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gemeinde in das Stimmregister eingeschrieben und zur Wahl zugelaffeu werde, wenn in derselben sich zugleich sein wirklicher Wohnsitz befinde!. Die weiteren An träge der CommissionSmehrheit dagegen, nämlich Neu- eintheilung der tessiner Wahlkreise, Ausdruck de» Be dauern» gegenüber der Haltung der tessiner Regie rung und Einleitung einer strafrechtlichen Untersuchung gegen die unbefugten Wähler, wurden verworfen. In einem Artikel, welchen der „Bund* der „Lösung der tessiner Wahlfrage* widmet, heißt e»: „ Da» Parlament war in seiner Entschließung über die vorliegende Frage souverän und hatte unzweifelhaft da» Recht, den Candivaten al» gewählt zu erklären, der al» solcher au» der Abstimmung hervorgegangen war, d. h. da» absolute Mehr der stimmberechtigten Wähler auf sich vereinigt hatte, ganz abgesehen davon, ob die Proclama- tion seiner Wahl durch die bezügliche CantonSregierung erfolgt war, oder nicht. Diese Befugniß muß der parla mentarischen Controlbehörde eingeräumt werden. Wollte man letztere in die bloseu Competenzen eine» CassationS- hofe- einzwängen, so könnte einerseits die Renitenz einer Lantoniregierung der Willensäußerung der Mehrheit durch die Berweigerung der Proclamirung eine Folge geben; andererseits wäre e» der unberechtigten Ein mischung einer Truppe von Wahlknechten möglich ge macht, jede Wahl zu verhindern, indem immer wieder Ungesetzlichkeiten hinemgeschmuggelt würden. Einer ernstlichem Erwägung bedurfte aber die Frage, ob der Beweis dafür erbracht sei, daß die Herren Battagtini und BernaSconi wirklich gewählt waren. Mit mathe matischer Sicherheit war diese Thatsache nicht zu er härten. Daher erhoben sich gegen die Annahme der Vorschläge der CommissionSmehrheit Bedenken und Einwendungen formeller Natur, die in der Cassation das einzig correcte Borgehen suchten, wenn man nicht durch einen Lompromlß und Amnestie die ganze An gelegenheit in vcrsöh lend-m Sinne für beide Parteien erledigen konnte. Die Ultramontanen hatten, um die liberale Mehrheit des 40. Wahlkreise- zu erdrücken, im 41. Wahlkreise Leute angeworben, sie nach den nächstgelegenen Gemeinden de- erstern geführt, ins Stimmregister einschreiben lassen, ihnen Obdach ver schafft und Bezahlung auSgefolgt, damit sie für Ma- gatti und Spinelli stimmten. Um aber den Zweck nicht etwa zu verfehlen, übergab man ihnen die mit diesen Namen überschriebenen Stimmzettel und traf wirk samste Borsorge, daß die Krumir» ihrer Mission und ihrem Auftrage nachlebten. Ein Nationalrathsmit- glied hat die- augenfällig gezeigt, indem e» dem Rathe die Stimmzettel der Gemeinde Cadro, welche je zu Bündchen von 14 bis 23 offenbar die gleiche Handschrift vrrriethen, vorgewiesen. Man darf Nicht übersehen, daß nach dem Berichte der Subcommission und insbesondere nach den Ausfüh rungen diese» Abgeordneten einzig die KrumirS den Ausschlag gegeben, und daß solche auf liberaler Seite nicht gestimmt hatten Ist e» statthaft, Eindringlinge, die ganz unberechtigter Weise an einer Wahl Theil nahmen, nach ihrer Stimmabgabe zu fragen, oder die letztere al- bekannt in Rechnung zu ziehen und den Landidaten abzuzählen, welchen sie dienen sollte? Genügt dem Parlamente die aus der Actenlage ge