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V150 ^doaa»«eut»pro1, r Iw «„tiedi L-i-L- I ^Ldrlivli: .... 18 '^^t,rlict>: L U»rk bv ?k. üiarstos ktuwmsro: I0kk. La,»«rk»Id äs» deutvckeu ksickei tritt?o«t- uod Ltswpelioicülitz ttiara. lllierLteaprelsvr kür d«v kaum einer seipeltenen ?stitroils SO ?k. Unter „Lin^«»»ndt" die 2«ile 50 kk. Lei InbeUen- uod 2itksrnes.tr »0 ^ukeeitlsx. Lrselivknen: lallet» n»it Lu»n»üms 6er Sonn- und keierts^s ^b«od» kür dso kolbenden 1'^. S-maimd. de« l. Juli 1882 Äl ts-Ntl Journal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In,er»te»»»nsli»e »n»M>rt»r r«tp«tUi ^r. Lrawlirtetter, t!omlni»»iooLr äe» l>rewiner donrnsl»; SsnldnrU >«rU»-Vt« l^ip^ »—I ». L.: //aarenetein ck k^oAter, »erUo-Vten NrindnrU- kr»Hl I.«lp»t8 krrüktart ». ».-»üoeden: /(ud. ftto«e,' LerUn: /«»eaiic/enttant, vrem«»: L. LeUotte, Ir«»l»a: I. üta»»Aew'» Luneau <Hit Xat-atz-,' krsnkkart ». N : Z ^aeAer'ecds Nuckksndlnvb i 0>rM»: <7. L/üUer / Lriworer: <7. Lo/»ü«k«r, r»rt» 8erU» rr»sttnr1 ». N - »tullUsrt: I-a«de-e 6o., Lrwbar^ Steiner. ll » r » u « x v d o r r Lönisi. Lrpedition 6s, Orsrdner donrnsie, Dresden, ^vinzerstrssss Ho. 80. Ämtlicher Tltkil. Dresden, 30 Juni. Se. Majestät der König haben dem Präsidenten deS Landgerichts Zw'ckau Friedrich Erdmann Seifert und dem Borstand des Amtsgerichts Dresden OberamtSr-.chter Hofrath Felix Bernhard Lucian Heink die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Belassung ihres Titel- und Rangs zu bewilligen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben den LandgerichtSdirector Karl Woldemar Hütt ner in Dresden zum Präsidenten deS Landgerichts Zwickau, den Amtsrichter Friedrich Adolf Moritz Krasting in Dresden zum LandgerichtSdirettor bei dem Landgericht Dresden, den LandgerichtSrath vr. Victor Alexander Otto in Dresden zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Dresden, den Amtsrichter Or. August Robert Tändler in Döbeln zum Rath bei dem Landgericht Dresden, den Assessor Heinrich Osbert Bockwitz zu Plauen zum Amtsrichter bei dem dortigen Amtsgericht und den Assessor bei der Staatsanwalt schaft zu Bautzen charakterisirten Staatsanwalt vr. Ernst Richard Hermann Bähr zum Staatsanwalt zu ernennen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. Juni. Mit Genehmigung Sr. Ma jestät deS König- sind der Oberamtsrichter AppellationS- rath Friedrich Ludwig Kunz zu Chemnitz an das Amtsgericht Dresden, LandgerichtSrath Friedrich Oskar Seifert zu Chemnitz an das Landgericht Dresden, Amtsrichter Gottfried August Steche zu Leipzig an daS Amtsgericht Großenhain, Amtsrichter Richard Carl August Kramer zu Fallenstein an das Amts gericht Leipzig und der Amtsrichter Hugo Eduard Kilian zu Markranstädt an daS Amtsgericht Falken stein versetzt worden. Bekanntmachung. Die nächste Ausnahme von Zöglingen in die Kö nigliche Unterosfizierschule zu Marienberg soll am 1. Oktober dieses Jahres stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Lause deS Monats Juli durch persönliche Vorstellung deS ASpl- rauten entweder bei dem Kommando der Unteroffizier? schule oder dem heimathlichen Landwehr-BezirkS-Kom- mando zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch daS Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unterosfizierschule und die Bedingungen für die Aufnahme zu erfahren und wird nur noch bemerkt, daß die betreffenden Aspiranten mindestens 14 Jahr alt und confirmirt sein müssen, beziehentlich da» 18. Lebensjahr nicht wefentlich über schritten haben dürfen, und daß die gesammte Er ziehung der Zöglinge auf der Königlichen Unteroffi« zierschule unentgeldlich geschieht. Dresden, am 24. Juni 1882. