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Dresdner Journal : 15.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-15
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1882
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nächst wüsten wir un» darüber freuen, daß der Deutschland feiudselige Graf Jgnatirw beseitigt und tadurch da» mir dem Rücktritt de» Fürsten Gortfcha- kow begonnene Wert vollendet wurde. E» muß ferner für uns von großem Werthe fein, daß Graf Tolstoi, wie von verschiedenen Selten versichert wird, tein Feind Deutjchlaud» »st Die innere rufsifche PolM kommt für uns erst in zweiter Linie, doch darf man auch hier nicht außer Äugen lasten, daß sich Rußland in dtrfer Beziehung m einem Uedergaag-ftadlum be findet, in welchem au we,»greifende Maßregeln zu nächst nichl zu deuten »st. Kaiser Alexander muß unter den Kräften wählen, welche ihm zur Verfügung stehen, und Derjenigen, welche heute zur Leitung de» russischen Reiches berufen wrrden, wartet keme leichte Aufgabe. Layesgeschuhtt. * Berlin, 13. Juni. Se. Majestät der König von Sachsen und Se. kaiserl. und töaigl. Hoheit der Kronprinz von Oesterreich, Erzherzog Rudolf, so berichtet die „Rordd. Allg Ztg.*, haben sich am Mon tag Nachnwtag, nach Aufhebung der Tafel im tömgl. Palais, von den daselbst anwesenden allerhöchsten und höchsten Herrschaften mrabschiedet und waren von dort aa», zum Antritt ihrer Rückreise, direct nach dem an- halter Bahnhöfe gefahren. Auf der Fahrt dorthin gaben Se. Majestät dcr Kaiser dem Könige von Sachsen in besten Equipage und der Kronprinz dem Erzherzoge Rudolf bi» zum Bahnhofe da- Geleit, während m einer dritten Equipage Prinz Wilhelm mit seinem Adjutanten direct nachfolgte. Jede weitere Begleitung hatten beide erlauchte Gäste dankend ab- gelehnt, weshalb bei deren Abreise auch nur der öster reichische Botschafter G'-af Szechenyi und der sächsische Gesandte wirkl. Geh. Rath v. Nostitz-Wallwitz mit ihren Attaches und Milnärbevollmächtigten und die zum Ehrendienst befohlenen Offiziere zur Berabschie düng anwesend waren. Letztere wurden vor der Abreise vom Könige von Sachsen und dem Erzher zoge Rudolf von fernerer Dienstleistung entbunden. Wle die Begrüßung bei der Ankunft, jo war auch die Verabschiedung eine überaus herzliche. Se. Majestät der Kaiser und der Kronprinz verab schiedeten sich von den erlauchten fürstlichen Gästen durch Kuß und wiederholte Umarmung. Pünktlich um 8 Uhr verließ der Extrazug die Bahnhofshalle, um die erlauchten fürstlichen Gäste nach Dresden und Prag zurückzuführen. Nach erfolgter Abfahrt begaben der Kaiser und der Kronprinz sich nach dem königl. Palm» zurück. — DaS heutige Bulletin über daS Be finden Sr. königl Hoheit de» Prinzen Karl lautet.- Da» Befinden Er. königl. Hoheit des Prinzen Karl blieb den Umständen nach befriedigend, und werden bi» auf Weitere« Bulletin« nicht au-gegeben. Kassel, den I». Jun« Valentin. Nockwih. Krause. — Die feierliche Einweihung der Bersorgung»- anstalt Kaiser-Wilhelm- und Augusta-Stiftung hat heute Mittag in Gegenwart Sr. Majestät de» Kaisers, Ihrer Majestät der Kaiserin, wune Sr. kaiserl. Hoheit de» Kronprinzen um 1 Uhr staNgefundrn Der Oberbürgermeister Or. v. Forckenbeck begrüßte die hohru Herrschaften mit einer Ansprache. Nachdem alSdann die Mitglieder de» CuratoriumS den Majestäien vor gestellt worden, nahm Se. Majestät der Kaiser daS Wort, um darauf hinzuw«t>en, daß sich gerade bei dieser Anstalt der großartige Bürgersinn Berlin» wieder von Neuem be währt habe, wie denn überhaupt Berlin bei jeder Ge legenhett, wo e-gelte, Opfersinn zu zeigen, der ganzen Monarchie vorleuchte. Mit großer Freude dankte er den Berlretern der Statt, daß sie diese» Hau», daS zum Gedächtmß an einen ihm werthen Tag gestiftet (die Feier der goldenen Hochzeit), so schön hergcftellt, wie er schon bei dec Anfahrt zu bemerken Gelegenheit gehabt habe. Rach einer Besichtigung der Räume der Anstalt verabschiedete sich der Kaiser um 3 Uhr. Breslau, 13.Juni. (Tel.) DaS„Schles. Morgenbl.