schöpfte, wohlbegründete Ueberzeugung, um auf Grund derselben daS wirkliche Wahlresultat sestzustellen? Der Nationalrath hat diese Fragen bejaht, nachdem sie in langer DiScussion eingehend erörtert worden waren, und wir können deshalb die Lösung heute entgegen nehmen, ohne ihr einen Lommentar beizufügen. Mit welcher Spannung daS Schweizervolk dem Verlaufe der Verhandlungen folgte und den AuSgang der Ange legenheit erwartete, beweist die Thatsache, daß die Tribünen des NationalratheS am Tage der Abstimmung die herdeigeströmten Zuhörer nicht alle zu fassen ver mochten. Dadurch, wie durch die erregte Stimmung im Rathe wird vollkommen klar gelegt, daß eS sich nicht darum handelte, 2 liberalen Deputieren den Weg in die Kammer zu ebnen, sondern darum, der unter drückten, von ihren Gegnern durch ein gesetzwidrige- Wahlmanöver vergewaltigten Mehrheit der Wähler im 40. Wahlkreise zu ihrem Rechte zu verhelfen. Die Ultramontanen Tessin- sind nicht im Mindesten gewillt, die auf ihrer Seite begangenen Fehler einzu gestehen. Vielmehr ergeht sich ihre Presse in den hef tigsten Schmähungen de- Bericht- der Subcommission, ohne nur den Versuch zu wagen, dessen Darstellung de- Sachverhalts zu berichtigen. Ihr genügt eS, die Umtriebe ihrer Partei aufgedeckt zu sehen, um in un geziemendster Weise die eidgenössischen Lommissare zu verunglimpfen, wie sie die- allen BundeScommissaren, so seiner Zeil den Herren Bavier, jetzigem Bundes- Präsidenten, BundeSrichter Olgiati und Ständerath Peterelli gegenüber gethan hat, und die grund- und haltlosesten Anschuldigungen aufzuthürmen. Unter sol chen Umständen konnten die Liberalen TesfinS an keine ernst gemeinten LonciliationSvorschläge glauben, noch weniger auf ein billiges Entgegenkommen rechnen. Der „Dovere* zeichnete die Stimmung mit den leiden schaftlichen Worten: „„Versöhnung in Bern, den Dolch in Locarno, da- Blei in Stabio.** Sie wollten die streng rechtliche Lösung der Frage, da sie von ihrem Wahlsiege überzeugt waren. E» ist im Interesse de» Lande» zu wünschen, daß dem Sottocenere, der in den von der Natur so verschwenderisch auSgestatteten Be zirken von Lugano und Mendrisio die Felsenburg de» tessiner Liberalismus birgt, die radicale Bertretung in der Bundesversammlung verbleibe.* Ob man unter diesen Umständen bereit» von einer „Lösung der tessiner Wahlfrage* reden kann, wie die» daS eben crtirte, dem BundeSrathe nahestehende Organ thut, möchten wir doch bezweifeln. Der neueste Be schluß deSNationalrathS wird schwerlich dazu beitragen, die erhitzten Gemüther in dem ewig unruhigen Lanton Tessin zu besänftigen. Im Gegentheil, man wird wohl bald wieder von neuem Hader und Zwist hören. Auch daS ultramontane „Vaterland* in Luzern hat seine Stimme bereit- dahin vernehmen lassen: „Die letzten gewichtigen Entscheide der Bundesversammlung bilden für die katholische Mmderhcit der Schweiz einen Wende punkt der Politik. Zu lange schon währte unsere Lang- muth; jetzt gilt e», zu handeln. Wer Frieden will, rüste zum Kriege.