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Dresdner Journal : 09.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-09
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.07.1882
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V157 XI-vuueweut»pr«l-r IM it«>lr,cU-u L«ieL, i gLSrlnür.... 18 U»rk. ^jt^ilivk: t tlsrll 50 l'k. Kuwwsia: 10 kk. L^»»»rL»Idüe, äout»ck«a lisicliv» tritt kost- uoü 8tvuip!.-Irm>c^1^ lrivru. lorvrateonrelser ISr ^»n N»um «ioer be-pitNeaeo ?stitr«il» 20 kk. v»t«r „Li»8v»»nät" äis 2silg 50 ?k. v«i UbsUvn- ULil 2iTsrll»»tr 50 /1uk,clÜLz. Lriekeloen r Utzliit» »it ^u-vskm» üer 8ono- unä keisri»^« ci» kür üso kol^voüsu Sonntag, den 9. Juli. ArtsdntrÄMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. In»«r»1«n»aa»I>ot» »»«rrtrt»« N»ip»i^: L>. Lran<i«tett«', Oomwl»«iollLr <le» I>re»tlner Douros!»; N»mdor^ -N«rlta-Vj«o - 1-iipii^ L»»«l Lr„!»,-Pr»»^sart ». H : )/aa««u!e«n l'oA/rr, N»riiL -V>«» U»»k«r, rr»ff-l.»tp»i^ ^r»v2kort ». H. Nitord«»! Ak"«r,' Lvrlio: /»»ra/i<t«il/anz,' Lr«m«a L. Lc/t/»tte,' >r«»l»v! /. Ltan-rn'» Lureax 7r»oklu^ » X L. ^arAer'seke NuckI»»o<Nun8> OörM»k t-. I/Ä/cr,- U»ilLov«r: O. Keill««»/«', N»rt» S«rUL-7r»»ktLrt ». ».- Sti>ux»rt: Da««i»e <>'o., Llulldor^: ^tri. Kt«>er. Ueransxederr LSviel kxpeüition 6e» Orvrüoer ^ourll»!», Drs»üso, 2»iv^r»tr»»»s Ko. 20. Ämtlichcr TIitil. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Rath Friedrich Ernst Petzoldt in Dresden das Eomthurkreuz II. Klasse de- Ver dienstorden- zu verleihen Ällergnädigst geruht. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der König haben dem AbtheilungSdirector im Finanzministerium, Geheimen Rath Götz, da- Eomthurkreuz 11. Klasse de» Verdienstorden- Ällergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst ge ruht, dem Sparkassenverwalter Klösel zu Zwickau da» Ritterkreuz II. Klosse vom Albrecht-orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst ge ruht, dem herrschaftlichen Förster August Schmidt zn Wolftitz da- Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung. Von der Königlichen BrandversicherungS-Commis- sion wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß da- Königliche Ministerium de- Innern in Be rücksichtigung der Kassenverhältnisse zu dem in Vor schlag gebrachten Erlaß eines Dritttheils der ordent lichen Brandversicherungsbeiträge bei der Abtheilung der Gebäudeversicherung auch für den zweiten Termin deL gegenwärtigen JahreS Seine Genehmigung ertheilt hat. Diese Beiträge werden demnach auch an dem auf den I. October d. Jr. fallenden Termine nur mit Einem Pfennig von jeder Beitrags-Einheit erhoben werden. Bei der Abtheilung der freiwilligen Versicherung tritt eine Ermäßigung der Beiträge nicht ein. Dre-den, am 7. Juli 1882. Königliche Brandversicherungs- Commission. Edelmann. Leonhardi. ^.L.7 ' -I Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». «^Prag, Sonnabend, 8. Juli, Mittags. (Privat- Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute Vormittag wurde dat Urtheil in dem hierselbst verhandelten Socialisteu- processe verkündigt. Der Angeklagte Waigl wurde wegen Majestütsbeleidigung, Religionsstörung und Geheimbündelei zn 2 Jahren schwerem Kerker, der Angeklagte Schnfter wrgeu Religionsstörung, Be leidigung einer gesetzlich anerkannten Kirche und Geheimbündelei zu 18 Monaten schwerem Kerker, 11 Angeklagte wegen Geheimbündelei und Uebex- tretuvg deS PreßgesetzeS zu Arrest in Dauer von 6 Tagen bi- 8 Monaten, mehrere überdies zu Geldstrafen von 10 bi- 50 Al. verurtheilt. Buda-Pest, Freitag, 7. Juli, Abends. (Tel. d. Boh.) Das