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Beyer. Bekanntmachung die Abhaltung der diesjährigen Fachprüfung für Turnlehrer betreffend. Die diesjährige Fachlehrer-Prüfung im Turnen an der hiesigen Turnlehrer-BildungS-Anftalt foll im Herbst dieses Jahres stattfinden. Diejenigen, welche sich dieser Prüfung zu unter werfen beabsichtigen, haben gemäß der Bekanntmachung vom 11. Octobrr 1881 (Seite 196 deS Gesetz- und VerordnungS-BlatteS) ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach tz 28 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 beizufügenden Zeugnissen bis spä testens zum 1. August dieses Jahres bei dem BezirkSschulinspector ihre- Wohnorte-, von welchem sie sofort an da- unterzeichnete Ministerium einzureichen sind, anzubringen. Dresden, am 27. Juni 1882. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. v. Gerber. Götz Merkst. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von ß 11 deS ReichSgefetzeS vcm 21. October 1878, die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemocratie betreffend, daS ohne Angabe deS Verlegers, Herausgebers, Verfassers und Druckers er schienene Flugblatt: „Unsere Lage" mit den Eingangkworien: „Als vor nunmehr 4 Jahren in Deutschland daS Unerhörte und anscheinend Un mögliche zur Thatsache ward", und den Schlußworten: „Darum an die Gewehre, Kameraden" verboten. Dresden, den 30. Juni 1882. Königliche Kreishauptmannschaft, von Einsiedel. Plotz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte u. Wien, Donnerstag, 29.Juni, AbendS. (Tel. d. Boh.) Der nach Alexandrien entsendete Special- correspondent der „N. fr. Pr." berichtet über die Opfer des Massacrr vom 11. d. (vergl. die „TageS- geschichte" unter Beirut) Folgendes: Unter den Getödteten befindet sich auch ein öster reichischer Unterthan, ein Sohn des bekannten Ban kiers Cattani, eines der reichsten Männer von Alexandrien. Ker junge Cattani hatte den AuSbruch einer Pöbelemeute vorhergefehen und im Hasen ein Schiff gemiethet, aus dcm er schon seit einiger Zeit wohnte. An dem verhängniß vollen Sonntag ging er aber mit 3 Freunden in die Stadt, und alle 4 wurden schon in der Nähe der Douana von den Arabern überfallen und erschlagen. Unter den schwer Verwundeten befinden sich 6 österreichische Unter- thanen, durchwegs Geschäftsleute. Den officiellen Daten zu folge wurden 46 Leichen erschlagener Europäer gefunden und in die Spitäler 72 verwundete Europäer gebracht. Die Consulate schätzen übereinstimmend die Zahl der ge tödteten Europäer und Araber zusammen auf etwa 300. Die meisten Europäer wurden beim Polizeigebäude von den dafelbst wachhabenden eingeborenen Civilisten getödtet. Der österreichische Consul Suzzara, gleichfalls ein reicher Bankier, fuhr eben zur Präfectur, als er sah, wie vor dem Polizeigebäude ein Polizist einen elegant gekleideten jungen Europäer niederfchoß. Suzza- ra'S Wagen wurde auch schon von einer Schaar Ara ber umzingelt und angehalten, der Kawaß verwundet, und der Consul entging nur durch das AuSgreif-n der vom Kutscher gepeitschten Pferde demselben