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Dresdner Journal : 22.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820722
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-22
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1882
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27. October. 28. October. 29. October. 30. October. Collm» liegt Am Am Am Am Nacht. Hier enden die düsteren Tagebuchberichte. Diese Schauerchronik erinnert lebhaft an die Tagebuchblätter jener holländischen Seeleute, welche 1633/34 auf Jan Mayen winterten und sämmtlich starben. Die Suche nach dem verschollenen Boot am Chippi hat Melville aufgegebeu und kehrt, seinem Telegramm zufolge, nun aus Sibirien zurück. Iversen zusammengebrochen. Iversen starb in der Frühe. In der Nacht starb Dreßler. Boyd und Gortz starben in der im Sterben. werden genug Holz zusammenzubringen. Dann beteten wir. Unsere Füße schmerzen un»; kein Fußzeug. Am 24. October. Eine schwere Nacht. E» werden zwei wotivirte Tagesordnungen einge- bracht: die eine von der äußersten Linken, »bedauernd, daß die Negierung ihre Ansicht über die Lentralmairie nicht habe kundgeben können", die andere von der ge mäßigten Linken, erklärend, daß die Kammer »gegen die Errichtung einer Pariser Eentralmairie sei". Der Minister de» Innern verlangt die einfache Tages ordnung, die nach der Geschäftsordnung zuerst zur Abstimmung gebracht werden muß und mit 270 gegen 170 Stimmen verworfen wird. (Sensation; der Mi nister de- Innern verläßt den Saal.) Hierauf wird daS Amendement der gemäßigten Linken mit 278 gegen 176 Stimmen angenommen. Dasselbe lautet wörtlich: .Die Kammer, der Herstellung der Pariser Lentral mairie abgeneigt und da- Vertrau«» hegend, daß die Re gierung den Gefühlen der Sammer in dieser Beziehung Rechnung »ragen wird, geht zur Tagesordnung über." Schon beim Bekanntwerden deS ersten Abstim- mungSresultatS über die einfache Tagesordnung erklärte der Minister de- Innern, er gebe feine Demission, da er sich nicht nöthlgen lasse, etwas zu thun. In gleichem Sinne sprach sich sehr lebhaft der Ackerbau- uurnster v. Mahy aus. Als man dann über die mo- tivirte Tagesordnung abzustimmen sich anschickte, rief der Abg. Ranc (einer der Intimen Gambetta'-): »Die Ansicht der Regierung?" worauf der Minister de» Innern antwortete: „E- ist keine Regierung mehr da." »DaS freut mich sehr", versetzte Ranc, welcher nun allerdings hosten durfte, die Seinigen bald wieder am Ruder zu sehen. Die MinisterkrisiS — denn eine solche ist auSgebrochen, und alle Minister haben ihre Entlastung gegeben — scheint aber vorläufig zu etwa» Anderm zu führen, als zu einem Cabmet Gambetta. Pari-, 20. Juli. (Tel.) In dem heute früh statt- gehabten Ministerrathe erneuerte Präsident Grevy seine Bemühungen, den Ministerpräsidenten de Frey einet von der Einreichung eines DemissionSgesuches abzuhalten. Haag, 20. Juli. (Tel.) Die Regierung hat be schlossen, ein Schiff zum Schutze der niederländischen und belgischenUnterthanen nach Aegypten zu schicken; ferner erhielt daS in Malta befindliche Kriegsschiff „Marnix" den Befehl, in Port-Sard Starion zu neh men. — Die Rückkehr deS Königs wird zum 26. d. M. erwartet, nach derselben dürste auch dir seit dem 9. Mai d I. schwebende (durch die Ablehnung deS französischen Handelsvertrags herbeigeführte) Ministerkrisis ihre Lösung finden. (Da- „Vaderland" erfährt, daß der bisherige EabinetSchef und Finanzminister van Lynden den Auftrag zur Neubildung detCabinels zurückgelegt habe.) Lhristiania, 17. Juli. (Hamb. Lorr.) DaS große Ereigniß deS Tage- ist eine Rede, die Björn- stjerne Björnson in einer Versammlung zu Stiklestad im Stifte