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Dresdner Journal : 28.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820528
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-28
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 28.05.1882
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W122 Sonntag, den 28. Mai. 1882. Ldolliiciucotxprtii,: lw ck«»t,ede» L»icd«: dLbrli-b: .... 18 ^)LbrI»eb: < >l»rlc SO kk. Lmrslo« Auwmsra: 101'k. B»M,rk»ld ds, d«-utscken keickes tritt Po8t- und 8t«-wpt:Iru>(.bI»8 Uiom. loserateoprotsv: Für den Naum einer gespaltenen Netitreils 20 ?s. Unter „Lingesandt" die Leils SO kk. Lei l'advlleu- und Ltiernsatr SO H ^usseNIag. krsebklven: 7lglieb mit ^U8»ul>oie der 8onn- und feiertags Ltivnds Nir den folgenden l ag. DttÄntt Journal. t^tpiig: n. ltrand«tetter, t owmiaaionLr de« Dreadoer dournal»; Lawdar, L,rlt» Vien l^lpatg laeel Ireel»» D»allt»rt ». > i I/aaeenete»« F FoAtrr, lerUn-Vte» Rewdnrg rrag-l^ipiig ^ranktnrt a. ». -»«nedeo: «Kd Lfo«e, Berlin: /oralidendaolt, Bremen: L Lektott«, Breite» . F §ta«Aeo'e Lurca« /(abat^-, Brenktnrt » N: F daeAer'eeke Nuokdandlung; VSrUU: k/. A/Mter,' Sennover: 0. §c^ü«ker, Bert» Berlin-Brenktnrt ». U-- StattgeN: Daud« F 60., Hamburg: Fd. Sterner Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll«r»u»gvd«rr Löoigl. klepedition de» Drvedoer douronl», Dreedsn, ^«ingeretraee« tlo 20 Ämtlicher Tlieil. Dre-den, 19. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädlgst geruht, dem dermalen als Reich-bevoll mächtigter für Zölle und Steuern in Stettin fungiren- den Oberzcllrath, Hauptmann a. D. Georg Friedrich August Meisel den Titel und Rang eine- „Finanz- ratheS* zu verleihen. Dre-den, 26. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem zeitherigen Forstmeister in Trachenberg in Schlesien Max Heinrich August Neu meister unter Beilegung des Prädikats „Professor* die Stelle deS zweiten Lehrers der Forstwissenschaft an der Forstakademie zu Tharandt zu übertragen. Dre-den, 27. Mai. Mit Allerhöchster Genehmi- gung ist dem Director der Realschule in Grimma, Karl Julius Schieck, der Titel „Professor* verliehen worden. Se. Majestät der König haben geruht, dem Director der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig, Professor Ludwig Nieper, das Prädicat als „Hof rath* ,n der IV. Klasse der Hofrangordnung zu ver leihen. Bekanntmachung. Die rn heimathlichen Verhältnissen lebenden Mi litär-Anwärter, welche im Besitze deS CivilanstellungS- oder CivilversorgungSscheineS sind, werden daran er innert, daß sie I) so lange, als ihnen noch keine Anstellung zu Theil geworden und sie eine solche wünsche», die Anzeige hiervon bei dem Landwehr-Bataillon, in dessen Bezirk sie sich aufhalten, jährlich zum 1. Juni uud 1. December zu erneuern und 2) dem vorbezeichneten Landwehr-Bataillon jeden dauernden Wechsel ihres Aufenthaltsorts, auch nach dem Ausscheiden aus jedem Militär - Ver hältnisse, bis zu wirklich erfolgter Anstellung zu melden haben. Die Amtsblätter werden ersucht, Vorstehendes be- Hufs Weiterverbreitung aufnehmen zu wollen. Dresden, den 26. Mai 1882. Kriegs-Ministerium, von Fabrice. Bekanntmachung. Die Bauverwalterei Chemnitz wird vom 1. Juni dieses Jahres ab mit der dortigen Bezirkssteuerein nahme vereinigt, von dem Bauverwaltereibezirke Chem nitz jedoch vom 1. Januar künftigen Jahres ab der den Steuerbezirk Flöha umfassende Theil abgetrennt und werden die Bauverwaltereigeschäfte in dem letzteren der Bezirkssteuereinnahme Flöha überwiesen. Dresden, am 23. Mai 1882. Finanz-Mini st erium. von Könneritz. Müller. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Statistik und Bolkswirtksckaft. Keullletou. Tageskalender. Zuterate. Feuilleton. Redigirl von Otto Banck. Kunstausstellung. Hugo Oehmichen in Düsseldorf hat ein Genre bild eingesandt, das sich durch ernste Auffassung und zugleich ernst solide, strenge Technik am meisten au»- zeichnet. LS stellt „Ein Begräbniß iu Westfalen* dar und erinnert wohl in der geistigen Behandlungs art etwas an KnauS. Doch liegt darin kein Vorwurs, denn unwillkürliche Beeinflussungen dieser Art sind etwas sehr Natürliches und weniger auffällig, als es eine völlige Nichibeeinflussung sein würde. Oehmichen hat einen kühlen, etwas trockenen Farbenton, und eS ist nicht seine Art, ein stark aus geprägtes Seelenpathos, eine originelle Kraft in den Gesichtern, ein dramatische- Wirken in der Scene und Situation auszudrücken. Auch seine CompositionSweise geht leicht ein wenig ungeschlossen in die Breite. In allen Dingen ist bei ihm mit Factoren von gutem Mittelmaß zu rechnen und eine klare, verständige In tention, e»ne fleißige, wenn auch etwas mühevolle Aus führung, ein gesammeltes Durcharbeiten bringen den gewählten Gegenstand malerisch zur beabsichtigten, wohlgerristen Wirkung. Der Beschauer wird weder magisch gefesselt, noch in seinem Gemüth tief ergriffen, aber er muß zugeftehen, daß die Darstellung maßvolle, perechte Anforderungen zu befriedigen im Stande ist, ja daß Einzelheiten darin meisterlich gut au» der ge schickten Hand deS Maler» hervorgegangen sind. Diejenigen irren indeß, welche Oehmichen wegen Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im öfientl. Dienste. Dresdner Nackriedten. Provinzialnachrichten. Vermischte-. Statistik und Bolk-wirtbschaft. Eingesandte-. Telegraphische Witterung-brrichte. Kirchevuachrichten. Inserate. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 27. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach einer Meldung de- „TagblattS" au-Gravoso haben außer der Bande drsLukalo- vicS sämmtliche Banden in der Kriwoschje, 546 Mann, die Waffen gestreckt. Die Auflösung de- Hauptquartier- in Ragusa und die Rückbeförde rung der Reservisten soll demnächst erfolgen. Pilsen, Freitag, 26. Mai. (Tel. d. Boh.) Heute erhielt da- KestcomitS der hiesigen Lieder- täfel eine Verfügung deS Bezirk-Hauptmann-, sämmtliche Reden auS Anlaß deS Sängerfestr- srien zur Crnsur vorzulegen, schwär,-roth-goldene Frstabzrichen seien nicht gestattet; ferner dürfen nur die Vereine mit deutschen Fahnen au-rücken, welche schwarz-roth-gold statutenmäßig al- Verein-- färbe erklärt haben. Eine heute Mittag inter- vevirende Deputation erwirkte dir Zurücknahme dieser Verfügung; nur dürfen die fremden Vereine nicht mit fliegenden Fahnen rinzirhen. Buda-Pest, Freitag, 26. Mai, Abend-. (W. T. B.) DaS Unterhaus hat heute mit 222 gegen 139 Stimmen die für die Pacification von Bos nien und der Herzegowina beantragte Creditfor- drrung bewilligt. Im Laufe der Debatte erklärte der Ministerpräsi dent TiSza, die Regierung werde auch künftig bestrebt sein, da» übernommene Manda; zu erfüllen, ohne daß so große Opfer erforderlich werden dürften, wie dies mal durch die vollständige Durchführung der Pacifica tion und die Vervollständigung der Administration in Anspruch genommen wurden. „UebrigenS wird sich tue Regierung an die durch die Verträge ihr zuerkann- trn Rechte und Pflichten halten, welche an keine Zeit gebunden sind, und bei deren Ausführungsmodalitäten wir, wenn auch nicht ausschließlich zu bestimmen haben, doch jedenfalls die Hauptfactoren sein werden.