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Dresdner Journal : 24.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-24
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1882
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* Der«, LV. Juni. In seinem Geschäftsberichte über bat Jahr 1881 berührte der BundeSrath auch die Frage der internationalen Fabrikgesetzgebung, bezüglich welcher er, einem Wunsche des National« ratheS nachkommend, mit den bedeutendsten Industrie« staoten Unterhandlungen gepflogen hat. Im All gemeinen sand die Anregung einer internationalen Behandlung dieser Frage wenig Anklang. In Frank reich war eben ein Antrag auf Einführung eines Normalarbeitstages von 10 Stunden von beiden Kammern verworfen worden, und die» mag die kühle Aufnahme der schweizerischen Initiative erklären. Deutschland fand e- überhaupt nicht für thunlich, daß die Staaten sich in dieser Beziehung einer allgemeinen Norm unterwerfen, deren Aufstellung zudem an den verschiedenen Interessen der Einzelstaaten ein großes Hinderniß finden würde. Ebenso urtheilte England, r nd Oesterreich erklärte, daß auch im Falle des Zustande kommen» einer Eonferenz seine Detegirten angewiesen würden, die zur Annahme empfohlenen Punkte lediglich all rsioronäum zu nehmen. Italien wünscht überhaupt vorerst zu wissen, welche Zweige de» Fabrikwesens man zuerst im Auge habe, wäre aber am ehesten in der Lage, an dieser internationalen Regelung Theil zu nehmen, da eS selbst bis jetzt sozusagen keine Fabrikgesetzgebung hat. * Rom, 21. Juni. Sei-m it-Doda begründete in der heutigen Sitzung der Kammer den Gesetzentwurf über die Beitragölelstung de» Staate» zur Weltaus stellung in Rom. Er erinnert daran, daß er vor 4 Jahren al» Finanzminister in seinem Expose die Nothwendigkeit dieser Ausstellung darlegte, weil sie gleichsam eine Betonung der Rechte Italiens auf Rom in sich schlöffe und Italien selbst allen Nationen zum ersten Male ein feierliche» Stelldichein in feiner Haupt stadt geben könnte, welche ein segensreiches Licht der ganzen Welt spendete und sich nun zur Erfüllung ihrer dritten nicht minder glorreichen Mission rüstet. Er hätte geglaubt, daß angesichts dieses hohen PrincipS die Regierung selbst sich an die Spitze de» patriotischen Unternehmen» stellen würde. Da sie sich nach mehreren halben Versprechungen noch nicht rühre, ergreife nunmehr er selbst die Initiative in der Erwartung, die sterbende Kammer werde den Ent wurf annehmen und sich damit ein schönes Ende bereiten. Da» Land begrüße die römische Ausstel lung mit Freuden. 500 Senatoren und Abgeord nete, 47 Handelskammern, S000 Gemeinden haben ihr zugestimmt; gegenüber diesem förmlichen PlebiScit sei der Weg der Volksvertretung klar vorgezeichnet. Nach 12 Jahren de- Verweilens in Rom fei es endlich an der Zeit, vor der ganzen Welt die Zusammengehörig keit Italien» mit Rom durch eine That wie diese rück haltlos zu documentiren. Minister Berti erklärte, die Regierung mache bezüglich de» Entwurfes Vorbe halte. (Bewegung.) Die Kammer nahm jedoch den Entwurf einstimmig zur Kenntniß. — Morgen findet in Genua die Enthüllung des Mazzinidenkmals Statt. — Da» unheimliche Gespenst der socialen Revolution beginnt die-seit» der Alpen immer deut licher zu rumoren, denn die Arbeitseinstellung der Landleute wird nun auch von den städtischen Hand werkern nachgeahmt. In Turin mußten mehrere große Manufakturen au» Mangel an Arbeitskräften ihre Thätigkeit eiostellen. In Savanelli und Jdici sind neue Ruhestörungen vorgekommen. Man