Drontheim gehalten hat, zu der etwa 3000 Bauern erschienen waren St-kiestad ist der alte Wahlplatz, wo da- heidnische Bauernheer und daS Heer Olafs des Heiligen zusammenstleßen und der Letztere nach einem blutigen Kampfe mit seinem gan- zen Heere von den Bauern niedergehauen wurde. M»t diesem denkwürdigen Kampfe vor Augen hat man natürlich Stiklestad zum Sammelplätze für die größte politische Volksversammlung gewählt, die hier in Nor wegen bisher stattgefunden hat. Die unter freiem Himmel abgehaltene Versammlung hatte ein gewisse» feierliche» Gepräge. Rund um den Platz herum wehten sogenannte »reine" Flaggen, d. h. norwegische Flaggen ohne da- schwedische Unionszeichen; in Pro- cession wurde nach der Sanct Olafstatue gezogen, an der Björnson seine Rede hielt, die so revolutionär wie möglich war. Björnson forderte direcl zur Be seitigung de- KönigthumS und Aufhebung der Union auf. »Wenn daS Königthum nicht da- absolute Veto aufgeben könnte," sagte Björnson, »dann müßte das Volk das Königthum aufgeben." Bei den bevorstehen den StorthingSwahlen handelt eS sich um nichts Geringere-, al» um die Besiegung deS abso luten Beto» und deS Königthum». Diese Aeuße- rungen fanden nach den Berichten der radicalen Organe „donnernden Beifall". Der radikale Dich ter schloß mit dem Ausdrucke der Hoffnung, daß eS nicht lange dauern werde, bi» die neue 1000- jährige Republik ihren Geburtstag feiere; er erklärte, -große Ereignisse schaffen ost an einem Morgen, wa» sonst Jahrzehnte bedarf". In einzelnen radicalen Blät tern beginnt man denn auch schon , allen Ernste- da rüber zu diScutiren, wie man sich am zweckmäßigsten tin»urichten hat, fall» man sich für die Republik ent- * AuS Bayreuth vom 18. d. wird der „Wien. Abendp." geschrieben: Die gestrige Probe de» „Par- fifal", Clavierprobe deS dritten Acte», verlief sehr ruhig; Siehr sang den Gurnemanz in ganz anderer Weise, al» ihn Scaria auffaßt, welcher dem Alten bei aller Frömmigkeit einen gew.ffen humoristischen Anstrich giebt, sicher nur zum Vortheile der Rolle. Reichmann sang seinen klagenden, entthronten Amfor- ta» sehr schön. Interessant ist der Unterschied zwischen Gudehu» und Winkelmann; Ersterer singt bei den Elavierprohev iuvner viel schöner, als Letzterer, weiß aber auf der Scene den tobten Schemen keine Seele einzuhaucheu. Die Figur der Kundry ist im dritten Ucte nach Wagner'» eigener Ansicht äußerst schwierig darzustellen, da sie die in den früheren Acten bekundete Wildheit vollständig ablegt und fast al» ein neue» Wesen erscheint. Frau Materna, welche unwohl war, pacht heute Nachmittag wieder die erste Ecenenprobe mit. schließen sollte. Ja, man macht sogar schon Versuche mit republikanischen Einrichtungen. Bekanntlich be willigte die radikale Majorität de» Gtouhiag» iu letzter Session 20 000 Kronen zur Bewaffnung der von ra dikaler Seite in» Leben gerufenen Schützenvereine, die zu einer Art „Parlamentsheer" ausgebildet wer den sollen. Der König hat indessen den betreffenden StorthiugSbefchluß nicht sanctionnt. Anläßlich dessen hat nun der Präsident der Schützenvereine eine Auf forderung an Private gerichtet, den Vereinen die 20000 Kronen zu leihen. Diese sollen, wie e» in der Aufforderung heißt, wieder zurückgezahlt werden, so bald gesetzliche Zustände im Lande herrschen. In einem Drontheim'ichen Amte harte der AmtSvorstanv dem Schützenverein de» Amte» bereit» 1000 Kronen bewilligt, und die Auszahlung de» Betrage» wurde nur dadurch verhindert, daß der Amtmann die Sank tion verweigerte. Die Vereine scheinen also wirklich schon mit ihrer Bewaffnung beginnen zu wollen. Man darf daher, im Hinblick auf die erwähnten Vorgänge, gespannt sein, wie