Justizministerium versendete in der Tisza-Eszlarer Affaire folgende halbamtliche Note: In der TiSza-E-zlarer Strasaffaire hat daS Unter- suchung-gericht während der letzten 2 Wochen sich mit Recherchen betreffs der aufgefangenen Leiche und an der selben gefundenen Kleidungsstücke, ferner mit der Feststel lung der Todesursache durch Sachverständige, sowie mit Erulrung und Vernehmung der Flößer, welche die Leiche mit sich gebracht, beschäftigt. Dort, wo die Leiche gesunden, wurden Versuche angestellt, um zu erfahren, ob die Theißstiömung die Leiche dahin hätte bringen können. Durch zahlreiche Versuche wurde festgestellt, daß die starke Strömung an jener Stelle jeden Gegenstand sortreiße, woraus geschlossen werden kann, daß die Leiche dort, wo die Flößer sie gefunden haben wollen, nicht durch daS Wasser anS Ufer gespült worden sein konnte, sondern daß die Flößer selbst die Leiche dahin gebracht haben düiftrn: eine Annahme, welche auch durch andere Umstände unterstützt wird. UebrigenS ist e . Feuilleton. Redigiri von Otto Banck. Literatur. I. Richard Green hat in London bei Macmillan ein Buch erscheinen lassen „Wie England ward*. s„Tb« Unklug ot Lnglanä") Karl Blind hat wohl zuerst für Deutschland davon Notiz ge nommen und sagt darüber: Man kann die Engländer, die da wissen, wie Britannien in ein »England* um- geschoffen wurde, an den Fingern zählen. Unendlich besser sind die Gebildeten unter ihnen in der ver wickelten Geschichte deS Aufbaue» der Macht des wöl fisch gesäugten RomS bewandert. Mehr Antheilnahme schenken sie den StammeSkriegen de» HellenenvolkeS, in denen doch jeder große staatliche Gedanke so ost unterging, al» der ältesten Geschichte ihrer eigenen Vorfahren au» sächsischem, anglifchem, jütischem und friesischem Blute — der übrigen rugischen, hunifchen, brukter,scheu, fränkischen und sonstigen Völkerschaften nicht zu gedenken, au» denen die englische Nation all mählich mit so groß.r Mühe („tuntae moli» ernt") ' zusammengekittet wurde. Ueber die vierthalb Jahrhunderte, welche zwischen Hengist'» und Horsa'S Landung und der Zusammen fassung einer englischen Staatsmacht unter Ecgbert liegen, hilft man sich gern mit dem Worte »Hep- tarchie* oder mit einer Aeußerung Milton'S hinweg, der die inneren Zwistigkeiten unter den deutschen Er- obrrern Britannien» einen »blosen Streit unter Hühner- geiern und Krähen* schalt, um den man sich nicht zu kümmern brauche. Milton sonst in allen Ehren! in der fraglichen Strafsache seit den letzten 2 Wochen weder in subjektiver, noch objektiver Hinsicht eine wesentliche Aenderung eingetreten. Die Untersuchungen an Ort und Stelle werden wahrscheinlich heute be schlossen, und wird hierauf der Untersuchungsrichter am Sitze des Gerichtshofes die eingehenderen Ver nehmungen unausgesetzt bewerkstelligen. Paris, Freitag, 7. Juli, AbeodS. (W. T. B.) Die Commission zur Berathuug de» Projektes, betreffend die Herstellung eines Binnenmeeres in Tunis, hat ihre Arbeiten beendet und eine Re solution des Inhaltes angenommen, daß die für daS Unternehmen erforderlichen Ausgaben außer allem Lerhältuiß zu den zu erwartenden Resul taten stünden und daß eS der Regierung daher nicht zukommt, zu dem Unternehmen aufzumuntrrn. Cherbourg, Freitag, 7. Juli, AbendS. (W. T. B) Die Rüstungen im hiesigen Arsenal wer den ebenfalls eifrig betrieben. Die beiden AvisoS „Hussard" und „Dumont-d'Urville", welcher letztere kürzlich von einer Fahrt auS dem stillen Ocean zurückgrkehrt war, sollen sofort nach Aegypten ab gehen. 