* London, Freitag, 26. Mai, AbendS. (W. T. B.) DaS Unterhaus setzte heute die Specialdebatte der ZwangSbill fort und vertagte sich schließlich bis zum 1. Juni. London, Sonnabend, 27. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Gerücht von der Verlobung deS Prinzen Wilhelm von Hessen mit der Prinzessin Beatrice wird officiell dementirt. St. Petersburg, Sonnabend, 27. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das „Journal de St. P6- terSbourg" schreibt: Die Verhandlungen zwischen den Ministern und Consuln in Aegypten find ab gebrochen. Der Ernst dieser Thatsache wird aber durch die Gewißheit gemildert, daß die Mächte über daS zu befolgende Programm einig sind, daß somit die Rechnung der ägyptischen Agitatoren auf die Uneinigkeit unter den europäischen Mächten keinerlei Aussicht auf Verwirklichung hat. Kairo, Freitag, 26. Mai, AbendS. (Reuter'S Office.) Die diplomatischen Agenten Frankreichs und Englands wurden heute Abend in da- PalaiS JSmailia berufen. Wie eS heißt, hätte daS Mini ¬ sterium die von Frankreich und England gestellten Bedingungen, welche eS, wie gemeldet, nicht accep- tirev wolle, dem Sultan übersandt. Rach einer Meldung der „Agence HavaS" auS Kairo hat daS gesammte Ministerium seine Ent lassung genommen. j Kairo, Sonnabend, 27. Mai. (Tel.d.DreSdn. Journ.) „Reuter'- Office" meldet von hier: Der Ministerpräsident überreichte dem Khedive die De- Mission de- Ministerium-, weil die Annahme der englisch-französischen Bedingungen durch den Khe dive den einstimmigen Rathschlägen der Minister zuwidrrlaufe, eine fremde Intervention zulasst und die Rechte deS Sultan- verletze. Der Khedive hat die Demission angenommen und den Gouver neur von Alexandrien, Omar Lufti Pascha, berufen. Dre-den, 27. Mai. Die überraschenden Verhandlungen der ägypti schen Angelegenheit erinnern unwillkürlich an jene, den Eingang zu den alten Palästen des Pharaonen- landes bewachenden, ernst und geheimnißvoll auf den Wanderer herniederschauendeu Sphinxe. Wir sind nicht vermessen genug, alle jene, die diplomatischen Geheimnisse der Vorgänge in Kairo bergenden Schleier lüsten oder alle die Räthsel lösen zu wollen, welche die ägyptische Frage noch in sich birgt. Wir unter nehmen lediglich einen Versuch, dieselbe — soweit die Thatjachen offen daltegen — nach ihrem heutigen Stande zu beurtheilen und die Ereignisse der letzten Tage zu erläutern, aus die Gefahr hin, daß die nächste Zeit abermals von einer neuen Phase der chamäleon artig m allen Farben schillernden, gegenwärtig die ge sammte Aufmerksamkeit der europäischen Diplomatie beanspruchenden Frage Kunde bringt. Am ausfälligsten zeigt sich bei der ganzen Ver wickelung wieder die kluge, gewandte und verschlagene, jede Schwäche ihrer Gegner mit Geschicklichkeit auS- nutzende Politik der Pforte. Sayd Pascha hatte gegen die einseitige westmächtliche Jnteivention in Aegypten protestirt und beharrte entschieden auf dem Rechte der Pforte, in Aegypten selbst die Ordnung wieder herzu