* Borläufig wird wohl kein anderer Krieg gemernt sein, al- der mit der Fever. Der Be schluß de» Nationalrath- ist zwar rin erklärlicher, da die Mehrheit desselben fürchtete, bei einer Neuwahl würden die Ultramontanen abermals den Sieg errin gen; dessenungeachtet ist er ein nicht zu rechtfertigen der und zu beklagender. Er ist ein Parteientscheid, und da» schickt sich nicht für ein Parlament und kann keine guten Früchte bringen. — Auch in liberalen Kreisen erheben sich gegen die Entschließung des Na- tionalraths in Betreff der GiltigkertSerklärung und Cassirung der tessiner Wahlen schwere Bedenken. Lie „Neue Züricher Zeitung* z. B. sagt: „Die Partei- biSciplm der Linken hat unser- Erachtens einen grö ßern Sieg davon getragen, al- Recht und politische Klugheit. Wohl nur Parteirücksichten ist eS zuzu schreiben, daß eine Reihe von Vertretern, die im An fang der Debatten die Proclamirung Berna-coni'S und Battaglini'S, der liberalen Landidaten, als rechtlich durchaus unzulässig erklärt haben, auf einmal alle und jede Scrupel beseitigten und dem Anträge, diese al- Gewählte zu betrachten, zustlmmten. Im Canton Zürich, so hnß e», müßte ein solcher Wahlact cassirt werden — gegenüber Tessin scheint ein andere» Recht zu gel ten Freilich, welche Folgen für die Zukunft dieses GebietStheileS wie für diejenigen unser- Lander dieser Beschluß des NationalratHS haben wird, kann zur Stunde nicht ermessen werden. So viel ist sicher, daß die hellauf lodernden Flammen der Parteileidenschaft im Tessin durch denselben nicht daniedergehalten wer den, und daß die geschlagene conservative Partei im 40. Wahlkreise wohl Alles daransetzen wird, beim nächsten Wahlakt da» Terrain, das sie heute verloren hat, wieder voll und ganz zu gewinnen.* Lagesgeschichte. * Berlin, 3. Juli. Die Gerüchte von einer be vorstehenden Zusammenkunft zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser von Oesterreich im nächsten Monat sind nach verlässigen Erkundigungen der „K. Ztg.* nicht ohne Anhalt. Indessen wird sich die Begrüßung der beiden Monarchen anläßlich deS Aufenthalts unser» Kaisers in Gastein genau so ge stalten wie in früheren Jahren. Ob die Begrüßung in Gastein stattfindet, oder ob Kaiser Wilhelm dem österreichischen Kaiserhofe in Ischl einen Besuch ab statten wird, darüber sind Entscheidungen noch nicht getroffen. Jedenfalls habe diese Kaiserzusammenkunft keinen politischen Zweck, und keiner der beiden Souve räne werde von einem Minister begleitet sein. Das Eintreffen des Fürsten BiSmarck in Gastein ist für einen Zeitpunkt m Aussicht genommen, zu welchem der Kaiser seine dortige Badekur bereits beendet haben wird. — Die Kaiserin ertheilte vorgestern rm Schlosse zu Coblenz dem außerordentlichen Abgesandten des Sultans, Flügeladjutanten General Drygalski Pascha, und seinem Begleiter Kiasim Bey, viertem Secretär des Sultans, eine Audienz und nahm aus den Händen des Erstern ein Handschreiben des Sultans entgegen. Die Herren der außerordentlichen Gesandtschaft haben der Kaiserin ein arabische» Ponygespann al» Geschenk de» Sultan» überbracht, welches in Berlin zurück geblieben ist. — Der heutige „St.-Anz.