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M167 Xd»»i»«wei,t»prvl» r L» » ü»»t»eL»» ».io»,: ^ttt»r>icl»; .... 18 K»ril. '^Mrliek: L Ll.rtc 00 ?s. Huwwsro: IOkk. Lo—rd»Id äs» äeotickev koickv» tritt?o»t- uvä 8t«wpsl»u»etä»^ k»L»u. lavorateaprvlv«: kür ä»» It»uw «in»r ^s»pLltoveo kstitreils 20 kk. v»t«r „kin^esLnät" äis 2«ils bO kk. »« ^dvUe»- uuä 2iK«rv»»t- tO 8b Xuk.ctä»^. Nrvekeloe» r mit Xu»v»kms äsr 8oan- vnä keivrt»b« ^tdsvä» kür Uso koixeuäsa 'ks^. Freitag, de» )I Jul!. 1882. Dm-NklIoumal. Inservtevanovdme »n»Hrkrt,r I^tp»ix: k>. Lranckrtetter, Oommi»»iollLr äs» Dremloer äoum»I»; N»rliv-V>«» - l.«tpr>x L»»»I-Lr»«1»rl-^r»»Irsr>et ». U.: ^saa»r»»!/r,>> <k koA/sr, L«rUir - Vi«vkl»mdi>rx ^r»ff-1-»ip«i8! kr»oilkur1 ». N. Hüaedill: ktaaä. L»rltu: /qrakiär»i<tunt, Lr«m«o: Lci»/oct«, vr»»i»«^ /. ÄeidiAsn's Lureau sL'mi/ /pabat/«),' krLvirlurl » U r ki. ^aeAe^seks üuoliditoäluv^; 6ÜrW»: k/. II»nvav»r: 0. k»rt» L»rUo - kr»»ilkm< ». M- et' t7o., ll»wdiirx: ^1<i. äteancr Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Norvunxederr LOoinl. kipsäition äs» I)rs»6osr äourvLi», Dreiäso, ^«juzsrrtrL»»« lio 20 Ämtlicher Theil. Dretdev, 19. Juli. Se. Majestät der König haben dem Srcondelieutenant der Landwehr-Infanterie Rasch« bau de« 1. Bataillon« (Leipzig) 7. Landwehr-Regiment» Nr. 106 die Erlaubmß zur Annahme und Anlegung deS demselben verliehenen Großherrlich Türkischen Medjidiö-Orden» III. Klasse Allergnädigst zu ertheilen geruht. Dresden, 18. Juli. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist den Oberlehrern vr. pH. Rudolf Trau gott Hoffmann an dem Gymnasium und der Real- schule zu Plauen, 0r. pH. Heinrich Theodor Uhle am Kreuzgymnasium zu Dresden, vr. pH. Carl Wahrhold Otto Knauer am Nicolaigymnasium zu Leipzig und L-r. pH. Theodor Hasper am Königlichen Gymnasium zu Dresden - Neustadt der Titel „Professor" ver liehen worden. Dresden, 14. Juli. Se. Majestät der König haben dem Bettfederhändler Julius Udluft allhier auf sein Ansuchen da» Prädikat „Königlicher Hof lieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Donnerstag, 20. J«li, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) „Renter'S Office" meldet aus Konstantinopel: Die Pforte hat die identische Note der Mächte beant wortet; sie schlägt den Zusammentritt einer neue« Eoufereuz vor. Lemberg, Mittwoch, IS. Juli, Abend-. (Lorr.- Bur.) Zn der heutigen Sitzung deS ruthenischen Hochverrath-processe- wurden zunächst dir Leu mundszeugnisse verlesen. Der KrelShauptmann von Homona schildert Adolf Dobizanski als eifrigen Russophilen und als Anhän ger deS Schisma. Dobrzanski giebt zu, dah ei russo- phil gesinnt sei, uud hebt hervor, dah der Kreishaupt« mann von Homona in politischer Hinsicht ihm nicht- vorzuwersen habe. Eine ausführliche Zuschrift deS Ministerpräsidenten TiSza schildert DobrzanSkr als rücksichtslosen Anhänger Ruhland-, weist auf seine Ungarn feindliche politische Thätigkeit seit dem Jahre 1848, auf seine panslawistische Pro paganda und auf seine regen Beziehungen zu bekannten russophilen Agitatoren hin. Als Vorstand deS BasiliuSvereinS habe er die griechisch-katholische Geistlichkeit demoralisirt. DobrzanSki verwahrt sich gegen die Ausführungen der Zuschrift TiSza'-, sucht die Vorwürfe zu entkräften und erklärt, das von ihm angeblich für russische Rubel gekaufte Gut Czertez mit seinen Ersparnissen und Dank einer glücklichen Con« junctur erstanden zu haben. — Weiter werden Zeugnisse, BelobungSdecrete und da- Adelsdiplom DobrzanSki'S und die Leumundszeugnisse verschiedener Behörden über verschiedene Angeklagte verlesen, darunter eine Note der Lemberger Polizeldirection über PloSzczanki, wo rauf die Verhandlung bis Sonnabend vertagt wird, wo die Fragestellung erfolgt. Paris, Mittwoch, 1S. Juli, AbendS. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathuug der Creditforberung für die militäri schen LorbereituugSmaßrrgeln fort und genehmigte diesrlhe schließlich mit 340 gegen 66 Stimmen. Clemenceau bekämpfte die gestrigen AuSführunge« Gambetta'S (vgl. unsere Pariser Torrespondenz unter „TageSgeschichte") und sprach sich dahin avS, daß man die Wünsche der ägyptischen Natiovalpartei nicht unbeachtet lassen dürfe. Im weitern Ler- laufe der Sitzung richtete der Deputirte Blanc- sube (radical) eine Interpellation an die Regie rung zu Gunsten der (Errichtung einer Central- mairie in Paris, indem er an daS bezügliche Versprechen deS CabinrtS erinnerte. Die hierauf von dem Minister deS Innern beantragte An nahme der einfachen Tagesordnung wurde mit 278 gegen 172 Stimmen abgelrhut. Dagegen wurde eine Tagesordnung, in welcher fick die Kammer gegen die Errichtung einer Central- mairie auSspricht, mit 278 gegen 176 Stimmen angenommen. Infolge deS Votums der Kammer ist sofort heute Abend 6 Uhr ein Ministerrath im Elysöe- palast abgehalten worden. Wie verlautet, beab sichtigt daS Cabinet seine Entlassung zu geben. Paris, Mittwoch, 19. Juli, NachtS. (W T. B.) Da- Gerücht von einer Demission deS Cabinets bat sich bis zur Stunde noch nicht bestätigt. Der Ministerrath wird morgen früh im Elyssr wieder zusammentreten. Man hält ein Arrangement für wahrscheinlich. Paris, Donnerstag, 20. Juli, Morgens. (Tel.d. DreSdn. Journ.) Die meisten Zeitungen finden in der gestrigen Abstimmung der Kammer der Abge ordneten keinen hinreichenden Grund zu einer MiuisterkrifiS; die Kammer habe dieselbe keines wegs Hervorrufen wollen. Nur die opportunistischen Journal« sprechen sich für eine Aenderuvg deS CabinetS auS. r^r Paris, Do««erstag, 2V. Juli, Vor mittags KU Uhr. (Privat-Tel. d. Dresdn. Journ) Der Plan der Gambettiste«, das Ministerium durch ihre Coalition mit der Rechte« und der äußerste« Li«ke« zu stürze«, ist trotz ihres Triumphes in ihre« heutigen Blättern als gescheitert anzusehen, da die Ver werfung der einfachen Tagesordnung über die Centralmairie nur für den Minister deS Innern, Goblet, als ein anSreicheudeS Motiv gilt, seine Demission aufrecht zu erhalten. Auch Floquet hat seine Stellung als Seine präfeet viedergelegt, da er für die Lentral- «airie eingetrete» war. London, Mittwoch, 19. Juli, AeudS. (W T. B ) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses ant wortete der AdmiralitätSsecretär Campbell Ban- nerman auf eiue Anfrage Gourley-, er könne die Maßnahmen zum Schutze der Person und deS EigenthumS von Europäern in Port-Said, IS- mailia und Suez nicht im Detail angeben, eS werde in dieser Beziehung aber nichts vrrnach- läsfigt werden. Der UnterstaatSsecretär deSArußern, Sir Charles Dilke, erwiderte auf eine Anfrage Arnold'S, eS sei noch