mußte Trup pen requiriren. London, 21. Juni. (A. E) Wie die.Daily New»" andeuten, wird die Herbstsession de» Parlament» nicht auf Anfang November, sondern auf die letzten Tage deS October» berufen werden. E» werden übri gen» hier dieselben Fragen über die Geschäft»ordnung aufgeworfen, die jüngst in Deutschland vor der nun erfolgten Vertagung de» Reichstag- erörtert wurden. E» fragt sich, ob da- Parlament geschlossen oder ver tagt werden soll, so daß bei Annahme des letzten Vor schlag-, für welchen wohl Beispiele vorliegen, die Herbstsession als Fortsetzung der gegenwärtigen ange sehen würde. E» hätte die» den Bortheil, daß die unfertig gebliebenen Arbeiten dann fortgesetzt werden könnten und nicht nutzlos würden. Da indeß der Hauptgegenstand der Herbstsession, die GeschäftSord- nung»bill, noch so weit zurück ist, daß eine ausgedehnte Verhandlung über dieselbe unvermeidlich ist, so sieht die Regierung keinen Nutzen darin, Vertagung statt Schluß der Session eintreten zu lassen. — ES ist jetzt .Ohne Geld kann man am fremden Orte-nicht existi- ren — dazu bin ich krank, so krank, daß mich da» Bewußtsein zeitweilig verläßt. Die Nächte auf dem nassen Boden, die Tage ohne Brod, das halte ein Anderer an».* Anna schüttelte den Kopf. .Mich begleiten sollst Du nicht, Ferdinand, ich verbiete e» Dir, hörst Du wohl, ich verbiete eS, aber ich werde mich von Dir lo-kanfeu. Gehst Du trotzdem in das Rectorat, so ziehe ich nicht allein meine Hand vollständig von Dir, sondern Du hast auch eine strafrechtliche Procedur zu erwarten. Da» bedenke!* Der Fremde erschrak. .Was behauptest Du da?* rief er ungestüm. ,Jn welcher Beziehung stehe ich zu den deutschen Strafgesetzbüchern?* Statt aller Antwort sah sie ihn an. .Kennst Du den Namen Otto Held, Ferdinand?* .Habe nicht die Ehre, beste Anna. Einer Deiner Anbeter ohne Zweifel? — Ha, ha ha, Du brauchst nicht so zu erröthen, Kind, über die Eifersucht bin ich wahrhaftig hinweg. Dergleichen existirt nur so lange, al» in den Taschen die baare Münze lustig klingt. Run wa» ist e» übrigen» mit diesem famosen Herrn Held?* .Er war bisher bei Hardt und Grell in Liverpool al» Kasfirer angestellt, Ferdinand, und er verlor den Posten, nachdem von seinem Schreibtisch ein Päckchen mit Banknoten auf geheimnißvolle Weise abhanden kam Im Zimmer hatte sich außer ihm selbst Niemand befunden, aber i» anstoßenden Gemache wartete kurze Zeit hindurch ein Fremder, der den Thef de» Haule« seine Dienste al» Buchhalter oder Lommi» anzubreten wünschte — nur dieser kann den Diebstahl begangen haben.* . (Fortsetzung solgt.) Kranz Ladwig Gehe Zu den Männern, deren früheste LebenSumständ« festgestellt, und zwar durch waffeukuvdige Experten der Regierung, daß von den in Llerkenwell aufge fundenen Waffen die Sniderbüchsen alle auige- brauchte Militärgewehre veralteter Eonstruction waren, welche au»rangirt und au» dem Waffendepot bei Ge legenheit der periodischen Verkäufe von überflüfsigen Borräthen an Händler in dergleichen Waffen ver kauft worden waren und von diesen wieder ver kauft wurden, sowie daß dieselben später in Birming ham von kleineren Gewehrfabrikanten, deren eS dort eine ganze Menge giebt, umgeändert und die Schuß- Vorrichtungen an denfelben speciell von irischen Gewehrfchlösserfabrikanten angefertigt worden sind. Eine genauere Untersuchung hat ergeben, daß die Waffen in ihrer umgeänderten Gestalt al» Snider- Hinterlader für Irland bestimmt waren, wofür al» Be- wei» angeführt wird, daß die Schäfte unter dem zweiten Ringe mit einer sehr feinen Säge