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Dresdner Journal : 18.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-18
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.07.1882
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Lt«»«' Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Hersurxsderr LSoisl. kxpsäition 6s» krs»6osr ^onr»»l», I)rv»6so, Tvio^sritrs»»« lio SV Amtlicher Llieil. Dresden, 17. Juli. Ihre Kaiserlichen und König lichcu Hoheiten der Kronprinz und die Kronprin zessin de» Deutschen Reiche» und von Preußen sind mit Prinzessin Tochter Victoria, Königliche Hoheit, heute Nachmittag gegen 1 Uhr von Berlin im Hoslager zu Pillnitz eingetroffen. Dresden, 17. Juli. Mit Allerhöchster Genehmi gung ist dem I.ector pudlicus und UniversitätS-Musik- director Or. pb. Hermann Langer in Leipzig, ohne Aenderung semer dienstlichen Stellung innerhalb der Universität Leipzig, der Titel „Professor* verliehen worden. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Fremdenblatt. Kölnische Zeitung. Riforma. El Progreso. Allgemeine Zeitung. St. Petersburger Zeitung. Neue Zeit.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Karlsruhe. Ham burg. Wien. Pari». Rom. Kopenhagen. Ehri- stiania. St. Petersburg.) Erneuuuugru, Versetzungen rc. im öffentt. Dirust?. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Schwarzenberg. Plauen.) Statistik und Lolkswirthschaft. Telegraphische Wittrrungsberickte. Feuilleton. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Zur ägyptischen Krage. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und Lolkswirthsckaft. Eingesandtes. Boriennachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 16. Juli, AbendS. (W. T. B.) Heute Vormittag fand «in außerordentlicher Mi- nisterrath Statt, welcher sich mit den ägyptischen Angelegenheiten beschäftigte. Das Journal „Le Sidcle" sagt, Alle» spreche dafür, Frankreich zu einer Cooperation mit Eng land in Aegypten zu veranlassen. Da» Blatt weist namentlich auf die Notbwendigkeit der Frei heit und Sicherheit des SuezcanalS und auf die Wichtigkeit desselben für den Handel aller Natio nen hin und constatirt, daß dir öffentliche Mei nung in dieser Beziehung eine einstimmige sei. Es sei »u hoffen, daß die Kammer die Negierung bei der Erfüllung ihrer Aufgabe unterstützen werde. Auch die übrigen bedeutenderen Journale äußern sich in ähnlichem Sinne. Toulon, Sonntag, 16. Juli, Nachmittag». (W. T. B.) Die hier Sattfindenden Rüstungen werden beschleunigt; der„Algrfira»"ist zum Trans port von Pferden und von Artillerie eingerichtet worden. Anf Befehl des Minister» wurde eine bedeutende Quantität von Korkhelmen angeschafft. Al» Transportschiffe find die Schifft „Creusa", „Aveyron", „Ceres", „Japon", „Yonne" und „Algürie" bereit gestellt. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Lv»stellung im kövigl. Kupferstichcabiaet. *,* Die diesmalige Ausstellung ist dem Werke eine» hiesigen Meister» gewidmet, welcher innerhalb der zeichnenden und reproducirenden Künste eine der ersten Stellen nicht nur in Dresden, sondern in Deutschland einnimmt: deS Professor» Hugo Bürkner. Zunächst sind einige 60 Blätter vorgesührt worden, welche ihn in seinen verschiedenen Richtungen als Ra- direr zeigen: ein vollständiges Exemplar der von dem Künstler selbst gezeichneten Familienbilder (19 Num- mein, von welchen nur 14 veröffentlicht sind), die Bendemann'schen Wandgemälde im königl. Residenz schlosse, 11 Radirungen nach allegorischen Darstel lungen und Genrebildern von Bendemann, Hübner, L. Richter, Lasch, H. Kaufmann und A. Ludwig, 15 Bild nisse und eme Folge ethnographischer Typen. Dit nächste Serie wird au- einer Auswahl der xylographischen Arbeiten Bürkner'» bestehen, dessen Thätiqkeit bekanntlich das Wiederausblühen der echt deutschen Kunst de» Holzschnitte» wesentlich zu danken »st. Mr. Timskn der Spekulant. Nsman von Lonrad Fifcher-Sallstein. (Fortsetzung.) Der Angeredne sah mit einem merkwürdigen Bl'ck zu dem Yankee auf, ein Blick, in dem da» kleine Wort — Schuft geschrieben stand. Und diese» Wort stand in diesem Blicke blo» darum, damit es Mr. Timsen Aus Oran wird gemeldet, daß Befehl rrtheilt worden sei, die marokkanische Grenz« wied«r streng zu btwachru. Loudon, Montag, 17. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) „Reuter's Office" berichtet aus Aler- andrien von gestern: Arabi Bey befindet fich mit 4 Regimentern Infanterie, 15V« Mann irregu lären Truppen und 1 Regimrnte Cavallerie, 8VV Pferden, 36 Krupp schen Geschützen und 12 Mi- traillrusen noch in Kafr Dewar; dir Truppen find aber demoralisirt. Ein von Arabi nach Alex- andrien gesandter Offizier, welcher Eisenbahn- material und 3VVV Tonnen Kohlen an fich nehmen sollte, wurde von den Engländern gefangen. Der Kbedive hat Arabi nach Alexandrien berufen und ihm angedroht, er werde ihn im Weigerungsfälle alS Rebellen behandeln. Zur Befriedigung de» LocalbrdürfnisstS ist in Alexandrien rin Grtrridr- markt rröffnrt. Die Eisrnbahn nach Kairo soll Nacht» in der Nähr dr» Mariutsrr» unterbrochen wrrden. Ja Kairo soll Ruhe herrschen. (Vgl. die Rubrik „Zur ägyptischen Frage* in der Beilage.) Odessa, Sonntag, 16. Juli. (Tel. d. Boh.) Gestern verurtheilte da» Kriegsgericht in Balta die Angeklagten Papuga und Maidantschenbo wegen TodtschlageS bei der Judenhetze zum Tode durch den Strang, 3 Angeklagte wegen Plünde rung zu 15 Jahren Zwangsarbeit. Konstantinopel, Sonntag, 16. Juli, Nach mittags. (W T. B.) Die Urberreichung der Ein ladung an die Pforte zur militärischen Inter vention in Aegypten erfolgte gestern Nachmittag durch die DragomauS der 6 Großmächte. DieDra- gomanS bemerkten hierbei, angesichts der Dringlichkeit und der Schwere der Umstände rechneten die Re präsentanten der Großmächte darauf, von der Pforte baldigst eine Antwort zu erhalten. Konstantinopel, Montag, 17. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie rS heißt, haben dir Mächte bei ihrer Einladung an die Pforte die Dauer dex Occupation in Aegypten auf 6 Monate beschränkt. Die Kosten der türkischen Occupation würden die Mächte vorschießen, die Kosten selbst aber Aegypten übernehmen. Auch will man, daß dem Khedive die Leitung deS OccupationSacteS zustehen solle. Die Einladung zur Intervention soll nach an- derer Version die Dauer der Occupation auf 3 Monate begrenzen. Der Aufenthalt der Truppen solle nur auf Verlangen deS Khedive nach vor heriger Vereinbarung zwischen der Pforte und den Mächten verlängert werden. Die Anwesenheit der Truppen darf die Entwickelung der politischen und namentlich der durch die KermanS garantirten finanziellen Institutionen nickt behindern. Die Befugnisse des militärischen Commandanten wer den, ebenso wir die von Aegypten zu tragenden Kosten, im Einvernehmen mit den Mächten vor her bestimmt. Falls dir Türkri dir Jntervrntion ablehnt, behalten sich dir Mächtr vor, andrre Mittel zu ergreifen. Dresden, 17. Juli. Ein höchst befremdende» Verhalten beobachtete in den letzten Tagen der britische Unterstaattfecretär de» Aeußern, Sir Charle» Dilke, dessen sofort von unS angezweifelte Aeußerung, wonach Deutschland und Oesterreich die Beschießung Alexandriens sür legitim erklärt hätten, dem ParlamentSmitgliede Baron WormS zu der Anfrage V-ranlassung gab, ob Düke Kenntniß davon habe, daß diese seine Behauptung für unbegründet erklärt werde. Der UnterstaatS- secretär Di'ke, der Freund Gambetta'S und Abonnent lesen und eS sich beherzigen sollte; allein, Mr. Timsen verstand nichts von der deutschen Sprache, und kein Mensch konnte ihm deshalb zumuthen, diese» kleine Wort zu verstehen. „Wenn ich Ihnen nun sage, Mr. Timsen, daß ich, trotz der 20000 Dollar» mich niemals entschließen kann, Frau v. Leuteritz auszusuchen, ja daß ich so gar entschlossen bin, der Wahrheit die Ehre zu geben, ganz nach deutscher Denkungsart, Mr. Timsen, selbst auf die Gefahr hin, daß diese Denkungsart eine ver kehrte ist, Frau v. Leuteritz von dem Tode ihres Sohne» zu benachrichtigen.