* veröffeulllcht die Antwort de» Reichskanzler» aus das Begrüßuugsielegramm deS conservativen Partei tages, in welcher Fürst Bismarck für die Zusage der Unterstützung seinen Dank auSjplicht und erklärt, daß er an der nach dem Willen des Kaiser» in Angriff ge nommenen soc alpolitischen Reform festhalten werde, so lange er im Amte bleibe. -5. Wien, 13. Juni. D»e neuesten Nachrichten aus Aegypten haben hier, wie überall, große Be stürzung hervoigerufrn. Man war wohl auf einen temporären Ausbruch der VolkSleidenschaflen gefaßt, baß es aber zu einem förmlichen Massacre der Euro- sonst schon bei der Ausfahrt eine» einfachen Paschas mcht zu fehlen pfleg». Der Wagen de» Khedive schlug die Richtung nach dem Hafen ei» und war bald unseren Blicken entschwunden. Am andern Morgen fuhr ich zu der angesetzten Stunde nach dem vicekönigllchen Schloß. Etwa zwei hundert Schritt vom Portale entfernt, ließ ich den Mielhwagen Haiku und begab mich zu Fuß nach dem Palm» hinein, wo mich zwei Diener empfingen und über einen schattigen Hof in einen Salon der ersten Etage geleiteten. Hier nahm ich vorläufig Platz. An den Wänden befanden sich kostbare eingerahmte Rund- spiegel, aber in einer so bedeutenden Höhe vom Fuß boden, daß sie ihren eigentlichen Zweck vollständig ver fehlten. Unter den Spiegeln standen mehrere Diwane und persische Teppiche zogen sich von einem Eingang zum andern. Betreff» meiner Toilette will ich er wähnen, daß ich in der bei derartigen Audienzen vor- geichriebenen erschienen war. Statt eine» hohen schwarzen Hute» hatte ich mich jedoch nur mit einem rothen Fez bedeckt, den »ch aus dem Kopse behielt. Zugleich mit rmr befanden sich noch zwei Araber und e»n Franzose im Salon. Nachdem ich etwa zehn Minuten gewartet, rief ein Huissier meinen Ramen und ich wurde m da» Arbeitszimmer Tewfik Pascha» geführt, der mich fitzend empfing. Der Khedive, der kaum 30 Jahre zählt, sah eher jünger al» älter au». Er trug den üblichen Fez, braunen GesellschoftSanzug und grauseideue Schube. Sein gutmüthig drerublickende» Gesicht war von einem kurz geschnittenen dunkelblonden Lollbarte umrahmt. Rach den üblichen Verbeugungen for derte er Mich auf, nie de zusitzrn Bor ihm stand rin niedriger Lisch mu Büchern, Karten, Zeitungen und vor Allem päer kommen werd«, wie in Alexandrien thalsächlich geschehen ist, hatte man doch nicht erwartet. E» wirst sich nun dir Fragt auf, wa» zu geschehen habe, um der Wiederkehr so bedauerlicher Borkommntss« zu stemrn. Darüber ist mau hier emig, daß zunächst den in Aegypten lebenden österreichisch-ungarischen Staats angehörigen die Möglichkeit grboteu werden muß, bei Erneuerung der Gefahr, ihre Familien und ihre Hab« unter dem Schutze der heimischen Flagge bergen zu können. Zu diesem Behufe wird die Abfo' ri der nach dem Hafen von Alexandrien bestimmten österreichssch- uaganschen Krieg-schiffe — e» sollen vorläufig eine Panzerfregatte und eine Lorvette hierfür in Aussicht genommen sein—ihunlichst beschleunigt werden. De» Wettern dürfte jetzt wohl von Sette aller europäischen Großmächte auf da» rasche Zustandekommen der Eonferenz in Konstantinopel hingewirkt werden. Sollte die Psorte