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Dresdner Journal : 27.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-27
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1882
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Der „Reg. Anz." veröffentlicht die veranschlagt. durch kaiserl. Tagesbefehl vom 24. d. erfolgte Ernen nung deS Chefs deS Warschauer Gendarmeriebezirk«, Generalmajor- OrschewSky, zum Gehilfen deS Mi- » * London, 24. Juni. Der „Boss. Ztg " wird von hier geschrieben: Biele Luzeichen sprechen dafür, daß die britische Regierung Vorkehrungen zur Entsendung «wer militärischen Expedition nach Aegypten tr fft. Das Eontingent wird aus Truppen von Malta und Aden gebildet, wahrscheinlich vom General Evelyn Wood befehligt und nötigenfalls durch Sepoy« ver stärkt werden In PortSmouth lief gestern der Befehl eia, da- Truppenschiff „Malabars welche- 2000 Sol daten aufnehmen kann, sofort in Dienst zu stellen und 4 andere Transportschiffe in Bereitschaft zu halten. Der Krieg-Minister versügte, daß dre Mannschaften der Armeereserve England ohne specielle Erlaubnrß nicht verlassen dürfen. In allen Garnisonen werden die Regimenter auf Kriegsstärke gebracht. — Der Ausschuß der FriedenSgesellschast hat an deren Mitglieder eine von dem Präsidenten Sir Josef Pease u>>d dem Secretär Mr. Richard unterzeichnete Zuschrift über die ägyptische Krisis gerichtet, worin hervorgehoben wird, daß die gegenwärtigen Verwickelungen auS einer allmählichen Abweichung von dem gesunden Grundsätze der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten ande er Länder entstanden seien; daß eS nicht als er staunlich betrachtet werden könne, daß die Aegypter sich gegen ein RegierungSsystem durch Ausländer em pören, und daß die zur Unterstützung einer Ein- m schungSpolitik vorgebrachten Argumente unhaltbar seien. Die Mitglieder der Friedensgesellschaft wer den demnach ersucht, ihre Proteste gegen die Ein- mrngungSpolitik, welche die gegenwärtigen Ver wicklungen in Aegypten heraufbeschworen, zu er neuern. „WaS immer auch dunkel oder zweifelhaft sein dürste", so heißt eS am Schluffe der Ansprache, „so ist eS zum Mindesten klar, daß diese Politik in jeder Hinsicht mißlungen ist. Dieselbe hat heftige Un zufriedenheit in Aegypten hervorgerufen. Sie hat zu einer beklagenSwerthen Vernichtung von Leben und Eigenthum von Europäern geführt. Sie hat da»» ganze Handelssystem Aegyptens derangirt und in Ver wirrung gebracht. Sie hat Anlaß zu höchst verwickel ten Fragen zwischen dem Sultan und den Westmäch ten gegeben. Sie hat endlich der Eifersucht anderer Nationen al- Stimulus gedient und alle betheiligten Parteien in eine schwierige und gefahrvolle Stellung versetzt, auS welcher einen Ausweg zu finden die äußersten Ressourcen europäischer Staatsmänner auf d.e Probe werden gestellt werden." — Für die Dauer der durch Gesundheitsrücksichten veranlaßten Abwesen- H it deS englischen GeneralconsutS Malet in Aegypten A^artwright, bisher Beamter im Ministerium deS ptanmc-n, zuu, geschäft-führenden Generalconsul ernannt > Cartwright ist bereits Ende der vorigen "»gereist. — Die Furcht vor fenischen Putsch- -y-, n scheint jetzt die Civil- und Militärbehörden unter« angesteckt zu haben. In fast sämmt- « i, "^""städten, sowie in den Marmearsenalen wcr- Keitun Vorsichtsmaßregeln zum Schutz der Ca- iaate und Pulverdepot», sowie aller öffentlichen erbal^ getroffen. Die Militärcasernen in London - ,..iter besonders scharfe Bewachung gestellt worden. Schildwachen sind verdoppelt worden, und ein starke- Detachement ist Tag und Nacht in den Caser- nen consignirt, um nöthigenfälls alle Eingänge sofort zu