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Dresdner Journal : 18.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-18
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1882
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mern nachverzeichnete Gewinnt gefallen: Nr. 57617: Gewinn Nr. 10 (G. Rheinccke, Striesen: „Nonne", Marmorbüste 1000 M); Nr. 30606: Gewinn Nr. 22 (E. Freietlebeu, Weimar: „Ein Unglück" 500 M); Nr. 23857: Gewinn Nr. 49 (K. Schlüter, Dre»den: „Römischer Hirtenknabe", Bronzestatuette mit Serpen- tinfteinpostament 300 M); Nr. 47701: Gewinn Nr. 53 (de-gl.); Nr. 39393: Gewinn Nr. 70 (W. Llau- diu», Dresden: „Dorfstudenten" 200M.); Nr.80010: Gewinn Nr. 74 (Prof. W. Rau, Dresden: „Land» schäft", Aquarell 200 M); Nr 36619: Gewinn Nr. 76 (P. Lomtesse Bünau, Dresden: „Stillleben", 300 M.); Nr. 94998: Gewinn Nr. 92 (H. Göschl, Mün chen: „Friedrich der Große und Voltaire", Bronze gruppe 200 M.) « Mit Eröffnung der Gotthardbahn wird Reisen den nach Italien außer den bereits in unserm Blatte hervorgehobenen Annehmlichkeiten insofern eine weitere Vergünstigung gewährt, als m der Grenzstation Chiasfo Rundreisebillet» nach Italien auSgegeben werden, welche unter Anderen die Städte Mailand, Alessandria, Genua, Pisa, Bologna, Padua, Venedig, Livorno, Rom, Neapel, Florenz u. s. w. berühren. Das Nähere über die einzelnen Touren selbst, deren Preise, Giltig keit u. s. w. ist aus einem Placate zu ersehen, welche» im Vestibüle de» böhmischen Bahnhofs links vom Fenster der Gepäckexpedition angebracht ist. L. In den Zwtngerpromenaden ist man mit der Ausführung der alljährlich daselbst ausgestellten Teppichgruppe derzeit beschäftigt, während im PalaiS- garlen und auf der Terrasse, im Gondelhafen und in der Herzogin Garten die größeren Gruppen kürzlich vollendet wurden. Auf dem über die Gewächshäuser aus der Terrasse gelegenen Walle sind Heuer zum ersten Male zwei farbenreiche epheuumrankte sächsische Wappen gestellt worden, die den Blick der Vorübergehenden fesseln. Die größte aller derartigen Anlagen in unserer Stadt dürfte jedoch die in der Herzogin Garten nach Zeichnung de» Obergärtner» Herrn Keller von diesem selbst auSgeführte Teppichgruppe, zu welcher annähernd 20 Tausend Pflanzen gebraucht wurden, sein. In geschmackvollster und stilgerechtester Form sind Irosiue, Lelicbr^suru, ^Iternuutsr» »moenu und versieolor, gleichwie Ouapbuliuill u. s. w. zusammengestellt und bieten ein farbenprächtige» Bild, dessen Anblick man am vortheilhaftesten von einem zu diesem Zwecke hin ter einem Damme errichteten Podeste genießt. Von ganz besonderer Schönheit erweist sich auch das vom Herrn Stadtgärtner Degenhard hergestellte sogenannte Rosenrundtheil auf der Bürgerwlese nahe der Aus- mündung der Beuststraße. Ein reicher Rosenflor der seltensten Arten, von denen freilich der ungünstigen Witterung halber z. Z nur ein Bruchtherl seine präch tigen Blüthen erschlossen hat, präsentirt sich in der Mitte de» ca. 40 m Umfang haltenden RundtheileS, da» von geschmackvoll arrangirten Teppichgruppen um rahmt ist. Wir finden hier Blattpflanzen m fast allen denkbaren Farben und Schattirungen. — Au» Potschappel meldet der „Glückauf" vom 16. Juni: Gestern Abend kurz nach 8 Uhr wiederholte sich abermals im Steinbruche hinter dem hiesigen Rit tergute jene» unheimliche Getöse, welche» wie gewöhn lich durch hereinbrechende Steinwände verursacht wurde. Aller Blicke wendeten sich wieder dem interessanten Schauspiele zu, wa» jedoch diesmal ein Trauerspiel wurde, da» die Theilnahme und da» Mitleid der gan zen Einwohner