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Dresdner Journal : 22.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820722
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-22
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1882
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IM Lagesgeschichtr. Dresden, 21. Juli. Au« Anlaß de- heutigen Geburt-feste- Ihrer kömgl. Hoheit der Frau Prin- militärifchen Kurzangebundensein hervor, „er kommt au» ganz anständigen Schlachten heim, und bringt Blessuren mit, um die ihn jeder andere Soldat be neiden muß; ist da- ein Unglück, gnädige Frau? Wenn er nun, wie e» die Zeitungen absolut haben wollten, gar nicht mehr gekommen wäre?* „Nicht da- meinte ich, Herr Doctor, ich danke ja dem lieben Gott, daß er ihn mir wiedergab, besonders jetzt — nein, erlauben Sie mir, nicht vom Majorat zu sprechen — allein, wenn man selber sühlt, wie fremd er un- geworden — ach nein, nicht fremd — ich weiß nicht, wie ich da- Gefühl beschreiben soll; aber ist eS nicht so eigen, so ganz eigen von ihm , wenn er mich mit thränenden Augen bittet, mem Sohn sein zu dürfen?* „Sonderbar ist da- durchaus nicht; der Herr Sohn mag einmal in der Stimmung sein, den verlorenen Sohn spielen zu wollen, vielleicht hat ihm da- Heim weh den Streich gemacht; eS soll solche Stimmungen geben in manchem Menschenleben. ES kommt aber schließlich ganz auf Sie an, Frau v. Leuteritz, ihm diese Untugend abzugewöhnen; vor allen Dingen Ruhe und dann wird er selber anfangen, über seine Schrul len lachen zu lernen * „Da» gebe Gott; doch kann ich mich nicht genug wundern, wie sanft und still er geworden ist. Franz war sonst ein wahrer Wildfang, heißblütig und stür misch. * „Da» wird sich schon wieder mache..; den Teufel, monatelang eine solche Schramme Mit sich herumzu- schleppen, daß ist ganz aeergnet, Einem mau^ nSpaß »u verderben. Eia trefflicher Soldat übrigen», mun sagt sich viel von ihm.* (Fortsetzung folgt.) Professoren „verdächtige* und eine „sündhafte Verzagt heit* de» Volke» Hervorrufe, währenv doch die Verhält nisse nicht so schlimm seien. Die „Politik* nimmt in tragikomischen Betrachtungen den Prüfung»erlaß al» eme.Lonstquenz* der durch den Eintritt der nationalen Abgeordneten in den ReichSrath geschaffenen Situation ruhig hin und will allerding» nicht läugnen, daß da» böhmische Volk Da» noch nicht errungen, wa» es ge- hofft; da» Eine aber habe man unter dem Regime de» Grasen Taaffe erreich», daß die Aera der Verfolgungen überwunden sei. Man dürfe übrigen» nicht vergessen, in welcher Lage sich die böhmischen Abgeordneten be finden, und daß sie vornehmlich auf zwei Momente Rücksicht zu nehmen haben; zunächst auf die Regie rung. Wohl würde eS in ihrer Hand liegen, die Re gierung energisch anzugrrifen, eventuell auch zu stürzen; die Frage srr aber, welches Ministerium dem Grasen Taaffe folgen würde. Weder im Wunsche, noch im Interesse de» böhmischen Volke», da- die Consequenzen selbst zu tragen hätte, könne eS liegen, eine solche Eventualität zu ermöglichen. Ein zweite» sür die böhmischen Abgeordneten zu berücksichtigende» Moment seien die drei anderen Fractionen der autonomistischen ReichSrathSmehrheit, „die sich für die Wünsche de» böhmischen Volker nicht commanvlren lassen*. Klar und deutlich geht