besetzen. Für die Sicherheit deS Pulvermagazins im Hydepark sind ebenfalls außergewöhnliche Vorsichts maßregeln ergriffen worden. In den Londoner Ge fängnissen sind die Polizeiwachen wesentlich verstärkt worden, um irgend einen Femerversuch, die Gebäude in die Lust zu sprengen oder die Gefangenen zu be freien, zu verhindern. Et. Petersburg, 24. Juni. (Tel.) Der „Re gierung» Anzeiger" veröffentlicht eine vom Kaiser be stätigte Verordnung deS ReichSrathS über die Ergän zung undAbänderung einiger Paragraphen der S tc m pe l- steuervorschrifte n. Danach soll nunmehr u. A. russische Actien, Anthellscheine, Obligationen, Pfand briefe, Depotscheine und neue Coupons, wenn letztere separirt von den betreffenden Papieren auSgegeben werden, der Stempelsteuer unterliegen Von Aus ländern au- dem Auslande einlaufende Bittgesuche und Meldungen betreffend Proviantlieferungen für die russische Armee und die Flotte sind einstweilen noch von der Stempelsteuer befreit. — Die „Nowosti" wollen wissen, da- Marineminlsterium habe beschlossen, in St. Petersburg und Kronstadt 30 Kanonenboote zu bauen; die Kosten würden auf 7 Millionen Rubel deS Themsekai», von wo der Strom dem Theater durch isolirte unterirdische Kabel zugeführt wird. Dem Publicum empfiehlt sich diese Beleuchtung zuerst durch die ganz beispiellose Verminderung der Feuer-gefahr. Zunächst sind Explosionen, wie beim Gaslichte, unmöglich, da eS keine Röhren und Pfeifen giebt. Dann befinden sich sämmtliche Lichter unter unmittelbarster Controle, können nach Belieben zu größter Wirkung auf- und zu kleinster abgedreht und, gleich Ga»lampen, ganz zugedreht werden. Links von der Bühne laufen die Drähte in einem kleinen Stüb chen zusammen, dort befinden sich 6 Griffe oder Hand haben, entsprechend den 6 Paar Maschinen, ein Druck genügt und 200 Lichter erlöschen im Augenblick. Der Gefahr einer Ueberhitzung der Drähte wird durch ge legentliche Ausschaltevorrichtungen vorgebeugt, die an dere Gefahr aber, welche durch unvorsichtige Anfassung der Drähte und darauf folgende elektrische Stöße hervor- gebracht wird, kann durch die geringste Aufmerksamkeit vermieden werden. Da» Personal muß eben mit der Behandlung de» neuen BeleuchtungSapparatcS vertraut sein; diese Vertrautheit aber erwirbt e» sich in un glaublich kurzer Zeit. So hat W. Siemen» selbst auf seine bei Tunbridge Well» gelegene Billa seine Gärt ner in einigen Tagen zu ebektnschen BetnebSbeamten mit größtem Erfolge einstudirt. Die Intelligenz solcher Beamten muß natürlich zwar der denkbar niedrigsten Stufe der Intelligenz bloser GaSarbeiter überlegen sein; aber eine besondere Geisteskraft ist nicht noth wendig. Im Allgemeinen darf man aunehmen, daß jede» TheaterbeleuchtungSpersonal sich für den neuen Dienst eignen würde, und zwar mit dem angenehmen Unterschied«, daß rin Theil derselben überflüssig wäre, nister» de» Innern unter Zuzählung zum Generalstab. — Ein Communiquo de» FinanzminlsterS besagt, daß die von einigen Zeitungen gebrachte Nachricht, da« Finanzministerium beabsichtige auf den Export von Getreide in da» Au»land einen Zoll zu legen, voll kommen unbegründet sei. — Auf Antrag de» General- gouvrrneur» von Odessa sind durch Synodalverfügung vom 16. d. 32 orthodoxen Priestern und Kirchen dienern in den südrussischen Eparchien, welche sich um die Beilegung der Judenexcesse im Mai 1881 be sonders verdient machten, Belohnungen verliehen worden. — Der Wiener „Pr." wird von hier gemeldet: Die hiesige Polizei glaubt mit den letzten großen Ber- Haftungen einen Hauptfang gemacht zu haben. Ver haftet wurden 80 Personen. Man war den Leuten längst auf der Spur und wartete nur auf ein« Ge