keine Antwort der Pforte eingetroffen. DaS Unterhaus beendigte hierauf die Specialberathung der irischen PachtrückstandSbill. Loudon, Donnerstag, 20. Jvli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Den „TimeS" zufolge hat daS Zaudern der Pforte die englische Regierung zu der Schlußfolgerung gedrängt, daß die Pforte die Einladung der Conferenz zur Intervention in Aegypten thatsächlich abgelehnt habe. Demzu- folge würden heute bestimmte Befehle zur Aus rüstung der Absendung eine- englischen Erpe- ditionScorpS nach Aegypten erlassen werden. Konstantinopel, Mittwoch, 19. Juli, AbendS. (W. T. B.) Die Conferenz trat heute in Therapia zu einer Sitzung zusammen, welche 3 Stunden dauerte. Wie auS Smyrna gemeldet wird, hat gestern daselbst eine Feuersbrunst daS jüdische und daS türkische Stadtviertel zerstört. Wie Londoner Blätter auS Alexandrien melden, hat der Dampfer, welchen Admiral Seymour gestern Derwisch Pascha nachschickte, diesen nicht mehr erreicht. Alexandrien, Mittwoch, 19. Juli, Nach- mittag- K2 Uhr. (Reut^'S Office.) Die Gerüchte von ChristenmassacreS in Tantah und Kafrezayat bestätigen sich. Zn Kairo herrscht große Bewegung, obschon bi-her die Ruhe nicht gestört wurde. Wenn auch die Polizei von Kairo große Anstrengungen macht, die Ordnung aufrecht zu halten, so herrschen unter den Europäer» doch Besorgnisse für die Sicher heit de- LebenS und des EigenthumS. Nachdem fast sämmtliche Truppen nach Kafrezayat entsendet wurden, verließen die Consuln und alle Euro päer Kairo, ausgenommen 20 deutsche Untertha- ueu, welche sich weigerten, abzurrisen. Dresden, 20. Juli. DaS Projekt der Errichtung einer Central- mairie für Paris, welches ganz unerwartet bei dem großen Nationalfest deS 14. Juli wieder austauchte (vergl. die ZeuungSfchau in Nr. 163) und einen Augenblick den Festjubel stören zu wollen schien, gab gestern aus» Neue die Veranlassung zu stürmischen Scenen in der französischen Deputirtenkammer. Der Deputirte Blancsube interpellirte zu Gunsten dieses ProjeM und forderte die Regierung zur Errichtung einer Centralmairie aus. Behufs Onentirung in diefer neuesten, plötzlich aufgetauchten parlamentarischen Streit frage ist es zunächst von Werth, zu wissen, daß der Interpellant Blancsubs Deputirter des französilchen Cochinchina ist und daß es ihm jedenfalls weit näher gelegen hätte, sich mit der Organisation der städtischen Verfassung von Säigoun anstatt mit einer localen An gelegenheit der französischen Hauptstadt zu beschäftigen. Wie fremd die ganze Angelegenheit den eigentlichen politischen Kreisen Frankreichs ist, mag ferner daraus hervorgehen, daß die Pariser Presse sich bish-r nur wenig mit derselben beschäftigte, daß dagegen auslän dische Blätter, namentlich ein belgisches Organ, seine Leser mit großer Umständlichkeit über alle in dieser Frage von der radicalen Partei getroffenen Veranstal- ungen zu unterhalten wußte. Ein Correspondent deS „Journal de Gensve", der kein Anderer ist, al- der V cepräsident des Pariser Gemeinderaths, Bou teiller, gab seiner Genugthuung darüber Ausdruck, daß der Präsident Grevy in seiner bei dem Banket im Stadthause gehaltenen Rede den Wünschen der „Auto nomisten" entgegengekommen sei, indem er das alte Stadthaus als den oft ruhmreichen, zuweilen stür mischen, stet- aber „anziehenden" Schauplatz der dra matischen Ereignisse bezeichnete, welche seine auf regende Geschichte anfüllen. Bouteiller giebt des halb der Rede deS Präsidenten der Republik vor denjenigen deS Präsidenten deS MunicipalrathS, Songton, und deS Seinepräfecten Floquet den Vorzug, „Songeon", äußerte auch Clemenceau spöt tisch, „sprach wie da» linke Centrum, Floquet wie die „Union rspublicaine", und Hr. Grevy war der radi kalste unter ihnen." Diese Auffassung hat begreif licherweise im Lager der gemäßigten Republikaner eine gewisse Bestürzung hervorgerufen. „Man sieht," sagt der „Temps", „daß die Rede deS Hrn. Grevy durch Hrn. Bouteiller und seine Freunde al- eine Kund gebung zu Gunsten der kommunalen Selbstständigkeit gedeutet wird. Wenn sich die- aber so verhielte, so sieht man nicht recht ein, zu welchem Zwecke Hr. Grevy die Streichung der auf die Centralmairie bezüglichen Stelle verlangt haben sollte." Daß der Präsident Gr^vy in Wirklichkeit nicht daran gedacht hat, den Be gehrlichkeiten der Parteigänger der Commune auch nur das leiseste Zugeständmß zu machen, kann keinem Zweifel unterliegen. Die ganze Bewegung wurde von dem radicalen Pariser Gemeinderath vorbereitet, und nachdem bei dem Nationalfest der Versuch, eine Demonstration für dieselbe hervorzurufen, miß lungen war, machte das Bureau deS Pariser Muni- cipalrathe» verschiedene Anstrengungen, m der Depu tirtenkammer Anhänger sür dieselbe zu gewinnen. Am 17. Juli sprach sich die Gruppe der republi kanischen Union mit Einstimmigkeit gegen die Wieder herstellung der Centralmaine aus. Aber die Anhänger deS Projekts konnten sich nicht dazu entschließen, auf dasselbe Verzicht zu leisten, und dem Deputirten von Cochinchina fiel die Rolle zu, die von der radikalsten Fraktion der Kammer beabsichtigte Interpellation zu begründen. Bisher galt es als GiUndwtz, daß die localen Pariser Angelegenheiten die Deputirtenkammer nur in zweiter Linie beschäftigen sollen: ein selbst von den Pariser Autonomisten gebilligter Grund satz. AuS diesem Grunde sprach sich auch wahrscheinlich gestern die Deputirtenkammer mit 278 gegen 172 Stim men gegen die von der Regierung beantragte einfache Tagesordnung aus und votirte mit278 gegen 176 Stimmen eine gegen die Errichtung einer Centralmairie sich auS- sprechende Tagesordnung. Durch letztere- Votum wollte die Kammer offenbar nachdrücklich Ruhe schaffen und die Wiederkehr eines Unheil drohenden Gespenstes un möglich machen. Allein dennoch sind hiermit nicht alle Stürme der Autonomisten abgeschlagen. „Paris", meint das neueste „Journal deS De'batS", „ist der Sitz der Regierung und beider Kammern, und man kann daher nicht so ohne Weiteres alle Forderungen deS autonomistifchen Programms ablehnen. Man wird in dem Gesetz, durch welches die Pariser Municipalität w ederhergestellt werden soll, ernste Vorkehrungen treffen müssen; aber im Princip wird man 2 Millionen Fran zosen nicht außerhalb deS gemeinen Rechts lassen und ihnen auf unbestimmte Zeit diejenigen Freiheiten verwei gern können, deren sich die anderen Bürger erfreuen. Unglücklicherweise hat die Erfahrung mehr al» ein Mal in unserer Geschichte bewiesen, wie unklug eS seilen der Regierung und der Kammern sein würde, sich dem Belieben der Bevölkerung einer Stadt über geben zu sehen, deren