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130 Donnerstag, den 8. Juni. 1882. Xdonaemvotvprvlor I» Ui»«» 6»ut»eL«» LoloL»: lUirlioü: . ... 18 Ukrlr. ^Mrlicd- L bO kk. ^uwwsrn: 10 kk. Lai»,rd»Id äs, 6sut»el>en koicbo« tritt ko»t- und LtswpsiiuicdlLß üinru. tnreratenprel««: kür äon k»um einer b«»P»iteoeu kstitreils SO kk. Onter „kinxesLnät" ä>e 2eilv SO kk. Lei ^»boUeu- uu6 ÄSsrnsutr SO XukecNI»^. Dres-nerHonrnal. losei-ntvonnnalim« »»»Hrkrtu: I-oixrig: k>. Lrancistetter, OommieiiovLr 6s« lireeäner 6ourv»I»; ^»mdor^ -L«rIla -Vi,o - L«»»I Lr,,1»o ^reuktdrt ». U . //aa«^xtsin F kc>A?er, 8,rUn-V>«» »Lindllrg- ?r»^-l.«jpnss-?rLil>lkiirt ». N. -«üvedea: kt«6. Norlin: /nrati6e»i6ani, Nromou: Nr««l»u: F. LtanAen'« .ü«rralt <Hit /kabat^),' ^r»otturt ». Il : F? ^asAer'retie L»ckkuo6tunss; OSrWr: Lonoovor: 0. Lciiünier, ?»ri» Lorlio - ?r»okkart » !t 8tuUg«r1: klaube , Uowdnrg: ^1^. Lte-nsr. kreekvineu r Ht^Ileü mit Xu»v»dms 6er .- uv6 keierte^s itbe»6« kür 6so koi^^u6eu ^»8 Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ileriuexvdvrr Nöoiel. ki;>s6it>on 6s» I)re»6ner 6ourr»U», Drs»6vo, 2«iogerotrruj»s Xo. 80. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Kassel, Mittwoch, 7. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Rach dem heutigen Bulletin ist die gestrige Ueberführuvg Sr. königl. Hoheit des Prinzen Karl nach dem Refidevzpalais ohne jeden Rachtheil erfolgt. Während der Nacht, die im Ganzen ruhig verlief, war da» Bewußtsein beim jedesmaligen Erwachen getrübt, Morgens jedoch wieder ganz klar. Kein Fieber, einiger Appetit. Heute Mittag wird die Lavdgräfin von Hessen, Nachmittags 4 Uhr Prinz Friedrich Karl hier er wartet. Wien, Dienstag, 6. Juni, Abend». (Tel. d. Boh.) Nach einer Meldung der „Presse" wird die Civilverwaltung Bosnien» von der Militärver waltung getrennt. Zum Civilgouverneur wird der Gesandte in Serbien, Graf Khevenhüller, er nannt. Der betreffende Vorschlag ist von Kallay ausargaugen. Rach einer Galaczer Zuschrift der „Pol. Corr." find die von der europäischen Dovancom- Mission beschlossenen Schifffahrtsreglement» in der Schlußsitzung am 2. Juni von allen Delegirtev (also auch von demjenigen Bulgarien»), mit AuS- nähme desjenigen Rumäniens, unter den bekann ten Bedingungen und Reserven fignirt worden. Triest, DienStag, 6. Juni. (Tel. d. Boh.) Der hiesige italienische Turnverein wurde wegen Demonstration für Garibaldi aufgelöst. Ein hiesiger Telegraphenbeamter aus Spalato wurde wegen vupatriotischer Aeußerungen verhaftet. Bei der Hausdurchsuchung fand man compromittirende Schriftstücke vor. Rom, DienStag, S.Juni. (W. T B.) Morgen Nachmittag werden sich die an den Leichenfeierlich keiten auf Caprera Theil nehmenden officiellen Persönlichkeiten nach Civita-Lecchia begeben, von wo auS die Ueberfahrt nach Caprera erfolgt. Am nächsten Sonntag soll ans dem Capitol eine Krier za Ehren drS Andenkens an Garibaldi stattfinden. Rom, Mittwoch, 7. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Verbrennung und Beisetzung der Leiche Garibaldis findet moraen Vormittag 11 Uhr Statt. Zanardrlli und Ferrero nehmen persönlich daran Theil; die übrigen Minister lassen sich vertreten. London, DievStag, 6. Juni, Abend-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses erfolgte zunächst die Beantwortung mehrerer Inter pellationen. UnterstaatSsecretär Dilke antwortete Bourke, am 2. Juni habe der Admiral Seymour berichtet, daß die Erdwerke in Alexandrien nicht armirt seien; seitdem sei der Regierung die Nachricht geworden, daß sie armirt worden seien. — Dem Deputaten Wolff