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Dresdner Journal : 09.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-09
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.06.1882
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Beilage zu 131 des Dresdner Journals. Freitag, den 9. Juni 1882. — - > Keichstagsverhandlungen. . * Berlin, 7. Juni In der heutigen (13.) Plenar sitzung de» Reichstags kam zunächst der Antrag des Avg. vr. Barth auf Beseitigung des EingangSzollS für Schmalz von Schweinen und Gänsen zur Ver handlung. Abg. vr. Barth begrüudete seinen Antrag heute namen» lich mil dem Hinweise daraus, daß da» Verb»« der Einfuhr amerikanischen Schweineschmalzes zur Zeit weder in Frankreich noch in Oesterreich bestehe, und bestritt zugleich, daß da» amerikanische Schmalz gesundheitsschädlich wirken könne. Bunde-bevollmächtigter Director im Rnch-schatzamt Burchard kann da» letztere nicht zugeben, betont aber, daß, wie er srüher des Nähern au»gesührt, die Hauptgründe für den Schmalzzoll aus anderm Gebiete liegen. Abg. o Ludwig stellt zunächst allgemeine Betrachtungen über die Gründe an, we»halb die Liberalen jetzt bereit» den «ersuch wagen können, di« vor 3 Jahren getroffenen Maß nahmen zum Schutz« der nationalen Arbeit zu beseitigen, und fordert die Eonservativen aus, diesem Bersuche energisch ent- gegenzutreleu. Wenn die Sache so songeht, ist e» nur eine Frage der Zeit, wenn da» Manchehetthum wieder obenauf- kommi. (Ruse link»: »Wird auch!*) Dann wird da» Man- chesterthum wie srüher seinen Egoistrnfuß aus den Racken de» Volk» setzen. Ich habe dasselbe schon vor 3 Jahren gesagt, sand aber al» »einsamer Wilder* kein Gehör. Ein großer Theil der conjervativen Pattei leidet an zwei Fehlern, er ar- beitet nicht gern und nicht mit Ausdauer (Großer Lärm.) Wenn die Zeit vorbei ist, wo man Alles aus die Spitze de» DegenS stellen kann, so ist geistige Arbeit nöthig. Sodann Haden die Eonservativen keine guten HilsSarbeiter. Tie Libe ralen arbeiten mehr, und wenn sie das nicht können, so halten sie sich gutbezahlte HilsSkrastr. (Beifall links.) Die Saat ihrer Arbeit ist bereit- ausgegaugen, sie haben eine Menge Gimpel im Lande gefangen. Jetzt komme ich auch zum Schmalz! Lesen Sie doch einmal die Namen, welche gegen den Schmalzzoll austreten: u. A. Ludwig Löwe und Forckenbeck, Leute, dir an dem Pronunciamento im zoologischen Garten bei Gelegenheit de- Städtetages Theil genommen haben! Der heutige Antrag ist die zweite Auslage jenes bekannten Pronunciamento-, nur sehlt dieser neuen Auflage jede Beschrioenh«tt. Darum stellen Sie sich, meine Herren (zur Rechten) endlich aus eigene Füße, weisen Sir dirsrn ersten «ersuch deS Manchesterthum- energisch zurück und warten Sie nicht wieder ab, bis dieRegierung für Sie diekastanien aus dem Feuer holt. Der Aufhebung de» Schmalzzolle» wird da» Bolk schon aus dem Grunde nicht zustimmen, weil eS der Meinung ist, daß das amerikanische Schmalz auf unsaubere Weise au- den Ladavern kranker Schweine gewonnen werde. Ob dem so ist — ich weiß eS nicht —, so viel aber weiß ich, daß dir Untersuchung auf Trichinose in Amerika nicht obligatorisch ist, daß also amerikanisches Schmalz der Gesundheit schädlich sein kann. Was kümmert da- aber die Herren vom Man chesterthum! Wenn sie nur mit ihrem »armen Mann' Ein druck aus dir Mafien machen können. Und, meine Herren, dieser »arme Mann', ich will ihn den armen Mann Richter» neunen, wird