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Dresdner Journal : 18.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-18
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1882
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840 Conjulat Anfragen über Firmen, oder protestirte Wechsel mit der Bitte um Intervention elngehrn. E» giebt in Genf mehr alt anderswo Industrien««!, die sich Waaren schicken lassen, aber wenn et ans Zahlen geht, nicht zu finden sind. Die aut den heterogensten Elementen zusammengesetzte flottante Bevölkerung und die Nähe der französischen und italienischen Grenze er leichtert diese» Treiben ungemein. Auch wird zur Warnung deutscher Bankhäuser bemerkt, daß Bürsendifferenzen wohl im Canton Genf, nicht aber im WaaVtlande eingeklagt werden können, wo sie alt Spielschulden behandelt werden. — Der Vermiether einer Wohnung oder einet Gejchäft-localeS, welcher dem Miether vertrags widrig die Wohnung nicht einräumt und ihn zur Miethung einer andern Wohnung nöthigt, hat, nach einem Urtheil de» Reichsgericht», I. CivilfenatS, vom 6. Mai d. I., fall» er die vertragsmäßig vorent- haltene Wohnung anderweitig zu einem höheren Miethzin» vermiethet, nicht den unredlichen Gewinn an den ursprünglichen Miether herauszugeben, sondern er Haftel (gleichviel ob er von der anderweitigen Ver- miethung Gewinn oder Schaden hat) nur für den dem ursprünglichen Miether durch die unberechtigte Ver weigerung der Wohnung bereiteten Schaden. Kiel, 16. Juni. (Tel) Mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaiser- hat Se. königl. Hoheit der Prinz Heinrich da- Ehrenpräsidium de- deutschen Samanter- vereinS übernommen. Coblenz, 16. Juni. (Tel.) Bei der am 12. d. stattgehabten Reichstagsnachwahl deS dritten Wahl kreise» Coblenz-St. Goar erhielt von 10297 abge gebenen Stimmen Prof. 0r. Frhr. v. Hertling m München (Centr.) 9714, der Gegencandidat Eugen Richter (Fortschr.) 339 Stimmen. * Buda-Pest, 16. Juni. Das heutige Amtsblatt veröffentlicht ein Circular deS Genfer internationalen Vereines vom rothen Kreuz an fämmtliche bereis be stehende Zweigvereine, in welchem denselben die er folgte Bildung deS ungarischen Verein» vom rothen Kreuz nutgetheilt wird. — Die Aufregung, welche infolge der Debatten über die Judenfrage und der bekannten skandalösen Auftritte sich der be reit» durch die TlSza - ESzlarer Affaire alarmirten öffentlichen Meinung in Ungarn bemächtigte, hat den Ministerpräsidenten K. TiSza bestimmt, in seiner Eigenschaft al» Minister des Innern bei Zeiten Vor kehrungen gegen etwaige Störungen der öffentlichen Ruhe zu treffen. Er hat demgemäß eine Verordnung an die Municipien erlassen, rn welcher er zwar die Erwartung ausspricht, daß Versuche, Judenhetzen zu arrangiren, in der Bevölkerung keinen Boden finden werden, er aber gleichwohl die Jurisdictionen auffor dert, zu veranlassen, daß derlei Versuche auf» Ener gischste hintangehalten werden und, wo solche vorkom men, ihm sofort Bericht zu erstatten. Pari», 16. Juni. Auch die gestrige Mi» nisterrathSsitzung war saft ausschließlich den ägyptischen Angelegenheiten gewidmet. Hr. de Freycinet konnte mittheilen,. daß infolge seiner dem Generalkonsul Sienkiewicz in Kairo und dem Contre- admiral Conrad ertheilten Befehl keine Besorgnisse mehr für die Sicherheit der Franzosen in Aegypten zu hegen seien. Was die Eonferenz betrifft, so liegt eine sehr verclausulirte Zusage der Pforte vor. Die diesseitige Regierung erwartet, bevor sie sich über die türkischen Bedingungen auSfpricht, die Ansicht deS