerstehen können. Ein gutes Theil dieser Homerarbeit liege eben in Eutin, und dürfe Otterndorf sich der Odyssee rühmen, so sei die GrsammtauSgabe doch hier entstan den, wo er heute vor emem Jahrhundert eingezogen sei zu segensreichster Thätigkeit. Der Redner erklärte sodann, wie alle Vorbedingungen für diese Voß'sche Lebensarbeit — äußerlich wie innerlich — gegeben waren. Der Kampf Bürger'», welcher den Jambus, Stolberg's, welcher den Hexameter embürgern wollte, hatte mtt der Niederlage des Erster» geendet; der jetzt vergessene Bodmer hatte in Zürich die Odyssee bereits übersetzt und war von Stolberg überflügelt: der Hexa meter war zu Ansehen gelangt. Nun ging Voß mtt seinem tlsernen Fle.be, seinen gründlichen philologischen Kenntnlss.n, seiner dichterischen Tiefe der Empfindung, seiner scharfen Beobachtungsgabe und feiner Gewalt über die Sprache an die Arbeit. Er selbst bekannte oft, daß ihm die Productivität fehle; aber dafür trat sein Hang zum Realen ein, mtt dem er liebevoll Aller bi» ins Einzelne verfolgte. Er hatte sich ganz in die dichterische Welt Homer'S hinein versetzt und trug die Klangfarbe der hellenischen Sprache m sein geliebte- Deutsch hinüber. Bon höchstem Interesse waren die kleinen Episoden au- der ArbettSthätlgkett deS Dichters am Homer, welche Redner im Verlauf semeS Vortrags erwähnte, als Illustration der Thatsache, wie sehr Voß sich bemühte, nicht- unklar m der übertragenen AuS- drncksweise zu lassen. So warf Voß z. B. Steine und Holzstöcke in die Elbe, um zu fchen, wie die vom Cykmprn dem Schiffe deS Odyffeu» nachgefchleuderten die Fahne de» Fortschritt», der Eivikistttion und 1>rr Freiheit hochhalte. Haag, 23. Juli. (Tel.) „Dagblad* meldet unter Vorbehalt, daß Tak van Poorwliet mit der Bildung de» neuen ultraliberalen Cab inet» beauftragt wer den würde. Der frühere Premierminister Kappeyne beabsichtige, da» neue Ministerium al» Deputtrter zu unterstützen. Rom, 22. Juli. (Tel.) Der „Osservatore Romano* bestreitet, daß die Verhandlungen »wischen dem Vatikan und der preußischen Regierung infolge der über triebenen Ansprüche der Curie, die sogar die Beibe haltung der preußischen Gesandtschaft beim heiligen Stuhle unmöglich machen könnten, abgebrochen seien. DaS Blatt glebt zu, daß man zu einem vollständigen nnd dauerhaften Frieden zwar noch nicht gekommen sei; aber man habe doch einen großen Schritt auf dem Wege zur Anbahnung de» Frieden» gelhan durch die Wiederherstellung der Gesandtschaft und durch die Wiederbesetzung mehrerer erledigter Bischofssitze. Man müsse die weiteren Resultate der Verhandlungen ab- warten und bedenken, daß sie sich auf Fragen erstreck ten, welche ebenso schwerwiegend al» complicirt feien. Der Vatikan wünsche nicht- sehnlicher, al- daß dieselben zu einer Verständigung führten. London, 22. Juli. (Tel.) In der heutigen Sitzung de- Oberhauses wurde die irische PachtrückstandS- blll m erster Lesung angenommen. — Im Unter - Hause zeigte Bourke an, er werde, wenn von North cote kein anderweiter Antrag gestellt werde, am Mon tag an Gladstone die Frage richten, ob er sofort nach seiner Motivirung der Credttvorlage in die Vertagung der Debatte willigen werde. Einen Präcedenzfall zu diesem Verfahren bilde die Berathung der Creditvor lage vom Jahre 1878. Jetzt se» aber eine Vertagung um so nothwendlger, weil wichtige Schriftstücke über die Conferenzverhandlungen, die identische Note, da» Bombardement und eine Erklärung betreff- des Suez canals fehlten. Eine erschöpfende Discussion der Frage sei aber beim Mangel dieser Schriftstücke un möglich. Der Staatssekretär deS Kriege«, Childers, erklärt, von dem verlangten Credit von 2 300 000 Pfd. Sterl, (früher war eine Credltforderung von 1300000 Pfd. Sterl, angekündigt) würden 900000 Pfd. Sterl, für das Heer und 