die Ereignisse sich in den nächsten Jahren entwickeln; daß die Reden Björnson'», die Er richtung der sogenannten „Schützenvereine" und da» Auftreten des StorthingS stark nach aufrührerischen Tendenzeu schmecken, läßt sich nicht leugnen. Belgrad, 15. Juli. (Polit. Lorr.) Die Skup'ch- tina hat bekanntlich in ihrer letzten Sitzung be schlossen, daß gegen daSLabinet R ist ic, beziehungs weise gegen den Chef dieses Cabmets, sowie gegen den gewesenen Metropoliten Michael eine strafgericht- liche Untersuchung eingeleüet werde, weil die während der letzten Kriege gegen die Türket der damaligen Regierung, sowie dem Chef der Kirchenverwaltung vom Auslande zugekommenen, verschiedenen Zwecken ge widmeten beträchtlichen Geldsummen nirgend- verrech net erscheinen. Die Äesammtsumme, über welche eine ge setzliche Verrechnung und AuSweiSlelstung gänzlich fehlen, beträgt etwa 2 Millionen Gulden, und da das Geld nicht den zufällig an der Spitze des Staate- und der Kirche gestandenen Persönlichkeiten, sondern offenbar der Nation gewidmet worden war, so habe diese letztere, respektive deren gesetzliche Vertretung, nicht nur da» Recht, sondern auch die Pflicht, eine klare und präcise Rechnungslegung zu fordern. Nun hat aber der Ein siedler von Wratschar wiederholt erklärt, er betrachte sich nicht für verpflichtet, über Gelder, die ihm für gewisse Zwecke zugekommen sind, irgend wem Rechen schaft zu geben. ES scheint, daß die vorige Regierung derselben Ansicht huldigte, da die von der Skupschtina seiner Zeit entsendete Commission in den Büchern der Verwaltung keinerlei Aufschlüsse, geschweige denn Aus weise über die in Rede stehenden Summen entdecken ko"nte. Da- Cabinet Plrotschanac sieht sich nun ver anlaßt, dem einstimmigen Beschlusse der Skupschtina gebührende Rechnung zu tragen. Man darf daher einem interessanten, um nicht zu sagen sensationellen StaatSprocesse entgegensetzen. Sofia, 20. Juli. (Tel.) Der Fürst Alexander hat sich auf seine Billa bei Varna begeben. — Die Kammer wird im October zusammentreten. Washington, 20. Juli. (Tel.) Der Senat hat gestern den Betrag der Tabaksteuer vom 1. Februar 1883 ab auf 12 Cent- für daS Pfund festgesetzt. Santiago-de Chile, 28. Mai. (Wes.-Z'g.) Sehn- lich wie dem Congresse der hispano-amer,konischen Re publiken, der auf Einladung der Vereinigten Staaten Columbiens in Panama zusammentreten sollte, jedoch an der ablehnenden Haltung Chiles, Argentinien», Ecuadors und Mexicos scheiterte, wird eS auch dem von Mr. Blaine, dem Vorgänger Mr. Frelinghuysen'» im Weißen Hause, nach Washington einderufenen Congresse sammtlicher amerikanijchenRepubli- ken ergehen. Die Einladung zu dem „amerikanischen" Congresse, der alle Streitigkeiten schlichten und Frieden und Eintracht im Süden und Norden des ConttnentS sichern sollte, geschah, als der verflossene Staatssekretär de» Auswärtigen von Washington eine Specia'.comtssion nach Peru, Bolivia und Chile entsandte, um aus Kosten des siegreichen Chiles den Frieden zu vermitteln, und in dem Augenblicke, in dem zwischen Mexico und Gua temala der Grenzstreit acut geworden war. Argen tinien, Uruguay und Columbien haben die Einladung de» ExstaatsjecretärS >m Weißen Hauje, wenn nicht mit Mißtrauen, so doch mit kühler Reserve ausgenom men und ihr bislang nicht entiprochen; denn Colum bien fürchtet die Begehrlichkeit Bruder Jonathan'» nach dem Proiectorate über den Panamacanal, an dem er nur 4 Forts anlegen will, und Argentinien will nicht durch den „amerikanischen" Congreß der „großen Schwesterrepublik de» Norden» " behilflich sein, ihre Hege monie über Südamerika autzudehnen und zu besiegeln. Um nun die Schlappe der Blaine'schen