ent gegnete Dilke, sämmtliche Mächte, mit Ausnahme der Pjorte, hätten sich günstig über die Idee der Eonferenz ausgesprochen; die Pforte habe die Tonferenz zwar nicht abgelehnt, halte sie jedoch nicht für nothwrndig. Die Pforte sei vor dem Erlaß der Einladungen zur Tonferenz nicht befragt worden, wie dies auch anläßlich der Tonferenz im Jahre 1876 nicht geschehen sei; trotz dem seien damals die Vorbereitungen zur Tonferenz eifrig betrieben worden, die Pforte habe erst 14 Tage später zugestimmt. Bon den Großmächten seien keine formellen Antworten eingegangen, sondern nur mündliche Erklärungen. Arabi Bcy habe die Einstellung der kriegerischen Borbereitungen angeordnet. — Aus eine weitere Anfrage Northcote'S erwiderte Dilke, die Mächte befolgen das Beispiel von 1876 und hielten mit ihren Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — DienStag, den 6. Juni. In Wagner'S Oper „Lohengrin" setzte Frau Schöller vom Stadttheater zu Nürnberg ihr Gastspiel al» »Elsa- fort. Sie bewährte auch in der Wiedergabe dieser holdseligen, von Romantik, Schwär merei und Minncträumen, aber auch von quälender Sucht nach dem Berbotenen erfüllten Frauengestalt ihr Talent in anerkennenSwerther Weise. Und obwohl in dieser lyrischen Partie die Schwächen sowohl ihrer GesangSauSbildung — gepreßte Tonbildung, herüber- ziehende Verbindung der Töne, Ungleichheit de» Vor trag», übertriebene G-gegensätze in Anwendung de» pp — al» auch ihre» Spiel» den guten Gesammteindruck ihrer Leistung minderten, so gelangen ihr doch — namentlich im zweiten Act — AuSdruckSaccente war mer inniger Empfindung in hohem Grade, die sym pathisch berührten und lebhaften Beifall hervorritsen. Dir wirksame Ausführung der Ortrud durch Frau ProchaSka würde an musikalisch edler Haltung ge winnen, wenn die Sängerin ihre Stimme weniger forcirte und besonder» in der ersten Scene de» zweiten Acte» beim recitirenden Gesang nicht zu oft in den Eprechton fiele. Die trefflichen Leistungen der Herren Gudehu» und Degele in der übrigen» gut gelun genen Vorstellung der Oper find bekannt. L. v. formellen Antworten zurück, bis sie sich untereinander geeinigt. Der türkische Botschafter, MusuruS Pascha, habe gestern in einer Unterredung mit Lord Granville im Allgemeinen constatirt, daß die Derwisch Pascha ertheilten Instructionen im Wesentlichen dieselbe Basis, wie die für die Tonferenz vorgeschlagene, hätten. DaS HauS begann hierauf die Berathung deS Artikels 3 der irischen ZwangSbill. London, Mittwoch, 7. Ium. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimeS" melden auS Konstanti- uopel von gestern: Der MarquiS v. Roailleö be nachrichtigte Said Pascha in Erwiderung deS jüngsten türkischen CircularS, die französische Re gierung sei durch die Argumente der Pforte nicht überzeugt und beharre dabei, daß die Conferrnz sofort zusammentrete. Nikolajew, DienStag, 6. Juni. (W. T. B.) Der Großfürst Alex, welcher gestern hier ringe- troffen ist, besichtigte heute die Admiralität und beabsichtigt morgen, die Reise nach Sebaflopol und Batum fortzusetzen. Dresden, 7. Juni. In Aegypten hat die Diplomatie bis jetzt noch keinerlei Erfolg zu verzeichnen, und abermals ist eS lediglich die Pforte, welche die Situation zu ihrem Gunsten auszunutzen versteht. Dir Pforte hat, wie unsere Leser bereits durch Telegramm wissen, das Tonfrrenzprojrct abgelehnt und ihre ablehnende Hal tung ollen Mächten mittheilen lassen. Die Pforte hat hierdurch nicht nur eine abermalige, ihr zu Gute kom mende Verzögerung der Angelegenheit und eine wettere Chance, die Diplomatie Europa», zunächst diejenige