schräg durch gesägt sind, so daß der obere Theil deS Schafte» mit dem Laufe durch Verschiebung deS Ringe» leicht ab- genommen und dem untern Theile, dem Gewehrkolben, beigelegt werden kann, wodurch die Waffe, zum Zwecke leichtern Verpackens in viereckige, keinen Verdacht er regende Eisenwaarenklsten gelegt, um so viel kürzer wurde. Nach dem Auspacken läßt sich eben so leicht der obere Theil deS Schaftes mit dem Laufe wieder anfügen, da die diagonalen Kanten genau auf einander passen und durch den darüber geschobenen Ring so dicht zusammengezogen werden, daß der Sägeschnitt von keinem Nachtheile ist und die Waffe vollkommen brauchbar sofort zur Verwendung gebracht werden kann. Ebenso sind die Bayonnete nach altem Enfield- schem Muster auf einem gewöhnlichen Schleifstein zur Spitze einer Nadel zugeschliffen und unpolirt gelassen worden. Ein großer Theil der Gewehre war so auS- einandergenommen in einer Masse von Hobelspähnen besonder- und sorgfältig verpackt. Die Verpackung war derart, um den Inhalt der Kisten unverdächtig zu machen. — Der Irländer Thomas Walsh, in dessen Remise in Llerkenwell am Sonnabend die Beschlag nahme einer großen Quantität für Irland bestimmter Waffen und Munitionsvorräthe erfolgte, ist, wie man Ur sache zur Annahme hat, ein.Hauptcentrum* der fenischen Brüderschaft und erster Beamter dieser Organisation in London. Unter seinen in dem irischen Quartier in Holborn wohnenden Landsleuten gilt er indeß al- ein Agent des sogenannten.O'Lonovan Rossa'schen Schar mützelfonds*. Die Polizei hofft in Kurzem im Zu sammenhänge mit der Waffenbeschlagnahme weitere wichtige Verhaftungen vorzunehmen. — Infolge der Waffenentdeckung in Glasgow wurden die Schild wachen der Maryhillcaserne in Glasgow gleich ver doppelt, während andere an verschiedenen Punkten längs der Wälle postirt wurden. Niemandem von den in der Laserne einquartierten Cavalleristen ist eS er laubt, dieselbe zu verlassen, und die gesammte Jnfan- teriemannschaft hat Befehl erhalten, nicht fpäter als 10 Uhr wieder zu Hause zu sein. Die die inneren An ordnungen in den Casernen betreffenden Regulationen sind alle verschärft worden, und die Mannschaften sind für jede Eventualität gerüstet. — Aus der Grafschaft Limerick wird eine blutige That gemeldet, für welche „Hauptmann Mondschein* verantwortlich ist. Ein in Ballyhahill wohnhafter Pächter namen» Walsh hatte sich wiederholt öffentlich zu Gunsten der Pachtzins zahlung ausgesprochen. In der Nacht von Sonntag zum Montag erhielt er den Besuch einiger „Mond» scheiuler*, von denen einer ihn durch den Hal- schoß und ihn in seinem Blute liegen ließ. Walsh ist leben»- gefährlich verwundet. — Die zwischen England und Spanien gepflogenen Unterhandlungen für den Ab- fchluß eines neuen Handelsvertrages sind suSpen- dirt worden. Als Grund dafür wird spanischerseit» angegeben, daß England Zugeständnisse beanspruchte, welche die spanische Regierung als unvereinbar mit den Interessen spanischer Fabrikanten betrachtete. London, 22. Juni. (Tel.) Im Unterhaust kün digte heute Northcote an, daß er den Premier Glad stone morgen darüber interpelliren werde, ob es wahr sei, daß die Pforte noch gegen die Conferenz protestire, ob die Regierung, wenn dies der Fall fei, noch an der Eonferenz festhalte, von wem für den Verlust briti scher Menschenleben und britischen Eigenthums in Alexandrien Entschädigung gefordert werden solle und auf wen England baue wegen Aufrechterhaltung des Frieden» und der Ordnung in Aegypten. Auf eine Anfrage Eowen'S erwiderte