legenheit, um Niemanden entkommen zu lasten. Die Verhaftungen wurden mit viel Geschick vorzen ommen. Als wichtigste Person unter den Verhafteten wird der Marineoffizier Ostrowsky genannt, von dem eS heißt, er sei Lehrer in Sachen der Bereitung von Ex- plosionSstoffen gewesen. Bei Allen fand man Waffen, Gifte und in den Wohnungen Pläne, welche aus Vor bereitungen für die Krönung hindeuten, ferner Vor schriften, um Sprengstoffe und Explosivbomben mög lichst praktisch, rasch und billig herzust.llen. Lon Interesse ist eS, daß die Nihilisten eS fertig gebracht hatten, einen Telephondraht mit dem großen Telephon- netz der Haupfftadt in Verbindung zu setzen und daß sie sich desselben bedienten, um ihre Genossen von der Verhaftung in Kenntnrß zu setzen. Die Warnung kam jedoch zu spät, weil die Polizei die Verhaftungen in den verschiedenen Wohnungen gleichzeitig vornahm. Belgrad, 24. Juni. (W. Allg. Ztg.) DieSkupsch- tina hat den Regierungsvorschlag bezüglich Abände rung de» PreßgesetzeS angenommen. Gegen den Antrag wurden bloS 11 Stimmen abgegeben- Bukarest, 24. Juni. (Tel.) „Timpul" und „Jndspen- dance Roumaine" berichten: „Der Unterrichtsminister Urechia wird entlassen. ES findet ein Minister- Wechsel Statt: Bratiano übernimmt nebst dem Prä sidium da- Portefeuille der Finanzen, Lecca Inneres, Reiacin Unterricht." Bukarest, 24. Juni. (Tel.) Der hiesige fran zösische Gesandte, Baron de Ring, ist nach Konstan tinopel abgereist; seine Reise wird mit der Conferenz in Verbindung gebracht. Zur Lage in Äegypteu. Nach schweren GeburtLnöthen wäre nun endlich die Conferenz der Mächte über die ägyptische Angelegenheit glücklich zusammengetreten, allerdings ohne die Theilnahme der hierbei in erster Linie be- theiligten Pforte, aber doch in einer Form, welche dem diplomatischen Decorum Rechnung trägt. Man geht wohl kaum fehl, wenn man in dieser Thatsache einen Beweis dafür erblickt, daß die Ostmächte Alle- hint anzuhalten suchen, was Frankreich und England bezüg lich der ägyptischen Frage in eine schiefe Position bringen könnte. Selbstverständlich war die erste Sitzung der Conferenz, welche auf dem Sommersitze des ita lienischen Botschafters Grafen Corti stattgefunden hat, lediglich formeller Natur; die zweite Sitzung soll in den nächsten Tagen stattfinden, sobald den Botschaftern weitere Instructionen zugegangen sein werden. Man glaubt, daß zunächst die Frage, ob die Türkei mit der Intervention in Aegypten betraut werden soll, zur DiScussion kommen wird. Auf eine einstimmige Be jahung dieser Frage ist nur in dem Falle zu rechnen, wenn die Lage un Nillande sich verschlimmern sollte, was trotz der energischen Anstrengungen deS Mini steriums Ratzheb, die Ruhe aufrecht zu erhalten, kei neswegs auSgeichlossen ist. Beweis hierfür ist die fort dauernde Auswanderung der Europäer und das Auftauchen von Beduinenjchaaren in der Nähe der Hafenplätze und anderer Orte, in denen Christen sich angesiedelt haben. Man schätzt die Zahl der Europäer, die in den letzten vier Wochen, Aegypten verlassen haben, auf mindestens 20000 Köpfe. Dieselben haben theilS in Korfu, theilS in Brindisi, theilS in Triest und Marseille eine Zufluchistätte gesucht. Inzwischen ver stärken England und Frankreich ihre vor Alexandrien ankernden Flottenabtheilungen in jeder möglichen Weise. Schon jetzt ditponirt der britische Oberbefehls haber über mehr als 5000 Mann Schiffsmannschaft, die mit Geschützen und allem Röthigen für eine even tuelle Landung ausgerüstet sind. Desgleichen ist daS französische Geschwader stark genug, um eine eventuelle Besetzung Alexandriens durch die vereinigten englisch- frauzösischea Landungstruppen