aus diesem letzten Satze hervor, wie die „Politik* die Befürchtung hegt, daß in dem speciellen Falle die Tschechen keineswegs auf die Unterstützung der anderen Fractionen der Rechten rechnen können. Wie stichhaltig diese Befürchtung ist, beweist die Haltung des clericalen Wiener „Vaterland*, welche» die Hoffnung au-jpricht, daß mit der Ver ordnung über dre juridischen Staatsprüfungen „der richtige Weg zur Lösung aller streitigen Sprachfragen betreten* worden sei, und hinzufügt: „Nach unserer Auffassung sollen die beiden Prager Universitäten so eingerichtet sein, duß den speciellen Bedürfnissen der einheimischen Bevölkerung des Königreichs, folglich auch des überwiegenden slawischen Theile» derselben, möglichst entsprochen werde, daß aber auch da- von dem hochherzigen Karl IV. begründete ,^tuäiuw ze- n«r»1«" darunter nicht leide und nach wie vor streb same Jünglinge aus allen Gauen Oesterreichs und auch aus seinen Nachbarländern sich daselbst zusam menfinden. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, erscheinen die in sprachlicher Beziehung erlassenen Be stimmungen zweckmäßig.* — Auch der Krakauer „CzaS* erklärt sich im Princip mit der Verordnung des Un- terrichtSministerumS einverstanden. Dennoch wird, wie unser Wiener 7 Eorrespondent berichtet, von Seite der tschechischen Abgeordneten gleich nach Wiederaufnahme der ReichSrathsverhandlungen in Angelegenheit der deutschen Piüfung-sprache bei den Staatsprüfungen an der neuen tschechischen Universität eine Interpella tion an die Regierung gerichtet werden. — Die Pra ger „EzeSki Noviny* drucken zustimmend emen Ar tikel der tschechischen juridischen Fachschrift „Pravnik* ab, in welchem den Jungtschechen ebenfalls eine wohlverdiente Lection erthettt wird. Der „Prav- uik* erinnert daran, daß der Professor Koirala seiner Zeit im RelchSrathe den Antrag gestellt habe, über den Antrag Graniisch zur Tagesordnung über zugehen, jedoch die Regierung aufzusorderu, solche Maßnahmen zu treffen, daß kein Studirender der tschechischen Universität in irgend ein Departement de- öffentlichen Dienstes übertrete, ohne sich mit der Kennt- n»ß der deutschen Sprache auLgewiefen zu haben. Diese RemimScent ist in der That interessant und zeitgemäß. Schließlich wiederholt der „Pravnik*, daß der Erlaß dem Minorität-votum der tschechischen Pro fessoren entspricht, und wendet sich zuletzt mit folgen den Krastsätzen gegen die „Nüiodni Listy*: „Und Leute, welche als Abgeordnete, JouTstalisten, politische Redner den ganzen Verlauf der Sache kennen oder doch wenigstens kennen sollten, verschmähen eS nicht, die böhmischen Professoren al» AuSwurf der Nation zu beschimpfen. Ist das Unwissenheit, oder ist das eine berechnete Bemäntelung der eigenen Kurzsichtigkeit und Ungeschicklichkeit? Solches dars sich ereignen »m Vordergründe unserer nationalen BewegungI Ja, wir dürfen auSrusen: Herr, wir gehen zu Grunde!