UnterstaatSsecretär Dilke, nicht entfernt die Richtung ihrer später» epochemachen den Thätigkeit ahnen ließen, gehört auch der am 22. Juni in Dresden verstorbene Lhes und Begründer de» GroßhandlungShauseS Gehe L Eo. Geboren am 7. Mai 1810 im stillen Pfarrhause zu Merkwitz bei Oschatz und einer Familie entstammend, welche, wenn sie sich auch deS ihr früher verliehenen Adels nicht mehr bediente, doch fortgesetzt in Bekleidung weltlicher und geistlicher Würden ihren Beruf fand, wurde er — in frühester Jugend verwaist — von seinem Onkel und Pflegevater, dem Geh. Rath Dr. Winckler in Dre-den, diesen Familientraditionen entsprechend auf- Sorgfältigste erzogen und vorgebildet. Die Nach wirkungen diefer Erziehung verblieben ihm lebenslang; denn wenn er auch, dem Vorgänge eines ältern Bru der» folgend, schon mit 14 Jahren sich der kaufmän nischen Laufbahn zuwandte, so haben doch die von ihm auf genommenen Anfänge humanistischer Bildung ihm ein dauernde» Interesse für Wissenschaftlichkeit und höhere geistige Interessen bewahrt. Zur Befriedigung dieser Neigung gab da» von ihm gewählte Droguenfach insofern willkommene Gelegen heit, al» er nach absolvirier Lehr- und Probezeit in dem altberühmten Hause Brückner, Lampe u. Eo. in Leipzig, in seinem eigenen Geschäfte engsten Anschluß an die mächtig fortschreitende Naturwissenschaft zum Princip erhob, in»besondere die wissenschaftliche No« menclatur der damals durch Berzeliu» glänzend reprä- fentirten Chemie adoptirte. Mit äußerst schwachen Mitteln beginnend, hatte er nach der erfolgten Trennung von einem anfänglich be- theiligten pharmaceutischen Associs die ganze Last de» Geschäft» allein zu tragen. Die kaufmännischen Schwierigkeiten überwand seine außerordentliche Energie und sein eiserner Lrbeit»fleiß. In wissenschaftlichen Dingen suchte und fand er die Unterstützung namhafter England habe da» neue ägyptische Ministerium nicht anerkannt. Der diplomatische Agent England», Malet, sei angewiesen, seine Lommunication mit demselben auf Dinge, betreffend die Sicherheit von Personen und Eigenthum, zu beschränken und nicht» zu thun und zu sagen, wa» eine Anerkennung de» Ministerium» an« deuten könne. Der französische Generalkonsul handle m dem nämlichen Sinne. Christianis, 21. Juni. (Tel.) Da» S^orthing ist heute Nachmittag von dem Könige mit einer Thronrede geschlossen worden, in welcher e» heißt, in der letzten Zeit sei die Entwickelung de» Lande» durch den Versuch des Storthmg, die grundgesetzlichen Rechte de» Königs zu beschränken gehemmt worden. Die Thronrede weist daraus hin, daß nur beide Staats gewalten gemeinschaftlich die Macht haben, die Grund gesetze zu ändern. Der König will die Grundgesetze vertheidigen und fordert alle guten Bürger aus, seine Bestrebungen zu unterstützen, um die Vortheile der Verfassung zu wahren, durch welche das Volk zwei Menschenalter hindurch glücklich und frei gelebt. — Der König ist heute Abend 8 Uhr nach Stockholm abgereist; bei der Abfahrt wurden ihm feiten der Be völkerung enthusiastische Ovationen bereitet. St. Petersburg, 20. Juni. Der „Köln. Ztg.