der Westmächte, unter sich zu veruneinigen, errungen, sondern ihr Ansehen wird durch den neuesten Schritt in Aegypten und Nordasrika entschieden gewinnen. Beinahe allgemein war gerade dieser Schritt der Pforte am wenigsten erwartet worden. Die Botschaf- terconferenz sollte keinerlei, das Ansehen der Psorte, oder die SouveränetätSrechte deS Sultans gefährdende Beschlüsse fassen. Sie sollte vielmehr dazu dienen, die Rechte deS Sultans wie deS Khedive, sowie die inter nationalen Verpflichtungen und Uebereinkünste, sei eS mit Frankreich und England allein, oder mit diesen beiden und zugleich mit anderen Mächten aufrecht zu erhalten, ferner den durch die FermanS deS Sultan gewährleisteten Freiheiten Anerkennung zu verschaffen, und endlich die vorsichtige Entwicklung der ägyptischen Staatseinrichtungen zu gewährleisten. Diese Limi- tirung deS BerathungSstoffeS der Botschafterconserenz kann nur als eine ebenso verständige wie der Sach lage entsprechende bezeichnet werden und demgemäß dürften sich auch alle europäischen Mächte mit dem Vorschläge einverstanden erklären, soweit die» nicht schon geschehen ist. Daß nun die Pforte trotzdem ihre Vertreter bei den Mächten dahin instruirte, daß sie die Absendung von Eommissaren nach Aegypten für nicht opportun halte, führt man auf den geheimen Wunsch zurück, die jetzige ägyptische Verwickelung und die Erforderlichkeit der Bethätigung ihrer Oberherrlichkeit über dar Pha- raonenland dazu zu benutzen, um einen Einfluß zu ge winnen, der über den hinausgeht, welcher ihr auf Grund der bestehenden Verträge und des auf diesen beruhenden gesetzlichen status quo zusteht. Der Sul tan möchte die Verluste, welche die türkische Macht an der Donau erlitten hat, durch Gewinne am Nil so weit als möglich ausgleichen; er ist durchaus erbötig, die Wiederherstellung geordneter Umstände in Aegypten zu übernehmen, nur möchte er nicht, daß ihm dabei der Franzose oder der Engländer assistirt und ihm auf die Finger sieht. DaS ist, wie man mit ziem licher Sicherheit annehmen kann, die wahre Quelle des Kunstausstellung. Die landschaftlichen Gegenstände unserer Ausstel lung haben eine partielle Schwächung dadurch erfahren, daß die hervorstechendste Arbeit, „Neapel im Sonnen untergang* von Robert Schietzold in München, be reits sehr rasch in die Hände eines Kunstfreundes durch Ankauf übergegangen ist. Die Freiheit, erwor bene Objecte sofort auS der Ausstellung entheben zu dürfen, gegenüber dem früher» an vielen Orten gelten- den Modus, nach welchem sie während der Dauer der AuistellungSzeit im Locale verbleiben mußten, ist vor» theilhast — nicht für die Ausstellung — wohl aber für die Künstler und deren wünschenSwerthen geschäft lichen Erfolg. E» wird durch das Recht, schnell in den thatsächlichen Besitz eine» Bilde» eintreten zu kön nen, in gar manchen Liebhabern der Entschluß zum Kauf, der oft ein Geschenk zum Zwecke Hai, leichter zur Reife gebracht. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß überhaupt der Verkauf in diesem Jahre schon einen recht ersprießlichen, Hoffnung erweckenden Anfang nahm. Nicht minder fördernd für die Zwecke einer Ausstellung ist e», wenn im Lause derselben recht nachdrücklich die Möglichkeit eintritt, den Bilderschatz durch neu Hinzu kommerde Objecte zu erweitern. Die- regt die Be sucher zu neuem Interesse für die gute Sache an, eine Anregung, die bei numerisch kleinen Ausstellungen doppelt willkommen ist. Bei unserm gegenwärtig be- stehenden Au-stellungSmoduS wird dieser Thatsache durch eine zweite nachträgliche und erweiternde Ausstellung