neuerding» Schwierigkeiten machen, dann wird man darauf bedacht sein muffen, ihren Widerstand rn der einen oder andern Weise zu paraly- siren. Unter allen Umständen wird in kürzester Frist etwa» geschehen müssen, um der gefährlichen Krisis in Aegypten die Spitze abzubrechen — Der Rückiritt deS Grasen Jgnatrew von seinem Posttn als Minister de» Innern, sowie dessen Ersetzung durch den Gra en Tolstoi wird von der hiesigen Presse übererustimmend al» ein Symptom dafür gedeutet, daß die Politik Ruß land» nunmehr m andere, den panslawistischen Vellei- täten fernlirgende Bahnen «nlenkea werde. Wohl gilt Graf Tolstoi al» ein Freund Kaikow'S, aber er ist g'.elchzeMg ein Mann der Wissenschaft, ein Dichter, der sich bisher stets von nationalen Vorurlheilen fernzu halten wußte. Jnbejondere kennt und schätzt er deutsche Cultur und deutsches Wesen — ein Umstand, der da für bürgt, daß Graf Tolstoi den traurigen Hetzereien gegen das deutfche Element rn Rußland keine still- schwngende Förderung angedeiheu lassen werde. — Gestern find die Landtage von Steiermark, Tirol, Gör, und GradiSca eröffnet worden. Die Sitzung war, wie leicht erklärlich, formeller Natur und bot deshalb keine demerkeuSwerthen Momente. Bern, 10. Juni. (AUg. Z«g.) Die Berathung der G schäft-berichle» de» BundeSrath« und des Bun- deSgerichlS von 1881 ist heute im Natronalrathe, ohne daß die DlScussion besonder» BemerkenSwerlheS bot, beendigt worden. Ebenso im Ständeraih die Be rathung der SraatSrechuung von 1881 mit Ausnahme de» Abschnitt»s Post und Telegraphen, be» welcher die Lommiision sich über einige Punkte noch Aufklärung verschaffen muß. — Wie man jetzt von zuständiger Seile erfährt, betragen d'e Kosten der Eröffnungs feier der Gotthardbahn, welche auf den BundeS rath und die Gotthardbahngesellschaft fallen, für er »eren etwa 26000 und für letztere etwa 50000 FrcS und nicht 300000 FrcS., w.e in den Blättern berichtet wurde. — Soeben hat der hiesige amerikanische Gesandte dem Bundespräsidenten die BeltrittSurkunde der Ber einigten Staaten zur Genfer Eonvention vom rothen Kreuz überreicht. Des Fernern fand gestern im BuadeSpalaiS iwifchen Vertretern der Schweiz, Deutschlands, Frankreich», Oesterreich - Ungarns und Portugals die Auswechselung der Ratificationen der internationalen Phyllox raconvention vom 3. Novem ber 1881 Statt. — Der schweizerische Eonsul in Nancy, Wild, hat die nachgesuchte Entlassung erhal len und de la Molidre da» Exequatur al» französischer Viceccnsul in Zürich. Pari», 13. Juni. Die Kammer genehmigte gestern nach kurzer Debatte den von Hin. Rich. Waddington eingebrachten Gesetzentwurf, durch wel- chen die Aufsicht über dft Beobachtung deS sogenann ten „ Zwölfstundendecret» * vom 9. September 1848 den Fabrrkrufpectoren übertragen wlrd, welche ursprüng lich nur die Beschäftigung der Kinder und jugendlichen Personen zu überwachen hatten. Hierauf ersuchte Hr. Tenot den Premier m der Sammer, die aus Aegyp ten eiugelausenen Depeschen zur Kenntniß des Hause» zu bringen, sowie mitzutheilen, welche Befehle er er- theilt habe. Hr. de Areqcinet nahm in feiner Antwort Bezug auf die bereit« m den heutigen Morgendlätlern veröffenlUchten Depefchen au« Kairo und bemerkte, über den Ursprung der Un ruhen fei noch richt« Genaue« bekannt; «S jcheine aber, daß die gegen die Europäer begangenen BewatlihäNgkeiten die Folge eine« zwischen Maltesern und Arabern au-gebrochenen Streit- gewe>«n ferrn. Die Eonsuln der verschiedenen Machte hätten loben-werthe Anstrengungen gemacht nm oa- Leben ihrer Landr-angehöngen zu retten. Die Lonjuln England«, Italien« und