ebenso wenig sterben, wie der ewige Jude. Die Argumente des Antragstellers beweisen mir nur, daß der Schmalzzoll bestehen bleiben, ja, daß er erhöht werden muß. Abg. vr. Schröter (Oberbayern) sprach sich darauf sür die Aushebung des Schmalzzolls aus. In der ganzen soeben gehörten Ausführung scheint mir nur ein Punkt der Wider legung werlh, das «ft die Rechnung; diese beruht aus ganz falscher Grundlage; nicht 4 Millionen Mark, sondern viel mehr wird jährlich, nicht von SO Millionen, sondern nur von den ärmsten Mitbürgern für Schmalz auSgegeben. Der Schmalz zoll ist der häßlichste und verabscheuung-würdigste aller Zölle, welche aus Rahrung»mittel gelegt sind. Da- alte Lied, da» gestern aus die Schlemmkreide gesungen wurde, trifft auch beim Schmalzzoll zu. Die Belastung deS Bolles durch die Zölle auf die nothwendigsten Lebensmittel überschreitet jede» zulässige Maß und dürfte da» deutsche Reich je länger desto unfähiger machen, die schwere LriegSrüftung zu tragen, die e» ja nun einmal tragen muß Wenn Sie den Schmalzzoll be seitigen, werden Sie sich ein wahre» «er dienst um dre Aus besserung de» Loose» der ärmsten Bevölkerungsklaffeu erwerben. Abg. v. Schalscha: Die Herreu, dir ihre Unterschrift zu diesem Anträge gegeben haben, haben ihre Versprechungen be züglich ihrer Stellung zum Schutzzoll zum Theil nicht gehalten. Man sieht darau», wie weit e» mit der »ehrlichen Probe' her ist. Wenn der Antragsteller dem armen Manne helfen will, so ist da» in diesem Anträge geforderte Mittel nicht das richtige, überhaupt kann ich die Motive zu dem Anträge nicht sür so gut gewählt hallen, wie der Abg. v. Ludwig; ich glaub« nicht, daß sich ein Schutzzöllnrr dadurch btstechrn lassen wird. Die in den Motiven gewählten zahlenmäßigen Berechnungen leiden an mannichsacken Unrichtigkeiten. Man muß doch nie außer Acht lassen, daß die vereinnahmten Summen immer wieder an die Einzeiftaaten zu Steuererlassen verwiesen und also zu Er leichterung der Steuerzahler aufgewendet werden Wenn man berechnet, daß eine kleine Familie sür 100 M. Schmalz ver braucht, so ist das eben nicht die Familie de» kleinen Mannes, oder das Schmalz wird nicht verzehrt, sondern zu anderen Zwecken, etwa zu Wagen- oder Stieselschmiere gebraucht. Abg Rohland: Die Wagen- oder Stitselschmiere kommt doch nur in ganz genügen Quantitäten zur Verwendung, ,m- merhin ist e» aber immer der Neine Mann, der von dem Schmalzzoll getroffen wird. Der Zoll im Allgemeinen wird nicht allein vom Ausland getragen, auch ist e» nicht die Land- wirthschajt, welcher mit solchem Zoll geholfen werden kann. Dir Landwirthschaft, deren Producte seit 25 Jahren auf da» Doppelte im Preise gestiegen sind, kann doch nicht so noth- leidend sein, wie man immer sagt E» werden gar zu ost uu- grmrfiene Forderungen von dieser Seite an die Regierung ge stellt Die einzigen, die auf dem Gebiete der Landwirthschaft von dem SLmalzzoll betroffen werden, sind Diejenigen, welche keinen Grundbesitz haben, und gerade d«ese haben al- Eonsu- menten ein große- Interesse an dem Fallen de» Zolle». D«n Salzzoll hat man ausgehoben, trotzdem alle Klassen der Gesell schaft gleichmäßig von «hm betroffen werden, wie viel mehr wird man d«n Schmalzzoll ausheben müssen, der nur die untersten Klaffen betrifft. Fürchten Sie nicht, daß dieser An trag »in Loch in Ihre Zollgesetzgebung machen wird, und stim men Sie ihm zu. Am BundeSrathStische find im Laufe der Sitzung die Bevollmächtigten