wachrief. Zu obengedachter Zeit waren noch 3 Steinbrecher damit beschäftigt, ein Loch behufs Sprengung in den Felsen zu bohren. Die fleißig Arbeitenden wurden nun bei ihrer Beschäftigung von den au» beträchtlicher Höhe niederstürzenden Stein- massen überrascht und theilweise verschüttet. Die sofort herbeigeeilte große Menschenmasse wagte sich anfänglich au» Furcht vor weiteren SteinloSlösungen nicht, näher zu treten und den Verschütteten beizu stehen. Nach kurzer Zeit gingen jedoch einige ent schlossene Männer ans Werk und befreiten zunächst den bi» an den Oberkörper verschütteten 40 Jahre alten Steinbrecher August Richter von Niederbirkigt. Die Verletzungen desselben erwiesen sich als so schwere, daß der alsbald am Platze anwesende Hr. Or. Kreß ner die sofortige Ueberführung Richter's nach dem Siadtkrankenhause zu Dresden anordnete. Beide Beine sollen gebrochen und zerschmettert sein und außerdem war der BedauernSwerthe noch am Körper verwundet. Eine schwerere und traurigere Arbeit stand aber den Kunstausstellung. DaS Gemälde von F. Prölß aus Dresden, wel ches „Der Besuch bei holländischen Bauern" heißt, ist ein sehr natürlich und gefällig componirteS Genrebild. Die Auffassung des Gegenstandes wirkt vollkommen anspruchslos, die Köpfe sind gut indivi- dualisirt, wenn auch bei Weitem nicht so interessant, al» wir dies bei den so gern und jetzt von großen Meistern dargrstellten, typisch schon höchst fesselnden Gesichtern aus der Alpenwelt gewohnt sind. Liegt doch eine beschauliche, gutmüthige, fast lethargische Ruhe in den meisten Physiognomien der germanischen und flamändischen Bewohner der Nordseeküste. Die besten Bilder weisen diesen stabilen Ausdruck nach, der sich sreilich durch den Maler veredeln und durch die Be nutzung der augenblicklichen Situation abmildern läßt. Freilich ist selbst Jordan bei solchen Versuchen nicht immer glücklich gewesen. Besonders gelungen ist aus dem Prölß'schen Bilde daS kleine Mädchen, da- mit der mißtrauischen Scheu eine- vornehmen Stadtkindes die Fischerhütte und ihre Bewohner anschaut und da» ihr gebotene Glas Milch kaum annehmen wird. Der Ausdruck und Blick dieses hübschen Kinderkopfe» hat einen frischen Reiz und viel Unmittel bares. Da» andere Prölß'sche Bild: „Die Tabaks probe" ist eine treue Studie aus der Gegend bei Mittewald an der bayrisch tiroler Grenie, einem Platze für die Pascher de» österreichischen „schwarzen Drei königknaster», zweite Sorte, in Schwatz präparirt." Zwei Bauern, ein älterer und einer in mittleren Jahren von noch vollkommen kraftvoller Gestalt, prü fen jene» Kraut im behaglichen Beisammensein. Diese treu aufgefaßten Charoktergestalten sind psychologisch tu ihrem innern Wesen wie in ihrer local-nationalen äußern Erscheinung von Tracht und -eberde durchau» zur Hilfe Herbeigeeilten noch bevor. E» galt zunächst oen im Steinbruche weiter oben verschütteten 26jäh- rigen Steinbrecher August Stephan von Nlederpester- witz von der ihn erdrückenden Last zu befreien, denn derselbe war förmlich von den Bruchsteinen vergraben. Nach anstrengender Thätigkett gelang es einem ent schlossenen jungen Manne, den Körper Stephan'» bloßzulegen, worauf weitere Hilfe erschien, um den Bedauernswerthen über das schwierige, von großen spitzen Steinen angesüllte Terrain zu bringen. Der ganz zerschmetterte Leichnam Stephans wurde über Nacht »n der am Unglücksorte sich befindlichen Steinbrecherbude aufgehoben. Eine Frau und zwei Kinder beweinen m Stephan ihren Ernährer. Der Dritte zu gedachter Zeit beschäftigte Steinbrecher, der Wittwer Ernst Ehrlich von Potschappel, wurde