* In dem glattrasirten, bleichen Gesichte de» Yankee zuckte etwa»; seine wasserblauen Augen spitzten sich zu und ruhten jetzt mit einem stechenden Ausdruck auf Dorell. „ES ist möglich, Mr. Dorell, daß Sie da» thuu werden, und ich werde Sie nicht daran hindern, nein, dazu bin ich nicht der Mann, Sir. Aber, abgesehen von meiner Forderung, die »ch in keiner Weise in Be tracht ziehen will bei dieser Sache, werden Sie be denken müssen, daß eS gut sei, sich die Lady erst ein Mal anzuskhen, ehe Sie den Schlag gegen Sie führen, nach guter deutscher Sitte, wie Sie ja selbst sagen, nach guter deutscher Sittel AuS Gründen deS Herzens verlange ich daS von Ihnen. Finden Sie, daß sie stark genug ist, den Mordanfall, Sir, ich sage den Mordanfall zu überstehen, gut, dann schlagen Sie sie nieder, vernichten Sie sie mit dem TodeSurtheil! — Und damit Sie auch damit ein Geschäft machen, Sir, will ich, nachdem Sie die That vollbracht, meine ganze Forderung quittiren; Sie sollen mir alsdann nicht» mehr schuldig sein, nein, nicht« mehr, weil ich e» der Most'schen „Freiheit* antwortete hierauf in der vorgestrigen UnterhauSsitzung, daß er keinen Grund habe, die von ihm abgegebene Erklärung zu modifi- ciren Von deutscher Seite ist auf diese letzte Aeuße- rung de» UnterstaatSsecrertärS noch keine Antwort au» berufener Quelle rrtheilt worden. Wir müssen in dieser Beziehung daher mit unserer Meinungsäußerung noch zurückhalten. Dagegen verdient eine in dem Wiener „Fremdenblatt* in Uebereinstimmung mit den Ber liner maßgebenden Kreisen veröffentlichte Widerlegung d-r Behauptungen Dilke'S E> wähnung. Diese» Dementi lautet: „Die Londoner Behauptungen stellen sich m der That al» tendenziöse Entstellungen, wenn nicht geradezu al» Fälschungen de» wahren Sachverhalt» herau». Man konnte au» den Aeuß.rungen, zu denen sich unser Botschafter in London über da» Vorgehen de» Eom- mandanten der englischen Flotte vor Alexandrien ver anlaßt sah, um so weniger eine Billigung oder Be friedigung heraushören, al» Gras Karolyi den ganzen Zwischenfall ausdrücklich al» einen bedauerlichen be zeichnete.* Zur ägyptischen Angelegenheit selbst, soweit sich dieselbe von dem durch die Beschießung Alexan drien» geschaffenen Zwischenfall trennen läßt, über gehend, sei erwähnt, daß dieselbe nunmehr wieder in ein ruhigeres, weniger bedenkliche» Stadium überzu gehen scheint. Vorerst schweben über die von den verschiedenen Regierungen ausgehenden Vorschläge Verhandlungen, über deren Ausgang sich jedoch kaum etwas mit Sicherheit voraussagen läßt: Unser Wie ner (Korrespondent schreibt: „Was weiter geschehen wird, um im Nlllande normale Zustände wiederher- zustellen, darüber sind, nach dem heutigen Stande der Dinge nicht einmal bestimmte Muthmaßungen möglich. Hier, wie in Berlin und Rom und zweifelsohne auch in St. Petersburg legt man nach wie vor da» größte Gewicht darauf, daß die Lösung der ägyptischen Krisis keine einseitige, sondern eine europäische sei, weil nur eine solche Dauer und Bestand haben kann, wäh rend jede andere unvermeidlich zu schwerwiegenden Verwickelungen führen müßte. In diesem Sinne sind denn auch die betreffenden Conserenztheilnehmer in Konstantinopel thätig. Ob aber die einschlägigen Be mühungen Erfolg haben werden, das hängt zunächst von dem weitern Vorgehen Englands und von der Haltung der Pforte ab, welch' letztere jetzt vielleicht doch den verhängnißvollen Fehler einsehen wird, den sie mit der Ablehnung der wo lgemeinten Rathschläge Oesterreich-UngarnS und Deutschlands begangen hat.