Politik nicht zu einer schweren Niederlage der Diplomatie de» Weißen Hause» werden zu lassen, hat der Präsident Mr. Arthur die Anfrage eine» Abgeordneten benutzt, um sich von der in seinem Namen ergangenen Einladung auf mög lichst ehrenvolle Weise zu befreien. In einer Botschaft an den Senat und da» Repräsentantenhaus hält er iwar voll und ganz jein ausschließliche- Recht zur Berufung eine- internationalen Congresse- aufrecht, überläßt e» jedoch den beiden Häusern, über die Zweckmäßlgke.t der Berufung zu entscheiden, einer Entscheidung, der er bereitwillig nachkommen werde. Diese Sprache ist deutlich genug. Mr. Arthur erwartet, wie auch die New Uorker „Post" autführt, eine verneinende Ent scheidung, die ihn in den Stand setzt, von Mr. Freling huysen die Einladung rückgängig zu machen. Begrüßt die hiesige Presse dies Ergebniß schon mit großer Genugthuung, so verfolgt sie mit wahrer Schadenfreude die Vernehmung Mr. Blome'» und die Enthüllungen Mr. Shipherd'S vor der parlamentarischen Commission, und will an die gänzliche Schuldlosigkeit Blaine'» an dem Shlpherd'jchen 900 Millionenschwindrl nicht recht glauben. " Rio-de-Janeiro, 1. Juli. Nachdem die Abge ordnetenkammer am 30. vor. Mtö. einen Beschluß zu Gunsten der unverzüglichen Erörterung eines Amende ments zum Wahlgesetz gefaßt, Hal das Ministerium seine Entlassung gegeben. Don Antonio Tarawa ist mit der Bildung eines neuen Labinets betraut worden. Zur ägyptischen Frage. Der Wortlaut der von den Vertretern der sechs Großmächte am vorigen Sonnabend, dem 15. Juli in Konstantinopel überreichten iden tischen Note ist folgender: Der Unlerzeichnete beehrt sich im Auftrag seiner Regie rung Er. Ezc. dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Er. Majestät des Sultans daS Folgende mitzuiheilen Lies durchdrungen von der Roihwendigkeit, ein schleu nige» Heilmittel gegenüber dem verwirrten Zustand Aegypten» und zur Herstellung de« Vertrauen» anzuwendrn, haben die in Konferenz versammelten Großmächte beschlossen, sich an die Souveränetät Er. kaiserl Majestät de» Sultans zu wenden mit der Einladung, in Aegypten zu interveniren und dem Kyedive beizustehen mittelst Sendung einer Truppenmacht die genügt, um die Ordnung herzustellen, die sactiösen Usurpatoren zu unterwersen und dem Zustand von Anarchie ein Ende zu machen, der da» Land geschädigt, Blutvergießen hervorgerusen, zu dem Ruin und der Flucht von Tausenden von Europäern und Muhamedanern geführt und in gleicher Weise die nationalen und die fremden Interessen geschädigt hat. Indem sie durch ihre Gegenwart die Rechte de» Reiche» und die Wiederherstellung der Autorität deSKHedive sicherstellt, wird die kaiserl. HeereSmacht e« ermöglichen, mittels: des später durch gemeinschaftliche Verständigung seüzustellenden Ver jähren» weise Reformen in die militärische Organisation von Aegypten einzuführen, ohne durch ihre Intervention der ange messenen Entwicklung vorzugreisen, den bürgerlichen, admini strativen und gerichtlichen Einrichtungen, wie sie mit den kaiserlichen Fermanen übereinftimmen. Be« der Anrufung Sr. Majestät haben die Großmächte Europa» die feste Hoffnung, daß während de» Aufenthaltes der ottomanischen Truppen in Aegypten der normale «t»tus yao ausrecht erhalten wird, und daß kein Eingreifen in die Im munitäten und Privilegien statlfinden wirs, wie sie durch vorausgegangene kaiserliche Fermans garantirt sind, oder m die Ausübung der Verwaltung oder in die internationalen Verbindlichkeiten und die Einrichtungen, welche au» ihnen folgen. Der Aufenthalt in Aegypten feiten der kaiserl. Truppen, deren Besehlrhaber in Uebereinftimmung mit dem ühedive vor zugehen haben, wird sich auf