* meldet, daß Se. Majestät der König dem seitherigen Finanzminister Bitter, unter Belassung der Titel» und Range» eine» Staat»minister», die nachgesuchte Dienstentlassung er- theilt und den rothen Adlerorden I. Klaffe mit Eichen laub verliehen, sowie den Staatssekretär de» R«ichS- schatzamt», wirkt. Geh. Rath Scholz zum StaatS- und Finanzminister ernannt hat — Zur Ausfüh rung der Bestimmungen im Artikel 3 Absatz 1 deS kirchenpolitischen Gesetze» vom 31. Mm 1882 hat der Minister der geistlichen Angelegenheiten an die be- »heiligten Provinzialbehörden die nachstehenden Bei fügungen erlassen: - Berlin, den 29. Juni 1882. Da- Gesetz vom 81. N-ai >882, betreffend Abänderungen der trrchenpolitischen Besetze (B -S. S- 80b), bestimmt im Ar tikel 8 Absatz 1, daß von Ablegung der im § 4 de» Ersehe- vom 1t Mai 1873 (B.-S. S. 191) vorgejchriebenen wissen schaftlichen Staatsprüfung diejenigen Tandidaten befreit find, welche durch Vorlegung von Zeugnissen den Nachwei» führen, daß sie die Entlaffung-prüsung auf einem deutschen Gymnasium abgelegt, sowie da» im Artikel 3 Absatz I näher bezeichne«» 8 jährige theologische Studium zurückgelegt und während diese» Studium» Vorlesungen aus dem Gebiete der Philosophie, Beschichte und deutschen Literatur mit Fleiß ge hört haben. Zur Autsührung dieser Bestimmungen setze ich hierdurch fest, daß die vorstehend gedachten Zeugnisse dem zuständigen königl Oberpräsidenten, in den hohenzollernjchrn Landen dem königl Regierungspräsidenten in Sigmaringen, einzureichen find. Zuständig ist der königl. Oberpräsident derjenigen Pro vinz, in welcher der Brtreffende als geistlicher angestelli zu werden wünscht oder in welcher die zuletzt von ihm besuchte Universität oder da» zuletzt von ihm besuchte kirchliche Seminar (Artikel 8 Absatz 1) gelegen ist Die Zeugnisse darüber, daß der Betreffende während des 3jährigen theologischen Studiums Vorlesungen aus dem Ge biete der Philosophie, Beschichte und deutschen Literatur mit Fleiß gehört hat, werden, wie ich vorbehältlich weiterer Rege lung hinsichtlich der kirchlichen Seminare (Artikel 3 Absatz 1), durch die abschriftlich beifolgende Versügung an die betheiligten Facultäten angeordnet habe, in der Regel von dem Universilätt- lehrer ausgestellt und von dem Decan der philosophischen Facultät beglaubigt oder von dem Letzteren selbst aus Grund einer Bescheinigung de» Universitätslehrer» auSgesertigt werden. Hierdurch ist >edoch, insbesondere für Diejenigen, welche eine außerhalb Preußen» gelegene deutsche Universität besucht haben, nicht ausgeschlossen, daß der durch die fraglichen Zeug nisse zu lührende Nachweis auch durch andere urkundliche Be läge erbracht werden kann. Sobald hiernach der im Artikel 8 Absatz 1 des Besetze» vom 31. Mai I8«2 erforderte Nachweis geführt ist, wird dem Betheiligten von dem königl Oberpräsidenten, in den hohen- zollernschen Landen von dem königl Regierungspräsidenten zu Sigmaringen, unter Siegel und Unterschrift ein stempel freies Attest solgenden Inhalt» ertheilt: Bus Grund de» Artikels 3 Absatz 1 des Besetze- vom 81. Mai 1882 (B-S. S 307) wird hierdurch bescheinigt, daß H. 8. von Ablegung der im 8 4 des Besetzet vom 1t. Mai t873 (B.-S. S. 191) vorgeschriebenen wissenschaftlichen Staatsprüfung besreit ist. Die zuständigen evangelisch-kirchlichen und katholisch-kirch lichen Behörden sind von mir mit der erforderlichen Nachricht versehen. v. Goßler. An die königl. Herren Oberpräsidenten und den königl. Hrn. Regierung-Präsidenten zu Siegmaringen. Berlin, den 29. Juni 1882. Das Gesetz vom 31. Mai 1882, betreffend Abänderungen der kirchenpolttischen Besetze (B-S. S. 307), bestimmt im Artikel 3 Absatz 1 Folgendes: Bon Ablegung der im 8 4 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 (G.