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Dresdner Journal : 04.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-04
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 04.06.1882
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127 Sonntag, den ä. Juni. 1882. Xdoooeioeotiprstir Im x»2i«ri ck»ot»«L«a N«ied»: dLdrlicil: . ... 18 Sl»r^ ^Ldriicb: 4 Ll»rli bO ?s. LiiiL«!»« ^urolosra. 10 ?k. «a»«.rL«Id de« deut-cir^o Nsictlei tritt?o»t- und 8lewpsi«<L»<?illLH iÜQLU. lo^ratenpneirer ^Nr den Naum eioer ^«-i-pultenoo pstitroils Sa Pf. 0nter ,.Linx?»sndt" die 2eils SO Pf. 6« l Lb«»^n- und ASeinsittr Sü dtuf-ulii-^. 1'H^HcU mit ^u-nuiime der 8onn- und peiertLL« ^i-6nd« Nir den tollenden 1»^. DreMerZomMl. Verantwortliche Nedaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. H. Lran-Ktrttrr, powm>L»lonLr de« Dresdner dournnl»; A»«d«r, I«rN» -V>>» - »—«> »r««i«u rr«nkNir1 ». » : //ua«en«trin <e ^vA/er, S«ri>n -V>«L N»«durx- kr«^-l^ipriG-VrsL^tnrt «. tE.-Nüned«n: /iud L«rliv: /nra/ldrndunii, Lr«m«n Lc^iotte, Lr»«I»a dixrrau ^'adat/i>, krsnlrtnrl » N r L ^arArr'ecke öucdksndiuns;; SorU»: <» A/üNer, 8»»i>or«r: t,'. §cliü«»/er, ?«rt« Lirlln - Vrsnlrkrl « H Ltu«8^ Duui-r d k!o / S»wdnr^: Uci. Ltcinrr. N«r»u«xekerr LSvi^i. krpedition de, Dresdner dc»nrn»l», Dresden, 2«rinber»ir»»»v Xo 20 Ämtlichcr Thril. Nrkmintmachung, die Ausgabe neuer Rentenbogen zu den König lich Sächsischen 3 <k Rentenschuldverschreibungen jvom Jahre 1876 betreffend. Segen Rückgabe der im Termin 30. Juni 1882 ablaufenden Renienleisten der oben bezeichneten Schuld verschreibungen sollen vom 1S. Juni diese- Jahres an neue Rentenbogen, bestehend auS Rentenleiste und Rentenscheinen auf die 12 HalbjahreStermine 31. De- cember 1882 drS mit 30. Juni 1888, bei der Staats schulden«Buchhalterei in Dresden und der Lotterie- DarlehnSkasse in Leipzig Wochentag» während der Vormittagsstunden, ferner bei Herrn S. Bleichröder in Berlin, bei den Herren M. A. von Rothschild u. Sühne in Frankfurt a. M. und bei der Norddeutschen Bank in Hamburg zur Ausgabe gelangen. Die adgelaufenen Rentenleisten sind nach den Gat tungen getrennt und nach der Nummerfolge geordnet abzugeben, auch an denjenigen Umtau,chstellen und in den Fällen, wo der Umtauich nicht sogleich abgewartet werden kann, mittels doppelter, die gleiche Ordnung einhaltender Verzeichnisse, zu welchen Formulare bei den genannten Stellen zu haben sind, einzureichen. Der Umtausch der Rentenleisten erfolgt bei der StaatSschulden-Buchhalterei in Dresden thunlichst nach der Reihenfolge der Anmeldung und Zug um Zug. Kleinere, bi» 10 Leisten zählende Posten, haben aber hierbei, um größeren, den schnellen und geregelten Ge schäftsgang hemmenden Personenansammlungen vorzu beugen, größeren Posten voranzugehen. Können die Einreicher ihre sofortige Abfertigung nicht abwarten, jo ist denselben ebenso, wie dies bei der Lotterie-Dar- lehnLkasse in Leipzig, bei Herrn S. Bleichröder io Berlin, bei Herren M. A. von Rothschild u. Söhne in Frankfurt a. M. und bei der Norddeutschen Bank in Hamburg geschehen wird, zunächst das eine Exemplar de- Lieferscheins quittirt auSzuhändiqen, gegen dess.n Rückgabe dre neuen R-ntenboqen 10 Tage später rn Empfang genommen werden können. Auswärtige Staat-gläubiger haben, da die Um tauschstellen wegen der Rentenleisten - Auswechselung Schriftenverkehr nicht führen können, den Umtausch entweder persönlich oder durch im Orte wohnhafte Beauftragte zu besorgen. Dresden, am 1. Juni 1882. -er Lai»t<zr««lch»s z» Verwalt»ig Str Slaitischildt». Bönisch. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wien, Freitag, 2. Juni. (Tel. d Boh.) Der ungarische Ministerpräsident v. Tisza ist heute Morgen hier angekommen. Er hatte bald nach seiner Ankunft eine Unterredung mit SectionSchef v. Kallay und wurde um 1v Uhr zur Audieuz beim Kaiser beschieden, wo er längere Zeit verweilte. Gegenstand der Besprechung war wohl das Pro gramm, das Kallay iu Betreff der Verwaltung der occupirtea Provinzen auSgearbeitet und das die Richtschnur für besten ministerielle Thätigkeit zu bilden hätte. Eine Conferenz der gemeinsamen und Landesministerien wegen dieser Angelegenheit steht vorläufig nicht in Aussicht. Wie verlautet, hat da- Programm Kallay - bereit- die Zustim mung der hiesigen maßgebenden Kreise für sich. Wenn auch die ungarische Regierung sich mit dem- selben einverstanden erklärt, so dürste die Erneo- ullvg Kallay - zum gemeinsamen Kivavzmiuister sofort publieirt werden. Rom, Freitag, 2. Juni. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung der Drputirtenkammer erklärte der Minister det Aeußrrn, Mancini, er werde die JuterPellatioa Lollaro - über die ägyptische Krage am nächsten Montag beantworte«. Rom, Freitag, 2. Juni, Abeud-. (W T. B.) Wie der Regierung von Eaprrra gemeldet wird, ist Garibaldi heute Abeud k? Uhr daselbst ge storben. Rom, Sonnabend» 3. Juni. (Tel. d. Dre-ön. Journ.) Die Nachricht vom Tode Garibaldi'- er weckt allenthalben in Italien einen schmerzlichen Eindruck. Die Kaufläden find geschloffen. Ja der Kammer wird heute eine große Grdächtniß- kuudgebung erwartet. Pari-, Sonnabend, 3. Juni. (Privat-Tel. d. Dre-dn Journ.) Garibaldi - Tod erregt hier große Theilnahme und ruft die Eriunrruagen an Gari baldi- Mitwirkung am deutsch-französischen Kriege wach. Man veranstaltet republikanischersrit- groß artige Manifestationen zur Leichenfeier. London, Freitag, 2. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de- Unterhaust- theilte iu Be antwortung mehrerer Anfragen Dilke mit, Arabi Bey habe uoch keine weiteren Schritte behufs Absetzuvg de- Khedive getbaa, auch die formelle Anzeige von der Annahme der vorgrschlagruen Eonfereaz sei noch nicht eingetroffen, aber mau dürfe mit gutem Grund die Annahme derselben erwarten, da säwmtliche hiesige Vertreter des Lo-lande- und ihre Regierungen sich günstig über da- Projekt geäußert hätten. Dilke bestätigt ferner, daß in Aleraudrien Erdwerkt aufgeworfen werden, und sagt, die Regierung stehe wegen dieser Angelegenheit mit dem Admiral Seymour in Communicatiou, sie werde aber Weitere- darüber weder heute noch auch die nächste Woche mittheilen können. Da- Hau- setzte darauf die Eiazelbe- rathuug der irischen Zwang-bill fort. Kairo, Freitag, 2. Juni, Abend-. (Reuter'» Office.) Der Khedive hat eine Depesche desGroß- wefirs erhalten, in welcher derselbe mittheilt, daß sich Derwisch Pascha an Bord der Dacht „Jzzeddin" begeben hat und morgen al- Commiffar de- Sul- tau- nach Aegypten abreisen werde. Arabi Bey hat den Generalconsuln ein Rund schreiben zugrhen lassen» in welchem er auf- Neue versichert» daß den io Aegypten lebenden Euro päern keinerlei Gefahr drohe. Kairo, Freitag, 2. Juni. (Tel. d. Boh.) Laut eiurS Telegramm- au- J-mailia legte eia ägyp tische» Schiff nächst den Ankerplätzen der fran- »öfisch - englischen Panzerschiffe Torpedo-. Die französisch-englischen Schiffe veränderten sofort ihre Positionen und überwachen seither strengstens die Bewegungen der ägyptischen Schiffe. Gestern fand in Kairo eine Zusammenrottung ägyptischer