Griechenland« seien verwundet, derjenige Frank reich« sei bedroht, aber nicht angerührt worden Unter den Opfern seien nicht viel Franzosen, er glaubt sogar, kein einziger. Da« Ereigniß fei nicht« degoweurger em für die Menschheit tief betrübende«. Erne Privatdepesch« mit vorzüglichen Teleskopen und Operngläsern bedeckt. An den Frustern waren die Jalousien heraufgezogen und eine entzückende Aussicht bot sich von hier auf den Hafen von Alexandrien, den imposanten PharuS und das Meer dar. Rauchende Dampfer, stattliche Segelschiffe glitten über die spiegelglatte Fläche da hin und unzählige Barken und Nachen schaukelten sich im Kielwasser der großen Fahrzeuge. (Schloß folgt - Verfloßen. Novelle von S. v. d. Hör». (Fortsetzung.) Er. zerschlug, dicht an daS brennende Gebäude herantretend, mit einem Eiseuhakeu tue runden Schei ben im Giebel. .Ist Jemand da?* rief er laut. Alle» schwieg —, durch die schauerliche Stille der Umgebung klang da» Weinen einer Llnderstimme: „Mama! Mama! * „Um Gotte» Willen —, die Kleinen find noch hier!* Otto ergriff die nächste beste Leiter, er entriß einem Manne eine schwere Axt und kletterte ohne ein Wort zu verlieren, an den Sprossen derselben hinauf, dtrecl in da- F.uermeer de» Strohdach«» hinein. Au» Hunderten von Kehlen brach der Schrei des döchsten Entsetzen». „Zurück! Zurück! — da» bren nend« Stroh fällt 10 Klumpen von allen Sparren herab!* „Wasser Herl* rief mtt Stentorstimme d«r junge Mann. „Haltet die Letter frei!* Eine Wafferfluth ergoß sich über die Stelle, an der er stand. Auua sah Alle»! Zwischen Himmel und meld«, «in e»gttjche« krieg«jchisi werd« Maria,truppe» laude», alle,» e« lirg» keine Befiättgung diefer Nachricht vor Der «»glisch« Boi'chosier hab« mcht« voo ihr gewußt (Lockr,y: Aber alle Blätter habe» dies« Depesche abg druck!) Hr. d« Freyciuet: Ich hab« keiu« amlliche Nachricht von der Sache Welch, Maßregel» wir «»greisen werde», tau» ich »ich» sage», ^verfall liok«, Lärm rrchl«) In solche» Krage», wo do« Jaterefi« »aferer Land«leute in Betracht kommt, habe» wrr »ur von un« selbst Nath »»zuurhou» und rmr werde» folglich dir zur Wahrung unserer Ehr« nöttzig« Maßregel» ergreife» (Beifall.) Rach Erledigung diese» Zwischenfall» erklärte die Kammer den Antrag DautreSme auf Abschaffung des Gesetze» von 18Ü4, da» die Arbeitsbücher wieder emsührte, zunächst für dringlich — trotz der Einsprache Laroche-JoubertS — und genehmigte denselben sodann. Eine bereit» vom Senat angenommene Vorlage, die den Bau einer Eisenbahn von Dakar nach St. Loui» (in Senegambien) wird gleichfalls für dring lich erklärt und genehmigt, obgleich Hr. De» Botour» namen» der Rechten die Dringlichkeit und die Vorlage selbst sehr scharf bekämpft. Nach diesem Redner han delt e» sich hier um eine Bahn, die den Staat mehr al» 100 Millionen kosten würde, oder bei jährlicher Zahlung während 99 Jahren jede» Jahr 3 Mil lionen, um eine Eiserbihn Herzustellell, die nicht» einblingt, durch wüste Gegenden geht und durch den Umstand, daß ein Theil dir Strecke durch fremdes Gebiet geht, höchstens noch Frankreich Unan nehmlichkeiten und Verwickelungen zuziehen könnte. Der Referent Leroy war jedoch im Stande, diese Kritik der Vorlage und namentlich die letztere Befürch tung erfolgreich zu widerlegen, wie die Annahme der Vorlage mtt 318 gegen 96 Stimm,» zeigt. — Im Pariser Gcmeindera h stellle gestern Hr. Monteil den Polizeipräfecten wegen der die Straßen immer unsicherer machenden Dirnenzuhälter, Vagabunden und Bettler zur Rede und behaupiete, die Straßen- polizei lasse eS an der nöthigen Energie fehlen. Der Präfect bestritt