-S. S 19l) vorgeschriebenen wissenschaftlichen Staatiprüsungen sind diejenigen Tandidaten besreit, welche durch Vorlegung von Zeugnissen den Nachweis sühren, daß sie die Entlaffungsprüfung auf einem deutschen Gymnasium abgelegt, sowie rin dreijährige» theologisches Studium aus einer deutschen Universität oder aus einem in Preußen be stehenden kirchlichen Seminare, hinsichtlich dessen die gesetz lichen Voraussetzungen für den Ersatz de« UniversitätS- stubium» durch da» Studium aus diesem Seminar erfüllt sind, zurückgelegt und während diese» Studium» Vorlesungen au» dem Gebiete der Philojophie, Beschichte und deutschen Literatur mit Fleiß gehört haben. Zur Ausführung dieser Bestimmungen setze ich, soweit e» sich um da« Studium aus der Universität handelt, hitrdorch fest, daß die vorgedachten Zeugnisse über das fleißige Hören von Vorlesungen aus dem Gebiete der Philojophie, Beschichte und deutschen Literatur in der Regel von dem betreffenden Uni versitätslehrer, unter näherer Bezeichnung deS Gegenstände- der Vorlesung, auszustellen uud von dem Herrn Decan der philo sophischen Facultät zu beglaubigen oder von dem Letzteren selbst auf Grund einer Bescheinigung de» Universitätslehrers auSzu- sertigen sind. Hierdurch ist jedoch, wie ich bemerke, nicht ausgeschlossen, daß der durch die fraglichen Zeugnisse zu sührendr Nachweis auch durch andere urkundliche Beläge erbracht werden kann. Die philosophischen Facultäten wollen hiernach das weiter Ersorderliche gefälligst veranlassen. v. Goßler. An die philosophischen Facultäten der königl. Universitäten, der königl. Akademie zu Mün ster und de» l^osilm Üe-»iLuum zu Braun-- berg. Knast. In der jetzt in Pari» eröffneten Aus stellung „sovois äo Roms« befinden sich, wie eine Lorrefpoodenz der „V. Ztg.* mittheilt, interessante Einzelheiten: Von Laloux, einem der gründlichsten Kenner de» alten Rom-, ist noch ein andere» Pracht- blatt, der Plafond in dem Palazzo-jFarnese in Rom mit dem Wappen deS Cardinal» „Duartes FarnesiuS*, und von Nenot der „JemenoS Apollo'»* (Delo»), sowohl in seinen jetzigen Trümmern, al» in feiner ursprünglichen wunderbaren Herrlichkeit, bei welchen archäologischen Studien Nenot die Aus grabungen Homolle'» zu Grunde gelegt hat. Auch »st von ihm eine Aquarelle des jetzigen Delos bei gegeben, welche uns daSfilbe nur als eine öde Wüstenei schildert im Gegensätze zu seinem frühem Volk»- und kunstreichen Glanze. Nichts davon ist übrig geblieben, al» kahle, spärlich grünende Berg rücken und da» blaue Meer, welche» im „Heiligen Hafen seine Wogen an die menschenleere Küste wälzt. — An Bildwerken sandte die Villa Medici eine Marmorgruppe von Lordonier, „Der Frühling*, ein junge» Mädchen mit Blumen in den Händen, wel che» dem Gelispel eines lächelnden Genius lauscht, eine meisterhaft durchgeführte Marmorarbeit von dich terischer Empfindung; eine GypSgruppe von Fagel, die Enthauptung des heil. Denis, Bischofs von Pari»; „Der Torso deS Belvedere', Marmorcopie von Peynot; von demselben eine Gruppe in Gyps, „l'abaoäollnäo", eine Mutter mit ihrem Kinde an «iuem Baumstamme liegend, vor aller Welt „vrr- lassen*, hinsterbend in Roth und Verfchmachtung, eine moderne Hagar; und ein großes Wachsmedaillon von Bottön, Apoll und Marsha». Dir Gestalt de» knien ¬ den Bischofs, welcher in aller Gottergebenheit mit ge falteten Händen und inbrünstigem Gebete den Todes streich erwartet, ist eine vorzügliche Gestalt von reli giöser und künstlerischer Weihe, und zugleich von an spruchlosester Natürlichkeit ohne jedes bühnenhafte Pa thos; ein Musterbild christlichen Märtyrerthums. * Am 29. Juni fand im Wagnertheater zu Bayreuth eine Gesammtprobe aller Decorationen de» „Parsifal* Statt. Dieser erste scenische Versuch dauerte — halbstündige Pausen zwischen den einzelnen Acten mitgerechnet — von Nachmittag 4 Uhr bis gegen 8 Uhr. Bei der sogenannten VerwandlungS- oder rich tiger Wandeldecoration im ersten Acte griff sogar schon die Musik als Schwesterkunft helfend mit ein: Josef Rubinstein begleitete am Clavier. Die Wirkung wird der „Post* von einem Augen- und Ohreuzeugen al» großartig geschildert. Die wundervolle Inspi ration des zweiten ActeS, der Blumengarten im Zau berschlosse KlingSor'S, gelangte endgiltig zur präch tigsten AuSsührung. Die plötzliche Verwandlung dieses Garten» und die Einöde dürsten zu den herrlichsten scenische» Momenten des ganzen Festspiels gehören. Sämmtliche Decorationen sind wahre Meisterstücke der theatralischen Malkunst und durchaus stilvoll. Am 1. Juli trafen die 107 Orchestermitglieder nebst allen Solisten und Choristen in Bayreuth ein; die Proben haben am Sonntag früh 9 Uhr ihren Anfang genom men. In der ersten Sitzung handelte r» sich um eine allgemeine Ueberhörung der Gesangspartien und Chöre auf der Bühne und um Correcturproben für da» Or chester. * Eine elektrische Bahn wird demnächst versuchs weise in einem englischen Bergwerke angelegt werden; die elektrische Beleuchtung der einzelnen Gruben theile ist ebenfalls in Ausführung begriffen; eine tele phonische Verbindung ist daselbst zwischen den Bureaux über Tage und den einzelnen Bergabtheilungen unter Tage hergerichtet, so daß die Elektricität, welche an fangs namentlich mit Rücksicht auf die Gasanstalten und Gesellschaften als gefährliche Concurrentin mit Befürchtungen feiten der Kohlenindustrie schiel ange sehen wurde, augenblicklich im Interesse der letzteren ganz vortreffliche Dienste leistet. Ja, es gewinnt den Anschein, al» ob mit den weiteren Fortschritten in der Anwendung der Elektricität die Kohlen durch vermehrte Anwendung von Maschinen eine größere Verwendung fin den werden. Die Elektricität macht aber in d»r letzten Zeit ganz bedeutende Fortschritte m der Anwendung. In Paris soll daS Foyer der Großen Oper elektrisch er leuchtet werden, und zwar durch die vom Opernmeister CH. Garnier aukgewählte „Sonnenlampe*, welche im vorigen Jahre in der Bildergalerie der elektrischen Aus stellung zur Verwendung kam. Der Stadtrath von Marseille beschloß die Beleuchtung der Place des rcformeS, der Allsek - de - Meilhan u. a. Plätze mit dem SiemenS'schen intensiven Gasbrenner, der in Pari» auf der Placc-de-Pala S-royal fungirt, und der Brush'schen elektrischen Lampe. In Brünn hat der G meinderath beschlossen, daß das neue Stadttheater eine elektrische Beleuchtung haben soll, in Wien wird im ReichStagSgedäude demnächst eine Probe damit veranstaltet werden. In Berlin wurde jüngst der Stadtverordnetensaal im Rathhause elek trisch erhellt, ebenso werden seit dem 29. Mai die — Wie die „N. Pr Ztg.