Volltext Seite (XML)
W156. Sonnabend, den 8 Juli. 1882. Xdvoukwkotijpruliir ^Llerlick: . ... iS L!»rll. jL^rlick: « bO ?k. Kliuela« Karun-srn: 10 ?5 Lil,»,rd»Id cie« äeutickeo kelckv» tritt?o»t- uad 8t8wpvIru»t.UlL^ tÜLru. Ia»«rat«nprvl»er I iir N»um »iu«r ^«-»paltenea ?etitx»il» 20 kk. O»t«r „Linxsianelt" äis üeil« LO ?k. 8« 1»t>«U«L- uu<l 2iN8rn8»tr SO H ^akiclel»^. kriekelaeo r ^8>i«^ »>t Xuinslim» der 8olu>- uaä k'eiertL^» ^bsucl» kür üso kvl^vuüv» DreMtrÄumal. Verantwortliche Nedaction: Oderredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»,er»teo»no»Nul» »u»^Irt»r l.«iprlI: ^r. /jronUrtetter, ComwloiiouLr äe« I)re»6ovr 1ourv»l»; SeewdorU - l.,tp»i^ L»,«I vr«»I»» ^r»v>cf»rt ». H : Äaa«e««trin <k t'oA/rr,' I»rUll-V>«L 8»«^»!'^ kr»ss-I-.ip-t^ ?r»vieturt ». N.kiu<i. Aku«,, Nsriiie: , Urem«»: Lr»»I»u: /. LtanA.-n » Liebau 1/ Xudu</i-kr»viltiert » K - L lti>eiik»oülu»8! OSriii»: kr. A/ü//„ ll»»vor»r: 6. «titel', ?»rti L«rUo-Lr»»kkrt ». K.- LtuNx«r: DaaLt <L Lo., U»wdLr^: ^14. Ltriner. Ilvr»u«xvderr USoiel. Lrpkäitioo 6v» lir«,ito»r kouru»!», Drexlea, /«io^srstr»»»« Ko «0, Ämtlicher Lhkil. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben dem in Ruhestand tretenden Präsidenten des Landgericht« Zwickau Friedrich Erdmann Seifert da» Comthurkeuz ll. Klasse de« Verdienstorden» zu ver leihen Allergnädigst geruht. Dresden, 30 Juni. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor de« Strafrecht« und de« Proceßrecht» an der Universität zu Leipzig, I)r. jur. Adolf Wach, den Charakter und Rang als Ge heimer Hofrath in der 3. Elasse der Hofrangordnung zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 5. Juli. Se. Majestät der König haben dem pensionirten Zolleinnehmer Schönfelder in Wal tersdorf da» Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät de» König« und auf Verwendung der Königlich Württem- berg'fchen Regierung ist von dem Ministerium deS Innern beschlossen worden, dem Münsterbaucomite zu Ulm die von den derzeitigen Vorständen diese» Eomi- te» nachgesuchte Erlaubniß zum Vertriebe von Loosen der zum Behufe de» Ausbaues de- HauptthurmeS de» dortigen Münsters in drei Serien zu veranstaltenden Prämiencollecte im Bereiche des Königreichs Sachsen unter der Bedingung zu ertheilen, daß die Nummern der gezogenen Gewinne al-bald nach einer jeden Se- rienziehung im „Dresdner Journal- und in der „Leip ziger Zeitung- veröffentlicht werden. Dresden, am 4. Juli 1882. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Gebhardt. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Lemberg, Donnerstag, 6. Juli, Abends. (Torr.- Bur.) In der heutigen Sitzung des ruthenischen Hoch- verrathSprocesses kam es zu aufregenden Sceurn. Anläßlich de» vom Bertyeidlger verlangten Vor- ladung des Bezirlshauptmarrns von Zbaraz ergibst ?. Naumowicz dar Wort, ui» Beschwerde zu führen wegen Verletzung d r Staatrgrundgesetze, namentlich jener über die Gewissensfreiheit, Preßfreiheit und da» Br,efgrhe>mniß. Der Angeklagte ereifert sich gegen Acte der- politischen Behörde in der Hnil-czki-Affaire und bezeichnet dieselben als sür den Staat compromit- tilend und selbst hvchverrätherisch. Der Präsident droht dem Angeklagten das Wort zu entziehen, wenn er in dieser Weise zu sprechen fortfährt. k Naumo- micz erörtert sodann, wie in seiner Vertheidigung die Gründe feiner Theilnahme an der Hniliczki-Affaire; er wollte angeblich nur gegen die Jesuiten auftrelen und Rom darauf aufmerksam machen, weil die Jesuiten d>e Urheber