einen Zeitraum von » Monaten beschränken, sollte nicht der Khedive eine Verlängerung aus einen zusätzlichen Termin verlangen, der durch eine Verstän digung zwischen der Türke» und den Mächten setzgesetzt wird. Die Auslagen der Besetzung werden von Aegypten getragen, und der Betrag wird durch Uebereinkommen zwischen den Mäch ten, der Türkei und Aegypten festgestellt werden Wenn, wie die Großmächte hoffen, Se kaiserl. Majestät der Sultan der so an ihn gerichteten Anrufung zuftimmt, wird die Anwendung der oben ausgesührten Bedingungen und Llauseln den Gegenstand eine» nachjolgeaden Uebereinkommen» zwischen der Türkei und den Mächten bilden Der Unterzeichnete ergreift die Gelegenheit, Sr. Excellenz dem Minister der «utwärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät deS Sultan» die Versicherung autgezeichneter Hochachtung aus zudrücken. Am 20. Juli (Donnerstag) lief die Frist ab, welche der Pforte zur Beantwortung der identischen Noten von der Conferenz gefetzt worden war. Die Pforte hat diese pünktlich eingehalten, denn sie über mittelte bereit- am 19. Juli (Mittwoch) Abends den Vertretern der Großmächte die nachstehende Ant- wort-note: * Ueber das Tonkünstlerfest in Zürich, bei dessen Ausführungen Dresden durch den Kammer virtuos Friedrich Grützmacher glänzend vertreten war, schreibt man dem Berner „Bund": Der „Allgemeine deutsch: Musikverein" hielt seine 18. Tonkünstlerver- sammlung in den Tagen vom 9. bis 12. Juli in Zürich. Wir in der Schweiz würden da- einfach Musikfest nennen; eS unterschied sich aber diese» in zwei Punkten wesentlich von anderen. ES wurde erstens mehr Musik gemacht (stellenweise zu viel) und dagegen den rauschenden Festvergnügungen ein kleinerer Platz eingeräumt, und zweiten- zeigte da» Programm eine qanz andere Physiognomie, al» man eS bei Musikfesten zu sehen gewohnt ist. Dort werden fast ausschließlich anerkannte Meisterwerke zur Aufführung gebracht, hier großeutheil- Werke mehr oder weniger bekannter jüngerer Künstler, die sich noch zu bewähren haben oder denen gegenüber da- Urtheil deS Publi cum- noch im GährungSprocesse sich befindet. Wa» auf der einen Seite für den eigentlich Musikalischen an hohem und ungetrübtem Kunstgenüsse verloren geht, gewinnt die oberflächlichere Masse der Zuhörer schaft durch den Reiz des abwechslungsreichen Neuen. UebrigenS muß e» ja für Jedermann eine rechte Freude sein, werthvolle neue Werke und begabte Künstler kennen zu lernen, und man nimmt dabei auch manche Enttäuschung mit in Kauf. Zürich ,st die erste Schweizerstadt, welche den deutschen Musikverein zu sich geladen, und giebt e» in diesem Augenblick wohl nur noch einen Ort, den alten Musensitz Basel, der ihr Sehnliches nachzumachen im Stande wäre. E» waren die Ausführungen dieser vier der Kunst »«weih ten Tage eine musikalische That, die von hoher Lefftung-fähigkctt Zeugniß ablegte. Daß stimmliche Einrichtungen und Anordnungen in vorzüglicher Art getroffen wurden, wird in unferm festgewandten Lande Niemanden überraschen und wurde von Zürich beson der- al- selbstverständlich vorausgesetzt, um so mehr, als sich kaum mehr denn 100 eigentliche Festgäste ein gesunden. Zunächst muß ich die Persönlichkeit erwähnen, die den eigentlichen Mittel- und Schwerpunkt aller dieser Feste bildet und ohne welche der Glanz und ein gut Theil Begeisterung denselben entzogen wäre: Liszt. Auf dem Programm standen 3 Orchesterconcerte, 2 Kammermusiken und 1 Orgelconcert. Diese wurden auSgeführt durch einen Chor von ca. 250 bi- 300 Stimmen, ein Orchester von 80 Mann und ungefähr 30 Instrumental- und Vocalsolisten. Bei diesen letz teren darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Instru