* Dieser Echmerzen-fchrei ist das grelle Echo auf die Schmerzen-- rufe in der tschechischen Presse, al- ob die Nation durch die Prüfungsverordnung wie durch eine Kata strophe betroffen worden sei. zessin Georg sand in der prinzlicheu Villa zu Hoster witz eine Familientafel Statt. Hierauf unternahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften eine Land partie nach dem Papststein; die Rückfahrt nach Pillnitz erfolgt mittelst eine» Extradampsschiffet. * Berlin, 20. Juli. Wie eS heißt, wird Se. Majestät der Kaiser am 11. August au» Gastein wieder hier eintrrffen und gedenkt dann sür die nächste Zeit auf Schloß Babel-berg Wohnung zu nehmen bi» zur Abreise nach Schlesien, wo er den großen Ma- növern de» V. und VI. Armeecorp» beiwohnen wird. Die Abreise nach Schlesien soll m den ersten Tagen des Monat- September erfolgen. Einige Tage früher al- der Kaiser wird Ihre Majestät die Kaiserin, welche demnächst noch au- Gesundheitsrücksichten einige Zelt in Homburg v. d. Höhe Aufenthalt nehmen wird, auf Schloß Babel-berg zurückerwartet. — Der Mi nister für geistliche, Unterrichts- und Medicmalange- legenheiten, Hr. v. Goßler, stattete gestern Nach mittag dem Mittag hier eingetroffenen preußischen Gesandten beim Vatikan, Or v. Schlözer, rm „Hotel du Nord* emen längern Besuch ab. — Se. Majestät der Kaiser hat, wie der „ReichSanz.* verkündet, nach Maßgabe des Gesetzes vom 17. Marz 1878 (Reichs-Gesetzblatt S. 7) mit der Stellver tretung deS ReichlanzlerS in den Finanzangelegen- heiten deS Reichs, insoweit sie sich in der aus schließlichen Verwaltung desselben befinden, denSlaat»- secretär deS Relch-schatzamt- Burchard beauftragt. — In den nächsten Tagen wird, wie das „Deutsche Tgbl.* erfährt, em griechischer Jngemeurosfijier namens FundutliS in Berlin eintreffen, um im Auftrage seiner Regierung unter den deutschen Ingenieuren, die zahlreich zum Bau der griechischen Bahnen Athen-Larissa-Olympia und Athen-PatraS sich gemeldet haben, die geeignete Aus wahl zu treffiu. — Es ist neuerdings darüber Klage geführt worden, daß m der letzten Zett mehrfach Briefe größern Formats am Bestimmungsorte mit beschädigtem Umschläge eingegangen sind. Die Pvstanstalten sind angewiesen worden, bei der Be handlung von Briefen größern Formats mtt der ge hörigen Sorgfalt zu verfahren, damit die Beschädigung solcher Sendungen thunlichst verhütet werde. München, 20. Juli. Se. Majestät der König hat, wie die „A. Z.* erfährt, zufolge allerhöchster Entschließung die Bewaffnung der Infanterie- und Jägerbatalllone des II.Armeecorps mit Infanterie- gewehren ^1/71 genehmigt und dasKriegsministenum zum Erlasse der Vollzug-bestimmungen ermächtigt. — In der Antwort de» LultuSministerS auf die Vor stellung des Senat» der Universität in Sachen deS Professor» Friedrich heißt e-, da- Ministerium erkenne an, daß die gutachtlichen Vorschläge de» SenalS thun lichst zu berücksichtigen seien, müsse aber sein Recht als oberste Aufsichtsbehörde stets wahren und demnach je weilig nach der Sachlage die Entfchcidung selbst treffen. Karlsruhe, 19. Juli. (Schwäb. Merc.) Die Generalsynode setzle heute die ttatechismusdebatte sort und lehnte den Antrag auf Beibehaltung deS bisherigen Katechismus und Auswendiglernen bestimmter Sätze desselben und damit auch die Tagesordnung für Len Commijsion-antrag mtt 33 gegen 21 Stimmen ab. Für den Antrag stimmten geschlossen tue positiv ge sinnten Abgeordneten und einige Mitglieder der Mtttelpartei. Alsbald begann die Einzelberathung, die sich auf den ersten Theil des Entwurfs bezog. Ein von liberaler Sette gestellter Antrag auf Abschaffung der bisher üblichen lutherischen Zählung brr 10 Ge höre und Emsührung der