Schicksale. London, Donnerstag, 29. Juni, AbendS. (W.T B.) In der heutigen Sitzung deS Unter- hauseS erklärte der Premier Gladstone auf eine Anfrage Barcley'S, die Regierung gehe in ihren Ansichten über die Weinzoüfrage mit denjenigen der spanischen Regierung nicht wesentlich aus einander, sei aber genöthigt gewesen, der spanischen Regierung anzudeuten, daß die finanziellen Ver hältnisse Englands eine Reduction des WeiuzollS gegenwärtig nicht Mießen. Heute Nachmittag fand hier ein zahlreich be- suchtet Meeting zur Besprechung der ägyptischen ,>rage Statt. Biele PairS und Deputirte der coüservativen Partei wohnten demselben bei. Der Marquis v. Salisbury griff da- Vorgehen der Regierung, welche die wesentlichsten Interessen Großbritannien- denen der auswärtigen Mächte unter ordne, aus daS Heftigste an. England habe sich ver pflichtet, den Khedive zu stützen und Arabi Bey zu entfernen. Wenn es seine Verpflichtungen nicht erfülle, würde es feine Autorität im Orient, namentlich in Indien verlieren. Die Bevölkerung müsse daher ihren Einfluß auf dar Ministerium auSüben, um ein solches Resultat zu verhindern. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, in welcher die Regierung aufgefordert wird, keiner Lösung zuzuftimmen, welche mit den nationalen Interessen unverträglich wäre. Loudon, Freitag, 3V. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „LimeS" schreiben heute: Wenn die Pforte in Aegypten unter Europa befriedigenden Bedingungen Vorgehen wolle, sei dies desto besser. Andernfalls würden andere Maßregeln erforder lich sein. England werde der Welt zeigen, daß eS bereit sei, seine Ehre und Interessen zu ver- theidigen. Die „Times" glauben, daß die Regie- rung nunmehr entschlossen sei, wirksame Mittel zur endgiltigen Regelung der ägyptischen Krage anzuwenden. Konstantinopel, Freitag, 30. Juni. (Agence HavaS.) Die Conferenz soll gestern den Vorschlag Englands betreffs der bewaffneten Intervention der Pforte geprüft haben und dabei der Ansicht gewesen sein, daß eine solche Intervention an Be dingungen zu knüpfen sei, welche es verhindern, daß sie keinesfalls in eine Occupatio« ArgyptrnS auSartrn und so die Stellung deS Landet irgend wie ändern könne. Dresden, 30. Juni. Um einen Weg zu finden, der zu einem befriedi genden Abschluß der ägyptischen Angelegenheit zu führen verspricht, sucht man seiten der Diplomatie nach einer Form, um zwischen der Conferenz und der Psorte einen Verkehr herzustellen, welcher bisher ledig lich ein indirecter, der Vermittelung der einzelnen Bot schafter überlassener geblieben ist. Man sucht durch die angestrebte Beiheiligung der Pforte an der Conferenz England einen Rückzug möglich zu machen: eine Vor sicht, welche um so wünschenSwcrther erscheint, al- eine Intervention in Aegypten doch von den ernstesten Fol gen begleitet sein würde. Die Dinge in Aegypten selbst sind geeignet, die Angelegenheit zu verschlimmern. Die Flucht der Europäer, von welchen bereit- 50000 sort und vielleicht kaum noch 10000 zurückgeblieben sind, nimmt zu, wodurch bei den Arabern der Glaube an eine bevorstehende Ausschiffung europäischer Trup pen bestärkt wird. Hierzu kommt der infolge der Unruhen eingetretene völlige Ruin der Provinz und tue Aussicht auf schwere Verluste für die BondSbesitzer. „Solange Frieden und Ordnung gufrechterhalten bleiben, war eS für die europäische