mentalisten mit sehr wenig Ausnahmen weit die Bo- calisten überragten, die fast alle gegen die Aussprache sich schwer versündigten. * Zur Weltausstellung in Rom schreibt man dem „Hamb. Corr." von dort: WaS ich Ihnen vorauS- gesagt hatte, ist zum Theil bereits eingetroffen, näm lich da« UnternehmungScomitö stößt fast überall, wo eS sich nicht bloS um leere Worte handelt, auf den entschiedensten Widerspruch. Sämmtliche italienische Municipalitäten waren von ihm in einer Collectivnote um einen diesbezüglichen finanziellen Zuschuß ersucht worden; allein die hochehrenwerthen Sindaci haben die Einladung fast durchweg aus „Geldmangel" abge lehnt und dagegen „ihre moralische" Unterstützung zu gesagt! So wird hier in Italien ein Unternehmen eingeführt, da» Hunderte von Millionen verschlingen würde, falls man e» dem ursprünglichen Projekt ent sprechend realifiren möchte. Dre» pikante finanzielle Präludium, diese „verschämte Bettelei" um Pnvatzu- Der Unterzeichnete befindet sich im Besitze der Note vom t». Juli, welch« die Absendung türkischer Truppen nach Aegyp- ten »erlangt, dir durch di» gegenwärtige Lage d«. Lande» ge boten erschein» Wenn die otlomamsche Regierung sich bitder nicht ennchlosseo hat, au» eigner Initiative Truppen an Ort und Stelle zu entsenden. so liegt der Grund darin, daß sie, w»e leicht begreiflich, sich der Ueberzeugung hingab, daß die Maßregeln der Strenge verm»eden werden könoien. Vertrauend auf d»e Bemühungen der Mächte für Wiederherstellung dec Ordnung und auch diese» Mal mit Genugthuung Act nehmend von der Achtung, welche die Mächte feierlich und wiederholt sür die unbestreitbaren und unbestrittenen 8ouvrränetät»rechte de» Sultan» aus Aegypten bekundet haben, Hal der Unterzeich nete die Ehre, aus Befehl de» Sultan« die Botschafter in Kennt- niß zu setzen, daß die Psorte einwilligt, an der Evuserenz theil- zunehmen, welche gegenwärtig in Konstantinopel, einzig und allein sür die ägyptischen Angelegenheüen und zur Erörterung und Feststellung der Maßnahmen versammelt ist, di« uolhwendig sind, die Rückkehr de» normale» und regelmäßigen Zustande» in Aegypten sicherzustellen. Said Pascha. Wie der Telegraph ferner au» Konstantlnopel mel det, ist von dem französischen und von dem englischen Botschafter der Conferenz in deren Sitzung am 19. Juli die Vorlage, betreffend den Schutz de» Suezcanal», osficiell überreicht worden. Wie e» scheint, suchen die Westmächle die Frage de» Schutze» de» Suezcanals von der ägyptischen Angelegenheit lor- zulösen. Daß die Mächte gegen Maßnahmen, die zum Schutze deS Suezcanals erforderlich sind, keine Ein wendung erheben werden können, liegt, wie die „N. Preuß. Ztg." bemerkt, auf der Hand. Ob damit je doch eme förmliche MandatSertheilung verbunden sein wird, bleibe abzuwarten. Unser Wiener - Correspondent schreibt unterm 19. Juli: Die neuesten Nachrichten au» Aegypten lauten sehr widerspruchsvoll. Positiv ist bloS, daß vor den Thoren Alexandrien» Kämpfe stattgesunden und daß außer den englischen auch die griechischen Schiffe Soldaten anS Land gesetzt haben, um der weitern Zerstörung des Eigenthums der Europäer Einhalt zu thun. In Alexandrien selbst wüthet der von verbrecherischer Hand gelegte Brand fort, und soll namentlich daS europäische Viertel ein Bild grauenhafter Verwüstung bieten. Die Zahl der er mordeten Christen — rS sollen außer den Europäern auch viele Kopten dem muhamedanischen Fanatismus zum Opfer gefallen sein — wird auf mindesten» 500 angegeben, darunter viele Malteser und Griecden. Die in Kairo noch zurückgebliebenen Europäer haben sich in den letzten Tagen über dringliches Anrathen der betreffenden Consuln nach