dies und erklärte, die Gesetzgebung sei «den nicht streng genug gegen dieie Art von Leuten. War daS Personal der Polizei betreffe, so habe er, EameScaffe, demselben Achtung vor der Republik bei gebracht und überrehme die volle Verantwortlichkeit für dasselbe. Hr. Maillard beantragt hierauf, der Gemeinderath möge sein Tadelsvotum vom 2. Juni nochmals bestätigen, wogegen Hr. Murat die einfache Tagesordnung vorfchlägt. Die letztere wird mit 21 gegen 16 Stimmen abgeleh.it und sodann der Antrag Maillard angenommen, da sich aber der Rath nicht m beschlußfähiger Zahl befindet, so wird dieses Votum für ungiltig erklärt. — Der Generalrath der Seine beschloß gestern, die Geisteskranken deS Seine- dcpartementS, die in der vielbesprochenen Irrenanstalt von Lübitte in Clermont untergebracht find, von dort wegzunehmen und den Anstalten von Mareville und Regard zu überweisen. — Man meldet, daß in circa 14 Togen den Kammern ein neue» Gelbbuch über die ägyptische Frage mitgetheilt werden soll, welche» die Zett de» Ministeriums Gambetta umfasse und neue Einblicke in die diplomatische Thätigkeit de» Letzten! gewähre. — DaS „Journal osficiel* veröffentlicht ein Decret, welche« eine Commission einsetzt, die einen großartigen Entwurf zur Anlegung de» schon oft be sprochenen Canals zwischen dem Ocean und dem Mittelmeer zu prüfen haben wird Dieser Canal soll zwischen Bordeaux und Narbonne 407 lern messen, ew Gefälle von 8k m und eine Breite zwischen 56 und 80 m haben. Die größten Fahrzeuge der Flotte sollen ohne Schwierigkeit darin verkehren können, so daß ihnen von einem Meer zum andern der Umweg über Gibraltar erspart bliebe. Die Gesammtkosten werden auf circa 1500 Millionen veranschlagt, nämlich 1100 Millionen für die Bauten und 375 Millionen für die Ausbaggerung der Ein- und Ausfahrt. Im Ausschüsse sitzen 5 Senatoren, darunter der Admiral Fourichon, 5 Abgeordnete, mehrere hohe Ministerial beamte 2 SlaatSräthe, 2 Generäle, 2 Mitglieder deS AdmiralttätSrathe», die Tirectoren der Abheilungen für den Handel deS In- und Auslandes im Handels ministerium und eine Reihe von Ingenieuren. Brüssel, 13. Juni. Heule haben die beiden großen Parteien Belgien», Katholiken und Liberale, ihre Kräfte im Wahl kämpfe gemessen. Ter AuSgang wird dar über entscheiden, ob die Herrschaft der gegenwärtig am RuL,r befindlichen liberalen Regierung fortbeftehen, oder ob an chre Stelle ein katholisches Ministerium treten soll. Zur Orientirung über die Bedeutung der Wahlen entnehmen wir der „Köln. Volkrztg * Folgen des: „Die Deputlrtenkammer zählt gegenwärtig 132 Mitglieder: 72 Liberale und 59 Katholiken. Die Erde schwebend, umglüht und umloht von den Massen des verheerenden Elementes, hielt sich Otto mit einer Hand und führte mtt der andern wuchtige Hiebe gegen da» Fenfterkreuz deS ErkerS; die Splitter flogen, endlich war der Weg frei, «ne Rauchwolke, schwarz und drohend, wälzte sich au» dem innern Raume hervor. Erne halbe Minute später stand Otto drinnen im brennenden Zimmer der Wlttwe. Zu beiden Seiten schossen ganze Massen de» verkohlten Gebälke» herab, weiße kahle Wänd« zeigten sich den Blicken — in jeder Minute konnten sie stürzen vnd unter ihren Trümmern den tapfern jungen Mann begraben. Um den Fuß der Letter hatte sich ein weiter freier KreiS gebildet. Niemand wollte da» eigne Leben riS- kiren um eine» fremden K.ndeS willen, cS gab keine Stimme, die nicht Otto'« Beginnen ein tollkühne», verzweifeltes nannte. Er mußte m den Flammen ein schreckliche» Ende finden, um so schrecklicher, al» auch die beiden verlassenen Kleinen an seiner Sette erstickten, ohne