wirksam unterstützen zu können. Vorläufig dürfte, wenn nicht ganz unvor hergesehene Zwischenfälle eintreten, von jeder ernstern militärischen Action abgeiehen werden, um nicht den Gang der Conferenzverhandlungen zu stören und die Lage der exponirt wohnenden Europäer zu gefährden. Aus dem Hur vivo bleibt man aber nicht bloS in Alexandrien, sondern auch in London und Paris, Wien und Berlin, Rom und St. Petersburg DaS „Journal de St. PeterSdourg" meint, die Weigerung Arabi BeyS, sich dem Befehle des Sul Ian» gemäß nach Konstantinopel zu begeben, weil die Armee dagegen sei, erweise, wie wichtig e» sei, auf die Herstellung geordneter Zustände in Aegypten hinzu wirken. AuS Alexandrien liegen heute folgende Nachrich ten vor: Der neue Ministerpräsident, Ragheb Pascha, hat in folgendem Schreiben an den Khedive daS Pro gramm deS neuen Ministerium- festgestellt: ,Ew. Hoheit haben geruht, mich mit der Bildung »ioe» Labinetr zu beauftragen Meine erste Pflicht ist. Ihnen die Grundsätz» zu unterbreiten, welche alle Handlungen de» Mini sterium» leiten werden. Die Administration und die admini strative und finanzielle Situation Aegypten» haben in der jüngsten Zeit schärte Umwandlungen erlitten, aur denen Ler- bindUchkeuen und Lerpflichtungen entjprungen find, welche die Regierung Lw Hoheit mit Gewiflenhaftigkeit erfüllen muß, neben der Rothwendigkeit, Besetze und Verordnungen von sol cher Art zu erlaßen, wodurch rin künftiger Zustand der Ver hältnisse garantirt wird, der auf eine solide Basi» gegründet ist. Diese Verpflichtungen und Verbindlichkeiten folgen au» kaiserlichen Fermanen, au» Dekreten, welche sich aus die finanzielle Organisa tion beziehen, und au» Garantien, welche zur Verwaltung der coa- solidirte» Schuld gegeben wurden; au» cingegangenen Verein barungen betreff» der Rückzahlung der schwebenden Schuld; au» dem Institut der Control«; au» den Beschränkungen, die durch da» Dekret, welche» da» Liquidationrgesetz einsührte, genauer definirt worden sind; au» der Institution der Kammer der Delegirten, mit ihren organischen und Wahlgesetzen; sowie au» den b>» jetzt beobachteten internalionalen Verbindlichkeiten. Diese werden von dem neuen Tabinet treu respectirt werden, welche- außerdem alle seine Bestrebungen darauf richten wird, dieselben zu consolidiren. Denn e» sieht in deren Erhaltung unbestreitbare Borthrile für den ordentlichen Fortschritt der Angelegenheiten und für die Entwicklung der Wohlfahrt und de» Wohlstände» Aegypten». Der Ministerrath wird innerhalb der Grenzen der bestehenden Grundsätze neue Besetze vorberei- ten und dein Votum der Rotablenkammer, sowie Ew. Hoheit zur Bestätigung vorlegen, welche die Rechte und Pflichten der Regierung, sowie der Regierten aller Klassen sestsetzen und dir Ausdehnung und Bertheilung der administrativen und richter lichen Gewalt bestimmen, während sie diesen Reformen einen nationalen Charakter in Uebereinstimmung mit den Erjorder- nifsen und Bedürfnissen de» Lande» verleihen werden. Unter den dringenden Maßregeln, welche von der Regierung sofort bei ihrem Amtsantritte getroffen werden müssen, muß ich in folge der jüngsten Ereignisse in ganz besonderer Weise aus den folgenden bestehen: 1) E» wird allen Denjenigen, welche durch die jüngsten Er eignisse comprornittirt sind, m l Ausnahme der Anstifter, Urheber und Lomplicen der bedauerlichen Alexandrinischen Unruhen, vollständige Amnestie gewähr!. Da» Amnestie- decret wird in den arabischen und den französischen offi ciellen Journalen veröffentlicht werden i) Niemand kann mit einer Strafe belegt werden, außer kraft eines von einem kompetenten Tribunal ausgesprochenen UrtheilS und durch