Kriegsminister v. Kamele, königl. württembergischer Generalmajor v. Faber du Faur, königl. bayrischer G:faudter Graf v. Lerchenfeld-Köfe- rmg, königl. sächsischer Gesandter v. Nostitz - Wallwltz, kömgl. sächsischer Oberstlieuteuant Edler v. d. Planitz, königl. pleußlscher Generallieutenant v. Verdy du Ber» noi« und königl. bayerscher Mimsterialrath Kästner erschienen. Abg. v.Kardorsf: Bei einer »ehrlichen Probt' darf man nicht diesen einzelnen Zoll fahren lassen, sonst macht man in der That rin »Loch' in da» ganze System Wenn da-Schmalz durch den Zwirbelzusatz, wie der Abg. Schröter meint, schmack Hafter gemacht werden soll, so ist da» rin cigenthümlicher Oe- schmack den ich nicht theilen kann Ministerialdirettor Burchard constatirt zunächst dem Abg. Schröter gegenüber eine Erhöhung de» Expott» im Allgemeinen Wa» da» Zurückgehrn der Löhne, wie e- vom Abg. Schröter au»gesührt worden ist, betrifft, so ergäbe sich au» einer Stati stik de» Abg. vr. Rentzsch, daß die Löhne, wenigsten» io den District«» der Eisenindustrie, io den letzten Jahren erheblich gr- stiegen wären. Abg. Ahlhorn (Hannover, Fortschrittler): Der Schmalz- coosum sei in den Motiven kein.-weg» übertrieben hoch ao- gageben, ein Loosum von 180 Pfd. per Jahr für eine Arbeiter familie sei nicht abnorm Man möge den Antrag aunehmen, daun würden gerade die klein«» Leute dem Reich-tage dankbar sein Wenn man al» Landwttth im Reichltage nur die Inter- efseo der LanLwitthschast wahruehmen wolle, so sei man nicht »erth, hier im Hause zu sitzen. Abg. vr Frege: Wenn sich zwei Landwrrthe, wie die Herren Rohland und Ahlhorn, gegen den Schmalzzoll au»- sprechen, so muß dir» uothwendig Mißverständnisse im Volke erregen Di« Landwirthschaft ist in d«r Frnhandelrära hei- antrrgekommen dr-halb darf man nicht den ersten «ersuch, ihr die Schutzzölle zu nehmen, unterstützen. Ich hoffe, daß der Abg. v Ludwig bei den nächsten Wahlen recht viel Unter stützung sind«» wrrd, daß recht Biele zu seiner Fahne schwö ren werden. Wenn man die Zubereitung de» amenkaoischen Schmalze« kenn», so kann man nicht wünschen, daß es ein Ledeosmitttl sür den deutschen Arbeit» bilden solle. Wenn man die amerikanischen Fleischproducte einsührt, jo macht man hier eine große Anzahl von Arbeitern brodlo». (Beifall und Zischen) Die DiScussion wird geschlossen und nach persön lichen Bemerkungen der Abgg. vr. Barth, Stengel, v. Ludwig, Rohland und v. Schalscha der Antrag Barth in namentlicher Abstimmung mit 129 gegen 120 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmen Fortschritt, Secessionlsten, der größte Theil der Nationalliberalen, ferner die Socialdemokraten und die kleinere Zahl der Elsässer. Zwei Mitglieder deS Centrums enthalten sich ber Abstimmung; die übrigen mit den Polen, dem kleineren Theil der Nationalliberalen und den beiden Parteien der Rechten votiren gegen den Antrag. ES folgen Berichte der WahlprüfungScommission. Die Wahl deS Abg. l)r. Papellier (l. Oberfranken) wird für giltig erklärt. Bezüglich der Wahl der Abgg. vr. Löwe und Vr. Virchow (I. und II. Berlin) hatte der Reichstag beschlossen, den Reichskanzler zu ersuchen, Ermittelungen darüber anzustellen, »ob in Brrlio Polizeireviervorstände aus Ersuchen von Privatpersonen nach der am 27. Oktober l88l stattge habten Wahl Wählerlisten unter Benutzung amtlicher Acten und Register einer Revision unterzogen und von dem Re sultate derselben in der aus den Protrstbeilagen ersichtlichen