Budget so groß ist wie das jenige mancher Staaten zweit«n Range» und deren öffentliche Gewalt einer Armee gleichkommt." Der noch gestern Abend im Elysee abgehaltene Ministerrath, welcher heute Morgen fortgesetzt werden soll, beweist, daß da» französische Cabmet den Ernst der Frage nicht verkennt; wie eS scheint, wünscht e» in einem Augenblicke, in welchem die auswärtige Politik seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, alle inneren Schwierigkeiten zu beseitigen und einer etwa drohenden Bewegung der Hauptstadt zuvorzu kommen. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Juli. Der deutsch-mexikanische Handel»- und SchissfahrtSvertrag, welcher von Seiten der mexikanischen Regierung sür den 13. laufenden MonatS gekündigt worden war, soll in folge neuerer Uebereinkunft bi» zum 31. December 1882 in Kraft bleiben. * Berlin, 19. Juli. Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm ist heute Nachmittag in Feuilleton. «edigitt von Otto Banck. Mr. Timsen der Sprcvlaut. von Lonrad Fifcher-Sallftri». (Fortsetzung.) „Oh, da» wird sich schon Alle» wiederfinden, ich war in einem so sonderbaren Lande, r» ist oft so toller Tanz dort gewesen, besonder» vor Charleston und in Florida, daß man ein Anderer wird, ehe man selber sich'» versieht." E» entstand eine Pause, dann fragte er plötz lich, wie au» einem düstern Hinbrüten auffahrend: „Sind Sie jetzt glücklich, daß Sie mich wieder haben, Mama?" „Ader Franzl" rief Frau » Leuteritz und e» klang wie ein Borwurf, „ich sehe jetzt ein, wie viel besser r« doch gewesen wäre, wenn Du nicht nach Amerika ge gangen wärest, mein Sohn." „Du sagst ja schon wieder „Sie" zur Mama, Franz", flüsterte ihm jetzt Franzirka zu. „Ihr wißt ja, im Englischen, über da» ich für Jahre lang meine Muttersprache halb verlernte, giebt e- kein „Du." Ich werde von jetzt au nur „Du" sagen — meine — meine — Schwester", rang Franz v. Leuteritz hervor. „O, Mama, wie schwer ihm da» wurde!" Eine Weile ruhte da» Auge der Mutter voll tiefen Kummer» auf feinem ernsten und erregten Ge- sichte. „Mein Sohn, e» wandelt mich etwas an, eS ist mir, al- ob ich'» auS Deinen Augen lesen müßte, als ob Du zweifeltst, daß ich Deine Mama sei." Al» ob ihn diese Worte auf'- Tiefste erschüttert hätten, fuhr er jetzt abermals empor und schien von diesen Worten au» der Rolle geschleudert zu werden. „O Mutter", rang er hervor. „Aber Du sagtest doch sonst immer „herzige Mama", mahnte ihn die Schwester. „Ich werde eS von nun an immer sagen", murmelte Franz v. Leuteritz, sich mit der Hand über die heiße Stirn fahrend. „Ist Dir nicht wohl, mein Franz? Mein Gott, Du bist so bleich." „Nur etwa» erregt — e» wird schon wieder ander werden, herzige — Mama." Diese Worte brachen sich von seinen Lippen lo-, wie ein Dieb au» dem Gefängmßfenfter, und doch war Frau v. Leuteritz ihm so unsagbar dankbar für diefe Worte, al- hätten sie ihr den langentbehrten Sohn wiedergeschentt. „E- wird gut sein, Franz, wenn Du etwa- ge nießest." „Ich hoffe e-." Beide Frauen beeilten sich nun einen Imbiß zur Stelle zu schaffen, da die alte Johanne nicht zur Hand war, sie hatte etwa» im Garten zu thun. Al» Franz nun mit sich allein im Zimmer war, sprang er auf, griff nach feinem Hut, um sich au« der Wohnung zu flüchten. Ihn drängte e» im