Anwendung gesetzlicher Vorschriften und Be stimmungen. ») Nur der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, mit Ausschluß eine» jeden andern Funktionär», kann mit den diplomatischen Agenten der Mächte in Verkehr treten, und er wird zu jeder Zeit, wenn eine wichtige Frage zum Au»trage zu bringen ist. sich mit seinen College« darüber zu benehmen haben. Der Verkehr aller andern Funktionäre mit dem diplomatischen Corps wird al» wirlungtlo» angesehen ») Der Beist wie der Buchstabe deS Khedive'jchen Dekret» vom L8 August IStS werden aus da« Streng»» be obachtet werden. Ich hege da» festeste Vertrauen, daß die Großmächte und besonder» die hohe Psorte, welcher da» Glück Aegypten» und der Aegypter so sehr am Her zen liegt, diese Arrangement» al- eine genügende Ga rantie für die beständige Erhaltung der Ordnung und der öffentlichen Ruhe betrachten werden, und daß sie wohl wollend ihren Verstand lerheo werden zur Erreichung diese» Resultat».' DaS unter Nr. 4 erwähnt« Drcret ist das Re- fcript JSmail'S an Nubar Pascha, welches das Ver sprechen enthält, nur durch und mit seinen Ministern regieren zu wollen. Der „Standard" veröffentlicht ein Telegramm sei nes Correspondenten in Alexandrien, wann derselbe über eine Audienz bei Arabi Bey berichtet. Letz terer empfing den Correspondenten, umgeben von zahl reichen Offizieren, und trat sehr stolz auf Alle Uebel der gegenwärtigen KrlsiS, erklärte er, seien verschuldet durch den englischen Generalconsul Malet, den Finanz- controleur Sir Auckland Colvin und die englischen ZeitungScorrespondenten. England werde mit den Aegyptern schwieriger fertig werden, als mit den Af ghanen und ZuluS. Kein Arrangement könne als be friedigend bezeichnet werden, bis die Flotten die ägyp ¬ tischen Gewässer miede: verlassen hätten. — Dem „Hamb. Corr." wird auS Alexandrien von Freitag den 23. Juni Abends telegraphirt: Die Auswanderung dauert fort. 1500 französische Unterthanen haben Alexandrien auf dem Transportschiffe „Sarthe" ver lassen. Man hegt hier neue Befürchtungen Der Polizeipräfect ist durch aufgefundene Documente arg compromlttirt, an den neulichen MassacreS bethelligt gewesen zu sein, und seitdem verschwunden. Admiral Seymour hat einen Plan, betreffend Landung von Truppen zum Schutze der Europäer ausgearbeitet. — Die Conferenz hat der Pforte officiell ihre gestern erfolgte Constituirung angezeigt. Den Vorsitz bei der Conferenz führte der italienische Botschafter Corti, ein Secretär ist bi« jetzt noch nicht ernannt. Ueber die Verhandlungen der Conferenz haben sich die Mitglieder zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Die nächste Sitzung der Conferenz dürste erst nach dem Eintreffen weiterer Instructionen fü^ die Bot schafter stattfinden. — Da die Ruhe in Alexandrien wiederhergestelll ist, werden die auswärtigen Ge schwader ihren Aufenthalt in den ägyptischen Ge wässern voraussichtlich nicht lange auSdehmn. — Der „Franks Z>g." wird aus Kairo gemeldet, der Khedive hab- einen offenen Brief an Ragheb Pascha gerichtet, worin er die massenhafte Auswanderung der Euro päer beklagt, durch welche dem Handel und Wandel Aegypten- ein großer Schoden zuzefügt werd«. Der Khedive befiehlt di« strengste Untersuchung zur Ermit telung der Urheber der Ausschreitungen vom 11. Juni anzustellen. Dieselben sollen einer exemplarischen Strafe unterworfen werden. — Ein Telegramm aus Alexan drien meldet, daß die vier TranSporlichiffe „Junon", „Corrdze", „Sarthe" und „Ara" von den maritimes und der Compagnie Fraissinet mit 3700 Emigranten an Bord sich auf dem Wege nach Mar seille befinden. üresduer Nachrichten vom 26. Juni. — Heute Nachmittag widmete