Controle auch möglich, die Finan zen Aegyptens so zu leiten, daß die Zinsen der Schuld bezahlt werden konnten," schreibt man dem „Ham burgischen Correspondenten" aus London. „Uud ich höre, daß der nächste, im October fällige, halbjährliche Coupon durch Rimesfen eingelöst werden wird, welche schon gesichert in London liegen. Darüber hinaus aber vermag ich nichts als Bankrott zu sehen. Die gegenwärtigen Herren Aegyptens geben alles Geld Die junge Frau beugte sich liebreich über das von allen Stürmen des Leben- und deS Leidens verheerte Antlitz. „Ich bin bei Dir, Ferdinand," antwortete sie sreundlich. WaS wünschest Du?" Er tastete auf der Bettdecke. „Habe ich nur ge träumt, oder bin ich wirklich im Spitale — im TyphuSlazareth? Ob ich sterben muß, Anna?" „DaS steht bei Gott, Ferdinand. Der Arzt giebt Dich bis jetzt keineswegs verloren, er baut auf Deine Jugend." Der Kranke sah matten Blicke- umher. „Wo ist der Spiegel, Anna? Ich will mein Gesicht sehen!" ES fiel ihm nicht ein, seiner Frau zu danken, od^r ihres Schicksals wegen irgend eine Besorgniß zu ver- rathen, sie mußte bei ihm bleiben, ihn pflegen, für ihn leben, daS war einfach gar nicht anders möglich. Als er im Spiegel sein verfallenes Aeußere gemustert hatte, warf er das Glas zornig auf die Decke. „Zu denken, daß man mit Fug und Recht jetzt als Millionär leben könnte," murmelte er feufzend. „Verwünschter Krämer- stolzl" Anna legte ihm kalte Umschläge aus die Stirn. „Du solltest jetzt nicht an unangenehme oder verdrieß liche Angelegenheiten denken, Ferdinand. DaS Alles ist abgethan." Er lächelte, obwohl sich seine Augen bereit- wieder schlossen. „Soll wohl heißen, daß ich mich lieber mit Tode-gedank-n beschäftigen müßte, nicht wahr? Du spieltest immer gern die Heilige, predigtest Moral und ließest pompöse Sätze vom StapelI — Nützt Dir aber nicht-, ich will noch leben, lange leben." Die letzten Worte erstarken im Murmeln, Anna saß stillweinend am Bette, und nur zuweilen ging sie au-, da- sie erheben können, und eignen sich einige- davon zu. Die Armee wird vermehrt, die Con trole ist thatsächlich zu Ende; der Handel Argypten- hört auUdie Banken sind geschloffen, und die großen industriellen Unternehmungen, meist mit britischem Capital angefangrn und durch britische Agenten gesör- dert, wie Wasser- und Gasleitungen, Eisenbahnen, Telegraphen, Baumwollenpflanzungen, Zuckerrasfinerien sind mit Vernichtung bedroht. Da» schließt Verluste ein von vielen Millionen Pfund Sterling, und e» ist nicht leicht abzusehen, wie eine Compensation oder Schadlo»haltung für diese Verluste von einem bank rotten Lande verlangt werden soll, selbst durch eine siegreiche Armee. Die Occupation Aegypten» ist ein Geschäft, welche» in pecuniärem Sinne unmöglich seine Kosten tragen kann." ES sind also zahlreiche, schwerwiegend« Interessen vorhanden, welche die Mächte Europa» veranlassen können, sich nicht einfach mit der Beruhigung der Pforte zufrieden zu geben, sondern Garantien gegen die Wiederkehr der Ereignisse in Aegypten zu bean spruchen. In diesem Sinne schreibt denn auch unser Wiener ^ -Correspondent unter dem gestrigen Tage Fol gendes: „Die neuesten Meldungen au» Aegypten lauten alarmirend. Die Gährung unter der eingebornen Be völkerung hat wieder größere Dimensionen angenom men, und infolge dessen wächst auch die Panik unter den bisher noch im