reformieren Zählung wurde auS praktischen Gründen abgelehnt. Avgelehnt wurde ferner der Antrag auf Einfügung deS Woite» „Zau bern* m die Erklärung zum 2. Gebot. Angenommen wurde ein Antrag auf eine mehr redaktionelle Aende- rung eine- Spruches. — Vorgestern verhandelte die Strafkammer dahier gegen 10 Personen auS Pforz heim und Umgebung wegen Verbreitung socia- ltstischer Schriften; LaS Gericht erkannte gegen mehrere der Angeklagten Strafen dtS zu 14 Tagen Gefängniß. —7. Wien, 20. Juli. Die Entrevue in Gastein wird, wie ich vernehme, in den ersten Tagen d«S August stattfinden. Kaiser Wilhelm dürfte dann auf der Rückreife der Kaiserin Elisabeth in Ischl einen Besuch abstatten. Daß der Minister de» Aeußeren, Graf Kalnoly, den Kaiser nach Gastein begleiten werde, ist ein bisher durch nichts beglaubigtes Gerücht. — Der zwischen den FranclScanern in Bosnien und dem dortigen Erzbischof I)r. Nadler seit längerer Zeit in der Schwebe gewesene Konflikt, betreffend die Besetzung der Pfarreien iu Bosnien und der Herzego wina, ist nun Dank der Intervention de» Orden-- general» der Francl-caner vollständig beigelegt, so daß elnerseit» die ungestörte Fortexistenz der zahlreichen FranciScanerklöster in den occuplrten Ländern, anderer seits die Regelung der dortigen katholischen Seelsorge gesichert erscheinen. In Banjaluka wird ein BiSthum errichtet, dessen Leitung ein Franci-canerorden-priester führen wird. * Wien, 20. Juli. Da» deutsche Kronprinzen paar hat, nachdem Se. katserl. und köuigl. Hoheit gestern Nachmittag noch dem Minister de- Auswär tigen, Grafen Kalnoky, einen Besuch abgestattet hatte, mtt der Prinzessin V ctoria heute früh 7 Uhr Wien verlassen und die Reise über Villach nach Tirol fon gesetzt. Auf dem Süddahnhofe hatten sich der deutsche Botschafter Prinz Reuß mit den Mitgliedern der Botschaft und der großbritannische Botschafter Str Henry Elliot eingefunden. Auf Wunsch Ihrer kaiserl. und königl. Hoheiten unterblieb jeder officielle Ab schied. — Der oberste Gerichtshof hat heute unter dem Vorsitze des Vlcepräsidenten Or. v. Stremayr eine für die Immunität der Abgeordneten wie für die Presfe gleich wichtige prtncipielle Entscheidung getroffen. Er hat der NichtigkettSbefchwerde zur Wahrung de» Gesetze-, welche der Generalprocurator vr. Glaser gegen ein im objektiven Verfahren erflosseneL Erkennt- mtz deS Wiener OberlandeSgerichts vom 16. Mar 1882, womit die Beschwerde de» Joses Bauer gegen da- Er- kenntnlß de- KrelSgerichts Kvrneuburg wegen des Ver bote- der Wetterverbrettung de: Zeitschrift „Stockerauer Stadt- und Landbote* in welcher eine Rede des Ab geordneten Ritter v. Schönerer vom 28. Februar 1882 zum Abdrucke gebracht worden war, zurück^ewlesen und da- Verbot der Wetterverbrettung bestätigt wurde, stattgegeben und damit mehrere hochwichtige RechtS- grundsätze statuirt. Denn in seinen Entscheldung-grün- den stellt der oberste Gerichtshof den Satz auf, daß einmal wahrheitsgetreue Berichte über ReichSrath-- und Landtagsverhandlungen weder subjektiv, noch objektiv ver folgt werden können, weil solche Publikationen überhaupt eine strasbare Handlung nicht bilden, und weiter statuirt da- Gericht den Rechissatz, daß auch die wahrheits getreue Wiedergabe einer einzelnen ParlamentSrede den vollen Schutz