* HÜH befindet sich schon seit längerer Zeit ein Gefetz über die Regelung de» AuSwanderungSwesen» m Vorbereitung. Ueber Richtung und Wesen de-selben läßt sich ober bisher noch nicht» berichten, da die Verhandlungen zw schen dem auswärtigen Amt und dem Reichsamt de» Innern hierüber noch nicht zum Abschluß gelangt sind. Nur so viel scheint festzustehen, daß e» sich hierbei vornehm lich um eine Regelung des Agentur- und Auswan derung» - UnteruehmerwesenS handeln wird, nicht etwa um einen besonder» Schutz und eine besondere Fürsorge, die sich auf die Ausgewanderten bis in» ferne Land erstrecken könnte. Wer sein Vaterland ver lassen und ihm für immer den Rücken gekehrt hat, darf auch nicht mehr auf besondere Wohlthoten feiten derselben rechnen. In dieser Hinsicht wird die geplante Regelung de» AuSwanderungSwesens also nicht» Neue» bringen und keinerlei Hoffnungen erfüllen. Freiburg i. Br., 2. Juli. Wie der „Freib. Bote* erfährt, ist gestern Beneficiat Gustav Schweitzer durch das Domkapitel zum Dompräbendar gewählt worden. Hamburg, 2 Juli. Wie man der „Wes.-Ztg.* schreibt, soll die Bürgerschaft Hamburg» nun doch noch vor Beginn ihrer Ferien mit der Zollanschlußan- gelegenheit befaßt werden. Auf Andrängen vieler Mitglieder soll nämlich daS Präsidium der Bürger schaft bei dem präsidirenden Bürgermeister dahrn vor stellig geworden fein, daß eS den allerübelsten Eindruck machen würde, wenn man die Bürgerschaft in die Ferien gehen lasse, ohne ihr auch nur eine Mitheilung über den Stand der bisher geführten Verhandlungen, betreffend die Ausführung de» Zollanschlusse», gemacht zu haben. Darauf ist die Antwort ertheilt worden, daß der Senat beabsichtige, der Bürgerschaft in deren nächster, am Mittwoch, dem 5. Juli stattfindenden Sitzung Kenntniß von dem inzwischen erwachsenen Material zu geben und daran einen Antrag auf Ein setzung einer gemischten Senats und Bürgerschaft», commission zu knüpfen, welche den definitiv zur Aus führung zu empfehlenden Plan bcrathen und begut achten soll. Die Idee, den zukünftigen Freihafeu nach Steinwärder hinüber zu legen, die ganze dies seitige Stadt aber mit alleiniger Ausnahme der Häsen und Kais in das Zollgebiet zu ziehen, hat in den letzten Tagen unzweifelhaft Terrain gewonnen, wozu daS jetzt veröffentlichte Project eine» hiesigen Ingenieur», hinter welchem einflußreiche Personen stehen, das Innere der Stadt und die Elbinseln durch eine sogenannte Hoch bahn und einen Tunnel in rasche Verbindung zu bringen, nicht unwesentlich beigetragen hat. Da» Project rechnet aus, daß es möglich sein werde, auf Steinwärder die Speicher u. s. w. wegen de» billigem Baugrund«» für die Hälfte der Kosten hcrzustellen, welche am die»- seitigen Ufer erforderlich sein würden, und da» wäre eine Sache, die allerdings in» Gewicht fiele. * Wien, 3. Juli. Der bisherige Botschafter bei der französischen Republik, Graf Beust, welcher vor seinem Scheiden von Paris vom Präsidenten Grevy noch durch Beförderung zum Großosfizier der Ehrenlegion ausgezeichnet wurde und auch au» sämmtlichen Kreisen der Gesellschaft überaus zahlreiche Beweise der Sym pathie empfing, ist in Wien eingetroffen. Der„Polit. Corr.