* wird von ihrem hiesigen Berichterstatter geschrieben: General Trepow hat den ihm angebotenen Posten des PolizelministerS auSgeschlagen unter Hinweis auf seine geschwächte Gesundheit. Baranow, Gouverneur von Archangelsk, der srühere Stadthauplmann, der St. Petersburg durch Kosaken absperren ließ, soll zum Ge hilfen des PollzeiministerS ernannt werden. Ueber die Person des Letztern verlautet noch nichts Bestimmte». Von mancher Seite wird sogar behauptet, nach Tre- pow's Ablehnung sei die Errichtung deS Polizeiministe- riumS überhaupt fraglich geworden. Der Kaiser hat Tolstoi gegenüber den Wunsch ausgesprochen, vorab so wenig al» möglich Veränderungen im Personal deS Ministeriums eintreten zu lassen. Jgnatiew wohnt wieder in der Stadt. Seine Entlassung soll ihn nicht besonders verstimmt haben. — Der „ Voss. Ztg. * gehen von hier nachstehende nähere Nachrichten über neue Verhaftungen von Nihilisten zu: „Am Sonn abend Morgen- gelang eS der Geheimpolizei, rin neue» ConfpirationSquartier, in welchem rührige Vorbereitungen zu einer neuen Unthat der Revolutionäre getroffen wurden, aufzuheben. Die Geheimpolizei bewies bei diefer Gelegenheit große Umsicht, so daß eS zu einem Widerstand seiten der überrumpelten Revolutionäre nicht kam. Vor einiger Zeit waren nämlich 3 Personen, darunter der Veterinärarzt Pribylow, ein Mann von etwa 40 Jahren, aus ihrer Wohnung auf dem Sabalkansky- Prospect, wo sie die Aufmerksamkeit der Geheimpolizei erregt hatten, in den jenseits der Newa belegenen StadttheilWassilyOstrow übergesiedelt und hatten da selbst in der 11. Linie im Hause 24. eine Wohnung der 3. Etage gemiethet. Die Fenster der Wohnung gingen auf die Straße hinaus. Die Blicke der Ge heimpolizei folgten ihnen auch dahin. Ein Geheim agent gewann für seine Zwecke einen Dielenbohner deS Hause», der denn auch bald herauSfand, daß ein Zimmer der bewußten Wohnung mehr als verdächtig sei. Unterdessen stellte die Polizei weitere Recherchen an, und am Sonnabend wurde der Hauptschlag ge führt. Früh Morgens erschien wie allwöchentlich der Dielenbohner in dem Quartier. Die Köchin öffnete ihm, worauf er ihr erklärte, er sei blos gekommen, um auf feinen Kameraden, der ein Neuling sei, zu warten, er selbst könne an diesem Tage die Diele nicht säubern. Die Insassen der Wohnung, unter denen auch ein Frauenzimmer war, schienen noch zu schlafen. Bald erschien der zweite Dielenbohner, ein verkleideter Geheimpolizist, ließ sich vom echten Dielenbohner da» bewußte Zimmer zeigen und begann dann die Säube rung der Dielen, indessen der echte sich entsernte. Gleich daraus erschien der Hausknecht in Begleitung eines Maurer», unter dem Vorwande, er wolle sehen, waS während der Sommermonate in der Wohnung zu repariren sei. Er bat auch, ihm das eine ver schlossene Zimmer zu öffnen. Nach einigem Zögern geschah das auch. Der angebliche Maurer prüfte die Wände, faßte dabei aber die im Zimmer befindlichen seit- samen Gegenstände scharf inS Auge. Auf seinen Wink stürzten sich der Hausknecht und der verkleidete Dielen bohner auf die Hauibewohner und knebelten die gänz lich Ueberraschten ganz ohne Widerstand. Sofort er schien Polizei und Gendarmerie. Die Wohnung wurde Naturforscher, geh. Hofrath Reichenbach, Prof. Petzold u. A., denen er feinerseitS gern durch Zuführung aller interesfanten Vorkommnisse diente, welche ein so weit verzweigter Geschäftsbetrieb von irgend einer Seite herzu führte. Nichtsdestoweniger empfand er mit dem Wachrthume des Unternehmens um so lebhafter da» Bedürfniß, eine befreundete wissenschaftliche Kraft in mitten derselben wirken zu sehen. Diesem Bedürfnisse wurde entsprochen durch den Eintritt seine» Neffen, Hrn. vr. Luboldt, der seitdem diesem Zweige speciell vorstrht und schon seit vielen Jahren wahrend der öfteren längeren Abwesenheiten de» Ehes» regel mäßig da» gesammte Geschäft geleitet hat. Erst auf eine folchr zugleich technisch erprobte Kraft gestützt, konnte vor ca. 20 Jahren zur Erweiterung de» Unter