möglichst Rechnung getragen. Hermann Baisch in Karlsruhe hat ein sehr tüchtige» Bild „Landstraße bei Delft- in wirk türkischen Widerstande- gegen die Tonferenz, die nach europäischer Auffassung da- einzige Mittel bietet, die ägyptische Frage ohne Gefährdung berechtigter Inte ressen zu lösen. In Stambul schweigt man sich über die Absichten der Regierung aus. Die Blätter behandeln alles auf Aegypten Bezügliche mit größter DiScretion. Es ist allerdings in der türkischen Presse von Ministersitzungen an der Pforte und von Verhandlungen zwischen den europäischen Botschaftern und Said Pascha die Rede, allein der Gegenstand dieser Berathungen und Ver handlungen wird nur ganz leise berührt. Aegypten wird als „afrikanische Provinz- ausgeführt und die gesammten ägyptischen Angelegenheiten werden als „TageSfrage- ausgefaßt; von Derwisch Pascha, der be kanntlich bereits nach Aegypten adgereist ist, heißt eS einfach, er werde demnächst Konstantinopel „in außer ordentlicher Mission" verlassen". Selbst die als zahm bekannte „Turquie"kann nicht umhin, ihren Klagen über eine so übertriebene und nutzlose Bevormundung der öffentlichen Meinung in nachfolgender Notiz Ausdruck zu verleihen: „Sett vierzehn Tagen gehen wichtige Dinge in der Politik vor, von denen eS un» verboten ist, zu sprechen. Ist daS Schweigen, daS man unS auserlegt, opportun — ist eS vortheilhaft? Es ist erlaubt, daran zu zweifeln, denn die Ereignisse, welche sich abwickeln, interessiren daS internationale Recht und die souveräne Autorität, welche zu vertheidigen unser Patriotismus und unsere Ergebenheit für den Sultan uns zur Pflicht machen. ES ist auch zu berücksichtigen, daß, da die actuellen Thatsachen der Geschichte angehören, dieselben gan» natürlich der Oeffentlichkeit übergeben werden müssen, zu welchen späterhin die Geschichtsschreiber ihre Zuflucht werden nehmen müssen. Von diesem Stand punkte auS constituirt die unS auserlegte Enthaltung eine bedauerliche und nachtheilige Lücke sür die öffent lichen Journale im Reiche. WaS wir nicht schreiben können, ist in Wirklichkeit in den europäischen Jour nalen, welche freien Zutritt im Reiche haben, ausführ lich dargelegt. Dies« Journale prüfen und erörtern die TageSfrage, indem sie sich aus den Boden der Interessen ihrer Regierung und ihres Landes stellen. Aber eS bestehen auch bei uns über diese Frage sehr charakteristisch ausgeprägte nationale Bestrebungen, welche auf Recht und Gerechtigkeit beruhen. Ist eS nicht bedauerlich, daß dies nicht durch die Organe der öffentlichen Meinung ausgedrückt werden ka,.n, deren Pflicht eS ist, dieselben an den Tag zu bringen. Unsere Zurückhaltung kann zu gleicher Zeit, als sie die öffent liche Meinung in Ungewißheit und Besorgmß hält, auch den Glauben verbreiten, daß unsere nationalen Gesühle keinen Einfluß im AuSlande haben. Da wir nun daS Bewußtsein haben, daß die Verträge und daS Recht zu unseren Gunsten sprechen, so würten wir nicht verfehlen, dies laut auszusprechen, um dieselben nach Möglichkeit zur Geltung zu bringen. Blos zu diesem Zwecke nehmen wir die Freiheit in Anspruch, über die TageSfrage schreiben zu dürfen. - Je zurückhaltender man in Konstantinopel sich ver hält, um so ungenirter benimmt sich Arabi Bey in Kairo. Er scheint seiner Sache sehr sicher zu sein und macht England und Frankreich gegenüber auS seiner Ueberlegenheit und Siegeszuversicht kein Hehl. Der Correspondent des „Standard" in Kairo hatte am Sonnabend eine Unterredung mit Arabi Bey. Er theilt seinem Blatte darüber folgenden Bericht mit: „Der KriegSminifter hatte, als ich in seiner