Soldaten Statt, welche die Procla- wirvvg Halim- zum Khedive begehrten. Arabi Bey beruhigte die Soldaten und mahnte zur Ge duld, die Absetzung de- Khedive werde später erfolgen. Dre-den, 2. Juni. Die „Neue Preußische Zeitung" bringt fol gende, qerade in diesem Organe bedeutungsvolle Notiz. „Die Nachrichten mehren sich", schreibt da» Blatt, „wonach der Deutschenhaß in Rußland nicht nur von Seiten der panslawistischen Partei, sondern auch von Altrussen bi» in die höchste Aristokratie hinaus Nahrung findet, und daß selbst da» Kaiserhaus wegen seiner mannichfachen Affinitäten mit dem Deutschthum und al» Beförderer de»selben vielfach dem Haffe jener Kreise au-gesetzt sei. Die angedeuieten Regungen und Animositäten scheinen fo verzweigter Natur zu sein, daß der kaiserliche Hof selbst immer wieder dem Zwei fel verfällt, w,r denselben beizukomm.n fein möchte, ohne den Perfonalbestand bi» in die höchsten Aemter hinauf einer vollständigen Umwälzung zu unterziehen. Ob hierzu auch nur annähernd die Energie vorhanden ist, erscheint zweifelhaft, und e» ,st neuerdings kein Symptom in die Oeffentlichkett gedrungen, welches für die Ermannung zu einem durchgreifenden Einschlusse Zeugmß geb»." Es ist bekannt, wie das auf die tra ditionell freundschaftlichen Beziehungen zwischen Preu ßen und Deutschland fußende conservative Blatt bis her aus seinen Spalten Alles fern hielt, was etwa dazu geeignet gewesen wäre, die öffentliche Meinung in Deutichland gegen Rußland zu erregen. Noch am 1. März schrieb der St. Petersburger A. Eorrespon- dent der „N. Pr. Ztg.", daß die Pariser Rede deS Generals Skobelew in weiten Kreisen einen ungünsti gen Eindruck gemacht, sowie daß alle loyalen Russen und alle russischen Unterihanen deutscher Abkunft empört seien über diese exceffive Spracht. Nach der heutigen Notiz der „N. Pr. Zig." findet dagegen der Deut schenhaß in Rußland „nicht nur von der panslawi stischen Partei, sondern auch von den Altrussen blS in die höchste Aristokratie hinauf Nahrung". Innerhalb 3 Monaten hat also in Rußland, oder besser gesagt, in der St. Petersburger hohen Gesellschaft ein ganz demerkenSwerther Temperaturwechsel stattgesunden; e» sei denn, man wollte annehmen, die „R. Pr. Ztg." habe ihre Art, die Dinge in Rußland auszufaffen, ge ändert, eine Annahme, d>e aber nicht zulässig ist, da der Inhalt der Notiz des Berliner Blatte» durch die Mittheilungen beinahe der gesammten Presse, soweit sie sich mit Rußland eingehender beschäftigt, bestätigt wird. Der St. Petersburger Torrespondent deS „Jour nal des DöbatS" hat scme viele Monate lang unter brochen gewesene Thätigkeit in einer für die gegen wärtige Lage höchst bezeichnenden Weise wieder aus genommen. Er knüpft an den vor einigen Monaien zwischen St. Petersburg und Berlin geführten Feder- kriea, betr. die bevoi stehende Erhöhung der russischen Einfuhrzölle, an und deducirt au» dem Umstande, daß u 6uto des 1. (13.) Juli d. I der Zoll für Berliner Blau von 2 auf 3 Rubel (per 16 Kilo — 1 Pud), derjenige für Hopfen von 1 Rbl. 10 Kop. auf 1 Rbl. 50 Kop., die Zölle für Polstermöbel und für Kmdir- spielzeug von 1 Rbl. 10 Kop. auf 2 Rbl. bez. von 33 Kop auf 1 Rbl. erhöht werden sollen — daß der beginnende Zollkrieg wenig geeignet sei, „dir bereits «.rheblich gelockerten Bande zwischen Rußland und Deutschland zu kräftigen". Aus diese Ausführungen folgen einige Beweisstücke dafür, daß der russische Antagonismus gegen da- deutsche Element m der Zunahme begriffen sei. Angeführt wird z. B., daß der mit der Revision der