* Ueber die von Deutschland g-genüber der dem augenblicklichen Stande der ägyptitchen Angelegenheit eingenommene Stellung drückt sich ein Berliner Telegramm der „Kölnischen Zeitung* vom 15. d. in solgender Weise auS: „Die englische Regierung ist in erster Linie dem englischen Volke gegenüber sür DaS, waS sie in Aegypten gethan hat, verantwortlich; sodann wird sie sich darüber mit der sranzösischen Regierung auseinanderzusetzen haben. W'r unsrerseits können versichert sein, daß DaS, was m der ägyptischen Frage die französisch.n Interessen befriedigt, die unsrigen ebenfalls befriedigen wird. Schließlich werden aber die Westmächte, wenn sie sich unter ein ander geeinigt haben, der europäischen Zustimmung bedürftig sein, um auf gesicherte Verhältnisse in Aegypten und auf dauerndes Einverständniß unter sich selbst rechnen zu können. Dann erst wird die schwe bende Frage sür Deutschland spruchreif sein. England fährt mit seinen Bemühungen sort, Einverständniß mit den anderen Mächten, in ersterer Linie mit Frank reich, herbcizusühren; bei dem allgemeinen FriedenS- bedürfniß Europas kann England auf allseitiges Ent gegenkommen rechnen, besondkrS wenn eS, wie all gemein versichert worden ist, nicht beabsichtigt, aus der Rolle deS VertheidigerS seiner berechtigten Interessen unter meiner Würde finde, eS mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann, daß mir ein solcher Mann noch etwas schuldet! — Gestatten Sie mir, Mr. Dorell, mich von Ihnen zurückzuziehen, ich bitte Sie dringend, gestatten Sie mir das * Der Yankee machte hier ein Gesicht, als ob ihm daS Herz brechen wollte, dann griff er nach seinem Hute und war im Begriffe, da- Zimmer zu verlassen. Aber Dorell hielt ihn zurück. „Ich sehe ein, Mr. Timsen, daß mir keine Wahl bleibt, ich bin jetzt wieder mit mir einig. Ich werde der Familie meines Freundes nützen können, und ich will ihr nützen, verlassen Sie sich darauf.* „Sir, ich will S,e Nicht beeinflussen, in keiner Weise, darum gestatten Sie mir, mich zurückzuzlehen, Sir.* Mr. Timsen hatte schon die Thürklinke in der Hand und öffnete jetzt die Thüre weit und schien ent schlossen zu sein, sich durch nichiS mehr zurückhalten zu lassen, und sich um jeden Preis von Mr. Dorell zurückzuziehen. Aber Dorell, dec seinen Mann kannte, ließ sich durch nichts bewegen, vom Sosa aufzusteben, um ihm nachzueilen, wie eS daS Benehmen von Mr. Timsen zu wünschen schien, und in der That, er hatte sich nicht verrechnet, Mr. Timsen ging nicht sort, im Gegentheil, er kam wieder zurück und setzte sich auf seinen alten Platz. „Ich sage Ihnen, Sir*, begann Dorell, „daß ich bereit bin, mich der Dame zu nähern, aber nicht heute nein, vielleicht in einigen Tagen. Sobald ich aber rinseh-, und da- werde ich aus den ersten Blick schon sehen, daß sie in mir nicht ihren Sohn erblicken kann, dann räume ich sofort das Feld, ohne mich auch nur herauSzutreten und die Stellung deS Sultan» unan getastet zu lasten. Er hat den Anschein, daß seine Bemühungen in kürzester Frist von Erfolg gekrönt sein werden.* Die nächste Zeit muß darthun, in welcher Weise e» gelingt, die verschiedenen, im Lande am Nil sich berührenden Interessen auszugleichen. Die wichtigste, vorerst noch unerledigte Borsrage bildet in dieser Be ziehung die Wiederherstellung der Ordnung in Aegypten durch türkische Truppen. Bi» jetzt fehlen jedoch noch Nachrichten darüber, welche Stellung die Psocte zu der ihr soeben von der Lonferenz an gesonnenen bewaffneten Intervention, über welche bereits früher an dieser Stelle Hinreichende» bemerkt wurde, einzunehmen gedenkt. Der Stellung, welche die Ost- und Westmächte zir ägyptischen Angelegenheit einnehmen, wurde bereit» ausreichend gedacht. Weniger war bisher Veranlassung vorhanden, über die Haltung Italien» genauere Ein sicht zu erlangen. Im großen Ganzen unterscheidet sich dieselbe bei dem gegenwärtigen Stande der An gelegenheit noch nicht wesentlich von derjenigen der Ostmächte; allein die italienische Regierung scheint doch bezüglich deS Zwischenfalle» der Beschießung Alexan drien« in klarerer Weise al» die übrigen Mächte ihre Meinung ausgedrückt und mit offenen Aeußerungen der Mißbilligung nicht zurückgehalten zu haben. Wie der Augsburger „Allg. Ztg.