dc- Gesetze- genieße. Der Gericht-- Hof entschied: eS sei durch da- Erkenntniß deS Ober- landesgerichte» daS Gesetz und insbesondere der vierte Absatz des 8 28 deS PreßgesetzeS verletzt worben. In den Entjcheidungsgründen wird insbesondere hervor gehoben: .Zweck des Gesetzes ist einerseilS, die Immunität des Ab- Zkoedneten zu schützen, andererseits dem Grundsätze der con- stiluttonellen Staalsreqies für die Bolk.verlreiung Ausdruck zu geben, und zwar um so mehr, als das BerhäUniß der Ab geordneten zu den Wählern in der Art bestimmt ist, daß der Wähler jedensalir berechtigt tst, Alle» zu erfahren, war der Abgeordnete gesprochen Hal. ... Las Lberlandrsgericht Hal sich noch auf den 8 4vii deS Strasgeietzes bezogen, und erklärt, daß es sich vier nur um eine objective Verfolgung handle; die sudjective Verfolgung sei ausgeschlossen, aber nicht die objective. Liese Anschauung tann nicht als richtig angesehen werden, wert der § «8» seinem Sinne und seiner Tendenz nach rein processuale Norm>n enthält Aber abgesehen davon, daß nach 8 4UL eine Person vorhanden jein muß. welche sür den ge gebenen Fall zur Verantwortung zu ziehen ist. Die Ausgabe deS Gerichtes tann keine andere sein, als vom Standpunkte des strajrechtlichen Vergehens den Fall zu beurtheilen." — Die Session deS tiroler Landtags ist gestern geschlossen worden. Im letzten Augenblicke schlossen die hadernden Parteien m der Frage der Wahlreform noch ein Compromlß ab, infolge dessen sowohl die Herabsetzung deS WahlcensuS beschlossen, als auch daS Wahlrecht der Gemelndegenossen anerkannt wurde. — AuS Spalato vom heutigen Tage telegraphirt man der „Pr.*: Die Kroaten sind über ihre Wahlnieder lage gegenüber den Italienern sehr erbittert. Spät Abends rottete sich erne große Menge vor dem Ge- melndehauje zusammen, wo die neugewähllen Gemeinde- rdthe Versammlung hielten, und riefen unter lärmen den Demonstrationen: „2ivi1a Uervatska! Vaulr» kuhssi!" (Hoch Kroatten I Nieder mit de» Apuliern!) Mil Mühe gelang es dem Militär und den Gen darmen, die Ruhe herzustellen. Es kam auch zu einer Schlägerei, bei welcher Viele, darunter der Agitator Kutiks, blutig geschlagen wurden. Prag, 20. Juli. Der im LandeSauSschusse vor drei Tagen erstattete Bericht über das Lande»- budget Böhmen- sür das Solarjahr 1883, welche» dem Landtage in der nächsten, im September begin nenden Session vorgelegt werden wird, weist gegen über der eigenen Bedeckung der einzelnen Fond- per 783 435 Fi. ein Gesammterforderniß von 7 302 793 Fl., somit ein Dlficit von 6519 358 Fl. auf, da- sich gegen da- budgeiirte Deficit deS laufenden Jahre» um 64 234 Fl. höher herau-stellt. Da aber iu den Vor anschlag noch nicht der Aufwand sür den ziemlich kost spieligen Umbau de- deutschen Lande-theater- und auch nicht der Jahre-beitrag für den Wiederaufbau de» tschechifchen Nationalthrater- einbezogen ist, wird sich der durch die Steuerumlage zu bedeckende Abgang noch um einen betiächtlichen Betrag höher gestalten. Da« Erforderlich für da- Volk-schulwesen für da« Jahr 1883 ist mit 2900000 Al. veranfchlagt, um 300000 Fl. höher, al« im laufenden Jahre, und nimmt also schon nahezu die Hälste de« SesammterfordernisseS in Anspruch. x^x Pari», 19. Juli. In der heutigen Sitzung der Depututenkammer wurde die Debatte über Aegypten