Weise den ersuchenden Privatpersonen Mittheilung gemacht haben, «m Falle der Feststellung dieser Thatsache aber da» zur Vermeidung der Wiederkehr solcher Vorkomm- niffe Erforderliche veranlaffen und dem Reichstage von dem Geschehenen Kenntniß geben zu wollen ' Nach einem dem Reichstage hiernach mitgetheilten Bericht deS preußischen Ministeriums deS Innern an den Reichskanzler ist dem Polizeipräsidenten v. Madai amtlich eröffnet worden, daß die Polizeibehörde offen bar zu weit gegangen sei, wenn sie, wie geschehen, die Abschriften von amtlichen Berichten Privatpersonen mitlheilte. Die Commission ist der Ansicht, daß hier nach dem oben erwähnten Ersuchen deS Reichstags ge nügt ist, und beantragt daher, den betreffenden Be schluß sür erledigt zu erklären. Ohne Debatte beschließt da- HauS demgemäß. Die Wahl deS Abg Riekert (XIV. Württemberg) beantragt die WahlprüfungScommission einstimmig für ungiltig zu erklären, und zwar auf Grund reglements widriger Eintheilung der Wahlbezirke in Geislingen, und auf Grund erwiesener amtlicher Wahlbeeinfluf- jungen; bezüglich des letzteren Punktes stellt die Com mission noch folgenden Antrag: »Den Reichskanzler zu ersuchen, wegen der durch in amt lichen Couverts versandte Schreiben bewirkten amtlichen Beein- stufiung der ReichStag-wahl dem Wahlcommiffar, Oberamt mann RegierungSrath Rampacher, eine Rüge zu veranlaffen.' Für die Anträge der Commission plaidiren die Abgg. Schott und Wölfel, während Abg. Reiniger die Gründe der Commission für nicht ausreichend hält, eine Cassirung der Wahl zu rechtfertigen. Die Wahl wird daraus ungiltig erklärt und der zweite Antrag der Commission ebenfalls angenommen. Der Nachtragsctat zum Etat für 1882 83, welcher eine Summe von 105000 M. für die bauliche Ein richtung des ehemals v. Decker'schen Grundstücks, Wil helmstraße 75, für Theile des auswärtigen Amtes ver langt, wird der Budgetcommijsion die allgemeine Rech nung pro 1878/79 der RechnungScommijsion über wiesen. Die nächste Sitzung biginnt Freitag 12 Uhr. Tagesordnung: Zolltarifnovelle. Schluß der Sitzung nach 5 Uhr. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentlichen Dienke. Departement der Finanzen. Bei der Verwaltung der königl. sächsischen StaatS- eisenbahnen sind ernannt worden: Bruno Gustav Franke, zeither Oberschaffner II. Klasse, als Ober- jchaffner I. Klasse; August Clemens Theodor Richter, Karl Bernhard Beckert, zeither Eisenbahnassistenten H. Klasse, als Eisenbahnassistenten I. Klasse in Anna berg und Leipzig II; Friedrich Gustav Lein, zeither Expeditionshilfsarbeiter, als Bureauassistent I. Klasse in Dresden; Karl Ludwig Kretzschmar, Hermann Albin Jahn gen. Mittelbach, Karl Gustav Schiefer, zeither Expeditionshilfsarbeiter, als Bureauassistenten I. Klasse in Chemnitz; Max Reinhard Zöpfel, Lud wig Werner Karl Ernst, zeither Feuerleute I. Klasse und Reserveführer, als Lokomotivführer; Clemen- Petzold, zeither Elsenbahnassistent III. Klasse, als Eisinbahnassistent II. Klasse in Dresden-Altstadt; Peter Wilhelm Mirisch,ng, zeither SchaffnerI.Klasse, als Oberichaffner II. Klasse; Karl Ferdinand Zier mann, Heinrich Benjamin Gruner, Karl Eduard Ernst Schwäbe, zeither Expeditionshilfsarbeiter, als Eisenbahnassistenten III. Klasse in Chemnitz, Mark neukirchen und Tetschen. Dresdner Nachrichten vom 8. Juni. AuS dem Polizeiberichte. Auf der Fo:st- straße erlitt gestern ein Kutscher einen doppelten Bruch de- Ober- und Unterschenkels