stellen. Dem über alle Vorgänge im Schooße der europäischen Diplomatie genau unterrichteten türkischen Labinet war es nicht entgangen, daß die Ostmächte durch daS einseitige Vorgehen Frankreichs und Eng land- unliebsam überrascht waren. E- bestand im europäischen Concert eine sehr fühlbare, von der Pforte zunächst durch die Protestnote zu ihren Gunsten ge wendete Meinungsverschiedenheit zwischen den öst lichen und westlichen Mächten. In erster Linie war Oesterreich durch das Vorgehen Frankreichs und England- in seinen Interessen berührt. Auf deutscher Seite mag das weniger der Fall gewesen sein; indeß ist die deutsche Politik doch so durch da» nahe Verhältniß Deutschlands zu Oesterreich beeinflußt, als daß eS nicht in dieser Frage Veranlassung hätte, der österreichischen Politik seine Unterstützung zu leihen. Die Cabinete von Rom und St. Petersburg machten keinen Hehl aus ihrem Mißmuthe über daS westmächt- liche Vorgehen. Ganz besonder- sah Italien der neuen Bethätigung deS französischen Einflusses im Mittelmeer vielfach mit Unmuth zu; namentlich aber hatte die Er klärung de Freycinet's, daß Frankreich seine Kriegsschiffe hinschicken könne, wohin eS wolle, unangenehm berührt — trotz aller Geneigtheit der Regierungen, daS gegen wärtige französische Cabinet zu stützen. So enthielten sich die vier östlichen Großmächte nicht nur jeder Theil- nahme an der englisch-französischen Action, sondern sie vermochten auch den Sultan, von seinem Entschlusse, Mit 2 Schiffen an der Demonstration theilzunehmen, abzustehen. Gleichzeitig erfolgte aus österreichischer Initiative ein Meinungsaustausch der Cabinete von seiner oft so gewinnend hervorstechenden realistischen Wahrheit — auf diesem Bilde zeigt sie sich in allem Dargestellten bis auf die Details des CostumeS herab — unter die Realisten der neuen Zeit rechnen. Im Gegentheil ist seine Kunstabsicht, die immer auf das Gedankliche, auf den geistigen Inhalt der Sade auS- geht, eine durchaus ideale. Unter den Portraits fällt ein, mit ungemein elasti scher Technik kühn und doch zugleich fein und delicat gemalter Kopf einer älteren Dame von Paul Kießling in Dresden als schöne Arbeit auf. Die ge schmackvoll abgestimmte Farbenfrische, welche bei der Umrahmung deS Gesichts angewandt ist, macht daS letztere doppelt angenehm und den freundlichen, wohl wollenden Ausdruck, der hier «iederzugeben war, noch ruhiger und abgeschlossener. Kießling ist ein durchaus sinnvoller, sich mit Liebe in seine Arbeit versenkender Portraitmaler. Riefstahl's Landschaft „Segnung der Alpen im Bregrenzerwald* ist eine im Ganzen recht wackere Arbeit, doch steht sie in Glanz und Saft deS ColoritS beträchtlich gegen daS vorjährige Bild de-selt en Ber liner Meister- zurück. Leonhardi in Loschwitz Hot eine „Waldland schaft im Charakter der sächsisch-böhmischen Schweiz* gemalt. Diese- Gemälde wirkt auf Auge und Sinn wohlthuender, als die vor einiger Zeit von dem Genannten gearbeiteten großen Frlsenlandschaften, welche in ihrem öden Motiv nicht durch dramatische Gewalt deS Ausdrucks, nicht durch Grobheit de» Stils und der Linienführung gehoben wurden Bei dem diesjährigen Bordergrundbilde, dem ich innerhalb der gegebenen Distanz doch mehr perspektivische Wirkung wünschte, ist ein achtbarer Fleiß und eine frische Em pfindung auf das Detail verwandt. Hat da» auch vielleicht hin und wieder zu einer etwas