* geht von kompetenter Sette die Mittheilung zu, daß Graf Beust die ihm von dem Pariser Journal „Gilblas* m den Mund gelegte Tischrede bei dem Diner der „Association litteraire" nicht gehalten, kein einziges Wort politischen Inhalt» gesprochen und der Ereignisse von 1870 mit keinem Worte gedacht habe. (Nach dem durch seine Unzuverlässigkeit bekannten Journal „GilblaS* sollte Graf Beust Folgende» ge sagt haben: Als Napoleon III. den Krieg wollte, be schwor ich ihn, eS sich zu überlegen und sich nicht in diese» Abenteuer zu verwickeln, von dem ich vorau»- fühlte, daß eS zum Verderben auSschlagen würde. Der Kaiser hörte nicht auf mich. Graf Beust schickte ihm dann einen au-sührlichen FeldzugSplan. Er hatte seine Gründe, denselben für gut zu halten. Napoleon IH. warf ihn aber weg.) Auch die angebliche Aeußerung de» Grafen Beust, daß er in der Mußezeit seine Me moiren schreiben und in denselben den Fürsten Bis marck nicht schonen werde, sei erfunden. — Gegen über den verschiedenen Lombinationen der Blätter über die geplante Heeresorganisation ist die „Polit. Corr.* zu der Erklärung ermächtigt, daß zur Zeit nur die Einführung solcher Reformen beabsichtigt sei, welche sich im Rahmen der gesetzlich festgestellten He«re»orga- nijation im Verordnungswege durchführen lassen. Prag, 3. Juli. Man telegraphirt der „R fr. Pr.*: Heute begann vor dem hiesigen Schwurgerichte die Verhandlung gegen die Socialisten Johann beiden ersten Coulissen im königl. Opernhause durch 48 elekrische Glühlampen erleuchtet. Im Hafen von Kiel fin den seit einiger Zeit interessante elettrifche Beleuchtungs versuche Statt. In den Forts Friedrich»ort und Fal kenstein im Norden und Stosch und Korüggen im Süden sind große elektrische Beleuchtungsapparate auf gestellt. In Athen sind neulich bei der Zusammen kunft der griechischen Aerzte die Denkmäler der Akro polis mit dem elektrischen Lichte erleuchtet worden. In Italien Hot das Ministerium für öffentliche Arbeiten die Errichtung der SiemenS'schen elektrischen Beleuch tung für den Hauptbahnhof Mailand» genehmigt, und der Erfolg war ein so vorzüglicher, daß nunmehr «ich die Genehmigung für die anderen Bahnhöfe der ober- italienüchcn, sowie auch für die der Central- und Süd dahnen ertheilt worden ist. In Venedig hat ebenfall» in den jüngsten Wochen eine Beleuchtung der öffentlichen Plätze stattgefunden, bei welcher namentlich der Effect der Erleuchtung von St. Marco buchstäblich rin feen hafter gewesen sein soll. In St. Peter»burg hat der Minister des Innern die elettrifche Beleuchtung der großen Straße New»ki-Prospect gutgeheißen I» Mexico endlich ist in der Hauptstadt der Republik der Saal deS Abgeordnetenhauses seit einigen Wochen mit elektrischem Lichte beleuchtet und soll auch beim Ra tionalpalast dieselbe BeleuchtungSart angewendet wer den — Isst not least: Die Zeitungen der Lapstadt sprechen sämmtlich von der neuerding» stattgehobten Erleuchtung de» dortigen ParlamentSsaale» mit Eri- son'schem elektrischen Lichte. Die Volksvertreter und Zuschauer erklären sich sammt und sonders sehr zu frieden mit der neuen Einrichtung. Nach diese» testen großen Erfolgen ist e» wohl unzwnielh"tt. daß de^