Wohnung «intraf, soeben eine große Beduinendeputation em pfangen. Sein Audienzzimmer war mit Offizieren, Notabeln und ScheikS gefüllt, deren fervileS Benehmen sonderbar mit Arabi Bey'S Ansprüchen, als ein volkSthümlicher Führer zu gelten, contrastirte. Nach dem ich etwa eine halbe Stunde gewartet, la» Arabi samer Abendstimmung gemalt. Wir haben eigent lich ein Viehstück mit dem Abtrieb von Rindern vor unS, daS landschaftliche Motiv an sich ist reizlos, doch die künstlerische Harmonie deS Ganzen, die ein fache gegenständliche Behandlung, die Wahrheit der Farbe wirken mit einer Natürlichkeit, welche eine an genehme Empfindung im Beschauer rege macht. ES seien bei dieser Gelegenheit gleich drei Bilder Mali'S in München erwähnt: „Unter der HauS- thür-, „Morgen am Chiemsee" und „Am Bache". Nur das letztere dieser Gemälde verdient eine Bevor zugung, denn eS ist kräftiger und in der technischen Ausführung fertiger, als eS in neuester Zeit die meisten Schnellmalerbilder diese» an und für sich so talentvollen Meisters zu sein pflegen. Auch von Ernst Meißner in München, der sich seinen Fleiß materiell durch einen ausfallend billigen Preis belohnen läßt, ist ein brav gearbeitete» und naturalistisch sehr treues Thierstück „Ein Schafstall" mit dem sich zum AuStrieb vorbereitenden Hirten vor handen. Die Beobachtung der Wirklichkeit hat hier in der Darstellung von Lämmern und Mutterschafen treffliche, den Naturfreund fesselnde Züge hinterlassen. Unter den Arbeiten naturalistischer Richtung fällt seine» UmsangS und seiner hohen Preises wegen ein sogenannter Genrebild „Festvorberettungen" von M. Gränvold in München auf. Wir sehen einige ältere und andere noch rüstige jüngere Nonnen mit der Aus schmückung einer Kirche durch Blumenguirlanden be schäftigt. In diesen beschaulichen, würdigen und malerisch dankbaren Gegenstand ließe sich ohne Frage viel seelische Vertiefung, viel psychologisch poetischer Reiz hrneintragen. Leider aber hat der Maler seine Tüchtigkeit daS von mir überreichte Empfehlungsschreiben. Ich sagte ihm, daß ich als der Vertreter einer bedeutenden englischen Zeitung sehnlichst wünschte, von seinen eige nen Lippen eine Darstellung der Ansichten seiner Par tei zu erhalten, welche, wie ich ihm versicherte, die un parteiische Berücksichtigung deS britischen PublicumS finden würde. Arabi entgegnete: „DaS britische Pu blicum ist bereit- im Besitz meiner Ansichten durch meine Freunde Blunt und Gregory. Die Genannten haben auch die Anschauungen der Partei, die mich zu ihrem Führer erkoren hat, richtig dargestellt. England hat indeß nicht beliebt, der Wahrheit Gehör zu schenken. ES muß also die Folgen davon tragen." Ich bemerkte darauf, daß die persönlichen Meinungen zweier Individuen, so hervorragend dieselben auch sein mögen, von der öffent lichen Meinung in England nicht als autoritativ accep- tirt werden könnten, ohne durch weitere bestätigende Beweise unterstützt zu werden. Arabi erwiderte: „Sie finden mich hier umgeben von Vertretern jeder Klaffe der Nation. DaS ist sicherlich Beweis genug. Die selben sind Zeugen meiner Worte. Andere — suhr er mit markantem Nachdruck auf diese» Wort sott — haben nicht auf die Nation, soodern auf die Ver sprechungen England- gebaut. Sie leiden nun für ihre Leichtgläubigkeit. Meine Anhänger und ich, wir küm- mern unS wenig um die Versprechungen und Droh ungen Englands und Frankreich». Wir sind bereit, Diejenigen, die mit friedlichen Absichten zu uns kom men, in gleichem Geiste zu empfangen; aber Denjenigen, die mit dem Schwerte sprechen, werden wir mit dem Schwerte