fortgesetzt. Al» erster Redner sprach Llsmeaeeau. Nach der gerinz- schätzigtn und wegwerfenden Art, in welcher Gambetta sich über da» ägyptische Volt gestern geändert, konnte man erwarten, daß heule der Wortführer der äußersten Linken, der Mann der „Justice", sich der jungen Rationalität anoehmen würde. In der Thal prolestirte Llsmeuceau fosort gegen die Kambrtta'jche Theorie von der Lmwicklungsunsäyigkeit der Aegypler. Sie seien vielmehr eine intelligente, ardeujame, der Freiheit und Gerechtigkeit würdige Race. Dieselbe zu beschützen fei wahr- Haft republikanische Politik und entspreche den französischen Traditionen. Frankreich verdanke seine Sympathien bei den anderen Völkern dem Ruse, daß «S gerecht sei; de»halb b«- trachlelen es viele Fremde al» ihr zweite» Vaterland. Wenn der Zweck der englischen Allianz eine Politik de« Raubes sei, jo wurde er keinen TheU an derselben nehmen wollen. Auch müsse man nicht blos mit England, sondern auch mit den übrigen Völkern Hand iu Hand gehen. Die Interessengemein schaft der Westmächle in Aegypten sei eine sehr begrenzte. Der Suezcanal bilde kein gemein,ame» Interesse, denn England be herrsche die Zugänge zu denselben und würde sich seiner im Falle eine» Kriege» bemachligen. Ferner sei e» den Engländern kaum sehr um eine gute Verwaltung in Segy ura zu thun, da sie dir Pforte inlervenlren lassen wollen. Gambetta wolle umgekehrt die Pforte nicht interveniren lassen; wie könne er da noch die englische Allianz besülwouen- Das Gedeihen der französischen Lolonie in Aegypten sei auch ihm sehr wichtig, aber zum Maß' stab tieje» Gedeihen» nehme er nicht, wie Hr Eharme». dt« Anzahl der Franzosen, die in ägypiijchen Diensten angestellt seien. In jenem Land« habe man noch die Manie de» Beam- tenthums. (Heiterkeit; „ÜLos oe heißt nämlich auch ebenso gut: »n diesem Lande".) Clemenceau gehl sodann zur Besprechung der innern Verhällnisse Aegypten» in jelner Stel lung zu den Mächten über und bemerkie, daß da» vielfach in den Vordergrund gestellte Jatereffe der französischen Gläubiger Aegypten» keinen Tropfen französischen Blut» werih sei, da die ägyptische Schuld nur da» Product einer sortdauernbea Plün derung sei. Er schloß: „Ich lobe Hru.de Freycinet dafür, daß er n»chi am Bombardement Alexandriens Theil genommen und daß er sich an da» europäische Loacert gewendet hat. (Beifall.) In unserer Lage müssen wir dem Gefühl Europas Rechnung tragen. Wenn wirklich eine Quadrupel-Allianz exiftirt, so liegt darin rin Grund mehr, sich mit ihr zu verständigen, zumal e» sich nicht um Lebensinteressen sür un» handelt. E» war unuslhig, aus diese Tribüne fla imende Phrasen zu bringen und patriotische Gefühle, die auch wir theilen, auszudrücken. Ich stimme für die verlangten Eredite, weil der Premierminister erklärt hat, bevor er sich zu einer Action binde, werd« er die Zustimmung der Sammer einholen. Wenn dieser Moment kommt, »erblich den Minister sragen, ob er einen Operationsplau hat, denn e» ist leichter hinein-, al» herauszulommen. Mögen Die, welche anderer Meinung als wir sind, bedenken, daß in der iunern Politik voreilige Entschließungen wieder gutzumachcn sind, in der auswärtigen aber nicht. (Beifall.) Der Berichterstatter Sarrien betont, daß die Sammer mit der Bewilligung der Eredite keine Meinung