dadurch, daß er von der Deichsel einer Straßenwalze, an welcher er beschäftigt war, getroffen und zu Boden geschlaaen wurde — Ein etwa 14 bis 16 Jahre a'teS Mädchen hat gestern auf der Straße ein 5jährigeS Kind an- gerufen, es auLgefragt, ob eS Geld habe und nach er folgter Bejahung mit den Worten »Komm herein, ich will dir eS gut einwickeln- in eine Hau-stur gelockt, ihm daselbst da- Geld abgenommen und die Flucht ergriffen. Allem Vermuthen nach wird die Person weitere gleiche Vergehen versuchen, so daß eine War nung an die Kinder feiten der Angehörigen rathsam erscheint. r. Gestern wurde in Loschwitz der in Stadt und Land wohlbekannte Arzt vr. P. Burk von einer sehr zahlreichen Trauerversammlung zur Ruhestätte geleitet. Seit 42 Jahren hier Arzt, auch al» Gememderath in segensreichem Wirken, war er von Allen geliebt und geehrt, rin treuer Freund und Helfer der Kranken und Armen. Die tiefwahreu herzlichschttchten Worte, die Hr. k Kretschmar dem segensreichen Wirken de» treuherzigen dieoern Manne- an seinem von Liebe reich geschmümen Grabe widmete, kamen au- Aller Herzen. Da» Denkmal Zuliut Hammer » in Pillnitz. Eine Neine Gemeinde war gestern Nachmittag nach Pillnitz gepilgert, um der Enthüllung deS Denkmal» de» am 23. August 1862 daselbst gestorbenen Dichter- Iuliu« Hammer beizuwohnen. Neben den Angehörigen und Freunden de» Verstorbenen, den Brüdern Guido und Armin Hammer und ihren Familien, waren e» hauptsächlich Gelehrte, Schriftsteller, Künstler und Freundt d«r Literatur, die, etwa 100 an der Zahl, an dem Feste sich betheiligten. Am Landungsplätze der Dampfschiffe wurden die Festgenossen durch den Vorstand der Gemeinde Pillnitz empfangen und nach dem Schulhause geleitet, wo auf einem kleinen, freund lichen, von Bäumen beschatteten Platze, in unmittel barer Nähe der Wohnung der Wittwe deS Dichter-, da- den Blicken der Beschauer noch durch eine Hülle verborgene Denkmal errichtet ist. Da- Denkmal wurde aus den Mitteln dec Tiedgestiftung erbaut. Im Auftrag derselben hatte Hr. geh. Hofrath Roß mann die heutige Feierlichkeit vorbereitet und über nahm die Ordnung der Festversammlung. In buntem Kreise hatten die fremden Besucher und die Ange hörigen der Gemeinde Pillnitz sich um da- Denkmal geschaart. Ein einfacher Gesang der Schulkinder, welche des Dichters: „In Ihm- vortrugen, eröffnete die Feier, worauf Gustav Kühne, einer der nächsten Freunde deS Verstorbenen, zu einer Ansprache die dem Denkmal gegenüber errichtete kleine Tribüne bestieg. Anknüpfend an die auf deS Dichter- auf dem Friedhöfe zu Pillnitz errichteten Grabstein befindlichen Goethe'jchen Worte: Wa» vergangen, kehrt nicht wieder. Stieg e» aber leuchtend nieder, Leuchtet es noch lang zurück! erinnerte er daran, daß der entschlafene Dichter zu den besten Aposteln der Bruderliebe, eine- wahren, innigen GottgesühlS gehöre. Er erinnere hier nur an dessen Werke: „Fester Grund- und „Schau um Dich und schau in Dich-. Er fasse die Dinge sub specie uetsrni auf und für ihn sei die Ewigkeit eine Kette von schon hier beginnenden Momenten. In heutiger Zeit, wo Nihilismus und Pessimismus die Gesellschaft zu unter wühlen sich bemühten, sei em Dichter wie Hamme: eine wahrhaft erhebende Erscheinung. Redner er innerte hieraus daran, daß von Julius Hammer der Gedanke der Begründung der Schillerstiftung auSging. Die Tiedgestiftung habe in Berücksichtigung diese- Um stande-, sowie der Thatsache, daß er zu deS Dichters der „Urania- besten Nachfolgern gehöre, den Todten durch ein Denkmal zu ehren beschlossen Der Platz ist bescheiden, schloß der Redner, allein er ist jo recht im Sinne deS Manne-, dem da- Getümmel der Stadt zuwider war und wer, wie er, auf „stillen Wegen- wandert, für den enthält diese» Denkmal die Mah nung: „Schau um Dich und schau in Dich.