2 Marinebataillone find soeben nach Ton lon beordert worden. London, Freitag, 7. Juli, AbendS. (W T. B.) DaS Oberhaus genehmigte heute die irische ZwangSbill in erster Lesung. Ju der heutigen Sitzung deS Unterhauses er klärte in Beantwortung einer Anfrage Northcote'» der Premier Gladstone, der Regierung seien kei- nerlei beunruhigende Nachrichten auS Alexandrien zugegangeu. ES folgte die Berathung deS Be richts über die irische ZwangSbill. Ueber ein von der Regierung beantragte- Amende ment, wonach Haussuchungen auf die Tageszeit be- fchränkl und nur dann auch zur Nachtzeit zuläfsig fein sollen, wenn eine geheime Gesellschaft vermuthrt wird, entstand eine lebhafte Debatte. Bon den Conservati- ven und einer großen Anzahl von Whig« wurde daS Amendement lebhaft bekämpft. Gladstone erklärte, er habe, wenn das Amendement abgelrhnt werde, seine persönliche Stellung in Erwägung zu ziehen. DaS Amendement wurde mit 207 gegen 194 Stimmen ab gelehnt. Nachdem daS HauS sich mit einer Majorität von 13 Stimmen gegen den Antrag der Regierung ausgesprochen, erklärte Gladstone, unter gewöhnlichen Verhältnissen würde er daS HauS aufgefordert haben, sich zu vertagen. Angesichts der Zustände in Irland und mit Rücksicht auf den Charakter der Bill ersuche er indeß das HauS, die Debatte fortzusetzen. DaS HauS beschloß, die Debatte in der Abendsitzung fort zusetzen. London, Freitag, 7. Juli, NachtS. (W. T. B.) Da» Unterbau» erledigte iu der Abrudfitzung den Bericht über die irische Zwang»bill und nahm dieselbe in dritter Lesung mit allen gegen 4 Stim men an. London, Sonnabend, 8. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Ministerrath tritt heute zusammen, um sich über die Haltung gegenüber dem Ergebniß der gestrigen Abstimmung schlüssig zu machen. Eine Eabinet»krifiS wird in maßgebenden Kreisen nicht erwartet. Die „Daily New»" erfahren, Gladstone sei geneigt, angeficht» der kritischen Angelegenhei ten im Jnlande und AuSlande deu Beschluß de» Untrrhause» auzunehmeu. Den „Times" wird au» Pari» gemeldet, die Couferenz werd« Montag die Pforte zur Inter vention iu Aegypten formell eiuladen und deren Antwort für Mittwoch erbitten. Wenn die Ant- wort der Pforte bejahend auSfallen sollte, würde sich die Couferenz ohne Termin für ihren Wieder- Seine al« politische Lehre, das heißt als Ruf zur Einigung, gemeinte Bemerkung wird freilich heutzutage von irischen Sonderbündlern und von den Nachzüglern eine» angeblichen großbritannischen KeltenthumS gern gegen die Grundlage des ganzen englischen VolkSthumS verwende». Anstatt an Milton, hielt man sich da, wie der genannte Kritiker im »Magazin für die Literatur deS Auslandes* sagt, richtiger an Algernon Sidney. In seinen »Gesprächen über das Regierungswesen* gedachte schon Sidney, im Anschlusse an Tacitu»' Schilderung der Deutschen, rühmend der »Angeln und Sachsen, denen wir entsprossen sind, und welche die Wurzel der Macht und der Freiheit in sich selbst trugcn.* DaS Wort »Parlament* — fährt der in den Opfertod gegangene Freiheit-mann fort — befaßen sie allerdings nicht, weil sie eben nicht französisch redeten; ihre »Mickle-Gemote* feien aber Volksver tretungen gewesen und wären auch so genannt worden, hätte Tacitu» Deutsch gesprochen. E» ist da» Verdienst de» durch seine »Kurze Ge schichte de» englischen Volke»* (1875) bereit» rühm lichst bekannten vr. Johann Richard Green, eine mächtige Anregung zur liefern Kenntniß der Vor gänge, »wie England ward*, gegeben zu haben. Ganz fein Eigen ist die vortreffliche Darstellung der außerordentlichen Bodenschwierigkriten und sonstigen Hindernisse, mit welchen die deutsche Eroberung vor mehr al» 1500 