über di« im O«i«nt zu besolgenv« Politik abgebe. Stach einigen Auselnandrrfetzungen von Talandier, LangloiS und Bclot, dl« wenig Interesse kneten, wcrden die Eredite mtt 340 gegen 66 Stimmen votirt. ES folgt sodann die Interpellation de« Deputitten Blancsubs über die Pariser Eentralmairie. Blancsubs fragt, wie lange noch die Hauptstadt außer halb de» Gesetze» stehen solle, was au» den Versprechungen der Regierung geworden sei, und wenn der jetzige unerträgliche Zustand ein Ende nehmen werde Am 4. März d. I. habe Hr. de Freycinet beiheuert, die Regierung hege kein Mißtrauen gegen Pari», und versprochen, daß sie die Frage studirrn und in sehr kurzer Zeit mit einer Vorlage vor die Kammer trete» werbe Seitbem habe selbst da« Staattoderhaupl in seiner Rede aus dem Stadthausbanket die Gemelndesreiheiten begrüßt; sei r« da nicht hohe Zeit, daß endlich auch die Regierung dief«ld«a an erkenne- Redner wünsche also vom Ministe» de» Innern zu erfahren, ob und wann er endlich seine Vorlage über die Pariser Mairie «inbringen werde. Der Minister de» Innern, Goblet, antwortet sichtlich verlegen, der Mmisterrath hab« die Frage, seiner Zusage g«- mäß, geprüft und bedeutende Schwierigkeiten iu derselben ge sunden, namentlich in Bezug auf die stäolische Vertretung und die Polizeipräsectur. Dann seien die autwärtigen Angelegen heiten in den Vordergrund getreten und hätten die Zeit dr» CabineiS völlig in Anipruch genommen, so baß man da» Stu dium dieser Specialsrage aufzujchieben gezwungen war. Die Regierung werbe dasseld« mit dem aufrichtigen Wunsch« wie- dcr ausnehmeu, die Schwierigkeiten zu überwinden, und hoffe, die Vorlage zu gelegener Stunde einbringen zu können. Blancsubs spricht hieraus nochmal» zu Gunsten der Er richtung der Pariser Leniralmairie, be«gleichea I. Roche, welcher jedoch mit Bedauern constatirt, baß die Radikalen nach den gehörten ausweichend«« Aeußerun^eu des Minister» nichi» mehr von ihm sür die Verwirklichung ihre» Wunsche» erwarten könnten. - Der Hungertod deS Capitäns de Long und seiner Gefährten von der „Jeannette". (Schluß.) Am Sonntag, 9. October, waren alle schon H5 früh wach. H Unze Alkohol. Ich hielt Gottesdienst und sandte NarS und Rindermann voraus, um Hilfe zu holen. Sie nahmen ihre Decken, eine Büchse, 40 Patronen und 2 Unzen Alkohol mit sich. Sie haben dle Ordre, auf dem westlichen Ufer zu bleiben, bis sie eine Niederlassung erreichen. Um 7 Uhr zogen sie ad, wir gaben ihnen noch drei CheerS. Um 8 Ul fr bra chen wir auf. Wir kreuzten einen kleinen übersrornen Fluß, brachen durch und wurden bi» zu der. Knien naß Nun machten wir Halt, zündeten em Feuer an und trockneten die Kleider. H11 Uhr ging- weiter. Lee brach zusammen. Um 1 Uhr Halt. Alexia schoß drei Schneehühner, dir un« eine Suppe liefern, dazu 1 Unze Alkohol. Um H4 brachen wir wieder auf. Hohe FelSvorsprünge. LaS ElS im Fluß treibt rasch nach Norden. Um 4 Uhr 40 Min., wo wir zu Treibholz kamen, machten wir Halt. Wir fanden em Eanalboot und legten uns mtt den Köpfen hinein, um zu schlafen. Am 10. October ^6 früh genossen wir Jeder die letzte halbe Unze Alkohol. Um H7 sandte ich Alexia auf die Schneehuhnjagd auS. Wir aßen Streifen von Renthierhaut. Leichter südöstlicher Wind. Luft nicht sehr kalt. Um 8 Uhr unterwegs. Indem wir einen W>sserzug