zu minu- tiösen, niedlichen Behandlung geführt, so entspricht diese doch wieder dem Charakter unserer hiesigen Land schaft, der bei allem poetischen Reiz etwa- Album- artigeS behält und auf der Leinwand leicht an Mark- losigkeit leidet. O. B. Am Ufer der Mulde. Novelle von H. Engelcke. (Fortsetzung.) Al» mit der Zeit die Aufregung der auf dem Steine befindlichen Menge sich einigermaßen beruhigt hatte, zumal die weißen Mauern de» Altenhofe» nach wie vor im Sonnenschein erglänzten, ries der Pfarrer die Anwesenden zum Gottesdienst. Nie war ein solcher wie heut auf dem Steine gehalten, nie war ein heißere», innigere- Gebet zum Himmel aufgestiegen, als h ut in der Stunde der Noth, im Anblick der Gefahr. Nie ward aber auch eine Andacht in so entsetzlicher Weise unterbrochen wie heute. Denn urplötzlich erscholl au» Anna's Munde, die an Meta'» Arm am äußersten Abhang« gestanden, ein gellender Schrei. Bewußtlos glitt sie auS Meta'S Armen, die sie nicht aufrecht zu erhalten vermochte, zur Erde. Der Pfarrer unterbrach seine Rebe, und als man herunter in die Tiefe spähte, da sah man, wie der Strom eine dunkle Masse an den großen Weidenbusch angeirieben hatte. Jetzt tauchte sie unter, jetzt wieder auf, jetzt wendete sie sich um, jetzt spritzten und zerthellten sich an ihr die Wogen, jetzt wurde sie überfluthet, jetzt verschwand sie vor den St. Petersburg, Berlin, Wien und Rom über die EScadreentsendung u»d derselbe ergab, wie sich der Telegraph aurdrückt, eine übereinstimmende Auflassung aller Mächte. Zweifellos wird dieselbe materiell darin bestanden haben, daß die Flottendemonstration da» Aeußerste sei, wa» man den Westmächten nachsehen dürfe. Jede Fortsetzung eigenmächtiger Action würde also den Widerspruch »wischen der westmächtlicheu uud der ostmächtlichen Auffassung ersichtlicher machen und vertiefen. Diese Uebereinstimmung konnte natürlich den Cabineten von Pari» und London nicht fremd bleiben und dieselben sahen sich daher, obwohl bereit- nahe am Ziel und der Aussicht lebend, Arabi Bey zu beseitigen, vor die Alternative gestellt, entweder die zwecklos gewordene Demonstration aufzugeben und die Schiffe zurückzubeordern, oder letztere gegen den Willen der Ostmächte in Aegypten eingreisen zu lassen. In gleicher Weise vermochte die Pforte au- dem Thun Arabi Bey'S Gewinn zu ziehen. Arabi Bey, obwohl ein lediglich eigennützige Zwecke verfolgender Abenteurer, vermochte eine in dem Lande am Nil gegen die Westmächte gerichtete BolkSstimmung zu seinen Gunsten zu wenden. Es ist bekannt, wie England Aegypten lediglich für seine englisch-indischen Interessen, Frankreich dagegen für seine eigene Machtstellung au»- zubeuten bedacht war, während dieser Politik gegen über in Aegypten die Devise: „Aegypten für die Aegyp- ter* au-gegeben wurde. In dieser, gegen die West mächte gerichteten Opposition wird Arabi Bey, laut Meldungen Londoner Blätter, durch die Pforte unter stützt. Türkische Emissäre muntern zum Widerstande auf und die gläubigen MoSlem» stellen dem im Be sitze der Macht befindlichen Kriegsminister bedeutende Geldmittel zur Verfügung. Auf das von den Westmächten in Kairo überreichte Ultimatum antwortete Arabi Bey mit Legung von Torpedos in den Häfen an der ägyptischen Küste. DaS ägyptische Ministerium überreichte anläßlich de» Ultimatums, wie die neuesten Telegramme melden, dem Khedive seine Demission, weil