am Kopfe und Körper verletzt und mußte nach seiner Woh nung gefahren werden, woselbst er von seinen drei Kindern in einer jedes menichliche Herz rührenden Weise empiangen wurde. Ehrlich bemerkte einige Augenblicke vor der Katastrophe, daß sich Steine loS- bröckelten und machte, indem er zur Seite sprang, seine Kameraden auf die Gefahr aufmerksam. Leider geschah daS Unglück zu schnell, als daß die Bedauernswerthen demselben entrinnen konnten. ji)lovlttMlnachrichtln. L) Leipzig, 16. Juni. Die hiesige kleine italie nische Eolonre ehrte das Andenken ihres jüngst ver storbenen Nationalhelden Garibaldi durch eine am heutigen Abend veranstaltete Gedächtnißfeier. — Die zum Besten der durch die Gewitterkatastrophe schwer helmgesuchten Landsleute im Erzgebirge von dem hiesigen Hilfscomits veranstaltete Sammlung milder Beiträge hat bereits ein erfreuliches Ergebniß geliefert, denn biS heute Abend beziffert sich die Gesammtsumme der Beiträge auf nahe an 4000 M. — Im Laufe dieser Woche haben wir hier bis jetzt nicht weniger als 5 vollendete und einen versuchten Selbstmorde zu registriren. Am heutigen Tage machten eine in der Scheidung lebende Frau und eine 84 Jahre alte erblindete Greisin ihrem Leben freiwillig ein Ende. Grimma, 14. Juni. (Wurz. Wchbl.) Heute Mor gen ist der Pachter der kürzlich nledergedrannten Restau ration zur Terrasse, Böhme, an den beim Reiten seiner Kindes erlittenen Brandwunden verstorben. Die übrigen Familtengtteder befinden sich auf dem Wege der Besserung. Gelenau, 16. Juni. (CH. Tgbl.) Das Un wetter vom 30. v. M. hat auch unsern Wildstand so gut wie vernichtet. Rebhühner sieht man nicht mehr. Hier und da erblickt man einen Hasen, welcher die Erhaltung seines Lebens dem Schutze des WalbcS vedankt. Der Flschstand ,n unseren Teichen, sowie in der Wilisch r.ebst ihren Bächen ist nicht mehr, denn infolge des schlammigen EiSwasserS, sowie der Ellen hohen Schloßenmaffen, welche sich mit Gewalt in die Bäche und Teiche hineinschoben, sind die Forellen und Karpfen erstickt. Seit Jahren bemüht sich der Spin nereibesitzer Wilhelm Schüller, die Forellenzucht in der Wilrsch zu heben. Er hatte außerordentlich günstige Resultate erzielt. Die Wilisch wimmelte von Forellen, aber die Hochfluth hat diesen Forellenreich- thum zu nichte gemacht. In den vom Unwetter am härtesten betroffenen Ortschaften hat man Taxationen des erlittenen Wasserschadens vorgenommen. So viel man hört, erreicht derselbe die Höhe von 1 Mil lion Mark. Mancher Grundstücksbesitzer, der sich anfangs weniger geschädigt wähnte, hat erst späterhin eingesehen, wie groß sein Verlust ist. Groß ist die Futternoth. Die Wiesen, die Kleefelder werden abge mäht, aber Stunden lang müssen viele Mäher thätig sein, ehe ein Wägelchen mit einigem Grünfutter ge füllt werden kann. DaS Vieh will trotz deS Hungers dasselbe nicht fressen. Was daher vom Viehbestände einigermaßen entbehrlich ist, wird zum Verkauf gestellt. Um den am härtesten betroffenen unbemittelten Grund stücksbesitzern die Erhaltung deS nothwendlgen Vieh- standeS einigermaßigen zu ermöglichen, hat daS hiesige HilfScomits eine Summe, welche vom landwirthschast- lichen Creditverein in Dresden und sonstigen landwirth- schastlichen Kreisen herstammt, dem hiesigen ökonomischen Verein zur Beschaffung von Futtermitteln überwiesen. Im hiesigen Gemeinderath hat man den Beschluß ge faßt, daß bi» auf Weiteres alle öffentlichen Belusti- echt und wahr. Die Raumbenutzung ist eine sehr ökonomische, doch ohne irgend einen Druck auf die treffliche Gruppirung zu üben. DaS Bild ist eine in sich