Londoner LabinetS zu erfahren. WaS das unter der Presse befindliche Gelbbuch über die ägyptischen Wirren betrifft, so hat der Premier demselben, um die Angelegenheit deS AnSruderkommens derNational- partei und der ersten Flottenkundgebung der Westmächte bis zu ihrem völligen Abschluß darzustellen, noch eine Anzahl von Aktenstücken aus seiner eigenen Amts- perwde, bis zum 15. Februar, angehängt. Ein wei teres Gelbbuch, für welches da- Material schon ge sichtet ist und welches in einigen Wochen erscheinen soll, wird die acute Periode der ägyptischen Revolution, das Regime Arabi's, umfassen und bis zur Formuli- rung deS EonferenzvorfchlagS, also bis gegen Ende Ma» reichen. Dre Gambettistische Presse protestirt gegen die Veröffentlichung des vertraulichen Depejchen- wechsels zwischen Gambetta und seinem Londoner Bot schafter; sie verwechselt dabei aber die Begriffe „ver traulich" und „geheim". Vertraulich sind im diplo matischen Verkehr alle Documente, welche nicht un mittelbar zur wörtlichen Weitermittheilung oder Ver öffentlichung bestimmt sind, weil eine solche den Gang der schwebenden Verhandlungen erschweren würde; ist jedoch die Angelegenheit erledigt, so hat die Geheim haltung solcher Actenstücke in der Regel kein weitere» Interesse mehr, wohl aber, wie im vorliegenden Fall, ihre Veröffentlichung. Ferner genehmigte der Minister» rath die vom Minister de» Innern beantragte Er höhung des Credit» zur Entschädigung der Opfer de» Staatsstreichs von 1851 um zwei Millio nen. Der Finanzminister wird übermorgen den bez. Gesetzentwurf in der Kammer einbringen. Der Competenzstreit zwischen dem Finanz- und dem Handelsminister ist, wie vorhergesehen wurde, güt lich beigelegt worden. Auch der Justizminlster Hum bert hat seinen Urlaub noch nicht angetreten. — DieDeputirtenkammer fuhr gestern in der Special- berathung deS EhescheidungSgesrtzeS fort. Art. 2 der Vorlage, der die zulässigen Gründe der Eheschei dung aufzählt, ist im Wesentlichen eine Wiedererweckung deS Art. 230 deS Oock« 6ivil, nur daß nach letzter« Artikel ein vom Gatten begangener Ehebruch nur dann ein Scheidungsgrund sein soll, wenn er in der gemeinsamen Wohnung der Eheleute begangen worden ist, während die Commission, um völlige Rechtsgleich heit zwischen Mann und Frau herzustellen, den vom Manne, gleichviel wo immer, begangenen Ehebruch als Scheidungsmotiv anerkannt wissen will. Die Abgg. Carette und Gatineau bekämpfen die Ausschußvorlage und wünschen aus verschiedenen Motiven das Vorrecht des Ehemannes, ungestraft überall anders als in der gemeinfamen Wohnung Ehebruch treiben zu können, auch m da- neue Gesetz übertragen zu sehen, allein die Kammer schließt sich mit 224 gegen 147 Stimmen der von Hrn. Naquet in sehr beredter Weise namens der Commission entwickelten Auffassung der Rechts gleichheit beider Geschlechter an und verwirft das Amendement. Mehr Erfolg hat der Herzog v. Laroche- foucauld Blssaccia mit dem Antrag, der geschiedenen Frau die Führung des Namens ihres Gatten durch eine Bestimmung ausdrücklich zu verbieten. Hr. Na quet und der Referent v. Marköre erklärten zwar eine solche Bestimmung für überflüssig, da die Scheidung von selbst alle Rechtswirkungen der Eheschließung, also auch die Uebertragung des ManneSnamens auf die Frau, vernichte, hatten ind-ssen doch nichts dagegen, daß das Amendement an die Commission verwiesen wurde. Im Laufe der Sitzung gelangte der Ge;etz- entwurf zur Vertheilung, durch welchen für Zielge schäfte an der Börse die bisher zulässige Einwendung des Spiel» ausgeschlossen werden soll.