- Die Hülle fiel und man erblickte da» Deukpal, eine einfache abgestumpfte Pyramide au» rolhem Por phyr, auf welcher sich al» Medaillon da» von vr. Gustav Kietz gemeißelte Portrait Iuliu» Hammer'» befindet. Da» Denkmal wurde von den Architekten Wimmer und Hattenhof erbaut. Hieraus betrat Hr. Robert Waldmüller-Duboc die Tribüne, um namens der „Schillerstlftung- einen Lor beerkranz und im Auftrag deS „literarischen Verein»- zu Dresden einen, dem Worte de» Dichter- entsprechend, „doch mit Rosen seit nicht karg-, mit diesen Blumen reich geschmückten Kranz zu übergeben. Endlich wolle er noch einige Worte an die Versammlung richten, zu welchen er keinen andern Auftrag habe al» da» eigene Herz. Hierauf trug Hr. Waldmüller-Duboc ein län gere» gemüthvolleS Gedicht vor, dem wir folgend« 4 Strophen entlehnen: E» war vor zwanzig Jahren, Da sah» hier öde au»; Da galt e» Dick» aufzubahreu.... Schlaf wohl! Au» dem Schutz Deiner Laren Geht S nun in ein stillere» Hau». Die Vögelein sangen so munter. Wir tonnten » nicht versteh n; Man senkt un» den Freund hinunter — Ihr Blümlein, wann blühtet Ihr bunter? Heut' solltet in Traun Ihr geh n! .Wenn eine Lein zersprungen", — So mahnten die «ögelein — .Der Lied um Lied gelungen, Ta» nicht umsonst erklungen, Da sollt Ihr nicht traurig sein!' .Wenn sich ein Auge geschloffen', — So mahnten die Blümelein — »Dar dankbar da» Dasein genossen, Und Andern es mild« erschlossen, Da sollt Ihr nicht traurig jein!' Nach Hrn. Waldmüller-Duboc legte Hr. vr. Schramm-Macdonald namens deS Verein- „offene Loge- einen Kranz an dem Denkmal nieder. ES sprach sodann Hr. geh. Hofrath Roßmann namen- der Tiedgestiftung und dankte dem Bildhauer, der deS Dichters Bildniß so treu und leben-voll wie- dergegeben; er danke ferner den Architekten und Ge werken, welche bei der Erbauung des Denkmal- mit- gewirkt; der Gemeinde Pillnitz und der königl. Do mänenverwaltung, welche den Platz zu demselben ein- geräumt. Er übergebe da« Denkmal nunmehr der Ge meinde, sowie der Schule, vor welcher eS errichtet werde, auf daß sie dessen Hüterin sei. Der von Jul.uS Himmer selbst begründeten Schulbibliothek stifte er ein Exemplar der Werke des Dichter», damit die Jugend den Dichter kennen lerne. Julius Ham mer liebte diesen Ort und so kann auch die Gemeinde Pillnitz nicht aufhören, da- Andenken diese» grmüth- vollen Sängers zu ehren. Der Gemeindevorstand von Pillnitz, Hr. Ostertag, übernahm hierauf namen» der Gemeinde da-Denkmal und sicherte in warmen und herzlichen Worten dessen treue Bewahrung zu. Zum Schluß sprach der Bruder de» Verstorbenen, Armin Hammer, für die Angehörigen de» Dichter» und drückte namens derselben seinen Dank aus. „Nuu Bruder-, schloß er seine Rede, „nimm ein Wo« zu rück, da» Dir einst in einem Augenblick der Bitterkeit entschlüpfte: ES giebt keine Liebe mehr! —Nein, hier ist Liebe nahe iu nächster Nähe!- k. v ro7s von Kuth «ad«, (Alber-sbr.) 11» 124 124 1»0 TElÄkllMMIlMMli Aoritr Klivxnvr, ^.uKusdus-Shrssse S. I. »4»«« b,» 5 ll. Och«»,» bi« tt. HUtttzni btt M .V. bi» F, Gering'.!