Jahren in Britannien zu kämpfen hatte. Die grundfalsche Ansicht, al» seien die Einge drungenen so kurzweg mit den Eingeborenen fertig geworden, erfährt nämlich durch Green'» eingehende Sch'lverung eine oft überraschende Widerlegung Nir- zusammeutritt vertagen, verneinenden Fall» aber die al»daun zu ergreifenden Maßregeln beschlie ßen, wonach die Intervention-Mächte rin Armee- eorp- von 25000 Mana mit 15000 Mann Re- serve in Argyptrn concratrirrn. Dir Truppen sollen in Abukir landen und in zwei Richtungen gegen Alexandrien operiren. Au- Malta von gestern Abend meldet der Tele graph: Da- Canalgeschwader wird einer, nrurru Bestimmung gemäß, nicht nach Alexandrien, son dern nach Cyprrn abgehen Die Einschiffung der gedachten 2 Jnfanterirregimrntrr sammt einer Ge- uieabtheilung soll heute stattfindrn. (Vgl. die »TageSgeschlchte*.) St. Petersburg, Sonnabend, 8. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ueber den Tod des Generals Skobelew verlautet, daß bei ihm eine Blutau häufung in den Lenen drS rechten BeinrS einge- treten sei, welche zur Zerreißung der rvua kemv- rnlin und zum Herzschläge geführt habe. Der Tod sei in wrnigen Minuten eingetreten. (Vgl. die »Tagesgeschichte* unter Moskau) Zur Theilnahme an der Leichenfeier werden sich der KriegSminister und andere hohe Würden träger mit den Verwandten Skobelew'S nach Mos kau begeben. Die Besitzer einer Anzahl öffent licher BergnügungSorte wollen letztere am Tage deS Begräbnisses schließen. Der Dampfer „Moskwa", welcher die Reise durch da- Eismeer zurückgelegt hat, ist Ende Mai wohlbehalten in KraSnojarSk augelangt. Konstantinopel, Freitag, 7. Juli, Abends. (W. T. B.) Der Premierminister Adurrahman Pascha hat seine Demission eingereicht. Als sein Nachfolger wird Kadri Pascha in Adrianopel be zeichnet. Alexandrien, Sonnabend, 8. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) „Rrutrr'S Office" meldet, daß alle Consuln neuerdings ihren Landsleuten ge- rathen haben, abzureisen. Die Generalkonsuln, welche eine Aufschiebung der Beschießung verlang ten und gleichzeitig ihre guten Dienste bei der ägyptischen Regierung anboten, erklärten, daß Ad miral Seymour nichts mehr auf die Betheuerungen der militärischen Führer geben könne. Wenn aber die Consuln diese letzteren zur vollständigen Ein stellung der Befestigungen bestimmen könnten, so würde der gewünschte Zweck wahrscheinlich zu er reichen sein. Officielle Berichte auS Sudan bringen die Mittheilung, daß 3000 ägyptische Soldaten den falschen Propheten angegriffen haben, aber unter enormen Verlusten geschlagen worden find; 2000 ägyptische Soldaten blieben; 4 Kanonen und 3000 Gewehre gingen verloren. Der falsche Prophet befindet sich mit 7000 Mann auf dem Wege gegen Sennar. Dresden, 8. Juli. Von der Sittlichkeit der amerikanischen Ju gend entwirft die neueste »New-Aorker Staat-- Zeitung* folgendes wenig schmeichelhafte Bild: »Die Verbrecherstatlstik der letzten Wochen zeigt eine er schreckende Zunahme jugendlicher Verbrecher. In Belleville, Illinois, tödtete ein Knabe ein Mädchen, daS seine Aufmerksamkeit zurttckwies. Zwei Jungen in ArkanfaS geriethen bei der Kaninchenjagd in Streit, und der Eine erschlug den Andern mit einer Axt. In St. LouiS verwundete ein Knabe einen andern lebens gefährlich, weil dieser ihn seine- mangelhaften Eng lisch wegen neckte. In Westvirginien erschoß ein Knabe einen andern aus Eifersucht. In Virginien be kannte sich ein Knabe der Vergiftung zweier Personen gendS war der Angriff auf einstige Besitzungen deS Römerreiches durch germanische Krieger mit so ge ringen, so wenig