nehmen» durch eine eigne Fabrikanlage verschritten werden. Ueber den Umfang de» Gehe'schen Geschäfte», da» über 200 Personen beschäftigt und dessen Beziehungen den ganzen Erdball umspannen, braucht an dieser Stelle etwa» Weitere» nicht gesagt zu werden. Der Grundsatz, immer das Beste darzubieten, hat ihm de» Ruf einer Art Elassicität verschafft und die zeitweise Thätigkeit in demselben ^u einer Art hoher Schule der Branche gestempelt, wobei zugleich der Geschäfts» gebrauch al» der muftergiltige Organismus inS Auge gefaßt wird. So repräsentirt dar Haus Gehe u. Eo. nicht nur eine Besonderheit Dresdens, sondern zugleich eine hervorragende Erscheinung i» der deutschen Handel-« welt überhaupt. Lange und äußerst vielseitige Erfahrungen hatten dem nun dahingeichiedenen Gründer des Hause- die Geltung einer Autorität nicht nur in seinem speciellen Fache, sondern in ven verschiedenst« Zoll-, HandelS- und LerkehrSangelegenheiten tingebracht. Zahlreich wurden seine gutachtlichen Aeuherungen als Sach« durchsucht, die Hausbewohner wurden verhört. Posi tive» über da» Resultat der Haussuchung konnte bi» jetzt nicht in Erfahrung gebracht werden; doch wird übereinstimmend versichert, daß-dort Sprengbomben von sehr kleinen Dimensionen ausgefunden seien. Die sem Fang folgten verschiedene Verhaftungen in anderen Stadtiheilen aus dem Fuße. An einer Stelle sollen 30 Personen verhaftet sein * Dem „W. T. B.* geht von hier auf indirectem Wege die weitere Meldung zu, daß infolge der Entdeckung de» Nihilistenversteck» auf Wassily - Ostrow in der Nacht vom 16. auf den 17. d. M. in der Nacht vom 17. auf den 18. d. M. in der Fonarnygafsr ein zweiter Nchilistenversteck auf gefunden und daselbst ebenfalls mehrere Personen ver haftet wurden. Moskau, 22. Juni. (Tel.) Der Metropolit von Moskau, Makariu», ist in der vergangenen Nacht plötzlich gestorben. Belgrad, 21. Juni. (Ung. Post.) Der Gesetz entwurf über die Einschränkung der Preßfreiheit bestimmt: 1. Preßdelicte nnd Vergehen werden nach dem Strafgesetze geahndet; 2) Preßdelicte unterliegen nicht der Verjährung; 3) die Verbreitung socialistischer Tendenzen in Zeitungen, Broschüren oder Buchform ist nicht gestattet. Alexandrien, 22. Juni. Zur Lage in Aegypten liegen heute nachstehende telegraphische Meldungen vor: Der augenfällige Rückgang der ägyptischen Staats einnahmen ruft bei der Finanzcontrole Besorgnisse wach — Die Möglichkeit, den Suezcanal durch Sprengungen und Verschüttungen an einzelnen Stellen überhaupt unsahrbar zu machen, ist Gegenstand ernst hafter DiScussion. — DaS Programm des neuen ägyptischen Ministerium» enthält nach Meldung der „Daily RewS* von Alexandrien folgende Punkte: Allgemeine Amnestie, von welcher r.ur die Theilneh mer an den jüngsten Unruhen ausgenommen sind; die Regierung deS Landes soll nach dem Rescripte vom 28. August 1878 geführt werden, Niemand soll auf andere Weife als nach den Vorschriften des Gesetze» bestraft werden. Die Beziehungen mit fremden Mächten sollen zwischen denselben und dem ägyptischen Minister deS Aeußern direcl gepflogen werden. Auch sollen die internationalen Verpflichtungen bezüglich der conso- lldirten schwebenden Schuld und der Lontrole beachtet werden. — Der Secretär der europäischen Lontrolecom« Mission, Hoode, der vor einigen Tagen vom Nervenfieber befallen wurde, hat sich in einem Fieberanfalle felbst ent leibt.