Port-Said begeben, wo sie vorläufig in Sicherheit sind. Nach einer Meldung von „Reuter'» Ojfice" au» Alexandrien vom 20. Juli ergab eine vom General Alison mit seinem Generalstabe vorgenommene und bis auf eine Entfernung von 3 Meilen vor Arabi BeyS Positionen ausgedehnte RecognoScirung, daß diese Positionen sehr starke sind. Da» Wasser de» Canals Mahmudieh, welcher Alexandrien mit Wasser versorgt, sei von Arabi Bey in den See Mariut ab geleitet; man glaube indeß, daß die lüsternen der Stadt erst jüngst noch mit Wasser gefüllt worden seien. DaS TruppcNtranSportschlff „Malabar" wird heute mit 1700 Mann von Malta her erwartet. General Ro berts soll, von Ostindien kommend, in Suez einge troffen sein, um für die von Ostindien erwartete bri tische Division Vorbereitungen zu treffen. Hr. v. Lesieps ist hier emgetroffen. Die öffentlichen Sym pathien wenden sich jetzt von der Nationalpartei ab. AuS Kalkutta vom 19. Juli Abends meldet der Telegraph: Die Regierung forderte zu Submissionen für den Transport von 5000 Mann und 600 Maul- thieren nach Aegypten auf. Die Stimmung der Eingeborenen ist sehr erregt; in den Moscheen werden Gebete für den Erfolg Arabi'» abgehalten. Vermischtes. * Wie man dem „Prager Abendblatt" au» Fried land meldet, wurde während des am Sonntag zwischen 8 und 9 Uhr Abend- tobenden Gewitter- in den gräf lich Elam GallaS'schen Waldungen oberhalb de- Or»eS Weißbach durch einen plötzlichen Wirbelsturm eine Fläche von etwa 75 ft theils schlagbaren Hochwaldes, theil- Jungwaldes zur Gänze vernichtet. Nach einer oberflächlichen forstamtl.chen Schätzung dürften an 25000 ebm Holz gebl ichen liegen. Der Schaden an den Forstculturen ist bisher nicht erhoben, gewiß aber bedeutend — Die Verwüstungen, welche da» Unwetter im Riesengebirge angerichtet hat, sind, wie der „Bote a. d. R." schreibt, größer, als es zuerst den Anschein hatte. Zu den Unternehmungen, welche durch die schüsse beweisen, daß eS aus keinen Fall lebensfähig ist. Europa wird somit diese famose Weltausstellung wohl schwerlich erleben. * Au- St. Petersburg vom 16. d. berichtet man der „Schief. Ztg.": Karser Alexander, der ein großer Musikfreund ist, Hot die Bildung einer eigenen Hofkapelle angeordnet. Bisher wurden zu den namentlich in der Sommerzeit häufig stattfindenden Concerten beim kaiserl. Hoslager abwechselnd die besten MusikcorpS der Garderegimenter besohlen, was jedoch allerlei dienstliche und andere Jncouvenienzen zur Folge hatte. Um nun durch jene Hoskapelle keine zu großen Ausgaben zu verursachen, wird da- bi-her beim Lhevalrergarde- (Garde-du-LorpS) Regiment be findliche MusikcorpS aufgelöst und zum größten Theil in dre Hoskapelle eingereiht. Doch ist strengsten» an befohlen worden, daß nur „Russen" Mitglieder der letzter» sein dürfen. In allen MusikcorpS der Garde befinden sich nämlich zahlreiche deutsche und österrei chische Unterthanen, namentlich die Kapellmeister sind fast durchweg Deutsche. In einigem Widerspruch zu der eben erwähnten Maßregel steht e», daß zum Dirigenten der Hofkapelle ein früherer österreichifcher Militärkapellmeister, welcher jetzt dieselbe Stellung bei einem hiesigen Garderegiment bekleidet, ernannt werden wird. Da die Hoskapelle keine Privatconcerte geben darf, den Mitgliedern derselben daher gegen früher eine große Einnahme entgeht, so werden al» Ersatz die Gehalte für russische Verhältnisse ausnahmsweise hohe sein. Der vorerwähnte Kapellmeister soll 5000 Rubel erhalten. Auch w rd dir Stellung eine» Vor- stanbcs der kaiserlichen H^musik geschaffen und einem Hin. v. Beer!, bisher Topitän in der Garde, anver traut w Ute».
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