die Annahme de» Ulti matum- dem einstimmigen R^the der Minister zu- widerlause und die Souveränetät-rechte de» Sul tan- verletze. Da- in Rede stehende Ultimatum stellte folgende Bedingungen: 1) die zeitweilige Ent fernung Arabi Bey» unter Beibehaltung seine- Range» und seiner Einkünfte, 2) die Entsendung Ali'S und Abdallah'» nach dem Innern, ebenfalls unter Bei behaltung ihres Ranges und ihrer Einkünfte, uud 3) die Entlassung de» gegenwärtigen Ministerium». In der Note heißt eS ferner, daß England und Frankreich die Erfüllung dieser Forderungen, wenn eS nöthig werden sollte, durchsetzen würden. Wie man sieht, besteht zwischen Arabi Bey und der Pforte eine Uebereinstimmung, die so ziemlich außer allem Zweifel ist, und die kluge, von Konstantinopel au»gehende Lei tung der ägyptischen Angelegenheit scheint, nach einem in der „National-Zeitung* enthaltenen Pariser Telegramme, Frankreich zu nöthigen, in die Cooperation mit der Türkei zu willigen, und eS haben angeblich dar aus bezügliche Besprechungen begonnen. In Pari» scheint, dem Berliner Blatte zufolge, der Wunsch vor« zuherrfchen, daß die Botschafter der Mächte in Kon stantinopel beauftragt werden, mit der Pforte den Modus und die Einzelheiten der türkischen Cooperation festzustellen; eS würde sonach eine Art Lonferenz zu sammentreten. Auch die englische Politik dürfte vielleicht, angesicht» der Kundgebungen im Parlamente und durch die immer ungünstiger sich gestaltende Lage in Irland, trotz aller Versicherungen de» Premier» Gladstone über die an gebliche Intimität der englisch-französischen Allianz, nach und nach in» Schwanken gerathen. Die Pforte nimmt unterdessen ruhig die durch die Ereignisse längst überholten Verbalnoten der Westmächte, über welche Augen. Aber da tauchte sie plötzlich abermals auf, e» war kein Zweifel, e- war ein menschlicher Körper, der am Weidenstrauche hing, ein Kopf zeigte sich über dem Wasser. Im nächsten Augenblicke kletterten die Bergleute den steilen gefährlichen Abhang herunter und waren in wenigen Minuten am Busch. Hier bil deten sie eine Kette, die jüngsten sprangen in da» Wasser, Einer an den Andern sich haltend, bi» der Aeußerste den Verunglückten erreicht und ihn ergriffen hatte. „Habt Ihr ihn?* rief der Bergrath herunter. „Ja* tönte e» herauf, „aber et sind ihrer zwei, sie halten sich fest umschlungen!* „Sind sie ertrunken oder leben sie noch?' „Beide todt*, rief die Stimme herauf, „aber nur Einer st ertrunken, der Andere hat sich den Schädel zerschmettert, er muß auf einen Felsen gefallen sein!' „Kennt Ihr sie?' „Ja, der Ertrunkene ist der Steiger Lorenz, der Andere ist der Stelzfuß vom Altenhofe!' Die Verwirrung, die jetzt auf dem Factorstein ent stand, war unbeschreiblich. Frauen und Kinder weh klagten durch einander. Der Rendant war niederge kniet und hielt die ohnmächtige Anna in seinem Arm. Meta, laut weinend, warf sich über die Freundin, der Pfarrer suchte zu trösten und zu beruhigen, aber seine Worte verhallten im Winde. Der Bergrath allein stand in eisiger Ruhe am Abhang, aber sein Gesicht war todtenbleich. So blickte er in die Tiefe. Während die Bergleute sich abmühten, die tobten Körper auf einen etwa» über dem Wasser erhöhten Abhang herauf- zuziehen, trat der Gericht-amtmann zu dem Bergrath. „Er soll sich den Schädel an einem Felsen zerschmettert
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