fertige, abgeschlossen, sehr anmuthende Erscheinung, soviel Talent und Fleiß verrathend. Der junge so rüstig im Fortschreiten begriffene Maler hat sich lange Zeit in den bayerschen Gebirgen aufgehallen, und eS mit dem Detail der ErfchemungS- welt sehr sorgsam und genau genommen. Er hatte es dabei nöthig, sein früheres, zwar bestechlich glän zendes, aber doch vorherrschend akademisches Lolorit aufzugeben und indem er seine technischen Errungen schaften gut zu verwerthen vermochte, wandte er sich, wie ich mit Freude sehe, in achtbarer Unbefangenheit einer völlig natürlichen, prunklofen Farbengebung zu. Er ging so an der Hand der Wirklichkeit den einzig richtigen Weg und nahm das Colorit der guten Münch ner Genremaler an, diese nie ermüdenden Farben töne, die sich allein dazu eignen, durch Treue zu überraschen und das Bild der Natur im Spiegel der Kunst zu zeigen. Möge diesem gesunden, frohen Streben eine schöne Zukunft bereitet fein. O B. Venu-durchgang. Die Oerter, welche den im Auftrage de» deutschen Reichs auSzuführenden Expeditionen zu Stationen für die Beobachtung deS Vorüberganges der Venu» vor der Sonnen scheibe dienen werden, sind jetzt definitiv gewählt. Der Vorsitzende der deutschen Com mission für die Beobachtung deS Vcnu»durchgange», Professor AuwerS, hat in den „Astronomischen Nach richten" bekannt gemacht, daß von Deutschland vier größere Expeditionen au-gesendet werden, von welchen zwei in Nordamerika und zwei in Südamerika ihren gungen zu unterbleiben haben. Ein gleiches Verbot ist auch in den anderen überschwemmten Ortschaften feiten der Amtshauptmannschaft ergangen. Auerbach, 16. Juni. (CH. Tg^l.) Eine in die Gardinendranche wohlthätig einichneldende Erfindung ist durch R. Otto aus Plauen i. V. und K. Morgner au» Auerbach i. V. gemacht worden. Die von ihnen erfundene Gardinenbog», Schnureneinstick- und Näh maschine ist um die Hälfte de» Preises herzustellen, als die zetther gebräuchlichen Bogmaschinen. Der von der Maschine gefertigte Bogsaum ist ebenso elegant, al- dauerhaft und wird jedenfalls daS zeitherige Bog- verfahren verdrängen. Von derselben Maschine wird ferner das Einsticken von Schnuren in Stickereien, Vorhemdchen, CorsetS u. s. w. m einer Weise besorgt, welche den großen Nachthell deS zeithengen Einst ckenS, daS Eingehen der Schnur in der Wäsche, vermeidet. Batist- und Leinentücher werden mit der Maschine in überraschend schöner Weise gesäumt. Endlich steht die Maschine als Nähmaschine jeder andern ihrer Schwestern ebenbürtig an der Seite. Bereits sind Bestellungen auf 25 Stück dieser Maschinen ringegangen. Die Erfinder haben einen Antrag auf Patentirung der Maschine eingereicht. Oederan, 14. Juni. (CH. Tgbl.) In Gahlenz stürzten am 13. Juni nicht weniger als 3 Schiefer decker von einem neu zu deckenden Gebäude des Guts besitzers Morgenstern; der Erste stürzte Vormittags im Innern des Gebäudes herunter und soll innerlich schwer verletzt sein, die zwei anderen Mitarbeiter Nrch- mittags vom Dache, ohne sich jedoch schwere Ver letzungen zuzuziehen. Alle 3 wurden mittelst Geschirr nach Oederan gebracht. vermischtes. * Am gestrigen Freitag haben in Frankfurt a. M. unter großem Zudrange des Publikums die Schwur gerichtsverhandlungen gegen den Bankier Albert Sachs wegen Betrugs, einfachen und betrügerischen Bankrotts und Unterschlagung begonnen. Sachs, welcher mit Hinterlassung bedeutender Schulden und Unterschlagung einer größern Geldsumme mit seinem Bruder Wil helm Sachs nach Brasilien durchgegangen, dort aber verhaftet worden war, während sein Bruder entkam, behauptete rn der Verhandlung