— Die Inter pellation Lockroy'S dürfte erst nächsten Dienstag statlfinden. Im Senat will die republikanische Union gleichfalls der von der Rechten beabsichtigten zuvor- lommen, und ihr Bureau hat heute nach einer längern Debatte, an der auch Hr. Challemel Lacour, der frühere Borschafter rn London, theilnahm, beschlossen, durch ihr Bureau sich mit den übrigen republikanischen Fraktionen über die gemeinsame Aufstellung einer Tagesordnung zu verständigen, um nicht unvorbereitet von der Rechten überrumpelt zu werden. Die Rechte hat nämlich be schlossen, ihre Interpellation bis zu einem passenden Momente, d. h. bis zum Eintritt enreS neuen blutigen Zwischenfalles in Aegypten, auszujchieben. Die nächste Senatssitzung findet erst am Dienstag Statt. — Der Beginn der Sommerserien »st für den Anfang deS nächsten Monats selten der Regierung in Aussicht genommen, während die Gambettlsten und Radicalen die Session bis zum 15. k. M. verlängert haben möchten, die Ersteren unter Hinweis auf die kritische Lage in Aegypten, Letztere, um der Kammer Gelegen heit zu geben, sich in corpore am Nationalfeste, resp. an der großen Revue auf dem Rennplätze zu bethei ligen. — Gestern Abend starb der srühere KriegS- ministec deClssey im Alter von^71 Jahren. (Derselbe hatte in Algier und im Krimfeldzuge mit großer Aus zeichnung gekämpft; im deutsch-französischen Kriege nahm er an den Schlachten von Rezonville und Saint- Privat Theil und wurde nach der Capitulation von Metz gefangen nach Deutschland gebracht. Im Juni 1871 ernannte ihn ThierS zum KriegSmMister, welchen Posten er später noch 2 Mal, 1874 und 1875, übernahm. 1878 erhielt er daS Commando deS 11. Armeecorps in Nantes. Im Vorjahre wurde er in einen Skandalproceß verwickelt, der zu feinen Gunsten entschieden worden ist.) — Der Krlkgsmimster hat die Errichtung einer kriegsgeschichtlichen Abtheilung unter Leitung des JnstitutSmitgliedS Oberst Perrier verfügt; dieselbe hat ihre Thätigkeit mit der Geschichte des Krieges von 1870 zu beginnen. — In die Commission zur Prüsuug deS Projectes eines Canals sür Seeschiffe von Bordeaux nach dem Mittelmeer wurden 4 Senatoren und 4 Deputirte vom Minister ernannt. — General Schneegans, Commandlrender des 8. Corp» in Bourges, belobt in einem Tage»besehl die Gendarmerie von Epinac (Saüne-et-Loire), welche einige strikeiide Bergleute beim Diebstahl von Kohlen verhaftete und trotz der Steinwürse einer auf geregten Menge nicht freiließ, auch von ihren Waffen erst Gebrauch machte, als ihr Leben bedroht war. — In St. Cha mond bei St. Etienne haben 250 Berg leute die Arbeit eingestellt. * London, 16. Juni. UnterstaatSsecretär Diike theilte in der heutigen Sitzung de-Unterhauses mit, die aus Alexandrien eingegangenen Nachrichten lauteten be ruhigend, neue Unruhen seien nicht auSgebrochen und würden auch nicht mehr befürchtet. Gladstone erklärt, er wisse nichts davon, daß türkische Truppen nach Aegypten unterwegs wären. — In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß Unterhandlungen angeknüpft wor den sind zwischen der Regierung und den Führern der irischen Partei zur Herbeiführung eines Compro- misseS in Betreff der am meisten bekämpften Para- grap en der irischen Verbrechenverhütungsbill. Führen diese Unterhandlungen zu einem Resultate, so wird dadurch der Fortschritt der Berathungen über di« Bill, die bis dahin nur äußerst langsam gesördert wurden, wesentlich erleichtert und abgekürzt werden. Die Gesetzvorlage wurde bekanntlich am 11. Mai im Unterhause von der Regierung