allen Unglücks seien. Paris, Donnerstag, 6. Juli, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer wurde die Negierung abermals über dir ägyptische Krage interpellirt. Der Deputiere Lockroy richtete eine Anfrage an den Mlnisterp,äsidenten de Frrycinet betreffs der über militärische Vorbereitungen umlaufenden Gerüchte und verlangte namentlich Auskunft darüber, ob die Regie rung eine Intervention Frankreich» in Aegypten auf Grund eine» Mandate» der Conferenz vorau»fehe, oder ob Frankreich eine isolirte Action vornehmen solle. — Der Ministerpräfident de Frrycinet erwiderte, der Marineminister sei mit gewissen Vordereitung»- maßregeln vorgegangen; dieselben gingen aber nicht über nothwendige Vorsichtsmaßregeln hinaus. Wenn eine Intervention Frankreichs eintreten sollte, wa» man indeß nicht bejahen, noch auch nur vorou-sehen könne, würde da» nicht ohne vorgängige Zustimmung der Kammern geschehen. Frankreich verfolge eine Politik dcr Klugheit und müsse deshalb stark und für jede Eventualität bereit sein. Die Kammer nahm die Erklärung des Mi nisterpräsidenten mit Zustimmung auf. London, Donnerstag, 8. Juli, Nachts. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung drS Unterhauses erfolgte zunächst die Beantwortung der gestrigen Interpellation Bourke'S, ob die Negierung einen Credit für militärische Operationen in Aegypten zu fordern beabsichtige. Der Premier Gladstone erklärte, e» sei nicht die Absicht der Regierung, einen Eredit für Kriegs- operationen in Aegypten zu fordern, da gegenwärtig dort kein Zustand vorhanden fei, der eine solche Maß regel bedinge. Sollte ein solcher Zustand eintreten, so halte e» die Regierung für ihre Pflicht, das Hau» unverzüglich zu benachrichtigen. In den Verhältnissen in Alexandrien fei keinerlei Aenderung eingetreten. DaS Unterbau- beschloß im Fortgänge der Sitzung mit 283 gegen 208 Stimmen, in dir Sprcialdebatte der Pachtrückstandsbill rinzutreten. Loudon, Freitag, 7. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Krirgsamt bestellte 6000 Kuß abes sinische Brunnenröhren und 40 Tauchrrapparate zur Verwendung in Aegypten. 2 Kußregimeuter gehen morgen nach Gibral tar ab Ein Telegramm der „TimeS" meldet auS Alexandrien von gestern: Der Garuisoncom- Mandant versicherte dem Admiral Seymour schrift lich, daß die angeblichen feindseligen Handlungen nicht unternommen worden seien, noch stattfindev würden. Die Versicherung schließt mit Berufung an dir wohlbekannte Humanität deS AdmiralS. Dir „Daily News" berichten aus Alrxandrien von gestern, daß die Arbeiten an den BefrstigungS- werkrn eingestellt würden, wahrscheinlich infolge Befehls drS SultanS. Der Admiral Seymour theilte darauf dem Commanbanten wiederholt mit, daß er jeder Wiederaufnahme der Arbeiten nach drücklich entgegrutrrteu würde. Konstantinopel» Freitag, 7. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dir Couferenz ist gestrrn übrr die Korm der Einladung an dir Pforte zur Intervention in Aegypten schlüssig grwordrv. ES herrscht allseitiges Einverständniß. Dir Ein ladung rvthält die Bedingungen der Aufrechter haltung deS stutus quo unts und der internatio nalen Verpflichtungen und setzt eine beschränkte OccupatiouSdaurr voraus. Dresden, 7. Juli. Bon großer Tragweite für die Wehrkraft Oester reich-Ungarn» sind die in den jüngsten gemein samen Ministcrconferenzen gefaßten Beschlüsse bezüglich der Neuorganisation deS Jnfanterietruppen- körper». Unter den geplanten Reformen verdienen namentlich drei