nur der Commis seines Bruders gewesen zu sein und die eigentliche Geschäfts lage nicht gekannt zu haben. Die Sachs'jchen Passiva belaufen sich auf 1800000 M. Gegen den sich in Chicago aushaltenden Bruder mußte die Untersuchung siftirt werden. * Unter dem Namen „Castle-Garden" wurde in New-Aork bekanntlich im Jahre 1870 ein Institut begründet zum Empfange und zum Schutze der euro päischen Einwanderer. Ein Berichterstatter der Lon doner „ T'meS" hat in diesem Frühjahre den nicht Übeln Gedanken gehabt, sich mit einem kleinen Bündel in der Hand in den Strom von 806 Einwanderern zu mischen, welche der Cunarddampser „Gallia" über brachte, um so auS eigener Anschauung und Erfahrung von den praktischen E>nrichungen, welche in „Castle- Garden bestehen, seinem Blatte ein Bild eniweifen zu können Wir entnehmen dem interessanten Berichte Nachstehendes: Als das Schiff seinen Ankerplatz er reicht hatte, besörderte ein kleiner Dampfer mit Schnelligkeit alle Einwanderer an die Küste, und zwar an das Südende der Insel Manhattan, den ältesten Theil der Stadt New Aork. Hier liegen die verschie- denen Gebäude, welche „Castle-Garden" bilden, daS seinen Namen von einem alten Befestigungswerk und einigen hübschen Grundstücken herleitet, die eS umgeben und von der Stadt abscheiden. Der Landungsplatz ist sehr wirksam vor dem Zudrange deS PublicumS ge schützt und von dort gehen Alle mit ihrem Handgepäck >n eine weite, mit Sternen gepflasterte, trefflich erleuch tete und erwärmte Rotunde, deren stattliches rothes Dach eine in die Augen fallende Landmarke des New- Uorker Hafens bildet. Im Innern angekommen, fan den wir unS von einem hohen Pfahlzaum eingeschlossen, deren mehrere ähnliche in dem Gebäude sind, und von dort hatte Jeder einen doppelten Durchgang zu passiren, an dessen Seite Beamte standen. Diese erkundigten sich nach Namen, Beschäftigung, Reiseziel eine- Jeden, und alle Antworten wurden gewissenhaft registrirt, einerlei welche Sprache der Ankömmling redete; die immer bereitwilligen Beamten erwiderten Jedem rn Aufenthalt nehmen. In Nordamerika sind Hartford in Connecticut, nicht fern von der Ostküste und von der Mündung deS Flusses Coneclicut, und Aiken in Südcarolina, in Südamerika Bahia Blanca, an der Ostküste von Argentinien bei Argentino, und Punta- ArenaS an der Magellanstraße zu Stationsörtern be stimmt. Ferner hat die bereit- unterwegs befindliche Expedition noch Südgeorgien, im Einvel nehmen mit der deutschen Polarcommission, den Auftrag erhalten, nach mitgetheilten Anweisungen zu Uebereinstimmung in plangemäßer ForschungLweise, den Venusdurchgang zu beobachten. Auch wird in Montevideo, an der Süd grenze von Uruguay, eine Hilfsstation eingerichtet werden, um an diesen telegraphisch bestimmten Ort Punta-Arena» durch Chronometerübertragung anzuschließen. Die zu den Beobachtungen zu benutzenden Instrumente sind durch gängig mit vorzüglichen Meßapparaten ausgerüstet, und eS werden theils heliometrische Messungen, theil» Ränderbe- rührungSbeobachtungen stattfinden. Die heliometrischen Messungen dienen zu jeweiliger Bestimmung der Ent fernung deS Mittelpunktes der Venu-scheibe von dem Mittelpunkte der Sounenfche>be und eS können diese Messungen von Anfang biS Ende de« Vorüberganges, die ganze Zeit hindurch, auSgesührt werden. Die Be- obachtungen der Ränderberührungen dienen zu Er mittelung der Wege, welche VenuS, von verschiedenen Orten auS beobachtet, bei ihrem Borübergange auf der Sonnenscheibe zurücklegt. Diese Wege sind Sehnen auf der Sonnenscheibe in verschiedener Größe, je nach der südnördlichen Verschiedenheit