Innern, davonzurennrn, weil er fühlte, daß er noch nicht schlecht genug dazu sei, zwei Frauen zu betrügen, deren sanfte Reinheit, deren süßer, finniger Ldelmuth jede Lüge ersticken, jede Unwahrheit entlarven kann, nicht um der Lüge zu zürnen, und die Unwahrheit zu bestrafen, nein, sondern um jhr zu verzeihen. Jede Minute, die er länger in ihrer Nähe weilt, vergrößerte da» Verbrechen. Nein, an einen solchen Verlauf der Sache hatte er nicht gedacht; mag Mr. Timsen sagen, wa» er will, sein Heil liegt nur in der Flucht. Aber er sollte sich nicht flüchten dürfen, denn Frau v. Leuteritz trat jetzt wieder ins Zimmer und blickte ihm mit einer unruhigen Besorgniß ins Auge, al» sie bemerkte, daß er seinen Hut in der Hand hatte. Und merkwürdig, jetzt überkam ihn ein sonderbarer Gedanke, jene» Wort, dar Timsen immer sprach: „Sie werden sie tödten, ihr Blut kommt über Sie; Sie sind kein Mann von Herz und Gewissen; sie wird vor Ihren Augen zufammenbrechen und eine Leiche jein, sobald Sie ihr sagen: „Jhr Sohn ist todt". — Es regte sich in seinem Herzen Etwa», das ihn verhinderte davonzugehen, daS ihn anzubetteln schien, sei ihr Sohn. Und still ging er wieder nach dem Sofa zurück und fetzte sich nieder. Und Frau v. Leuteritz schien eS nicht bemerken zu wollen, daß er den Hut in der Hand hielt; sie ließ durch Nicht- die zitternde Sorge, die Unruhe merken, die sie für ihren so sonderbar gearteten Sohn im Herzen barg. Und wie er sie jetzt sc ansieht, wo ihr die Angst au- den Augen spricht, mit denen sie ihn sorglo- an lächeln will; wie sie sich Mühe gab, ihre zitternde Unruhe vor ihm zu verbergen, da fielen ihm die Worte Timsen'» wieder ein: „Stoßen Sie sie nieder, Sir, stoßen Eie sie nieder, wenn Sie rin Mann von Herz und Gewissen sind." Und dabei fühlte er in der Brust einen krampfhaften Schmerz und errief sich zu: „Nie, nie." „Ich lasse Eier sieden, wird Dir da- lieb sein, Franz? In zwei Minuten wird die Johanne damit fertig sein. Du erinnerst Dich doch an Deine alte Johanne? Sw rettete Dich einst au- dem Feuer, al- Du noch ein ganz kleines Bübchen warst; der rechte Flügel unser» Hauses brannte damals nieder, Du liefst in die Flammen hinein, als ob da» Feuer Dein Spielkamerad wäre; ich hatte damals eine große, große Angst um Dich " Franz antwortete nicht, er sah sie an, al- habe er kein Verständniß für Da», was sie ihm fagte. Da bei fchien sich sein Blick in ihrem weichen, bleichen Antlitz verloren zu haben, und jetzt war da» Verlangen über ihn gekommen mit stürmischer Inbrunst, die ihn fortriß, daS Verlangen, der Sohn diefer Frau sein zu dürfen, ihr zu dienen, ihr Gute- und EoleS zu thun, b S anS Ende. Und wenn er lhr Alle» thut, was nur immer ein Sohn an einer solchen Mutter thun kann, wenn er ihr ein Ersatz ist, für Den, der auf dem Schlachtfeld« fiel, wer könnte ihn alsdann eine» Ver brechen- zeihen wollen? Er schimmerten Thräneu in den Augen dieser Mutter, al- sie jetzt aus ihn herabblickte, aus ihn, der so ganz ander- geworden war, und diese Thränen drangen ihm in» Herz, rissen ihn zu einem feungrn Entschlusse empor; und al» stehe der Geist de- ge. sallenen Kameraden hinter ihm, seuere ihn dieser an, sprang er jetzt vom Sofa auf und warf sich diesem edlen Weibe an die Brust, wobei seine Augen seucht wurden und wobri er schluchzte.