Ostseeprovinzen betraute, dieser Tage nach Riga abgeresste Senator Manassem einen Führer der lettischen AgltationSpartei, denselben Advocaten, der den Lieutenant Achuß mit einem lei denschaftlichen Angriff gegen die deutschen Einrich tungen Lw-, Esth> und Kurlande- vertheidigte — zu seinem Adlatu- gemacht habe, und daß die Stel lung de- vor Kurzem in Rußland weilenden Fürsten von Bulgarien eine außerordentlich kritische geworden sei. Ein eigenthümlicheS Zusammentreffen von Umständen hat gewollt, daß gteichz-itig mit diesem Schreiben eine Notiz der „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht worden ist, welche mit Nachdruck darauf aufmerksam macht, daß eine neue Auflage der Trubnikow'schen Schandschrift „Der Deutsche und der Jesuit" im Jn- feratentheile der Zeitung „Nowoje Wremja" angezclgt und von der Ankündigung einer neuen Schrift d«S nämlichen Ursprung» „Krieg und Frieden" begleitet worden sei, nachdem der Verfasser soeben iu osten- tiöser Weise au» seiner amilichen Stellung entlassen worden. „Eine geistesverwandte Veröffentlichung", so heißt e» a. a O. weiter, eine ziem ¬ lich derb« Reclame für Jgnatiew und Skobelew, er schien soeben hier, in Pari» und in anderen Haupt städten." Diese Symptome haben nicht verfehlt, einige» Aussehen zu erregen, und der „Hamburglicht Torrespondent" findet beispielsweise, daß dieselben am Vorabende der — unterdessen wieder verschobenen — Krönung Kaiser Alexander'- III. (an welcher auch der deutsche Kron prinz Theil nehmen soll) besonder- merkwürdig seien. Man erinnert wieder an jenen, vor einiger Zeit iu der „Nouvelle Revue" erschienenen, schroff pansla wistische« Essai, worin mit Aufbietung unsinniger Sophismen und Trugschlüsse behauptet wurde, daß alles Unheil für Rußland von Westen komme. DaS Volk der Moskowiter sei seit der Zeit Peter'- deS Großen durch die abendländische TlviUsation allmählich, aber systematisch corrumpirt worden; au» dem Occideute kamen RadlcaU»muS, Lommuni-mu», SocraliSmu» und JnternationaU»muS herüber, au» deren glücklicher Mischung logijcherweft'e der Nihili-mu» hervorging; St. Petersburg ist der Herd der Verderblich, Moskau der Hon der Erlösung. Dahin mutz also der Sitz der Regierung wiederum verlegt werden. Nur dann wird eS in Rutzland redliche und aufgeklärte Beamte, tugendhafte Frauen, eine geachtete Obrigkeit geben; der Nlh.UrmuS wird aushören, eine Gefahr zu sein, die Anarchie der Geister wird der Herrschaft der Ord nung und der Einigung weichen, endlich und vor Allem wird der occidentale Aussatz de» Radikalismus aus- gerottet werden. Kurz, nur die Rückkehr zu dem pri mitiven MoSkowiterthum kann Rußland reiten. „E» muß aus dem Nebel der St. Petersburger Aimosphrxe herauSgenssen werden, die niemals stärker mit giftigen Mia-men geschwängert »st, al» wann dort der Wind von Westen weht. Man lasse aber über Rußland den Wind von Nord und Ost wehen; er ist rauh, aber gesund und rein." Diese- sind einige Züge de» Bilde», da» wir noch den öffentlichen Blättern von der Stimmung der hohen russischen Gesellschaft empfangen. E» liegt un» ferne, diesen Thatsachen eine größere Bedeutung brizumessen, al» dieselben beanspruchen dürfen. Wie die Nihilisten- processe, Brände, Attentate und Judenverfolgungen sind dieselben Symptome de» im heutigen Ruhland emgeleiteten ZertetzungSprocesseS. Zu beunruhigen vermögen uns dieselben nicht. Sie find vielmehr weit eher eine Beunruhigung für Rußland, ali für un» selbst. Zur Annahme feindseliger Absichten der rujsisch-n Re gierung gegen Deutschland ist keine