der StattonSörter; e» wurden daher auch diese Oerter möglichst weit von einander südnordwärts abstehend gewählt. Die Ränder- berührungibeobachtungen sind aus nur wenige Secunden beschränkt: eS sind bei dem Eintritt zwei Momente (Außenberührung und Jnnenberührung) und bei dem Austritt ebenfalls »wei Momente (Jnnenberührung und Außenberührung) zu bestimmen, und wenn bei seiner Sprache. Nachdem wir den Durchgang passirt, fanden wir uns in einer andern Umzäunung, wo riesige Anschlagzettel Aufmertjamk it erregten, welche die „Be stimmungen" der Leitung des „Emigrant Landing Depot" enthielten und nun eifrig von Allen studirt wurden, mit Ausnahme der Irländer, welche sich am liebsten jeglicher Leitung entziehen. DaS BemerkenS- wertbeste an diesen „Bestimmungen" ist zunächst, daß sie in verschiedenen Sprachen gedruckt sind, und daß sie Alle auf- sordetn, unter dem Dache de» Depot zu blewen, wo keine Fremden zugelassen werden, und zwar kostenfrei, bi» zur Abreise; außerdem wird den Einwanderern die Benutzung der Waschzimmer vor Verlassen de» Ge bäudes empfohlen Abgesonderte Schlafeäume werden den verschiedenen Geschlechtern angewiesen, und es wird aus sorgfältigste Reinlichkeit gehalten. Eine be sondere Abtheilung der Rotunde ist Allen zugänglich, wo alle benöthigten Lebensmittel zu sesten Preisen verkauft werden, und auch hier spricht man die ver schiedensten Sprachen, so daß kein Betrug möglich ist. Eine andere Ankündigung empfiehlt allen Einwan derern, welche irgendwo Kost und Logis suchen, sich mit solchen Inhabern derartiger Häuser in Verbin dung zu setzen, welche zu diesem Depot Zutritt haben und sich aus dem Vorhofe einfinden. Diese müssen ein besonderes Abzeichen vorn am Rocke tragen und jedem Reflectanten eine Adreßkarte einreichen, worauf die Preise für Kost und Logis spec ficirt, auch tag- und wochenweise angegeben sind. Ferner findet sich ein besonderes Wechselcomptoir sür olle Geldsorten und auch eine Abtheilung für Brief- wesen, wo der Einwanderer Briefe geschrieben und solchen Freunden zugestellt erhalten kann, die er etwa von seiner Ankunft benachrichtigen will; .Alles kosten frei. Ein benachbartes Gebäude enthält das ArdeitS- nachweisungSbureau, für Männer und Frauen getrennt. Es ist merkwürdig, wie schnell die Letzteren Stellen finden, während die Ersteren oft Tage lang auf langen Bänken sitzen bleiben müssen, bevor sie verlangt wer den. Im vorigen Jahre nahm „Castle Garden" im Ganzen 441 043 Einwanderer auf. Statistik und Volkswirthschast. Die Lteinkohlenabfuhr auS den sächsischen Abbaubczirkcn bei Zwickau, Lugau, Oewnitz und Dresden auf den Eisenbahnen im l. Quartal 188r (in Wagenladungen ä sovv Lg.) Die Gesammtabsuhr betrug 188 888 Ladungen; davon kamen 92 862 aus dem Zwickauer, 3138»» auS dem Lugau-OeiS- nitzer und >4 9r8 aus dem Dresdner Bezirk. Gegen das gleiche Quartal des Vorjahres ist die Gesammtabsuhr um 4288 La dungen -- gesallen Hierzu trug bei die Abnahme der Zwickauer Absuhr um 7622 Ladungen --- 7.»°/, sowie der Dresdner Absuhr um 712 Ladungen -- 4.88 H,. Dagegen ist dir Kohlenbesörderung ab Lugau-OelSnitz um 4044 Ladungen --- 14,80°/, gestiegen. AuS allen drei Bezirken wurden durch schnittlich jeden Tag abgefahren: 1829 Ladungen im Januar,- 1683 im Februar und 1489 im März. Der stärkste Consument in diesem Quartale war Chemnitz mit 11 839 Ladungen, da von »268 von Zwickau und 9099 von Lugau-OelSnitz oder 2» der Gesammtabsuhr von dort; dann solgten Leipzig mit 10 276 Ladungen und zwar 9210 Stadt und IV6S Bahn höfe; ferner Dresden mit 8S88 Ladungen, davon 297» von Zwickau und