passirten, wurden drei von un« naß. Wir machten ein Feuer und das Zeug wurde getrocknet. Um 11 Uhr wieder vorwärt-; wir sind erschöpft. Kvader Feuer gemacht; bereiteten un- einen Trank an- den Theeblätten, welche die Alkoholflasche enthielt. Mittag wieder vorwärts. Frischer Südsüdwestwind. Treibschee. Schwieriger Marsch. Lee bittet, zurück- gelassen zu werden. Spuren von Schneehühnern häufig. Wir folgen der Spur von^Nindermann. Um 3 machen wir, völlig erschöpft, Halt. Wir krochen in ein Loch am Ufer. Sammelten Holz und machten ein Feuer. Alexia auS auf die Jagd. Zum Abend essen haben wir nicht-, als einen Löffel Glycerin! Alle sind schwach und matt, aber heiter. Gott stehe uns bei. Am 12. Oktober Südweststurm mit Schnee. Ich kann mich nicht bewegen. Kem Wild. Ein Theelüffel voll Glycerin und heiße» Wasser zum Frühstück. Zum Mittag hatten wir emen Aufguß auf Weidendlätter. Alle werden schwächer und schwächer. Wir haben kaum noch Kraft genug, um Feueryolz zu holen. Süd- weststurm mit Schnee. Am 13. October Weidenthee. Heftiger Südwest wind. Keine Nachricht von Rindermann. Wir sind in den Händen Gotte», und wenn er uns nicht weiter hilft, sind wir verloren. Wir können nicht gegen den Wind gehen und Hierbleibtn heißt so viel al» Um kommen. Nachmittag» gingen wir em Stück, etwa 1 Meile, weiter und kreuzten einen Flußarm oder eine Biegung de» Hauplflusse». Darauf vermißten wir Lee. Wir legten un» in ein Loch am Ufer. Wir sandten Leute nach Lee zurück. Er hatte sich nieder- gelegt, um zu sterben. Alle vereinigten sich im Gebet zu Gott. Abend» brach ein Sturm lo». Furchtbare Nacht. Am 14 Oktober früh Weidenblätterthee. Zum Mittag genossen wir wieder solchen mit emem Löffel Oel. Alexia schoß ein Schneehuhn, da» uns eme Suppe lieferte. Der Südwestwind wurde schwächer. Am 15. October zum Frühstück hatten wir Weiden blätterthee und zwei alte Stiefel. Wir beschließen, beim Sonnenausgang weiter zu ziehen. Alexia zu- sammengebrochen, so auch Lee. Wir kamen zu emec leeren Hütte und lagerten darin. B«i der Morgen dämmerung zeigen sich südwärt» Spuren von Rauch. Am 16. October. Alexia liegt danieder. Gottes dienst. Am 17. October Alexia im Sterben. Der Doctor taufte ihn. Ich las Gebete für die Kranken. Heute ist Eolltn'S 40jähriger Geburtstag. Gegen Abend stirbt Alexia an Erschöpsung auS Mangel an Nahrung. Ich bedeckte den Leichnam mit der Flagge. Am 18. October ruhiges milde» Wetter. Schnee- sall. Am Nachmittag legten wir Alexia'» Lerche auf da« Ei» de» Flusse» und bedeckten sie mtt Stücken Ei». Am 19. Ociober schnitten wir da» Zelt au-eioan- der, um un» Fußzeug daraus zu machen. Der Doc tor ging aber au», um rin neue» Lager au»findlg zu machen. Gegen Dunkel siedelten wir dahin über. Am 20. October. Hell und sonnig, aber sehr kalt. Lee und Knack sind am Ende. Am 21. October. Knack sanden wir um Mitter nacht zwischen mir und dem Doctor todt. Lee starb gegen Mittag. W>r lasen Gebete für die Kranken. Am 22. October. Wir sind zu schwach, um die beiden Leichen auf da» El» zu bringen. So brachten der Doctor Eollm» und ich sie nur hinau» au» Eicht. Dann schloß sich mein Auge. Am 23. October. Alle sind sehr matt. Wir schl-c- scn oder ruhten heute, und versuchten da», vor Dunkel»
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