Veranlassung vor handen; dieselbe arbeitet vielmehr heute gemeinsam mit diesem an der E>Haltung de» Weltfrieden-. Wir können daher die neuesten Vorgänge in Rußland le diglich dem zahlreichen wichtigen Material beigeiellen, welches unS diese» Reich in den letzten Jahren geliefert hat. Ein Prognostikon zu stellen, dürfte nach Lage der Sache kaum thunUch sein. Unter allen Möglich keiten scheint unS aber ein Krieg mit Deutschland, an gesichts der inneren Lage de» russischen Reich» die am wenigsten wahrscheinliche. Auch Da-, wa- in Ruß land geschehen wird, läßt sich nicht vorau-sehen. Die Krönung Kaiser Alexander'- III. soll mit Rücksicht auf die herrschende Unsicherheit abermals verschoben werden und di» zu dem neuen Termin für dieselbe indessen die volle Summe all' der Reformen fertig ge stellt werden, welche man seit Jahr und Tag in Aus sicht genommen haü Von der Au-sührung einiger der wichtigsten von der gegenwärtigen Regierung beschlossenen Maßregeln, der Herabsetzung der sog. Lo-kaufrsummen FeuiUeto». Nebi-iri »an Otto Banck. Ausstellung de- Albert-Vereint. Das neue Interesse seltenster und für alle Patrioten hochwillkommenster Art, welche- der Ausstellung der Lotteriegewinne durch da» Geschenk eine- von Ihrer Majestät der Königin selbst geschaffenen Bilde- ver liehen worden ist, wurde bereit- an dieser Stelle freudig begrüßt. Der edle Zweck, die öffentliche Theil nahme auf- Neue für den Besuch der Ausstellung und für die Unterstützung der Lotterie anzuregen, konnte auf keine andere Welfe anmuthender und inten siver erreicht werden Diese Ueberzeugung beseelte biS jetzt Alle bei dem Genuß erneuter Anschauung. Wir möchten bei dieser erhebenden Gelegenheit noch ein Mal auf die reiche Fülle von ausgezeichneten und selbst den Kunstkenner lockenden Gewinnen inner halb dieser ausgedehnten Räumlichkeiten Hinweisen. Nehmen die ausgestellten Werke, darunter neben den Gemälden von O. Achenbach, Becker, Hoff, Lasch, Lindenschmidt, Schietzold, die Leistungen einheimischer Künstler, wie Hübner, Oehme, Thomas, Preller, Ham mer, Schenker, Schlegel bereit- eine kaum zu erwar- tende Au-dehnung ein, so ist noch ganz besonder- zu beachten, daß es noch sehr reiche Schätze sind, welche wegen Mangel an irgend entsprechendem Platz unauf- gestellt bleiben mußten. Eia Wechseln der Bilder mußte unterbleiben, da die- eine immer wieder neue Katalogifirung erfordert haben würde. Unter den noch in so großer Menge vorhandenen Kunstgegenständen befinden sich Oelgemälde in reich licher Anzahl und von den verschiedensten hiesigen und fremden Meistern Und auch da- Gebiet der Aqua rellmalerei, d'e hier so vielen Anklang findet, ist unter dem Fond der unaufgestellien Kunstschätze mannich- faltig vertreten, z. B. durch die neuesten und oft ge rade besten Blätter, die von Schlegel und einigen anderen Malern für die Lotterie und die Vermehrung ansprechender Gewinne entnommen worden sind. O. B. verstoßen. Novelle von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Täcilia Prodder erbebte, al- ihr die künftige HauS- genossin vorgestellt wurde, sie fühlte den Anblick dieser stolzen jugendlichen Reize wie einen Stich durch- Herz. Go glänzend die tiefdunkeln Augen, so üppig das Haar und voll und weich die Formen — ein Mund, den alle Grazien geküßt hatten. Die Engländerin sprach ein paar freundliche Worte, während sie sich innerlich krümmte, ihre Augen blieben nach dem ersten schnellen Blick beharrlich gesenkt, sie erhob die Wim pern nicht zum zweiten Male. „Miß Prodder ist wie eine Tochter deS