Hauptpunkte Beachtung. Zunächst han delt es sich um die Herstellung eine» mobilen Trup ¬ penkörper». Diese» Ziel hofft man dadurch zu er reichen, daß die Zahl der Jnfanterieregimenter, welche bi» jetzt 80 zu je 5 Bataillonen betrug, und die Zahl der correfpondirenden 80 Ergänzung-bezirke auf 102 Regimenter und 102 ErgänzungSbezirke erhöht wird. Da jede» der neu zu formirenden Regimenter 4 Ba taillone hat, so wird die Gesammlzahl der Jnfanterie- bataillone 408 betragen, wa» somit eine Erhöhung um 8 Jnfanteriebataillone bedeuten würde. Diese Er höhung wird jedoch dadurch erfolgen, daß 8 Jäger bataillone in Jnfanteriebataillone umgewandelt werden. Jede» Linienlnfanterieregiment soll nun in der Regel mit 4 Bataillonen in seinem Ergänzungsbezirke gar- nisoniren, doch werden eventuell 3 Bataillone al» Garnison für größere Städte oder ein auf hohen Stand gebrachtes Bataillon al- Besatzung in Bosnien, der Herzegowina und Dalmatien Verwendung finden. Bevor bas mobile Baiaillon den ErgänzungSbezirt verläßt, wird e» au» den FriedenSmannschaslSbeständen der anderen, in der Heimath bleibenden 3 Bataillone demselben Regiment» auf den erhöhten Stand gebracht. Aus diese Weise hofft man, jeder Zeit mobile Trup penkörper zu Actionen, welche nicht die Wehrkraft der ganzen Monarchie erfordern, aufstellen zu können. Um die durch die Detachirung deS mobilisirten Bataillon» bei den im Ergänzungsbezirk entstandenen Lücken auS- süllen zu können, wird — und dies ist der zweite Hauptpunkt, der eine besondere Wichtigkeit beansprucht — beabsichtigt, die Ersatzreserve zum activen Dienst im Frieden zu verwenden. Die Ersatzreserve, welche gegenwärtig für beide Reich-Hälften 9541 Mann, also für 3 Jahre 28641 Mann beträgt, soll demnach in jedem Armeecorpsbezirk vollständig zur Dienstleistung herangezogen werden können, wenn aus demselben ein oder mehrere Bataillone mobilisirt werden. Als dritter Hauptpunkt der beabsichtigten Reform erscheint die territoriale Organisation, der zufolge da- ge- sammte Gebiet der Monarchie, mit Ausnahme von Dalmatien, in 15 Territorialarmeecorpsbezirke einge- theilt werden soll. Diese Art der Dislocation der Wehrkräfte ist gleichfalls schon seit langer Zeit in Aussicht genommen. Militärische Gründe der aller- r ichtigsten Art sprechen sür diese Neuerung, in der nach unserer Auffassung da- Hauptmoment der ge planten Reformen zu suchen ist. Maßgebend hierbei war in erster Linie die Rücksicht auf die Schlagfertig keit der Armee, die sich in demselben Maße erhöht, wie die Mnbilisirung erleichtert wird. Die Schaffung territorialer ArmeecorpSbezirke und die Ausrüstung derselben mit allen Tiuppengattungen sammt dem er forderlichen Krieg-materiale aber ist die nolhwendige Vorbedingung einer präcisen und schnellen Mobili- sirung. Die großen mititärlfchen Erfolge, die Preußen m seinen letzten Kriegen davongetragen hat, sind zum großen Theile dem militärischen Territorialsystem zu zuschreiben, welche- die Beschleunigung der Mobilrsi- rung in einer di-her kaum sür möglich gehaltenen Weise gestattete. Die endliche Einführung der Terri torialsysteme auch in Oesterreich-Ungarn ist nur eine Beherzigung der Lehren der neuern Kriegsgeschichte. Die für die österreichlsch-ungarifche Armee in Aus sicht genommenen Maßregeln werden als durchaus nolhwendig erkannt und finden bei den Sachverstän digen lebhafte Billigung. DaS „Fremdenblatt weist nach, daß die angeregte Reform keineswegs als ein Abweichen von den Principien der bisherigen