daß er ihnen Hilfe zu bringen vermochte. Der Donner und der Sturm schwiegen, im pur purnen Licht lag der See und d»e Felsenkanzel — athemlo» lauschten alle diese Hunderte von Menschen, deren Hände den Eimer Weitergaben, deren Herzen aber unwillkürlich bet ten, zu Gott riefen in der Stunde höchster furchtbarster Gefahr, al» drei Leben zugleich der Vernichtung preisgegeben schienen. Anna fühlte, daß es fich beklemmend schwer auf ihre Brust legte. Da oben im Feuermeer wagte Otto für da» fremd« Dasein Gesundheit und Leben — sollte sie weniger thun? Jetzt drängte fich der alt« Rector durch die Massen, brach sich Bahn mtt jugevd- Hälfte derselben, also 66, muß fich emer Neuwahl unterziehen, und zwar in den Provinzen Ostflandern, Limburg, Lüttich und Hennegau. Von den Ausschei- deuden gehören 48 der liberalen, 18 der katholischen Partei an. Außerdem sind nach einem neulich an genommenen Gesetz 6 neue Deputirtenfitze geschaffen, welch« fich wie folgt vertheilen: Brüssel 2, Lüttich, MonS, Lloft und Antwerpen je 1. Voraussichtlich werden von dltsen neuen Sitzen 4 d«n Liberalen und 2 den Katholiken zufalleu. Ziehen wir diese nach un serer Wahrscheinlichkeitsrechnung mit in Betracht, so verbleibt den Liberalen augenblicklich eine Mehrheit von 16 Stimmen (77 gegen 61^ Um diese zu be seitigen, müssen demnach die Katholiken nicht nur ihre sämmtlichen Sitze behaupten, sondern auch mindeste«» 9 neue gewinnen. Die Behauptung der 18 bis jetzt »nnegehabten Sitze wird ihnen allem Anschein nach nicht schwer werden Einen harten, wenn auch nicht aussichtlosen Kampf aber erfordert die Eroberung neuer Sitze. Bei diesen hängt die Entscheidung von nur wenigen Stimmen ab. Beide Parteten stehen fich in fast gleicher Stärke gegenüber. Bekannt ist, wie bei dem letzten Wahlkampf Gent nur durch bedauer l'che, im Schooße der katholischen Partei ausge- biochene Streitigkeiten, welche zur thettweisen Wahl enthaltung führten, verloren ging. Um diese« Kreis wird sich demnach auch heute wieder da» Hau; tinteresse concentnren. Wetzen die Katholiken ihre Scharte von 1878 au», so ist die Schlacht zwar noch nicht entschie den, a^er sie steht. DaS Ministerium würde daua aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Auflösung des Abgeordnetenhauses schreiten, und würden völlige Neu wahlen die schließliche Entscheidung bringen müssen. Noch günstiger für die Katholiken ist die Lage bei den Wahlen zur Erstell Kammer. Der Senat zählt näm lich 66 Mitglieder, wovon 35 der liberalen und 31 der katholischen Partei angehören. Einer Neuwahl haben sich 22 Liberale und 11 Katholiken zu unter ziehen. Außerdem sind durch den oben berührten Ge setzentwurf 3 neue Senatssitze geschaffen, je emer für Brüssel, Brügge und Marseyk. Da in den beiden letztgenannten Städten selbst nach dem Geständnih libe raler Blätter rin Sieg der Katholiken fast sicher »ft, so haben die Liberalen nur noch eine Majorität von 3 Stimmen. Zu einem Siege der Katholiken genügt also die Eroberung von 2 Kreis«, vorausgesetzt, daß von den alten keiner verlöre» geht. Lon Liesen letz teren sind nur die beiden Sitze in Gent gefährdet, welche Stadt bis jetzt 2 katholische und 2 liberale Vertreter im Senat hat. E» »st da» ein »euer Be- wei», daß die Parteien sich hier in ziemlich gleicher Stärke gegenüber stehen. Gent wird also auch für den Senat den Ausschlag geben. Gelingt es den Katho liken, in Gent 4 Candidaten durchzubringen, so ist die Schlacht für die Liberalen bereits verloren.