1400000 für die Marine ver wendet werden. St. Petersburg, 22. Juli. (Tel.) Der Botschaf ter v. Novlkow ist zum Mitgliede de- R-ich-rathe- ernannt worden. Belgrad, 22. Juli. (Tel.) Der König begiebt sich nächste Woche über Wien nach Eaux-Bonne». Die Königin und der Kronprinz, welche sich vollkommen wohl befinden, verbleiben hier. New Aork, 8. Jul,. (Boss. Ztg.) Nach den vor liegenden ojficiellen statistischen Angaben sind die In dianer noch lange nicht auf dem Aussterbeetat ange kommen, denn es giebt nach dem neuesten CensuS in den Bereinigten Staaten noch immer 261851 Roty- häute; nach den vielfachen Unruhen, die sie alljähr lich der Union bereiten, zu schließen, sollte man aller dings annehmen, daß sich mindestens 10 Mal so viele in der Union befänden. Die Ländereien, welche die Indianer m Besitz haben, umfassen 155 632 312 Acres oder etwa 243 000 englische Quadratmeilen, eine Bodenfläche, die an Größe ganz Neu-England, New- Jork, New-Jersey, Pennsylvamen, Delaware, Mary land und beide Virginien zujammengenommen nahezu gleichkommt. Die Zahl der über die Vereinigten Staaten verthellten Indianerreservationen beträgt 125 und die der Agenturen 200. Die 5 cwillsinen Stämme, welche rm Jnd'anerterritorium seßhaft sind, besitzen im Ganzen 16 250 Wohnhäuser, 209 Schulen und 156 Kirchen, in welchen 74 Misstonärpredlger thätig sind. Von den clvttlsirten Rothhäuten Haven bereits 70000 sich so weit verbessert, daß sie 12893 Häujer besitzen, von denen 1409 im letzten Cmsu»- jahre gebaut wurden. Unter den civilisirten Indianern können etwa 30000 und von nichtcivllisirten 13578 lesen; von den Letzteren lernten eS nicht weniger als 1508 im Jahre 1880; unter den civilisirten befinden sich 26 240 Familien, welche größere oder kleinere Farmen cultiwren; über 35 000 männliche Indianer von dieser Klasse sind mtt irgend einer nützlichen Arbeit nach Eitle der Weißen beschäftigt und haben da» wilde, unstete Leben aufgegeben. Zur ägyptischen Frage. Wie der neuesten „Köln. Ztg.* au« Berlin telegraphirt wird, nimmt man in dortigen politischen Kreften an, Steine gewirkt haben könnten, und ließ sich von seinem Jugendfreunde, dem SchiffScapttän Müller in Stade, den Bau deS Flosst» im 5. Buche erklären. Wunder bar sei auch die Wechselwirkung, wie die Arbeit am Homer in sein häusliches Leben hmeingespiett, wie Freud' und Leid desselben ihren Ausdruck >n der Arbeit gefunden hätten. Auf seiner Brautfahrt findet ihn Stolberg bei seiner Braut in Flensburg in der Küche sitzen und den Homer verdolmetschen. Am zweiten Tag nach seiner Hochzeit theilt sich schon seiue Arbeit zwischen dem Schmieden und Fetten von Hexa metern und dem Holzspalten für die Küche. Wie ein verklärender Genius geht denn auch feine Homerüder- setzung durch sein ganze» Leben. Sie verbindet sich aufs Engste mit Allem, war an ihm Theil hat, und seiner Gattin wie seinen Kindern gehen die Hexa- Meter ins Blut. Elftere darf Goethe in diesen Versen zum Punsch einladen; der Sohn sagt, als er sich vom Krankenlager erhoben hat: „Bring' da» Gewand mir, Mama, und hole den köstlichen Mantel!* Besonder- betonte der Redner, daß Boß' Nachahmung de- Homer keine knechtische gewesen se»; er durchdringe dieselbe vielmehr mit warmem deut schen Empfinden und rücke un» die Dichtung in trauliche Nähe. Sodann ging der Redner am Schlüsse de» Vortrage» aus die Bedeutung der selben für die deutsche Literatur ein und meinte, daß erst Voß' Verdeutschung de» Homer die Odyssee und den Ilia» zur vaterländischen Dichtung gemacht, ein Hau»- und Familienbuch daraus geschaffen, dem Un gelehrten seine köstlichen Schätze erschlossen und Deutsch land- Frauen und Jungfrauen daS Buch zugänglich gemacht habe. Luch sei die Bedeutung de» Werke»
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