Rillande zurückgebliebenen Euro päern. Die im Hafen von Alexandrien ankernden Schiffe vermögen die Menge von Flüchtlingen nicht zu fassen, die auf denselben ein Asyl suchen. Jeder Dampfer des österreichisch-ungarischen Lloyd, sowie der französischen SchifffahrtSgesellschaft entführt viele Hun derte von Flüchtlingen dem arg aufgewühlten Lande. Die Läden sowohl in Alexandrien wie in Kairo sind zum großen Theile geschlossen; Handel und Gewerbe stocken, und die Armuth w'rd immer bedrohlicher. Un ter solchen Verhältnissen erscheint e» begreiflich, daß der so lange perhorreScirte Gedanke einer eventuellen Intervention nunmehr ernstlich diScutirt wird. Eng land und Frankreich rüsten für alle Fälle, und auch die Ostmächte scheinen nicht gewillt zu sein, ruhig zu zusehen, wie der muhamedanischc Fanatismus daS christliche Element und die europäische Cultur in Nordafrika an ihren Wurzeln bedroht. Sollte sich also die Pforte nicht bald entschließen, mit der Botschaf- terconferenz in Konstantinopel in Fühlung zu treten, dann werden die Mächte aus Mittel und Wege be dacht sein müssen, über die Köpfe der türkischen Staats männer hinweg jenen Einfluß aus die Wirderherstel- lung geordneter Zustände in Aegypten zur Geltung zu bringen, welcher ihnen nicht blo» kraft der bestehenden Verträge, sondern auch kraft ihrer Eigenschaft als Be schützer ihrer im Pharaonenlande lebenden Unterthanen zusteht. Es wird ihnen die» um so leichter sein, al-, verläßlichen Mitteilungen zufolge, sich bi-hrr zwischen den bei der Botschafterconferenz in Konstantinopel ver tretenen Mächten kein ernsterer Gegensatz ergeben hat und auch noch keine Frage aufgetaucht ist, deren Lösung nicht im vollen Einverständniß möglich wäre. Sollte übrigen- die Situation in Aegypten eine acute Ge stalt annehmen, was mit Rücksicht auf die in den letz ten Tagen neuerdings vorgekommene Ermordung von Europäern nicht ganz unwahrscheinlich ist, dann wird von Seite Europas rasch und energisch gehandelt wer den, ohne Rücksicht darauf, ob der Sultan die bezüg lichen Schritte billigen wird, oder nicht. Auch in dieser Beziehung herrscht bereit- zwischen den Groß mächten die nothwendige Uebereinstimmung, obschon bezüglich der Modalitäten noch mancher Dissen- be stehen mag." Die Worte unser- Wiener Correspondenten sind der Widerhall der in Wien angesicht- der Bedrohung der österreichisch-ungarischen Nationalen in Aegypten auf Otto'- Bitten einen Augenblick hinau- in die freie Luft. Er half ihr, tröstete sie, er war eS, der den Kranken während feiner heftigsten Paroxy-men ganz allein Pflegte und festhielt, ohne seinen werkthätigen Beistand hätte die junge Frau schon nach kurzer Frist erliegen müssen. Die Beiden befanden sich unter den ernsten alten Heiligenbildern, abgeschlossen von aller äußern Gemeinschaft der Menschen, allein wie in weiter Wüste, keine Nachricht von draußen gelangte in den Sprechsaal, kein Blick, kein Wort erreichte eine lebende Seele, nur der Tod schwebte ungesehen über ihren Häuptern und senkte nah und näher seine weißen Fittiche. ES schien, als sei Ferdinand'- Besinnung doch zuweilen noch nicht so ganz erloschen, obwohl er weder hörte noch antwortete, ein Mal während der Morgenstunden fragte er plötzlich: „Anna, wer spricht deS NachiS mit Dir?" Dunkler Purpur huschte über da- zarte Gesicht der jungen Frau, ohne sich einen Augenblick