— Arabi Bey und die anderen Minister befinden sich noch hier. — Die Auswanderung der Europäer ist im Abnehmen begriffen. Man hegt Vertrauen zu dem neuen Ministerium, in welchem man eine» nicht zu unterschätzenden Versuch zur Versöhnung der Mili tärpartei mit dem Khedive findet. Wie eS heißt, würde an Stelle der Untersuchungscommission betreffs der am 11. d. Mts. stattgehabten Unruhen eine an dere Eommission treten, in der die Consulate vertreten sein würden. — Derwisch Pascha empfing gestern eine Depesche des Sultan», welche ihn anweist, Arabi Bey mitzutheilen, daß der Sultan von seiner Haltung befriedigt sei, und welche Derwisch Pascha aussordert, Alle» auszubieten, um Arabi Bey zu bestimmen, daß derselbe noch vor der ersten Sitzung der Eonferenz sich nach Konstantinopel begebe. Gleichzeit g ging dem Khedive eine Depesche de» Sultan» zu, welche dessen Befriedigung über daS Verhalten de» Khedive au»« spricht und dem Khedive zusichert, daß er alle» ihm Mögliche thun werde, um seine Autorität zu stärken. — Die „WienerAbendpost* meldet, daß nach authen tischen Nachrichten der Geschäftsbetrieb de» öster reichischen Postamtes in Al-xandrien kemer- lei Störung oder Unterbrechung erfahren habe. — Der „Franks. Ztg.* wird von hier telegraphirt: DaS Kriegsschiff „Habicht* ist angekommen; ein an dere» deutsches Kriegsschiff wird erwartet. Der Khe« dwe, Derwisch Pascha und Arabi Bey sind gestern Nachmittag zusammen ausgefahren. Der Khedive wird von der Naiionalpartei, dem Sulian und dem öster reichischen Generalconsul gedrängt, sich nach Kairo zu begeben und dort bi» zum ThionbesteigungStag, dem 26. Juni, zuzubringen. Der englische und der fran zösische Generalconsul haben aus da» E tjchiedenste ab- gerathen, weil sie befürchten, daß bei einer eventuellen Action der Khedive al» Geisel dehandeli würde. Glei ches befürchtet man für die eu opäischen Beamten, welche zur fosortrgen Rückk hr nach Kairo unter An drohung der Dienstentlassung aufgefoidert worden sind. verständiger begehrt, und dir von ihm hcrausgegebenen halbjährlichen „Handelsberichte* sind gesucht nicht nur al» Fundgruben de» Wisseniwerthen, sondern zugleich al» vertrauenswürdige Führer in verschiedenen fach lichen Streitfragen. Persönliche Auszeichnungen (Titel, Orden und Würden), welche dem Verstorbenen von verschiedene» Seiten zugedacht wurm, hat sein bescheidener Sinn stet» abgelehnt. Dagegen sind die Leistungen de» Hause» vielfach, ii »besondere am Tage seiner vierzig jährigen Best, hen» selten der königl. sächsischen GtaatS- regierung durch Verleihung der großen goldenen Me daille für Handel und Gewerbe, ehrend hervorgehoben worden. Medicin. Bekanntlich hat l)r. ebm. Bloch auf dem chirurgischen Congresse seiner Versuche Erwähnung gethan, die er an Hunden und Katzen gemacht, um erkrankte Theile der Lunge aus dem Wege der Ope ration zu entfernen. Bloch öffnet zu diesem Zwecke den Brustkorb und schneidet die kranken Theile au». Die an Thiercn gemachten Versuche haben die Mög lichkeit derartiger chirurgischer Eingriffe ergeben, doch war bi» heute ein Mensch nicht gefunden, der seinen Organismus zu solchen gewagten Versuchen vergeben wollte. In Stuttgart endlich hat sich ein Mann in der Person de» schon seit Jahr.n lungenkranken Etui»« arbeiter» Schlägel gesund«, der al» Antwort auf ein diesbezügliche» an den Arzt gerichtete» Schreiben von diesem eine Einladung erhielt. So wird der kühne Schwabe schon dieser Tage nach Berlin abreisen, um sich der Operation auf Leben und Tod zu unterzieh«. * Eingegangene Nachrichten bestätigen, daß die französische Expedition unter l)r. Lrevaux nieder» gemacht worden ist.
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