eingebracht, und am 18. Mai begannen die Berathungen darüber m dem als Ausschuß zusammengetretenen Hause. Die über das blutige Drama im Phönixparke zu Dublin erregte öffentliche Meinung war beruhigt, um so mehr als die Regierung damals durch den Mund deS neuernannten Obersecretärs Trevelyan erklären ließ, daß sie, des in Irland herrschenden Terrorismus herzlich müde und von der Nothwendigkeit der Vorlage gründlich überzeugt, entschlossen sei, die Bill ohne Zeitverlust durchzusühren. Seitdem sind 4 Wochen inS Land gegangen; das Unter haus hat eine lange Reihe von Sitzungen gehalten und fast alle anderen Geschäfte bei Seite gesetzt, um seine Zett der Durchberathung der von der irischen Partei hartnäckig bekämpften Bill, zu welcher zahllose Amendements vorliegen, zu widmen; höchstens haben die Fragen und Antworten über die ägyptischen Wirren einen Theil der selbst auf den Morgen «»beraumten Sitzungen in Anspruch genommen. Trotz dieser Thä tigkeit ist die Beralhung gestern erst beim Art. 7 an gelangt, und wenn dieser genehmigt, harren noch 23 Artikel der Erledigung. Mittlerweile haben neue ent setzliche Blutthaten den Boden Irlands befleckt, und die hin und wieder von Regierungsvertretern gegebe nen hoffnungsvollen Darstellungen über die Zustände in Irland sind noch stets durch die Ereignisse selbst in eclatantester Werse dementirt worden. Die öffent liche Meinung ist abermals erregt worden und die Unzufriedenheit über die unerträgliche Lange der De batten über den peinlich langsamen Fortgang der Be rathung wird immer lauter. Zeile für Zeile der Vor lage wird von der irischen Partei, wenn auch vergeb lich, bekämpft, um wenigstens einige Milderungen in den allerdings sehr harten Bestimmungen durchzusetzeu. Das Ende der Berathung wäre sonach nicht abzusehen. Gleichwohl hat der Premierminister Gladstone gestern im Unterhaus« beantragt, der ungefähr zu gleicher Zeit eingebrachten Bill, betreffend die Pachtrückstände in Irland, wenn dieselbe für heute auf , die Tagesordnung gesetzt werden sollte, vor allen anderen Gegenständen, ausgenommen der ZwangSbill, die Priorität zu geben. Dieser Entschluß deS Premiers scheint in der That darauf hinzudeuten, daß etwas Wahres an dem er wähnten Gerüchte ist, wonach neue Unterhandlungen zwischen der Regierung und den Führern der irischen Par tei zur Abkürzung der Verhandlungen angeknüpft seien. — DieCorporation von Limerick hat dem Landligasührer Michael Davitt daS Ehrenbürgerrecht der Stadt votirt. Die conservativen Mitglieder des Gemeinde- ralhS betheiliglen sich lndeß nicht an der Abstimmung. — Im Mai wurden in den verschiedenen irischen Grafschaften im Ganzen 698 Familien, bestehend aus 3581 Personen, von ihren Pachthöfen vertrieben. Davon wurden 34 Familien (117 Personen) wieder als Pächter zugelassen und 176 Familien (1361 Per sonen) als Verwalter (oaretslrcrs) wieder ausgenommen. — Anstatt der gewöhnlichen Wochennummer der „Freiheit" ist ein kleines Flugblatt au-gegeben wor den, eine Ansprache an die Socialrevolutionäre in London enthaltend. Nach Aufzählung der Thatsachen der verschiedenen gegen das Journal gerichteten polizei- gerichtlichen Verfolgungen wird in dem Artikel da» Emgeständniß gemacht, daß die Polizei in ihren Be mühungen so weit erfolgreich gewesen ist, daß gegen wärtig kein Drucker mehr m London gefunden werden kann, der die „Freiheit" ferner drucken will, und daß deshalb für diese Woche keine Nummer erscheinen konnte, und vielleicht auch in der kommenden Woche keine auS- gegeben werden wird. Dre Feinde der socialen