HeereSorganifation, sondern als eine Weiterentwickelung derselben betrachtet werden muß, und sagt: „Die Re form hängt mit der Occupation Bosniens nur inso fern zusammen, als der OccupationSseldzug im Jahre 1878 und die Bekämpfung der Jnsurrection in diesem Jahre aufs Neue die schon früher erkannte Noth wendigkeit demonstrirten, sür kleinere militärische Actionen, ohne die Orärs äs bataillo zu zerreißen und ohne die Reserven heranzuziehen, ein mobile» Eorp- zu schaffen. Der erste Gedanke zu der Reform, die jetzt zur Ausführung kommen soll, datirt schon au» dem Jahre 1869, wo e» sich bei dem Jnsurrec- t on»feldzuge in der Kriwoschje zeigte, daß die damal» kaum in» Leben getretene neue Armeeorganisation be. einer partiellen Mobilisirung mit manchen Unzukömm lichkeiten verknüpft sei. Die Orärs äs bataills um faßt die gesammte Wehrkraft der Monarchie. Einzelne Truppenkörper lasfen sich also, will man die Orärs äs bataills nicht stören, nicht mobilisiren, ohne Reserven und Landwehr heranzuziehen. Da» machte sich, wie gesagt, zum ersten Male in unangenehmer Weise im Jahre 1869 fühlbar, und seit jener Zeit beschäftigen sich unsere leitenden militärischen Kreise damit, eine Form zu finden, unter der es möglich sei, ohne die Orärs äs bataill« zu tangiren und ohne die Reserven heranzuziehen, ein sür alle Fälle mobile» Eoip» zu bild'N.- — In Ungarn hat der Plan zur Armee- resorm allerwärtS den besten Eindruck hervorg, bracht. DaS Buda-Pester Blatt „Ellenör- stellt die Vor züge der neuen Organisation in do» günstigste Licht und betont ganz besonders die Vorzüge der aufzu- stellenden „mobilen- 4. Jnfanteriebataillone. Man kann der österreichisch-ungarischen Regierung nur wünschen, daß die in ihren Hauptumrissen oben skizzirte Maßregel auch bei den gesetzgebenden Körper schaften beider Reich-Hälften dasjenige Entgegenkommen findet, welches die Rücksichtnahme auf die äußere Machtstellung der Monarchie erfordert. Leider scheint diese- jedoch nicht der Fall zu sein, denn die Oppo- sitlon-presse sucht bereits den Entwurf nach den ver schiedensten Richtungen hin zu dl-creditiren, und wie jede Reform in Oesterreich, wird auch diese Maßregel wesentlich dazu dienen, aufs Neue da- Parleigezänk zu fördern. Einer der Punkte de» Entwurf», die Einberufung der Ersatzrej rve zum Frleden»d>enste, macht eine Aenderung de» Wehrgesetzes nothwendig. Hoffentlich werden sich die Delegationen zu dieser von der Oppositlonspresse bereits zu einer „BersassungS- verletzung- ausgrbaujchten Maßregel entschließen. Ein anderer von den liberalen Blättern in übertriebener Weise gegen den Entwurf gerichteter Vorwurf ist derjenige der Kostspieligkeit, dessen Uebertreibung schon hinrei chend kenntlich wird, wenn man erfährt, daß zur Durchführung der Reform im Ganzen 600000 Gulden von den Delegationen vcrlangt werden sollen; jeden falls eine sehr geringe Summe, wenn et sich um die Erhöhung der Wehrkiäftigkeit eine- zum Theil auf dem unsichern Boden de- Osten» errichteten Reiche» in einer Zeit handelt, in welcher sich die staatlichen Bil dungen der Nachbarländer noch keineswegs confolidirt haben und in welcher Oesterreich in die Lage gedrängt werden kann, im Interesse der Erhaltung de» euro päischen Friedens im entscheidenden Augenblicke die Waffen zu zeigen. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Juli. Se. Excellcnz der Hr. StaatS- Minister v Nostitz-Wallwitz hat sich in Urlaub nach Sohland begeben. Dresden, 7. Juli. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für da- Königreich Sachsen ist da- 6. Stück deS Jahre» 1882 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 44) Verordnung vom 13. Mai d. I. zu weiterer Ausführung de» Reichi- gesetzeS vom 23. Juni 1880, die Abwehr und Unter drückung von Viehseuchen betreffend; Nr. 45) Bekannt machung vom 19. Mai d. I., die Anleihe der Stadt Wurzen (300000 M.) betreffend (abgedruckt in Nr. 12l des „DreSdn. Journ.); Nr. 46) Verordnung vom 22. Mai d. I., einige Abänderungen und Ergänzungen der Ausführungsverordnung zu dem Gesetze über die Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Dresden, 7. Juli. Wie wir vernehmen, ist zum Nachfolger dr» verstorbenen geh. Hofrath» vr. Hettner m dessen Aemtern al» Director der Antikensammlung und deS Museum» der GypSab- güsse, sowie al» Professor der Kunstgeschichte an der Akademie der Künste und am Polytechnikum der zeitherige Directorialassistent am königl. Antiqua rium und Privatdocent der Archäologie an der Uni versität zu Berlin, vr. Georg Treu, ernannt worden und wird Anfang October in diese Stellungen ein- treten. Derselbe ist im Jahre 1843 in St. Petersburg au» einer Familie geboren, welche väterlicherseits ou ten deutschen Ostseeprovinzen Rußland-, mütterlichcr- eit» aus Sachsen stammt, und hat seine Studien haupt- ächlich in Berlin gemacht, wo er unter Friederich- antike, unter Waagen moderne Kunstgeschichte betrieb. Er ver vollständigte seine Ausbildung in München und in den Kunstsammlungen Dresden-, namentlich aber in Rom, wo er von 1865 bi- 1866 ein Jahr lang mit Mu- seumSstudien beschäftigt war und m engstem Verkehre mit jenem strebsamen Kreise stand, dem die Archäolo gen und Kunsthistoriker Henzen, Helbig, Benndorf, Schöne, Kekuls, v. Zahn, die Maler Große, Preller u. A. angehörtrn. Au» Rom wurde er an die karserl. Eremitage in St. Petersburg berufen, an welcher er bi» zum Jahr« 1873 al» Assistent bei der Abtheilung für antike Kunst thätig war, während er zugleich, von 1871 an, da» Amt eine« Eusto» an dem Antckencabinet der Akademie der Wissenschaften bekleidete. In dieser Stellung gab er ein Schriftchen „üb.r die ägyptische Sammlung der Eremitage, mit Bezugnahme auf die Todtengebräuche der alten Aegypter", sowie, al» Ehren mitglied der Kunstakademie, einen wissenschaftlichen Katalog über die antiken und modernen Skulpturen de» Museum» dieser Anstali herau». Aber die Sehnsucht, wieder in engere Verbindung mit dem wissenschaftlichen Leben Deutschland» zu kom men, zog ihn dahin zurück, und er war im Begriff, sich in Göttingen zu habilitiren, al» er auf Schöne'» Veranlassung seine jetzige Stelle al» Assistent de» Professors vr. Ernst Eurtiu» erhielt. Zugleich habiti- tirte er sich an der Berliner Universität. Au» diesen ersten Jahren in Deutschland stammen einige scharf sinnige Abhandlungen über die Skeletidarstellungen bei den Alten, über griechische Thongesäße in Sta tuetten- und Büstenform und über ein Terracottagefäß in Gestalt der Aphrodite Anadyomene. Al» dann auf Kosten de» Reich» unter Ernst Eurtiu»' Oberleitung die Ausgrabungen in Olympia begannen, nahm diese Unternehmung sein ganze» Interesse in Anspruch und die orientirenden Artikel, welche er über dieselbe in der „National-Zeitung- und im Londoner „Athenäum- veröffentlichte, wurden die Veranlassung, daß, nachdem vr. Hirschfeld die unmittelbare archäologische Leitung der Arbeiten in Olympia niedergelegt hatte, ihm die selbe übertragen wurde. Seitdem ist er iu den wei testen