in sich geeinigten Streitkräften er folgt, als in Britannien. An der Ostküste landete ein Häuflein nach dem andern, um jedes auf eigne Faust sich «m L nde festzusetzen. Jüte, Angel und Sachse stritten unter sich, während sie gegen die Walen kämpften. Selbst innerhalb dieser Stämme waren unter den Schaaren, welche, mit ihren Ealdor- oder Aeltermännern an der Sp tze, über die Salzfluth anS britische Ufer heranschvssen, keine Einigung vorhanden. DaS mag in gewisser Beziehung billig auffallen. Denn ob die kleinen Abtheilungen der deutschen Er oberer unter dem Eberhelm und mit dem weißen Roß als Wappenzeichen, oder unter dem goldenen Drachen herüberkamen: sie waren höchstens mundartlich etwas unter einander verschieden; und man erkennt nur in ihrer Gewandzier einen kleinen Unterschied, indem der ursprünglich ebenfalls deutsch - suevifche Jüte die runde, der Angel die kreuzförmige Biust- nadtl trug — wobei da» Kreuz natürl ch al» ein vorchristliche» zu fassen ist. Aber trotz dieser engen Verwandtschaft ließ theils das st rre Festhalt-n am eigenen Recht, am eigenen Rach, theils die mit der Kampflust verbundene Streitsucht auf Jahrhunderte hinaus keine Einigkeit unter ihnen zu. Auch nachdem sich größere Gemeinwesen herauSg bildet hatten, schwankte der Machtkreis von Northumbria, Mercia und West- Sachsen beständig hin und her. Ihr gegenseitige» Ringen um die Oberherrschaft war ein unablässige». Da gab man sich abwechfelnd »Stöße in» Herz*, und fremde Sclavenmärkte füllten sich durch den Bruder krieg mit englischen Hat»- und Bluteigenen, wie jene schuldig; ein Junge in Texa» erschoß eiu kleine» Mädchen, weil e» sich weigerte, einen Eimer niederzu setzen, als er ihr dies befahl. In Wisconsin quälten zwei Knaben ein Kind beinahe zu Tode. Zwei Chi cagoer Jungen bekannten sich deS Straßenraubes schul dig, und Iowa hat einen jugendlichen Fälscher. In Missouri setzte ein Knabe rin HauS iu Brand, und in Neu-Mexico mordete ein Junge ein Baby. Endlich wurde in Colorado ein 8 Jahre alter Pferdedieb ab gefaßt. DaS sind einige der hervorragenderen Fälle, welche sich nicht in den letzten Wochen, sondern inner halb der letzten Tage ereignet haben. Und wenn wir nun dieser Liste noch die Ermordung zweier Feld messer in Minnesota durch einen Knaben hinzufügen und an den kürzlich von Iowa gemeldeten Fall erinnern, wo zwei Kinder ihren Vater ei mordeten, »um ihn los zu werden*, und dabei mit einander abmachten, daß der ältere Knabe den Vater erschießen, das jüngere Mädch-n aber vor Gericht aussagen sollte, sie habe die That in Selbstvertheidigung begangen, weil ihre große Jugend sie vor Strafe schützen werde, dann darf wohl mit Recht eine solche Vermehrung der von Kin dern begangenen Verbrechen als erschreckend bezeichnet werden. BeachtenSwerth ist noch, daß in keinem der angeführten Fälle die Verbrecher älter, als 16 Jahre waren und daß diese Liste noch durch eine Reihe von anderen Vergehen und Verbrechen von geringerer Be deutung zu ergänzen ist; denn wie erst wieder au» den letzten Berichten der Grand-Jury und den Berichten der Untersuchungsrichter hervorgeht, liefern Kinder und junge Leute bis zu 20 Jahren einen sehr großen Procentsatz zu der Zahl der Verbrecher. Abhilfe ist hier gewiß dringend nothwendig; um aber eine solche möglich zu machen, bedarf eS eine» genauern Ein gehens auf die Geschichte der einzelnen jugendlichen Verbrecher. Finden wir, daß dort gewisse schädliche Einflüsse stet« wiederkehrer, dann werden wir be stimmte Anhaltspunkte für eine Reform erhalten. Da» Material, wie eS unS vorliegt, sind nur die