« .ahrwassertiefen auf der sächsischen Elbstromstrecke a» ,1. Mat 188«. tn ein««» Wafierftande von »2 cm unter Null am Lr«»daer Prgel in Tenttme«. n Wetterbericht des königl. sächs. Meteorologischen Instituts nach Angad« der Seewatte und eigenen Depeschen vom Mittwoch, de« 7. Juni 1882, 8 refp. 6 Uhr Morgen» V Pre-deXAlbrrttbr.-bttMst»« »1« Artta, btt »les. I«1 IT Mief« btt ^audeagr«»»«.... 11» Zur Erhaltung gesunder, reiner vnd zarter Haut empfehle QvIU-Orewu,. Vwaellw», SM HW Qairer von lieiseutensilien 8p«-l»IIt4 im südwestliche« Schleswig. Laisou: IS. Juni bi» IS. Oktober. Kräftiger Wellenschlag, vorzüglicher Strand, hohe Dünen mit Fernsicht. Segel- böte. Jagd. Fischerei. Strand-Hotel und Logirhäuser am Leestrand« Mäßige Preise. Tägliche Poft- und Personen-Verbindung mit der Eisenbahn Station Tönning. Te« legraphen-Station: Tating. — Prospekte versendet franco und jede weitere Auskunft ettheilt die Annoncen Expedition von »elur -Linier, Hamburg, Alter Stein weg 24 und Herr 2». SlrlliwM, gr. JohanniSftr. v, Hamburg. 2037 Achtungsvoll Fr. Jens««. Badewitth. Benzoktiuktur, Feinst parf. Mandelklet«, Land - Mandelkleie, Kummerfeld » Waschwasser, -»»uUrr a« ri». Fettpuder, Feine Lotletteseifrn, Mrdictnische Leisen u. s. w. Hermann koek, vreaAew, Nltmarkt Nr. 10 889 llebersicht der Witterung am Mittwoch, den 7 Juni 1882. Unter dem Einfluß secundärer Bildungen Hal über Weftcentraleuropa die B«wöl- kung zugenommen in»besond«re im noidwiftdeutschen Süftengebiet», wo Regenwetter, stellenweise mit Gewitter, einge:ret«n ist. Im Osten dagegen ist da» Welter noch trocken und meist wolkenlos, lieber Nordcentraleuropa wehen schwache, vorwiegend südliche Winde, während im Süden vielfach Windstillen oder leichte umlaufend« Winde herrschen In Deutschland liegt die Temperatur fast überall über der normalen Wafierftande der Moldau und Elbe (in Centimetern.) Ltatioe». vaiomeier a u' and dem «Ne ee« l»le«ei red t.»». »in». L r i vemerknngcu Vetter. Leipzig . . . . 757 8, schwach wolkig. l9 — Dresden. . . . 758 8L, schwach. halb bedeckt. »9 — Zittau. . . . 7S0 8, mäßig. halb bedeckt l2 « Plauen . . . . 760 8 mäßig wolkig. 14 — Z Annaberg" . 759 8L, mäßig. bedeckt. 15 — Z Berlin 757 8, still wolkenlos. 19 — E Breslau. . . . 760 8L, leicht wolkenlos. 17 — S München . . . 760 still. halb bedeckt. 19 .— Karlsruhe. . 756 8, leicht. wolkig. 16 — Wiesbaden . . 755 8L, leicht. wolkig 18 — Münster. . . . 757 8VV, schwach. wolkig. 2V —- » Beider 758 VV, still. bedeckt. 14 ir ^yu 753 K8L, still. Regen. 15 — -8- Hamburg . . «Z Swinemünde. 7ö4 7b7 88L, schwach wolkig heiter 21- ro Thau. Dz Neusahrwasser 760 88k, leichl wolkenlos. 20 — o Memel . . . 759 88W, schwach heiter 18 — Stockholm . . 753 8W, stürmisch, wollig. 19 — Haparanda. . 748 8, leicht. wolkig. 11 Ehristiansund. 747 IVXrv, still. Regen lv — Kopenhagen. . 755 8K, still bedeckt. 18 — Mullaghmore 753 park. b«deckt. 12 — all Aberdeen . . . 748 8, schwach halb bedeck» 14 — «L Tork 756 mäßig halb bedeckt 13 § e t Brest 759 W8N,' leicht." halb bedeckt 13 Zerging leicht" Ile » Aiz. . . — — — . . — — — S S PanS — — — — — Wien 76V still. wolkenlos 15 Ls Trieft . . 762 still. wolkig. 2l " 2 Nizza — Hch 1 St. Petersburg —- —— — — — Lx Moskau. . . . 758 ! K. still. wolkenlos. 11 — Datum Vndwei». V»» P«r»nbtt. »eluik. Leit»eritz. Drette» Juni 7. - 8 -12 , -10 - 4 I n-19 Wafierwärme der -l-8 4-8 klbe am 8. - 8 -1« -10 1 -17 Juni 1«' ». -92 -97
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