Re volution werden jedoch benachrichtigt, und zwar rn bombastisch-wüthigen Ausdrücken, daß sie sich sehr irren, wenn sie glauben, der „Freiheit" ein Ende ge macht zu haben. Dieselbe werde bald wieder erscheinen und die sociale Revolution „in einem noch stärker» und mächtiger» Tone proclamiren". St. Petersburg, 16. Juni. (Tel.) Der Minister deS Innern hat auf Grund der Entschließung des Conseits sür die Preßverwaltung die SuSpendirung der Zeitung „Minuta" wegen Ü bertretung zweier neuen, auf die Presse bezüglichen Befehle gestern auf 3 Monate angeordnet. * Belgrad, 14. Juni. Die serbische Minister- krisiS ist vorläufig beendet. Das Ministerium Pi» rotschanatz hat sich, da König Milan es auf- Ent schiedenste ablehnte, dem Cabinet die gesordeite Ent lassung zu gewähren, zum Bleiben entschlossen, und es ist zu hoffen, daß sich seine Stellung, da die Majori tät der Skupschtina mit Entschiedenheit an dem Re gierungsprogramm sesthält, noch dem Zusammentritt der Kammer noch mehr kräftigen wird. Nachdem die einberusenen Candidaten der Minorität der Einladung, an den parlamentarischen Berathungen theilzunehmen, Folge zu leisten sich bereit erklärt haben, kann die Skupschtina am Sonnabend eröffnet werden. An der Berechtigung der Candidaten der Minorität, die Plätze in der Natwnalvertretung elnzunehmen, kann nach der serbischen Verfassung nicht wohl gezweifelt werden. Da die Stimmen, welche auf die Oppositionscandidaten fielen, weil diese zwei Mal die Ausübung der Man dats abgelehnt hatten, ungiltig waren, also auch nicht gezählt werden konnten, erschienen selbstverständlich die jenigen Candidaten gewählt, welche nach ihnen die meisten Stimmen hatten. Die Opposition schreit na türlich über Vergewaltigung, aber die große Mehrheit der Bevölkerung steht auf Seite deS Königs und ferner Regierung. * Washington, 14 Juni. Mr. TreScott wurde heute vor dem Ausschuß deS Repräsentantenhauses für auswärtige Angelegenheiten verhört. AIS den allge meinen Zweck seiner Sendung nach Chili und Peru bezeichnete er den Versuch, eine Verständigung zwischen den kriegführenden Mächten herbeizuführen und die selben womöglich zu bewegen, Frieden zu schließen. Er hätte keine Kenntniß davon, daß irgend ein Ge sandter der Vereinigten Staaten im Zusammenhänge mit dem „Credit Industrial" oder irgend einer andern Gesellschaft corrupt beeinflußt worden. Er erklärte ferner, er wüßte durchaus nichts von Mr. Shiphard'S Correfpondenz. Er hätte diesen Herrn nur ein Mal gesehen und keines seiner Papiere wäre jemals in. seine Hände gelangt. New-Aork, 16. Juni. (Tel.) DaS Journal „Panama-Star" veröffentlicht ein Telegramm aus Valparaiso, wonach die chilenische Regierung nein Parlamente einen Gesetzentwurf vorlegen werde, worin erklärt wird, daß, da die Districte von Taropaca und Tacna mit der Stadt Arica einen Theil des chileni schen Gebiets ausmachten, die chilenischen Truppen demnächst die nördliche Küste räumen und um Lima concentrirt werden sollen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement deSCultu» und öffentlichen Unterricht». Erledigt: die Kirchschulstelle zu FremdiSwalde. Tol- lator: da» königl. Ministerium de» TultuS und öffentlichen Unterricht». Einkommen: vom Schuldienst bSS M., vom Kirchendienst 8»k> M b8 Ps„ 36 M. antheilige» Honorar für den FortbildungSfchulunternch: und freie Wohnung im neu erbauten Schulhause. Besuche sind bi» zum 2S. Juni beim königl. Bezirksschulinspector Eckardt in Grimma einzureichen. Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Höckendorf. Eol- lalor: das k. Ministerium de» Lultu» und öffentlichen Unter richt». Einkommen, exel freier Wohnung und antheiligem Honorar sür Fortbildungsschule, 870 M. vom Schuldienst und 818,37 M. vom Kirchendrenst. Gesuche sind bi» 6. Juli bei dem k. Bezirksschulinspector MuShacke in Dippoldiswalde ein zureichen. Dresdner Nachrichten vom 17. Juni. — Am heutigen 6. (letzten) ZiehungStage der Al« bertvereinSkunstlotteric sind auf folgende Num- nun daS Hauptsächlichste geordnet war, so gut wie möglich einzulenken und der ganzen, gegen das wehr lose Mädchen verübten gewaüthätigen Handlungsweise den Stempel des Erbitternden, Aergerlichen, so gut e» gehen wollte, zu nehmen. An die Misere deS Daseins, den Kamps mit un zugänglichen Waffen seit vielen Jahren gewöhnt, war die arme Frau selbstsüchtig und kleinlich geworden; sobald sie ihre materiellen Interessen gefährdet sah, schwieg jede andere Rücksicht, der liebe Nächste wurde zum Feind, wenn er dem Wohlergehen des Töchter- Pensionat- irgendwie zu schaden drohte; so ging e» auch hier, al- aber Anna ganz freiwillig zurücktrat, und al» der „Alte" mit dem bekannten, keinen Wider spruch duldenden Ton seinen Willen tundgab, da schwieg sie wei»Uch und konnte später sogar lächeln. (Fortsetzung folgt.) Die Opfer der Cultur. E» ist eine mit unserer christlichen Moral in Widerspruch stehende, aber leider nur theilweise zu vermeidende Thatsache, daß fast alle großartigen, dem Weltverkehre dienenden industriellen Unternehmungen, Eisenbahn-, Brücken-, Tunnel-, Canalbauten sich für die dabei beschäftigten Arbeiter zu gleicher Zeit und in hohem Procentsatz al» ebenso viele Schädigungen, ja Hinmordungen de» Leben» erweisen. Jedenfalls hat die moderne Speculation und Ambition bei der Durch führung wunderbarer Gigantenwerke rin etwa» zu weite» Gewissen. Man sucht sich zu sehr mit dem Satze zu decken, daß man über Schonung und Wohl der Einzelnen ruhig hinw«gsehen müsse, und die Gegen wart Mit Blut und Leben für die Zukunft zu zahlen habe, wenn es sich um das Allgemeinwohl der Mensch heit handelt. Aber man hat sich zu hüten, daß dieser kühne Gesichtspunkt nicht zu einer hohlen mercantilen Phrase werde, die allzuschwere Opfer von den Armen und Unmündigen für den Gewinn der Mündigen und Begüterten fordert. Es wird bei diesen hohen Zielen darauf ankommen, den pecuniären Kostenpunkt von dem moralischen zu trennen, und nicht bloS mit dem Gelbe ökonomisch zu verfahren, sondern viel mehr noch mit dem Preise von Gesundheit und Leben vieler Tau sende zu geizen. Zur Warnung europäischer Arbeiter vor den Engagements für den Panamacanalbau ver öffentlicht die italienische Gesellschaft für GesundheitS- pflege einen auf ihren Wunsch von dem bekannten Reisenden Prada verfaßten Bericht über die Gesund- heitsverhälinisse auf dem Isthmus, dem wir Folgen de» entnehmen: Die Arbeiten werden nach LessepS' Berechnung 6—7 Jahre in Anspruch nehmen und ungefähr 8000 Arbeiter beschäftigen. Der Canal wird 17 Meilen lang sein und, wie man jagt, schmälerund tiefer, al» der von Suez. Er wird sich von Colombo (Colon) am Antillenmeer bi» Panama am Stillen Ocean erstrecken. Colombo ist eine kleine Stadt mit ca. 4000 Ein wohnern, eine häßlichere und unreinlichere Stadt sah ich nie. Das Klima ist da» denkbar schlechteste — zwischen dem Meere einerseits und verpestende MiaSmen au»- hauchenden Sümpfen andererseits gelegen, wird die Stadt von bösartigen Fiebern periodisch, vom gelben Fieder epidemisch heimgesucht. Panama mit ca. 20000 b.» 25 000 Einwohnern liegt auf einer kleinen