Lugau-Oclsnitz; ferner Crimmitschau mit 8077 La dungen, Reichenbach i. B. 4428, Werdau 3846, Plauen i B. 293t, Freiberg 2827, Glauchau 2308 Meerane 1886, Altchem nitz 1bb1, Hainsberg 1613, Schwarzenberg 1161, Ostrau 1141. Plagwitz Lindenau 1136, Aue 1068 u. f. w Tie wich tigsten Absatzorte im Auslande waren: Gera mit 3983 Ladungen, Nürnberg 2968, Greiz 2i89, Hos 1988, Bamberg 1362, Bay reuth 1164, Unterwellenborn 1'32, Fürth 1080, Triptis 828, Köstritz 8 '4, Erlangen 778, Pößneck 716, Jüterbog 644, Kulm- bach 626, Eisseld 898, Bitterseld 864, Loburg 646, Mühlhausen 836, Saalseld 4'0, Neuenmarkt 466, Weida 449, Eilenburg 444, Selb 442, DooS 440, Gotha 434, Sonneberg 398, Ronne burg 386, Eger 862, Schmölln i. S.-Alt und Weiden 384, Altenburg 380 Münchberg 832, Schweinsurt 880, Rudolstadt 818, Gößnitz 301, Schwarza 8VV u. s w U. Dresden, 17 Juni. Der 1881 er Geschäftsbericht der Marienberger Silberbergbaugesellschaft beginnt mit der befriedigenden MitlheUung. daß wie die vorhergehenden, fo auch daS jüngflvrrfloflenr Jahr in Bezug aus feine Ertrag«, sähigkeit als ein durchau» günstige» bezeichnet werden kann, indem mit Hilse des bekannten reichen ErzmittelS über der 4. Gezeugstrecke mcht nur der sämmtlichc Betriebsauswand gedeckt und der Reservesond vermehrt, sondern auch wiederum eine kleine Dividende erzielt werden konnte Die Production an- langend, wurden einschließlich deS ErzbeflanbeS au- dem Bor jahre 2229 Cir. 27.« Psd. Erze, dabei 1'/tz Ctr. reine« GlaSerz, mit einem Silberinhalle von 19 Ctr !-2.«»r Psd. sür eine Be zahlung von 133 747 M. an die fiskalischen Hüttenwerke bei Freiberg geliefert Hierzu kommen noch 24 438 M antheiliger Hüttengewinn aus das Jahr 1880 nach 18 yh der gelammte» Erzlieserung, sowie 1978 M. ErzzusuhrlohnSzulage. Außerdem diefen Momenten den Beobachtungen Hmdernisie ent gegentreten, fo kann der Zweck der Expedit'on nicht erreicht werden. — Jede Expedition m Nord- und Südamerika und auch die Expedition der Polarcom- mifsion nach Südgeorgien hat nebst anderen In- strumenten und Apparaten einen Fraunhofer'fchen H-liometer von34L. Oeffnung erhalten, um zu Ermitte lung der Centrenentfernungen sür bestimmte Zeitmomente in gleicher Weife beizutragen. Auch aus dem königl. mathematisch physikalifchen Salon zu Dresden ist ein Fraunhofer'jcher Refraktor, welcher bereit- bei den 1874 ausgeführten BenuSdurchqang»beobachtungen be nutzt worden ist, wiederum, auf Wunsch der Commis sion, zu gleichem Zwecke derselben leihweise überlassen und bereits zugesendet worden. Sämmtliche Expedi tionen sind überdies angewiesen, während ihrer Stativ- nirung möglichst olle vorkommenden Bedeckungen von Sternen bis zur 9. Größe und doppelte Reihen von Mondculmmationen zu beobachten. Die Wahl der BeobachtungSorte konnte erst nach Ermittelungen ver schiedener Art getroffen werden, worin hauptsächlich auch meteorologische Zustände in Betracht gezogen wer den mußten. Nach dem Urthe,le deS Vorsitzenden der Commission finden zu Hartford und Aiken sehr gün stige meteorologische Verhältnisse Statt, und eS ist daher vornehmlich von diefen Stationen reichhaltige» Material zu erwarten. D:e enalifche Commifsion für Beobachtung deS VenuSdurchgangS hatte früher be- fchloffen, eine Expedition zu Port-Stanley auf den Falklandmfeln zu veranstalten, welche mit Punta-Are na- in chronometrische Verbindung gebracht werden sollte, hat aber jetzt diesen Ort oufgegeben, und e- soll nun die für denselben bestimmte Expedition nach Queens land gesendet werden. l)r. A. Drech»ler.
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