Hause-", erläuterte die Rectorin, „wir Haden bereit- feit fünf Jahren da- Vergnügen, sie bei un- zu sehen. Hoffent lich wird die Verbindung mit Ihnen, liebe- Fräulein, eine ebenso angenehme und dauernde." Anna Mildener legte leicht die Hand über ihre Augen Fünf Jahre in diesem Haufe mit den hallen den Bogengängen, den gewundenen Treppen und den neugierigen Mädchengesichtern I — Aber ja doch, ja, wa» brauchte sie denn weiter als eine ruhige Stätte, um dort zu leben und zu sterben, am liebsten bald, morgen schon. Ihre Antwort war sreundlich, aber kühl, sie bat, da doch die Unterrichtsstunden erst am folgenden Tage beginnen würden, um die Erlaubniß, sich jetzt in ihr Zimmer zurückziehen zu dürfen. „Eine meiner kleinen Freundinnen hat gewiß die Güte, dem Stubenmädchen zu klingeln, nicht wahr?" Die Rektorin schien verlegen. Erwartete die neue Gouvernante, daß man ihr Dienerschaft halten werde? — Unten in der Kellerküche schaltete seit zwei Decen- nien die alte Dorothea, do- Jnventarienstück deS Rek torate-, wie die Leute im Städtchen sagten; ihr ein ziger Adjutant und Vertrauter war Nikolaus, der m den weiten dunkeln Räumen de- ehemaligen Wein- lager- allerlei nützliche Beschäftigungen trieb und da für von der Alten mit guten Bissen und Gespenster geschichten reichlich gestopft wurde — wa- hätte sie wohl gesagt, wenn ihr plötzlich befohlen worden wäre, der Fremden da» Täschchen nachzutragen? Miß Prodder schlug sich ,n die Bresche. „Ich darf gewiß dem Fräulein ihr Zimmer zeigen, liebe Frau Rectorin Dorothea hat Alle- in Ordnung ge bracht, eS fehlt selbst nicht an Blumen und frischem Wasser — bitte, bleiben Sie sitzen." Sie nahm richtig die lasche, und während Frau Held sie „Meine gute Läcilie" nannte, glitt ihre schlanke Gestalt geräuschlos über den Teppich, um dann der Neuangekommenen als Wegweiser zu dienen. Kleine bunte Scheiden erleuchteten auS mächtigen Fenfterwöldungen eine winzige Treppe, wie sie die raumsparende Gegenwart zu bauen pflegt, in der ersten Etage dehnte sich ein breiter Lorrldor mit ur alten Bildschnitzereien biblischer Scenen, erst am Ende desselben öffnete Miß Prodder eine Thür und ließ ihre Gefährtin vorauSgehen. „Kann ich Ihnen noch in irgend einer Weife dienen, Fräulein Mildener?" fragte die leise unter würfige Stimme. „Wünschen Sie eine Auskunft, Et wa- da- ich Ihnen besorgen dürfte?" Anna schüttelte den Kopf. Die Engländerin war ihr antipathisch wie ein Jnsect, da- un- plötzlich über die Hand läuft und in allen Nerven einen Schauder zurückläßt. Aber dennoch durfte ihre Zuvorkommenheit nicht m,t offenbarer Zurückweisung belohnt werden, eine höfliche Antwort wenigsten- war nothwendig. „Ich danke Ihnen, Miß Prodder, aber bitte, neh men Sie doch einen Augenblick Platz. Welch e»o selt same- alte- Gebäude ist die-l" „Uralt", bestätigte Täcilie. „Draußen auf den Grabsteinen de- Klosterkirchhofe- «st die Jahre-zahl 1200 noch nicht die am weitesten zurückreichende. Sie werden den Ort und seine Bewohner mit der Zeit sehr angenehm finden." „Da- hoffe ich, Miß Prodder. Sind in der Fa milie de- Herrn Rector- kerne Kinder?" „O doch, Fräulein Mildener. Zwei Söhne stu- diren, eine Tochter wird auf dem Eonjervatorlum in Wien zur Künstlerin ausgebildet, und im Hause be finden sich noch zwei halberwachsene Mädchen. ES werden an die mageren Einnahmen des alten Herrn, wie Sie sehen, sehr bedeutende Ansprüche gestellt, — das mag Ihnen den Mangel einer reichlicheren Die nerschaft einigermaßen erklären."
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