zu besinnen, antwortete sie: „ES ist Herr Otto Held, der Sohn de- Manne-, in dessen Hau» ich bisher lebte." „Ach! — Er will mich dem Staatsanwalt über liefern!" „Nein, Ferdinand, er hilft mir, Dich zu pflegen, er vergiebt Dir sogar auS Hrrzen-grund — denke an nicht» Böse»." Der Kranke ächzte, aber er antwortete nicht. Seine Kräfte verfielen schneller und schneller, einmal ver langte er eine GerichtSperson zu sehen, oder einen Prediger, „ja, ja, lieber einen Prediger, d«r schweigt wenigsten» bi» zur rechten Zeit." (Fortsetzung folgt.) Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Verstoßen. Novelle von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Otto'» intelligente» Gesicht widerspiegelte den Kampf seine» Innern. „Gut," antwortete er endlich, „ich möchte da» durchaus nicht leugnen oder in Ihrem Bewußtsein zu verdrehen suchen, Frau Werbek, eS ist ganz wie Sie sagen, aber dürste nicht ein Anderer Ihre Stelle einnehmen, dürfte nicht Jemand, dessen Kräfte die Ihrigen vollständig ersetzen, ja in mancher Beziehung überragen — hier für Sie handeln? Ich bleibe bei dem Kranken, bis er dieses Zimmer verläßt, ob al» Genesener oder al» Gestorbener. Mein Ehren wort zum Pfände, ich will für Ferdinand v. Werbek thun, wa» in meinen Kräften steht." Anna bot ihm die Hand, aber sie schüttelte doch abwehrend den Kopf. „Nie, Herr Held, nie. Sie sind eS Ihren Leitern schuldig, die» Haus sogleich zu ver lassen. Ich erkenne vollkommen den Werth de- ge botenen Opser», aber ich kann dasselbe nicht annehmen. Bitte, gehen Sie!" Otto lächelte eigenthümlich. „Nirmal»!" versetzte er nachdrücklich. „E» befinden sich keine Kranken mehr hier, auch die beiden Diakonissen find wieder abgereist — wollten Eie allein oder in Gesellschaft eine» rohen Wärters hier bleiben, sich tausend Unzuträglichkettev wehrlos aussetzen? Ich werde daS, so wah- mir Gott helfen möge, unter keiner Bedingung zugeben." Anna versuchte noch daS Letzte. „Dürfen Sie sich denn überhaupt ohne weitere Erlaubmß im Spital aufhalten, Herr Held?" „Ich besitze bereits dieses Recht. Der Arzt hat e» mir mit dem größten Vergnügen ertheilt — um so mehr, als er sür diesen traurigen Zweck bisher außer den beiden, Alles leitenden und anordnenden barm herzigen Schwestern nur einige unwissende Burschen zur Verfügung hatte. Ich bleibe hier, Frau Werbek, und ich bitte Sie inständig, mir die Pflege Ihres Herrn Gemahls allein zu überlassen." Statt aller Antwort legte die junge Frau Hut und Handschuhe aus einen Tisch, sie ließ sich von einem noch anwesenden Bediensteten das Zimmer der beiden Diakonissen zeigen und ihre Sachen auS dem Rettorat dorthin bringen. Weshalb Otto an der Stätte deS Schreckens neben ihr ausharrte, daS wußte sie, fühlte sie, obwohl ihm natürlich sein Zartgefühl verbot, e- auch nur anzudeuten. Jetzt sahen ihre Blicke von der andern Seite des weiten HofeS hinüber zum Schulhause, zu den Fenstern deS Zimmer», daS sie vor Kurzem noch bewohnte. Alles war verändert seitdem, Alles — was die nächste Zukunft brachte, das wußte nur Gott. Der Kranke lag in jener regungslosen Starrheit, welche den Beginn de» Typhu» zu kennzeichnen pflegt; während der Nacht murmelte er häufig oder lachte und gestik»lirte, gegen Morgen aber kehrte das Be wußtsein aus kurze Zeit zurück. Er öffnete die Augen und sah matten Blickes um sich her. „Anua!" flüsterte er.