Kreisen durch die anschaulichen und präcisen Be richte bekannt geworden, welche er in den Jahren 1877 bi» 1881 von Olympia au» nach Deutschland sandte; bei seinen Fachqenossen aber errang er ein hohe» und berechtigte» Ansehen durch feine Arbeit über den in Olympia gefundenen Hermes mit dem Dionysos- knaben, den er gegen vr. Hirschfeld siegreich als ein eigenhändige» Werk de» Praxiteles nachwie», und durch feinen Antheil an dem wissenschaftlichen Werke über die Aukgrabungen. ES gelang ihm, die beiden Giebelgruppen vom ZeuStempel und 11 Metopen (von 12), sowie die Giebelgruppe vom Schatzhause der Megareer zu reconstruiren, und er hatte die Genug- thuung, in seinen Hypothesen fast überall durch spätere Funde bestätigt zu werden. Er schloß seine Thärigkeit in Olympia, indem er die schwierigen Ver handlungen mit Griechenland wegen der Ueberlassung der gefundenen Doubletten au Deutschland zu einem glücklichen Ende führte, wird dem ganzen Unternehmen aber noch insoweit verbunden bleiben, als er für das in der Vorbereitung begriffene abschließende Olympia werk die Bearbeitung der Sculpluren übernommen hat. Außer den erwähnten Schriften hat er während seine» Aufenthalts in Griechenland in den „Mittheilungen de» archäologischen Institut» in Athen- noch eine höchst bemerkenSwerthe Abhandlung über Fragmente au» den Giebelgruppen zu Tegra veröffentlicht. Er ist ihm gelungen, diese Stücke, namentlich zwei JünglingSköpfe und einen Eberkopf, nachdem über dieselben bisher nur unsichere Vermuthungen in der Richtung auf Skopa» g äußert waren, al» eine Arbeit dieser großen, neben Praxiteles und Lysippo» stehenden Meisters, von wel chem bisher weder ein Orig nal, noch eine Eopie nach zuweisen war, mit Bestimmtheit darzuthun. Ist der Genannte hiernach als Schriftsteller, von dem St. Petersburger Kataloge abgesehen, bisher nur aus dem Gebiete der antiken Kunst thätig gewesen, so ha« er dagegen in seinen Lehrvortiägen auch die neuere Kunstgeschichte behandelt, und zwar an der königl. Kunstschule in Berlin, wo er da» ganze Gebiet der Kunst zu vertreten hatte. An der Universität wie an der Kunstschule hat er sich den Ruf eine» höchst anregen den Lehrer» erworben. Kunstausstellung. DaS vorzügliche Gennbild „Die Kartenspieler- von Ed. Grützner in München hat seit einiger Zeit wieder das Interesse für diese Bitdergattung der Aus stellung angeregt. Gegenständlich und technisch betrach tet ist diese Arbeit, wo nicht die einzige, so doch die passendste zum Ankauf für eine Sammlung. In einem AlpenwirthShauS bei einem Trunk Bier spielt ein bayerscher Wildmeister, eine echt bujoarische Helden gestalt, wie auS der Vorzeit der germaii'schen Ui Wälder auferstanden, mit einem Geistlichen Karte. E» schauen verschiedene Augen berathend in die Karten seine» Gegners, doch der glückliche Ricke, dessen Schultern da» Reich de» Authari» stützen könnten, hat alle Trümpfe in der Hand und sieht mit ruhigem, jovialem Siege», bewußtsein lächelnd zum Widrrpart hinüber. Für die Gruppe de» Letzter« hat der Maler aller dings keine so frappanten, charakteristifch fistelnden Köpfe gewählt, als sie sich an Ort und Stelle wohl finden ließen. Es ist das Mittelgut von Dutzendge- sichtern, daS alte Bekannte vmführt, denen Jeder oft mals im Leben begegnet ist Doch ihre Darstellung ist von unübertrefflicher Natürlichkeit. Der Brennpunkt, welcher Alle» erwärmt und zu einem Meisterwerke macht, liegt in dem Wildmeister, dem Sepp Eichhubee aus der Jachenau. Da» begabige,