antworten. Wir haben europäische Agression zurückzewi-sen und werden dieselbe mit aller in unserer Macht stehenden Stärke zurückweisen, und da wir auf den Schutz Gottes und den Beifall des Sultan», dessen Willen wir gehorsam erfüllt haben, bauen, so Haden wic un- nichts vorzuwerfen, und wir fühlen un» de- Triumphes unserer Sache gewiß." Se. Excellenz er hob sich sodann und deutete mit einer Geberde an, daß die Unterredung al» beendet angesehen werden müsse. ES ist wohl selten ein englischer Interviewer gering schätziger behandelt worden." Wie in srüheren ähnlichen Fällen — z. B. bei Dulcwno — gehorchen die Revolutionäre in Aegypten den Befehlen deS Sultan- nicht: Arabi Bey setzt seine KriegSrüstungen fort und überläßt eS den zunächst de» theiligten Westmächten, den Versuch zu wagen, ihn in seinem Thun zu hindern. Unter den letzteren herrscht, einem Telegramme der „Neuen freien Presse" zu folge, noch keine Einigkeit darüber, wa» sie angesichts der neuesten Wendung thun sollen. Unterdessen wird au» Kairo gemeldet, daß Arabi Bey ein Schreiben an den Khedive gerichtet habe, in welchem er den- selben rundweg auffordert, abzudanken. ES scheint, daß er vor dem Eintreffen der türkischen Commissare ein kait aceowpli und den Westmächten gegenüber eine Lage zu schaffen sucht, welche diesen jedes Ein greifen unmöglich macht. Die ägyptische Angelegen heit entpuppt sich immer mehr al- eine raffinirtest angelegte, orientalische Jntrigue, und angesichts der neuesten Ereignisse klingt eS fast wie Ironie, wenn der türkische Botschafter in Pari» vorgestern dem Ministerpräsidenten de Freycinet die Versicherung er» theilte, seine Regierung sei in der Lage, die ägyptischen Wirren durch ihre Commissare in gütlichem Wege zu lösen. Einzelne französische Blätter machen daher auch auS ihrem Verdrusse kein Hehl. Der „TempS" denuncirt sogar den geheimen Krieg der Türkei gegen Frankreich und sagt: Wenn Europa nicht trachten wolle, daß Frankreich Genugthuung auf der Tonferenz erhalte, wäre e» klüger, wenn Frankreich au» dem europäischen Conccrt auStreten und die isolirte Rolle wieder übernehmen würde, wie vor der Berliner Eon» ferenz. DaS „Journal deS DobatS" schenkt an- nur daraus verwandt, die schlichte Gewöhnlichkeit, ja Häßlichkeit de» Alltäglichen mit dem Sinn für äußere Treue, aber mit Verschlossenheit gegen jede sympathische Innerlichkeit darzustellen. DaS begeistigte Auge eine» Künstlers soll mehr sehen, als ein todter Spiegel auf» fängt und wiedergiebt, der den Dingen und Personen von der Hand des Zufalls planlos vorgehalten wird. Leider gewinnt in d.-r modernen Kunst und Kunst pflege der Wahn immer mehr Geltung, daß eS mög lich und geschäftlich ersprießlich sei, die unübersteiglichen Schranken niederzureißen, welche die Auffassung deS PhotographenapparatS von der Auffassung eines Künst ler» für immer trennen. Dieser Wahn, der die von ihm befallenen Patienten zwischen dem schaffenden Idealismus und dem ab schreibenden Naiurali-muS nicht zur klaren Unter scheidung kommen läßt, schädigt in allen Gebieten deS Schaffens so viele treffliche Talente. O. B. Verstoßen. Rovelli von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Wieder entstand eine Pause, die nur da» leise Singen deS Nachtwindes auSfüllte. Endlich sprach der Rector. „ES gehen aber doch mehrere Personen in einem derartigen GeichäftSlocal täglich au» und ein", sagte er, „weshalb muß nothwrndig gerade aus Dich der Verdacht fallen? — Ich begreife da» nicht.' Otto schwieg, aber sein Gesicht mochte wohl di Farbe verloren haben, denn der Rector fragte mit