* — Telegraphisch wird über den Ausfall der Wah len berichtet: Von den heute ftattgefundenrn Erneue« rungSwahlen für Senat und Repräse»tantenka»mer ist bi- jetzt etwa die Hälfte der Resultate bekannt Da nach dürfte die bisherige Zusammensetzung der Kammer so gut wie unverändert bleiben — B«i de» Wahle» in Gent sind die liberalen Candidaten mtt einer Majorität von nur 68 Stimmen gewählt worden. Rom, 13. Juni. (Tel.) In der heutigen Sitzung der Deputirteukammer beantwortete der Minister des Auswärtigen, Mancini, die an die Regierung ge richteten Interpellationen bezüglich Aegyptens und gab zunächst eine Uebersicht üb« d«n Verlauf der Ereignisse seit dem September 1881. Mancini äußerte sich sympathäch über da« Erwach«» d«« nationale» L«b«n- io AegPiten, sowie üb«r die TdLugkett der Nvtabelnkammer, betonte aber, daß de« darch die Ueverzrrsie der Militärches« geschaffenen anormalen Zustand« nur di« Einigltil d«r Mächte ein End« mach«» tön»«. Der Minister erwähnte sodann d«» identtsche» Schritt der vier Mächte i» Pari« und London, um die Competenz de« europäischen Lo»- cert- zur Lösung der ägyptischen Frage za betone». Weiter «heilte der Minister mit, daß Frankreich »nd England die Lompetenz de« europäische» Loncerre« «aerkaont »ud sich a»- heischig gemacht Hütte»., werter« Maßregeln mtt d«n Groß, möchten und der Türkei zu vereinbare» Z» Einvrrstiadniffe aller S Mächte sei dann dem Sultan dir Entsendung eine» Lommiflar« nach Aegypten angeralheo »nd der sra»z-fisch-eng lisch« Louserenzvorschlag von de» übrigen Mächten besürworirt worbe». Der Zweck der Luaserenz sei die Aufrechterhaltung der 00» Europa anerkannten politischen Perhaiunffe Aegyp ten«. Maunnr glaubt, daß die zeitweilig« Absendung tür kischer Truppen ,m Nothsalle da« geringste Uebel wäre Die 4 Großmächte hätte» von der Entsendung von Enegtschiffra Abstand genommen, fich aber Vorbehalten, erfor de, Uchen fall« zum Schuh« ihr«r Staat-angehörigrn herbeizueile». Demzu folge sei, al« die Nachricht von ernste» Unruhe», Ine i» Alexan drien au-gebrochen, eintras, da« Panzerschiff „Lasteifidardo* von Pon-Said nach Alexandrien beordert worden. Die blutigen Scenen seien um so mehr zu bedauern, alt viele Personen deo- licher Kraft, obwohl ihn hundert Arme zurückzuhalten versuchten, er «griff die Letter und hielt sie fest, al» oben im Rand de» zerschlagenen Fenster» sei» Sohn mtt den beiden kleinen Kinder» der Wittwe erschien. „Muth, mein braver Junge, MutHI* rief er ihm zu. Anna flog, sie wußte kaum selbst, waS sie lhat, aber nach wenige» Minuten stand sie an der Sette de» alte» Maune» Ihr schöne» branues Haar flat terte im Winde, ihr Luge glühte, sie wollte wenig- steuS geben, wa» sie besaß, ihre Kraft, die g»Ue freuud- l»che Absicht. Der Rector bemerkte sie nicht. Er sah »ur seine» Soho, seinen Erstgebornen, er beobachtete nur mit Todesangst, wie die Vorderwand des Hause», au welcher die Leiter lehnte, langsam Zoll um Zoll gegen da» brennende Innere hm versank — »och M,nuten, dann war Alle» verloren. „Vater!* ries Otto, „kannst Du heraufsteigen und mir den Knaben adnehmen? Ich brauche nolhweadig meine Hände!* „He« Rector,* riefe» die Umstehende», „Herr Rector, es ist zu spät, rette» Eie sich. Die Mau« sinkt schon!* Die Lett« schwankte, eine Flamme züngelte auf halb« Höhe aus dem Gebälk hervor, Funke» und Rauch und Wasser schluqe» im wilde» Durcheuumber über die Stätte des Schrecken» Hern» — Allua's Hand legte fich schwer auf die des alte» Maunes. „Ich halte!' flüsterte sie. Das Alles vollzog sich schnell wie der Gebayle, ehe Secunde» verflossen Aufathmend sah der Rector m das schöae junge Autlrtz an seu« Hecke, ex sprach
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