Se. Majestät der König der akademischen Kunstausstellung auf der Brühl'schen Terrasse Allerhöchstseinen Besuch. — Die Rangliste der könig!. sächsischen Armee vom Jahre 1882 ist nunmehr erschienen. —seb. In den Vormittagsstunden deS heutigen Tages (26. Juni) sand w. der Aula der lönigl. Blindenanstalt die 43. Feier deS v. Olsufiew' scheu Stiftungsfestes Statt, und es hatte sich dazu ein zahlreicher und gewählter Kreis von Gönnern und Freunden der Blinden eingefunden Unter den An wesenden bemerkten wir die Her en LandeSconsistorial- präsident Uhde, Oberhosprediger und Landesconsistorial-' vicepräsident vr. Kvhlschütter, Oberconsistonalrath Ur. Zapfs, Geh. Rath Schmalz, geh. Regierungsräthe Jäp pelt und Lehmann. Dem Choräle: „Sei Lob und Ehr rc." und einer von Gustav Merkel compomrt.'n Motette: „Wenn ich rufe zu dir, rc." folgte die Fest rede deS Hrn. Direktors Büttner. In warmempsun- denen Worten wie- Redner nach, wie diese Gedenk feier der Wohlthäter ebensowohl ein Trauer-, als ern Freudenfest sei, dar letztere m Rücksicht auf den reichen Segen, den durch diese wohlthätigen Helfer die Anstalt zu schaffen vermag. Ist eS ja jetzt ermöglicht, neben den 199 Zöglingen der Anstalt mehr als 300 Blinden, die im Lande verstreut leben, mit Rath und That beizustehen. Ein hierauf von August Lansky gedichtete« und von O. Wermann componirteS Lied: „Wie still sie in den Gräbern schlafen" vermittelte den Ueberganq zu einem von einer blinden Schülerin vorgetra,enen Festgedichte, das die blinde Louise Kretzschmar gedichtet. Nach dem Duett von Möhring: „ES schlägt so bang und warm daS Herz" folgte die Festkatechese, in welcher Hr An- staltSlehrer Nitzsche in gemüthvollster Weise die Worte behandelte: „Wie hat der Herr die Leute so lieb!" Eine Composition von Ludwig Hartmann, die, wie alle übrigen Gesänge, unter der exakten Leitung de» Herrn CantorS Volkmar Schurig außerordentlich zart und innig vorgetrageu wurde, schloß eine Festfeier, die auf alle Theilnehmer einen unverlöschlichen Eindruck gemocht hat. (Fortsetzung der Dresdner Nachrichten in der Beilage.) ^UlgejaMes. Sommer-Schlafröcke! allerleichteste HauStracht für Herren findet man in der Dresdner Schlafrock- Fabrik von S. Meyer jun. Frauenstraße 4 u. 5. da die Arbeit bei der elektrischen Beleuchtung bedeu tend geringer ist al» bei der Gasbeleuchtung. WaS un» bei dem Eintritt in das Savoytheater sofort am angenehmsten berührt, ist die frische und gesunde kühle Luft, die wir einathmen. Da da» elek trische Licht nicht, gleich dem Gaslicht, der Lust ihren besten Theil, den Sauerstoff, entzieht, so empfinden wir nirgendwo in diesem Theater die beengende Hitze, die un» den Aufenthalt in den gewöhnlichen Theatern und Loucertsälen auf die Dauer unerträglich macht. Man wende nur daS einfache Rechenexempel auf den Unterschied der beiden Beleuchtungsarten an: da« Gas licht verzehrt ungefähr 500 Mal mehr Kohlensäure und verbreitet nebenbei 100 Mal mehr Wärme al» daS zur Erzeugung der gleichen Lichtmasse erforder liche elektrische Licht! Schauspieler, Sänger und Bühnenpersonal werden einst dem Einführer des elektrischen Lichte» aus Dankbarkeit ein Denkmal setzen, denn er wird ihr größter Wohlthäter sein. * Bei der PreiSvertheilung für die Loncurrenz- entwürfe zum ReichStagSgebäude ertheüte dre Jury die beiden ersten Preise den Herren Paul Wallot (Frankstirt) und Pros. Friedrich Thiersch (München), die drei zweiten Preise den Herren Krämer u. Wolken stein, Kaiser, v. Großheim u. Seelig in Berlin und die sünf dritten Preise den Herren: Giese u. Weidner- DreSden, Hubert Stier-Hannover, Schupmann-Berlin, Ende u. Bökmann-Berliu, Buffe