* au» Neapel vom 12. d. gemeldet wird, hat die italienische Regierung auf die erste Nachricht von der Beschießung ihren Gesandten in London, Grafen Menabrea, telegraphisch angewiesen, dem englischen Eabinet die Uederraschung auszudrücken, welche dieser Schritt in Italien hervorgerufen hat. Der Botichafter hatte den Auftrag, überdies formell zu erklären, daß nach der Meinung der italienischen Regierung daS St. JameScabinet sich der Verpflich tung entzogen habe, welche sein Vertreter be» der Konstantinopeler Conferenz eingegangen sei, nämlich keine isolirte militärische Action in Aegypten zu be-, ginnen, so lange die (Konferenz andauere. Der Mi nister Mancini ist der Meinung, daß der in der be züglichen auf de» italienischen Repräsentanten Vor schlag angenommenen Conferenzerklärung vorgesehene Ausnahmefall der vis msjor nicht eingetreten sei und nur in Gestalt eine» neuen Massacre» der Europäer habe eintreten können. Er hat sich zu dem obigen Protest um so mehr verpflichtet geglaubt, als seine Erklärungen im Parlament die ausdrückliche Versicherung enthielten, daß nach der angegebenen Conferenzverpflichtung keine Of fensive feiten irgend einer Macht in Aegypten zu fürchten sei. Enspi'S „Riforma*, deren Mitarbeiter bei Mancini, dem Freunde ihre» Gönners, die Gunst genießen, Mittheilungen aus dem auswärtigen Amte zu bekom men, nennt da- Bombardement eine „tragische Narr heit*, weil eS unerwartet sei und von Staatsmännern auSgehe, die sich auf ihren Liberalismus und ihre Weisheit viel einbildeten. Die Beschießung Alexan drien- sei ein unerklärbareS Factum sowohl vom po litischen als vom moralischen Standpunkte auS; weise Staatsmänner würden zugeben müssen, daß eS ein sehr großer Fehler sei. ES wäre sehr zu bedauern, daß ein Mann wie Gladstone, welcher die Gerechtigkeit zu sei nem Ideale und die Klugheit zur Führerin erkoren zu haben sich rühme, eine solche Schuld habe auf sich laden können. Selbst wenn England noch mehr In- teressen, als eS in Wirklichkeit habe, in Aegypten ver» thkidigen müßte, so wäre das isolirte gewaltsame Vor gehen dennoch nicht gerechtfertigt. Wie daS „Mömorial diplomatique* meldet, ver langen neuerdings auch Holland und Spanien, auf Grund ihres (Kolonialbesitzes, die Theilnahme an der Regelung der Suezfrage. AuS Spanien liegen Stimmen der Presse vor, welche dieser Nachricht, so weit Spanien in Betracht kommt, eine große Wahr- noch ein Mal nach Ihnen umzusehen, Mr Timsen, und unbekümmert darum, waS auS Ihrer Forderung von 20 000 Dollar- wird. „Ich habe niemals mehr von Ihnen verlangt,Sir und werde niemals mehr von Ihnen verlangen. Ich bin zufrieden mit Dem, was Sie thun wollen, wünsche aber, daß Sie die Tüchtigkeit, die Lauterkeit meiner Handlungsweise anerkennen.* Am folgenden Morgen verließ Mr. Timsen in aller Frühe daS Hotel nnd wandelte mit seinen car- rirten Beinkleidern, mit seinem weißen Eylinderhut, welche BekleidungSobjecte die Aufmerksamkeit der Straßenjungen erregte, denn Mr. Timsen kam ihnen unendlich komisch vor, durch die Straßen der Stadt. Mr. Timsen wünschte sich zu orientiren, und vor Allem dar HauS der Frau v. Leuteritz auSzufinden. Ueber Nacht hatte er einen Plan entworfen, den jeder andere Yankee und Mr. Timsen selbst, nur bewunden» konnten, denn dieser Plan war ebenso einfach, al» praktisch, war ebenso gewissenhaft, als er direct au» seinem Herzen kam — er wollte Frau v. Leuteritz auf auf den Empfang ihre» Sohne» vorbereiten. So kam er an der Jnsanteriecaserne vorüber. Auf den ersten Olfizier, der ihm begegnete, steuerte Mr. Timsen zu und redete ihn an. Der Zufall wollte, daß dieser Osfisier gerade Lieutenant Stamm war und da dieser etwa» Gewandtheit in der englischen Sprache besaß, so hatte der Yankee da» Glück, von ihm ver standen zu werden. „Sir*, redete ihn Mr. Timlen an,„Eapitän*, ver» besserte sich Timsen rasch und wars einen prüfenden Blick auf die Uniform de» Lieutenant», ob er wohl auch da- Richtige getroffen habe.
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