dürftigen Andeutungen, welche sich in Zeitungsberichten vorfinden; aber das genügt doch schon, um einige werthvolle Thatsachen festzustellen. Es ergiebt sich zunächst, daß die schweren Verbrechen, welche auf einen ganz ungewöhnlichen Grad von Verkommenheit hinzudeuten scheinen, nur selten von Kindern von Verbrechern begangen werden. Die systematische Verwahrlosung, die directe Erziehung zum Verbrecher liefert den kindlichen Schleich- und Taschendieb, der in manchen Fällen auch zum Ein brecher wird; aber der jugendliche Mörder, der Gift mischer, der maSkirte Einbrecher ist gewöhnlich acht barer Aeltern Kind. Verbrecherkinder sind von ihren Aeltern »zu gut erzogen*, um sich auf solche gefähr liche und wenig gewinnbringende Geschäfte einzulassen. Und in dieser allgemeinen Erfahrung liegt ein tröst licher Beweis dafür, daß die meisten jugendlichen Ver brecher nicht als vollkommen zurechnungsfähig ange sehen werden können. Die Mordthaten, welche sie be gehen, sind in vielen Fällen die Resultate augenblick licher Erregung, ungezähmter Leidenschaft, und selbst da, wo ein ungewöhnlicher Grad von Vorbedacht und Ueberlegung gezeigt wird, fehlte es nicht an Anzeichen, daß doch daS Verständniß für die Größe de» Ver brechens und die unabwendlichen Folgen nicht voll ständig vorhanden ist. Die große Zahl der jugend lichen Verbrecher ist die ärgste Schattenseite der Früh reife der amerikanischen Jugend, die ja in manchen Be ziehungen auch viele- Gute hat. DaS Kind wird hier an selbstständiges Handeln und selbstständige- Urtheilen gewöhnt, ehe seine Geisteskräfte und fein Charakter fo ausgebildet sind, daß e» richtig handeln und urtheilen kann. Ihm wird der älterliche Halt entzogen, ehe eS daS G'.eichgtwicht erlangt hat, da» zum selbstständigen Vorgehen nothwendig ist Gerade in einer Periode, wo die Leidenschaften sich am stärksten entwickeln und wo der junge e- waren, die der Priester Gregor zu Rom sah und die >hm so engelhaft schön erschienen, daß er sich zu einer Reihe von Wortwitzen angeregt fühlte. Ausgezeichnet ist Hrn. Green'» genauer Nachwei», wie Hengist sich anfänglich auf dem, damals ein Eilanv bildenden Vorlande Thanet Jahre lang nur mit Mühe hielt — wie die Sachsen, die sich am Süd ufer Britannien- festgesetzt, die Angeln, die von Osten eingedrungen waren, durch ungeheure Waldungen und durch unwegsames Marschland, desgleichen durch eine Anzahl übrig gebliebener Städte am weitern Vor dringen gehindert waren — wie die Gegend westlich vom Wash in jenen Zeiten bi- tief in- heutige urbare, städterelche Land herein auS Sumpfboden bestand, der weitere Schwierigkeiten bildete — wie auch West- und Mittelbrltannien dichte Forste (z. B. den Aidenwald, in dem selbst Shakespeare sich noch ergehen konnte) auswie- — wie die Eingebornen ihr Land Schritt um Schritt den Deutschen streitig machten — und wie gerade die- die Ursache war, daß da- Britenvolk gründ lich auSgerottet oder zulückgetrieben, Britannien also in Süd, Ost und Nord wahihaft germanssirt wurde Diese geschichtliche Wahrheit will freilich in Eng land mancher verschrobene Kopf, dem doch der Deutsche oder Skaudinave niS Gesicht geschrieben stcht, ncht annehmen. Vielmehr steift sich da Der und Jemr auf ein angebliche- Keltenthum. Herrn Green'- sorg fältige Forschung ,st in diesem Punkte von entschei dendem Werth. Daß schon in uralter Zeit — nicht erst vor 1500, sondern wohl vor 2000 und mehr Jahren — germa- Nische Völkerschaften nach Südbritannien, nach dem heutigen Schottland, ja, nach Irland eing-drungen
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