Halbinsel, ist also aus drei Seiten vom Meere umgeben. Der W>nd hat freien Zutritt, und daher ist da» Klima dort auch verhältnißmäßig gesünder, wenn auch kein besonders günstiges. Von Colombo nach Panama liegen an der ganzen Baulinie des Canals, außer kleinen Flüssen, während der 7 monatigen Regenzeit Sümpfe, welche die übelriechende Lust verbreiten, und selbst die Erde, jene auszugrabende Erde, dünstet einen pestilenzialischen Geruch aus. Jene Ausdünstungen werden wahrscheinlich Hervorgernfen durch die Ver wesung der zahllosen Jnsecten und üpp.gen Pflanzen, welche die allzu kurze gute Jahreszeit hervorbringt. Die Fieber herrschen auf der ganzen Strecke und die Direktion der Colombo und Panamä verbindenden Elsenbatzn hat eS aufgeben müssen, Weiße in den Binnenstationen anznstellcn, wegen der beständigen Lücken, die jene Posten ausweiftn. Ueber den Bau der genannten Eisenbahn heißt es unter der Bevölke rung, daß jede Schwelle derselben daS Leben eine» daran beschäftigt gewesenen Indianers bedeutet. Und auf 47 Meilen kommen viele Tausende von Schwellen! Halbwegs der genannten Straße ungefähr liegt die Station Matachine, welcher Name aus dem Spanischen überseht „Chinesentod" heißt. Auf dieser Station lebte früher eine zahlreiche Chinesencolonic; als die Fieber ausbrachen, starben den Armen so viele, daß die Ueberlebenden vor Schrecken wahnsinnig an den Bäumen sich aufhingen. Gegenwärtig ist die Colonie auf wenige Individuen reducirt; die Thatsache bleibt ver ewigt in dem Namen jener Station. WaS nun die euro- päuchen Arbeiter betrifft, die zu dem Canalbau dorthin gezogen wurden, jo theilte man mir im vergangenen September Folgendes Mit: Von der ersten, au» 45 Perjonen bestehenden Truppe bleibt heute nur noch ein Dutzend an der Arbeit; die Uebrigen sind entweder todt, arbeitsunfähig im Hospital, oder krankheitshalber auf dem Heimwege." Ein bei der Unternehmung be schäftigter Geometer M aus Vevey erzählte mir, daß er sich eines TageS ganz allein in seinem aus 17 Per sonen bestehenden Bureau befand — alle Anbei-n waren krank. Die Direktion der Unternehmung in Paris sinnt ernstlich auf Mittel und Wege, daS nölhige Personal zu erlangen, und hat, damit die gesundlichen Zustände deS Landes nicht zu bekannt werden, die Direktion der französischen GeneraltranSatlantischen Dampfschiffsgesellschaft, die in Colombo ihren Haupt sitz hat, gebeten, dem eigenen Personal zu verbieten darüber zu sprechen. Außer dem Klima, welches größteutheil» die Fieber verursacht, steigert sich die Empfänglichkeit für daS Fieber durch den reichluqen Genuß der dort in großen Massen wachsenden Früchte, deren Lockung die Europäer schlecht widerstehen können, und durch dar Trinken schlechter Liqueure, um die Wirkung der Feuchtigkeit zu bekämpfen. Lessep», der mit seiner Familie in den besten Monaten des Jahre» (Januar-Februar) den JsthmuS besuchte, versicherte wohl im guten Glauben, daß da» Klima dort gesund sei. Um eS kurz zu sagen, sicherlich wünschen Alle den Bau de» Canal», aber eben so sicher wünschen Alle, er möge so wenig Opfer an Menschenleben al- möglich kosten. ES scheint mir nicht nothwendig, daß weiße Arbeiter dort angestellt werden, sondern weit besser, statt dessen die an das Klima gewöhnten Ein wohner zu verwenden; und wenn dann auch der Canal statt in 7, erst in 10 Jahren eröffnet und darum mehr kosten wird, so wird doch der gering«re Ertrag deS Unternehmen» tausend Mal ausgewogen durch di« Erhaltung von vielen Tausenden von Menschen.
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