u. Schwechtenj-Ber lin, diesen beiden Letzten unter Verzicht auf den Geld preis. Ob nach einem der beiden mit dem ersten Preis gekrönten Plänen gearbeitet werden soll, ist durch jene PreiSvertheilung noch nicht mit bestimmt worden. * Ueber die Auffindung der Leiche des Lieutenants Delong und seiner unglücklichen Gefährten von der Jeannette-Expedition ist dem Londoner Bureau deS New-Aork „Herald" eine interessante Schilderung zugegangen. Die aus dem Lenadelta vom 24. April cr. datirte Meldung deS „Herald" Correspondenten be richtet über den traurigen Fund wie folgt: Melville hat die Leichen am 23. März entdeckt; sie befanden sich an zwei Stellen, je 500 und 1000 UardS vom Wrack deS Schiffes entfernt. Ein Flintenlauf, der auS dem Schnee hervorragte, verrieth den Nachforschenden die richtige Stelle. Man grub nach und stieß zuerst, 8 Fuß unter der Schneedecke, auf zwei Lerchen. Weiter den Fluß hinauf, etwa 1000 UardS von d«r Lagerstätte der Verunglückten, gewahrte Melville einen Feldkessel und Ueberreste eines HolzfeuerS, und wie er näher gmg, stieß er plötzlich an eine Hand, die aus dem Schnee hervorragte. Es war die Hand Delong'S, dessen Leiche man einen Fuß unter dem Schnee an traf; einige Schritte entfernt, in einer Tiefe von 3 Fuß, stieß man auf die Leiche Ambler'« und diejenige Ahl horn'». Alle waren zum Theil mit Stücken von Zeltleinewand und Decken zugedeckl. Dre Lerchen der Uebrigen fand man auf dem Lagerplatz. Ler und Knack lagen dicht bei einander. In einiger Entfernung fand man 2 Büchsen mit einer Medicinflasche, sowie einen Flaggenstock von der Lagerstätte. 9 von den Verstor benen trugen Stiefel, ihre Füße waren in Lampen gehüllt. Ju dru Laschea Aller waren Stücke von verbranntem Pelzwerk, an denen die Hungerlkidenden gezehrt zu Haden scheinen. Dre Hände Aller waren mehr oder weniger verbrannt, al» wenn sie sterbend um da« Feuer gesessen hatten und d«m letzttrn dabei zu nahe gekommen wären. Collin'» Gesicht war mit einem Kleidungsstück zugedeckt. Sämmtliche Leichen wurden auf die Spitze der benachbarten, 300 Fuß hohen An höhe gebracht und dort beerdigt. Ueber den Leibern der Opfer wurde ein bescheidenes Grabdenkmal au» dem Holze des Wrack- errichtet: eS ist in Form einer Pyramide erbaut und trägt auf der Spitze ein 22 Fuß hohe» Kreuz au» dem Vorgefundenen trockenen Holz, da» man bis au» einer Entfernung von 20 Werst sehen kann. Da» Mausoleum wurde mit Sternen be- schwert und auf dem Kreuze eine Inschrift mit den Ramen der darauf Ruhenden angebracht Joachim Raff ist am 25. Juni in Frankfurt a. M. infolge eine» Schlaganfalle» plötzlich gestorben. Raff war am 27. Mai 1822 zu Lachen >m Lanton Schwyz geboren. Mit Liszt, der neben Mendelssohn großen Einfluß auf ihn übte, zog er 1850 nach Wei mar und schloß sich der Wagnerschule an, für die er auch literarisch wiederholt eintrat. Im Jahre 1855 siedelte er nach Wiesbaden über, wo er nur seinen Compos tioneu lebte, und Ende der 70er Jahren folgte er einem Rufe, der ihn an die Spitze deS neugegrün deten Hoch'jcben LonservatoriumS nach Frankfurt be rief. Sein Wirken in dieser Stellung war «in segens reiche« und allseitig anerkannte«. So einfach dieser LebtnSlauf sich dorstellt, so reich war er an musita lischen Schöpfungen. Die Zahl seiner gedruckten Werk« beläuft sich weit über 200; er schuf nicht blo« Opern, Kirchenstücke urd Lieder, sondern auch Sonaten für Pianoforte und Violine, Trio«, Quartette, Ouvertüren, Sywphonien rc. Da» letzter« Gebiet ,st da«j-nige,wo er der Elgenthüwlichkeit se ne» Talent« und seiner Com- posjtiyu»weise dru freiesten Spielraum verleiheu konnte^
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